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Neonazismus & Neofaschismus in Deutschland von 1980 bis 2000 – Netzwerke, Strukturen, Verbindungen, Spender

von | Dez 31, 2021 | Aktuelles

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Kein Vergeben, kein Vergessen!

Vorwort

Die achtziger Jahre waren wie die sechziger und siebziger Jahre von einem Erstarken rechtsextremer und neonazistischer Positionen in der BRD, aber auch in der DDR geprägt. Dazu gehört auch die verstärkte Gewalt durch neonazistische Gruppen, darunter auch terroristische Gruppen wie diverse Wehrsportgruppen. Auch die Gründung neonazistischer Parteien wie die FAP fällt in diesen Zeitraum. In der Wendezeit stärkten gerade neonazistische Kader aus dem Westen der Republik sehr schnell den schon vorhandenen fruchtbaren Boden in der DDR. Es wäre aber eine absolute Fehlbehauptung zu sagen, dass es keinen Neonazismus in der DDR gab. Die Mär wurde von der Stasi und dem DDR-Regime perfider Weise  so auferlegt. In der DDR gab es Neonazis, Rechtsextremismus, Antisemitismus, und schon lange vor der Wendezeit und er gedieh in der DDR stärker auch durch staatliche Deckung. Davon profitiert bis heute jede einzelne rechtsextreme Partei, auch die AfD.

Inhaltsverzeichnis: 

  • 1980er 
    • Die Deutsche Freiheitsbewegung e.V. (DDF) 
    • Die FAP -Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei 
    • KAH – Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers 
    • Christian Worch 
    • Gottfried Küssel 
    • Bela Ewald Althans 
    • Die Rechtsextreme Szene der achtziger Jahre am Beispiel Göttingen (Sehr umfassende Übersicht!)
  • Die 1990er Jahre
    • Heimattreue Deutsche Jugend
    • Tino Brandt und der NSU

Teil 1 der Recherche bis 1980:

Neonazismus & Neofaschismus in Deutschland von 1945 bis 1980 – Netzwerke, Strukturen, Verbindungen, Spender

Das komplette Quellenverzeichnis haben wir aufgrund der Länge des Artikels und der Länge des Quellenverzeichnisses hier ausgelagert.

1980er

Wie im Vorwort schon erwähnt sind die achtziger Jahre davon geprägt, dass die rechtsextremen Strukturen vielfach starken Zuspruch erhalten. Die Szene wurde gewalttätiger, in der Wendezeit bekam die schon vorhandene rechtsextreme Szene im Osten sogenannte Schützenhilfe, direkt nach der Maueröffnung waren die Kader verschiedenster Gruppierungen und Parteien aus der westdeutschen Szene direkt vor Ort. Wurden von der rechtsextremen ostdeutschen Szene mit offenen Armen aufgenommen, und wunderten sich über die tausenden von Unterstützer die man in Westdeutschland nicht hatte.

Die Deutsche Freiheitsbewegung e.V. (DDF)

Die Deutsche Freiheitsbewegung e.V. – Der Bismarckdeutsche, Später nur noch Die Deutsche Freiheitsbewegung e.V. (DDF), wird im September 1983 von Otto Ernst Remer gegründet. Als Jugendorganisation existiert die Bismarck-Jugend, die zunächst von Bela Ewald Althans, ab Ende 1989 von Thomas Fink geleitet wird, die jedoch spätestens nach Finks Tod 1992 nicht mehr in Erscheinung trat. 1987 wird der Landesverband Baden-Württemberg der DDF gegründet.

Gründung: 1983

Zahl der Mitglieder:100-200

Funktionärinnen: Otto Ernst Remer (Ehrenvorsitzender), Georg Albert Bosse (Vorsitzender), Gerd Festerling (stellvertretender Vorsitzender 1991)

Neben der Bundesorganisation versucht die DDF, Lesekreise ihrer Zeitschrift Recht und Wahrheit (RuW) als lokale Struktur zu etablieren. Im Juli 1989 löst Georg Albert Bosse Remer als Vorsitzender ab, Remer bleibt Ehrenvorsitzender.

Den Mittelpunkt der Aktivitäten der DDF bildet die zweimonatliche Herausgabe der Zeitschrift Recht und Wahrheit (RuW). Daneben werden (halb-)jährlich mehrtägige Lesertreffen von RuW durchgeführt. Referenten auf diesen Tagungen, die von Hille Bosse organisiert werden, waren neben der DDF-Führung u.a. Wolfgang Juchem, Alexander Hoyer, Helmut Brückmann, Udo Walendy, Arnold Neugebohm, Max Wahl, Ilse-Carola Salm, Erhard Kemper.

1990 wird die Geschäftsstelle von Bad Kissingen nach Wolfsburg, dem Wohnort Bosses, verlegt, im Juli werden Remer und Bosse wegen Verwendens, Verbreitens und Vorrätighaltens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen zu Geldstrafen verurteilt. Anlass war die Ausgabe 3-4/1989 von RuW, in der u.a. der Geburtstage von Adolf Hitler, Rudolf Heß und Erich Ludendorff gedacht wurde. 1994 wird das Lesertreffen im Herbst durch eine Rundreise mit kleineren Veranstaltungen von Bosse und verschiedenen Referenten ersetzt, Bosse wird wegen antisemitischer und NS-apologetischer Äußerungen in RuW Nr.6/1993 erneut verurteilt. Im März 1995 wird Christian Worch auf dem Lesertreffen verhaftet, da er nach Polizeiangaben als Redner auftreten sollte.

PeriodikaRecht und Wahrheit erschien seit 1989 zweimonatlich mit einer Auflage von 2.000-3.000 Exemplaren; der Vorgänger Der Bismarck-Deutsche erschien 1984-1989 monatlich.

RuW erscheint alle zwei Monate mit 40 Seiten im DIN A4-Format. Eine Ausgabe kostet 10 DM. Sie ist offen neofaschistisch und besteht hauptsächlich aus mehrseitigen Aufsätzen zu den Themen Zweiter Weltkrieg, Nationalsozialismus, Leugnung des Holocaust, Europa, Finanzpolitik, Geschichte allgemein, antisemitische Verschwörungstheorien u.a. RuW wird 1985 von -> Otto Ernst Remer als Zeitschrift der neugegründeten DDF-Der Bismarckdeutsche unter dem Namen Der Bismarck-Deutsche gegründet und erscheint anfangs monatlich. Zunächst sind einige Seiten für die DDF-Jugendorganisation als Mitteilungen der Bismarck-Jugend reserviert. 1987 ist für kurze Zeit Gerd Zikeli verantwortlich für den Bismarck-Deutschen. 1989 löst Georg Albert Bosse Otto Ernst Remer als Herausgeber ab. Im März wird der Name in Recht und Wahrheit geändert. In regelmäßigen Anzeigen wird für die Historischen Tatsachen von -> Udo Walendy, Die Bauernschaft und den -> Stahlhelm e.V. geworben.

In den Anfangsjahren vertrat die DDF noch national-neutralistische Positionen und propagierte eine Annäherung an die Sowjetunion, was der Organisation und v.a. Remer starke Kritik aus dem rechtsextremen Lager einbrachte. Inzwischen zeigt sie offen ihre neofaschistische Ideologie, in ihren programmatischen Artikeln in RuW überwiegt der Antisemitismus, oft in Verbindung mit Verschwörungstheorien über internationale Geheimgesellschaften, Freimaurer und »Hochfinanz«, die die Macht der Welt in den Händen hielten, die Rehabilitierung des Nationalsozialismus und die Ablehnung der Europäischen Union mit der Forderung nach einer Neuerrichtung des Deutschen Reiches.

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestages des Kriegsendes schrieb Bosse: »(…) Nach dem endgültigen Sieg über das freiheitsbewußte Deutschland war der Weg endlich frei geworden zur lange vorhergeplanten Eine-Welt-Herrschaft. Nur – ob sie sich da nicht irgendwie täuschen, die Macher der Neuen Weltordnung? Wir aufgeklärten Deutschen überlassen ihnen jedenfalls nicht kampflos das Feld! Wir treten ihnen entgegen und reißen ihnen die Maske vom Gesicht!«

Die DDF verfügt über weitreichende Verbindungen im neofaschistischen Lager. An den Lesertreffen nehmen neben Funktionären des Stahlhelm e.V. und der Deutschen Kulturgemeinschaft/Berliner Kulturgemeinschaft Preußen e.V. auch Mitglieder der verbotenen Nationalistischen Front teil. Für Meinolf Schönborn veröffentlichte RuW nach dem Verbot 1993 einen Spendenaufruf, Bosse bedankte sich später für die zahlreich eingegangenen Gelder der RuW-Leserschaft. Seit einigen Jahren taucht auch Christian Worch auf DDF-Treffen auf, dessen Nationale Liste von der DDF bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft 1993 unterstützt wurde. Er organisierte im September 1993 auch den Schutz für das RuW-Lesertreffen.

Die DDF hat das von Remer vorgegebene Ziel der Sammlung der »nationalen Kräfte« außerhalb der NPD nicht erreicht. Die Lesertreffen von Recht und Wahrheit sind bundesweite Treffpunkte für neofaschistische Führungspersonen und gelten als Schnittstelle der verschiedenen Generationen.

Verbindungen: Die Deutsche Freiheitsbewegung e.V. (DDF) hatte unteranderem Kontakt zu Karl Polacek und Thorsten Heise, so auch zur FAP. Siehe auch weiter unterhalb Althans.

Die FAP -Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei

Die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (Kurzbezeichnung: FAP) war eine rechtsextreme Kleinstpartei in der Bundesrepublik Deutschland, die 1979 durch Martin Pape gegründet wurde.

FAP, Europawahl 1989, Bild 1 [Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart]

Ohne Wahlerfolge galt sie als seinerzeit größte militant-neonazistische Organisation in Deutschland.

1995 wurde sie nach Vereinsrecht durch das Bundesministerium des Innern verboten, nachdem das Bundesverfassungsgericht 1994 Verbotsanträge wegen fehlender Parteieigenschaft abgelehnt hatte.

Übersicht FAP aus der Broschüte Kampf der FAP

Gründung: 1979

Verbot: 24. Februar 1995

Sitz: Halstenbek bei Hamburg

Zahl der Mitglieder: ca. 1000.

Übersicht FAP aus der Broschüte Kampf der FAP

Funktionäre: Friedhelm Busse (Bundesvorsitzender), Siegfried Borchardt und Amdt-Heinz Marx (Stellvertreter), Glenn Goertz (Schatzmeister/Geschäftsführer); Landesvorsitzende: Glenn Goertz (Schleswig-Holstein), Andre Goertz (Hamburg), Thorsten Heise (Niedersachsen), Siegfried Borchardt (Nordrhein-Westfalen), Carsten Dost (Hessen), Falco Schüssler (Bayern), Josef Rösch (Baden-Württemberg), Lars Burmeister (Berlin-Brandenburg), Bernd Rittmann (Sachsen), Klaus Acker (Rheinland-Pfalz), Andreas Eich (Saarland)

Übersicht FAP aus der Broschüte Kampf der FAP

Struktur: Die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) wurde 1979 als Splitterpartei von Martin Pape gegründet. Zu Bedeutung gelangte die FAP 1984, als Mitglieder der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) nach einem Aufruf Michael Kühnens in die FAP eintraten.

Sie bauten bundesweit Strukturen auf und dominierten bald die Partei. Pape blieb zwar bis 1988 Bundesvorsitzender, war aber faktisch einflußlos. 1986 spaltete sich die FAP, als sich ein Großteil der FAP-Funktionäre um Jürgen Mosler und Volker Heidel von Kühnen aufgrund seiner Homosexualität lossagt.

Im November 1988 wurde Busse von dem Kühnen-feindlichen Flügel zum Bundesvorsitzenden gewählt. Erst ab 1989 entspannte sich die Situation, die Anhänger Kühnens verließen weitestgehend die Partei. Mitte 1989 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Busse und einem Flügel um Michael Swierczek und Mosler, die Busse einen chaotischen Führungsstil vorwarfen. 1990 wurde Busse wiedergewählt, Mosler und Swierczek verließen die Partei, Swierczek gründete daraufhin die Nationale Offensive. 1995 entschied das Bundesverfassungsgericht, daß es sich bei der FAP nicht um eine Partei im Sinne des Grundgesetzes handelt, der Bundesinnenminister verbietet sie daraufhin am 24. Februar 1995. Die FAP rekrutierte sich größtenteils aus der neofaschistischen Bonehead-Subkultur. Ihre regionalen Schwerpunkte lagen im Ruhrgebiet, Niedersachsen und Berlin. 1985 wurde die Freie Betriebszellen-Organisation, die Die Werkschar herausgab, gegründet. Für weibliche Mitglieder existierte die FAP-Frauenschaft.

Das Netzwerk der FAP am Beispiel Karl Polacek und Thorsten Heise

Aktivitäten: Die FAP trat hauptsächlich mit Propaganda-Aktionen in der Öffentlichkeit auf. Sie nahm an den jährlichen Rudolf Heß-Gedenkmärschen teil, führte eigene Aufmärsche durch und beteiligt sich mehrmals erfolglos an Wahlen.

Thorsten Heise beim FAP Aufmarsch am 1 Mai 1993 in Berlin – Quelle AntifaInfoblatt: https://www.antifainfoblatt.de/artikel/fap-aufmarsch-am-1-mai-1993-berlin

Darüberhinaus traten Mitglieder und Sympathisanten immer wieder durch gewalttätige Aktionen in Erscheinung. FAP-Funktionäre waren an der Anti-Antifa-Kampagne beteiligt.

Thema „Anti-Antifa“ Quelle AntifaInfoblatt: In den letzten Wochen versuchten Neonazis ihre Anhänger in antirassistischen, antifaschistischen Zusammenhängen in Frankfurt/Main und Aschaffenburg einzuschleusen. Eine von ihnen war Inger Preßmar aus Langen. Seit 1987 politisch aktiv, gehörte sie in den folgenden Jahren zum engeren Kreis der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) in Frankfurt/Langen und der „Deutschen Frauen Front“ (DFF). Bereits 1987 gehörte sie zum politischen Zirkel um die GdNF den Frankfurter „Freundeskreis Germania“. 1987 verlobte sie sich mit dem bekannten Neonazifunktionär Wolfgang Hess und bewohnte mit dem „Neonaziführer“ Michael Kühnen das Haus Lupinenweg 37 (»Höllenhaus«) in Frankfurt. Nach eigenen Angaben wurde Preßmar im Oktober 1992 aus der Kameradschaft Frankfurt ausgeschlossen und unterhielt fortan Kontakte zur Führung der neonazistischen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) in Hessen und Bayern.

Mitte Januar bot sich Inger Preßmar verschiedenen Antifa-Info-Telefonen als „Informantin“ über ein angebliches Treffen des im Raum Aschaffenburg aktiven, neonazistischen „Deutschen Freundeskreis“ am 23. Januar 1993 an. Zu diesem Zweck brachte sie mit ihrem vermutlichen Auftraggeber Falko Schüßler zusammen einen »Antifa-Rundbrief« in Umlauf, der mit »Autonome Antifaschistinnen Aschaffenburg« unterzeichnet war. In diesem Schreiben wurde dazu aufgerufen, an besagtem Tag die Wohnung von Falko Schüßler zu blockieren.

Falko Schüßler aus Großostheim bei Aschaffenburg ist FAP-Landesvorsitzender in Bayern. Die Aschaffenburger FAP, die von ihm aufgebaut wurde und geführt wird, zählt zu den aktivsten Kameradschaften. Bekannt ist sie vor allem durch ihre Gewalttätigkeit. Schüßler selbst ist einer der Angeklagten im Stuttgarter »ANS/NA-Prozeß«, in dem Neonazi-Führungspersonen wegen Weiterführung der verbotenen ANS/NA vor Gericht stehen.

Schüßler verfaßte vermutlich eine fingierte Einladung der FAP zu diesem angeblichen Treffen, welche von Preßmar wiederum antifaschistischen Zusammenhängen »zugespielt« wurde. Dieses Treffen fand nicht statt, es war auch nie geplant gewesen. Da die Sache bis zum Himmel stank, waren keine AntifaschistInnen vor Ort. Die einzige Person, die da war, war Preßmar. Ob es sich bei dieser Täuschung »nur« um ein Ablenkungsmanöver von dem FAP- Landesparteitag am 30. Januar 1993 in Aschaffenburg oder um eine tatsächliche Falle handelte, wissen regionale Antifa-Strukturen nicht genau. Bei einer Kontaktaufnahme mit AntifaschistInnen in Frankfurt/Main gab sich Preßmar als ausstiegwilliges Mitglied der FAP aus und bot sich generell als „Informantin“ an.

In mehreren Städten wurden die Nationalen Infotelefone von FAP-Mitgliedern betrieben. 1991 wird die Bundesgeschäftsstelle von Oberhausen nach Halstenbek verlegt, ab 1995 war geplant das sie nach Berlin umziehen sollte.

Frank Steffen (2.v.l. mit schwarzem Hemd) und Norbert Weidner (2.v.r.) beim Neonaziaufmarsch zum Gedenken an Rudolf Heß 1993 in Fulda. – Quelle: https://www.antifainfoblatt.de/tags/fap

1992 wird Karl Polacek (Landesvorsitzender Niedersachsen) nach Österreich abgeschoben. 1993 stellt Bundesinnenminister Kanther einen Verbotsantrag, in der Folgezeit lösen sich sämtliche Kameradschaften in Nordrhein-Westfalen, Bonn und Hamburg und Umgebung offiziell auf.

Ein Spruchband mit der Aufschrift „Die FAP bleibt in Mackenrode“ brachte Neonazi Karl Polacek (56) das Aus: Polizisten nahmen den Landesvorsitzenden der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) fest, als er gestern gegen 9 Uhr das Transparent an seinem Haus in Mackenrode anbringen wollte. Nur gut eine Stunde später war der als Leitfigur der norddeutschen Rechtsradikalen geltende ehemalige Holzfäller und Seemann auf dem Weg in sein Heimatland. Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) hatte seine Ankündigung vom Januar 1991 wahrgemacht, er wolle Polacek ausweisen.

1992 wird Karl Polacek durch die deutschen Behörden schließlich nach Österreich abgeschoben und findet bei dem wegen NS-Wiederbetätigung verurteilten Fritz Rebhandl unterschlupf. Polacek ist hier Herausgeber des Neonazi-Blatts „Braunauer Ausguck“ („Internes Rundschreiben an meine Kameradinnen und Kameraden zur See und an Land in aller Welt!“). Darin bezeichnete er etwa die „Skinheadbewegung“ als Speerspitze der Nation, die den „Kampf auf der Grundlage des ‚Politischen Guerillakrieges'“ führen würde. Ein wichtiger Teil des „politischen Guerillakrieges“ sei das „Führen von Archiven“ zur „Feindaufklärung“, also Tätigkeiten die mensch auch unter dem Neonazi-Schlagwort der Anti-Antifa versteht.

1995 wird die FAP verboten, dennoch wurden die Strukturen weitergeführt, bzw. schon seit 1993 in andere Zusammenhänge überführt.

Nach Berichten des Spiegels finden vor dem Verbot Gespräche zwischen Wolfgang Nahrath, Vorstandsmitglied der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), und Busse über die Übernahme von FAP-Mitgliedern in die NPD statt.In Berlin-Brandenburg sind FAP-Funktionäre in die Aktivitäten der Nationalen eingebunden. Viele Kreis- und Ortsverbände der FAP bilden seit dem Verbot scheinbar unabhängige Kameradschaftszusammenhänge.

Periodika: Die FAP gab eine Vielzahl von lokalen Publikationen mit meist geringer Auflage heraus. Als bundesweite Periodika erschien Standarte, die seit 1993 als monatlich erscheinende Zeitschrift in professioneller Gestaltung vertrieben wurde. Herausgeber war Friedhelm Busse, verantwortlich zeichnete Andre Goertz. Von 1989 bis 1990 erschien die FAP-Intern als interner monatlicher Rundbrief mit Michael Swierczek als Verantwortlichen. Als Nachfolge diente bis 1993 die Neue Nation mit dem Herausgeber und Verantwortlichen Friedhelm Busse.

Programmatik: Seit der Übernahme der FAP durch die Mitglieder der ANS/NA trat sie offen neofaschistisch auf, die rassistische Hetze und die Rehabilitierung des Nationalsozialismus – »(…) erst nach 1933 hatte ein deutschdenkender Mensch überhaupt die Möglichkeit erhalten, seine politischen Vorstellungen offen zu äußern«[3] – standen im Mittelpunkt ihrer Programmatik.

Zusammenarbeit: Die FAP arbeitete v.a. mit anderen neofaschistischen Organisationen zusammen, seit dem Tod Kühnens 1991 gab es auch wieder bessere Kontakte zu Gruppen der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front. Gute Verbindungen bestehen nach wie vor in die rechte Bonehead-Szene. Einzelne Landes- und Kreisverbände haben sich verstärkt in organisationsübergreifenden Bündnissen – wie zusammen mit Mitgliedern der Wiking Jugend, der Deutschen Liga für Volk und Heimat u.a. – im Frankenrat oder in der Initiative Gesamtdeutschland in Bonn engagiert.

Bedeutung: Die FAP war bis zu ihrem Verbot 1995 die größte neofaschistische Organisation in Deutschland. Im Gegensatz zu Kaderorganisationen wie der Nationalistischen Front als breite Sammlungsorganisation konzipiert, zog sie mit ihrem militanten Aktionismus und ihrer einfachen Programmatik vor allem Jugendliche an, rekrutierte neue Mitglieder und sicherte dem Neofaschismus durch provozierende Auftritte Medienpräsenz.

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KAH – Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers

Das Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH) wird auf Betreiben Michael Kühnens als Nachfolgestruktur der 1983 verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/ Nationale Aktivisten (ANS/NA) gegründet. Dieses bildete den inneren Kreis der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF). Im »Bewegungsstreit« 1986 spaltete sich die Mehrheit unter Beibehaltung des Namens von der GdNF ab. Das KAH  war nach dem Führerprinzip ausgerichtet und in Sektionen, Gaue, Kameradschaften sowie elf Referate gegliedert. Bedeutung erlangten das Referat für Sicherheit, das Sonderreferat Deutsches Jugendbildungswerk (DJBW) und das Referat Ausland.

Das KAH wirkte über legale Wahlparteien und Vorfeldorganisationen. Die bedeutendsten Gruppen waren die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) und die Nationale Offensive (NO). Ein Schwerpunkt war die Unterstützung der wegen der Fortführung der verbotenen ANS/NA Angeklagten im sogenannten »Stuttgarter Bewegungsprozeß« (1991-1994).

Die ANS/NA

Die Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS) wurde von Michael Kühnen (1955-1991), dem prominentesten Neonazi Deutschlands in den 1970er und 1980er Jahren, gegründet und geleitet. Kühnen wurde unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Armee 1977 in der rechtsextremen Szene aktiv.

Christian Worch auf einer ANS-Veranstaltung – Bildquelle: https://docplayer.org/9905293-1974-1994-20-jahre-neonazis-in-hamburg.html

Am 8. Mai 1977 gründete er zusammen mit zwei anderen Rechtsextremisten eine Unterorganisation der in den USA ansässigen NSDAP-Aufbauorganisation (NSDAP/AO) von Gary Lauck.

Kühnens „SA-Sturm Hamburg“ versuchte, die paramilitärische Sturmabteilung der NSDAP zu kopieren, und unterstützte als Mutterorganisation die antisemitischen Rassengesetze des Dritten Reiches. Am 26. November 1977 wurde aus dieser Unterorganisation die Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS).

Die ANS erlangte einen Ruf für provokative Aktionen und erregte 1978 viel Aufmerksamkeit, als ihre Mitglieder nach einer „Gerechtigkeit für Hitler“-Kundgebung mit der Polizei zusammenstießen.

In den Jahren 1977 und 1978 raubten ANS-Mitglieder eine Reihe von Banken aus und stahlen Waffen aus Militärbasen. Wegen der Planung von Bombenanschlägen auf NATO-Einrichtungen und eine Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen sowie wegen des Plans, Hitlers ehemaligen Stellvertreter Rudolf Hess aus dem Gefängnis zu befreien, wurden sechs Mitglieder verhaftet und zu elf Jahren Haft verurteilt.

In dieser Übersicht sieht man einige Informationen zum Plan Rudolf Hess zu befreien und zu den Banküberfällen.

Hier sind weiter folgende Informationen zum Plan Rudolf Hess zu befreien.Dies und viele andere Anklagepunkte führten zum Bückeburger Prozess.

Kühnen selbst wurde 1979 inhaftiert, nachdem er wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung angeklagt worden war.

Gary Lauck (links) und Michael Kühnen (rechts) um 1990/1991.

Der Bückeburger Prozess: Wehrsportgruppe Rohwer, Wehrsportgruppe Werwolf  und der Aktionsfront Nationaler Sozialisten

Der Bückeburger Prozess war ein Gerichtsverfahren im Jahr 1979 gegen mehrere Rechtsextremisten der Wehrsportgruppe Rohwer sowie aus dem Umfeld der Wehrsportgruppe Werwolf und der Aktionsfront Nationaler Sozialisten um Michael Kühnen. In diesem Verfahren wurden zum ersten Mal Rechtsextremisten in Deutschland als Terroristen verurteilt.

Der Prozess wurde im Mai 1979 vor dem Dritten Strafsenat des Oberlandesgerichts Celle in Bückeburg eröffnet. Im Rahmen der 40-tägigen Verhandlung gegen die Angeklagten Michael Kühnen, Manfred Börm, Lothar Schulte, Lutz Wegener, Uwe Rohwer und Klaus-Dieter Puls wurden zwölf Gutachter und 132 Zeugen gehört. Darunter befand sich auch der amerikanische Neonazi Gary Lauck, der von den deutschen Strafverfolgungsbehörden gesucht wurde, dem aber für seine Einreise Immunität gewährt wurde.**Dabei wurde im Prozess der Nachweis erbracht, dass auch Raubüberfälle zur Mittelbeschaffung zu den Aktivitäten der Gruppen zählten.***

** American Jewish Yearbook, 1981, S. 210.

*** Wolfgang Benz (Hrsg.): Rechtsradikalismus: Randerscheinung oder Renaissance?. Fischer-Verlag, Frankfurt, 1980, S. 9–40.

Am 22. November 1977 hatten zwei Angeklagte eine Kaserne in Wentorf bei Hamburg überfallen und das HK G3-Sturmgewehr des Wachhabenden erbeutet. Im Dezember wurde durch die Gruppe ein Kölner Bauunternehmer überfallen und eine Sparkasse in Hamburg ausgeraubt. Im Februar 1978 war ein schwerbewaffneter Überfall auf niederländische Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Bergen erfolgt, bei dem Börm und vier andere Angeklagte vier Uzi-Maschinenpistolen und Munition erbeuteten. Geplant waren durch die Gruppe in der Folge die Befreiung von Rudolf Heß, die Ermordung von Beate und Serge Klarsfeld sowie ein Anschlag auf die Gedenkstätte im KZ Bergen-Belsen.****

**** Andrea Röpke, Andreas Speit: Blut und Ehre: Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland. Ch. Links Verlag, 2013, S. 14f.

Die Urteile ergingen am 13. September. Bei Schulte, Wegener, Röhwer und Puls sah das Gericht die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung als erwiesen an. Sie erhielten wegen verschiedener Überfälle und Gewalttaten Haftstrafen zwischen acht und elf Jahren. Börm, der an weniger Aktionen der Gruppe beteiligt war, wurde – unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen (nicht terroristischen) Vereinigung – zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Der 24-jährige Kühnen erhielt vier Jahre Freiheitsentzug für Straftaten der Volksverhetzung, der Aufstachelung zum Rassenhass und der Gewaltverherrlichung. Es wurde festgestellt, dass es sich bei der von Kühnen gegründeten Aktionsfront Nationaler Sozialisten um eine Nachfolgeorganisation der NSDAP handelte.

Trotz Kühnens Inhaftierung setzte die ANS ihre Aktivitäten fort und schloss sich kurz nach seiner Freilassung im November 1982 mit Thomas Brehls Gruppe der „Nationalen Aktivisten“ zur Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) zusammen.

Die neue Gruppe, die offiziell am 15. Januar 1983 gegründet wurde, stand unter der Leitung von Michael Kühnen. Die ANS/NA sollte nur bis zum 24. November 1983 bestehen, dann wurde sie vom Bundesinnenminister verboten, einschließlich ihrer Untergruppen „Aktion Ausländerrückführung“ und „Freundeskreis Deutsche Politik“.

Gründung des KAH

Das Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers wurde als Nachfolgeorganisation der ANS/NA ins Leben gerufen. Das Komitee wurde 1984 in einer Kneipe an der Puerta del Sol in Madrid gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Thomas Brehl, Michael Kühnen, Léon Degrelle und Michael Caignet sowie weitere Neonazi-Funktionäre aus Europa.

Degrelle, während der Nazizeit Führer der belgischen SS-Freiwilligenlegion „Wallonie“ und höchstdekorierter Ausländer, wurde nach 1945 in Belgien in Abwesenheit zum Tode verurteilt, fand aber Zuflucht im faschistischen Spanien. Er sollte Ehrenpräsident des CHB werden.

Neben Degrelle sorgte Walter Matthaei („Capitan Walter“) für die nötigen Kontakte auf internationaler Ebene, insbesondere zu spanischen Faschisten. Matthaei, ein ehemaliger Hauptmann im Reichssicherheitshauptamt, war nach dem Krieg „Reichsjugendführer“ der 1952 verbotenen Sozialistischen Reichspartei und Mitbegründer der Wiking-Jugend. Nach einem 30-jährigen Aufenthalt in Spanien kehrte er 1987 in die Bundesrepublik zurück und schloss sich der neonazistischen FAP an. Matthaei stellte den Kontakt der deutschen Neonazis zum militanten CEDADE (Circulo de amigos de Europa) mit Sitz in Barcelona her. Schätzungen zufolge hatte CEDADE rund 3.000 Mitglieder mit militärischer Ausbildung.

Das KAH hatte eine gesamteuropäische Ausrichtung und sollte als Drehscheibe für verschiedene rechte Parteien und Gruppen fungieren. Zu den bekanntesten gehörten die Fasceaux Nationalistes Européens (Frankreich), die National Socialist Irish Workers Party (Irland), die National Socialist Party of the United Kingdom (Vereinigtes Königreich), der Vlaamse Militanten Orde (Belgien) und die Nationale Front (Österreich). In Deutschland unterstützten vor allem die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) und die Nationale Offensive (NO) das KAH. **

**“Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers,“ in Thomas Grumke and Bernd Wagner (Ed.), Handbuch Rechtsradikalismus (Opladen: Leske + Budrich, 2002), 401–402.

Das Programm des KAH orientierte sich an dem der ANS/NA und der NSDAP-AO des US-amerikanischen Rechtsextremisten Gary Lauck. Das KAH war von der Außenwelt abgeschottet; Richtlinien und Schulungsunterlagen waren nur dem inneren Kreis zugänglich. Öffentliche Foren waren Zeitschriften der im Komitee organisierten Vereine, wie der „Deutsche Beobachter“ der NO. Es fanden europaweite Treffen statt, die zu einer Intensivierung der Kontakte innerhalb der europäischen Neonazi-Szene führten.**

**“Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers,“ in Thomas Grumke and Bernd Wagner (Ed.), Handbuch Rechtsradikalismus (Opladen: Leske + Budrich, 2002), 401–402.

Das KAH hatte eine strenge Hierarchie und war in vier Regionen mit unterschiedlichen Sektionsleitern unterteilt: Sektionsleiter West: Jürgen Mosler (FAP), Sektionsleiter Nord: Thomas Wulff, genannt Steiner (FAP), Sektionsleiter Mitte: Peter Müller (ANS-Leiter Frankfurt), Sektion Süd: Michael Swierczek (ehemaliger Vorsitzender der Jungen Nationaldemokraten). Siegfried Borchardt aus Dortmund und Christian Malcoci vom „Widerstand West“, genannt „SS-Siggi“, sowie Bela Ewald Althans waren Funktionäre des KAH.

Eine der Koordinationsstellen befand sich in Frankfurt, wo Kühnen nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ein neues Hauptquartier eröffnet hatte. Dort arbeitete er mit seinen Mitstreitern zusammen, darunter die berüchtigten Neonazis Thomas Brehl und Christian Worch.

Hitlers Geburtstag am 20. April 1989 wurde wegen des großen Medieninteresses nur von einem kleinen Kreis von rund 50 Neonazis in der Nähe von Schloss Breuberg im Odenwald gefeiert, an dem Kühnen wegen einer Blinddarmoperation nicht teilnehmen konnte.

1995 wurde das KAH als Nachfolgeorganisation der ANS/NA im so genannten „Stuttgarter Bewegungsprozess“ verboten.** In dem Verfahren vor dem Landgericht Stuttgart gegen die Gründer das KAH forderte der bekannte Neonazi-Aktivist und Rechtsanwalt Jürgen Rieger die Vernehmung von 500 Zeugen, woraufhin er als Pflichtverteidiger abgelöst wurde.

**“Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers,“ in Thomas Grumke and Bernd Wagner (Ed.), Handbuch Rechtsradikalismus (Opladen: Leske + Budrich, 2002), 401–402.

Aktionsfront Nationaler Sozialisten (1977-1983)

Aus dieser Untergruppe ging im November 1977 die neonazistische Organisation „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS) hervor, die Worch mit aufbaute.

Bei der Gründung der Gruppe erklärte Kühnen: „Wir sind eine revolutionäre Partei, die sich der Wiederherstellung der Werte des Dritten Reiches verschrieben hat“, und nahm eine Version der Nazi-Flagge als Emblem ihrer Organisation an, bei der das Hakenkreuz umgedreht wurde, so dass die Zwischenräume schwarz sind und das eigentliche Kreuz mit dem Hintergrund verschmilzt. (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 196-197.)

Flagge der ANS/NA

Die ANS fetischisierte die Nazipartei und Ernst Röhms „Sturmabteilung“ (SA), deren Habitus und Ideologie sie übernahm, einschließlich der Unterstützung der Rassengesetze des Dritten Reiches. Um Wissen aus erster Hand von der „alten Garde“ zu erhalten, suchte die ANS den Kontakt zu Veteranenorganisationen der Waffen-SS, indem sie beispielsweise eine Delegation zu den vom Orden der flämischen Militanten organisierten internationalen Neonazi-Kundgebungen in Diksmuide schickte und eng mit der Wiking-Jugend zusammenarbeitete, einer Organisation, die sich in den Fußstapfen der Hitlerjugend sah.(Lee, The Beast Reawakens, 198.)

Die ANS wurde 1978 durch eine umstrittene Presseveranstaltung bekannt, an der Worch teilnahm, als mehrere Neonazis mit Eselsmasken durch Hamburg marschierten und Plakate mit unverhohlen antisemitischen Parolen trugen, wie z. B. „Ich, Esel, glaube immer noch, dass in Auschwitz Juden zu Tode vergast wurden“.

Presseveranstaltung organisiert von Christian Worch – Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=QsQsgei98sk 

Dazu empfehlen wir die Dokumentation „Wahrheit macht frei – Dokumentation über Neonazis & Holocaustleugner, Deutschland“.

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In den Jahren 1977 und 1978 raubten ANS-Mitglieder eine Reihe von Banken aus und stahlen Waffen aus Militärstützpunkten. Unter dem Vorwurf, Bombenanschläge auf NATO-Einrichtungen und eine Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen geplant zu haben und den ehemaligen Nazi-Politiker Rudolf Hess aus dem Gefängnis befreien zu wollen, wurden sechs Mitglieder festgenommen und zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.

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Kühnen selbst wurde 1979 wegen Aufstachelung zu Rassenhass und Gewalt inhaftiert, nachdem ihm die Gründung einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt worden war. Nach Kühnens Inhaftierung übernahm Worch die Leitung der ANS. Im Jahr 1980 wurde Worch jedoch mehrfach verurteilt, unter anderem wegen seiner Teilnahme an einer Razzia, die zu einer dreijährigen Haftstrafe zusammengefasst wurden. Seine Verteidigung wurde von dem rechtsextremen Prominentenanwalt Jürgen Rieger geführt.3

1981 wurde Johannes Bügner, ein ehemaliges Mitglied der ANS, von fünf ANS-Mitgliedern ermordet, weil er aus der Gruppe ausgetreten und angeblich schwul war.9 Unter den fünf Tätern war auch der Neonazi Michael Frühauf, der im Prozess behauptete, er habe mit dem Hamburger Verfassungsschutz zusammengearbeitet, also dem Inlandsgeheimdienst. Sein Verbindungsmann habe ihm Straffreiheit zugesichert, wenn er sich nicht aktiv an Straftaten beteilige. Die beiden Haupttäter, darunter Frühauf, wurden jedoch zu lebenslanger Haft verurteilt, die drei Mitangeklagten zu geringfügigen Haftstrafen.

Christian Worch

Christian Worch (*1956) ist einer der führenden deutschen Neonazi-Kader seit den späten 1970er Jahren und Gründer der rund 600 Mitglieder starken deutschen rechtsextremen Partei Die Rechte (DR) im Jahr 2012. Die DR hat direkte Verbindungen zu einigen der berüchtigsten Elemente der rechtsextremen Szene in Deutschland. Worch wurde bereits mehrfach wegen Straftaten wie Körperverletzung, Volksverhetzung und Verbreitung von Nazi-Propaganda verurteilt.

Biografie

Worch wuchs in Hamburg-Hamm auf und ist gelernter Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter. Durch eine Erbschaft von Immobilien und Kapital wurde Worch in jungen Jahren zum Millionär. Über Worchs Kindheit und Jugend ist wenig bekannt, aber bereits 1974 wurde er in der Hamburger Neonazi-Szene aktiv. ( Jens Mecklenburg, Handbuch Deutscher Rechtsextremismus (Elefanten Press, 1996), 543-544.)

Im Jahr 1977 schloss sich Worch den Kreisen um den damals bekanntesten deutschen Neonazi Michael Kühnen (1955-1991) an. Kühnen hatte in diesem Jahr mit anderen Rechtsextremisten die Neonazigruppe „SA-Sturm Hamburg“ gegründet, eine Unterorganisation der neonazistischen NSDAP-Aufbau- und Auslandsorganisation (NSDAP/AO) von Gary Lauck mit Sitz in den USA, die sich in den Fußstapfen der NSDAP sieht.

Im November 1974 war Lauck als Redner auf einer NSDAP-Veranstaltung in Hamburg aufgetreten, wurde jedoch festgenommen und mit Ausreiseverbot belegt. 1976 gelang Lauck die illegale Einreise nach Deutschland, wurde aber in Mainz erneut festgenommen und zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt.(Mecklenburg, Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, 486-487.)

Die NSDAP/AO war besonders aktiv im Druck und in der Verbreitung von NS-Propaganda wie Adolf Hitlers Mein Kampf oder dem antisemitischen Propagandafilm Der Ewige Jude, der in Deutschland, nicht aber in den USA, strafbar ist.

Michael Kühnen und Gary Lauck, interviewt von Michael Schmidt, vermutlich 1990/1991. Screenshot des Dokumentarfilms Wahrheit macht frei von Michael Schmidt aus dem Jahr 1991. – Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=QsQsgei98sk 

Aktionsfront Nationaler Sozialisten (1977-1983)

Aus dieser Untergruppe ging im November 1977 die neonazistische Organisation „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS) hervor, die Worch mit aufbaute.

Bei der Gründung der Gruppe erklärte Kühnen: „Wir sind eine revolutionäre Partei, die sich der Wiederherstellung der Werte des Dritten Reiches verschrieben hat“, und nahm eine Version der Nazi-Flagge als Emblem ihrer Organisation an, bei der das Hakenkreuz umgedreht wurde, so dass die Zwischenräume schwarz sind und das eigentliche Kreuz mit dem Hintergrund verschmilzt. (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 196-197.)

Flagge der ANS/NA

Die ANS fetischisierte die Nazipartei und Ernst Röhms „Sturmabteilung“ (SA), deren Habitus und Ideologie sie übernahm, einschließlich der Unterstützung der Rassengesetze des Dritten Reiches. Um Wissen aus erster Hand von der „alten Garde“ zu erhalten, suchte die ANS den Kontakt zu Veteranenorganisationen der Waffen-SS, indem sie beispielsweise eine Delegation zu den vom Orden der flämischen Militanten organisierten internationalen Neonazi-Kundgebungen in Diksmuide schickte und eng mit der Wiking-Jugend zusammenarbeitete, einer Organisation, die sich in den Fußstapfen der Hitlerjugend sah.(Lee, The Beast Reawakens, 198.)

Die ANS wurde 1978 durch eine umstrittene Presseveranstaltung bekannt, an der Worch teilnahm, als mehrere Neonazis mit Eselsmasken durch Hamburg marschierten und Plakate mit unverhohlen antisemitischen Parolen trugen, wie z. B. „Ich, Esel, glaube immer noch, dass in Auschwitz Juden zu Tode vergast wurden“.

Presseveranstaltung organisiert von Christian Worch – Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=QsQsgei98sk 

Dazu empfehlen wir die Dokumentation „Wahrheit macht frei – Dokumentation über Neonazis & Holocaustleugner, Deutschland“.

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In den Jahren 1977 und 1978 raubten ANS-Mitglieder eine Reihe von Banken aus und stahlen Waffen aus Militärstützpunkten. Unter dem Vorwurf, Bombenanschläge auf NATO-Einrichtungen und eine Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen geplant zu haben und den ehemaligen Nazi-Politiker Rudolf Hess aus dem Gefängnis befreien zu wollen, wurden sechs Mitglieder festgenommen und zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.

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Kühnen selbst wurde 1979 wegen Aufstachelung zu Rassenhass und Gewalt inhaftiert, nachdem ihm die Gründung einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt worden war. Nach Kühnens Inhaftierung übernahm Worch die Leitung der ANS. Im Jahr 1980 wurde Worch jedoch mehrfach verurteilt, unter anderem wegen seiner Teilnahme an einer Razzia, die zu einer dreijährigen Haftstrafe zusammengefasst wurden. Seine Verteidigung wurde von dem rechtsextremen Prominentenanwalt Jürgen Rieger geführt.

1981 wurde Johannes Bügner, ein ehemaliges Mitglied der ANS, von fünf ANS-Mitgliedern ermordet, weil er aus der Gruppe ausgetreten und angeblich schwul war.9 Unter den fünf Tätern war auch der Neonazi Michael Frühauf, der im Prozess behauptete, er habe mit dem Hamburger Verfassungsschutz zusammengearbeitet, also dem Inlandsgeheimdienst. Sein Verbindungsmann habe ihm Straffreiheit zugesichert, wenn er sich nicht aktiv an Straftaten beteilige. Die beiden Haupttäter, darunter Frühauf, wurden jedoch zu lebenslanger Haft verurteilt, die drei Mitangeklagten zu geringfügigen Haftstrafen.

Mitglieder der ANS

Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF)

Die Mitglieder der GdNF entstammten den Kameradschaften der 1983 verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA).

»Die Gesinnungsgemeinschaft gruppiert sich um den Informationsbrief zur Lage der Bewegung “Die Neue Front”, nach dem sie sich benennt, und findet ihr Fundament in den Leserkreisen der Neuen Front.« (Quelle: Vgl. M. Kühnen: Politisches Lexikon der Neuen Front. Butzbach 1987, S. 187 f.)

Getreu ihrem historischen Vorbild, der NSDAP, gliederte sich die Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) in sieben Bereiche, die sich in Gaue, Kameradschaften und Stützpunkte teilen, darunter auch die ANS-Niederlande unter Eite Homann und die österreichische Volkstreue Außerparlamentarische Opposition unter Gottfried Küssel.

Der innere Kreis der Kameradschaft wurde von 1984-1986 vom Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH) gebildet. Die GdNF-Mitglieder traten ab 1984 in die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) ein und übernehmen sie.

Nach der Veröffentlichung eines schwulenfeindlichen Anti-Kühnen-Manifestes durch einen Teil der GdNF spaltet diese sich 1986 in einen Flügel um Kühnen und einen um den FAP-Generalsekretär Jürgen Mosler. Während der Mosler-Flügel die organisatorischen Strukturen in FAP und KAH übernimmt, bildet die GdNF um Kühnen in der Folgezeit neue Vorfeldorganisationen und regionale Wahlparteien.

Mit dem Tod Kühnens am 25. April 1991 geht die faktische Führung der GdNF an eine Troika aus Christian Worch, Gottfried Küssel und Arnulf Winfried Priem über. Ende November 1994 wird Christian Worch wegen Leitung der GdNF zu zwei Jahren Haft verurteilt. Das Gericht stellt fest, daß die GdNF eine Nachfolgeorganisation der verbotenen ANS/NA sei.

Gottfried Küssel

Gottfried Heinrich Küssel (geboren am 10. September 1958 in Wien) ist ein österreichischer Holocaust-Leugner, rechtsextremer Publizist und Schlüsselfigur der österreichischen und deutschen Neonazi-Szene. Bekannt wurde er vor allem als Leiter der von ihm 1986 gegründeten militanten Neonazigruppe „Volkstreue außerparlamentarische Opposition“ (VAPO). Küssel hat rund die Hälfte seines Erwachsenenlebens wegen NS-Wiederbetätigung und Volksverhetzung im Gefängnis verbracht. Küssel bezeichnete sich wiederholt als Nationalsozialist, so zum Beispiel 1990 in einer Fernsehsendung des ORF:

Ich bin kein Faschist. Ich bin Sozialist, aber kein internationaler Sozialist, ich bin ein nationaler Sozialist.

Frühe Jahre

Die Zeitung „Falter“ berichtete, dass Küssel bereits im Alter von 14 Jahren eine Ausgabe von Hitlers Buch „Mein Kampf“ erworben habe. Küssel fühlte sich zunächst zu rechtsextremen studentischen Korporationen und Burschenschaften hingezogen, die in Österreich fest im öffentlichen Leben verankert sind. Im Alter von 18 Jahren wurde Küssel Mitglied der „Aktion Neue Rechte“, einer deutschen Gruppe der Neuen Rechten, die vor allem als neonazistische Studentenbewegung in Erscheinung trat.

Küssel gehörte auch der deutschnationalen „Akademischen Turnerschaft Danubo Markomannia zu Wien“ an, war damals noch Mitglied des „Sudetendeutschen Verbandes Studentischer Corporationen“, und hatte Kontakte zum „Ring freiheitlicher Studenten“.

Der deutsche Neonazi-Terrorist Ekkehard Weil wurde 1982 in Österreich verhaftet. Er stand mit Gottfried Küssel und weiteren Neonazis aus den Kreisen der ANR vor Gericht. (Bild: Screenshot YouTube/AP)-https://www.antifainfoblatt.de/artikel/ein-ehemaliger-mitstreiter-gottfried-k%C3%BCssels-berichtetAußerdem war er von 1979 bis zu ihrem Verbot im April 1980 Mitglied der neonazistischen „Kameradschaft Babenberg“.Zu dieser Zeit war Küssel Herausgeber der rechtsextremen Zeitschrift Halt.

Anfang der 1980er Jahre verkehrte Küssel auch mit Fußballhooligans, vor allem vom Fußballverein Rapid Wien, mit dem Ziel, diese für die rechtsextreme Szene zu rekrutieren. 1982 wurde er Einsatzleiter der „Volksbewegung“.1983 wurde er verhaftet und wegen des Versuchs der Wiederbelebung des Nationalsozialismus inhaftiert. Nach seiner Freilassung 1984 engagierte sich Küssel in verschiedenen kleineren Gruppen, vor allem in der „Nationalen Front“ (NF) und der „Volkssozialistischen Partei“ (VSP).

Nach eigenen Angaben schloss sich Küssel 1977 der US-amerikanischen Neonazi-Organisation NSDAP/AO von Gary Lauck an.

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In den 1980er und 1990er Jahren knüpfte Küssel umfangreiche internationale Kontakte und nahm an verschiedenen revisionistischen Treffen im Ausland teil, wo er häufig als Redner auftrat.

Beispiel für die Nazi-VAPO Propaganda

1986 gründete Küssel seine eigene extremistische Organisation, die „Volkstreue Außerparlamentarische Opposition“ (VAPO), eine der radikalsten und einflussreichsten neonazistischen Gruppen in Österreich zu dieser Zeit.

Die VAPO (gegründet 1986) war eine weder als Partei noch als Verein konstituierte militante neonazistische Gruppe. In der von der VAPO herausgegebenen Publikation Die Sturmfahne wird unter dem Titel „Das VAPO-Konzept“ zur Organisationsform festgestellt: „Die VAPO ist die fundamentale nationale Opposition. Sie ist keine Organisation im herkömmlichen Sinn, sondern eine lose Kampfgemeinschaft von nationalen Gruppen und Personen. […] Da auch keine Mitgliederlisten geführt, keine Verantwortlichen bestimmt und keine Organisationsformen und Instanzenwege beachtet werden müssen, ist der Zugriff durch Behörden sehr erschwert, ja nahezu unmöglich gemacht.“ (Die Sturmfahne, Rundbrief aller VAPO-Aktivisten 1/1987, S. 7)

Ideologisch orientierten sich die VAPO bzw. ihre Mitglieder am Nationalsozialismus. In einem Schulungsbrief der VAPO werden, ausgehend von einer Mitarbeit in der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“, als Zielvorstellungen die „Neugründung der NSDAP“ und die „erneute Machtergreifung“ angegeben.

VAPO-Vorsitzender Gottfried Küssel selbst bezeichnete sich auch öffentlich als Nationalsozialist. Nach eigenen Angaben ist er seit 1977 Mitglied der in den USA tätigen NSDAP/AO. In einem Interview trat er gegenüber dem TV-Sender Tele 5 für die „Zulassung der NSDAP als Wahlpartei“ ein. Nach neonazistischen Aussagen für US-Fernsehsender wurde er im Jänner 1992 in Untersuchungshaft genommen und wegen NS-Wiederbetätigung in erster Instanz zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Oberste Gerichtshof hat dieses Urteil wegen mangelnder Rechtsbelehrung der Geschworenen 1994 teilweise aufgehoben und eine neuerliche Durchführung des Prozesses angeordnet. Auch andere VAPO-Mitglieder wurden wegen dieses Deliktes angeklagt und zu Haftstrafen verurteilt.

Aktivitäten

Gründung von Kameradschaften in verschiedenen Städten (Wien, Linz, Gmunden, Wels, Pöggstall, Salzburg, Wiener Neustadt, Korneuburg),

Durchführung von Kundgebungen (St. Pölten, Linz), Verteilung von Flugblättern,

Organisierung von Wehrsportübungen (zusammen mit der Kameradschaft Langenlois in NÖ),

seit 1987 verstärkte Zusammenarbeit mit dem 1991 an Aids verstorbenen bundesdeutschen Neonaziführer Michael Kühnen und den ihm nahe stehenden Organisationen speziell beim Aufbau und der Unterstützung von neonazistischen Gruppen in der ehemaligen DDR,

Teilnahme an den Rudolf-Heß-Gedenkmärschen und diversen „Revisionisten“-Treffen in der BRD.

Die VAPO nahm an öffentlichen Kundgebungen in Österreich teil und drillte ihre Mitglieder auch in militärischen Übungen.

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Es ist wahrscheinlich, dass Küssel dem Beispiel des deutschen Neonazis Karl-Heinz Hoffmann folgte, dem Leiter der 1980 verbotenen „Wehrsportgruppe Hoffmann“, mit dem er in Kontakt gestanden haben soll.

Küssel nahm mehrmals am Jahrestreffen der „Ulrichsberggemeinschaft“ in Kärnten teil, hatte Kontakte zum „Bund Freier Jugend“, und besuchte Gedenkveranstaltungen zu Ehren des NS-Kampffliegers Walter Nowotny. Zu Küssels engsten Mitarbeitern in den Anfangsjahren zählen Hans Jörg Schimanek junior und Franz Radl, beide Exponenten der neonazistischen Szene in Österreich.

Auch in Deutschland, vor allem in Sachsen, hat Küssel langjährige Verbindungen zu rechten Gruppierungen. Deutschlands prominentester Neonazi der 1970er und 1980er Jahre, Michael Kühnen, hatte Küssel 1987 bei einem Treffen in Frankfurt-Höchst in den Rang eines Bezirksleiters („Gebietsleiter Ostmark“) berufen.

Unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung verlagerten sich Küssels Aktivitäten immer mehr nach Deutschland, und er war maßgeblich am Aufbau neonazistischer Zellen in der ehemaligen DDR beteiligt.

Die Zeitung Falter berichtete, Küssel habe sich einen Geländewagen der aufgelösten Nationalen Volksarmee in Ostdeutschland besorgt, die Reichskriegsflagge daran befestigt und seine Anhänger in das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen geführt. Laut Falter:

Draußen, vor dem Tor, stellten sie eine Holzhütte auf, ein kleines Mahnmal – nicht für die ermordeten Juden, sondern für SS-Männer, die bei der Befreiung des Konzentrationslagers von sowjetischen Soldaten erschossen worden waren. „Es gab Gaskammern, aber nicht für die Vernichtung von Menschen, sondern für die Entlausung“, erklärte er damals in einem Interview mit Der Standard. Er sei auch im Konzentrationslager Theresienstadt gewesen, wo er „viel gelacht“ habe.

1990er Jahre

Nach der Verhaftung Michael Kühnens 1990 übernahm Küssel die Planung des Parteitages der „Deutschen Alternative“ in Cottbus. In der Folge versuchte er, die Führung des Neonazi-Netzwerks zu übernehmen. Dabei stieß er jedoch auf heftigen Widerstand der Führung der deutschen Neonazi-Szene. Gemeinsam mit Günther Reinthaler bewohnte er ein von Neonazis besetztes Kaderhaus in der Weitlingstraße in Berlin-Lichtenberg, das zur Zeit der Wiedervereinigung das neonazistische Zentrum Berlins war. Von dort aus organisierten sie Anschläge, zum Beispiel auf das Kunsthaus Tacheles im Jahr 1990.

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1991 wurde Küssel mit einem Einreiseverbot belegt, was ihn aber nicht daran hinderte, im selben Jahr an einer Neonazi-Demonstration in Dresden teilzunehmen. Gemeinsam mit Günther Reinthaler nahm Küssel auch an der Beerdigung von Michael Kühnen teil, der im April 1991 an HIV gestorben war.

Militarisierung der Neonazi-Gruppen

Nach dem Tod von Michael Kühnen im Jahr 1991 übernahm Küssel gemeinsam mit Christian Worch und Winfried Arnulf Priem die Leitung von Kühnens letzter Neonazigruppe, der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF). Küssel behauptete, Kühnen habe ihn auf dem Sterbebett zu seinem Nachfolger ernannt. In dieser Rolle war er weiterhin ein öffentliches Gesicht des Neonazismus und organisierte zudem militärische Schulungen für österreichische und deutsche Aktivisten.

Nachdem er die alleinige Führung der Deutschen Alternative übernommen hatte, die im Gegensatz zur offen militanten GdNF öffentlich eine legale Fassade aufrechterhalten hatte, trieb Küssel diese Gruppe in eine gewalttätigere Richtung, was 1992 zu ihrem Verbot führte.

In den 1990er Jahren begannen Küssel, VAPO-Mitglieder und andere Gleichgesinnte im österreichischen Langenlois sogenannte „Wehrsportübungen“ zu veranstalten. Ein Video von einer dieser Veranstaltungen, das Küssel und andere – teils vermummte – Mitglieder der rechtsextremen Szene zeigt, wurde nach seinem Bekanntwerden breit diskutiert. Auch der spätere FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache nahm an einem dieser Trainings teil, von dem Fotos existieren, die Strache mit einem Gewehr in Tarnkleidung zeigen.

Heinz-Christian Strache bei einer paramilitärischen Übung.

Laut Ingo Hasselbach führte Küssel seine Anhänger auch regelmäßig zu Anschlägen auf Flüchtlingsheime. Nach einem Briefbombenanschlag auf eine solche Einrichtung in Wien im Jänner 1992 waren vier der danach Festgenommenen prominente VAPO-Mitglieder oder -Anhänger (wobei Küssel selbst im Zusammenhang mit diesem Vorfall nicht verhaftet wurde).

1992 nahm Küssel an einer Konferenz von Geschichtsrevisionisten in München teil, bei der unter anderem David Irving, Fred Leuchter, Mark Weber und Udo Walendy zu den Hauptrednern gehörten. Er soll auch bei privaten Treffen mit dem britischen Holocaust-Leugner David Irving anwesend gewesen sein.

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Dokumentarfilm von Michael Schmidt über Neonazis und Holocaust-Leugner, der 1991 nach zwei Jahren umfangreicher Recherche veröffentlicht wurde.

In der Eröffnungsszene des Dokumentarfilms Wahrheit macht frei von Michael Schmidt aus dem Jahr 1991 über das Holocaust-Leugner-Treffen und dessen Organisator Bela Ewald Althans spielt Küssel Gitarre und singt ein antisemitisches Lied, das den Holocaust verherrlicht.

Küssel in der Dokumentation „Wahrheit macht Frei“ 1991 – https://www.youtube.com/watch?v=QsQsgei98sk

Inhaftierung

In einem Interview, das Küssel am 1. Dezember 1991 mit dem deutschen Fernsehsender Tele 5 führte, sprach sich Küssel für die „Zulassung der NSDAP als Wahlpartei“ aus. Nach weiteren neonazistischen Äußerungen in US-amerikanischen Fernsehsendungen wurde Küssel 1992 gemeinsam mit seinem Verbündeten Klaus Kopanski in seiner Wiener Wohnung verhaftet und erneut wegen NS-Wiederbetätigung angeklagt. In einem in Österreich aufgezeichneten Interview mit dem Fernsehsender ABC hatte er unter anderem gesagt:

Adolf Hitler war einer der größten Männer in der Geschichte des 20. Jahrhunderts, vor allem in der Geschichte Deutschlands […] er, und mit ihm ganz Deutschland, hat den Zweiten Weltkrieg verloren. Aber seine Ideologie war großartig, eine extrem nationale Ideologie, von der ich glaube, dass sie gut für die ganze Welt ist […] er hat der deutschen Nation zu einem neuen Aufstieg verholfen und zu einer Mehrheit im eigenen Land, und das war zwingend für die eigene Identität.

Auf die Frage, ob er glaube, dass der Holocaust stattgefunden habe, sagte Küssel während seiner Gerichtsverhandlung: „Nein, es hat Konzentrationslager gegeben, aber es hat dort nie ein organisiertes Töten oder eine organisierte Vergasung gegeben.“ Auf die Frage, ob er ein Rassist sei, antwortete er: „Natürlich bin ich das, ja. „

Im darauffolgenden Jahr wurde er vom Landesgericht Wien zu zehn Jahren Haft verurteilt. Küssel beschwerte sich über die Dauer seiner Haft, da er sich in seinem Grundrecht auf persönliche Freiheit beschnitten fühlte. Der Beschwerde wurde zunächst vom Oberlandesgericht Wien stattgegeben, der Oberste Gerichtshof wies sie jedoch später ab. In der Anklageschrift des österreichischen Obersten Gerichtshofs wurden Küssel folgende Vorwürfe gemacht

1986 eine Organisation, nämlich die Volkstreue Extraparlamentarische Opposition (VAPO), gegründet zu haben, deren Zweck es ist, durch nationalsozialistisch inspirierte Aktivitäten ihrer Mitglieder die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Republik Österreich zu untergraben…[Küssel] umriss die Ziele der „VAPO“ und erklärte, dass er in etwa 10 Jahren die „VAPO“ in „NSDAP“ umbenennen wolle, dass er beabsichtige, mit dieser „NSDAP“ auch ins Parlament einzuziehen und in der Folge an die Macht zu kommen. Sollte dies auf legalem Wege nicht möglich sein, so werde er versuchen, die österreichische Regierung durch einen Putsch zu stürzen, die Institutionen des Rechtsstaates zu beseitigen und die Macht in Österreich zu ergreifen …

Während Küssels Haft wurde seine Rolle als österreichischer Neonaziführer von seinen Verbündeten Gerhard Endres in Wien und Jürgen Lipthay in Salzburg übernommen. Nach Küssels Inhaftierung verübten militante Neonazis aus Protest gegen die Verurteilung mehrere Bombenanschläge mit selbstgebauten Sprengsätzen. Küssel heiratete während seiner Haftzeit seine Frau Karin, eine VAPO-Kollegin.Küssel wurde 1999 aus der Haft entlassen, da er wegen guter Führung vorzeitig entlassen wurde.

Auftritte als Redner

Obwohl nicht mehr in einer offiziellen Führungsposition, ist Küssel weiterhin eine prominente Figur in der extremen Rechten und seit 2007 Redner bei einer Reihe von Neonazi-Veranstaltungen, oft an der Seite seines langjährigen Mitarbeiters Hans Jörg Schimanek junior. So sprach er beispielsweise auf dem europaweiten Neonazitreffen „Fest der Völker“ am 8. September 2007 in Jena, dem neonazistischen „Antikriegstag 2008“ in Dortmund und dem neonazistischen 1. Mai-Aufmarsch im tschechischen Brünn, wo 650 Neonazis aus mehreren Ländern zusammenkamen.

Am 6. Juni 2009 sprach Küssel vor den „Freien Kräften“ in Leipzig und beklagte den „Völkermord am deutschen Volk in Österreich“, da sich nur noch 4,3 % der Österreicher als Deutsche bezeichneten.32 Anfang 2011 war Küssel als einer der Redner einer geplanten Neonazi-Demonstration mit dem Titel „Stoppt die Invasion der Gastarbeiter – Arbeitsplätze zuerst für Deutsche“ am 1. Mai 2011 in Heilbronn angekündigt, die von den „Jungen Nationaldemokraten“, der Jugendorganisation der neonazistischen NPD, gemeinsam mit Mitgliedern der lokalen Neonazi-Szene organisiert wurde. Die Versammlung wurde jedoch von deutschen Behörden verboten.

Illegale Waffen

Gottfried Küssel wurde am 16. Februar 2005 vom Landesgericht Wien wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer Geldstrafe von 360 Euro verurteilt. Seine Berufung wurde abgewiesen und die erstinstanzliche Geldstrafe (120 Euro) erhöht. Für die bei einer Durchsuchung im September 2002 in Küssels Wohnung gefundenen Waffen (zwei indische Dolche, drei Bajonette) hatte die Staatsanwaltschaft, auch im Hinblick auf Küssels Vorstrafen, eine Haftstrafe gefordert. Bei der Durchsuchung wurde auch ein SS-Ehrendolch mit der Aufschrift „Meine Ehre heißt Treue“, dem Wahlspruch der SS, gefunden, der aber im Verfahren als Ziergegenstand und nicht als Waffe eingestuft wurde. Da über Küssel seit 1982 ein Waffenverbot verhängt worden war, wurde das Urteil gefällt.

** Heribert Schiedel, Der rechte Rand. Extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft (Vienna, 2007), 228.

2000er

Rückkehr in die Neonazi-Szene

Nach seiner Haftentlassung 1999 betreibt Küssel gemeinsam mit seiner Frau einen „nationalen Bioladen“ namens „Naturnah“ in der Unteren Donaustraße in Wien-Leopoldstadt, während Küssel seine rechtsextremen Netzwerkaktivitäten wieder aufnimmt. Bei einem Routinebesuch der Polizei bei einem Treffen der Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP), zu dem sich rund 50 Rechtsextreme eingefunden hatten, wurden auch Küssel und sein ehemaliger VAPO-Stellvertreter Gerd Endres von der Polizei entdeckt. Bei einer anschließenden Durchsuchung wurde einschlägiges rechtsextremes Propagandamaterial beschlagnahmt.

Küssel wurde wieder in der rechtsextremen Szene aktiv, um „Nachwuchs zu rekrutieren“, so der österreichische Verfassungsschutz. Nach Angaben des „Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes“ (DÖW) nahm Küssel 2001 an einer Sonnwendfeier der rechtsextremen „Österreichischen Landsmannschaft“ (ÖLM) und des „Wiener Korporationsrings“ (WKR) teil. Im Jahr 2002 wurde bekannt, dass sich die international tätige rechtsextreme Gruppe Blood and Honour an Küssel gewandt hatte, um eine „Filiale“ in der österreichischen Hauptstadt zu gründen.

Im Jahr 2006 nahm Küssel an einer von FPÖ-Mandatar Lutz Weinzinger organisierten burschenschaftlichen Gedenkveranstaltung in Braunau am Inn teil. Das DÖW berichtete auch über Auftritte „an den Gräbern der (neo-)nationalsozialistischen ‚Helden‘ Walter Nowotny (2004, 2008) und Otto Skorzeny (2006), [und] beim Sommerfest des neonazistischen „Bundes freier Jugend“ (BFJ, 2007)… „ Er war Schriftführer und Kassier des Vereins Wiener Akademische Ferialverbindung Das Reich, der unter anderem einen „Reichswaffentag“ und ein „Karfreitags-Stelzenessen“ feierte. Im Jahr 2009 nahm Küssel an einer FPÖ-Veranstaltung teil, die als Ersatz für das Ulrichsberg-Treffen angesetzt war.

2010

Im Sommer 2010 fiel Küssel negativ auf, als er in einem Wiener Rotlichtlokal gemeinsam mit dem Büroleiter von Heinz-Christian Strache bei einer Schlägerei zwischen Burschenschaftern gesehen wurde. Am 17. Oktober 2010 wurde Küssel erneut von der Polizei einvernommen, nachdem er in einem Lokal mit drei Kameraden Naziparolen gerufen, den Hitlergruß gezeigt und die venezolanischstämmige Lokalbesitzerin mit einem Regenschirm attackiert hatte.

Website Alpen-Donau.info

Im Juli 2010 begann Küssel, Artikel auf der neonazistischen Website Alpen-Donau.info zu veröffentlichen, die, wie sich später herausstellte, von Küssel selbst in Auftrag gegeben worden war. Auf der Website, die seit April 2009 in Betrieb war, wurden auch Informationen über Küssels Vortragstätigkeit veröffentlicht.Das Nachrichtenmagazin Profil berichtete damals:

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) vermutet nach Auswertung der Einträge auf der „Alpen-Info“-Webseite, unter denen sich viele Eingaben von Küssel befinden, dass Neonazis aus dem Umfeld von Küssel sowie Aktivisten des inzwischen aufgelösten „Bund Freier Jugend“, die sich zum Teil der FPÖ-Jugend angeschlossen hatten, beteiligt sein könnten.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen die Website fand am 30. Oktober 2010 der größte Polizeieinsatz gegen die Neonazi-Szene in Österreich seit den 1990er Jahren statt.

Dabei wurden insgesamt 18 Wohnungen in mehreren Regionen durchsucht und Computer, Laptops, Speicherkarten, Mobiltelefone, Gewehre, Munition, Messer und Schlagringe sowie NS-Devotionalien beschlagnahmt. Eine der Hausdurchsuchungen fand in der Wohnung von Küssel statt.

Ein Informant des Verteidigungsministeriums hatte bereits im April 2009 das österreichische Bundesnachrichtendienstes (BVT) darauf hingewiesen, dass Küssel und der „Bund Freier Jugend“ (BFJ) mit der Website in Verbindung stehen.Im Zusammenhang mit den Ermittlungen wurde das BVT wiederholt kritisiert, von Maulwürfen aus der Neonazi-Szene unterwandert zu sein. Profil veröffentlichte am 13. November 2010 einen Bericht, in dem es u.a. heißt:

Der Sohn eines Beamten des Verfassungsschutzes (BVT), der erst im Sommer 2010 in ein anderes Amt versetzt wurde, war 2009 in Uniform der Bundeswehr zusammen mit Küssel und Schimanek junior […] auf den Ulrichsberg gepilgert, was auch auf alpen-donau.info angekündigt wurde.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen rund um die Website wurde Küssel schließlich am Abend des 11. April 2011 vom österreichischen Sondereinsatzkommando Cobra zusammen mit anderen Neonazis festgenommen.

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Bei der Hausdurchsuchung, die mit der Festnahme Küssels einherging, wurden „Dokumente, Computer und Datenträger, Waffen und NS-Devotionalien“ beschlagnahmt. Daraufhin wurde Küssel am 14. April 2011 auf Antrag der Staatsanwaltschaft vorläufig festgenommen. Ihm wurde NS-Wiederbetätigung und Verhetzung vorgeworfen.

Prozess

Am 12. Dezember 2011 erhob die Staatsanwaltschaft Wien Anklage gegen Küssel. Der ursprünglich für den 14. Mai 2012 anberaumte Prozess musste auf den 21. Mai vertagt werden, da nicht genügend Geschworene erschienen waren, um die Verhandlung durchzuführen. Der Staatsanwalt begann sein Plädoyer mit der Darstellung der Rechtswidrigkeit der inkriminierten Website alpen-donau.info und des dazugehörigen Forums alinfodo.com. Daraufhin legte er E-Mails als Beweis dafür vor, dass Küssel diese Websites in Auftrag gegeben hatte.

Am 10. Jänner 2013 erging schließlich das Urteil, in dem Küssel wegen NS-Wiederbetätigung zu neun Jahren Haft verurteilt wurde. Die vorsitzende Richterin Martina Krainz begründete die Härte des Urteils mit Küssels Status als „Leitfigur der rechtsextremen Szene“ und seinen früheren Verurteilungen. Nach einer Berufung entschied der Oberste Gerichtshof Österreichs am 15. Januar 2014, dass Küssel zu Recht wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilt wurde, reduzierte jedoch die Haftstrafe auf sieben Jahre und neun Monate.

Entlassung

Küssel hat seit Anfang 2017, noch während seiner Haft, einen Job in einem Unternehmen und wurde am Freitag, den 11. Januar 2019, entlassen. Seit seiner Freilassung hat Küssel keine Schlagzeilen mehr gemacht. Es gibt Berichte, dass Küssels Schützling Martin Sellner, der Führer der Österreichischen Identitären Bewegung, ist.

Bela Ewald Althans

Althans war für uns in dieser Zeit der Prototyp des neuen Rechtsextremisten. Der Typ Schwiegermutter-Sohn mit rassistischem Antlitz. Für uns einer der Herausragentesten und schillerndsten, aber auch gefährlichsten Rechtsextremisten zu dieser Zeit. Man kann ihn sozusagen als Vorbild für die Identitäre Bewegung benennen, denn er lieferte die Schablone für die heutigen Rechtsextremisten, eben abseits von Boneheads, und offener NS-Verherlichung.

Bela Ewald Althans (geboren am 23. März 1966 in Bremen) war ein ehemaliger deutscher Neonazi-Aktivist, der als Informant des bayerischen Verfassungsschutzes gearbeitet haben soll.

Einst war er nach dem Tod von Michael Kühnen 1991 der führende Organisator des neonazistischen Untergrunds in Deutschland. Nach seiner Inhaftierung in den 1990er Jahren verließ Althans die Bewegung und ist heute nicht mehr in der politischen Szene aktiv. Seine privaten Papiere aus der Zeit der Neonazis übergab er später dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam.

Einige seiner Erinnerungen sind in seinem Blog veröffentlicht, den er zum Teil im Gefängnis geschrieben hat, zusammen mit einer Fülle von Bildern aus seiner Zeit als Neonazi-Kader.

Biografie

1982 – Deutsches Kulturzentrum des Europäischen Geistes

Althans wurde in eine bürgerliche Familie hineingeboren, in der er zur Ablehnung des Nationalsozialismus erzogen wurde, die er aber ablehnte und sich schon früh in neonazistischen Gruppen engagierte. (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 255.)

Bereits 1982, im Alter von 16 Jahren, wurden die Nazi-Bonzen der Nachkriegszeit auf ihn aufmerksam und bereiteten ihn systematisch auf eine Führungsrolle vor. Einer von ihnen war der ehemalige Leibwächter Adolf Hitlers und ehemalige Kommandeur des „Wachbataillons Großdeutschland“ Otto Ernst Remer, der in der Neonazi-Szene wie ein Held verehrt wird.

Seine Ausbildung in Rhetorik erhielt er von Willi Krämer, einst Sonderberater von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Über sein Verhältnis zu Krämer schrieb er in seinem Blog:

Otto Ernst Remer. Poster im Blog von Bela Ewald Althans.

„Willi Krämer hatte einen großen Einfluss auf die Dynamik meines politischen Denkens. Besonders das gemeinsame Lesen und Studieren von Alfred Rosenbergs ‚Mythos des XX. Jahrhunderts‘ und Erwin Guido Kolbenheyers ‚Bauhütte‘ zusammen, dessen Lehre der biologischen Methaphysik Krämer als Grundlage allen philosophischen Denkens in der ‚gegenwärtigen Übergangszeit‘ (Krämer) ansah, sowie das Studium und die Analyse verschiedener Schlüsselwerke, hatte der damals 88-Jährige schon damals einen prägenden Einfluss auf mein Lebens- und Kosmosverständnis.“

Nach eigenen Angaben wurde Althans‘ Talent entdeckt, als er sich in einer Organisation namens „Deutsches Kulturwerk Europäischen Geistes“ (DKeG) engagierte. Dessen Leiterin, die hannoversche Vollblutnazi Lotte Oppermann (damals 88), und ihr Freundeskreis hatten Gefallen an Althans gefunden.

Oppermanns Villa in Hannover-Döhren diente als Treffpunkt für das Who-is-Who der deutschen extremen Rechten jener Zeit. Ihr Engagement ging so weit, dass sie dem damals bedeutendsten deutschen Neonazi Michael Kühnen Unterschlupf gewährte, als er sich einem Haftbefehl entzog, und ihm sogar ihr Auto zur Verfügung stellte, damit er nach Frankreich fliehen konnte.

Willi Krämer mit seiner Frau im Jahr 1988. Das Bild wurde im Blog von Bela Ewald Althans veröffentlicht.

1983 – Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA)

1983 schloss sich Althans der militanten Neonazi-Gruppe „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS/NA) um die prominenten Neonazis Michael Kühnen und Christian Worch an. Die Formation bestand nur 10 Monate, bevor sie verboten wurde, aber in dieser kurzen Zeit leitete Althans ihren hannoverschen Ableger (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 255.) . Laut Althans wurde er am Tag des Verbots der ANS/NA (7. Dezember 1983) verhaftet, noch bevor er Michael Kühnen im wirklichen Leben kennengelernt hatte, aber da er zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt war, verbrachte er nur 10 Tage im Jugendgefängnis.

Von ANS zu ANS/NA

Als Althans der ANS/NA beitrat, war Michael Kühnen (1955-1991) bereits eine feste Größe in der deutschen Neonazi-Szene.

Kühnen wurde unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Bundeswehr im Jahr 1977 in der rechtsextremen Szene aktiv. Zusammen mit zwei weiteren Rechtsextremisten gründete er am 8. Mai 1977 eine Unterorganisation der in den USA ansässigen NSDAP-Revival-Organisation NSDAP/AO von Gary Lauck. Sein „SA-Sturm Hamburg“ versuchte, die ursprüngliche paramilitärische Organisation der NSDAP, die Sturmabteilung, zu kopieren, und unterstützte als Mutterorganisation die antisemitischen Rassengesetze des Dritten Reiches. Am 26. November 1977 wurde aus dieser Unterorganisation die Aktionsfront Nationaler Sozialisten (ANS).

Gary Lauck (links) und Michael Kühnen um 1990/1991

Schon wenige Monate später erlangte die ANS bundesweite Bekanntheit durch eine Aktion, die Kühnen zusammen mit seinem Neonazi-Kollegen Christian Worch im Mai 1978 organisiert hatte:

Mehrere ANS-Mitglieder posierten mit Eselsmasken und Pappschildern, die den Holocaust leugneten, vor den Kameras von Journalisten. Auf einem von ihnen stand: „Ich, Esel, glaube immer noch, dass in deutschen Konzentrationslagern Juden vergast wurden“.

Kühnen wurde schnell zum führenden Kopf der militanten deutschen Neonazi-Szene. Zu seinen Anhängern gehörten damals Thomas Brehl (Wehrsportgruppe Fulda), Christian Worch (FAP, heute Die Rechte), Gottfried Küssel (NSDAP/AO), Steffen Hupka und Arndt-Heinz Marx.

Die ANS erlangte einen Ruf für provokative Aktionen und erregte 1978 viel Aufmerksamkeit, als ihre Mitglieder nach einer „Gerechtigkeit für Hitler“-Kundgebung mit der Polizei zusammenstießen. In den Jahren 1977 und 1978 raubten ANS-Mitglieder eine Reihe von Banken aus und stahlen Waffen aus Militärbasen. Sechs Mitglieder wurden verhaftet und zu elf Jahren Haft verurteilt, weil sie angeblich Bombenanschläge auf NATO-Einrichtungen und eine Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen geplant hatten und den ehemaligen Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess aus dem Gefängnis befreien wollten.

Kühnen selbst wurde 1979 inhaftiert, nachdem er wegen der Gründung einer terroristischen Vereinigung angeklagt worden war. Während seiner Haftzeit schrieb Kühnen „Die zweite Revolution“, ein Programm für die ANS. Der Titel bezog sich auf die Pläne des SA-Führers Ernst Röhm aus dem Jahr 1934, der zusammen mit anderen Mitgliedern der radikaleren Fraktion innerhalb der NSDAP für eine „zweite Revolution“ eintrat, die in ihrer allgemeinen Ausrichtung offen antikapitalistisch war. (Frank McDonough, Hitler and Nazi Germany (Cambridge and New York: Cambridge University Press, 1999), 26, ISBN 978-0-52100-358-2.)

Trotz Kühnens Inhaftierung setzte die ANS ihre Aktivitäten fort und schloss sich kurz nach seiner Freilassung im November 1982 mit Thomas Brehls Gruppe der „Nationalen Aktivisten“ zur Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) zusammen. Die neue Gruppe, die offiziell am 15. Januar 1983 gegründet wurde, stand unter der Leitung von Michael Kühnen.

Die Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) war in ca. 30 Kameradschaften und in Bereiche (Nord, Süd, West, Mitte) gegliedert. Für Frauen wurde der Mädelbund eingerichtet. Daneben existierte der FKDP unter dem Vorsitz von Otto Riehs für nicht-aktive Sympathisanten. Als Publikationen wurden von der ANS seit Dezember 1982 der monatliche Rundbrief Die Innere Front und Das Korps für die Politischen Leiter herausgegeben. 1977 wird der Freizeitverein Hansa in Hamburg gegründet, aus dem sich im November die ANS entwickelt. Ende 1977 wird die ANS als legaler Zweig von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei/Auslands- und Aufbauorganisation anerkannt.[1] 1978/79 wird fast die gesamte Führungsspitze inhaftiert, es kommt zum Erliegen der Aktivitäten. 1982 beginnt Kühnen nach seiner Haftentlassung mit der Reorganisierung. Im Januar 1983 schließt sich die ANS mit den Nationalen Aktivisten (NA, 1982 von Thomas Brehl gegründet) zusammen, die AAR wird als Wahlorganisation gegründet, nimmt an den hessischen Landtagswahlen in wenigen Wahlkreisen teil und erhält bis zu 0,5 Prozent. Am 7. Dezember 1983 werden ANS/NA, FKDP und AAR vom Bundesinnenminister verboten, die Strukturen werden aber weitergeführt. Kühnen gründet 1984 in Frankreich die Auslands-ANS, die zweimonatlich Unser Europa und ab November 1984 Die Neue Zeit herausgibt. Die ANS/NA bekannte sich offen zum Nationalsozialismus, ihr Hauptziel war die Wiederzulassung der NSDAP. Ideologisch und strategisch war sie am historischen Vorbild der SA orientiert. Sie arbeitete besonders mit dem Kampfbund Deutscher Soldaten, der Bürger- und Bauerninitiative von Thies Christophersen und der Deutschen Bürgerinitiative zusammen.

Logo der Aktionsfront Nationaler Sozialisten / Nationale Aktivisten (ANS/NA) Quelle: https://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/ANSNA.htm

Die rund 300 Mitglieder waren in etwa 30 „Kameradschaften“ unterteilt, die von vier größeren Sektionen betreut wurden: Nord, Süd, West, Zentrum.

Am 24. November 1983 wurde die ANS/NA einschließlich ihrer Untergruppen „Aktion Ausländerrückführung“ und „Freundeskreis Deutsche Politik“ vom Bundesinnenminister verboten und zwei Wochen später am 7. Dezember aufgelöst.

Die ANS/NA war zu Beginn der achtziger Jahre eine der größten neofaschistischen Organisationen in der Bundesrepublik. Sie trat vor allem durch provokante Aktionen an die Öffentlichkeit. Die aus ihr hervorgegangene Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front ist noch heute ein Bestandteil der neofaschistischen Szene.

Nach der Auflösung der ANS/NA flüchtete Kühnen mit Hilfe der hannoverschen Nazi-Grande Dame Lotte Oppermann nach Frankreich. Die dortigen Neonazis der „Faisceaux Nationalistes Europeens“ (FNE) hatten ihm eine konspirative Wohnung in Paris vermietet.Kühnen hatte auf seiner Flucht mindestens einmal die Grenze zurück nach Deutschland überschritten, denn er ist auf einem Foto zusammen mit Althans, Otto Ernst Remer und Christian Worch in der Villa Oppermann im März 1984 zu sehen. Nach Angaben von Althans war dies die erste Begegnung mit Kühnen, der sich bei ihm gemeldet hatte, weil er Otto Ernst Remer kennenlernen wollte.

Bela Ewald Althans (stehend), Otto Ernst Remer (2. von rechts), Christian Worch (links), Michael Kühnen (2. von links) in der Villa Oppermann im März 1984.

1984 – Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag Adolf Hitlers

Am 5. Oktober 1984 wurde Kühnen in Frankreich verhaftet und an Deutschland ausgeliefert. Nach Kühnens Verhaftung, aus der Althans von seinen Eltern herausgeworfen worden war, zog Althans zu Otto Ernst Remer nach Bad Kissingen. (Martin A. Lee, The Beast Reawakens (Warner Books, 1997), 255.)

Remer machte Althans zum Jugendleiter der von ihm gegründeten „Deutschen Freiheitsbewegung“ (DF), lehrte ihn die Organisation von Zellenbewegungen und machte ihn mit einer Reihe von führenden Köpfen der internationalen Neonaziszene bekannt.(Lee, The Beast Reawakens, 256.)

Die DF war eine Dachorganisation für mehrere neonazistische Splittergruppen unterschiedlicher Art im Untergrund, und Remer nutzte sie, um eine jüngere Generation von Nachkriegsdeutschen zu beeinflussen.

Komitee zur Vorbereitung des 100. Geburtstages von Adolf Hitler

Die Strukturen der ANS/NA wurden durch zwei neue Formationen aufrechterhalten: die NEUE FRONT-Lesegruppen, um das deutsche Neonazi-Netzwerk aktiv zu halten, und das „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH), das von Anfang an eine internationale Ausrichtung hatte. Althans schreibt in seinem Blog:

„Da die ANS/NA gerade verboten worden war und Michael Kühnen mit Hilfe seiner altgedienten Adepten das 10-monatige Experiment der ANS irgendwie aus der Ferne aufrechterhalten wollte, wurden einerseits die bekannten Lesekreise der NEUEN FRONT gegründet, andererseits aber mittels der KAH Hierarchien aufrechterhalten und gefestigt. „

Die KAH wurde 1984 in einer Kneipe an der Puerta del Sol in Madrid gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen inoffiziell Thomas Brehl, Michael Kühnen, Léon Degrelle und Michael Caignet sowie weitere Neonazi-Funktionäre aus Europa.

Althans trat 1984 auch der KAH bei, die schließlich 1995 als Nachfolgeorganisation der ANS/NA verboten wurde. Von diesem Zeitpunkt an versuchte Althans, sich international zu profilieren und arbeitete eng mit Yvan Blot in Frankreich und CEDADE (Léon Degrelle) in Spanien zusammen.(Lee, The Beast Reawakens, 261)

Bela Ewald Althans mit Léon Degrelle (undatiert). Veröffentlicht auf dem Blog von Bela Ewald Althans.

Ziel der KAH war vordergründig die Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers im Jahr 1989, die als eine Art Fanal für eine europaweite Vernetzung und die Schaffung einer gemeinsamen Bewegung aus der zersplitterten Neonazi-Szene fungieren sollten. Sie diente aber auch, wie Althans erwähnte, der „Aufrechterhaltung und Festigung“ von Hierarchien im neonazistischen Bereich.

Die Organisation hatte eine europäische Ausrichtung und sollte als Netzwerk verschiedener rechtsextremer Parteien und Vereinigungen fungieren. Zu den bekanntesten Organisationen gehörten die Fasceaux Nationalistes Européens (FNE, Frankreich), die National Socialist Irish Workers Party (NSIWP, Irland), die National Socialist Party of the United Kingdom (NSPUK, Vereinigtes Königreich), der Vlaamse Militanten Orde (Belgien) und die Nationale Front Österreich. In Deutschland waren es vor allem die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) und die Nationale Offensive (NO), die die KAH unterstützten.

FAP-Treffen in Münster mit Bela Ewald Althans und Otto Ernst Remer. Das Bild wurde im Blog von Bela Ewald Althans veröffentlicht.

Althans, Kühnen und viele andere ANS/NA-Mitglieder hatten sich nach dem Verbot der ANS/NA der neonazistischen FAP (1979-1995) angeschlossen, die damals als größte militante neonazistische Organisation in Deutschland galt.

Althans sagte über seine Rolle in der KAH:

„Ich wurde von Thomas Brehl mit einer Urkunde zum KAH (stellvertretender Vorsitzender) ernannt, was mir eine besondere Stellung verschaffte, solange ich mich in neonazistischen Kreisen aufhielt … Uwe Börner (Chemnitz – später auch ‚Sonder-Referatsleiter OST‘) und Frank Rennicke wurden Stellvertreter!

Uwe Börner, Thomas Brehl und Bela Ewald Althans bei der Wintersonnenwendfeier in Mainz-Gonsenheim 1984.

1986 – Deutsche Jugendbildungsstätte

Althans konzentrierte sich zunehmend auf den Aufbau von Strukturen zur ideologischen Schulung und Erziehung seiner Landsleute und auf die Vernetzung mit der alten Nazi-Garde.

Darunter Professor Werner Georg Haverbeck, ehemaliger Vertrauter des Anthroposophen Rudolf Steiner, den Althans schon länger kannte, sowie „drei aktive Professoren der Münchner Universität“.Althans lernte auch Mitglieder des so genannten „Obersalzberg-Clans“ kennen, die Überlebenden der Familien Todt und Himmler, darunter den Führerpiloten Hans Baur.

Unterstützt von seinen Förderern gründeten Althans und andere im März 1986 einen Verein unter dem unscheinbaren Namen „Deutsches Jugendbildungswerk“ (DJBW).

Laut Althans „stammt die Idee dazu von dem ehemaligen Goebbels-Berater Krämer, der eine ‚geistige Vereinigung‘ der ‚Bewegung‘ vorschlug“.

Der FAP-Kader Karl Polacek in einem Fernseh-Interview bei „Kennzeichen D“. (Bild: Screenshot YouTube/ZDF). Sekundärquelle AiB: https://www.antifainfoblatt.de/tags/karl-polacek

Das DJBW wurde im Haus von Karl Polacek in Mackenrode im Harz gegründet, und Althans wurde damals zu seinem Leiter ernannt.6 Althans sagt in seinem Blog, dass er versuchte, das DJBW von der „Bewegung“ zu trennen:

„Ich habe den DJBW mitgeschleppt und dicht gehalten – er war nicht nur in der ‚Bewegung‘ verankert, sondern diente als Drehscheibe für unterschiedlichste Denker aus allen politischen Richtungen. Vom Landesvorsitzenden der Grünen über Mitglieder der Wiking-Jugend und des Nerother Wandervogels, von Bundeswehrangehörigen und Burschenschaftern bis hin zu Neonazis und Einzelgängern trafen sich in unregelmäßigen Abständen ca. 60 – 100 Leute in einem kleineren Kreis. Unter anderem gelang es mir, dem DJBW große Gebäude (Schlösser) in Paris, dann in Hochscharten und schließlich in Vellexon zur Verfügung zu stellen, wo ich neben Tagungen auch internationale Veranstaltungen abhielt.

[Althans:] Unwesentlich, dass ich 196cm groß bin. Wesentlich aber, dass das DJBW letztendlich zwei ursächliche Gründe (neben der fehlenden Ideologie der „eigenen Kameraden“) hatte: Zum einen war es das seit dem Besuch im Collegium Humanum/Vlotho [siehe Artikel im BLOG] und des sich daraus ergebenden fortdauernden Dialoges mit Raimund Bachmann zum anderen den mittlerweile regelmäßigen Besuchen bei Willy Krämer geschuldet, etwas wie das DJBW zu gründen. Da gerade erst das Verbot der ANS/NA hinter uns lag und Michael Kühnen vom Ausland aus über seine Altgedienten das nur 10-monatige Experiment der ANS in irgendeiner Weise erhalten wollte, wurden einerseits die bekannten Leserkreise der NEUEN FRONT gegründet, andererseits aber Hierarchien gepflegt und gefestigt mittels des KAH [Komitee zur Vorbereitung des 100. Geburtstages Adolf Hitlers]. Zwei Dinge waren den damals führenden Personen des Ex-ANS Lagers an mir aufgefallen: Mein guter Draht zu Älteren in der Szene und meine offenen Kontakte in alle Richtungen. Und so wurde im März 1986 das DJBW gegründet. Gründungsort war das Haus von Karl Polacek in Mackenrode im Harz.

Nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes war der DJBW „Dreh- und Angelpunkt der gesamten Szene“, die er damals auf rund 39.000 Personen schätzte. Der DJBW, so der Chef des Verfassungsschutzes, sei „die gefährlichste, modernste und revisionistischste Jugendgruppe in Deutschland“.

Althans‘ Stellvertreter wurde sein enger Freund Uwe Börner, ein Schützling von Ernst Zündel, der zur gleichen Zeit wie Althans zu Kühnen gestoßen war.

Der aus Chemnitz (DDR) stammende Börner hatte vier Jahre in Bautzen in einem Hochsicherheitsgefängnis wegen „versuchter Republikflucht „ verbracht, bevor die BRD den Häftling in den 1970er Jahren freikaufte.6

1983 lernte Börner Ernst Zündel kennen, 1984 Althans, der sich über Börner äußerte: „Aufgrund seiner Herkunft wurde er von Michael Kühnen heimlich als sogenannter Sondereferatsleiter Ost eingesetzt. In diesem Zusammenhang organisierte Börner die Verteilung von Material über/von Prag. “

1986, während der Haft, hatte Kühnen sein Coming-out als homosexuell. Dies geschah nach einem einschneidenden Vorfall während des sogenannten „Europäischen Führer-Thing“, als der Neonazi-Funktionär Thomas Brehl beim Oralverkehr mit einem anderen Teilnehmer erwischt wurde. Dies löste eine Hexenjagd aus, die laut Althans mehrere europäische Spitzenpolitiker ihr Amt kostete, z.B. in Frankreich, den Niederlanden und England.

Gegenüber Kritikern innerhalb der Neonazi-Bewegung argumentierte Kühnen, dass er aufgrund seiner fehlenden Familie mehr Zeit für die Militanz habe, und er wies darauf hin, dass Ernst Röhm ebenfalls ein schwuler Nazi war. Kühnen verlor jedoch in der stark homophoben Neonazi-Szene viel Unterstützung. Die FAP spaltete sich, wobei Kühnens ehemaliger Verbündeter Friedhelm Busse den größeren schwulenfeindlichen Flügel anführte, der bis 1989 die tatsächliche Kontrolle über die Partei ausübte.

Althans, der sich später als homosexuell outete, betrachtete zu dieser Zeit immer noch alle Schwulen als pervers und wandte sich gegen Kühnen. In einem Dokumentarfilm von 1991 führte er seine Trennung von Kühnen jedoch auf ideologische Differenzen zurück: (Schmidt, Wahrheit, [00:47:45].)

„Bela Ewald Althans: … 1986 gingen Kühnen und ich getrennte Wege, weil Kühnen für Dinge kämpfte, die ich nicht unterstützen konnte.

Michael Schmidt: Was zum Beispiel?

BEA: Nun, er hat versucht, eine so genannte „Sonderlinie“ im Kampf zu etablieren, eine revolutionäre Linie: Ernst Röhm, Strasser, und so weiter, was nicht meine Linie war.

MS: Was war Ihre Linie?

BEA: Meine Linie war, dass ich sehr „hitleristisch“ war, und ich sagte, dass alles, was Hitler tat, richtig war. Und er sagte, Hitler habe Fehler gemacht.

MS: War Hitler perfekt?

BEA: Verglichen mit allen Menschen, die es auf dieser Welt gibt, war er der perfekteste Mensch.

1988 – Vereinigte Staaten und Kanada

Althans versuchte, den Turbulenzen, die durch die Spaltung entstanden waren, auszuweichen, und ging seinen eigenen Weg. Er schloss sich in Kanada mit dem geschichtsrevisionistischen Verleger Ernst Zündel zusammen, „um in Deutschland eine revisionistische Debatte anzustoßen“.

Nach Angaben von Althans traf er Zündel zum ersten Mal im Januar 1988 in Toronto. Der deutsche Zündel, der in Kanada lebte, hatte die Samisdat Publishers Ltd. aufgebaut, einen kleinen Verlag, der sich auf geschichtsrevisionistische, antisemitische und nationalsozialistische Titel spezialisiert hatte. Im Katalog von Samisdat finden sich Titel wie The Hitler We Loved and Why, UFOs: Nazi Secret Weapon? oder The Six Million Swindle und andere Werke, die vor wilden Verschwörungstheorien strotzen.

Im Dezember 1980 teilte das westdeutsche Bundesfinanzministerium dem Bundestag mit, dass zwischen Januar 1978 und Dezember 1979 „200 Sendungen mit rechtsextremem Inhalt, einschließlich Büchern, Zeitschriften, Symbolen, Dekorationen, Filmen, Kassetten und Schallplatten“ bei der Einreise nach Westdeutschland abgefangen worden waren; diese Sendungen „kamen überwiegend aus Kanada“. Am 23. April 1981 schickte die westdeutsche Regierung ein Schreiben an den Canadian Jewish Congress, in dem sie bestätigte, dass die Quelle des Materials der Samisdat-Verlag war.

In den folgenden Jahren sah sich Zündel mit einer Reihe von Prozessen wegen Holocaustleugnung konfrontiert.

Zündel war in der Welt der Holocaust-Leugner extrem gut vernetzt. Zündel arbeitete eng mit den „Stars“ der Szene zusammen, darunter David Irving, Fred Leuchter und David Cole (alias David Stein).

Ernst Zündel mit Ewald Althans in den 1990er Jahren. Das Bild wurde auf Ewald Althans‘ Blog veröffentlicht.

Fred Leuchter, Kirk Lyons und Bela Ewald Althans. Das Bild wurde in Bela Ewald Althans‘ Blog veröffentlicht.

Bela Ewald Althans (links), Ernst Zündel (Mitte) und David Cole (rechts) (undatiert). Veröffentlicht auf dem Blog von Bela Ewald Althans.

Nach Angaben von Althans wurden Zündel und er bei ihren Bemühungen, eine (wörtlich) „Braune Internationale“ zu gründen, von einem CDU-Bundestagsabgeordneten unterstützt.

Während Althans‘ Zeit in Toronto, im Januar 1988, hatte sich sein engster Freund und „zweiter Sohn“ Zündels, Uwe Börner, mit nur 27 Jahren umgebracht. Börner, der in Deutschland polizeilich gesucht wurde, war im Sommer 1987 nach Dänemark geflohen. Laut Althans war Börner auf der Flucht, „weil ihm wegen verschiedener Propagandadelikte im Zusammenhang mit der Freilassung von Rudolf Hess eine Haftstrafe drohte“. In Dänemark fand Börner Unterschlupf bei dem prominenten Holocaust-Leugner Thies Christopherson (1918-1997), nahm sich dort aber schließlich im Januar 1988 das Leben.2024 In seinem Blog schrieb Althans über Börner:

„Uwe Börner, der für Zündel seit etwa fünf Jahren wie ein Sohn geworden war und mir nicht nur als engster Freund und Vertrauter, sondern auch als stellvertretender Direktor des DJBW zur Seite stand, hatte sich während meines Aufenthalts in Kanada das Leben genommen „.

1988 verbrachte Althans auch mehrere Monate in den Vereinigten Staaten, wo er eng mit Tom Metzger zusammenarbeitete und in dessen Radiosendung auftrat, in der sie ihre gemeinsame Bewunderung für den Antisemitismus des Führers der Nation of Islam, Louis Farrakhan, diskutierten.**

** Lee, The Beast Reawakens, 256-257.

1989 – Südamerika

Im Frühjahr 1989 begab sich Althans im Auftrag der Samisdat Publishers Ltd. auf eine lange Reise durch Südamerika.

Er traf eine Reihe von Personen, mit denen er vor und während der Reise in Kontakt gestanden hatte. Die Reise führte ihn über New York nach Chile. Von dort aus setzte er seine Reise über Argentinien nach Brasilien fort.

Nachfolgend ein kurzes Profil einiger der Personen, die er während seiner Südamerikareise 1989 getroffen hat.

Santiago de Chile: Miguel Serrano

In Santiago de Chile traf sich Althans mit Miguel Serrano (1917 – 2009), einem chilenischen Diplomaten, Schriftsteller, Okkultisten und faschistischen Aktivisten.

Serrano, der in den späten 1930er und frühen 1940er Jahren mit den Nazis sympathisierte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertreter des esoterischen Hitlerismus zu einer prominenten Figur der Neonazi-Bewegung.

In seinem geheimnisvollen Werk behauptet Serrano, dass es eine riesige historische Verschwörung gegeben hat, um die Ursprünge der entwickelten Menschheit zu verbergen.

Miguel Serrano als Botschafter in Indien im Jahr 1957.

Sein Werk steht in einer Reihe mit dem von H. P. Blavatsky, René Guénon und Julius Evola, die alle an die „Hyperboreer“ glaubten, eine in der griechischen Mythologie erwähnte Rasse von Riesen, die „jenseits des Nordwinds“ leben sollten.

Diesen Esoterikern zufolge lebte diese rein spirituelle Rasse im immateriellen und schwer fassbaren (nördlichen) Reich Hyperborea, wo Zivilisation und Spiritualität ihr Goldenes Zeitalter erlebt hätten, aber durch die Einmischung in die materielle Welt einen Prozess der Verfestigung und damit der Entartung durchliefen. Folglich war der Mensch nicht abgestiegen, sondern hatte sich nach und nach in seinen affenähnlichen Zustand entwickelt,** indem er den dämonischen Energien des Südpols, dem höchsten Punkt der Materialisierung, zum Opfer fiel.

**Joscelyn Godwin, Arktos: The Polar Myth in Science, Symbolism, and Nazi Survival (Kempton: Adventures, 1996), 70.

Serrano verehrte die SS als einen esoterischen Orden, der auf der Suche nach dem „Heiligen Gral des hyperboreischen Blutes“ gewesen sei. Er praktizierte Yoga und geheime Riten auf der Wewelsburg, um das arische Gedächtnis wiederherzustellen und eine „Große Verwandlung“ in Gottmenschen zu erreichen.

So absurd und abwegig das auch klingen mag, diese von Haus aus rassistischen Tropen kursierten (nicht nur) im neonazistischen Untergrund und verbreiteten sich mit dem Aufkommen des Internets wie ein Lauffeuer.

Serranos bizarre Theorien finden sich auch im Katalog von Zündels Samisdat wieder, mit Titeln wie Geheime Nazi-Polarexpeditionen (1978) oder Hitler am Südpol (1979), die beide von Zündel mit verfasst wurden und in denen er sich auf die waghalsige Mission begibt, zu beweisen, dass UFOs in Wirklichkeit Nazi-Luftschiffe sind, die von einer geheimen Basis am oder in der Nähe des Südpols aus Aufklärungsflüge unternehmen. Zusammen mit Willibald Mattern, einem in Santiago, Chile, lebenden deutschen Emigranten, schrieb Zündel auch UFOs: Nazi Secret Weapon?

Villa Gen. Belgrano: [ehem. Volksgruppenführer] Josef „Sepp“ Janko

Josef „Sepp“ Janko (1905-2001) war 1939 Volksgruppenführer des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes in Jugoslawien und wurde später während des Zweiten Weltkriegs zum SS-Obersturmführer ernannt. Janko bot Heinrich Himmler an, ein Regiment von etwa 3.000 einheimischen Volksdeutschen aufzustellen, das in begrenztem Umfang mit der Wehrmacht und der Waffen-SS zusammenarbeiten sollte. Daraufhin schuf Himmler im April 1942 die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division Prinz Eugen und begann, Volksdeutsche aus dem Banat und Rumänien zu rekrutieren.

Sepp Janko prahlte mit seiner Fähigkeit, Söhne von Volksdeutschen aus dem Banat zu rekrutieren. Dieser Auszug wurde im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess im Mai 1946 verwendet:

Foto von Josef Janko von Bela Ewald Althans in Belgrano, Buenos Aires, 1989.

“ … dass ich dem Führer fast die gesamte deutsche Volksgruppe im ehemaligen Staat Jugoslawien zur Verfügung gestellt und ihm so viele Freiwillige als Soldaten gegeben habe, ist für mich ein Gegenstand großen Stolzes. „

Janko konnte Ende 1944 vor der Nationalen Befreiungsarmee (Jugoslawien) nach Österreich fliehen, wo er von amerikanischen Truppen verhaftet und in das Lager Wolfsberg in Kärnten gebracht wurde. Er wurde zusammen mit dem Nazi-Botschafter im Unabhängigen Staat Kroatien (Siegfried Kasche) und dem deutschen Minderheitenführer in Kroatien (Branimir Altgayer) interniert. Beide wurden von den Briten an Tito ausgeliefert und hingerichtet, doch Janko gelang es, vor seiner Auslieferung aus dem Lager aus der Internierung nach Italien zu fliehen. 1951 floh er mit einem auf den Namen José Petri ausgestellten Pass des Roten Kreuzes nach Argentinien.

Janko wurde von der jugoslawischen Regierung wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Auf Betreiben der jugoslawischen Regierung wurde er verhaftet und bis zu seiner geplanten Auslieferung inhaftiert. Doch aufgrund der Intervention von Präsident Juan Perón wurde Janko freigelassen. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2001 im Alter von 95 Jahren in Belgrano, Buenos Aires.

Buenos Aires: Wilfred von Oven

Wilfred von Oven (1912 – 2008) war von 1943 bis zur deutschen Kapitulation 1945 der persönliche Presseadjutant des ehemaligen NS-Propagandaministers Joseph Goebbels.

Wilfred von Oven

Nach dem Krieg arbeitete von Oven zunächst unter falschem Namen als Dolmetscher und Schreibkraft für die britische Militärverwaltung in Deutschland.

1951 ging von Oven – ausgestattet mit einem vom Miteigentümer des Spiegel, Rudolf Augstein, unterschriebenen Presseausweis – nach Argentinien. Als Auslandskorrespondent berichtete er für den Spiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus dem südamerikanischen Staat.** Später schrieb er für die deutschsprachige argentinische Zeitung Freie Presse und gab in Eigenregie La Plata Ruf heraus.

** Peter-Ferdinand Koch, Enttarnt. Doppelagenten: Namen, Fakten, Beweise (Salzburg: Ecowin-Verlag, 2011), 224–225.

Im Juni 2013 räumte der Bundesnachrichtendienst (BND) ein, dass von Oven seit 1950 unter verschiedenen Decknamen für den deutschen Geheimdienst gearbeitet hatte, zunächst für die Organisation Gehlen und bis 1966 für den BND als Informant.

Buenos Aires: Jacques de Mahieu

Jacques de Mahieu, eigentlich Jacques Girault, (1915-1990) war während des Dritten Reichs Kollaborateur in der Karlsdivision/SS-Division Charlemagne.

Jacques de Mahieu in Buenos Aires im Jahr 1989. Das Bild wurde im Blog von Bela Ewald Althans veröffentlicht.

Nachdem er nach Südamerika geflohen war, wurde er in den 1950er Jahren ein peronistischer Ideologe und in den 1960er Jahren Mentor mehrerer nationalistischer römisch-katholischer Jugendgruppen.

Er entwickelte eine Vorliebe für „esoterische Anthropologie“, die er mit anthropologischen Theorien vermischte, die vom wissenschaftlichen Rassismus inspiriert waren.

So verbreitete Mahieu die These, die Wikinger seien bereits 967 nach Amerika gereist und hätten dort die herrschende Kaste der Inkas gegründet, wobei er ein besonderes Augenmerk auf sexuelle Exzesse legte. In seinen Büchern über die Tempelritter behauptet er, diese hätten sich vor Kolumbus in Mexiko niedergelassen. Mahieus Hauptwerke wurden von Wilfred von Oven (siehe oben) ins Deutsche übersetzt und vom Grabert Verlag veröffentlicht.

In seinem späteren Leben soll er die argentinische Sektion der spanischen Neonazi-Gruppe CEDADE geleitet haben.

Porto Allegre: Siegfried Ellwanger Castan

Siegfried Ellwanger Castan (1928 – 2010) war ein brasilianischer Industrieller, revisionistischer Schriftsteller und Verleger.

Er gründete Editora Revisão, einen Verlag, der antisemitische Bücher mit dem Schwerpunkt Holocaustleugnung herausbrachte.

In seinen Werken bezog er sich häufig auf Fred Leuchter, den prominenten Holocaust-Leugner, der mit Ernst Zündel zusammenarbeitete, den auch Althans irgendwann einmal getroffen hatte.

Ellwanger arbeitete sich von einem kleinen Einzelhändler bis in das Topmanagement der brasilianischen Stahlindustrie hoch. Er war maßgeblich an der Entwicklung der Region Rio Grande do Sul beteiligt. Später arbeitete er als Wirtschaftsdelegierter für die Regierung und spielte eine entscheidende Rolle bei der Zusammenarbeit seines Heimatlandes mit Deutschland, Großbritannien und Kuba (er bewunderte Fidel Castro).

Althans Vertriebswege und Öffentlichkeitsarbeit (AVÖ)

1991 hatte Althans sein eigenes Büro in einem Münchner Nobelviertel,** wo er eine Agentur für Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit namens „Althans Vertriebswege und Öffentlichkeitsarbeit“ (AVÖ) betrieb.

** Lee, The Beast Reawakens, 254.

Althans: „Das Münchner Büro bzw. Ladenlokal mit angeschlossener Wohnung wurde etwa drei Jahre lang ausschließlich von Ernst Zündels Samisdat Publishers LTD finanziert; zusätzlich erhielt ich mein eigenes Gehalt und Spesen aus Kanada. Dafür habe ich entsprechende Gegenleistungen erbracht.

AVÖ-Büro in München mit Bela Ewald Althans rechts, der die Reichskriegsflagge hält.

1990 – David-Irving-Vortrag

Am 20. April 1990 organisierte Althans im Löwenbräukeller in München ein Holocaust-Leugner-Konklave, bei dem der Holocaust-Leugner David Irving als Ehrengast auftrat. Der Abend bestand sowohl aus Reden als auch aus Darbietungen, die den Holocaust verspotteten.

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Es gibt Filmaufnahmen von der Veranstaltung, die u.a. Michael Kühnen und den Verlagschef der Nationalen Front, Anthony Hancock, im Publikum zeigen.

Während einer Veranstaltung mit dem prominenten Holocaust-Leugner David Irving als Redner unter dem Titel „Wahrheit macht frei“, organisiert von dem deutschen Neonazi Bela Ewald Althans im Löwenbräukeller in München am 20. April 1990

Von staatlicher Seite begrüßte Althans persönlich Kühnen und Manfred Roeder, einen ehemaligen Wehrmachtssoldaten, späteren Rechtsanwalt, prominenten Holocaust-Leugner und rechtsextremen Terroristen. Die von Roeder gegründeten „Deutschen Aktionsgruppen“, eine neonazistische Organisation, verübten 1980 Anschläge auf Gebäude, in denen Fremdarbeiter und Asylbewerber untergebracht waren. Roeder wurde aufgrund dieser Aktivitäten von den deutschen Justizbehörden als Terrorist eingestuft.

Obwohl auch Otto Ernst Remer bei der Veranstaltung anwesend war, hatte sich Althans zu diesem Zeitpunkt bereits von Remer getrennt, was zu einer persönlichen Verbitterung zwischen den beiden führte.

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1991 – Althans Vertrieb und PR

Nachdem Kühnen im April 1991 an HIV gestorben war, wurde Althans zu einem der bekanntesten Aktivisten und Redner der deutschen Neonazi-Szene**, die von seiner ausgefeilten Rhetorik, seiner imposanten Erscheinung (1,90 m groß) und seinen fließenden Französisch- und Englischkenntnissen profitierte.

** Lee, The Beast Reawakens, 254

AVÖ-Büro in München mit Bela Ewald Althans rechts, der die Reichskriegsflagge hält.

Nach eigenen Angaben arbeitete Althans seit 1991 als Informant für den deutschen Verfassungsschutz.

Gemeinsam mit Christian Worch versuchte Althans, die neonazistischen Aktivitäten in Deutschland auszuweiten und gleichzeitig die Pro- und Anti-Kühnen-Fraktionen, die sich im Zuge des „Homosexuellen-Grabens“ 1986 gebildet hatten, wieder zusammenzuführen.

Bela Ewald Althans vor dem Geschäftsstelle der Althans Vertriebswege und Öffentlichkeitsarbeit (AVÖ) (PR Agentur) – https://althansinfo.files.wordpress.com/2013/01/avc3b6-althans-jpg.jpg

Dazu gehörte die geheime Zusammenarbeit mit weniger im Untergrund agierenden Gruppen, die sich offiziell vom Nationalsozialismus distanzieren mussten, wie die Nationaldemokratische Partei Deutschlands und die Deutsche Volksunion. ** Vor allem der Aufbau einer stärkeren organisatorischen Basis in den neuen Bundesländern war ein Ziel.

**Lee, The Beast Reawakens, 262-263

Zu dieser Zeit verbündete sich Althans auch mit dem Institut für Geschichtswissenschaft und nahm an einer Reihe von dessen Tagungen teil.

**Lee, The Beast Reawakens, 342

Darüber hinaus engagierte er sich in der Organisation des „Rudolf-Heß-Gedenkmarsches“, der seit 1987 jedes Jahr am 17. August stattfindet und sich zu einem Höhepunkt im Kalender der deutschen und internationalen Neonazi-Szene entwickelt hat.

Zündel trat gelegentlich im AVÖ auf, so zum Beispiel 1991 mit dem neonazistischen Staranwalt und ehemaligen NPD-Funktionär Jürgen Rieger (1946-2009).

Ernst Zündel (links), Jürgen Rieger (Mitte) und Bela Ewald Althas (rechts) bei der AVÖ in München im Jahr 1991. Das Bild wurde auf Bela Ewald Althans‘ Blog veröffentlicht.

1991 ist Althans in dem Dokumentarfilm „Wahrheit macht frei“ von Michael Schmidt zu sehen, in dem prominente Persönlichkeiten der neonazistischen und geschichtsrevisionistischen Szene der 1990er Jahre porträtiert werden. Kühnen, der in dem Dokumentarfilm prominent zu sehen ist, war kurz vor der Veröffentlichung des Films gestorben.

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Es war Kühnen selbst, der den Kontakt zwischen Schmidt und einem gewissen Gerrit Et Wolsink herstellte, einer schwer fassbaren Figur, die laut dem Neonazi-Forum Stormfront ein Waffen-SS-Offizier und Werwolf-Agent war, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem US-Geheimdienst zusammengearbeitet hatte.

Gerrit Et Wolsink. Screenshot aus dem Dokumentarfilm Wahrheit macht frei von Michael Schmidt.

Michael Schmidt zufolge war Wolsink der internationale Verbindungsmann zu Kühnen und seinem Netzwerk und arbeitete möglicherweise mit dem amerikanischen Geheimdienst zusammen.

Dass Wolsink in den Nachkriegsjahren mit US-Geheimdiensten zusammengearbeitet hat, geht aus dem Interview hervor, obwohl er sich weigert, Einzelheiten über seine Arbeit zu nennen. Er erklärt lediglich, dass er damals keine andere Wahl hatte und dass er die antikommunistische Haltung der USA teilte. Dennoch war er bereit, seinen Mitgliedsausweis der NSDAP-AO vorzuzeigen.

Mitgliedsausweis der NSDAP-AO von Gerrit Et Wolsink aus dem Jahr 1990. Screenshot aus dem Dokumentarfilm Wahrheit macht frei von Michael Schmidt aus dem Jahr 1991.

Schmidt konnte auch einige Schnappschüsse aus dem Inneren von Wolsinks Haus machen, das mit SS-Utensilien gefüllt war.

Wolsink wird in einem deutschen Buch über nachrichtendienstliche Aktivitäten nichtstaatlicher Akteure als Gladio-Agent erwähnt:

„Im Rahmen seiner zahlreichen Aktivitäten in der westeuropäischen Neonazi-Szene war er unter anderem für die Sicherheit der britischen nationalsozialistischen Bewegung zuständig und ‚überprüfte die internationalen Kontakte der Briten‘.“

Martin Lee erwähnt Wolsink in The Beast Reawakens:**

**Lee, The Beast Reawakens, 200. In the relevant footnote Lee mentions: “Action Front of National Socialists/National Activists (ANS/NA),” U.S. Army intelligence information report, October 28, 1983; Searchlight, December 1990; Fanta Voogd, “Nazis in dienst van het koninkrijk, “ Forum, February 21, 1991.

„Westdeutsche Beamte verboten die ANS[/NA] im Dezember 1983, aber in den Nachbarländern, einschließlich der Niederlande, wo die Aktionsfront Nationaler Sozialisten von dem SS-Veteranen Et Wolsink geleitet wurde, gab es weiterhin Ableger. Wolsink war während des Krieges Mitglied einer von Otto Skorzenys Spezialeinheiten für Sabotage und leitete auch die niederländische Sektion der Wiking-Jugend.

1992 – Digitale Vernetzung

Zu einer Zeit, als der Einsatz von Computern für den Aktivismus noch in den Kinderschuhen steckte, nutzte Althans solche Technologien, insbesondere Ende August 1992, als es ihm gelang, Hunderte von Anhängern zu organisieren, die sich nachts in Rostock versammelten, um vor einer Flüchtlingswohnanlage zu demonstrieren.** Der Protest verwandelte sich in einen dreitägigen Aufruhr, bei dem die Anlage durch Benzinbomben schwer beschädigt wurde, was eine Welle von gewalttätigen Übergriffen gegen Ausländer in Deutschland und darüber hinaus auslöste.

** Lee, The Beast Reawakens, 273.

1993 – Reisen in die Ukraine und nach Russland

Althans begann, in Osteuropa nach neuen Verbündeten zu suchen, und sprach Berichten zufolge 1993 auf Veranstaltungen für die Veteranen der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (1. Ukrainische) in der Ukraine, während er auch nach Russland reiste, um Kontakte mit dem Führer der Russischen Nationalen Einheit, Alexander Barkaschow, aufzunehmen.49

Althans traf sich auch mit dem ehemaligen KGB-General Alexander Sterligov und nahm an einem von diesem mitorganisierten faschistischen Kongress in Moskau teil.26

Die Rechtsextreme Szene der achtziger Jahre am Beispiel Göttingen

Warum diese Recherche über Thorsten Heise, über die FAP, über Rechtsextremismus der 80er, 90er Jahre?

Nun, zum einen gibt es eben auch die Verbindungen seit Ende der 80er Jahre, bis hin zur AfD, und hier auch zum mutmaßlichen Lübcke Mörder Ernst. Unter anderem Heise ist seit den 80er Jahren eine der zentralen Personen in der Rechtsextremen bis hin zur militanten neonazistischen Szene. Dass ein Björn Höcke ihn nicht nur kennt, sondern sicherlich auch einige Wegmarken mit ihm teilt, ist nach Landolf Ladig absolut sicher.

Göttingen und Mackenrode vor Polacek und Thorsten Heise

Göttingen war durch seinen Status als Universitätsstadt immer schon sehr politisch. In diesem Zusammenhang eine kleine Übersicht der Geschehnisse seit den 50er Jahren.

Protestbewegungen in Göttingen seit den 50er Jahren

Nachdem es Anfang der 50er Jahre drei große Demonstrationen in der Stadt gegeben hatte, war zunächst Ruhe eingekehrt. Doch Mitte der 1960er Jahre fand eine „Wiederbelebung der Protest-Tradition“ statt.

Demonstration in Göttingen zum Tode vom Alexander Selchow – Göttingen 1991

1965 gingen die Studierenden gegen Missstände im Bildungswesen auf die Straße. 1966 versammelten sich die Göttinger auf dem Marktplatz, um gegen die Notstandsgesetze zu demonstrieren. Im November 1966 formierte sich auch in Göttingen die Außerparlamentarische Opposition (APO).

Im Juni 1967 folgten dann viele Studierende dem Aufruf zum Schweigemarsch für den in Berlin am Rande einer Demonstration gegen den Schah von Persien erschossenen Studenten Benno Ohnesorg. Das Jahr 1968 war geprägt von Demonstrationen gegen die Springerpresse, für eine Studienreform, gegen die Notstandsgesetze sowie gegen den Abriss des Reitstallgebäudes.

Zu Beginn der 1980er Jahre formierten sich in Göttingen die ersten autonomen Gruppierungen. In den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Autonomen stetig an.

Rechtsextreme Szene in Göttingen (Vor Polacek)

Bereits 1978 hatte die NPD drei Veranstaltungen in Göttingen geplant. Die erste wurde verhindert, die zweite mit einer großen Gegendemonstration beantwortet und die dritte wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verboten.

Erst 11 Jahre später, am 13. Mai 1989, kam es wieder zu einer Veranstaltung der NPD, auf dem Platz vor der Stadthalle. Dort standen sich vier NPDler, 800 Polizisten und etwa 1500 bis 2000 Gegendemonstranten einander gegenüber.

Bis Ende 1986 war es Hans Michael Fiedler, der im Mittelpunkt der rechtsradikalen Szene in Göttingen stand. Von einer Wohnung in der Burgstraße 5 aus entwickelte er zahlreiche Aktivitäten. Nachdem Ende 1986 einige AntifaschistInnen am Rande einer Hausbesetzung die Gunst der Stunde nutzten und Fiedlers Büro in der Burgstraße zerstörten, wurde es einige Zeit sehr ruhig um ihn.

Hans Michael Fiedler war ein Netzwerker in der extremen Rechten, zwischen Burschenschaft und militanter Szene. Warum er Einfluss in Göttingen verlor, war wohl der FAP geschuldet, die eben durch Polacek seit 1985 agierte. Das Recherche Portal Nadir hat über Fiedler zumindest seine Kontakte und Netzwerke offen gelegt.

Quelle Nadir: Verbindungen zwischen dem organisierten Rechtsextremismus und studentischen Verbindungen, insbesondere der Deutschen Burschenschaft (DB), laufen meist über persönliche Beziehungen. Der Multifunktionär Fiedler ist mit seinen „Zirkeln“ ein besonders prägnantes Beispiel. Als Zirkel sind hier zu nennen: Der „Ostpolitische Deutsche Studentenverband e. V.“, (ODS), der sich 1984 in „Gesamtdeutscher Studentenverband“ (GDS) umbenannt hat und als offizielle Studentenorganisation des „Bund der Vertriebenen“ firmiert und der „Studentenbund Schlesien“ (SBS), der seit langem als „Anti-Antifagruppe“ gezielt Daten über Linke sammelt.

Die Danubia zu München haben wir schon in diversen anderen Recherchen auch zur AfD verarbeitet. Das Burschenschaftsgebilde ist für die Vernetzung zwischen militanten Neonazis, den rechtsextremen Parteien sehr wichtig. Ideologische Kaderschulungen inklusive.

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Die Vernetzung von Fiedler mit der Deutschen Burschenschaft bis hin zu den Bogenhausener Gesprächen wundert uns keinesfalls.

Quelle Nadir: Was Fiedler, seine diversen Zirkel und die DB verbindet, sind gemeinsame politische Ansichten und Aktivitäten. Die BB 2/83 veröffentlichen eine ODS-Pressemittelung, in der über die Vorstandswahlen des ODS und über die ODS-Arbeitstagung „Jugend für ein neues Deutschland“ 1982 berichtet wird. Dem Vorstand des ODS gehört der SBS danach als Bund mit einem Vorstandssitz an. Referent auf der Arbeitstagung waren unter anderem Fiedler zum Thema „Das Deutschlandbild in den Schulbüchern“ und Peter Bioßdorf zu „Die Wunde namens Deutschland“. Boßdorf wiederum war nicht nur hier Referent. Auf dem Seminar „Deutschland in Politik und Kultur der frühen 80er Jahre“ , gemeinsam vom ODS und der Burschenschaft Danubia-München in München-Bogenhausen veranstaltet, war er ebenfalls mit von der Partie (BB 2/83, S. 46). Die Seminare sind inzwischen als „Bogenhauser Gespräche“ fester Bestandteil rechtsextremer Ideologiebildung geworden. Im Jahre 1961 fand übrigens auf dem Haus der Danubia die Gründung der Burschenschaftlichen Gemeinschaft in der DB statt, der Kaderschmiede der Rechtsaußen in der DB.

Gerade die „alte“ Naziszene legte damals Wert darauf auch die burschenschaftliche Szene einzubeziehen, Fiedler war hier klar Bindeglied zwischen NPD, militanten Neonazis und auch der FAP.

Die Legende vom Tod eines Einzeltäters – Die Kontakte zwischen Fiedler, Polacek und Ingo Kretschmann – Ausschnitt aus Taz Artikel: https://taz.de/!1869001/

Sowohl Polacek und Fiedler verband bei die Tatsache das sie aus der bündischen Jugend der BHJ entstammten.

Quelle Nadir: Natürlich fehlt auch die Pressemitteilung über die ODS-Jahreshauptversammlung und das Seminar „Wege zur Wiederherstellung Deutschlands“ aus dem Jahre 1983 nicht. Hauptreferent war damals Hans-Dietrich Sander, ein Mensch mit besten Verbindungen im rechten Lager und zu Burschenschaften. Auch zu dieser Zeit war der SBS Mitglied im ODS. Fiedler selber war lange Jahre Geschäftsführer des SBS, über ihn liefen die Kontakte zwischen SBS und NPD. 1987 fand in Alfeld eine sogenannte Reichsgründungsfeier statt, gemeinsam veranstaltet von SBS und NPD.

Im Niedersachsen-Spiegel der NPD wird Sanders schriftliche Fassung seines Vortrages „Die Rückkehr des nationalen Elements in die Politik“ als wichtige Argumentationshilfe für politische Schulung angepriesen, Bezugsadresse: Fiedler! „1982 ist Fiedler immer noch ‚Studienleiter der nationalen Jugend- und Bildungsarbeit‘ im ODS und ‚Referent für politische Bildung im NPD-Landesverband Niedersachsen‘.“Seit 1975 schreibt Fiedler in „Nation und Europa“ (NE), jener führenden Theoriezeitschrift des Rechtsextremismus, die jedes Jahr im Verfassungsschutzbericht erwähnt wieder. Seit der Nr. 1/92 hat NE zwei neue Herausgeber: das Gründungsmitglied und ehemaligen Vorsitzenden der NPD, Adolf von Thadden und das Mitglied des Europaparlaments Harald Neubauer, ehemals Republikaner, jetzt Deutsche Liga.

Als neuer Chefredakteur stellt sich vor: Karl Richter, jetzt Alter Herr der Danubia-München, vorher persönlicher Referent von Neubauer. Währenddessen veröffentlicht Fiedler seine Gedichte in den „Staatsbriefen“ des Hans-Dietrich Sander. Der wiederum druckt in den Staatsbriefen 7-8/93 gleich zwei Artikel aus den BB 2/93 nach, „Bemerkungen zur völkerrechtlichen Lage Nordostpreußens“, Artikel, die um die Frage kreisen, wie denn Großdeutschland wieder erschaffen werden könnte.

Für die jüngeren unter den Mitlesern, hier sieht man eine normale Demonstration der Antifa (im speziellen der Göttinger Antifa M) Anno 1993.

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Eins ist sicher ohne die Antifa in Göttingen wäre es noch weiter eskaliert und zwar ausschließlich aus der rechtsradikalen Ecke. Dies sagte selbst der Göttinger Staatsanwalt  Heimgärtner 2011. „Starke Antifa hält Rechte in Schach“.

Heises Mentor Karl Polacek

Der Alt-Nazi Polacek wurde 1934 in Wien geboren. Über Lappland und Norwegen, wo er unter anderem als Schiffselektriker arbeitete, kam er im Frühjahr 1981 nach Südniedersachsen.

Das Netzwerk um Karl Polacek und Thorsten Heise 1985 – 1994

Seine politische Laufbahn führte vom „Bund heimattreuer Jugend“ und der radikaleren „Bündischen Jugend“ über die NPD zur FAP.

Im Herbst 1985 (Oktorber 1985) gründete Polacek einen Kreisverband der FAP und übernahm selbst zunächst Funktionen als „Gau -Kassierer“, Schriftleiter und Bezirksvorsitzender.

Quelle Apabiz: Der bundesdeutsche Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) wurde nach dem Vorbild des BHJ in Österreich aufgebaut. Hans Hübner (Ex-Reichsjugend, die Jugendorganisation der Sozialistischen Reichspartei) gründet 1958 den BHJ-Franken. Es folgt der Aufbau weiterer, nur lose miteinander verbundener Gruppen. 1960 wird der BHJ als bundesweite Organisation gegründet. Die Strukturen werden ausgebaut, dennoch zerfällt der Bund aufgrund innerer Streitigkeiten und staatlicher Repression. 1962 schließen sich die übriggebliebenen Gruppen zum neuen BHJ e.V. zusammen. Die Standorte als kleinste selbständige Einheit des BHJ werden von den Leitstellen koordiniert.Die Mitglieder sind zwischen sieben und 26 Jahre alt.
1988 beschließt die Mehrheitsfraktion um Bundesführer Henning Otto die Umbenennung in BHJ – Der Freibund e.V. Dieser Flügel fordert die Reformierung des Bundes, eine verstärkte Bezugnahme auf bündische Traditionen und ein gemäßigteres Auftreten in der Öffentlichkeit. Als Symbol wird nun statt der Odalsrune die aufgehende Sonne auf schwarzer Fahne gewählt. 1983 spaltet sich fast die gesamte Leitstelle West ab und tritt seitdem als Gemeinschaft Volkstreuer Jugend auf. 1990 wird von dem Flügel um den ehemaligen Bundesführer Michael Will und den Bundeskassenwart Hans Soltner Die Heimattreue Jugend e.V. gegründet.

Polaceks Haus in Mackenrode diente als Treffpunkt und Schulungszentrum der militanten Naziszene der gesamten Region. Als Schulungszentrum der FAP, war Mackenrode ein zentraler Ankerpunkt der FAP in Deutschland.

Aus der Broschüre „Kampf der FAP“ – Netzwerke der FAP – Veröffentlicht 1994: Die Verbindungen von Thorsten Heise zu all den FAP Stützpunkten ist fließend gewesen, man kannte sich. Entweder eben durch Schulungen auch in Mackenrode oder durch Aufmärsche wie den Heß Aufmärschen, oder eben von Sonnenwendfeiern oder der Wiking-Jugend.

Aus der Broschüre „Kampf der FAP“ – Netzwerke der FAP – Veröffentlicht 1994

Alle diese Verstrickungen waren schon anno 1994 bekannt, denn dies ist der Zeitraum, in dem diese Broschüre veröffentlicht wurde. Alle Verbindungen treten aber auch eins zu eins im Umfeld des NSU auf. (Siehe NSU – https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/129/1812950.pdf)

Aus der Broschüre „Kampf der FAP“ – Netzwerke der FAP – Veröffentlicht 1994

Es ist eine Tatsache das schon Ende der 80er Jahre V-Leute in Mackenrode aktiv waren, einige waren auch direkt an Angriffen beteiligt. Andere, wie eben der NSU Zeuge See, waren schon kurz nach der Wende in Mackenrode, im Umfeld von Polacek und Thorsten Heise zu finden.

Drucksache 18/12950– 572 – NSU Zeuge See: Dann stieß ich irgendwann auf ein paar Aufkleber von der FAP, also der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei. Die hatte ihr Schulungszentrum ganz in der Nähe in Niedersachsen, also an der Grenze zu Thüringen. Irgendwann habe ich also mit einem Kumpel allen Mut zusammengenommen – man hatte ja alles nur böse Geschichten gehört – und bin dann dort hingefahren. Dort hat dann ein älterer Herr aufgemacht, Karl Polacek, der dieses Schulungszentrum der FAP betrieb, und hat uns da auf Kaffee und Kuchen eingeladen. Dort bin ich also zum ersten Mal überhaupt in Berührung mit neonazistischer Ideologie gekommen.“2007

Und all diese Leute in diesem Umfeld waren sowohl Mitglied der FAP, in der Wiking-Jugend oder in noch anderen Organisationen tätig.

NSU Zeuge See – Drucksache 18/12950– 572 – https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/129/1812950.pdf

Auch Überregional war Mackenrode ein Anlaufpunkt, und zwar aus den alten wie neuen Bundesländern. Schon direkt in der Wendezeit waren viele der später bekannten NSU Unterstützer bei Polacek und Thorsten Heise zu finden. Sie nahmen an Sonnenwendfeiern oder sogar Übergriffen teil.

V-Mann Marschner – Drucksache 18/12950– 1107 – https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/129/1812950.pdf

Schon seit 1983 diente das Haus von Karl Polacek in Mackenrode, in der Nähe von Göttingen, als Treffpunkt der bundesweiten Neonaziszene.

Umfeld Mackenrode zwischen 1983/84- Bildquelle NDR Dokumentation 1991

Polacek, der seine Nazikarriere bei der NPD begann und zu diesem Zeitpunkt Kader der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) war, stellte das Haus immer wieder für Schulungen, insbesondere für die FAP zur Verfügung.

Kameradschaftsabend in der Festung Mackenrode – Bildquelle NDR Dokumentation 1991

Am 13.12.1988 trat Thorsten Heise in die FAP ein. Vielfach wurden im Umfeld von Mackenrode Wehrsportübungen der Wikingjugend durchgeführt, aber auch Sonnenwendfeiern.

Seit Beginn der 80er Jahre tauchten an Polaceks Wohnsitz in Mackenrode regelmäßig Gruppen der neofaschistischen Wikung -Jugend und anderer Nazi-Vereinigungen auf, die in den nahegelegenen Wäldern Wehrsportübungen veranstalteten und Sonnenwendfeiern zelebrierten. Eine dieser Festlichkeiten stieg am Abend des 20.Dezember 1986. Zirca 40 Personen zogen mit Fackeln und dem schwarz-weiß-roten Reichsbanner durchs Gehölz, brüllten „Sieg Heil“ und schmetterten NS-Lieder. Der Lärm, so berichteten Einwohner gegenüber der Lokalpresse, sei „bis ins Dorf“ zu hören gewesen. Später sperrten schwarz -uniformierte Jugendliche eine Straße ab, hielten Autos an und kontrollierten die Personalien der Insassen. Eine Resolution von Mackenroder BürgerInnen an die Behörden, „weiteren Treffen dieser Gruppe entgegenzuwirken“, blieb ohne Konsequenzen.

Das Schulungszentrum der FAP in Mackenrode war auch umfassendes Thema im thüringischen Untersuchungsausschuss.

Quelle Thüringer Untersuchungsausschuss: Der Zeuge See schilderte vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags Hessen „19/2 (NSU)“, die FAP sei eine reine Kopie der NSDAP gewesen. Sie hätten dort Parteiuniformen angehabt: schwarze Hose, Braunhemd, Schulterriemen, Gaudreieck. Das sei eine reine Nazikopie, das Programm der Partei sei rein nationalsozialistisch gewesen. Hinter verschlossenen Türen seien Hakenkreuze und Hitler-Büsten kein Tabu gewesen. Die FAP habe auch Verbindungen nach Österreich sowie einen regelmäßigen Austausch mit Österreich gehabt. Er, so der Zeuge weiter, sei zum Schluss kommissarischer Landesvorsitzender Thüringen in der FAP gewesen.

Sein Auftrag sei es gewesen, die Strukturen in Thüringen aufbauen. Aber da sei dann das Verbot der FAP dazwischengekommen. Er habe sich damals der Ideologie der FAP sehr nahe gefühlt. Er sei als Jugendlicher „hirngewaschen“ worden, denn eigentlich sei er in einer ganz anderen weltanschaulichen Umgebung aufgewachsen. Es habe eine Menge Gewaltaktionen bei der FAP gegeben, viele Auseinandersetzungen mit der Antifa, richtige Straßenschlachten und Häuserkämpfe.

Auf Frage, mit welchen Personen er damals bei der FAP zu tun gehabt habe, bekundete der Zeuge: mit Fr.Bu., Po., Thorsten Heise, der auch bei der FAP gewesen sei, mit An. Ma., Ra. Te., Burm.C. Feststellungen zum Sachverhalt aus Berlin und An. Zi. aus Leipzig. An hessischen Verbindungen über die FAP seien dies Di.Wi. und Eck. („dieser Dicke und Gewalttätige“) gewesen. Es gebe bestimmt 30 Namen mit FAP-Bezug nur zu Hessen. Er habe sie alle an das BfV übermittelt. Befragt nach der Struktur der FAP, erläuterte der Zeuge, dass man sich in diesem Schulungszentrum der FAP inMackenrode771. getroffen habe. Man habe dort hinkommen können, wann man es gewollt habe. Alle zwei Wochen habe es irgendwelche Veranstaltungen bzw. Schulungen gegeben, z. B. Sonnenwendfeiern. Von dort habe man die Zusammenarbeit mit der Wiking-Jugend organisiert. Die FAP sei z. B. auch mit einer eigenen Gruppe nach Hetendorf gefahren, wo dieses Pfadfinderlager oder Wehrsportlager der Wiking-Jugend gewesen sei, welchesauch regelmäßig, auf jeden Fall alle zwei Wochen, stattgefunden habe. Die Leute seien von überallher gekommen.

Karl Polacek und Friedhelm Busse

Karl Polacek und Friedhelm Busse kannten sich natürlich durch ihre Parteiarbeit für die FAP. Polacek war wie Busse natürlich auch beim Heß-Aufmarsch in Wunsiedel. Auch Thorsten Heise war 1990 beim Aufmarsch zum Nazi-Spuk in Wunsiedel dabei, wie viele andere Unterstützer der braunen Kameradschaft um Karl Polacek.

Vereinigte Kämpfer ziehen gen Wunsiedel (Taz Artikel 1990): Unterstützung erhoffen sich die Heß-Organisatoren dieses Jahr aus der DDR, damit das Treffen noch „eindrucksvoller und machtvoller“ (Worch) wird. Derzeit wirbt der im Mai dieses Jahres vor einem Strafprozeß untergetauchte niedersächsische FAP-Landesvorsitzende Torsten Heise aus Göttingen auf seiner Tour durch Thüringen und Sachsen für Wunsiedel. In Ost-Berlin verteilt die „Nationale Alternative“ entsprechende Flugblätter, und auch Michael Kühnen mobilisiert in der DDR. Wunsiedel 1990 soll die „größte Veranstaltung der radikalen Rechten“ (Kühnen) werden, und Dinter hat die „Nationale Rechte“ aufgerufen, in Wunsiedel eine „Kampfgemeinschaft“ zu bilden.

Busse und Polacek waren auch nach seiner Ausweisung weiter in Kontakt. Das Netzwerk funktionierte, obwohl Busse ein Einreiseverbot nach Österreich hatte – und Polacek ein Einreiseverbot nach Deutschland.

Die Rechte Szene hielt auch nach der Ausweisung von Polacek aus Deutschland sein Netzwerk offen, unterstütze ihn und sammelte sogar Spenden. Ob nun in Österreich oder später in Griechenland: Polacek hatte immer Kontakt zu Thorsten Heise, zu diversen Netzwerken und war auch nie ausgeschlossen.

„Rudolf Heß Gedenkmarsch“ 1990

(Textauszug Antifainfoblatt + Bilder und Videos u.a. GdAfD/Reportagen 80er/90er)

1990 entstand auch durch die »Wiedervereinigung« mit der DDR eine neue Qualität für den Aufmarsch in Wunsiedel. Berthold Dinter, der alljährliche Anmelder, hatte mittlerweile Otto Riehs als Vorsitzenden des „Volksbund Rudolf Heß“ abgelöst.

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Er erwartete eine größere Beteiligung der frisch angeschlossenen Neonazigruppen aus den neuen Bundesländern.

Thüringer Landtag Drucksache 6/7612 NSU zur Verbindung Karl Polacek + Thorsten Heise und Bela Ewald Althans

Unterstützt vom alten Team um Christian Worch und Jürgen Rieger sowie Kai Dalek (GdNF/Kronach) und Bela Ewald Althans („Deutsches Jugendbildungswerk“/AVÖ- München) bereiteten sie den Neonaziaufmarsch vor.

Informationen GdNF: Die Mitglieder entstammen den Kameradschaften der 1983 verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA). »Die Gesinnungsgemeinschaft gruppiert sich um den Informationsbrief zur Lage der Bewegung “Die Neue Front”, nach dem sie sich benennt, und findet ihr Fundament in den Leserkreisen der Neuen Front.« Getreu ihrem historischen Vorbild, der NSDAP, gliedert sich die Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) in sieben Bereiche, die sich in Gaue, Kameradschaften und Stützpunkte teilen, darunter auch die ANS-Niederlande unter Eite Homann und die österreichische Volkstreue Außerparlamentarische Opposition unter Gottfried Küssel.

Der innere Kreis der Kameradschaft wird von 1984-1986 vom Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH) gebildet. Die GdNF-Mitglieder treten ab 1984 in die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) ein und über- nehmen sie. Nach der Veröffentlichung eines schwulenfeindlichen Anti-Kühnen-Manifestes durch einen Teil der GdNF spaltet diese sich 1986 in einen Flügel um Kühnen und einen um den FAP-Generalsekretär Jürgen Mosler. Während der Mosler-Flügel die organisatorischen Strukturen in FAP und KAH übernimmt, bildet die GdNF um Kühnen in der Folgezeit neue Vorfeldorganisationen und regionale Wahlparteien. Mit dem Tod Kühnens am 25. April 1991 geht die faktische Führung der GdNF an eine Troika aus Christian Worch, Gottfried Küssel und Arnulf Winfried Priem über. Ende November 1994 wird Christian Worch wegen Leitung der GdNF zu zwei Jahren Haft verurteilt. Das Gericht stellt fest, daß die GdNF eine Nachfolgeorganisation der verbotenen ANS/NA sei.

Und der rechte Mob kam: Unter den gut 1.000 Neonazis erkannten und dokumentierten BeobachterInnen und JournalistInnen Frank Hübner von der Neonazi-Partei „Deutschen Alternative“ vereint neben Thomas Fink von der Gruppe „Deutsche Bismarkjugend“ und „Sauerländer Aktionsfront“ (SAF).

Informationen Deutsche Alternative (DA): Die DA ging 1989 in Bremen aus dem Kühnen-treuen Landesverband der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) hervor. In der Folge treten Anhänger der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF), aber auch Mitglieder der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) oder der Republikaner bei, so im Sommer 1991 die gesamte Führung der NPD Berlin-Brandenburg. 1989/90 verzeichnet die Partei einen starken Mitgliederzuwachs in dem Gebiet der ehemaligen DDR durch die Eingliederung Kühnen-treuer Kameradschaften. Am 16. März 1990 wird die Deutsche Alternative Mitteldeutschland gegründet, der die Nationale Alternative beitritt.

Die DA ist von ihrer Gründung an Bestandteil der GdNF und bildet die «Mitteldeutsche SA«. Die Frauen in den Reihen der DA sind seit Frühjahr 1990 Mitglieder der Deutschen Frauenfront. Auf einem Bundestreffen im Juli 1991 in Duisburg übernehmen nach dem Tode Michael Kühnens mit Frank Hübner als Vorsitzender und Rene Koswig als Stellvertreter junge ostdeutsche Kader den Verband. Über 80 westdeutsche Mitglieder verlassen aufgrund ihrer Abstimmungsniederlage (sie wollten die Partei, um einem Verbot zuvorzukommen, auflösen) die Partei. Sie bilden in der Folge das Deutsche Hessen, den Nationalen Block, die Volkstreue Liste und den Deutschen Weg. Zum Zeitpunkt des Verbots bestehen Landesverbände in Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Berlin und Bremen. Die DA kann in Cottbus drittstärkste Mitgliederpartei noch vor der SPD werden. Der Aufbau einer Deutsch-Alternativen Jugend steht zum Zeitpunkt des Verbotes noch am Anfang.

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Rentner wie Roland Tabbert („Nationale Deutsche Befreiungsbewegung“), durften ebenso nicht fehlen wie der Leipziger Neonazi-Hooligan Riccardo Olaf Sturm , Peter Boche aus den Kreisen von „Die Republikaner“ in Ost-Berlin, und Karl Polacek von der FAP.

Deutsche Bismarkjugend: Den Mittelpunkt der Aktivitäten der DDF bildet die zweimonatliche Herausgabe der Zeitschrift Recht und Wahrheit (RuW). Daneben werden (halb-)jährlich mehrtägige Lesertreffen von RuW durchgeführt. Referenten auf diesen Tagungen, die von Hille Bosse organisiert werden, waren neben der DDF-Führung u.a. Wolfgang Juchem, Alexander Hoyer, Helmut Brückmann, Udo Walendy, Arnold Neugebohm, Max Wahl, Ilse-Carola Salm, Erhard Kemper.

1990 wird die Geschäftsstelle von Bad Kissingen nach Wolfsburg, dem Wohnort Bosses, verlegt, im Juli werden Remer und Bosse wegen Verwendens, Verbreitens und Vorrätighaltens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen zu Geldstrafen verurteilt. Anlaß war die Ausgabe 3-4/1989 von RuW, in der u.a. der Geburtstage von Adolf Hitler, Rudolf Heß und Erich Ludendorff gedacht wurde. 1994 wird das Lesertreffen im Herbst durch eine Rundreise mit kleineren Veranstaltungen von Bosse und verschiedenen Referenten ersetzt, Bosse wird wegen antisemitischer und NS-apologetischer Äußerungen in RuW Nr.6/1993 erneut verurteilt. Im März 1995 wird Christian Worch auf dem Lesertreffen verhaftet, da er nach Polizeiangaben als Redner auftreten sollte.

Ordnerdienstfunktionen übernahmen Kai Dalek, Gottfried Küssel, Thomas St. aus Erlangen, Meinhard Otto Elbing aus dem Kreis der Neonazi-Partei „Nationalistische Front“ (NF) aus Bielefeld und der Lübecker Ulrich Schwetasch, der für die DVU zur Landtagswahl kandidierte.

Kai Dalek – Bildquelle AntifaInfoblatt – Der NSU im Spitzelnetzwerk – https://www.antifainfoblatt.de/tags/kai-dalek

Als internationale Redner traten die Belgier Erwin van Latten und Bert Erikson auf. Auch die Personen, die sich am Rande dezent zurückhielten, waren hochinteressant.

Aufruf des neonazistischen Vlaamse Militante Orde

Informationen zu Bert Erikson: Eriksson wurde in Antwerpen als Sohn eines ostschwedischen Vaters und einer flämischen Mutter geboren, wurde früh Nazi und trat noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs der Hitlerjugend bei. Als überzeugter Antikommunist ging er 1950 in den Koreakrieg, um dort zu kämpfen.

1968 eröffnete er in Antwerpen ein Café, „Den Odal“, das nach dem Krieg zu einem führenden Zentrum für Neonazis wurde. Er übernahm 1971 das Kommando über den Vlaamse Militanten Orde (VMO), nachdem dieser vom Gründer Bob Maes aufgelöst worden war, und wandte sich einer extremeren Rechten zu. Nach der Ächtung des VMO 1984 schloss er sich dem Vlaams Blok sowie der Odal-Gruppe an, die sich als Nachfolger des VMO präsentierte. Als VMO-Führer war Eriksson 1981 wegen des Vorwurfs, eine Privatarmee geführt zu haben, vor Gericht gestellt worden, doch obwohl er zunächst für schuldig befunden worden war, wurde er im Juni 1982 vom Antwerpener Berufungsgericht freigesprochen.

Die VMO selbst setzte sich weiterhin gegen das Verbot zur Wehr, obwohl die Führung Erikssons 1985 mit der Übernahme durch Jan Eggermont endete.  Eriksson war 1973 auf sich aufmerksam gemacht worden, als er nach Österreich reiste und die sterblichen Überreste des belgischen Kollaborateurs Cyriel Verschaeve ausgrub, die er dann in Alveringem begrub.Später behauptete er, dass er dasselbe mit den sterblichen Überresten von Staf De Clercq und Anton Mussert getan habe.

Eriksson hatte bei der Bildung des Vlaams Blok eine zentrale Rolle gespielt und 1978 eine Reihe von Gesprächen zwischen rechten Führern in Gang gesetzt, die schließlich zur Gründung der Partei führten.

Er stand auch in Verbindung mit dem Wehrwolf-Verbond, einer antisemitischen Gruppe mit Sitz in Antwerpen, und sprach 1996 auf deren Kundgebung.

Er starb im Alter von 73 Jahren in Westdorpe, Niederlande, an einer Lungenkrankheit.

Informationen aus dem belgischen Parlament

Zum Beispiel die „Schwarze Witwe“ Florentine Rost van Tonningen und ihr Begleiter Tore van M. aus Belgien.

Die schwarze Witwe – Florentine Rost van Tonningen

Der ganze Zug wurde schließlich vom bayrischen USK und starken Bundesgrenzschutzeinheiten durch die Stadt geleitet, um ein Aufeinandertreffen mit den bundesweit mobilisierten 2.000 AntifaschistInnen zu verhindern.

Informationen Florentine Rost van Tonningen: Nach ihrer Entlassung aus der Haft Anfang der 1950er Jahre setzte sie sich mit allen Mitteln für die posthume Rehabilitation ihres Ehemannes ein. Zum Zeichen ihrer anhaltenden Trauer und zur Mahnung trat sie stets in schwarzer Kleidung auf, was ihr in den Niederlanden die Bezeichnung „Schwarze Witwe“ eintrug. Ihre rechtsextremen Freunde und Anhänger aus ganz Europa bezeichneten sie dagegen als „Florie“.

Anfang der 1950er Jahre bezog sie eine Villa im niederländischen Velp, die bald zu einer Art Wallfahrtsort für Rechtsextreme, Alt- und Neonazis, Revisionisten und Holocaustleugner wurde. Diese sehen in ihr bis heute ein Idol und eine Autorität. Die Villa wurde mehrfach von der Polizei nach verbotenem NS-Propagandamaterial durchsucht, das jeweils beschlagnahmt wurde. Über die Hausdurchsuchungen beklagte sie sich in ihren in rechtsextremen Kreisen weit verbreiteten Schriften. Öffentliche Proteste kamen auf, als Mitte der 1980er Jahre in den niederländischen Medien bekannt wurde, dass sie seit vielen Jahren vom niederländischen Staat eine Pension erhielt.

Als Reaktion darauf verlegte sie im Jahr 2000 ihren Wohnsitz nach Belgien, wo sie auch zum rechtskonservativen Vlaams Blok Kontakt hielt. Mit dem belgischen NS-Kollaborateur Léon Degrelle war sie bis zu dessen Tod im spanischen Exil eng befreundet. Sie pflegte mit Gudrun Burwitz, der Tochter ihres Trauzeugen Heinrich Himmler, enge Beziehungen, ebenso wie mit u. a. Thies Christophersen, Luciana Frassati, Arthur Axmann, Hjalmar Schacht, Richard Edmonds, Paula Hitler, Erich Priebke, Ernst Zündel, Siegfried Verbeke, Horst Mahler, Ilse Pröhl, der Witwe von Rudolf Heß, Gertrud und Arthur Seyss-Inquart, Hanns Albin Rauter, General Otto Ernst Remer, Udo Walendy, Miguel Serrano, Colin Jordan, Karl Anton Prinz Rohan, Manfred Roeder, David Irving und Robert Faurisson und unterstützte den 1951 von Helene Elisabeth Prinzessin von Isenburg mit hochrangigen Exponenten der Kirchen (Theophil Wurm und Johannes Neuhäusler) und einer Reihe von ehemaligen hochrangigen NS-Funktionären gegründeten und bis heute aktiven Verein „Stille Hilfe“.

Sie war trotz ihres hohen Alters bis zuletzt regelmäßige Teilnehmerin beim Ulrichsbergtreffen in Österreich sowie an Veranstaltungen der rechtsextremen Szene wie dem Europäischen Kongress der Jugend in Thessaloniki. Bis zu ihrem Tod hielt sie an der NS-Ideologie des Rassismus, Sozialdarwinismus, des Führerkults und des Antisemitismus fest. Sie war gleichzeitig seit den 1980er Jahren Vorsitzende des rechtsextremen Vereins Consortium de Levensboom („Konsortium Der Lebensbaum“), der einschlägige Schriften herausgibt.

Landrat Seiser (SPD) hielt es auf Anfrage der Polizei, die sich nicht hundertprozentig in der Lage sah, dies zu verhindern, nicht für nötig, deshalb den Neonaziaufmarsch kurzfristig zu untersagen. So waren es lediglich interne Auseinandersetzungen in der Neonazi-Szene (Friedhelm Busse regte sich über die Anwesenheit von Michael Kühnen auf, und wurde kurzerhand mit seiner FAP-Truppe an das Ende des Zuges verwiesen), von denen sich die Neonazis behindert sahen. Durch die Bank feierten die Neonazis den Marsch von 1990 in ihren Publikationen als »Durchbruch« oder den »Sieg« .

Karl Polacek nach der Ausweisung aus Deutschland

Sowohl Thorsten Heise und dessen Familie hielt bis zum Tode von Karl Polacek regen Kontakt zu Polacek auch in Griechenland. Polacek wurde am 22.1.1992 aus Deutschland ausgewiesen.

Ein Spruchband mit der Aufschrift „Die FAP bleibt in Mackenrode“ brachte Neonazi Karl Polacek (56) das Aus: Polizisten nahmen den Landesvorsitzenden der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) fest, als er gestern gegen 9 Uhr das Transparent an seinem Haus in Mackenrode anbringen wollte. Nur gut eine Stunde später war der als Leitfigur der norddeutschen Rechtsradikalen geltende ehemalige Holzfäller und Seemann auf dem Weg in sein Heimatland. Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) hatte seine Ankündigung vom Januar 1991 wahrgemacht, er wolle Polacek ausweisen.

1991 führte eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer auf Bewährung ausgesetzten Haftstrafe und zu einer Geldbuße von 2.000,- DM. In Deutschland war Polacek dabei fünfmal rechtskräftig verurteilt worden. So etwa, weil er mit einer Axt auf eine Demonstrantin losgegangen war.

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1992 wird Karl Polacek durch die deutschen Behörden schließlich nach Österreich abgeschoben und findet bei dem wegen NS-Wiederbetätigung verurteilten Fritz Rebhandl unterschlupf. Polacek ist hier Herausgeber des Neonazi-Blatts „Braunauer Ausguck“ („Internes Rundschreiben an meine Kameradinnen und Kameraden zur See und an Land in aller Welt!“).

Darin bezeichnete er etwa die „Skinheadbewegung“ als Speerspitze der Nation, die den „Kampf auf der Grundlage des ‚Politischen Guerillakrieges'“ führen würde. Ein wichtiger Teil des „politischen Guerillakrieges“ sei das „Führen von Archiven“ zur „Feindaufklärung“, also Tätigkeiten die mensch auch unter dem Neonazi-Schlagwort der Anti-Antifa versteht.

1995 veröffentlicht Polacek die Postfachadresse der schwedischen Neonazi-Gruppe Vitt Ariskt Motstand („Weißer Arischer Widerstand“). Mitglieder der VAM trat mehrfach mit Anschlägen in Erscheinung, sie raubten Waffendepots aus und überfielen eine Bank. VAM steht in engem Zusammenhang mit anderen militanten Neonazi Gruppen, wie etwa Combat 18.

Karl Polacek in Österreich

Aus Österreich heraus  beglückte Polacek seine bundesdeutsche Gefolgschaft bis 1998 mit seinem „Braunauer Ausguck“. Im dem primitiv gemachten Hetzblatt wurde Gewalt verherrlicht und der industriell betriebene Massenmord an Juden im Dritten Reich geleugnet.

Informationen KPÖ: Karl Polacek war Landesführer der wegen NS-Wiederbetätigung verbotenen „Freiheitlichen Arbeiterpartei“ in Niedersachsen. 1992 wurde er wegen einer Axt-Attacke auf eine Antifaschistin aus Deutschland ausgewiesen. Danach gab Polacek in Oberösterreich jahrelang die Hetzschrift „Braunauer Ausguck“ heraus. Laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes war er auch „Organisator der Skinhead-Szene“. Ungeachtet dessen schien Polacek gemeinsam mit anderen offenen Rechtsextremisten – wie Richard Melisch und Konrad Windisch – als Unterstützer im Personenkomitee des FPÖ-Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl, Andreas Mölzer, auf. Erst nachdem die Tageszeitung „Kurier“ darüber berichtet hatte, wurde Polacek als Unterstützer gestrichen. („Kurier“, 28. Mai 2009)

1998 wird Polacek in Ried wegen NS-Wiederbetätigung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt, sechs Monate soll er einsitzen. Er hatte im „Braunauer Ausguck“ und in den „Schulungsbriefen“ nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet, Gewalt verherrlicht und die industriell betriebene Massenvernichtung von Juden im Dritten Reich geleugnet.

Anfrage zu Karl Polacek im österreichischen Parlament – https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX/AB/AB_00759/fnameorig_126288.html

Dem Haftantritt entzog Polacek sich durch Flucht ins Ausland (Nach Griechenland) und trat seither vor allem durch LeserInnenbriefe in diversen Nazi-Blättern in Erscheinung. Schon Ende 1999 teilte er in einem internen Rundbrief an seine „VolksgenossInnen“ mit, dass er seinen „Braunen Ausguck“ an „Kameraden im Ausland“ abgegeben habe, da er befürchte, demnächst eine Haftstrafe antreten zu müssen.

Anfrage zu Karl Polacek im österreichischen Parlament – https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX/AB/AB_00759/fnameorig_126288.html

Im „JVA Report“ ruft Polacek „alle jungen Kameradinnen und Kameraden“ auf, der NPD beizutreten. Auch er, der 1985 die NPD als Mitglied verlassen hatte, habe sich entschlossen, ihr wieder beizutreten. Bewogen zu diesem Schritt und zu dem Aufruf wurde Polacek Eigenangaben zufolge durch seinen einstigen politischen Ziehsohn Thorsten Heise, der heute dem NPD-Bundesvorstand angehört. Im „JVA-Report“ berichtet Polacek über einen Aufmarsch der „Patriotischen Allianz“ in Athen im Januar 2007. Einer der Redner dabei war der NPD-Parteivorsitzende Udo Voigt.

Karl Polacek und Thorsten Heise und die Goldene Morgenröte

1999 wurde eine Freiheitsstrafe gegen Karl Polacek verhängt, dieser ging ins Ausland. Gesucht wurde Polacek mit einem internationalem Haftbefehl der 2001 zu einem Erfolg führte.

Beim ersten Golden-Dawn-Kongress in Athen im Februar 1990 hing hinter dem Redner, dem Parteigründer Nikolaos Mihaloliakos, ein Transparent mit der Wolfsangel. Er schüttelt die Hand des damaligen deutschen Neonazis Bela Ewald Althans. Die Verbindungen von Althans zu Polacek waren schon in den 80er Jahren fließend. Bildquelle https://althansinfo.wordpress.com/personlichkeiten/

Polacek wurde in Griechenland in Gewahrsam genommen. Polacek saß einige Monate in Haft. Nach der Entscheidung zur Abschiebung, konnte Polacek in Griechenland bleiben.

Informationen aus Rechtsextremer Seite (Wird nicht verlinkt): „Aktiv beteiligte er sich an den Aktivitäten der Goldenen Morgenröte, wovon eine Ehren-Urkunde der Organisation zeugte, die immer im Eingang seines kleinen Häuschens hing.“

Am 06.05.2007 trat Karl Polacek wieder der NPD bei, die er in den 80er Jahren verließ zu Gunsten der FAP. Karl Polacek rief vor allem „jüngere“ Kameraden auf in die NPD einzutreten.

Polacek und Heise als Aufbauhelfer der neonazistischen Goldenen Morgenröte

Dies dürfte auch eine Entscheidung gewesen sein, die Thorsten Heise beeinflusst hat, er selbst trat der NPD schon 2004 bei, und dass Heise Kontakt zum Mentor Karl bis zum eintauchen von Polacek in Walhalla hatte steht außer Frage.

Quelle: Auch er, der 1985 die NPD verlassen hatte, habe sich entschlossen, dieser wieder beizutreten. Bewogen zu diesem Schritt und zu dem Aufruf wurde Polacek Eigenangaben zufolge durch seinen einstigen politischen Ziehsohn Thorsten Heise, der heute dem NPD-Bundesvorstand angehört. Stolz berichtet Polacek im JVA-Report über einen Aufmarsch der Patriotischen Allianz in Athen im Januar 2007. Einer der Redner der Kundgebung war der NPD-Parteivorsitzende Udo Voigt.

Das Polacek immer noch aktiv war und auch in der Szene bekannt, ist kein Geheimnis, sondern schlichtweg eine Tatsache.

Der Liedermacher und bekennender Neonazi Michael Müller ist tot.

Nach verschiedenen Berichten aus rechtsextremen Kreisen ist der Neonazi und Liedermacher „von der großen Armee abberufen worden“, soll heißen Müller ist tot. Michael Müller, der mit der ebenfalls in der Neonaziszene beliebten Liedermacherin Anett Müller verheiratet war, litt seit langem an einem Hirntumor.

Müller war einer der bekanntesten Liedermacher der rechtsextremen Szene. Er lebte zuletzt in Herzberg (Harz). Müller trat seit etwa 1997 bei zahlreichen bundesweiten und regionalen Veranstaltungen von Rechtsextremisten auf und stand bei der letzten Landtagswahl in Niedersachsen auf Platz 6 der Landesliste der NPD Niedersachsen. Wikipedia weiß zu berichten: „In seinen Liedern kombiniert Müller Rock- und Gitarrenmusik mit nationalistischen und germanisch-mythologischen Texten.

Er verhöhnt darin auch politische Gegner und die jüdischen Opfer des Holocaust: So unterlegte er den bekannten Schlager „Mit 66 Jahren“ von Udo Jürgens mit einem antisemitischen und volksverhetzenden Text (…mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an…).“Nach Bekanntwerden seiner Erkrankung sammelte die Neonazi-Szene Geld für seine Behandlung. Der Göttinger Neonazi und Mitglied der Kameradschaft Northeim, Marco Borrmann, richtete ein Solikonto für die Behandlung seines engen Freundes ein. Mehrere Neonazis veröffentlichten nach dem Tod Müllers eine Trauerbekundung auf verschiedenen Neonaziseiten, unter ihnen das NPD Vorstandsmitglied Thorsten Heise, die österreichischen Rechtsextremisten Gottfried Küssel und Karl Polacek (wieder aus Griechenland zurück?), sowie diverse Neonazigruppen, vor allem aus der näheren Umgebung von Müllers Wohnort Herzberg. In der nächsten Woche dürfte wohl im Harz mit einer größeren Neonazitrauerfeier zu rechnen sein.

In Deutschland gab es immer wieder den Austausch mit der dort ansässigen Szene. Bereits in den Jahren 2005 und 2007 sprach Nick Giohalas, der auch in der Band Der Stürmer singt, auf dem von der NPD veranstalteten und dem Netzwerk Blood and Honour nahestehenden „Fest der Völker“.Auf Einladung der NPD nahm im Jahr 2011 in Dresden eine Delegation der Chrysi Avgí an einer Veranstaltung zum Gedenken an den 13. Februar 1945 teil.

Ende Januar 2013 berichtete der Greek Reporter, dass die Partei versucht, in Nürnberg ein Büro zu etablieren, und wies auf eine einschlägige Website hin. Die Griechische Gemeinde Nürnberg kritisierte dieses Vorhaben stark und erinnerte an die Nürnberger Rassengesetze.Verschiedene griechische Vereine der Stadt formulierten gemeinsam ein öffentliches Bekenntnis gegen „rassistische Parolen, intolerante Botschaften und das Schüren von Fremdenfeindlichkeit, Spaltung und Ängsten“.

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Auf der Website des deutschen Ablegers der Partei besteht auch ein Link zum Ring Nationaler Frauen, einer Unterorganisation der NPD. Bereits im November 2012 soll es unter der Leitung des Freien Netz Süd ein Zusammentreffen von Ernst Zündel sowie Vertretern der Chrysi Avgi gegeben haben.

Die Zeitung To Vima veröffentlichte im Februar 2012 auf ihrer Website Bilder, auf denen führende Politiker der Chrysi Avgi mit dem Nürnberger Stadtrat der rechtsextremen Bürgerinitiative Ausländerstopp, Sebastian Schmaus, zu sehen sind.

Die Zeitung To Vima veröffentlichte im Februar 2012 auf ihrer Website Bilder, auf denen führende Politiker der Chrysi Avgi mit dem Nürnberger Stadtrat der rechtsextremen Bürgerinitiative Ausländerstopp, Sebastian Schmaus, zu sehen sind. – https://www.tovima.gr/2013/02/08/politics/germanoi-neonazi-sto-elliniko-koinoboylio/

Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz wollte sich nicht konkret zu den Vorfällen äußern,bestätigte jedoch die Kontakte zur bayerischen Neonazi-SzeneSigrid Skarpelis-Sperk, Präsidentin der Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften, sagte gegenüber dem Guardian, die deutschen Behörden sollten angesichts dieser Entwicklung alarmiert sein.

Die Partei selbst dementierte die Kontakte „zu fremden politischen Organisationen“ auf ihrer Website. Sie gab aber gleichzeitig bekannt, dass sie in allen Ländern Zellen organisieren wolle, in denen es eine griechische Diaspora gäbe.

Dennoch bestätigten deutsche Verfassungsschutzbeamte, dass es Mitte Februar 2013 ein Treffen von Mitgliedern der Partei und dem rechtsextremen Verein „Bund Frankenland“ in Fürth gegeben habe.

Im November 2013 demonstrierten 25 Mitglieder des Freien Netz Süd in Fürth, um ihre Solidarität mit der Chrysi Avgi auszudrücken.Ein paar Tage später zeigten Mitglieder des Freien Netz Süd in Aachen, nach einem Fußballspiel, ein Solidaritätstransparent.

Auch im Januar 2014 besuchten Mitglieder aus dem Freien Netz Süd eine Demonstration der Partei in Athen.

Facebook-Post von Haus Montag Pirna am 14. September 2015. https://www.facebook.com/hausmontagpirna/photos/a.606340016125235/927603557332211/

Im September 2014 beteiligte sich Udo Voigt an einer Mahnwache vor der griechischen Botschaft in Brüssel, um für die Freilassung der in Haft genommenen Mitglieder der Chrysi Avgi zu demonstrieren.

Udo Voigt auf Veranstaltung der Goldenen Morgenröte in Brüssel – Bildquelle Google Webarchiv

 Im Januar 2016 kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen deutschen Neonazis, die auf Einladung der Partei nach Athen gereist waren, und griechischen Antifaschisten.

Die Verbindung Kalbitz + NPD + Goldene Morgenröte + Thorsten Heise

Gegenüber dem Spiegel bestätigte Kalbitz, vor zwölf Jahren in Athen gewesen zu sein. Die Einladung sei über einen ausländischen Kontakt erfolgt.

Eins ist sicher, Karl Polacek war nicht nur auf derselben Veranstaltung wie Andreas Edwin Kalbitz, nein er verfasste noch 2007 einen Bericht über diesen Aufmarsch.

Im „JVA Report“ ruft Polacek „alle jungen Kameradinnen und Kameraden“ auf, der NPD beizutreten. Auch er, der 1985 die NPD als Mitglied verlassen hatte, habe sich entschlossen, ihr wieder beizutreten. Bewogen zu diesem Schritt und zu dem Aufruf wurde Polacek Eigenangaben zufolge durch seinen einstigen politischen Ziehsohn Thorsten Heise, der heute dem NPD-Bundesvorstand angehört. Im „JVA-Report“ berichtet Polacek über einen Aufmarsch der „Patriotischen Allianz“ in Athen im Januar 2007. Einer der Redner dabei war der NPD-Parteivorsitzende Udo Voigt.

Warum schrieb also Polacek im JVA Report, auch hier auch nur wieder das Netzwerk. Nein sogar viele Netzwerke. Polacek war trotz Ausweisung mit der deutschen Szene bestens vernetzt.

Schon vor dem HNG-Verbot gab es Organisationen, die deren Part im Verbotsfall übernehmen konnten oder sollten – dazu zählte der „JVA-Report“. Initiiert als „Freundeskreis Brandenburg“ von Enrico Hilprecht, der im Juni 2000 in Dessau den Mosambikaner Alberto Adriano zu Tode getreten hatte, ähneln die Inhalte des JVAReports deutlich den „Nachrichten der HNG“, wurden Interviews mit Neonazis, Rechtshilfetipps und Prozessinformationen sowie einer internationalen „Gefangenenliste“ verbreitet und offen nationalsozialistische Ideologie proklamiert.

Quelle Apabiz: Deutlicher Schwerpunkt sind Briefinterviews mit anderen inhaftierten Neonazis. Die Liste der Gesprächspartner liest sich wie ein »Who is who« des militanten Nazismus. Darunter ist beispielsweise der verurteilte Naziterrorist Martin Wiese, der 2003 einen Sprengstoffanschlag auf die Grundsteinlegung des neuen jüdischen Kulturzentrums in München plante. Auf mehreren Seiten lässt sich Wiese im »JVA Report« darüber aus, wie seiner Ansicht nach der »nationale Kampf« geführt werden solle und wirbt für die Unterstützung der NPD. Auch der Neonazi-Aktivist Axel Reitz sowie der »Landser«-Sänger Michael »Lunikoff« Regener (beide inzwischen nicht mehr inhaftiert) wurden interviewt.

Dem NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke, Jahrgang 1913, der 1998 in Italien wegen seiner Beteiligung als SS-Offizier an Erschießungen verurteilt wurde und der derzeit deshalb unter Hausarrest steht, wurde ein lobhudelnder Artikel gewidmet – und in der gleichen Ausgabe stolz ein Leserbrief von Priebke abgedruckt. Als Autor im »JVA Report« tritt auch Karl Polacek, ehemaliger Funktionär der 1995 verbotenen »Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei«, in Erscheinung. Auf der Website wird indes eifrig für »Solidarität mit Kay Diesner« geworben. Diesner, Jahrgang 1972, sitzt in der JVA Lübeck eine lebenslange Haftstrafe ab, weil er einen linken Buchhändler in Berlin-Marzahn mit einer Pumpgun angeschossen und auf der Flucht einen Polizisten erschossen hatte.

In der Doppelausgabe 4/5 kommt Sebastian Dahl, Jahrgang 1982, ausführlich zu Wort. Der Neonazi beschwert sich, dass für seinen Geschmack zu viele Ausländer in der JVA Tegel in Berlin einsitzen – dort ist auch er inhaftiert. Zuvor, in der JVA Brandenburg/Havel hatte es ihm besser gefallen. Nach seiner Haftzeit will er weiter aktiv bleiben: »Politisch werde ich nicht ruhiger werden. Das weiß ich schon heute!« Dahl hatte im Jahr 2001 zusammen mit anderen Neonazis mit Brandsätzen die Bühne des antirassistischen Festivals »Le Monde Est À Nous« in Königs Wusterhausen abbrennen wollen. Die Tat erfolgte in der Nacht vor dem Festival. Auf der Bühne schliefen zu dieser Zeit mehrere alternative Jugendliche.

Ein weiteres Beispiel: Oliver Oeltze, Jahrgang 1983, war Aktivist der inzwischen verbotenen Berliner »Kameradschaft Tor« und sitzt derzeit wegen eines Überfalls im Jahr 2005 im Gefängnis. Eine Gruppe von 15 Neonazis zog in einer Tram in Potsdam die Notbremse, als sie auf der Straße zwei Personen sah, die sie der linken Szene zuordnete. Oeltze und die anderen fielen über die beiden jungen Männer her und zerschlugen Flaschen auf ihren Köpfen. Im Interview mit dem »JVA Report« (Ausgabe 10) wird deutlich, dass Oeltze sich nicht als Täter sondern als politisch Verfolgter sieht: »Eines ist auf jeden Fall sicher, nämlich dass ZOG mich mit der Inhaftierung nicht gebrochen hat und in Zukunft auch nicht brechen wird. Sobald ich wieder draußen bin, wird der Kampf unvermindert stark weitergeführt.«

Dahl und Oeltze sind für Hilprecht mit ihren Äußerungen offenbar Muster dafür, wie man sich als Neonazi im Gefängnis verhalten solle: Zum Nationalsozialismus stehen, fest entschlossen, nach der Entlassung so weiterzumachen, wie man zwangsweise aufgehört hatte. Nicht alle sind so vorbildlich: Viele andere Gefangene interessierten sich zu sehr für »Frauen« und »Fernsehen«, klagt Hilprecht in einem seiner Beiträge im »JVA Report«.

The cover of two issues (2007, 2006) of the Golden Dawn Magazine. Source: jungle-report.blogspot.com

Einige werden sich eventuell noch erinnern das Andreas Edwin Kalbitz 2007 an einer Reise nach Athen teilnahm. Das aber eben der aus Mackenrode und durch Thorsten Heise bekannte Karl Polacek als Ehrenmitglieder Goldenen Morgenröte diese Veranstaltung nicht nur besucht hat, sondern aktiv mit veranstaltete, dass wissen wohl die wenigsten. Ergo hat Andreas Edwin Kalbitz eben nicht nur Kontakt zur NPD gehabt, sondern im Besondern auch zum Neonazi Thorsten Heise, der zu Karl Polacek bis zu dessen Eintauchen in Walhalla besten Kontakt hielt.

Hier stellt sich auch die Frage warum ein Björn Höcke unbedingt in den NSU Untersuchungsausschuss wollte, denn durchaus hätte eine Kalbitz eben durch seine Verstrickungen in die neonazistische Szene im Untersuchungsausschuss als Netzwerk Ankerpunkt auftauchen können?

Was etwas wundert das zwar über die Reise von Kalbitz nach Griechenland, zusammen mit 14 bekannten Neonazis berichtet wurde, dass aber dies Thema der neonazistischen Goldenen Morgenröte und der griechischen Patriotischen Front ,nicht weiter recherchiert wurde. Denn dem BKA lag hier bekanntlich ein Vermerk vor. Und man wusste genau wer in Athen mitmarschiert ist, sogar sehr genau.

Nur zur Erinnerung welche NPD Führungsleute in Athen dabei waren, neben Udo Voigt, Jens Pühse.

Es ist zutreffend, dass ich vor 12 Jahren in Athen war“, sagte Kalbitz dem Spiegel. Die Einladung sei über einen ausländischen Kontakt erfolgt. Bei der Veranstaltung habe es verschiedene „deutsche und andere internationale Besucher“ gegeben. Zu dem „Brandanschlag und den Vorgängen darum herum“ könne er nichts sagen, da er nicht zugegen gewesen sei.

„In der nachträglichen Bewertung dieser Veranstaltung war diese nicht dazu angetan, mein weiteres Interesse oder Zustimmung zu wecken, weder in der politischen Zielsetzung noch in der Zusammensetzung der Teilnehmer“, sagte Kalbitz. Er sei zu keinem Zeitpunkt Mitglied der NPD gewesen, habe sich dort nicht engagiert und keinen persönlichen Kontakt gehabt.

Und neben Kalbitz war 2007 auch ein weiterer AfD Kandidat bei der Reise von 14 Neonazis nach Athen dabei. Robert Nossol, ehemaliger AfD Kandidat, Waffennarr, Kampfsportler und musikalischer Fan der neonazistischen C18 Band Skrewdriver.

Der wegen angeblicher Nähe zur rechten Szene in die Kritik geratene Straubinger Stadtrats-Kandidat Robert Nossol ist aus der AfD ausgetreten. 

Das teilte die bayerische AfD-Vorsitzende Corinna Miazga am Donnerstag nach einem Gespräch mit Nossol mit. Am Dienstagabend hatte die Sendung „Report München“ in der ARD einen Beitrag gesendet, der angebliche Verbindungen von Nossol zur rechten Szene nahelegt. Auch in Straubing war Nossol bei verschiedenen, politisch-einschlägigen Veranstaltungen in Erscheinung getreten.

Es gibt etwa Bilder, die ihn beim NPD-Bayerntag 2009 zeigen. „Das Foto ist zwar von 2009, aber es sendet das falsche Signal an unsere Wählerschaft und an die Öffentlichkeit“, so Corinna Miazga. Sie begrüßt Nossols Schritt, mit dem „von der Partei Schaden abgewendet“ werden soll. Sollte er gewählt werden, würde Nossol laut Miazga sein Mandat sofort niederlegen.“Das wurde mir von ihm zugesichert“, so die AfD-Vorsitzende.

Auch hier der Hinweis von wem und aus welchen Umfeld diese Reise geplant und ausgeführt wurde. Und nochmals der Hinweis, dass ein Kalbitz klar der NPD nahesteht und aus diesem Umfeld heraus auch in die AfD gewechselt ist.

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Nossol war wie eben auch Kalbitz klar beim Aufmarsch der Goldenen Morgenröte dabei, denn alle Teilnehmer der Reisgruppe waren an dem Aufmarsch dabei.

Schon vor Jahren wurde Nossol als Rechtsextremer aktenkundig. In einem Vermerk der Deutschen Botschaft in Athen für das Bundeskriminalamt, der report München vorliegt. 14 deutsche Neonazis waren demnach 2007 nach Athen gereist. In einem Anarchistenviertel sollen sei eine Hakenkreuzflagge gehisst haben. Anführer der rechten Reisegruppe: Udo Voigt, damals Bundesvorsitzender der NPD. Laut Vermerk mit dabei: Robert Nossol, der heute auf der AfD-Stadtratsliste steht. Simon Bucher hat an dieser Liste mitgewirkt und diese Liste mit zusammengestellt.

Gegen einen weiteren Reisenden wurde später jahrelang ermittelt, weil er im Verdacht stand, einen 2. Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) aufzubauen. Zwei andere verdingten sich als rechtsextreme Söldner in Kroatien, ein weiterer verdiente über Jahre sein Geld mit Rechtsrock-Tonträgern.

Wer die Netzwerke von Kalbitz genauer beurteilt, sollte sich auch nicht über dessen Verbindungen zur Wiking-Jugend und FAP wundern. Denn mit diesem Netzwerk hat Kalbitz schon sehr früh zu tun gehabt. Man sollte auch im Bezug auf die HDJ auch mal fragen wie es sein kann das Kalbitz zwar in der HDJ war, aber nicht in der Wiking-Jugend.

Und wer beim Neofaschisten Treffen in Langemark war, der hatte nachweislich auch Kontakt zur Wiking-Jugend, zur FAP und zu den Verantwortlichen der Organisation der Fahrt zum Langemarktreffen.

DAS NEOFASCHISTISCHE TREFFEN IN DIKSMUIDE (BELGIEN) 1994

Als Andreas Edwin Kalbitz behauptete er hätte nie auch nur eine neonazistische Vergangenheit, hat er schlichtweg gelogen. Niemand der beim Langemark Treffen dabei war u.a. mit FAP Busse und SS-Siggi, kann behaupten von diesen neonazistischen

Andreas Edwin Kalbitz und der Rechtsextremist Hans-Ulrich Kopp (Vorsitz Witikobund, Holocaustleugner Verein Archiv der Zeit) in Diksmuide 1994. Quelle SWR Bericht 1994.

Wie mittlerweile bekannt sein sollte, hat Kalbitz zusammen mit Hans-Ulrich Kopp 1994 an diesem Treffen teilgenommen. In den Berichten der Zeit, aber auch aus Informationen von Drucksachen des Bundestages wurde deutlich, dass dieses Treffen vorwiegend für die Vernetzung europäischer Konservativer und militanter Faschisten genutzt wurde.

Drucksache 12/8485 : Anwesend waren bundesdeutsche Gruppierungen aus dem national konservativen Spektrum (Mitglieder von Burschenschaften und des Konservativen Gesprächskreises, rechte Ideologen sowie Redakteure der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit”) bis hin zum militanten Neonazi-Spektrum (Freiheitliche Arbeiterpartei (FAP), Nationale Front (NF), Junge National-Demokraten (JN), Wiking-Jugend (WJ), Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG) und die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), sowie Boneheads).

Dreitägiges Zusammentreffen von europäischen neofaschistischen
Organisationen in Diksmuide (Belgien)

Schon am 10.10.1994 hat Ulla Jelpke von den Linken die Anfrage (Drucksache 12/8485) zum Thema Diksmuide gestellt, und der Verfassungsschutz hatte hier entsprechende Informationen vorliegen. Innerhalb unserer Recherchen werden wir die Antworten in der Drucksache aber noch vertiefen, denn das Interessante hierbei ist wer die Flandernfahrten organisiert hat: Mitorganisatorin war u.a. Ilse Carola Salm (Ex-Verbindungsfrau zur SS), die die Verschmelzung der Rechtsintellektuellen-„Szene” mit der militanten Szene offenbar werden ließ.

Auch nach dem Ende des Nationalsozialismus war Salm fest in rechtsextreme Strukturen eingebunden und fungierte fortan als Brückenschlag zwischen neu-rechten Strömungen, parteigebundenen Rechtsextremisten und „Freien Kameradschaften“, bis hin zur terroristischen Nazi-Szene.

Zunächst engagierte Salm sich für die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V.“ [HIAG], später wurde sie Mitglied im revanchistischen „Wikitobund“. (Siehe auch Klabitz und Hans Ulrich Kopp)

EINFLUSS AUF DIE ENTWICKLUNG DER „NEUEN RECHTEN“

Mit ihrer Tätigkeit als Autorin rechtsextremer Publikationen wie der „Deutschen Stimme“, „Nation & Europa“, „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“, „Eckartbote“ sowie „Europa vorn“ und der „Junge Freiheit“, sowie diversen flämischen Propaganda-Organen nahm sie auch maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der „Neuen Rechten“ und ergriff publizistisch Partei für die pangermanische „Hermann-Niermann-Stiftung“, die immer wieder wegen personeller Überschneidungen und ihrer geistigen Nähe zum Rechtsextremismus in die Kritik geraten war.

Die Hermann-Niermann-Stiftung und der Rechtsextremismus

In den 1970er Jahre unterstützte sie aktiv die NPD und ihre Jugendorganisation, die „Jungen Nationaldemokraten“ [JN]. Sie knüpfte enge Kontakte zu flämischen Nationalisten, darunter der spätere „Voorpost“-Vorsitzende Francis van den Eynde, der der flämisch-nationalen Partei „Vlaams Belang“ angehörte, und vermittelte eine langanhaltende Zusammenarbeit zwischen der JN und „Voorpost“.

In den Folgejahren organisierte Salm immer wieder die so genannten Flandernfahrten [Ijzerbedevaart] ins belgische Diksmuide, die vor allem der Vernetzung europäischer Nationalisten dient. Nach Angaben des NPD-Parteiorgans „Deutsche Stimme“ feierte sie auch ihren 90. Geburtstag gemeinsam mit der nationalistisch flämischen Gruppierung „Voorpost“.

Sowohl Kalbitz als auch Hans-Ulrich Kopp waren bekanntlich auch im Witikobund tätig. 1993 trat Kalbitz dem völkischen „Witikobund“ bei. Der 1950 gegründete „Witikobund“ setzte sich aus ehemaligen führenden Nationalsozialist*innen aus dem Sudetenland zusammen, nicht verwunderlich also, dass es auch personelle Verbindungen zur rechtsextremen Partei NPD gibt.

HITLERGRUSS ALS EINLASS ZUR VERANSTALTUNG IN DIKSMUID

Bestätigt ist im übrigen in Drucksache 12/8485, dass man zur Veranstaltung in Diksmuide nur via Hitler-Gruß Einlass erhielt. Diese Informationen lagen also dem Verfassungsschutz schon 1994 vor. Trotzdem ist Kalbitz von 1994 bis 2005 Fallschirmjäger in der Bundeswehr gewesen. Hier muss man nachdrücklich fragen warum der MAD erst 1999 Kalbitz genau dazu befragt hat, wenn eine Teilnahme von Kalbitz schon 1994 als gesichert galt? Die Teilnehmer der Flandernfahrten sind allen Landesämtern des Verfassungsschutzes seit mindestens 1992 bekannt.

Spiegel vom 08.11.2019: Kalbitz war von 1994 bis 2005 Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. Mindestens drei Gespräche führte der MAD mit Kalbitz. Im Jahr 2001 baten ihn Bundeswehrleute zum Personalgespräch, ein MAD-Vermerk landete in seiner Stammakte. Außerdem ist Kalbitz nach SPIEGEL-Informationen für Reservisteneinsätze gesperrt. Das belegen interne Bundeswehrunterlagen.

DIKSMUIDE ALS VERSAMMLUNGSORT VON RECHTSRADIKALEN

Neben den jährlich organisierten Flandernfahrten war Diksmuide immer schon der Treffpunkt von Rechtsextremen sowohl aus Deutschland, als auch aus dem europäischen Umfeld. Verbrieft seit den 80ern ist der Kontakt Ian Stuart Donaldson, Combat 18 und Blood and Honour. Ende der achtziger Jahre ist Ian Stuart Donaldson dabei sein internationales Netzwerk auszubauen. Seine Reisen bringen ihn auch nach Belgien, wo er unter anderem Kontakt zum verbotenen „Vlaamse Militanten Orde“ (VMO) von Bert Eriksson aufbaut.

Übersicht der Teilnehmer des neonazistischen Treffens in Diksmuide.

Die VMO luden Ian Stuart Donaldson und seine Band mehrmals ein, nach Belgien zu kommen. So wohnte Donaldson in Antwerpen und nahm an Sitzungen der Nedelandse Volks-Unie (Niederländische Volksunion; NVU) teil, welche in Belgien zusammenkamen „weil sie in den Niederlanden auf viel Unverständnis stießen“. Das in Antwerpen gelegene Café „Odal“ war dazu geeignet bei einem Bier über die große Bedrohung West-Europas mit Eriksson und seiner Frau zu sprechen. Ebenso war Donaldson auch bei den Kameradschaftstreffen zu Gast, welche „Voorpost“ jedes Jahr vor der Ijzerbedevaart in Diksmuide organisierte.

„Ein faszinierendes Fest“, so Donaldson, „es waren selbst alte SS‘ler dabei, die meine Platten kannten, so sagten sie, weil der Kampf der gleiche sei.“1 Auch Marnix „Bieze“ Bienstman, ein rechter Skinhead aus dem Brügger Café De Kasteleien (jetzt Moloko) erzählte, wie in den Achtzigern viele britische Skinheads nach Brügge kamen, die „die Ideen von einer Nationalen Front überbrachten“. Er sagte, dass seine „keltischen“ Tattoos aus „der Zeit mit Skrewdriver stammen“.

Sowohl 1992 also auch 1994/1995 gab es im Vorfeld der Flandernfahrten nach Diksmuide (im direkten Umfeld durch die rechtsradikale Belgische divisie (Belgische Division) organisiert) ein neofaschistisches von Combat18 und BloodandHonour organisiertes Festival. Noch 1992 mit Srewdriver und Ian Stuart Donaldson. Nur mal so, in welchem Umfeld Kalbitz 1994 in Diksmuide gewesen ist.

Neben Kopp und Kalbitz war auch die Wikingjugend, die FAP, die HDJ vor Ort. Und auch Neonazis, wie SS-Siggi.

Antifa Recherche im Thuelenetz 1994

RECHTSEXTREME BEZÜGE EINDEUTIG BELEGT (Kalbitz)

Wer immer noch behaupten wolle, dass ein Andreas Edwin Kalbitz “keine” rechtsextremen Bezüge habe, der macht sich oder anderen etwas vor. Alle “Bezüge” die die AfD gerne als “Schnee von Gestern” abgetan haben möchte, sind klar rechtsextrem. Und zwar bis ins tiefste dunkelbraun!

Während sich alle an der umstrittenen Galionsfigur des Flügels, also an Björn Höcke, abarbeiten, wird fast unbemerkt ein Mann mit neonazistischer Biografie in den Bundesvorstand der AfD gewählt – wenn auch erst mal nur als Beisitzer. Alle einzelnen rechtsextremen und neonazistischen “Bezüge” bei Kalbitz sind Mosaiksteinchen eines größeren Bildes, eine Entwicklung, die Kalbitz zu dem machten, was er heute ist: Mitglied, Funktions- und Mandatsträger einer rassistischen und antidemokratischen Partei, Mitglied im völkisch-nationalistischen Flügel der Partei, die wegen ihrer Positionen und Forderungen ins Visier der Verfassungsschützer geraten ist.

Unsere ganzen Recherchen zu Andreas Edwin Kalbitz findet ihr hier.

Die gesamte rechtsextreme Biografie von Andreas Kalbitz

Thorsten Heises frühe Jahre

Thorsten Heise ist „Ziehkind“ von Karl Polacek und wurde schließlich dessen Nachfolger als FAP-Landesvorsitzender. Kontakt zu rechten Hooligans hatte Thorsten Heise bereits zu Schulzeiten.

Mackenrode um 1987/1988 Polacek und vermutlich Christian Worch – Bildquelle kann nicht mehr festgestellt werden.

Im Oktober 1985 gründete Karl Polacek den Kreisverband Göttingen der FAP. Polaceks Haus in Mackenrode diente als Treffpunkt und Schulungszentrum der militanten Naziszene der gesamten Region.

Drucksache 18/12950– 572 – NSU Zeuge See: Dann stieß ich irgendwann auf ein paar Aufkleber von der FAP, also der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei. Die hatte ihr Schulungszentrum ganz in der Nähe in Niedersachsen, also an der Grenze zu Thüringen. Irgendwann habe ich also mit einem Kumpel allen Mut zusammengenommen – man hatte ja alles nur böse Geschichten gehört – und bin dann dort hingefahren. Dort hat dann ein älterer Herr aufgemacht, Karl Polacek, der dieses Schulungszentrum der FAP betrieb, und hat uns da auf Kaffee und Kuchen eingeladen. Dort bin ich also zum ersten Mal überhaupt in Berührung mit neonazistischer Ideologie gekommen.“2007

Am 13.12.1988 trat Thorsten Heise in die FAP ein. Vielfach wurden im Umfeld von Mackenrode Wehrsportübungen der Wikingjugend durchgefürt, aber auch Sonnenwendfeiern.

Seit Beginn der 80er Jahre tauchten an Polaceks Wohnsitz in Mackenrode regelmäßig Gruppen der neofaschistischen Wikung -Jugend und anderer Nazi-Vereinigungen auf, die in den nahegelegenen Wäldern Wehrsportübungen veranstalteten und Sonnenwendfeiern zelebrierten. Eine dieser Festlichkeiten stieg am Abend des 20.Dezember 1986. Zirca 40 Personen zogen mit Fackeln und dem schwarz-weiß-roten Reichsbanner durchs Gehölz, brüllten „Sieg Heil“ und schmetterten NS-Lieder. Der Lärm, so berichteten Einwohner gegenüber der Lokalpresse, sei „bis ins Dorf“ zu hören gewesen. Später sperrten schwarz -uniformierte Jugendliche eine Straße ab, hielten Autos an und kontrollierten die Personalien der Insassen. Eine Resolution von Mackenroder BürgerInnen an die Behörden, „weiteren Treffen dieser Gruppe entgegenzuwirken“, blieb ohne Konsequenzen.

Die Radikalisierung von Thorsten Heise wuchs stätig seit Mitte der 80er Jahre, sicherlich auch nicht ungewollt. Aber bewusst gepflegt durch seinen Mentor Karl Polacek.

Thorsten Heise und Karl Polacek bei einer der Sonnenwendfeiern in Mackenrode. ca 1990 – Bildquelle NDR Recherche als Bild in Mackenrode.

Thorsten Heise radikalisierte sich in den Achtzigern, unter dem Altnazi Karl Polacek, welcher der Kassenwart („Gau-Kassenwart) der FAP war sowie FAP-Bezirkvorsitzender und Landesvorsitzender Niedersachsen. Nicht nur Heise wurde in der Mackenroder Zeit radikalisiert. Auch Zeugen im NSU Prozess berichteten davon, welche „Erziehung“ jeder einzelne dort genoss.

Thorsten Heise zu Mackenroder Zeiten, in FAP Uniform. ca 1991 . Mein Kampf auf dem Tisch. NDR Dokumentation 1990/91.

Bereits im Alter von 15 oder 16 Jahren hatte der 1969 geborene Heise Kontakte zu Neonazi-Boneheads in Südniedersachsen, im März und November 1986 kam es zu ersten Anklagen wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung.

Heise als Netzwerker – Hier Heß Aufmarsch 1993 – Quelle Broschüre „Kampf der FAP“ / Der Rechte Rand 1994

Ein Jahr später verletzte Heise bei den »Osterkrawallen« im südniedersächsischen Northeim einen türkischstämmigen Mann schwer, beteiligte sich an Sachbeschädigungen und zeigte den Hitlergruß.

1989 versuchte Thorsten Heise einen libanesischen Flüchtling zu überfahren. Zum anstehenden Prozess 1991 tauchte er unter,
wurde jedoch kurz darauf in Berlin gefasst.

1990 führte Thorsten Heise einen Angriff von 80 Faschisten auf das Jugendzentrum Innenstadt (JUZI) in Göttingen an. Mehrfach fiel er wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und Körperverletzung auf.

Bis zum Verbot der FAP (Freiheitliche Arbeiterpartei Deutschlands), war Thorsten Heise Landesvorsitzender dieser neofaschistischen Partei.

Die Mitglieder fielen durch Brutalität und Überfälle gegen Andersdenkende auf und rekrutierten sich vorwiegend aus dem Nazi-Bonehead-Spektrum. Auch der Faschist O. Simon, der Silvester 1990/91 Alexander Selchow in Rosdorf bei Göttingen erstach, war FAP-Anhänger.

Mackenrode und die Radikalisierung von Thorsten Heise

Es besteht überhaupt kein Zweifel, in welchem Umfeld Thorsten Heise aufgewachsen ist.

Mackenrode war ein braunes Haus, samt Schulungen und inhaltlicher Radikalisierung. Und diese Radikalisierung führte unweigerlich eben auch zu Gewalt und Tod. Mackenrode strotzte nur so von NSDAP-Devotionalien: Hitler-Bilder, Hess-Bilder, Dolche der SS, Hakenkreuzflaggen und eben auch Bilder von Gewalt gegenüber Gegnern. (Aus NDR 3 Interview in Mackenrode).

Thorsten Heises Wanddeko 1991 im Interview mit dem NDR (damals N3). Der Führer „himself“

Durch und durch war in Mackenrode das „braune Haus“ mit NSDAP-Devotionalien durchsetzt. Eine Radikalisierung war hier Ziel, gewünscht und vorgegeben. Närboden für Angriffe auf Gegner und Morde, wie eben an Alex Selchow.

Wanddeko in Mackenrode bei Heise 1991. NDR Interview.

Die ganze Struktur in Mackenrode war eine Schulung in NS-Ideologie da gab es nichts zu beschönigen, sondern es ist die absolute Faktenbasierte Wahrheit. Hier wurde die NS-Ideologie gelebt.

Bei Heise im Mackenroder Wohnzimmer 1991. NDR Interview. Bild mit dem V-Mann Stefan Dedolf .

In diesem Beispiel sieht man die Übersicht über einen Kameradschaftsabend in der „Festung Mackenrode“. Ein wichtiger Punkt, der Bericht zum Kampf im Kreis Göttingen. Radikalisierung, dann  die Ausführung der Taten. Erst marschiert der Kopf im Gleichschritt, dann eben der ganze Stiefel auf der Straße.

FAP Kameradschaftsabend 1989 in der Festung Mackenrode

Heises Mentor Karl Polacek

Polaceks politische Laufbahn führte vom „Bund heimattreuer Jugend“ und der radikaleren „Bündischen Jugend“ über die NPD zur FAP.

 Im Juni 1984, während des Europawahlkampfes für die NPD, wurde Polacek das erste Mal „straffällig“. Beim Plakatekleben schlug er einen Passanten nieder; ein Göttinger Gericht verurteilte ihn wegen Körperverletzung zu 1.000 Mark Geldstrafe.

Polacek war Mitglied des Bund Heimattreuer Jugend: Der bundesdeutsche Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) wurde nach dem Vorbild des BHJ in Österreich aufgebaut. Hans Hübner (Ex-Reichsjugend, die Jugendorganisation der Sozialistischen Reichspartei) gründet 1958 den BHJ-Franken. Es folgt der Aufbau weiterer, nur lose miteinander verbundener Gruppen. 1960 wird der BHJ als bundesweite Organisation gegründet. Die Strukturen werden ausgebaut, dennoch zerfällt der Bund aufgrund innerer Streitigkeiten und staatlicher Repression. 1962 schließen sich die übriggebliebenen Gruppen zum neuen BHJ e.V. zusammen.

Die Standorte als kleinste selbständige Einheit des BHJ werden von den Leitstellen koordiniert. Die Mitglieder sind zwischen sieben und 26 Jahre alt.

1988 beschließt die Mehrheitsfraktion um Bundesführer Henning Otto die Umbenennung in BHJ – Der Freibund e.V. Dieser Flügel fordert die Reformierung des Bundes, eine verstärkte Bezugnahme auf bündische Traditionen und ein gemäßigteres Auftreten in der Öffentlichkeit. Als Symbol wird nun statt der Odalsrune die aufgehende Sonne auf schwarzer Fahne gewählt. 1983 spaltet sich fast die gesamte Leitstelle West ab und tritt seitdem als Gemeinschaft Volkstreuer Jugend auf. 1990 wird von dem Flügel um den ehemaligen Bundesführer Michael Will und den Bundeskassenwart Hans Soltner Die Heimattreue Jugend e.V. gegründet

Im Oktober 1985 gründete Karl Polacek den Kreisverband Göttingen der FAP. Polaceks Haus in Mackenrode diente als Treffpunkt und Schulungszentrum der militanten Naziszene der gesamten Region.

Kameradschaftsabend in Mackenrode 1991

Am 20. Dezember 1986 zogen etwa 40 Teilnehmer mit Fackeln und dem schwarz-weiß-roten Reichsbanner durchs Gehölz, schmetterten NS-Lieder, sperrten eine Straße und kontrollierten die Papiere von Autofahrern. Am Osterwochenende 1987 überfielen knapp 50 Neonazis, die sich bei Polacek getroffen hatten, Migranten im nahe gelegenen Northeim.

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Die nazistischen Computerspiele „Arier-Test“ und „Anti-Türken-Test“ wurden über eine Mailbox vertrieben, und im Februar 1990 brüstete sich Polacek damit, im Besitz einer umfangreichen Adressen- und Fotodatei der „Feinde des deutschen Volkes“ zu sein.

„Sonnenwendfeier“ in der Festung Mackendorf – Bildquelle kennzeichen D 1991

Seit Beginn der 80er Jahre tauchten an Polaceks Wohnsitz in Mackenrode regelmäßig Gruppen der neofaschistischen Wiking-Jugend und anderer Nazi-Vereinigungen auf, die in den nahe gelegenen Wäldern Wehrsportübungen veranstalteten und Sonnenwendfeiern zelebrierten.

Karl Polacek und Mitstreiter um 1988 Quelle „Unbekannter Herkunft“ nicht mehr recherchierbar

Mehrfach sperrten dabei schwarz uniformierte Jugendliche Straßen ab, hielten Autos an und kontrollierten die Personalien der Insassen. Im Mai 1988 beteiligten sich rund 3000 Menschen an einer Demonstration vor dem Haus des FAP Mannes.

Umfeld von Heise und Polacek – Hier in Göttingen müsste zwischen 1988 – 1990 gewesen sein. Quelle NDR Bericht 1991

Heise und die FAP

1988 trat Thorsten Heise in die FAP ein, 1992 übernahm er den niedersächsischen Landesvorsitz.

Thorsten Heise 1992 – Bildquelle ZDF Dokumentation

In den Folgejahren stand er immer wieder nachweislich vor Gericht.  Aber man kann Thorsten Heise schon als Justizwunder bezeichnen.

Andere Recherche Teams haben da sicherlich noch andere Gedanken zu diesem Thema, aber wir beschäftigten uns einzig damit was eben auch belegbar ist. Trotzdem macht es einen sprachlos wie das deutsche Rechtssystem einen Gewalttäter (mehrfach) immer wieder in Schutz nimmt.

Wobei auch der Punkt V-Leute in Mackenrode natürlich immer bewertet werden muss. Ob und wie hier aber Heise aktiv war oder ist, dass sollen andere entscheiden. Deshalb wäre aber ein Heise im NSU Ausschuss unter Eid schon recht interessant gewesen, auch hinsichtlich Björn Höcke.

Bildquelle – Nadir – Thorsten Heise zur Zusammenarbeit mit der Polizei.

Nachdem Verbot der FAP in 1995  trieb er das parteiskeptische Konzept Freier Kameradschaften voran, hier im speziellen auch seine Tätigkeit als Chef der Kameradschaft Northeim und sorgte damit für parteiunabhängige offen militante, neonazistische Strukturen. Insbesondere in diesen Kreisen genießt der Aktivist Heise bis heute hohes Ansehen.

 

Thorsten Heise als FAP Landesvorsitzender

Der Bundesverfassungsschutz berichtet, dass die „behandelten Straftaten Propaganda- und Gewaltdelikte“ umfassen. „Ausländer, ideologische Gegner und Polizeibeamte“ griff er nachweislich an. 1991 verhängte das Landgericht Göttingen eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren unter anderem wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung. 

Schon bald wurde aus ihr die bedeutendste Neonazi-Partei der deutschen Nachkriegsgeschichte. Auch in Südniedersachsen wuchs die Partei ab Mitte der 1980er Jahre zur stärksten Kraft im extrem rechten Spektrum heran.

Quelle Traditionslinien des Rechtsradikalismus in Niedersachsen: Auch wenn die FAP bei Wahlen nie nennenswerte Erfolge verbuchen konnte –sie verharrte meist bei rund 0,1 Prozent –, so hatte sie doch innerhalb des neonazistischen Lagers eine besondere Prägekraft: Sie baute einzelne Ortsverbände auf, schulte Jugendliche und vernetzte Einzelgruppen.170 Wie der Untersuchungsausschuss über den NSU in seinem Abschlussbericht 2017 festhielt, hatte die FAP unter der Federführung von Karl Polacek im südlichen Niedersachsen an der Grenze zu Thüringen ein Schulungszentrum eingerichtet, mit dem gezielt Jugendliche für die neonazistische Szene angesprochen werden sollten. Einzelne Neonazis wie Michael S., der auch im NSU involviert war, fanden durch diese Strukturen ihren Einstieg in die Szene.171 Michael S. beschrieb vor dem Untersuchungsausschuss Karl Polacek sogar als seinen »politischen Ziehvater«172. Dass die FAP sich gerade im südlichen Niedersachsen organisierte, lag vor allem auch daran, dass Polacek Ende der 1980er Jahre in Mackenrode bei Göttingen wohnte, die dortigen Strukturen
und Netzwerke kannte.173 Während die Bundes-FAP immer stärker auseinanderfiel und 1991 bloß noch rund 150 Mitglieder zählte174, konnten sich in Hessen und Niedersachsen einzelne FAP-Strukturen weiter konsolidieren.

Die FAP in Thüringen

Die Verbindungen der FAP nach Thüringen waren nach der Wende fließend. NSU Zeuge See (V-Mann Tarif) berichtete ausführlich auch über die Verbindungen von Thorsten Heise, aber auch Karl Polacek, über entsprechende Verbindungen nach Thüringen.

Verbindungen der FAP nach Thüringen
Der Zeuge See schilderte vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags Hessen „19/2 (NSU)“, die FAP sei eine reine Kopie der NSDAP gewesen. Sie hätten dort Parteiuniformen angehabt: schwarze Hose, Braunhemd, Schulterriemen, Gaudreieck. Das sei eine reine Nazikopie, das Programm der Partei sei rein nationalsozialistisch gewesen. Hinter verschlossenen Türen seien Hakenkreuze und Hitler-Büsten kein Tabu gewesen. Die FAP habe auch Verbindungen nach Österreich sowie einen regelmäßigen Austausch mit Österreich gehabt. Er, so der Zeuge weiter, sei zum Schluss kommissarischer Landesvorsitzender Thüringen in der FAP gewesen. Sein Auftrag sei es gewesen, die Strukturen in Thüringen aufbauen. Aber da sei dann das Verbot der FAP dazwischengekommen. Er habe sich damals der Ideologie der FAP sehr nahe gefühlt. Er sei als Jugendlicher „hirngewaschen“ worden, denn eigentlich sei er in einer ganz anderen weltanschaulichen Umgebung aufgewachsen. Es habe eine Menge Gewaltaktionen bei der FAP gegeben, viele Auseinandersetzungen mit der Antifa, richtige Straßenschlachten und Häuserkämpfe. Auf Frage, mit welchen Personen er damals bei der FAP zu tun gehabt habe, bekundete der Zeuge: mit Fr.Bu., Po., Thorsten Heise, der auch bei der FAP gewesen sei, mit An. Ma., Ra. Te., Burm.C. Feststellungen zum Sachverhalt aus Berlin und An. Zi. aus Leipzig. An hessischen Verbindungen über die FAP seien dies Di.Wi. und Eck. („dieser Dicke und Gewalttätige“) gewesen. Es gebe bestimmt 30 Namen mit FAP-Bezug nur zu Hessen. Er habe sie alle an das BfV übermittelt. Befragt nach der Struktur der FAP, erläuterte der Zeuge, dass man sich in diesem Schulungszentrum der FAP in Mackenrode getroffen habe. Man habe dort hinkommen können, wann man es gewollt habe. Alle zwei Wochen habe es irgendwelche Veranstaltungen bzw. Schulungen gegeben ,z. B. Sonnenwendfeiern. Von dort habe man die Zusammenarbeit mit der Wiking-Jugendorganisiert. Die FAP sei z. B. auch mit einer eigenen Gruppe nach Hetendorf gefahren, wo dieses Pfadfinderlager oder Wehrsportlager der Wiking-Jugend gewesen sei, welches auch regelmäßig, auf jeden Fall alle zwei Wochen, stattgefunden habe. Die Leute seien von
überallher gekommen.

Die gesamte rechtsextreme Biografie von Andreas Kalbitz

FAP – Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei

Wer das Netzwerk von Thorsten Heise, dessen Parteizugehörigkeiten eben u.a. in der FAP begreifen will, der muss sich erstmal bewusst werden wessen Landesvorsitzender und in welcher Partei Thorsten Heise eben war.

Friedhelm Busse beim FAP Aufmarsch  am Ernst-Thälmann-Park (1992) – Antifaschistisches Recherche Video

Viele der Funktionäre der  FAP waren und sind bis heute bekannt. Weniger bekannt sind die Netzwerke die sogar bis in die AfD reichen oder zu Pegida, oder in die Identitären. Hier hat der Staat bis heute nicht seine Hausaufgaben gemacht, denn die Netzwerke sind ersichtlich, sie sind da, und die Akten liegen vor. Das Problem ist das sogenannte „V-Mann System“, dass eine transparente Aufarbeitung bis heute nicht ermöglicht. Man schützt Rechtsextreme, finanziert Parteien und ermöglicht sogar eine Erstarkung der rechtsextremen Szene. Nur um an Informationen zu kommen, die antifaschistische Recherchegruppen auch liefern und sogar besser und günstiger als jede V-Mann Quelle.

Quelle ANS/NA: Auch an der Basis sah es bei der Einbeziehung bekannter Neonazis ähnlich aus. Siegfried Borchardt (Dortmund) kandidierte 1985 für die FAP in NRW, Karl Polaczek wurde FAP-Schriftführer, Christian Timm wurde FAP-Vorsitzender in Uelzen, Otto Riehs war 1984 FAP-Kandidat der FAP in Frankfurt/M.

Weitere Funktionäre der FAP:

Friedhelm Busse (Bundesvorsitzender), Siegfried Borchardt und Amdt-Heinz Marx (Stellvertreter), Glenn Goertz (Schatzmeister/Geschäftsführer); Landesvorsitzende: Glenn Goertz (Schleswig-Holstein), Andre Goertz (Hamburg), Thorsten Heise (Niedersachsen), Siegfried Borchardt (Nordrhein-Westfalen), Carsten Dost (Hessen), Falco Schüssler (Bayern), Josef Rösch (Baden-Württemberg), Lars Burmeister (Berlin-Brandenburg), Bernd Rittmann (Sachsen), Klaus Acker (Rheinland-Pfalz), Andreas Eich (Saarland) , Kommissarisch Michael See in Thüringen (NSU Zeuge).

Quelle Bericht des Untersuchungsausschusses 19/2 zu Drucksache 19/445:  „Deswegen komme ich in einem zweiten Punkt zu diesen Kaderangeboten zurück und beschreibe Ihnen ganz kurz — Sie sehen mir bitte nach, dass es etwas zugespitzt ist, sodass Sie dann auch zugespitzt fragen mögen —: Da ist die Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front entscheidend. Sie ist von Michael Kühnen, Christian Worch und einer Reihe anderer als Auseinandersetzung mit der traditionellen rechtsextremen deutschnationalen NPD, also der Partei, die seit 1964 existiert, entwickelt worden. Sie haben sich in den Siebzigerjahren von dieser ihnen langweilig und älter erscheinenden NPD abgetrennt und mit sehr antisemitischen, unter anderem hamburg-antisemitischen Aktionen von sich Reden gemacht. Sie wollten eine neue NSDAP. Deswegen waren sie zum Teil selbst die NSDAP AO, Aufbauorganisation. Sie gingen in die FAP — innerhalb dieser Szenerie gab es Streit auch wegen Homophobien — und bauten dann ihre Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front. Dafür gibt es ein zentrales Dokument, das wert ist, daran zu erinnern, nämlich eine Kampfschrift von Michael Kühnen, in der er die zweite Revolution forderte. Die zweite Revolution war eine Idee der SA nach der Machterringung von Adolf Hitler, Straßengewalt, weiterzumachen, während Hitler machiavellistisch erst einmal die Konsolidierung seiner absoluten antisemitischen Herrschaft wollte und deswegen in Streit mit der SA kam, wie wir aus dem Jahr 1934 wissen. Er wollte also diese zweite Revolution, die Revolution der Straße. Zugleich beschrieb er sich aber nicht als ,nach Erringung eines neuen Vierten Reichs‘, sondern ,in der Kampfzeit für ein neues Viertes Reich ; sodass eine zentrale weitere Vokabel die ,Kampfzeit‘ ist, in der wir jetzt seien, für die zweite Revolution.

Eswar also ein ideologischer Trick, wo er sozusagen die Radikalisierung von rechts nach Hitler und mit Hitler verband mit der Kampfbewegung mit Hitler und der SA vorher. Ultimativer, radikaler, gewaltbereiter, ideologisch hermetischer geht es nicht. Christian Worch gibt es immer noch, Michael Kühnen nicht.

Das Entscheidende ist, dass diese Formationen isoliert und randständig in den neuen Ländern eine Chance gesehen haben. Sie haben das, national-revolutionäre Chance genannt.

Sie waren orientiert am historischen Nationalsozialismus. C 18 heißt CAdolf Hitler. Blood & Honour nennt sich 28. Das heißt, deren Zahlenspiele hatten Bedeutung. Sie wollten ein Viertes Reich, die NSDAP wieder gründen und machten dazu eine Radikalisierung der Ideologie, wo immer sie es konnten. Deswegen war die Botschaft von David Irving für sie damals als kleine Gruppen in dem noch sehr heruntergekommenen Halle an der Saale am 9. November ein Fanal. Da waren sie alle zusammen, die Kleinstorganisationen und der lebendige Mythos von Blood & Honour mit Donaldson, Christian Worch und Uschi W., der V-Mann Stephan W. aus München, der um David Irving herum wieselte, Ewald Althans, von dem man sagt, dass er ein V-Mann war — das weiß ich allerdings nicht.

Die Szene war klar: Rudolf Heß ist der Mythos, der Märtyrer-Mythos. Der wollte den Frieden, der wollte das Vierte Reich, der wollte das große Deutschland. Und ich, David Irving, als englischer Historiker präsentiere euch diesen Mann als Perspektive für euch, für das neue große Deutschland. Die Antwort war —das ist die ideologische Seite —: Sieg heil! Und die Antwort war — das ist die aggressive Seite —: Wir kriegen dich auch! Wir kriegen euch alle! – Das war die absolute Aggression gegenüber den wie immer relativ beliebig, aber rassistisch definierten Feinden und der gegenwärtigen Ordnung. Und Heinz Reisz von Deutsches Hessen, Nationale Offensive und andere waren dabei.

Man kann es viel besser eine,nationalsozialistisch-revolutionäre Chance‘ nennen. Deswegen sind sie als Kader in die neuen Länder geströmt. Und deswegen sage ich: Es ist ein West-Ost-Produkt, auch aus anderen politischen und kulturellen Gründen, Debatten um Asyl, auf die ich jetzt nicht eingehen kann.

Die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) wurde 1979 als Splitterpartei von Martin Pape gegründet.

FAP, Europawahl 1989, Bild 1 [Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart]

Zu Bedeutung gelangte die FAP 1984, als Mitglieder der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) nach einem Aufruf Michael Kühnens in die FAP eintraten.

Quelle Apabiz: Die Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) war in ca. 30 Kameradschaften und in Bereiche (Nord, Süd, West, Mitte) gegliedert. Für Frauen wurde der Mädelbund eingerichtet. Daneben existierte der FKDP unter dem Vorsitz von Otto Riehs für nicht-aktive Sympathisanten. Als Publikationen wurden von der ANS seit Dezember 1982 der monatliche Rundbrief Die Innere Front und Das Korps für die Politischen Leiter herausgegeben. 1977 wird der Freizeitverein Hansa in Hamburg gegründet, aus dem sich im November die ANS entwickelt. Ende 1977 wird die ANS als legaler Zweig von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei/Auslands- und Aufbauorganisation anerkannt.[1] 1978/79 wird fast die gesamte Führungsspitze inhaftiert, es kommt zum Erliegen der Aktivitäten. 1982 beginnt Kühnen nach seiner Haftentlassung mit der Reorganisierung. Im Januar 1983 schließt sich die ANS mit den Nationalen Aktivisten (NA, 1982 von Thomas Brehl gegründet) zusammen, die AAR wird als Wahlorganisation gegründet, nimmt an den hessischen Landtagswahlen in wenigen Wahlkreisen teil und erhält bis zu 0,5 Prozent. Am 7. Dezember 1983 werden ANS/NA, FKDP und AAR vom Bundesinnenminister verboten, die Strukturen werden aber weitergeführt. Kühnen gründet 1984 in Frankreich die Auslands-ANS, die zweimonatlich Unser Europa und ab November 1984 Die Neue Zeit herausgibt. Die ANS/NA bekannte sich offen zum Nationalsozialismus, ihr Hauptziel war die Wiederzulassung der NSDAP. Ideologisch und strategisch war sie am historischen Vorbild der SA orientiert. Sie arbeitete besonders mit dem Kampfbund Deutscher Soldaten, der Bürger- und Bauerninitiative von Thies Christophersen und der Deutschen Bürgerinitiative zusammen.

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Sie bauten bundesweit Strukturen auf und dominierten bald die Partei. Pape blieb zwar bis 1988 Bundesvorsitzender, war aber faktisch einflusslos. 1986 spaltete sich die FAP, als sich ein Großteil der FAP-Funktionäre um Jürgen Mosler und Volker Heidel von Kühnen aufgrund seiner Homosexualität lossagt.

Quelle Antifainfo Blatt: Unter den Verhafteten befindet sich auch der „FAP-Gauleiter Niedersachsen“ Volker Heidel. Anscheinend wurden auch die Wohnungen der Kühnen Gegner innerhalb der ANS/NA-FAP durchsucht. In der ANS/NA war es zu einer Spaltung gekommen, als sich Kühnen zur Homosexualität bekannt hatte. Bei einem „Gautreffen“ Mitte Juli 1986 in Grevenbroich hatten sich Jürgen Mosler, Volker Heidel, Martin Pape und Ursula Müller wegen „Dekadenz“ gegen Michael Kühnen und seine Anhänger positioniert. Doch die FAP-Strukturen in Hessen um den Landesvorstand Friedmann und Schultheiß, die FAP-Strukturen in NRW um den FAP-Landesvorsitzenden Heinz Schönstädt und die bayerischen FAP-Funktionäre Steiner und Manneck blieben an Kühnens Seite.

Im November 1988 wurde Busse von dem Kühnen-feindlichen Flügel zum Bundesvorsitzenden gewählt. Erst ab 1989 entspannte sich die Situation, die Anhänger Kühnens verließen weitestgehend die Partei.

Michael Kühnen Anno 1989

Mitte 1989 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Busse und einem Flügel um Michael Swierczek und Mosler, die Busse einen chaotischen Führungsstil vorwarfen. 1990 wurde Busse wiedergewählt, Mosler und Swierczek verließen die Partei, Swierczek gründete daraufhin die Nationale Offensive.

Aus der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei ausgetretene Mitglieder um Michael Swierczek gründen die Nationale Offensive (NO). Sie wird dominiert von Mitgliedern des Komitees zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH). Der organisatorische Schwerpunkt liegt in der Gegend München-Augsburg und ab 1991 auch in Dresden, wo ein Regionalbüro eingerichtet wird. In Singen-Konstanz nehmen zwei Kandidaten an der Kommunalwahl 1992 teil, die jeweils 0,2 Prozent erhalten. Kleinere Gruppen oder Zellen entstehen im gesamten Bundesgebiet.Zum Zeitpunkt des Verbots Ende 1993 bestehen Landesverbände in Bayern, Berlin-Brandenburg und Sachsen.

1995 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass es sich bei der FAP nicht um eine Partei im Sinne des Grundgesetzes handelt, der Bundesinnenminister verbietet sie daraufhin am 24. Februar 1995.

Die FAP rekrutierte sich größtenteils aus der neofaschistischen Skinhead-Subkultur. Ihre regionalen Schwerpunkte lagen im Ruhrgebiet, Niedersachsen und Berlin. 1985 wurde die Freie Betriebszellen-Organisation, die Die Werkschar herausgab, gegründet. Für weibliche Mitglieder existierte die FAP-Frauenschaft.

Rede-Ausschnitt des Vorsitzenden der NO Michael Swierczek und Gespräch mit dem Aktivisten Günter Boschütz. Extreme Rechte und Neonazis versuchen seit Jahren, die deutsch-polnische Grenze in Frage zu stellen und dabei gezielt auch mit Gleichgesinnten unter der deutschen Minderheit in Polen tätig zu werden. Bereits Anfang der 90er-Jahre haben Neonazis der im Jahr 1990 gegründeten Partei „Nationale Offensive“ unter der Führung von Günter Boschütz versucht, einen „Landesverband Schlesien“ aufzubauen. Die neonazistische „Nationale Offensive“ wurde u.a. in den polnischen Regionen Śląsk und Mazury sowie der russischen Region Kaliningrad aktiv. Mitglieder und Sympathisanten der Vereinigung haben dabei in dem polnischen Dorf Dziewkowice eine Liegenschaft erworben, von der aus sie ihre neonazistische Propaganda in der Region verbreiten wollten. Die „Nationale Offensive“ arbeitete dabei mit dem Kulturverein der Deutschstämmigen und dem bekennenden „Rechtsextremisten“ und Bürgermeister von Dziewkowice H. W. und T. K. vom „Deutschen Freundschaftskreis“ (DFK) zusammen. Siehe auch die Kleine Anfrage der Budnestagsabgeordenten Sevim Dagdelen (BT-Drs. 17/12307) „Belastung der deutsch-polnischen Beziehungen durch Aktivitäten des Vereins Eigentümerbund Ost e.V. in Polen“, abrufbar unter: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/123/1712307.pdf

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Die FAP trat hauptsächlich mit Propaganda-Aktionen in der Öffentlichkeit auf. Sie nahm an den jährlichen Rudolf Heß-Gedenkmärschen teil, führte eigene Aufmärsche durch und beteiligt sich mehrmals erfolglos an Wahlen. Darüber hinaus traten Mitglieder und Sympathisanten immer wieder durch gewalttätige Aktionen in Erscheinung.

Einige Gewalttaten an denen die FAP beteiligt gewesen ist:

5. Februar 1990. Nach der Montagsdemo ziehen 250 Faschos durch die Innenstadt in Richtung Milch-Mokka-Eisbar und skandieren “Ausländer raus”. Später werden die Scheiben des Hotels “Stadt Leipzig” eingeschlagen. Die Polizei verhaftet drei Faschos, unter anderem den westdeutschen FAP-Funktionär Siegfried Borchardt.

31. August 1991. Die Fascho-Band “Störkraft” spielt im Grünauer Jugendklub “Arena”. Im Anschluss an das Konzert versuchen etwa 70 Faschos, mit Steinen, Knüppeln und Brandflaschen das AsylbewerberInnenheim in der Liliensteinstraße in Leipzig-Grünau zu stürmen. Beteiligt sind Faschos aus Dresden, Hamburg, Halle, Hannover und Leipzig, unter ihnen auch Mitglieder der FAP.

Mord an Friedrich Maßling

Der Obdachlose Friedrich Maßling (58) wird in den späten Abendstunden des 29. März 1993 in einer Obdachlosenunterkunft in Bad Segeberg von dem damals 19-jährigen Neonazi Bernd T. und dessen älteren Cousin über Stunden misshandelt. Friedrich Maßling war erst am Tattag in die Unterkunft eingezogen, in der seine beiden Angreifer schon seit Wochen lebten. Mit den Worten „Lass mal den Penner aufmischen“, drangen die Neonazis in das „Pennerzimmer“ ein und schlugen mit Fäusten, einem Stuhlbein und der Fahnenstange einer Flagge der neonazistischen Freiheitlichen Arbeiterpartei (FAP) auf ihr Opfer ein. Friedrich Maßling stirbt am 3. April 1993 im Krankenhaus an den schweren Kopfverletzungen. Im Prozess vor dem Landgericht Flensburg stellt sich heraus, dass der offen als Neonazi-Skin auftretende Bernd T. am Morgen nach dem Angriff sein schwer verletztes Opfer aufgefordert hatte, das verwüstete Zimmer wieder herzurichten und sein Blut wegzuwischen, denn er habe sich „für die Ordnung im Haus mitverantwortlich gefühlt“. Das Landgericht Flensburg verurteilt den 19-jährigen T. wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu einer dreieinhalbjährigen Jugendstrafe; sein erwachsener Cousin erhält drei Jahre Haft. Nach seiner Haftentlassung wird Bernd T. zu einem bundesweit bekannten gewalttätigen Neonazi.

Mord an Alexander Selchow

Der 21-jährige Bundeswehrsoldat Alexander Selchow wird in der Silvesternacht 1990 in Rosdorf (Niedersachsen) von zwei 18-jährigen Boneheads niedergestochen, die beide der rechtsextremistischen FAP (Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei) angehören. Alexander Selchow stirbt an den Folgen mehrerer Messerstiche. Das Landgericht Göttingen verurteilt den Messerstecher wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu sechs Jahren Jugendstrafe; sein Kumpan kommt mit vier Wochen Arrest davon. – Dieser Fall wird von der Bundesregierung 1993 genannt, aber weder 1999 noch 2009.

FAP-Funktionäre waren an der Anti-Antifa-Kampagne beteiligt. In mehreren Städten wurden die Nationalen Infotelefone von FAP-Mitgliedern betrieben. 1991 wird die Bundesgeschäftsstelle von Oberhausen nach Halstenbek verlegt, ab 1995 sollte sie nach Berlin umziehen.

Der NPD-Funktionär Hans-Michael Fiedler, auch Autor in „Nation Europa“, gab ab 1985 als Geschäftsführer des „Studentenbundes Schlesien“ die Zeitschrift Nachrichten des Studentenbundes Schlesien heraus (später SBS-Nachrichten). Diese führte von Anfang an eine Rubrik Anti-Antifa. Fiedler betrieb jahrelang eine systematische Ausforschung und veröffentlichte in dieser Rubrik regelmäßig Namen, Adressen, private Informationen und Fotos, hauptsächlich von Journalisten und Journalistinnen, die er für Antifaschisten hielt, um deren Aktivitäten aufzudecken und sie zu enttarnen.

1992 wird Karl Polacek (Landesvorsitzender Niedersachsen) nach Österreich abgeschoben. 1993 stellt Bundesinnenminister Kanther einen Verbotsantrag, in der Folgezeit lösen sich sämtliche Kameradschaften in Nordrhein-Westfalen, Bonn und Hamburg und Umgebung offiziell auf.

Auswirkungen der Verbote rechtsextremer oder neonazistischer Vereinigungen – Drucksache 13/4993

1995 wird die FAP verboten, dennoch werden die Strukturen weitergeführt, bzw. schon seit 1993 in andere Zusammenhänge überführt. Nach Berichten des Spiegels finden vor dem Verbot Gespräche zwischen Wolfgang Nahrath, Vorstandsmitglied der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), und Busse über die Übernahme von FAP-Mitgliedern in die NPD statt.

Anm. „Die Nationalen“ tauchen im Umfeld der FAP und des Hoffmann von Fallerleben Bildungswerk e.V. auf. Hiermit der Hinweis auf die Gründung und Herren Pfalzgraf von der Deutschen Polizeigewerkschaft Berlin.

In Berlin-Brandenburg sind FAP-Funktionäre in die Aktivitäten der Nationalen eingebunden. Viele Kreis- und Ortsverbände der FAP bilden seit dem Verbot scheinbar unabhängige Kameradschaftszusammenhänge.

Die FAP gab eine Vielzahl von lokalen Publikationen mit meist geringer Auflage heraus. Als bundesweite Periodika erschien Standarte, die seit 1993 als monatlich erscheinende Zeitschrift in professioneller Gestaltung vertrieben wurde. Herausgeber war Friedhelm Busse, verantwortlich zeichnete Andre Goertz. Von 1989 bis 1990 erschien die FAP-Intern als interner monatlicher Rundbrief mit Michael Swierczek als Verantwortlichen. Als Nachfolge diente bis 1993 die Neue Nation mit dem Herausgeber und Verantwortlichen Friedhelm Busse.

Seit der Übernahme der FAP durch die Mitglieder der ANS/NA trat sie offen neofaschistisch auf, die rassistische Hetze und die Rehabilitierung des Nationalsozialismus – »(…) erst nach 1933 hatte ein deutschdenkender Mensch überhaupt die Möglichkeit erhalten, seine politischen Vorstellungen offen zu äußern«[3] – standen im Mittelpunkt ihrer Programmatik.

Die FAP arbeitete v.a. mit anderen neofaschistischen Organisationen zusammen, seit dem Tod Kühnens 1991 gab es auch wieder bessere Kontakte zu Gruppen der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front. Gute Verbindungen bestehen nach wie vor in die rechte Skinhead-Szene. Einzelne Landes- und Kreisverbände haben sich verstärkt in organisationsübergreifenden Bündnissen – wie zusammen mit Mitgliedern der Wiking Jugend, der Deutschen Liga für Volk und Heimat u.a. – im Frankenrat oder in der Initiative Gesamtdeutschland in Bonn engagiert.

Die FAP war bis zu ihrem Verbot 1995 die größte neofaschistische Organisation in Deutschland. Im Gegensatz zu Kaderorganisationen wie der Nationalistischen Front als breite Sammlungsorganisation konzipiert, zog sie mit ihrem militanten Aktionismus und ihrer einfachen Programmatik vor allem Jugendliche an, rekrutierte neue Mitglieder und sicherte dem Neofaschismus durch provozierende Auftritte Medienpräsenz.

Komitee für die Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Adolf Hitler

Um überhaupt zu verstehen welche Netzwerke hier agieren muss man sich neben der FAP und anderen Organisationen eben auch weitere neonazistische Gruppierungen anschauen. Die Verbindung des  Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers ist genauso mit der FAP verbunden gewesen, wie mit Polacek und Heise.Wir zeigen hier aber nur einen speziellen Querschnitt, eine weitere Darstellung wirklich aller Verbindungen wäre in dieser Recherche nicht machbar und würden jeden Rahmen um ein vielfaches sprengen.

Das „Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers“ (Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers, CHB) war eine rechtsextreme Organisation, die 1995 als Nachfolgeorganisation der Aktionsfront der Nationalsozialisten/Nationalsozialistischen Aktivisten (ANS/NA) verboten wurde.Ziel des Komitees war es, die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers 1989 vorzubereiten und zu organisieren, die als eine Art Leuchtturm für die „europaweite Vernetzung und die Schaffung einer gemeinsamen Bewegung aus der zersplitterten Neonazi-Szene“ dienen sollten.

Video „100 Geburtstag von Adolf Hitler“ – Mit dabei FAP, Neonazis, Alt-Nazis – Gefeiert wurde in Hoechst im Odenwald. Mit dabei belgische, niederländische und eben deutsche Alt- und Neonazis. Und eben auch die ganze FAP Riege.

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Das Komitee hatte seine Wurzeln in der sogenannten Aktionsfront der Nationalsozialisten/Nationalsozialistischen Aktivisten (ANS/NA), die 1983 aus der Fusion zweier bestehender Neonazi-Gruppen hervorging.

Quelle BNR: Der altgediente Neonazi Christian Malcoci (Jg.1963, wohnhaft Grevenbroich), kandidiert auf Listenplatz sechs der Partei „Die Rechte“ für die Wahl zum Europäischen Parlament. Der in Rumänien geborene Malcoci gehörte in den 1980/1990er Jahren zu den führenden nordrhein-westfälischen Neonazis. Er war einst Bundesvize der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG), amtierte als „Gausekretär“ des „Komitees zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers“ (KAH) und als „Kameradschaftsführer“ der ANS/NA. Außerdem war er Mitglied in der NSDAP/AO und „Gausekretär“ Rheinland der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP). 1992 rief Malcoci im Rheinland den „Orden von Thule“ ins Leben.

Malcoci, der 2005 auf der Landesreserveliste der NPD als Kandidat zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl aufgeführt war, trat im Frühjahr 2002 auf der Liste der neonazistischen „Niederländischen Volksunion“ (NVU) bei den Kommunalwahlen in den Niederlanden an.

Neben Malcoci kandidieren für die Wahl am 26. Mai für „Die Rechte“ auf den vorderen Listenplätzen: Ursula Haverbeck-Wetzel (inhaftiert), Sven Skoda (Düsseldorf), Christian Worch (Parchim), Dieter Riefling (Söhlde) und Siegfried Borchardt (Dortmund). (am)

Die Aktionsfront der Nationalsozialisten (ANS) wurde von Michael Kühnen (1955-1991), Deutschlands prominentestem Neonazi in den 1970er und 1980er Jahren, gegründet und geleitet. Kühnen engagierte sich unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Armee 1977 in der rechtsextremen Szene.

Zusammen mit zwei weiteren Rechtsextremen gründete er am 8. Mai 1977 eine Unterorganisation der von Gary Lauck gegründeten NSDAP Aufbauorganisation (NSDAP/AO) in den USA. Kühnens „SA-Sturm Hamburg“ versuchte, die paramilitärische Sturmabteilung der NSDAP zu kopieren, und unterstützte als Mutterorganisation die antisemitischen Rassengesetze des Dritten Reiches. Am 26. November 1977 wurde aus dieser Unterorganisation die Aktionsfront der Nationalsozialisten (ANS).

Kühnen selbst soll, nachdem er schon als Schüler im Rheinland im NPD Umfeld aktiv gewesen war, während seiner Bundeswehrzeit in Hammelburg mit Neonazis in Kontakt gekommen sein. Dort soll er den „Auftrag“ bekommen haben, in Hamburg eine NS-Gruppe aufzubauen. Bis zu seinem Ausschluß aus der Bundeswehr konnte er dies als Leutnant und Student der Bundeswehrhochschule von der Bundeswehrkaserne in Rahlstedt aus betreiben.

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Die Gruppe selbst agierte unter verschiedensten Namen: Als „SA-Sturm 8. Mai“ wurde sie in den Blättern der „illegalen NSDAP“ bezeichnet; als angeblich unpolitischer „Freizeitverein Hansa“ versuchte sie ihre Treffen etc. legal erscheinen zu lassen. Im November 1977 trat sie auf einer ersten öffentlichen Versammlung in Wandsbek als „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS) in Erscheinung; unterdiesem Namen operierte sie seitdem auch bundesweit bis zu ihrem Verbot 1983. Später wurde die Gründung der ANS auf den 8. Mai 1977 „vorverlegt“. Von antifaschistischer Seite wurde für die Gruppe der Begriff „Hansa-Bande“ geprägt. Innerhalb kürzester Zeit hatten die provokativen Aufmärsche die Bande bundesweit bekannt gemacht. Nahezu alle in der Bundesrepublik agierenden übrigen NaziGruppen orientierten sich an der Hansa Bande: Uwe Rohwer von der WikingJugend in Schleswig-Holstein gehörte ebenso zu den Bewunderern Kühnens wie der Nürnberger Karl-Heinz Hoffmann von der „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Die Hansa-Bande wurde auf Titelseiten solcher Nazi-Zeitungen abgebildet wie dem österreichischen Hetzblatt „Sieg“ des mittlerweile nach Spanien abgetauchten Nazis Walter Ochsenberger. Um die Welt ging der Bericht über eine Versammlung von Kühnen, Christophersen, Rohwer und Karl-Heinz Hoffmann im Februar 1978 in Hamburg-Lurup, wo die Polizei diese Versammlung der Neonazis gegen den Protest einiger hundert AntifaschistInnen schützte und den Nazis den Zugang zum Versammlungslokal freiprügelte. Die Mehrzahl der an dieser Versammlung teilnehmenden Nazis sind in den nachfolgenden Jahren wegen schwerster Verbrechen verurteilt worden.

Uwe Rohwer von der Wiking-Jugend wurde verurteilt, weil er gemeinsam mit anderen Nazis, darunter Lutz Wegener, auf
dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne niederländische Soldaten überfallen und mehrere Maschinenpistolen geraubt hatte. Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann haben die Bombe auf dem MünchnerOktoberfest im Jahr 1980 gelegt, bei der 17 Menschen ums Leben kamen. Im Libanon, wohin sich seine Truppe abgesetzt hatte, soll Hoffmann selbst Mitglieder seiner Truppe qualvoll gefoltert und umgebracht haben, wofür er in Deutschland angeblich nicht belangt werden kann. Als ein weiteres Mitglied verurteilt wurde, weil es den jüdischen Verleger Shlomo Levy und dessen Lebensgefährtin in Erlangen ermordet hatte, hielt das Gericht eine Anstiftung durch Hoffmann nicht für nachgewiesen. Dieser wurde wegen Geldfälscherei schließlich zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Die ANS erwarb sich einen Ruf für provokative Aktionen und erregte 1978 große Aufmerksamkeit, als ihre Mitglieder nach der Veranstaltung einer Kundgebung „Gerechtigkeit für Hitler“ mit der Polizei zusammenstießen. In den Jahren 1977 und 1978 raubten ANS-Mitglieder eine Reihe von Banken aus und stahlen Waffen von Militärbasen. Sechs Mitglieder wurden verhaftet und zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.2 Kühnen selbst wurde 1979 ins Gefängnis geworfen, nachdem ihm die Gründung einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt worden war.

Drucksache 10/3744 – 1985: Straftaten der ANS/NA nach ihrem „Verbot“

Trotz der Inhaftierung Kühnens setzte die ANS ihre Tätigkeit fort und schloss sich kurz nach seiner Freilassung im November 1982 mit der Gruppe der „Nationalen Aktivisten“ von Thomas Brehl zur Aktionsfront der Nationalsozialisten/Nationalaktivisten (ANS/NA) zusammen. Die neue Gruppe, die offiziell am 15. Januar 1983 gegründet wurde, stand unter der Leitung von Michael Kühnen. Die ANS/NA sollte nur bis zum 24. November 1983 bestehen, dann wurde sie vom Bundesinnenminister verboten, einschließlich ihrer Untergruppen „Aktion Ausländerrückführung“ und „Freundeskreis Deutsche Politik“.

Man kann Axel Reitz (ex Neonazi) nun mögen oder nicht, und ihn selbstverständlich für seine Vergangenheit kritisieren. Aber, die Aussagen und Informationen zu Brehl, FAP sind schon nachvollziehbar.

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Die CHB wurde als Nachfolgeorganisation der ANS/NA konzipiert. Das Komitee wurde 1984 in einer Kneipe an der Puerta del Sol in Madrid gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Thomas Brehl, Michael Kühnen, Léon Degrelle und Michael Caignet sowie weitere neonazistische Funktionäre aus Europa. Degrelle, während der Nazizeit Anführer der belgischen SS-Freiwilligenlegion „Wallonien“ und höchstdekorierter Ausländer, wurde nach 1945 in Belgien in Abwesenheit zum Tode verurteilt, fand aber im faschistischen Spanien Zuflucht. Er sollte als Ehrenpräsident der CHB dienen.

Drucksache 10/3744 – 1985

Neben Degrelle sorgte Walter Matthaei („Capitan Walter“) für die notwendigen Kontakte auf internationaler Ebene, insbesondere zu spanischen Faschisten. Matthaei, ein ehemaliger Hauptmann im Reichssicherheitshauptamt, war nach dem Krieg „Reichsjugendführer“ der 1952 verbotenen Sozialistischen Reichspartei und Mitbegründer der Wikingerjugend.

Nach einem 30-jährigen Aufenthalt in Spanien kehrte er 1987 in die Bundesrepublik zurück und trat der neonazistischen Partei FAP bei. Matthaei stellte den Kontakt der deutschen Neonazis mit dem militanten CEDADE (Circulo de amigos de Europa) mit Sitz in Barcelona her. Schätzungen zufolge hatte CEDADE rund 3.000 Mitglieder mit militärischer Ausbildung.

„Capitan Walter“

Quelle Antifa Infoblatt: Walter Matthaei war während der drei Jahrzehnte, die er in Spanien lebte eine Schlüsselfigur der spanischen Neonaziszene zu den militanten Neonazi-Organisationen in der BRD. Über ihn kam z.B. Gerald K. in die „Spanische Legion“, eine der Ausbildungszentren der internationalen militanten Neonaziszene. Gerald K. war früher in Westberlin in der „Wiking-Jugend“ und später in der 1982 verbotenen „DAJ“ (Deutsche Arbeiter Jugend) aktiv. Bei den Hausdurchsuchungen gegen diese Gruppe wurden die meisten Waffen bei ihm gefunden. Zuletzt tauchte er in den Kreisen der FAP auf.

Walter Matthaei hatte in Spanien einen Verlag sowie die spanische „Wiking Jugend“ aufgebaut. Matthaei war es auch, der bundesdeutschen Neonazis Kontakt zur spanischen „Círculo Español de Amigos de Europa“ (CEDADE) herstellte. Es gibt Schätzungen, die der CEDADE etwa 3.000 Mitglieder zurechnet. Etliche Anschläge, auch tödliche, gehen auf das Konto dieser Organisation.1 Bevor sich Walter Matthaei in Spanien niederließ, war er führender Funktionär der SRP und der „Wiking-Jugend“. Die „SRP“ wurde als NS-Nachfolgeorganisation vom Bundesverfassungsgericht verboten. Eine gründliche politische Ausbildung dürfte Walter Matthaei beim „Reichssicherheitshauptamt“ (RSHA) erhalten haben. Bis 1945 war er dort im Range eines Hauptmanns aktiv. Das RSHA faßte den Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (Abkürzung SD) und die „Sicherheitspolizei“ zusammen. Das RSHA war die oberste Kommandozentrale, die die Terror-, Mord-, Spionage- und Sabotage-Aktionen der SS koordinierte.

Die CHB war gesamteuropäisch ausgerichtet und sollte als Drehscheibe verschiedener rechter Parteien und Gruppen fungieren. Zu den bekanntesten gehörten die Fasceaux Nationalistes Européens (Frankreich), die National Socialist Irish Workers Party (Irland), die National Socialist Party of the United Kingdom (Vereinigtes Königreich), die Vlaamse Militanten Orde (Belgien) und die Nationale Front (Österreich).1 In Deutschland waren es vor allem die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) und die Nationale Offensive (NO), die die CHB unterstützten.

Das Programm der CHB basierte auf dem Programm der ANS/NA und der NSDAP-AO des US-amerikanischen Rechtsextremisten Gary Lauck. Die CHB war von der Außenwelt abgeschottet; Richtlinien und Schulungshandbücher waren nur für den inneren Kreis zugänglich. Öffentliche Foren waren Zeitschriften der im Komitee organisierten Verbände, wie z.B. der „Deutsche Beobachter“ des NO.6 Es fanden europaweite Treffen statt, die zu einer Intensivierung der Kontakte innerhalb der europäischen Neonazi-Szene führten.1

Der CHB hatte eine strenge Hierarchie und war in vier Regionen mit verschiedenen Sektionsleitern unterteilt: Sektionsleiter West: Jürgen Mosler (FAP), Sektionsleiter Nord: Thomas Wulff, genannt Steiner (FAP), Sektionsleiter Mitte: Peter Müller (ANS-Leiter Frankfurt), Sektion Süd: Michael Swierczek (ehemaliger Vorsitzender der Jungen Nationaldemokraten).5 Funktionäre der CHB waren Siegfried Borchardt aus Dortmund und Christian Malcoci vom „Widerstand West“, bekannt als „SS-Siggi“, sowie Bela Ewald Althans.

Eines der Koordinationszentren befand sich in Frankfurt, wo Kühnen nach seiner Entlassung aus der Haft ein neues Hauptquartier eröffnet hatte. Dort arbeitete er zusammen mit seinen Mitstreitern, darunter die berüchtigten Neonazis Thomas Brehl und Christian Worch.

Wegen des großen Medieninteresses wurde Hitlers Geburtstag am 20. April 1989 nur von einem kleinen Kreis von rund 50 Neonazis in der Nähe von Schloss Breuberg im Odenwald gefeiert, dem Kühnen wegen einer Blinddarmoperation nicht beiwohnen konnte.

1995 wurde die CHB als Nachfolgeorganisation der ANS/NA im sogenannten „Stuttgarter Bewegungsprozess“ verboten.1 Im Verfahren vor dem Landgericht Stuttgart gegen die Gründer der CHB forderte der bekannte Neonazi-Aktivist und Rechtsanwalt Jürgen Rieger die Vernehmung von 500 Zeugen, woraufhin er als Pflichtverteidiger abgelöst wurde.

Der Mord an Alexander Selchow

Aus dem Umfeld von Karl Polacek geschah auch der Mord an Alexander Selchow am 1.1.1991. Der 1934 in Wien geborene Polacek galt vielen als „Drahtzieher“ und „Hintermann“ der Tat in Rosdorf.

Wir haben im Zuge unser Recherche und der Aufmerksamkeit einen damaligen Freund von Alexander Selchow befragt zur Situation in Göttingen , im speziellen auch zum Mord an Alex.

Was kannst du zu Alex erzählen?

Ich habe Alex Selchow ca. Sommer 1989 auf der Göttinger Nikolaistraße kennengelernt. Dort waren Imbisse und Clubs, wo sich verschiedene Szenen trafen. Er gehörte zu den „Gruftis“, modisch mit Robert Smith von The Cure zu vergleichen. Ich war „Skater“, andere waren „Normalos“. Das er irgendwann zur Bundeswehr ging bekam ich nicht mit, war auch kein Thema.

Wie war der Mensch Alex?

Er war ein stets freundlicher und gefühlt auch beliebter teil einer Gruppe die sich über ihre Musik und Klamotten zusammen fand.

Gab es vorher schon Angriffe auf Alex oder euer Umfeld?

Da das Juzi 200 Meter entfernt war, war es Anziehungspunk für Naziskins und überfallartiges Auftauchen um das Haus anzugreifen. Gruftis, Skater und Punks waren im gesamten Stadtgebiet immer wieder Opfer von spontanen Attacken. Nach dem Tod von Conny Wessmann am Freitag den 17.11.1989, kamen mehr und mehr Jugendliche aus allen Szene – Teilen zusammen um sich zu organisieren. Alex war, wie die meisten seiner Freund nicht politisch aktiv und auch nicht dabei.

Wie haben die Menschen in deinem Umfeld auf den Tod von Alex reagiert?

Fassungslos und absolut erschüttert. Es war eine Grenze überschritten. Nachdem die Presse bei Conny Wessman die „Selber schuld Taktik“ fuhr, war das nun anders. Da es an dem Wochenende noch mehr Messerangriffe gab, wurde sehr offen berichtet. Es gab fast jedes Wochenende Gerüchte, dass Naziskins an Schulen auftauchen sollten. Die Selbsthilfe war so groß, so das sich teilweise ein Pulk aus 30 – 40 SchülerInnen, auch unter der Woche, vor der jeweiligen Schule trafen.

Eine junge Frau, Conny Wessmann, wollte am 17.11.1989 gegen Nazi-Boneheads in Göttingen vorgehen. Die Polizei jagte gezielt die Antifas, Conny flieht in Panik vor den angreifenden Polizisten, die sie durch die Verfolgung auf eine schnell befahrene Straße treiben. Conny wird von einem Auto erfasst, bleibt schwer verletzt liegen und stirbt. Die Folgen waren Straßenschlachten, und Demonstrationen. Bildrechte – http://goest.de/conny.htm

Warst du / ihr bei der Demonstration nach dem Tod von Alex dabei?

Als am frühen Nachmittag des 1.1. 1991 die Meldungen kamen was wirklich passiert war wurde die große Telefonkette (nix Internet damals) ausgelöst und die Menschen strömten zum Juzi. Jeder rufte jeden an. Das pure Entsetzen, Stille im Juzi Ballsaal, zum bersten gefüllt… bis jemand das Wort ergriff. Es war klar: Wir fahren nach Rosdorf (4km weit) und es gibt eine Demo. Doch es gab nicht genügend Autos und so setzten sich nach dem Plenum ca. 200 Leute vom Juzi schweigend auf den Straßen Richtung Rosdorf in Bewegung. Es gab zu dieser Zeit eine Gruppe namens Bürgerinnen und Bürger gegen Rechstextremismus und Gewalt. Einige waren Eltern aktiver Jugendlicher und so fuhr eine von ihnen zu Absicherung mit Warnblinker hinter dem Demozug mit ihrem Auto. Die Polizei hielt sich komplett zurück.

Die Spitze der Demonstration am 5. Januar in Göttingen (Repro Zeitungsfoto vom 6.1.1991)

Der eine Täter, Sven Schaaf wurde schon am gleichen Tag verhaftet. Er wohnte in Rosdorf. Nach Oliver Simon wurde gefahndet, ich glaube 2-3 Tage später wurde er gefasst.

Wir hatten ja schon einige Demoerfahrung und haben dann mit der damaligen Antifajugendfront die Demo organisiert. Ca. 2500 Menschen, davon ganz vorne eine großer Jugendblock.

Waren euch die beiden Täter vorher bekannt?

Ich kannte beide: Oliver Simon tauchte ab Anfang 1990, da war er so 16/17, immer wieder vor meiner und anderen Schulen auf, traf ihm Bekannte und provozierte anders aussehende. Das war damals für mich etwas anderes als heute. Eines Mittags im Mai stand er am Schultor und unterhielt sich mit einem Kumpel von mir. Ich kam dazu, er sagte „Na?“, zog ein Stiefelmesser, wie ein kurzer Dolch, und stach Richtung meiner Schläfe. „Wenn ich dich woanders gesehen hätte, wärst du jetzt dran!“ Ich war auch 17, ich habe das weggelächelt. Es war klar, dass ich für ihn ein Feind war.

Im August kam ich auf die Berufsschule. Mit mir in der gleichen Klasse: Sven Scharf. Und noch vier Mitläufer + andere Nazis auf der Schule die alle in den Pausen zusammenstanden. Ohhh scheiße, das Jahr halte ich hier nicht durch. Doch er kannte mich nicht. Nach 2 Monaten sagte der Klassenlehrer, das Sven von seiner Mutter abgemeldet wurde. Zu viel Hauerei. Es gab am Bahn – und Busbahnhof fast jeden Tag ärger mit Naziskins. Alle SchülerInnen hatten sich damit arrangiert, waren eingeschüchtert oder gingen Umwege. Sven Scharf griff 1990 in der Innenstadt einen Bekannten mit einer Schere an und stach bei der Auseinandersetzung auf ihn ein. Keine schlimme Verletzung aber wieder eine Zeile auf einem Flugblatt mit den wöchentlichen Naziattacken.

Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien, der Praxislehrer wusste um den „Rechts / Links“ Konflikt, gab es von ihm eine kleine Ansprache. Er bat die gesamte Klasse doch etwas in sich zu gehen und bei allen politischen Auseinandersetzungen friedlich zu bleiben. Er möchte uns alle zum Schulbeginn gesund wiederhaben. Umso erschütterter war er am ersten Schultag am Unterrichtsbeginn, dass einer seiner ehemaligen Schüler zum Mörder wurde. Danach hat man keine erkennbaren Nazis mehr auf der Schule gesehen. Das Blatt hatte sich gewendet.

Wie hast du das Umfeld von Mackenrode und dem Schulungszentrum rund um Polacek, Heise empfunden?

Das war für uns Jugendliche so ein dämonischer Ort. Von Antifa Flugblättern wusste man was dort vor sich ging. Ich habe Thorsten Heise das erste mal 1988 an einem Grillplatz im Göttinger Wald gesehen. Mit dabei Dieter Riefling, der gezielt Jugendliche ansprach und sie fragte ob sie national eingestellt sind. Wenn sie das bejahten fragte er einen ob er nicht Lust auf Parteiarbeit hätten. Zum anwärmen gab es FAP „Spuckis“ (zum anlecken wie Briefmarken, Aufkleber gab es damals noch nicht wie heute) Er trug ein FAP Shirt. Er hat mich damals schon an Himmler erinnert.

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Anm. Dieter Riefling war u.a. bei der FAP Aktion  1994  in Luxemburg dabei. Hier Links mit Bomberjacke und Rangers und runder Sonnenbrille.

Warst du selbst von Angriffen betroffen?

Als Skater mussten wir immer aufpassen wer uns entgegen kam. Später war man durch das Outfit als Linker erkennbar. Da gab es mal eine Faust, aber meistens waren wir schneller im Rennen. Nach dem Tod von Alex war die „Antifaschistische Selbsthilfe“ Tagesprogramm. Mit Mut wurde die Angst besiegt. Und siehe da: Wir schafften es, das man sich in Göttingen relativ angstfrei bewegen konnte.

Polacek galt vielen als Drahtzieher hinter dem Mord an Alex, denkst du das auch?

Oliver S. hatte Unterschlupf in Mackenrode gefunden und dort weiter radikalisiert. Durch den Nazifirlefanz der dort stattfand wollte er natürlich zeigen was er kann. Er hat sich durch die ganzen Schulungen und Kameradschaftsabende bestimmt als Parteisoldat gefühlt. S. ebenso.

Oliver S. sollte als Anführer der Neonazi-Gruppe aufgebaut werden, die lange Zeit von Thorsten Heise gelenkt worden war. Heise tauchte 1990 ab in die DDR , weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn Haftbefehl erließ. In Mackenrode werden S. und andere Jugendliche als Wachschutz eingesetzt, sie nehmen an Sonnenwendfeiern und Wehrsportübungen mit militärischem Drill teil und werden unter dem Bild von Adolf Hitler ideologisch geschult.

Bildquelle NDR Medienbericht 1991 – https://www.youtube.com/watch?v=yhmBzzdAOEU

Auf die Frage nach der Möglichkeit weiterer Tote erwidert eine junge FAP-Anhängerin in einem Interview nach dem Mord: „ Also es kann durchaus passieren“. Auf den Druck der Öffentlichkeit wird der inzwischen fünf mal rechtskräftig verurteilte Österreicher Polacek 1992 ausgewiesen.

Er setzt in seinem Heimatland seine Schulungsarbeit fort und leugnet in seiner Hetzschrift „Braunauer Ausguck“ den Holocaust in NS-Deutschland. Hatte er dort noch geschrieben „Wir bekennen uns zum politischen Guerillakrieg (…) Wir verzichten auf Parteien und Wahlen und den ganzen Demokrötenmist“, fordert Polacek 2008 „alle jungen Kameradinnen und Kameraden“ auf, in die NPD einzutreten. Er selbst hatte die Partei 1985 verlassen, werde ihr aber auf Heises Anraten wieder beitreten.

Spätestens seit 1986 war sein zur Festung ausgebautes Schulungszentrum in Mackenrode immer wieder Ausgangspunkt der extrem rechten Gewalt auf den Straßen in und um Göttingen.

So ähnlich beschrieb es der FAP-Führer auch in einem weiteren Brief an Metall: „Wenn ich zugeschlagen hätte, dann wäre das Chaotenweib im roten Kommunistenhimmel wach geworden.“

Die Mörder von Alex Selchow werteten das Opfer unverhohlen ab. Und drohten mit weiteren Toten. Aus NDR Video von 1991. Mit Interview u.a. mit Thorsten Heise.

In derselben Nacht (gemeint ist der 1.1.1991) schlugen rechtsextremistische Gewalttäter noch einmal zu. In der Gemeinde Adelebsen, ebenfalls im Kreis Göttingen, überfielen Boneheads zwei Passanten.

Polaceks Waffenkammer in Mackenrode Quelle Spiegel Report 1991

Einer der Angegriffenen erlitt eine Schädelfraktur, der andere musste mit gebrochenem Unterkiefer ins Krankenhaus gebracht werden. Im Göttinger Ortsteil Weende attackierten Rechtsradikale zur gleichen Zeit einen Spaziergänger und verletzten ihn durch Messerstiche schwer.

Polaceks „Festung“ in Mackenrode – inklusive Nato Stacheldraht und ganz vielen „Blondis“

Teil 2 der Waffenkammer in Mackenrode von Polacek

Am 14. Juli 1990 griffen Polacek und seine Leute, bewaffnet mit Leuchtspurmunition und einer Axt, während einer Demonstration gegen die ständigen Überfälle von Rechtsextremisten auf das Göttinger Jugendzentrum eine Gruppe von demonstrierenden Frauen an. Polacek traf eine der flüchtenden Frauen mit der Axt am Kopf, sie musste ins Krankenhaus. Der FAP-Führer wurde festgenommen, befand sich aber schon am nächsten Tag wieder auf freiem Fuß.

Die Staatsanwaltschaft ermittelte, allerdings nicht wegen versuchten Totschlags, sondern nur wegen schwerer Körperverletzung. Für den zuständigen Göttinger Staatsanwalt Hans Heimgärtner stand die Aussage des Täters gegen die Aussage des Opfers: „Die Verletzte sagt, er habe mit großer Wucht ausgeholt und zugeschlagen. Herr Polacek sagt: „Ich habe nicht mit großer Wucht zugeschlagen, ich habe die Axt vor mir her geschwungen und in der ganzen panikartigen Situation ist die dagegen gelaufen.“

1995 wurde eine größere Zusammenfassung aller Ereignisse rund um das Anwesen von Karl Polacek, FAP und natürlich Thorsten Heise in einer Broschüre veröffentlicht. Auch der Mord an Alex Selchow war natürlich Thema dieser antifaschistischen Broschüre.

Zusammenfassung der Ereignisse zwischen 1987 – 1990

Die Gewaltphantasien, die er für seine politischen Feinde hegt, gab Polacek in seinem Schulungszentrum an seine meist jugendlichen Anhänger weiter – unter ihnen ist auch der später als Haupttäter verurteilte Oliver S.

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Auf die Frage nach der Möglichkeit weiterer Tote erwidert eine junge FAP-Anhängerin in einem Interview nach dem Mord: „Also es kann durchaus passieren“.

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Heise legte innerhalb der rechten Nazi-Boneheadszene einen rasanten Aufstieg hin. So machte er sich unter anderem einen Namen, als er 1988 auf einer Party die damalige Nazigröße Jörg Latzkowiak während seines Hafturlaubs verprügelte und sich als „neuer starker Mann“ (Staatsanwalt Heimgärtner im Göttinger Tageblatt vom 28.12.1988) profilieren konnte.

Silvester 1990/91

Nachdem Silvester 1990/91 der 21-jährige Alexander Selchow von den FAP-Anhängern Oliver S. und Sven S. in Rosdorf/Nähe Göttingen umgebracht wurde, sah sich die niedersächsische Landesregierung gezwungen, die bisherige Politik der Ignoranz und Duldung rechter Aktivitäten, aufzugeben. Anfang des Jahres 1991 leitete das Innenministerium ein Ausweisungsverfahren gegen Karl Polacek ein.

Demonstration 1991 nach dem Tode von Alex Selchow. Bild GT

Nachdem Polacek aufgrund seiner österreichischen Staatsbürgerschaft (zu dem Zeitpunkt nicht EU-Mitglied) am 22.01.1992 aus der Bundesrepublik Deutschland ausgewiesen wurde, übernahm Heise den Posten seines politischen Ziehvaters endgültig.

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Polacek setzt in seinem Heimatland seine Schulungsarbeit fort und leugnet in seiner Hetzschrift „Braunauer Ausguck“ den Holocaust in NS-Deutschland. Hatte er dort noch geschrieben „Wir bekennen uns zum politischen Guerillakrieg (…)

Als Dreh- und Angelpunkt der rechten Szene erweist sich ab 1986 das Haus des aus Österreich stammenden Karl Polacek in Mackenrode. Hier schart der niedersächsische Landesvorsitzende der heute verbotenen, rechtsextremen Freiheitlichen Arbeiterpartei (FAP) gewaltbereite Gefolgsleute um sich.

Der wenig medienscheue Polacek brüstet sich, dass seine Partei „das Radikalste ist, was es zur Zeit auf der Rechten gibt“. Den getöteten Wehrdienstleistenden Selchow verhöhnt er: „Wir nennen ihn nicht Soldat, sondern Gruftie.“ Selchow habe seinen Tod selbst verschuldet, weil er sich in der antifaschistischen Szene bewegt habe. „Wir üben die Abwehr feindlicher Angriffe. Die Gewaltspirale ist in Bewegung geraten. Heute geht nichts mehr ohne Messer“, sagt Polacek der Zeit.

Wir verzichten auf Parteien und Wahlen und den ganzen Demokrötenmist“, fordert Polacek 2008 „alle jungen Kameradinnen und Kameraden“ auf, in die NPD einzutreten. Er selbst hatte die Partei 1985 verlassen, werde ihr aber auf Heises Anraten wieder beitreten.

Ein weiterer Bericht zu Mackendorf, Heise und Polacek:

Medienbericht zum Mord an Alexander Selchow, FAP und Karl Polacek in Meckenrode aus dem NDR von Januar 1991.

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Heise hatte bis zu Polaceks „Eintauchen in Walhalla“ sicherlich immer noch guten Kontakt zum Ziehvater aus Mackenroder Zeiten. Dies belegen eben auch Trauerbekundungen, als Polacek 2014 verstarb. Thorsten Heise kondolierte seinem Ziehvater Polacek noch 2014:Heise zum Tode von Karl Polacek

Mackenrode, Polacek und die NSU Verbindung

Seit den 80ern waren  rund um Heise (mindestens) V-Mann Primus, V-Mann Rehkopf und V-Mann Tarif aktiv, diese übermittelten dem Verfassungsschutz.

Um die einzelnen Verbindungen aus Mackenrode, ins Eichsfeld genauer zu analysieren muss man eben auch wieder bei Karl Polacek und Thorsten Heise eben in Mackenrode und zwar schon in den 80er Jahren anfangen. Nein, man muss auch die Aussagen im NSU Prozess analysieren und hinterfragen.

Mackenrode und Polacek tauchen im NSU-Bericht und in diversen Drucksachen über den V-Mann Primus (Maschner) auf. Aber auch über andere Zeugen (Michael See u.a. / V-Mann Tarif ), die im Prozess ausgesagt haben. Diese Informationen sind auch Teil der Thüringischen NSU Ausschusses gewesen. Alle V-Männer waren direkt zwischen den Strukturen Thorsten Heises, Karl Polacek, und der rechtsextremen Szene in Thüringen eingesetzt. Höcke hatte jederzeit somit Zugriff auf diese Informationen durch seine Tätigkeit im Thüringen NSU Ausschuss.

V-Mann Primus / Maschner

Maschner so der Name des V-Manns Primus alias Malone, hatte schon 1990 direkten Kontakt zu Karl Polacek und Thorsten Heise und dies schon mindestens im Januar 1990.

V-Mann Primus / Maschner Spiegel Bericht

1991 gehörte Maschner zu einer Gruppe von 100 Boneheads, die Geflüchtete mit Zaunlatten im Zwickauer Flüchtlingsheim zusammenschlugen und selbiges danach niederbrannten. Unter dem Decknamen „Primus“ wurde Maschner ein Jahr später vom BfV angeworben. In der rechten Musikszene Sachsens kannte man Marschner nur als»Manole« oder »Mono«.  Als einer der ersten V-Leute im Osten wird Marschner unter dem Decknamen »Primus« ein Jahr später vom »Bundesamt für Verfassungsschutz« (BfV) angeworben.

Für mehrere Jahre gilt er als »einzige wirklich relevante Quelle« im Osten, so »Primus‘« V-Mann-Führer Richard Kaldrack vor dem NSU Untersuchungsausschuss des Bundestages. Durchschnittlich 300 Euro im Monat bekommt Marschner für seine Tätigkeit. Er organisiert Rechtsrockkonzerte, gibt zwei Fanzines heraus und singt selbst in einer Band mit dem Namen »Westsachsengesocks«.

1997 eröffnet er den Szeneladen »The Last Resort« und ein Modegeschäft, das er »VIPers« nennt. Über die Jahre laufen insgesamt 17 Ermittlungsverfahren gegen ihn.

Informationen zum V-Mann Primus -> NSU

V-Mann Wobbe – Rehkopf

Anfang der 1990er Jahre war Michael Wobbe als V-Mann »Rehkopf« für den Verfassungsschutz tätig und lieferte Informationen u.a. über die »Nationalistische Front«.

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Die »Karriere« von Michael Wobbe beginnt in der tiefsten niedersächsischen Provinz im verschlafenen Quakenbrück. Hier macht Ende der 1980er Jahre, wie in vielen anderen Orten zu dieser Zeit auch, eine Clique jugendlicher Boneheads mit Saufgelagen, Schlägereien und neonazistischen Parolen auf sich aufmerksam.

Als einer der wenigen aus der Clique will Wobbe mehr. Er sucht den Kontakt zur organisierten Neonaziszene, fährt nach Mackenrode, wo damals der Vorsitzende der »Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei« (FAP), Karl Polacek, residiert.

Er unterschreibt einen Mitgliedsantrag für die »Nationalistische Front« (FN) und nimmt auch an deren Treffen teil. Im Frühjahr 1992 wird er vom örtlichen Polizeichef angerufen. Der wolle mit ihm sprechen, außerdem noch zwei Herren aus Hannover. Wobbe, der sich zu diesem Zeitpunkt innerlich bereits von der neonazistischen Szene verabschiedet haben will, willigt ein. Nach mehreren Treffen, bei denen er Einschätzungen über Neonazis liefert, wird Wobbe als V-Mann des Verfassungsschutzes verpflichtet.

V-Mann Tarif

V-Mann Tarif und die Neonazi Strukturen zwischen Mackenrode und dem Eichsfeld, so kann man diesen Teilbereich der Recherche anfangen.

Michael von Dolsberg posierte 2001 für NPD-Material. (Bild: publikative.org/Repro: Kai Budler) + Mit freundlicher Genehmigung von Kai Budler

Direkter Hinweis: „Die Aktenvernichtung zum V-Mann Tarif geschah am selben Tag, als der Generalbundesanwalt Ermittlungen wegen der »Gründung einer rechtsgerichteten terroristischen Vereinigung« des NSU einleitete.

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Nicht nur wir stellen hiermit hier schon an dieser Stelle die Frage: „Welches Interesse hat wohl ein Björn Höcke und die AfD daran, an Informationen aus dem thüringischen Untersuchungsausschuss zum NSU Terrorismus und dem Netzwerk um Heise und Tarif, Primus, Rehkopf und vielen weiteren zu kommen?“

V-Mann Tarif (Michael See / Michael von Dolsberg) 2006 beim Aufmarsch zusammen mit Thorsten Heise in Göttingen. Mit freundlicher Genehmigung Stefan Frees – https://querlaeufer.com/

Unbestritten ist Heise ein Freund Höckes, dies bestätigen mehrere Zeugen des Eides statt. Unbestritten ist aber auch das der Verfassungsschutz, das BKA und dass LKA Hessen, ein engmaschiges Netzwerk seit Ende der 80er Jahre um Heise gelegt haben, und zwar schon aus seiner Göttinger und Mackenroder Zeit.

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Das Mackenrode ein braunes Haus gewesen ist, sollte eigentlich jedem bekannt sein.

Drucksache 18/12950: (Zeuge Michael S.) Dann stieß ich irgendwann auf ein paar Aufkleber von der FAP, also der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei. Die hatte ihr Schulungszentrum ganz in der Nähe in Niedersachsen, also an der Grenze zu Thüringen. Irgendwann habe ich also mit einem Kumpel allen Mut zusammengenommen – man hatte ja alles nur böse Geschichten gehört – und bin dann dort hingefahren. Dort hat dann ein älterer Herr aufgemacht, Karl Polacek, der dieses Schulungszentrum der FAP betrieb, und hat uns da auf Kaffee und Kuchen eingeladen. Dort bin ich also zum ersten Mal überhaupt in Berührung mit neonazistischer Ideologie gekommen.

Michael See hatte für den NSU-Prozess eine wichtige Bedeutung, weil der Verfassungsschutz mit diesem V-Mann, genannt „Tarif“, dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ sehr nahe kam. Die Behörde führte also einen V-Mann, der Verbindungen zu Uwe Mundlos gehabt haben könnte. Doch die Akten in dem Fall wurden kurz nach dem Auffliegen der Neonazi-Zelle geschreddert.

Jener V-Mann hatte aber auch Kontakt zu Thorsten Heise und Karl Polacek, oder war sogar auf diese beiden angesetzt. In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal vorweg genommen, dass Björn Höcke von der AfD-Fraktion des Thüringischen Landtages 2015 als Mitglied in den NSU-Untersuchungsausschuss entsandt wurde.

Die Verbindung Thorsten Heise und die HNG 

Würde der Verfassungsschutz alle Quellen abgleichen, so würde dieser im Fall des V-Manns Tarif (Michael See) auch alle Informationen offen legen müssen. Unter anderem die Tatsache das See mit der HNG zu tun hatte, genauso wie eben Thorsten Heise, der 1996 auf der Liste der HNG auftauchte. Aber eben auch der Personenkreis im Mordfall Lübcke stand auf diversen Listen der HNG, also gibt es hier nachweislich Überschneidungen.

Beitrag von Michael See – V-Mann Tarif in der HNG Postille 1993 – Mit freundlicher Genehmigung KB.

Wenn man sich die HNG Listen (hier als Beispiel die komplette HNG Liste aus dem Jahre 1996) anschaut so ergibt sich ein Bild, von einem Netzwerk welches eben zu den Kameraden im Knast immer schon Kontakt geknüpft hat und so dieses Netzwerk befeuert hat.

HNG Liste 1996

Auf der HNG Liste sind neben Thorsten Heise, Gottfried Küssel, Christian Worch auch Unterstützer des NSU zugegen.

HNG Liste Teil 1 – Hier mit Thorsten Heise, Christian Worch, Gottfried Küssel

Der V-Mann Piatto hatte der Vernehmung (u.a. 2018) behauptet er hätte in seiner Zeit innerhalb mit der Rechtsextremen Szene abgeschlossen, und eben sich so dem Verfassungsschutz angeboten. Fakt ist er steht auf der HNG Liste von 1996 als Briefkontakt suchender, der eben bewusst Kontakt zu Kameraden suchte.

Wegen versuchten Mordes an einem Nigerianer saß Szczepanski in den 90erJahren im Gefängnis. Mit seinen Neonazi-Kameraden hatte er den nigerianischen Lehrer Steve E. halbtot geschlagen und bei Wendisch Rietz (Oder-Spree) in den Scharmützelsee geworfen. In der Haft habe er viel über seine Taten nachgedacht und Reue empfunden. Deswegen, so Sczczepanski, habe er sich dem Verfassungsschutz als Szene-Informant angeboten.

HNG Liste Teil 2- Hier mit Carsten Szczepanski NSU

Nicht nur Heise war auf der HNG Liste oder aktiv in der HNG, sondern auch andere FAP Kader wie SA/SS – Siggi Borchardt und Christian Malcoci. Beide kennen sich nicht nur über die FAP, sondern eben auch durch andere Organisationen.

Siegfried Borchardt (auch als “SS-Siggi” bekannt) gründete 1982 die rechtsextreme Hooligangruppe „Borussenfront“ in Dortmund, die anfänglich vor allem als NPD-nahe Schlägertruppe agierte. Bereits kurz darauf war Borchardt gut mit ANS/NA und weiteren Nazigruppen vernetzt. Ab 1984 leitete er den Landesverband der FAP in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus engagierte er sich im KAH und in der 2011 verbotenen „Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V.“ (HNG), deren Aufgabe es war, inhaftierte deutsche und ausländische Neonazis zu betreuen. Ab 1995 organisierte er die „Kameradschaft Dortmund“ im „Widerstand West“, blieb fortan gut mit ehemaligen Parteigenossen wie Worch vernetzt. Als das Nachfolgeprodukt „Nationaler Widerstand Dortmund“ 2012 verboten wurde, wechselte Borchardt zu „Die Rechte“, deren Kreisverband er von nun an leitete. 2014 wurde er in den Dortmunder Stadtrat gewählt, aus dem er zwei Monate später auf eigenen Antrag wieder ausschied.  Borchardt ist mehrfach wegen Körperverletzung vorbestraft, zuletzt musste er 2018 wegen Beleidigung ins Gefängnis.

Christian Malcoci war ab 1980 in der verbotenen NSDAP-AO (Auslandsorganisation) aktiv und wurde 1983 Kameradschaftsführer in der ANS/NA in Grevenbroich. Anschließend wurde Malcoci Mitglied des Bundesvorstandes der FAP und war als solcher am Kaderaufbau sowie an der Programmentwicklung beteiligt. Malcoci war in den 1980er-Jahren im KAH tätig, am 20. April 1989 beteiligte er sich an der Besetzung des Büros der Nachrichtenagentur dpa in Essen durch KAH-Aktivisten. 1990 trat er aus der FAP aus und gründete die Nationale Offensive. Ein Jahr später wurde Malcoci stellvertretender Vorsitzender der HNG. In den folgenden Jahren verlagerte er seine Aktivitäten in die Niederlande, wo er unter anderem 2002 auf der Liste der rechsextremen Nederlandse Volks-Unie (NVU) zur Kommunalwahl antrat. Malcoci war zentrales Bindeglied zwischen deutschen und niederländischen Neonazis. Auch organisierte er mehrere der geschichtsrevisionistischen Demonstrationen in Remagen, die an angebliche Menschenrechtsverletzungen in den sogenannten „Rheinwiesenlagern” erinnern sollen, in denen USA, Frankreich und Großbritanien zwischen April und September 1945 deutsche Kriegsgefangene interniert hatten. 2019 trat er für „Die Rechte“ zur Europawahl an. Sowohl seine ehemalige Partnerin Maria-Luise Süß-Lindert sowie ihre drei Söhne, von denen zwei aus der Beziehung mit Malcoci stammen, sind in der rechten Szene aktiv. Der älteste Sohn Timm war eine zentrale Figur der 2012 verbotenen Kameradschaft Aachener Land (KAL) und versuchte sich als rechter Rapper. Die beiden jüngeren Malcoci-Söhne, Karl und Robert waren zunächst auch auf Naziveranstaltungen zugegen, später engagierten sich beiden bei der „Identitären Bewegung“ in Aachen.

Anm.: Neben der Verbindung von Christian Malcoci zum Netzwerk der alten Rechten sind auch die Söhne Karl & Robert Malcoci bei der Identitären Bewegung aktiv gewesen.

Des weiteren, war der älteste Bruder Timm führender Kader der verbotenen Kameradschaft Aachener Land.

Die neonazistische Zeitung „Sonnenbanner“ – »Kampfblatt für Nationale Sozialisten«

V-Mann Tarif und der NSU Sonnenbanner

Weitere Strukturen wie u.a. die  Szene-Zeitschrift „Sonnenbanner“ wurden im Übrigen von Karl Polacek entworfen.

V-Mann See  und die Aktion Konfetti: Erst Anfang Oktober vergangenen Jahres, nach dem Ende des NSU-Untersuchungsausschusses, war Dolsperg als ehemaliger V-Mann enttarnt worden. Der Neonazi hatte demnach unter dem Decknamen „Tarif“ von 1995 bis mindestens 2001 mit dem BfV kooperiert und soll dafür mindestens 66.000 DM kassiert haben. Faktisch unter den Augen des Verfassungsschutzes publizierte er zudem jahrelang die rassistische Neonazi-Postille „Sonnenbanner“. Ein Exemplar dieses Blattes wurde auch in der 1998 ausgehobenen Bombenwerkstatt des Trios in Jena gefunden. In Artikeln des „Sonnenbanner“ wird unter anderem das — vom NSU später umgesetzte — Konzept autonomer Kämpferzellen propagiert, die im Untergrund das demokratische System bekämpfen.

In einem von Dolsperg verfassten Text mit dem Titel „Das Ende oder Neuanfang“ heißt es: „Daher haben wir den Weg gewählt, der am schwierigsten, am unbequemsten und am steinigsten ist: Den Untergrund, die autonomen Zellen-Strukturen (…) Wir wollen die BRD nicht reformieren — wir wollen sie abschaffen.“ Für ein Leben in Freiheit „lohne es sich, alles zu opfern, um Sicherheit, Glück und Zukunft unserer Kinder und unserer Rasse zu gewährleisten. Was können wir verlieren außer unserem Leben?“

In einem Schreiben an das Bundeskriminalamt (BKA) vom 13. Februar 2013 zitiert das BfV diese Passage und Ausschnitte weiterer Artikel aus dem vom V-Mann „Tarif“ verantworteten „Sonnenbanner“. Die Bewertung der Verfassungsschützer: „Bemer­kens­wert sind die ideologischen nationalsozialistisch motivierten Artikel im ‚Sonnen­banner’ zu den Themen Zellenprinzip, Agie­ren im Untergrund, konspirativem Verhalten und elitärem Selbstverständnis — insbesondere vor dem Hintergrund, dass (vor allen Dingen) MUNDLOS diese Artikel gelesen haben dürfte. Die späteren Taten des NSU weisen zumindest keinen Widerspruch zu diesen o. g. Verhaltensmustern auf.“

Die Chuzpe, mit dem das Bundesamt in seinem Bericht an das BKA diese Bewertung trifft, ist verblüffend – nicht nur, weil See alias Dolsperg die rassistischen und mit offen nationalsozialistischen Inhalten gespickten Artikel des „Sonnenbanner“ als V-Mann quasi unter den Augen des Bundesamtes publizierte. Folgt man der Darstellung des seit zwölf Jahren in Schweden lebenden Neonazis, dann haben seine Verbindungsführer vom BfV sogar regelmäßig diese Artikel vor Drucklegung redigiert. „Das BfV bekam alle Ausgaben (des ‚Sonnenbanner’) von mir vorab“, sagte Dolsperg im vergangenen Februar dem Spiegel-Reporter Hubert Gude. Änderungswünsche vom Bundesamt habe es demnach bis auf eine Ausgabe, wo es um die Gestaltung des Titelblattes ging, nie gegeben. Bezahlt habe er die Produktion der Hefte zum Teil von seinen V-Mann-Honoraren, die monatlich zwischen 500 und 600 DM gelegen hätten, fügte Dolsperg hinzu.

Die Idee des Sonnenbanner entstand in Mackenrode, durch eben Karl Polacek. Nach Polacek Ausweisung aus Deutschland hielt Polacek Kontakt zum V-Mann Traif den hier beschriebenen Michael See.

Endgültiges Stenografisches Protokoll 49 n18. WahlperiodeDeutscher Bundestag3.

Auch Michael See, alias „Tarif“, gerät jetzt in den Fokus der Aufklärer. See, der sich dem Staatsschutz selber als Informant angeboten haben will, bleibt weiter in der Neonazi Szene aktiv und gibt Zeitschriften wie das „Kampfblatt für Nationale Sozialisten“ heraus. Zur Tarnung, wie es heißt. „

Stenografisches Protokollder 49. Sitzung

Das BfV half See sogar dabei, ein Neonazi-Heftchen zu verlegen, das „Sonnenbanner“. Darin rufen die Autoren dazu auf, kleine Zellen zu bilden, um den Staat zu bekämpfen. Das Heft wurde von Mitarbeitern des BfV redigiert und auch in einem Versteck von Böhnhardt, Zschäpe und Mundlos gefunden“, schreibt Autor Dirk Laabs  in einem Artikel für die Zeitung „Die Welt“.

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Drucksache 18/12950: (Zeuge Michael S.) „[D]ie Idee dieses Sonnenbanners stammt ursprünglich von Karl Polacek, also von dem FAP-Landesvorsitzenden Niedersachsen. Der wurde ja dann ausgewiesen nach Österreich, und wir hatten Briefkontakt, und in der Haftzeit hatte ich also wirklich Kontakt. Also, ich war suchend, kann man sagen, und ich suchte im Prinzip Kontakt. Ich hatte ja auch Zeit und war Ansprechpartner für viele Gefangene. Es waren auch sehr, sehr viele Neonazis zu dieser Zeit in Haft. Also, man wurde quasi – wie soll man das sagen – man hatte fast eine Kameradschaft im Gefängnis.“

Auf Abonnentensuche für sein Blatt ging See unter anderem per Anzeige in dem antisemitischen Hetzblatt „Die Bauernschaft“ des einstigen SS-Recken Thies Christophersen.

Auch Höcke hat durch seinen Vater direkten Bezug zur Bauernschaft. Höckes Vater war Abonnement der antisemitischen und rechtsextremen „Bauernschaft.

Höcke liebte es, die Heimatgeschichten seiner Großeltern zu hören, betonte, wie politisch sein Elternhaus sei und über Generationen gab man in seiner Familie den Kindern “deutsche” Vornamen. Dies alles könnte man mit “Nationalromantik” (Gauland) verharmlosen, wenn Höckes Vater nicht die “Bauernschaft” im Abo gehabt hätte. Die “Bauernschaft” war das Magazin des Herausgebers des Buches “Die Auschwitz-Lüge”, Thies Christophersen. In diesem Magazin wurde Hitler verherrlicht, auf den Titelseiten fanden sich Hitlerporträts, Christophersen “bekannte” sich in den 1990ern zu Hitler. Vom Vater Höckes ist politisch wenig bekannt, er war Lehrer und musste sich daher politisch zurückhalten: hier mal eine Solidaritätsbekundung für die neurechte “Junge Freiheit”, dort mal eine Solidarisierung für den wegen Antisemitismus aus der CDU herausgeflogenen Hohmann, mehr wäre gefährlich geworden.

Die Bauernschaft

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Die Bauernschaft hatte in rechtsextremen Kreisen eine gute Verbreitung. Die einzelnen Strukturen zur Bauernschaft sind hier erklärt. Björn Höckes Vater Abonnement der Bauernschaft dies wurde durch den Journalisten Andreas Kemper im Zuge seiner Recherchen veröffentlicht.

Die Bauernschaft

Herausgeber und Redaktion: Thies Christophersen, ab 1995 Ernst Zündel.

Thies Christophersen wurde 1973 mit seiner Schrift Die Auschwitz-Lüge zu einem der Vorreiter der internationalen Geschichtsfälscher.

Mehr als zwei Jahrzehnte verbreitete er in seinen Schriften und Reden offen neofaschistische Propaganda, wobei er den Schwerpunkt auf die Blut-und Boden-Ideologie und die Leugnung des nationalsozialistischen Massenmordes an den europäischen Juden legt.

Quelle Apabiz: Thies Christophersen tritt 1931 in das Deutsche Jungvolk ein, 1944 ist er im Auschwitz-Nebenlager Raisko in der Abteilung für Pflanzenkautschuk tätig. Nach 1945 führt ihn seine politische Laufbahn nach eigenen Angaben von der CDU über die Deutsche Partei in die Nationaldemokratische Partei Deutschlands. Ende der sechziger Jahre ist er an der Gründung der Notgemeinschaft Deutscher Bauern beteiligt, die 1971 in Bürger- und Bauerninitiative e.V. umbenannt wird, und ist Herausgeber der Zeitschrift Deutscher Bauer. Seit 1969 gibt er Die Bauernschaft heraus, seit 1971 die Schriftenreihe Kritik – Die Stimme des Volkes.
1973 erscheint seine Schrift Die Auschwitz-Lüge. 1976 wird er wegen Verbreitung von nationalsozialistischer Propaganda zu einer Geldstrafe von 1.500 DM verurteilt. 1977 plant er mit Erwin Schönborn und Klaus Huscher einen »Auschwitz-Kongreß« in Nürnberg. 1979, 1981 und 1984 wird er wiederholt wegen Verbreitens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen sowie Verunglimpfung des Staates und des Andenkens Verstorbener zu Haftstrafen auf Bewährung
verurteilt. 1986 flieht er vor der strafrechtlichen Verfolgung nach Kollund (DK). Die dänischen Behörden lehnen eine Auslieferung Christophersens an Deutschland aufgrund der liberalen dänischen Gesetze ab, Proteste der Anwohner zwingen Christophersen jedoch, 1995 den Wohnsitz in Kollund aufzugeben. 1995 übergibt er die Herausgabe der Bauernschaft an Ernst Zündel. Er flieht über Umwege in die Schweiz, die jedoch ebenfalls beabsichtigt, ihn auszuweisen.

In den achtziger Jahren konzentrierte sich Christophersen auf die publizistische Tätigkeit, seine Schriften werden weltweit bezogen. Er organisierte Bauernschaft-Lesertreffen, die er nach seiner Flucht nach Dänemark 1986 im europäischen Ausland fortführte.

Seit der Aufgabe seines Stützpunktes in Dänemark und der Abgabe der Bauernschaft an Zündel ist Christophersens Bedeutung für die neofaschistische Szene in der Bundesrepublik jedoch stark gesunken. 1996 wurde Christophersen aus der Schweiz ausgewiesen, er starb 1997.

Quelle NSU-Watch: « Nach damaligen Informationen fand Rachhausen Unterschlupf beim Altnazi und Holocaustleuger Thies Christophersen in Dänemark. Als das spätere NSU-Trio 1998 auf der Flucht eine Autopanne hatte, wies der angeklagte NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben Andreas Rachhausen an, das Fluchtauto zurück nach Thüringen zu holen. Noch im Jahr 2009 unterstützte er die Thüringer NPD beim Landtagswahlkampf.

Der Vertrieb wurde vom Nordwind-Verlag, unter Ernst Zündel von Samisdat Publishers übernommen.

Von Remer zu Zündel

Zur Person Bela Ewald Althans: Im Gefolge der »Die Deutsche Freiheitsbewegung e.V.« (DDF) vom Alt-Nazi Otto Ernst Remer baute er die „Bismarck- Jugend“ auf. Althans war eine ganze Zeit lang so etwas wie Remers privater Schützling. Offenbar hat er in dessen Wohnung gewohnt und die Kontakte der letzten noch lebenden »Symbolfigur des Dritten Reiches« ausgenutzt.

Mit der „Bismarck-Jugend“ verbunden war auch Althans eigene Organisation, quasi seine Hausmacht innerhalb des Neonazi-Sprektrums, mit der er auch heute noch arbeitet: Das »Deutsche Jugendbildungswerk« (DJBW).

Diese Organisation gründete er Mitte der 1980er Jahre beim FAP-Funktionär Karl Polacek in Mackenrode im Harz. Im DJBW waren die Hierachien noch klar. Noch 1987 schrieb Althans: »Ich bin als Leiter der Bismarck-Jugend von General-Major Remer … beauftragt worden…«. Es gab jedoch zumindestens formal noch einen DJBW-Stellvertreter, als der zeitweilig der Neonazi Uwe Börner galt.

Der Kontakt mit Remer muß ausgesprochen eng gewesen sein; Althans Umzug von seiner Heimatstadt Hannover nach Bayern begründet er damit, daß der Offizier, der den 20. Juli 1944 niederschlagen ließ, dort lebt.

Unbehelligt von der bayrischen Politik und Justiz, konnte Althans in München eine Art öffentliches Büro einrichten. In der Herzog-Heinrich- Str. 30 hat er seinem kleinen Versand »Althans Vertriebswege und Öffentlichkeitsarbeit« (AVÖ) einen Laden eingerichtet.

Neben neuerer Neonazi-Propaganda verschickt die AVÖ von hier aus vor allem NS-Material und Material des Revisionismus von Ernst Zündel. Die AVÖ ist die Struktur, mit der Althans noch am kontinuierlichsten arbeitet. Sehr früh, noch in Hannover, baute er sie auf, sie scheint weitgehend mit dem DJBW identisch zu sein. Wichtig ist der Laden aber aus zwei Gründen. Erstens ist es ein öffentlicher Neonazi-Anlaufpunkt in einer deutschen Großstadt.

Möglich ist dies nur in der rechts-konservativen Atmosphäre Münchens, das sich langsam wieder zur »Hauptstadt der Bewegung« mausert. Hier wirken schon einige andere rechte Anführer: Franz Schönhuber („Die Republikaner“), Gerhard Frey (»Deutsche Volksunion«), Michael Swierczek (»Nationale Offensive«) und Fred Eichner („Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front«). Mit diversen hochrangigen CSU-Politikern ist auch der schwarz- braunen Rand der Politik in München breit vertreten.

Die Linke ist traditionell schwach. Wo es erfolgreiche politische Ansätze gab, schlug ihr die Repression der bayerischen Polizei massiv entgegen. In so einer Situation kann Althans leicht mit seinem Laden angeben. Der zweite Punkt besteht in der organisatorischen Rolle der AVÖ-Ladens. Das mit eigenem Fax und Telefon ausgestattete Büro ist stets wichtiger Bestandteil in der Organisation bundesweiter Aktivitäten der GdNF, so z.B. beim jährlichen zentralen „Rudolf Heß Marsch“ im August.

In der Schriftenreihe Kritik- Die Stimme des Volkes veröffentlichte Christophersen u.a. Beiträge von Gaston-Armand Amaudruz und Henning Fikentscher, Marie Adelheid Prinzessin Reuß zur Lippe, Dieter Vollmer, Robert Faurisson und Ernst Zündel.

Drucksache 13/7636 – Die „Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft e.V.“ und das rechtsextreme
Spektrum

Die Bauernschaft wurde seit 1969 von Thies Christophersen herausgegeben, der sie v.a. zur Verbreitung seiner eigenen Anschauungen benutzte. Anfangs beschäftigt sich die Zeitschrift v.a. mit Themen des Agrarwesens Grundlage die Blut-und-Boden-Ideologie.

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Von Anfang an gibt es jedoch auch rassistische und die nationalsozialistischen Verbrechen verharmlosende oder leugnende Artikel, die in der Folgezeit überwiegen.

In seinen Kritik- und Nordwind-Verlagen veröffentlicht Christophersen eine Vielzahl von neofaschistischen Schriften, u.a. die Reihe Kritik – Die Stimme des Volkes.

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Im Mittelpunkt steht dabei die Verbreitung rassistischen Gedankengutes und die Leugnung der nationalsozialistischen Verbrechen. Titel der Reihe sind u.a. „Ist Rassebewußtsein verwerflich?“ von G.A.Amaudruz, Rassenethik von Rene Binet.

Der revolutionäre Charakter des Nationalsozialismus von Matt Koehl und Die Auschwitz-Lüge von Christophersen selbst. Zu derartigen Themen wurden in den neunziger Jahren auch Videokassetten vertrieben.

Infolge einer Krankheit und Proteste in Christophersens Wohnort Kollund (DK) zieht er sich 1995 weitgehend aus der Verlagstätigkeit zurück, die Herausgabe der Zeitschrift Die Bauernschaft hatte der in Kanada damals lebende Zündel übernommen.

Anm. Das Netzwerk der Holocaustleugner erstreckt sich über Neonazis bis eben die klaren Holocaustleugner aus Guthmannshauen.

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Bedeutung: Die Bauernschaft und die um sie herum organisierten Freundestreffen sind seit ihrer Gründung ein wichtiges Diskussions- und Kontaktforum der extremen Rechten in Europa und Übersee.

Anzeigen wurden u.a. von der Wiking Jugend, der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei und der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V. geschaltet.

NSU Zeuge Michael See zu Aufbau und Struktur von FAP-Zellen in Thüringen

Das Karl Polacek, aber auch Thorsten Heise schon Anfang der 90er direkte Kontakte eben durch Gründung von FAP-Zellen in Thüringen hatte, ist eigentlich nichts neues. Und somit ist dies auch ein Ansatz für uns, tiefer ins Eichsfeld und dessen Neonazi Strukturen einzutauchen.

Drucksache 18/12950: (Zeuge Michael S.) Der Zeuge Michael S. beschrieb vor dem Untersuchungsausschuss den langjährigen Führungsfunktionär der inzwischen verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), Karl Polacek, als seinen politischen Ziehvater. Der in Südniedersachsen lebende Polacek begann ab 1990 mit dem Aufbau von FAP-Ortsverbänden, u. a. in Nord-Thüringen, und rekrutierte dafür Jugendliche und junge Erwachsene wie den Zeugen Michael S. Auch zu Polaceks Nachfolger als FAP-Landesvorsitzenden in Niedersachsen, Thorsten Heise, entwickelte der Zeuge Michael S. schnell eine enge soziale und politische Beziehung. Die wachsende Neonazibewegung und zunehmende Gewalt gegen Asylsuchende und junge Linke, die das gesellschaftliche Klima insbesondere in Ostdeutschland der frühen 1990er Jahre prägte, bildete sich auch in dem militanten und gewalttätigen Auftreten der FAP-Ortsgruppe um den Zeugen Michael S. ab.

Michael See hatte direkten Kontakt zu Thorsten Heise, somit auch direkt zur FAP. Wie die FAP Struktur in den 90er Jahren ausgesehen hat hier in dieser Übersicht erklärt:

Funktionäre der FAP: Friedhelm Busse (Bundesvorsitzender), Siegfried Borchardt und Amdt-Heinz Marx (Stellvertreter), Glenn Goertz (Schatzmeister/Geschäftsführer); Landesvorsitzende: Glenn Goertz (Schleswig-Holstein), Andre Goertz (Hamburg), Thorsten Heise (Niedersachsen), Siegfried Borchardt (Nordrhein-Westfalen), Carsten Dost (Hessen), Falco Schüssler (Bayern), Josef Rösch (Baden-Württemberg), Lars Burmeister (Berlin-Brandenburg), Bernd Rittmann (Sachsen), Klaus Acker (Rheinland-Pfalz), Andreas Eich (Saarland)[1]

Struktur: Die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) wurde 1979 als Splitterpartei von Martin Pape gegründet. Zu Bedeutung gelangte die FAP 1984, als Mitglieder der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA) nach einem Aufruf Michael Kühnens in die FAP eintraten. Sie bauten bundesweit Strukturen auf und dominierten bald die Partei. Pape blieb zwar bis 1988 Bundesvorsitzender, war aber faktisch einflußlos. 1986 spaltete sich die FAP, als sich ein Großteil der FAP-Funktionäre um Jürgen Mosler und Volker Heidel von Kühnen aufgrund seiner Homosexualität lossagt. Im November 1988 wurde Busse von dem Kühnen-feindlichen Flügel zum Bundesvorsitzenden gewählt. Erst ab 1989 entspannte sich die Situation, die Anhänger Kühnens verließen weitestgehend die Partei. Mitte 1989 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Busse und einem Flügel um Michael Swierczek und Mosler, die Busse einen chaotischen Führungsstil vorwarfen. 1990 wurde Busse wiedergewählt, Mosler und Swierczek verließen die Partei, Swierczek gründete daraufhin die Nationale Offensive. 1995 entschied das Bundesverfassungsgericht, daß es sich bei der FAP nicht um eine Partei im Sinne des Grundgesetzes handelt, der Bundesinnenminister verbietet sie daraufhin am 24. Februar 1995. Die FAP rekrutierte sich größtenteils aus der neofaschistischen Skinhead-Subkultur. Ihre regionalen Schwerpunkte lagen im Ruhrgebiet, Niedersachsen und Berlin. 1985 wurde die Freie Betriebszellen-Organisation, die Die Werkschar herausgab, gegründet. Für weibliche Mitglieder existierte die FAP-Frauenschaft.

Michael See und die Wehrsportgruppe im Thüringischen Eichsfeld

Nur zur Erinnerung, Thorsten Heise und Karl Polacek versuchten schon Anfang der 90er Jahre FAP-Zellen u.a. in Nord-Thüringen zu etablieren. Der Bereich Eichsfeld war schon damals ein Bereich den eben Heise aussuchte, um seine Strukturen aus Hessen nach Thüringen zu tragen.

Höcke zog 2007 in das Eichsfeld, sicherlich nicht ohne Grund. Alles hat Gründe, auch der Umzug ins Eichsfeld.  Der V-Mann Tarif war mindestens noch bis ins Jahr 2008 aktiv in der deutschen Neonazi-Szene. Und hatte beste Kontakte ins Eichsfeld, auch aus Schweden, wohin es ihn 2001 zog.

Bundesweit trat See erstmals 1993 in Erscheinung. In einer Anzeige in der „Deutschen Rundschau“, dem Organ der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ (DLVH), suchte der damals in der thüringischen JVA Untermaßfeld wegen schwerster Gewalttätigkeit einsitzende Neonazi „Kontakt zu Kameradinnen und Kameraden.“

Der 17-jährige See wird zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Während der Haft wird er vom »Internationalen Hilfskomitee für nationale politische Verfolgte und deren Angehörige e.V.« (IHV) und der »Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.« (HNG) betreut. Er schreibt für deren Blätter sowie für die extrem rechte »Deutsche Rundschau«.

V-Männer im Häuserkampf 1992:   V-Mann “Alex” Rachhausen beim Häuserkampf, V-Mann »Küche« Dienel als Agent Provocateur, und der »verdeckte Ermittler« Dalek war auch anwesend.

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Nach vorzeitiger Haftentlassung am 1. September 1993 übernimmt See die Führung der »Kameradschaft Leinefelde«.See ist mittlerweile einer der führenden Neonazis in Thüringen. Zusammen mit neun anderen Neonazis wird er im August 1994 aufgrund geplanter Aufmärsche zum siebten Todestag des Hitlerstellvertreters Rudolf Heß als Rädelsführer festgenommen.

Bei den anschließenden Hausdurchsuchungen findet die Polizei unter anderem Propagandamaterial und Waffen. Zudem werden Fotos beschlagnahmt, die eine Schändung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald dokumentieren. Zusammen mit anderen Neonazis posiert er dort im Braunhemd und soll zum Hitlergruß animiert haben.

Im November 1994 stellte die Abteilung 61 „Staatsschutz“ im LKA Thüringen fest, dass Michael See gemeinsam mit M. N., den er in der Haftzeit kennengelernt hatte, die konspirativorganisierte Kampfgemeinschaft „Freundeskreis Nationaler Sozialisten/Aktion Volkswille“
(FNS/AVW) gegründet hatte.

Quelle NSU Watch: Dann beantragt Nebenklagevertreter RA Stephan Kuhn die Ladung von Michael von Dolsperg, geb. See. Der Zeuge soll bekunden, dass er von Mitte der 90er Jahre bis 2001 das Fanzine “Sonnenbanner” herausgab. In einer Ausgabe, die vor Januar 1998 erschien, soll er unter dem Pseudonym “Karl Ketzer” in dem Artikel “Strategien der Zukunft” Strategien zum Leben im und Agieren aus dem Untergrund beschrieben haben. Er solle auch befragt werden, ob er André Kapke, Wohlleben, Mundlos und Böhnhardt u.a. von Veranstaltungen her kannte. Er habe von 1994 bis 2001 als V-Mann unter dem Decknamen “Tarif” für das Bundesamt für Verfassungsschutz gearbeitet und sei von André Kapke 1998 gefragt worden, ob er Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt unterbringen könne. Er solle bekunden, ob er dies nach Rücksprache mit seinem V-Mann-Führer “Alex” absprachegemäß verneinte. Außerdem soll er befragt werden, ob er auch nach seiner Übersiedlung nach Schweden im Jahr 2002 noch Kontakte zu einzelnen Neonazis und neonazistischen Organisationen in Deutschland wie der “Deutschen Heidnischen Front” und der “Artgemeinschaft Germanische Glaubens-Gemeinschaft” unterhielt. Weitere Fragen seien, ob er im Jahr 2005 an einem Gedenkmarsch in Salem/Schweden für Daniel Wretström und/oder an einem Gedenkmarsch für Rudolf Heß in Kolding/Dänemark teilnahm und er diese Gedenkmärsche gefilmt hat, und ob er dort Maik oder André E. oder andere deutsche Neonazis traf. Zur Begründung sagt Kuhn, der Zeuge stamme aus Leinefelde/Thüringen sei seit Anfang der 1990er Jahre in der Neonaziszene aktiv gewesen. Von 1991 bis 1994 habe er ein Freiheitsstrafe wegen versuchten Totschlags verbüßt. Danach habe er die Führung der Kameradschaft Leinefelde übernommen und zusammen mit Michael Neubauer den “Freundeskreis Nationaler Sozialisten/Aktion Volkswille” (FNS/AV) gegründet. Er sei in Thüringen und bundesweit in der extrem rechten Szene gut vernetzt gewesen. Beziehungen habe er gehabt zu Thorsten Heise, auf dessen Hochzeit er war, zur FAP, zur HNG und zu Nazi-Führungspersönlichkeiten wie Steffen Hupka und Ernst Tag, dem Vorsitzenden der IHV (“Internationales Hilfskomitee für nationale politische Verfolgte und deren Angehörigen”), mit dem auch Mundlos in Kontakt gestanden hatte. Für die IHV sei See auch als Bezirksleiter für Thüringen aufgetreten. Kuhn schließt, die Beweiserhebung sei erheblich, weil hierdurch nachgewiesen werden werde, dass es in der Thüringer Neonaziszene vor dem Untertauchen des Trios Diskussionen über Anschläge aus dem Untergrund und die Organisierung in Zellen gab. Auch das Trio habe sich schon vor dem Abtauchen mit diesen Konzepten beschäftigt, dies zeige genau das Heft des Sonnenbanners in der Garage, das sich mit Zellenbildung beschäftigt. Ebenso zeige dies, dass das Trio den Gang in den Untergrund schon vor der Durchsuchung der Garage diskutiert und wohl auch geplant habe. Auch spreche dafür, dass für Böhnhardt der Haftantritt bevorgestanden hätte und sich Mundlos schon vor dem Untertauchen um die Beschaffung von Waffen bemüht habe. Auch seien in der Garage die Telefonliste mit Kontaktadressen und der Reisepass von Mundlos gefunden worden und Mundlos habe schon seit dem 16.1.1998 nicht mehr das Ilmenau-Kollege besucht.

FNS/AVW-Untergruppen wurden u. a. von Falko P. geleitet. Dem Untersuchungsausschuss liegen für diesen Zeitraum Akten der damaligen Abteilung 61 „Staatsschutz“ des LKA Thüringen vor, in denen Michael S. als zentrale Figur der Neonaziszene im Eichsfeld mit bundesweiten Kontakten und Verbindungen ins Ausland bezeichnet  (Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 1151 – Drucksache 18/12950) wird.

Sondervotum der Abgeordneten König und Hausold – https://www.die-linke-thl.de/fileadmin/lv/nazi-terror/Sondervotum_20140820.pdf

So habe Michael S. Kontakte nach Saalfeld zu Tino Brandt, nach Erfurt zu Thomas D., nach Hildesheim zu „Blood & Honour“-Sektionsleiter Dieter R. sowie nach Northeim zu Thorsten Heise gehabt.

Weitere V-Männer und NSU Zeugen im Umfeld von Karl Polacek und Thorsten Heise

Auch die NSU Zeugin Corryna Görtz hatte Kontakt zum Alt-Nazi Polacek. Es hängt also vieles zusammen, aber immer wieder taucht Polacek und Heise auf. Gleichzeitig sitzt Björn Höcke als Freund von Thorsten Heise und Landesvorsitzender der AfD in Thüringen an der Informationsquelle. Bei dem was ihr bisher hier gelesen hat, würdet ihr euch nicht auch die Frage stellen ob Höcke, bei Kaffee und Herrensahnetorte im heimischen Garten Heise nicht auch mal etwas „Geflüstert“ hat?

VERBINDUNGEN NACH FRETTERODE

Die Verbindungen nach Fretterode und eben ins Eichsfeld sind schon seit Anfang bis Mitte der 2000er bekannt. Hier geht es um vertiefte Seilschaften aus der NPD, der JLO, bis zur Kameradschaft Northeim.

Warum das Eichsfeld für Höcke ein interessanter Rückzugsort ist?

Vorhandene Strukturen, bis hin zu “National befreiten Zonen”, die etabliert werden. 2015 wird Höcke die “national befreite Zone” Thüringen in einer Rede umschreiben: “Erfurt ist schön deutsch – und schön deutsch soll Erfurt bleiben!”

Untersuchungsausschusses 5/1 zum NSU und Fehlverhalten der Sicherheitsbehörden

Die Bestrebungen von Neonazis, sich in Thüringen etablieren zu wollen, sind nicht neu. Das Bundesland weist schließlich eine geografisch taktisch günstige Zentrumslage auf. In dem 2001 erschienenen Buch “Das braune Herz Deutschlands? – Rechtsextremismus in Thüringen“ beschrieben Jens-F. Dwars und Mathias Günther die sich damals bereits andeutenden Entwicklungen.

Wegen seiner geografischen Lage gilt der Freistaat als “Rückzugsort für Neonazis, der zugleich Basis für weitere Expansionen sein kann“. So dokumentierte Andrea Röpke 2004 in “Braune Kameradschaften – Die neuen Netzwerke der militanten Neonazis“ beispielsweise einige entsprechende Immobilienkäufe von nicht gerade unbekannten Rechtsextremisten.

Thüringen werde “mit festem Platz in der Oberliga der rechtsextremen Statistiken“ geführt. Als Beleg dafür galten 92 rechtsextreme Gewalttaten im Jahr 2000, so viel wie in keinem anderen ostdeutschen Bundesland. Beim rein statistischen Abgleich von rechtsextremen Straftaten pro 100.000 Einwohner war das Bundesland im gleichen Zeitraum mit 1.846 Delikten bundesweit unübertroffen. Erinnerlich aus jener Zeit sind darüber hinaus auch die nachgewiesenen Kontakte und das Finanzierungsgebaren des Thüringer Verfassungsschutzes in die rechtsextreme Szene. 1999 hatte der damals amtierende thüringische Verfassungsschutzpräsident Helmuth Roewer seine eigene Auffassung zur NS-Geschichte durchblicken lassen.

 FRETTERODE

Braune Kameradschaften: die militanten Neonazis im Schatten der NPD

In Fretterode, Landkreis Eichsfeld, ließ sich einige Zeit zuvor Thorsten Heise in einem alten Gutshaus nieder – das lediglich als unpolitischer “Jugendraum“ und für familiäre Zwecke genutzt werden sollte. Das Stadthaus in der Jenaer Schleidenstraße ging 2002 in den Besitz des ’Republikaner’-Funktionärs Wilhelm Tell über.

Dieser stellte es dann umgehend dem Verein Jenaische Busse e.V. zur weiteren Nutzung zur Verfügung. Im Vorstand jenes Vereins waren damals wiederum keine Unbekannten tätig: Peter Dehoust und Heinz-Joachim Schneider, Landesvorsitzender der ’Republikaner’. Dass diese exemplarisch thüringischen Beispiele für Immobilienerwerb durch Rechtsextremisten nicht allein als zusammenhangslose Einzelfälle zu sehen sind, ist nur zu offensichtlich.

Deren zentrale Bedeutung in einem bundesweiten Konzept wurde von Steffen Hupka bereits im November 1999 – damals noch in der NPD-Postille Deutsche Stimme – unter der Überschrift “Befreite Zonen – aber wie?“ dargelegt: “Sie [die Immobilie] muss unsere Nachschubbasis und unsere Heimatfront sein. Aus ihr heraus müssen wir die eigentliche Front weiter vorschieben, müssen wir neue Nebenkriegsschauplätze, sprich Befreite Zonen eröffnen. (…)

Steht das Objekt auf relativ sicheren Füßen, kann man daran gehen, weitere Freiräume zu erobern. Wer bereits ein Haus hat, erhält von der Bank auch meist einen Kredit für ein zweites. Ist der erste und schwerste Schritt einmal getan, dann sind die weiteren Schritte wesentlich einfacher umzusetzen.“ Zusammenfassend postulierte Hupka damals ein solches Netzwerk von Immobilien zur zentralen Aufgabe des “gesamten nationalen Widerstandes“.

Warum ein Björn Höcke also ins Eichsfeld gezogen ist 2008?

Es könnte an der günstigen Lage für seine weiteren politischen Aktionen gelten. Die NPD Eichsfeld, die Kameradschaft Northeim um Heise Thorsten Heise haben wie oben schon erwähnt einen “fruchtbaren Boden” aufbereitet. Höcke profitiert also von der Umgebung Eichsfeld, und wie oben schon erwähnt und auch von anderen Journalisten und Zeugen inhaltlich bestätigt, sind Heise und Höcke befreundet. Eine Begründung also warum Höcke ins Eichsfeld zog, kann nur lauten “Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.”

“Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt’ einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.”

Schon Anfang der 90er Jahre hat Thorsten Heise und Karl Polacek in Thüringen FAP Zellen aufgebaut. Die Strukturen waren für später ausgelegt, Schulungen und Mitgliederwerbung inbegriffen. Zu den Immobilienkäufen sollte man sich u.a. Rieger anschauen.

Das Netzwerk Thorsten Heise, Identitäre und die AfD

Wie unsere Freunde von AfD Kassel Watch schon in 2019 festgestallt haben, nicht nur Björn Höcke hat direkte Kontakte zu Thorsten Heise.

Hier spielt unteranderem die Junge Alternative, die Identitäre Bewegung, und der Herkules-Kreis der AfD ein Rolle. Aber eben auch nachweislich andere Netzwerke bis in den Rocker MC Bereich.

Die Verbindung Kassel: AfD , Thorsten Heise und der mutmaßliche Lübcke Mörder Ernst

Gerade die Verbindungen in Kassel sind wichtig, und werden hier den eigentlichen Ansatz aufzeigen, warum die AfD direkte Kontakte in die alt Rechtsextreme Szene hat. Niemand in der AfD kann sich freireden, dass man nicht auf diese Netzwerke aufbaut.

Die Verbindungen von Thorsten Heise liegen weit zurück in die Kassler Szene, schon zu seiner FAP Zeit war er eng mit der Kassler Szene verbunden. Immerhin bestand die Verbindung schon Anfang der 90er Jahre zur FAP in Hessen, und zur FAP in Kassel. Es ist also keine neue Erkenntnis das Heise schon Anfang der 90er Jahre direkte Kontakte nach Kassel pflegte. Hier agierten immer schon alte Netzwerke, bis heute.

Aus der Broschüre „Kampf der FAP“ der AA/BO

Presseerklaerung

Kassel, den 06.06.98

Neonazidemo in Kassel gegen starke Proteste polizeilich durchgesetzt
Buergermeister Gross signalisiert Offenheit gegenueber Neonazis

Das Buendnis gegen Rechts begruesst es, dass so viele Teilnehmer/innen zu der
am 6.6.1998 stattfindenden Demonstration unter dem Motto „Sich der
Vergangenheit stellen, der Rechten keine Chance“ gekommen sind. An dieser
Protestveranstaltung gegen eine von der Republikanischen Jugend
angemeldeten Kundgebung gegen die Wehrmachtsausstellung hatten ueber 1000
Menschen teilgenommen. Die Redner/innen wiesen wiederholt auf die
Notwendigkeit von Zivilcourage und eigenem Engagement im Kampf gegen
rechts hin. Scharf kritisiert wurde das Verhalten des Kasseler
Ordnungsdezernenten Ingo Gross (SPD), der sich trotz der Warnung des
Buendnis gegen Rechts, dass zu der Veranstaltung der Republikaner auch
militante Neonazis bundesweit mobilisierten, nicht fuer ein Verbot
aussprach. Die Kundgebung des antifaschistischen Buendnisses endete gegen
13 Uhr am Koenigsplatz.

Um 14 Uhr formierte sich vor dem Hermann- Schafft- Haus die rechtsextreme
Demonstration. Diese setzte sich ueberwiegend aus dem Spektrum der
militanten Unabhaengigen Kameradschaften und Kadern der verbotenen FAP und
der Nationalen Liste zusammen. Bekannte Neonazis wie Thorsten Heise,
Friedhelm Busse, Thomas Wulff, Roy A. Godenau und Christian Hehl
marschierten in Kassel auf. Ebenso mit von der Partie war mit Dirk
Winckel, der Anmelder des sog. „Rudolf- Hess- Gedenkmarsches“ im August
1993 in Fulda. Ankunft und Aufmarsch der Neonazis waren von der Polizei
organisiert worden. Vor dem Rathaus versammelte Gegendemonstrant/innen
wurden unter Gewaltanwendung vom Platz gedraengt. Dabei kam es zu
Verletzungen. Nach dem Ende der Kundgebung wurden die Neonazis von der
Polizei zu ihren Autos geleitet und in Konvois aus der Stadt gebracht.

Nachdruecklich kritisiert das Buendnis gegen Rechts das Verhalten des SPD-
Buergermeisters Ingo Gross und des sozialdemokratischen Polizeipraesidenten
Henning die durch einen massiven Polizeieinsatzes den Aufmarsch bundesweit
bekannter Neonazis ermoeglichten. Ebenfalls kritisiert wird die
Entscheidung, die rechtsextreme Kundgebung an einem zentralen und
geschichtstraechtigen Platz der Stadt, vor dem Rathaus, stattfinden zu
lassen und vor dem Protest der Gegendemonstrant/innen abzuschirmen. Das
Buendnis gegen Rechts betont, bereits am Donnerstag die Verantwortlichen
darauf hingewiesen zu haben, dass mit dem Spektrum militanter Neonazis zu
rechnen sei. Andere Staedte, in denen anlaesslich der Wehrmachtsausstellung
rechte Demonstrationen angekuendigt waren, hatten sich politisch-couragiert
entschieden, sich den rechten Veranstaltungen entgegenzustellen. Das
Buendnis befuerchtet nun, dass die demonstrierte Offenheit des Magistrats
gegenueber Rechtsextremen in Zukunft als Einladung verstanden werden
koennte, weitere rechtsextreme Veranstaltungen in Kassel anzumelden und
durchzufuehren. Das Buendnis gegen Rechts fordert den Buergermeister der
Stadt Kassel, Ingo Gross, auf, sich fuer den Polizeieinsatz bei den
Gegendemonstrant/innen zu entschuldigen und in Zukunft rechtsextremen
Veranstaltungen in der Stadt entschieden entgegenzutreten.

Buendnis gegen Rechts Kassel

Rechtsextreme Strukturen in Kassel und ihre Verbindungen in andere neurechte/neonazistische Milieus

Die obige  Grafik soll zusammen mit dem beim Deutschlandfunk erschienenen Artikel  versuchen, die Strukturen und ihre Verbindungen in neurechte/neonazistische Milieus abbilden.

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Da nicht alle Vereine, Kameradschaften, Organisationen und Parteien, wie beispielsweise III. Weg, die Partei Die Rechte, die Republikaner, oder NPD-Strukturen, abgebildet werden können, konzentriert sich die Grafik auf das Umfeld, aus dem der mutmaßliche Mörder des Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke stammt. Wir ergänzen die Informationen um Ausführungen ins neu rechte und AfD-Milieu und mit Quellen.

Götz Kubitschek

Stammt, wie auch andere Agitatoren, aus dem Westen. Er gilt als neurechter Vordenker, wichtigster Stichwortgeber und Einflüsterer von Björn Höcke. 2001 gründete er das „Institut für Staatspolitik“ (IfS), in dem Referenten und Redner, wie beispielsweise Höcke, Weidel, Tillschneider (AfD) oder auch Martin Sellner (IB) junge Nachwuchspolitiker fortbilden. Kubitschek gibt die „Sezession“ heraus und gründete den Antaios-Verlag und ist Mitgründer der Initiative einprozent.

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Weil der damalige AfD-Vorsitzende Bernd Lucke Kubitschek die Partei-Mitgliedschaft in der AfD verwehrte, gründete Björn Höcke den „Flügel“ in der AfD und ließ von 24 Erstunterzeichner seine „Erfurter Resolution“ unterzeichnen: Der Flügel wolle demnach sicherstellen, dass das „Projekt AfD nicht gefährdet würde„, weil die AfD „Mitglieder verprellte hatte, deren Profil unverzichtbar für die AfD sei“. Gemeint war Kubitschek.

„Uns verbindet schon mehr als 20 Jahre eine tiefe Freundschaft.“

[Björn Höcke über Götz Kubitschek auf einer Fraktionssitzung Mitte Dezember 2014 auf dem Gehöft in Schnellroda, dem Wohnsitz von Götz Kubitschek]

„Es ist ja bekannt, daß ich recht engen Kontakt auch zu Götz Kubitschek habe und ich immer mal wieder geistiges Manna aus der Lektüre von Werken ziehe, die hier in Schnellroda entstehen.“

[Björn Höcke am Rande des 3. Kongresses „Ansturm auf Europa“ im Institut für Staatspolitik Schnellroda am 21. November 2015; nur einen Monat später hält Höcke seine rassistische Rede im IfS zum angeblichen „Reproduktionsverhalten von Afrikanern“.]

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Geistiges Manna von Kubitschek, das die AfD auch direkt umsetzt?

Björn Höcke ist also einer der engsten Vertrauten von Götz Kubitschek und betont damit, wie wichtig ihm die Theorien von Kubitschek sind.

Bei Kubitschek hieß das 2016 dann nicht „geistiges Manna“, mit dem er seine Zöglinge nährt, sondern in abgeschwächter Form „aufbereitete Expertise“:

„Ich kann ihnen versichern, dass diese Praktiker, die jetzt mit 27 Mann hier im Landtag in Sachsen-Anhalt vertreten sind, und mit großen Fraktionen auch in Rheinland-Pfalz und Württemberg, sehr, sehr gerne den einen oder anderen Begriff, das eine oder andere Thema, die eine oder andere aufbereitete Expertise aus unsere Projekten übernehmen und politisch umsetzen werden“.

[Götz Kubitschek auf der AfD-Wahlparty nach der Landtagswahl von Sachsen-Anhalt am 16.03.2016]

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Auch der Netzwerker Götz Kubitschek hat direkte Verbindungen zum rechtsextremen Netzwerker Hans-Ulrich Kopp. So muss man nach diversen Recherchen auch diese Analyse und Recherche beginnen.

In der zweiten Ansicht muss man beginnen mit: Götz Kubitschek – neurechter Vordenker, Verleger und Vertraute des AfD-Führungsfunktionärs Björn Höcke – ordnet Teile der AfD bzw. deren Parteibasis einem „Widerstandsmilieu“ von Zeitungen, Zeitschriften, Verlagen, Initiativen und eben einer Partei, sprich AfD, zu.

Das Netzwerk eben um Hans-Ulrich Kopp ist, nicht nur auf Kalbitz begrenzt sondern ein Konglomerat  vieler verschiedener alter Netzwerke. Aber alle diese Netzwerke haben direkte Verbindungen in die AfD, ob nun der Witikobund, die Junge Freiheit, die Gesellschaft für freie Publizistik, die Gildenschaft, die Identitäre Bewegung, dass IfS (Institut für Staatspolitik).

Das neurechte Netzwerk der AfD Teil 1: Die Verbindungen von Kalbitz & Höcke

Da wo Hans-Ulrich Kopp tätig gewesen ist, war auch ein Andreas Kalbitz in der Nähe. Aber zu diesem Netzwerk im Einzelnen, und den Verbindungen zwischen Kopp, Kalbitz, Höcke und Kubitschek gleich mehr.

Nichts in dieser Analyse ist neu sondern alles ist ein System und Netzwerk, welches schon in Teilen in den 80er Jahren bestand und auf die Chance gewartet hat eine Partei mit dem Erfolg der AfD für sich zu nutzen.

Kubitscheks erste politische Aktion ist der Protest gegen eine McDonald’s-Filiale im Jahre 1986. Danach ist erstmal nichts bekannt,  und Kubitscheks politisches Leben begann erst Anfang der 90er Jahre.

1990  machte Kubitschek das Abitur. Danach absolviert er seinen Wehrdienst bei der Fernspähkompanie 200 in Weingarten.

1992 bis 1999. Während seines Lehramtsstudiums (Germanistik-, Geographie- und Philosophie) an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ist Kubitschek Redakteur der Jungen Freiheit und, wie auch seine späteren Mitstreiter Dieter Stein (Gründer der Jungen Freiheit) und Karlheinz Weißmann zuvor.Mitglied in der völkisch geprägten Deutschen Gildenschaft (DG), einer bündischen Studentenorganisation. Bis in das Jahr 2002 hinein fungiert er dort als Aktivensprecher. Nach eigenen Angaben (2003) ist allerdings mittlerweile ausgetreten. Das Studium beendet er mit dem Staatsexamen mit einer Abschlussarbeit über Friedrich Georg Jünger.

Redakteur der Jungen Freiheit

Auch Götz Kubitschek, inzwischen einer der Vordenker der Neuen Rechten, hat seine Karriere bei der „Jungen Freiheit“ begonnen.

Anfang 1995 war er verantwortlich für eine JF-Sonderbeilage über den „nationalrevolutionären“ Autor Ernst Jünger, der einigen als ein „Vordenker der Neuen Rechten“gilt.

Von Juni 1995 bis Januar 1997 war Kubitschek zuständiger JF-Redakteur für das Ressort Sicherheit und Militär.

Auch nach seiner Redakteurtätigkeit blieb Kubitschek Autor der Jungen Freiheit, auch als Hauptartikler auf der ersten Seite. 2006 gab er in der ‚Edition Antaios‘ die mit dem Chefredakteur Stein abgestimmte Jubiläumsschrift 20 Jahre Junge Freiheit heraus.

Als JF-Gastautor verwendete Kubitschek bisweilen völkische bzw. völkisch-nationalistische Textelemente, wie Kellershohn herausarbeitete. Auch schlug Kubitschek eine gegen die Wahlgleichheit sprechende Änderung des demokratischen Wahlrechts vor, die Kellershohn an Propagandabeiträge Walther Schottes, des Chefideologen von Franz von Papen, erinnerten.

Im Jahr 2000 gründet er das Institut für Staatspolitik, 2003 das Magazin „Sezession“, heute gehört er zu den Stichwortgebern etwa von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke.

Teilnahme an der Jungen Freiheit Sommeruniversität

1993 nahm Götz Kubitschek als Referent an der ersten vom Rechtsextremisten Hans-Ulrich Kopp geleiteten „Sommeruniversität“ der Junge Freiheit (JF) auf der Veitsburg in seiner Heimatstadt Ravensburg teil, die im Juli/August in Zusammenarbeit mit dem FPÖ-Hochschülerverband Freiheitliche Studenteninitiative Innsbruck, dem Edgar-Jung-Institut und der Burschenschaft Danubia München konspirativ organisiert wurde.

Seit 1993 führte die Junge Freiheit jährlich ein mehrtägiges Seminar durch, welches sie als »Sommeruniversität« bezeichnete.

JF-Sommeruniversität 1993 in Ravensburg / Informationen 1993 Antifa Celle aus dem Thule Netzwerk

In den Jahren 1993 und 1994 fanden diese in Zusammenarbeit mit der Burschenschaft Danubia München, der Freiheitlichen Studenteninitiative Insbruck und dem Edgar-Jung-Institut statt und sollten als »Kristalisationspunkt« der Lesekreise und der Zusammenführung der »Lesekreisleiter« dienen.

Junge Freiheit Sommeruniversität

In ihrer Selbstdarstellung lehnten sie sich bewusst an die antidemokratische Strömung des historischen Juni-Klubs von Moeller van den Bruck und seiner »jungkonservativen« Freunde an:

»Nach dem Vorbild des Politischen Kollegs der zwanziger Jahre bieten Repräsentanten verschiedener konservativer Richtungen Material für künftige Führungskräfte in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.« Ziel sei »Elitenbildung« und die Schaffung eines Beitrages »zu jenem grundsätzlichen politischen Klimawechsel, der sich seit der kleinen Wiedervereinigung des Jahres 1990 abzeichnet (..)«

Organisator der Tagung vom 30. Juli – 4. August 1993 war Michael Hageböck, Leiter Hans-Ulrich Kopp.

Kopp wurde leitender Redakteur für das Polit-Ressort und wichtiger Mann bei der Jungen Freiheit, bei der auch Götz Kubitschek seine Anfänge nahm. Kopp schrieb in der Jungen Freiheit unter dem Pseudonym “Friedrich von Lodenitz ”. Weiterhin schrieb Kopp für Staatsbriefe, Nation und Europa, Criticon, Burschenschaftliche Blätter und für die Deutsche Militärzeitschrift, einer rechtsextremen Zeitschrift, die sich an die “Erlebnisgeneration” des Zweiten Weltkrieges richtete.

Über Themen wie »Begegnungen mit Arno Breker«, »Das Soldatische – von Ernst Jünger bis zu Deserteursehrungen«, »Carl Schmitt und die Action Francaise« oder über Gabriele d’Annunzio und Ernst von Salomon referierten u.a.:

Claus Jäger, Andreas Mölzer, -> Rolf Schlierer, Hans Wahls, -> Klaus Hornung, Robert Steuckers, Ronald F. Schwarzer, Friedrich Romig, Günter Maschke, Donoso Belgrano, Klaus Kunze, Ulrich Mutz, Erik Ritter v. Kuehnelt-Leddhin, Franz Uhle-Wettler, Vladimir Krljan, Thomas Hastreiter, David Baum, Rolf Schilling, und eben Götz Kubitschek.

Autorenportrait zum Rechtsterroristen Ernst Salomon

Kubitschek hielt dort ein Autorenportrait zum Rechtsterroristen Ernst Salomon. Besagter Ernst von Salomon gehörte der rechtsterroristischen Organisation Consul an; in der Weimarer Republik beteiligte er sich wiederholt an politischen Verbrechen, unter anderem an der Vorbereitung des Attentates auf Walther Rathenau.

Ergänzungen zu Ernst von Salomon:

  • Salomon meldete sich freiwillig  zum Freikorps Maercker welches den Spartakus Aufstand brutal niederschlug.
  • Salomon war Mitglied im Freikorps Bahrenfeld. Siehe auch: Hamburger Sülzeaufstand.
  • Salomon nahm als Mitglied der Brigade Ehrhardt aktiv am nationalistischen Kapp-Putsch Teil.
  • Salomon war Mitglied des Freikorps Wolf  und wurde in  Oberschlesien eingesetzt.
  • Nach der Auflösung der Brigade Ehrhardt 1920 wurde Salomon Mitglied der Frankfurter Gruppe der rechtsterroristischen und antisemitischen Organisation Consul (O. C.), einer klandestinen Nachfolgeorganisation des Freikorps Ehrhardt, unter Friedrich Wilhelm Heinz.
  • Salomon beteiligte sich auch am antisemitisch motivierten Attentat auf den Außenminister Walther Rathenau.

Die Junge Freiheit und die Konservativen Gesprächskreise

Auch die Jungefreiheit hat natürlich auch direkte Kontakte zum Rechtsextremisten Hans-Ulrich Kopp.

November 1990: Dieter Stein und Hans-Ulrich Kopp stellen auf dem Kongress „Initiative Deutschland ’90“ ihr Konzept für die Entwicklung der JFbzw. des „nonkonformen“ Pressewesens allgemein vor. Laut Stein trägt sich die JF „mittlerweile durch Kioskverkauf, Abonnements, Anzeigen, Buchdienst und Spenden, alle Mitarbeiter arbeiten jedoch bis heute ehrenamtlich– ich auch – es können noch keine Honorare bezahlt werden.

Der Leserkreis lehnte sich an den antidemokratischen Juniklub der Weimarer Republik an. Kubitschek hielt dort einen Vortrag  und Autorenportrait über den „nationalrevolutionären“ Autor und Rechtsterroristen Ernst von Salomon.

Quelle Apabiz: Die geistig-politische Strömung der deutschen Rechten formierte sich nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1918/19 in Abgrenzung zu der als reaktionär verachteten Monarchie und ihrer Repräsentanten sowie der verhassten Demokratie.Die wichtigsten Vertreter der „Konservativen Revolution“ waren Arthur Moeller van den Bruck, Carl Schmitt, Oswald Spengler, Edgar Julius Jung, Hans Freyer, Othmar Spann, Ernst Niekisch, Ernst Jünger und Hans Zehrer. Den Versprechen der Französischen Revolution „Liberté, Egalité, Fraternité“ stellten sie die Hoffnung auf „alte-neue“ Werte entgegen. In seinem Werk „Das Dritte Reich“ führt Moeller van den Bruck aus:„Der Konservative Mensch sucht heute wieder die Stelle, die Anfang ist. Er ist notwendiger Erhalter und Empörer zugleich. Er wirft die Frage auf: was ist erhaltenswert? Aber er sucht auch (…) anzuknüpfen, nicht abzubrechen – wie der revolutionäre Mensch.“ Das Ziel der „Konservativen Revolution“ war nicht der Erhalt der bestehenden oder die Wiederbelebung einer früheren Ordnung, sondern der Sturz der Weimarer Republik, um eine neue Ordnung zu schaffen, die erst dann konserviert werden könne. Moeller van den Bruck sprach davon: „Dinge zu schaffen, die zu erhalten sich lohnen.“

Anfang 1995 war er verantwortlich für eine JF-Sonderbeilage über den „nationalrevolutionären“ Autor Ernst Jünger, der einigen als ein „Vordenker der Neuen Rechten“ gilt.

Anfang der 1990er-Jahre warb die JF noch für sich mit dem Slogan „Jedes Abo eine Konservative Revolution!“ und offenbarte damit ihre ideologischen Vorbilder. – Text und Bildquelle: https://www.hagalil.com/2016/09/junge-freiheit/

Von Juni 1995 bis Januar 1997 war Kubitschek zuständiger JF-Redakteur für das Ressort Sicherheit und Militär.

Auch nach seiner Redakteurtätigkeit blieb Kubitschek Autor der Jungen Freiheit,auch als Hauptartikler auf der ersten Seite.2006 gab er in der ‚Edition Antaios‘ die mit dem Chefredakteur Stein abgestimmte Jubiläumsschrift 20 Jahre Junge Freiheit heraus. Als JF-Gastautor verwendete Kubitschek bisweilen völkische bzw. völkisch-nationalistische Textelemente, wie Kellershohn herausarbeitete.Auch schlug Kubitschek eine gegen die Wahlgleichheit sprechende Änderung des demokratischen Wahlrechts vor, die Kellershohn an Propagandabeiträge Walther Schottes, des Chefideologen von Franz von Papen, erinnerten.

Von konservativ bis rechtsradikal – rechte Sammlungsbestrebungen in Hannover

1991 rief die „Junge Freiheit“ (JF) ihre Leser auf, sich in Leserkreisen zusammenzufinden.

Quelle Apabiz: Die Phasen: Dieter Stein hebt im Januar 1992 unter dem Titel »Ist das etwa eine neue Graswurzelrevolution« in der Jungen Freiheit (JF) die Bildung neuer Seminare und Lesekreise hervor. Bis Ende 1993 gründen sich in mehr als 20 Städten Lese- bzw. Arbeitskreise, die sich auf die JF beziehen, zum Teil von JF-Mitarbeiter geleitet werden und für die in der JF geworben wird. Sie führen Veranstaltungen mit Referenten des konservativen bis rechtsextremistischen Spektrums durch. Zu nennen wären hier u.a.: Jungkonservativer Club, Konservativer Gesprächskreis Karlsruhe (Literaturkreis e.V.), Konservativer Arbeitskreis Gießen/Mittelhessen (Anfang 1993 umbenannt in Konservativer Gesprächskreis Wetzlarer Forum), JF-Lesekreis Berlin (Kontakt: Helge Drescher), Konservativer Gesprächskreis Dortmund (Kontakt: Claus-Georg Pleyer). Im Zuge der redaktionsinternen Auseinandersetzungen um den politischen Kurs der JF erwirkte Stein Ende 1994 eine Verfügung gegen den JF-Lesekreis Berlin, der den Flügel um Andreas Molau unterstützte, sich mit seinem Namen nicht mehr auf die JF zu beziehen. Dieser arbeitete zunächst als Berlin – Gesprächskreis und schließlich als Deutsches Kolleg weiter. Im Juni 1996 untersagte die JF schließlich allen Lesekreisen, sich in der Namensgebung an die Wochenzeitung anzulehnen und distanziert sich von der Freien Deutschen Sommeruniversität.

Mittels dieser Leserkreise sollte eine „konservative Basisbewegung“ aufgebaut werden, die den vorpolitischen Raum von rechts besetzen sollte, um langfristig zu einer kulturellen Hegemonie zu kommen.

Zwei Jahre später gab es in über 40 Städten JF-Leserkreise, und Hans-Ulrich Kopp jubelte in der JF:

„Erfreulich ist auch, daß parteipolitische Differenzen hier keinerlei Bedeutung haben und die von
totalitären Parteistrategen gewünschte scharfe Abgrenzung zwischen CDU-Mitgliedern und Angehörigen rechtsextremistischer
Gruppierungen nur mit einem Lächeln quittiert wird.“

Auch in Hannover fand sich ein Kreis zusammen. Dieser bestand anfangs aus nicht allzuvielen Mitgliedern und dümpelte eher so
vor sich hin. Initiiert wurde der Leserkreis von Hans Joachim Baumbach, ein alter Bekannter.

Quelle Apabiz:Der Konservative Gesprächskreis Hannover e.V. geht auf einen Lesekreis zurück, der sich Anfang 1992 gründete. Seit dem 7. Januar besteht er als eingetragener Verein. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Hans Joachim Baumbach und Eberhard Klas. Nach Eigenangaben referierte bislang bei ihnen[6]: Alfred Ardelt, Dieter Eppenstein (Generalsekretär WEISSER RING), Robert Hepp, Andreas Heuberger (damaliger Redakteur der JF), Ernst-Henning Jahn (MdL, Landtagsvizepräsident), Hans-Ulrich Kopp, Klaus Kunze, Gerhard Löwenthal, Karl Manzke (Landessuperintendent a.D.), Alfred Mechtersheimer, Christa Meves, Ulrich Schacht, Franz Uhle-Wettler, Karlheinz Weißmann, Johanna Gräfin von Westphalen (Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben) und Michael Wiesberg (wiss. Mitarbeiter im Landtag von Baden-Württemberg).

Seinen politischen Werdegang begann er bei der „Jungen Union“ (JU), bei denen er Mitglied im Landesvorstand war.

Ebenso war er Vorsitzender in der „Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung“ (OMV) der CDU. 1989 trat er dann zu
den „Republikanern“ über, die er jedoch bald verließ und darauf in deren Abspaltung, „Demokratische Republikaner Deutschlands“
(DRD) eintrat.

Quelle: In Dannenberg gründet sich mit den Demokratischen Republikanern Deutschlands (D-REP) eine Abspaltung der Republikaner. Bei dieser Veranstaltung werden der Diplomingenieur Eberhard Klas aus Laatzen zum Bundevorsitzenden und der Germanistikstudent Andreas Dimpfel aus Hannover zum Bundesparteisekretär gewählt. Die D-REP verstehen sich als „demokratische Partei der deutschen Patrioten“ und fühlen sich „nationaler und freiheitlicher Politik“ verpflichtet. Auch der Polizeibeamte und zeitweilige REP-Kreisvorsitzende Hannover-Land Werner Rieb aus Laatzen schließt sich den D-REP an.

Im Fitness-Studio von Republikaner-Mitglied Wolfgang Schatte kommen im Mai des Jahres parteiinterne GegnerInnen des REP-Landesvorsitzenden und früheren NPD-Mannes Norbert Margraf zu einem „Geheimtreffen“ zusammen. Die Hannoveraner REPs Schatte, Eberhard Klas und Andreas Dimpfel arbeiteten wesentlich an einer Dokumentation gegen Margraf mit.

Dort traf er auf Eberhard Klas, ebenfalls ex Rep und ex CDU-Mitglied und Vorsitzender der DRD. Neben Klas und Baumbach waren auch eine Reihe anderer „Bekannter“ in dem Leserkreis aktiv:

Gernot Dorff, Leiter der „Leitstelle-Nord“ des „Bundes Heimattreuer Jugend – Der Freibund“ (BHJ) und in der „Deutschen Gildenschaft“ (DG) aktiv, die als elitäre Kleinstgemeinschaft innerhalb des Koorperationswesens gilt, und aus derüberdurchschnittlich viele Autoren in der JF stammen.

Quelle Antifa Infoblatt Gernot Dorff,: Am 1. Mai 1990 beschloss der BHJ unter seinem damaligen Bundesführer Henning Otto dann offiziell die Umbenennung in BHJ – Der Freibund e.V. Dieser Flügel fordert die Reformierung des Bundes, eine verstärkte Bezugnahme auf bündische Traditionen und ein gemäßigteres Auftreten in der Öffentlichkeit. Als Symbol wird nun statt der Odalrune die aufgehende Sonne auf schwarzer Fahne gewählt. Dieses Symbol soll »die Brücke zwischen gestern und morgen« symbolisieren. Der neue Name »Freibund« steht für: »Freiheit und Bindung (…) für uns die beiden Pole, um die sich das Leben dreht.«Eine direkte personelle Kontinuität zur BHJ blieb jedoch bestehen. Die ehemalige BHJ-Leitstellenführer Nord (Gernot Dorff), West  (Freimut Kögel) und Süd (Peter Bünger) wurden die neuen Bereichsleiter beim Freibund. Noch im selben Jahr schieden der Bundesführer Henning Otto und sein Stellvertreter Karsten Niefind wieder aus dem Verein aus. Seitdem ist wenig Kontinuität im Vorstand zu verzeichnen und die Bundesführer und deren Stellvertreter wechselten alle paar Jahre. 1994 war gar zeitweilig der Posten des Bundesführers unbesetzt.

Über Dorff wird wahrscheinlich auch der Kontakt zu den „Unitariern“ (DUR) in Hannover geknüpft, in deren Räumen sich der BHJ und ab und an auch der Leserkreis traf.

Götz Kubitschek, Mitglied der (damalig) Deutsche Gildenschaft und Autor in der Junge Freiheit.

Udo W. Reinhard, Nationalrevolutionär (ehemaliges NRAO-Mitglied), Gesellschafter der „Junge Freiheit Verlag“ GmbH, Autor in diversen ökofaschistischen Blättern.

In Berlin konnte die Gruppe „Außerparlamentarische Mitarbeit“ (APM) um den rechten Aktivisten Sven Thomas Frank dieser Strömung zugerechnet werden. Als ein Anhänger der extrem rechten „Ostpolitischen Deutschen Studentenverband“ (ODS) war Sven Thomas Frank bereits 1970 für einige Zeit gemeinsam mit dem „nationalrevolutionärem“ Publizisten Henning Eichberg in der Redaktion der ODS-„Studentenzeitschrift“ „actio“ tätig. Die APM war zeitweilig für die Publikation „Ideologie & Strategie“ als ein „Zentrales Kaderorgan nationalrevolutionärer Basisgruppen“ verantwortlich. Später wechselte „Ideologie & Strategie“ zur Gruppierung „Sache des Volkes / Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation“ (SdV/NRAO) bzw. zu dem „Arbeitskreis Rebell“. Als Redaktionsmitglieder traten u.a. die Berliner Michael Meinrad, Hartmut Kolberg, Axel Malde, Alexander Epstein und Hartwig Singer in Erscheinung. Hinter dem Namen des Redaktionsmitgliedes Wolfgang Günther soll Gert Waldmann aus Hannover stehen.

Dieter von Glahn, ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter der Wehrmacht, ex FDP-, ex CDU-, ex „Konservative Aktion“
(KA)-Mitglied, fast mit jeder rechtskonservativen Vereinigung irgendwie verbunden.

Zur gleichen Zeit organisierte die „Staats- und wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V.“ (STwG), bei der es sich um ein Bindeglied von der rechten CDU bis zu den „Republikanern“ handelt, Veranstaltungen mit u.a. Horst Rudolf Übelacker (ex Kandidat der Rep-Bayern) sowie weiteren Vertretern des konservativen bis rechtsradikalen Lagers.

Nachdem AntiftischistInnen über die Hintergründe und politischen Verbindungen der STwG aufklärten, verlor die STwG ihren
Veranstaltungsraum bei dem Sportverein Hannover 96 (DFB-Pokalsieger 1992) und wich in das Parteihaus der hannoverschen CDU aus. Den Kontakt stellte Felix Schecke, Vorsitzender der OMV, her.

Weitere Veranstaltungen mußten aber aufgrund starker antifaschistischer Proteste abgesagt werden, oder konnten nur noch unter starkem Polizeischutz stattfinden.Nachdem die STwG öffentlich „verbrannt“ war, dachte sich der Klüngel um von Glahn wohl, daß ein neuer Veranstalter her muß.

So wurde folgerichtig 1994 die „Konservative Sammlung e.V“ (KS) gegründet, dessen erster Vorsitzender von Glahn ist. Zweiter
Vorsitzender ist Stephan Nuding aus Bergisch Gladbach. Nuding, der sich selbst als Schriftsteller bezeichnet, ist der „Ghostwriter“ von Glahns, Dessen Memoiren, die im revisionistischen und rechtsradikalen Grabert-Verlag erschienen,
wurden von ihm verfaßt.

In der KS trifft man auch wieder auf alte Bekannte, wie Klas und Baumbach – letzterer ist nun Öffentlichkeitsreferent.

Auffallend ist allerdings eine andere Konstellation. Mit Lutz Wittenberg und Maike Buß sind auch mindestens zwei VPM-Mitglieder bzw. Sympathisanten in dem Verein vertreten.

Die VPM agiert in Hannover allerdings unter dem Namen GFPM (Gesellschaft zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis e.V.). Wittenberg ist ebenso aktiv im „Studentenforum Hannover e.V.“, der VPM-Hochschulorganisation.Die GFPM tritt sodann auch als Veranstalter auf und lädt Hans-Helmuth Knütter (Autor u.a. von „Die Faschismus-Keule. Das letzte Aufgebot der Linken“) zu einem Vortrag ein.

Von Glahn und die VPM führen in Hannover auch noch einige andere Veranstaltunuen durch. Dabei benutzen sie unterschiedliche Namen, wie z. B. „Bürgeraktion für eine drogenfreie Jugend“ bei einer Veranstaltung in der Stadthalle Hannover.

Recht interessant ist auch ein anderer Punkt in der Vereinssatzung. So soll das Vermögen im Falle der Auflösung an die „Ludwig-Frank-Stiftung e.V.“ (LFS) in Braunschweig gehen.

Vorsitzender dieser Stiftung war Hans-Günther Weber. Weber, ex Oberstadtdirektor und ex SPD-Mitglied in Braunschweig, war Mitglied der „Paneuropaunion“ (PEU) und fiel in der Vergangenheit durch rechtslastige Leserbriefe, in denen er Stellung für die Reps bezog, auf.

Kuratoriumsmitglied in der LFS ist übrigens ein gewisser Otto von Habsburg, Präsident der PEU. In der LFS trifft sich fast alles, was sich in der „Braunzone“ tümmelt, vom „Studienzentrum Weikersheim“ über den „Verband Deutscher Soldaten“ bis zur „Evangelischen Notgemeinschaft“.

In diesem Jahr wurde in Hannover noch ein weiterer Verein gegründet, der „Konservative Gesprächskreis Hannover“ (KGH). Zu
den Gründungsmitgliedern zählen, man kann es fast erraten, wiederum Baumbach und Klas. Diesmal wird aber nicht mehr versucht, sich den Deckmantel des Konservativen umzuhängen, denn mit Gerhard Wruck und Carsten Stock sind zwei „Republikaner“ Mitglied im Verein. Wruck ist Ratsherr der Stadt Hannover, lehrt an einem hannoverschen Gymnasium und spendete seiner Partei im Jahre 1994 immerhin etwas über 20.000 DM.

Damit war er einer der großzügigsten Spender bei den Reps. Wruck begann seinen politischen Werdegang bei der NPD. Geradezu paradox klingt in diesem Zusammenihang der Zweck des Vereins.

In der Satzung heißt es, „Der Verein distanziert sich von politischem Extremismus jeder Couleur. Er bemüht sich um die Vermittlung konservativer Wertvorstellungen und will durch den Dienst an der Gemeinschaft Vorbild sein und Orientierungshilfe geben“. Wohin diese Orientierungshilfen führen sollen, läßt sich anhand der Referentenliste, auf der sich Vertreter von faschistischen und rassistischen Wertvorstellungen aneinanderreihen, leicht erraten.

Mit dem KGH ist es den „Republikanern“ offensichtlich gelungen, eine Vorfeldorganisation zu gründen, denn mit Baumbach, Klas und Horst Schilling gehörten mindestens 3 weitere Mitglieder des Vereins den „Republikanern“ bzw. ihrer Abspaltung DRD an. Überigens, im Falle der Auflösung des KGH fällt das Vermögen des Vereins an die KS. Womit der Kreis geschlossen wäre.

Der KGH besitzt mittlerweile auch eine Homepage im Internet (Adresse kann bei der Redaktion erfragt werden). Neben einer
Liste der Referenten, einer Selbstdarstellung und Hinweise auf geplante Veranstaltungen befinden sich auf der Seite u.a. auch
Links zu Alfred Mechtersheimers „Deutschland-Bewegung“, Manfred
Brunners „Bund freier Bürger“ und der „Jungen Freiheit“. Nicht fehlen darf natürlich die Rubrik „Anti-AntiFa“. Dort kann sich
der „aufrechte Bürger“ gleich in mehrere antifaschistische Archive reinklicken, um zu überprüfen, ob Mensch oder Organisation schon in antifaschistischen Archiven bekannt ist. Daß mehrere dieser Boxen über Unirechner zu erreichen sind,
veranlaßt den KGH, über „Verschwendung von Steuergeldem an Linksextremisten“ zu klagen.

Tatkräftige Unterstützung erhielt der KGH und die KS aber auch von der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ). In der fast liebevollen Rubrik „Zu Gast in Hannover“ wurden mit Alfred Mechtersheimer und Gerhard Löwenthal zwei Referenten in längeren Beiträgen vorgestellt.

Nur lesen konnte man über ihre rechtsradikalen Verbindungen und Kontakte in den Artikeln fast gar nichts. Fraglich bleibt allerdings, warum in Hannover  drei Vereine wechselseitig als Veranstalter auftreten. Zumindest bei der KS und dem KGH ist man personell derartig verknüpft, daß politische oder persönliche Differenzen ausscheiden.

Doch es droht immer noch Konkurenz. In der Mitgliederversanunlung des KGH entschuldigt sich Baumbach für die überstürzte Gründung des Vereins, denn man habe nicht namentlich genannten Kräften in Hannover zuvorkommen müssen, „die mit unlauteren Methoden um Spendengelder kämpften und ebenfalls eine Vereinsgründung vor hätten. Ein Gütetermin sei gescheitert“, heißt es im Mitgliederprotokoll.

Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um die Gruppe Dorff, Reinhard und Kubitschek, denen wohl die „Republikaner“-Dominanz bzw. die VPM-Verbindungen zu weit gehen.

Die Homepage, die Referentenhonorare sowie der Veranstaltungsraum in einem nicht gerade billigen hannoverschen Hotel kosten Geld. Der Mitgliedsbeitrag des KGH von 12 DM im Jahr bei 11 Mitgliedern bringt da nicht viel ein. Man ist auf Spendengelder angewiesen. Die KS und der KGH haben beim Finanzamt die Gemeinnützigkeit beantragt.

Arbeitsgemeinschaft Paulskirche

1996 beteiligte sich Kubitschek mit der von ihm gegründeten Frankfurter Arbeitsgemeinschaft Paulskirche an den Protesten gegen die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS).

Aufruf der Arbeitsgemeinschaft Paulskirche in der Preußischen Zeitung

Getragen wurde die »Erklärung« u.a. vom der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ nahen Politzirkel „Staatspolitischer Club Rhein-Main“ um Lothar Lauck und vom „Bündnis konstruktiver Kräfte Deutschlands“ (BKKD), an dem ebenfalls der ehemaligen Landesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation Lothar Lauck mitwirkt.

Antifaschistische Recherche 1997

Auch die „Deutschland-Bewegung“ des zum Ultra-Rechten mutierten »Friedensforscher« Alfred Mechtersheimer, die Junge Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) und Personen aus der CDU- und CSU-nahe Schülerorganisation „Schüler Union Deutschlands“ in Frankfurt und im Hochtaunus zählten zu den Unterstützern.

Quelle Deutschland-Bewegung: 1995 initiierte er die Deutschland-Bewegung (DB) (gemeint ist Alfred Mechtersheimer) . Sein programmatisches Buch Friedensmacht Deutschland (Ullstein, 1993) verstand er als Grundlagenwerk der DB und der Deutschen Aufbau-Organisation. Letztere versuchte nach dem Vorbild Jörg Haiders erfolglos,eine neue Sammlungspartei am rechten Rand des politischen Spektrums zu etablieren. Dennoch trug er nach dem Kalten Krieg zur Popularisierung des Begriffs „Friedensmacht“ bei, der u. a. durch die SPD im Zuge der Bundestagswahl 2002 und des sich abzeichnenden Irakkrieges gebraucht wurde.Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz versuchte er mit seinen Initiativen eher erfolglos, „die Zersplitterung im rechtsextremistischen Parteienbereich zu überwinden“.Mechtersheimer war Referent u. a. beim Cannstatter Kreis (FDP), beim Bündnis Konstruktiver Kräfte Deutschlands, beim Bund freier Bürger und bei den Republikanern. Außerdem trat er etwa bei folgenden Veranstaltungen in Erscheinung: Symposium der Zeitschrift Zur Zeit, Kärntner Kulturtage, „Runder Tisch“ von Udo Voigt (NPD) und Parteitag der Deutschen Liga für Volk und Heimat. 1996 war er neben Hans-Helmuth Knütter maßgeblich an der Anti-Antifa-Kampagne gegen den Fachjournalisten Anton Maegerle beteiligt. Nicht zuletzt engagierte er sich gegen die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Mechtersheimer wurde Vorsitzender des 1997 gegründeten Vereins Unser Land – Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland e.V. in Starnberg.2005 steuerte er ein Vorwort zum Tobias-Brendle-Buch Michel Friedman, Haim Saban und die deutsche Medienlandschaft bei, das im Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus (2011) als „Elaborat des äußersten rechten Randes“ eingestuft wurde, welches „klassische Vorurteile gegen Juden“ transportiere.

Als verantwortlich zeichneten sich Christian Schaar, Aktivist der „Deutschland-Bewegung“ und Chargen-Sprecher der „Burschenschaft Normannia zu Heidelberg“ und Götz Kubitschek, ehemaliger Redakteur und Militärexperte der rechten Zeitung „Junge Freiheit“.

Quelle Beobachternews: Heidelberger Korporationen: stramm rechts: Der Stadtrundgang führte nicht nur zu Verbindungshäusern, sondern auch zu markanten Orten, die sowohl die Stadtgeschichte als auch die Geschichte der Heidelberger Korporationen geprägt haben. So wurde am ehemaligen „Badischen Hof“, wo 1848 die Vorversammlung zum Paulskirchenparlament getagt hatte, auf das endgültige Scheitern der republikanisch-demokratischen Strömung in der Burschenschaftsbewegung eingegangen.Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es in der Burschenschaft sowohl antifeudal-demokratische als auch völkisch nationalistische Tendenzen gegeben, die nicht immer leicht zu trennen waren. Die Ausgrenzung des radikaldemokratischen Neckarbundes markierte die endgültige Niederlage des progressiven Elements innerhalb der Heidelberger Korporationen. In der Weimarer Republik waren die Verbindungen bereits stramm rechts und fühlten sich als die um ihre Privilegien gebrachten „Eliten des alten Kaiserreichs“.

Kubitschek und die JLO

2010 nahm Kubitschek an einem „von Neonazis dominierten ‚Gedenkmarsch‘ für die Bombenopfer von Dresden“ teil. Genauso wie eben sein Freund Björn Höcke, der sprach davon das er mit zwei Freunden vor Ort gewesen ist.

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Alljährlich seit 1999 veranstaltete die »Junge Landsmannschaft Ostdeutschland« (JLO) in Dresden im Februar einen so genannten Trauermarsch zur Erinnerung an die Bombardierung Dresdens.

In den restlichen elf Monaten hingegen waren ihre Aktivitäten kaum bemerkbar. Im neonazistischen Alltagsgeschäft spielte die JLO keine Rolle.

Ihre kaum vorhandene öffentliche Wahrnehmung steht ihrer Bedeutung für die Szene entgegen. Eine ganze Reihe führender Aktivisten waren bzw. sind unter anderem in der JLO organisiert: Der heutige NPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel war beispielsweise JLO-Landesvorsitzender in Hessen. Der ehemalige NPD-Fraktionsmitarbeiter, Stefan Rochow, war zeitweise sogar JLO-Bundesvorsitzender.

Ein weiterer ehemaliger JLO‘ler ist Holger Szymanski. Er leitet mittlerweile den »Parlamentarischen Beratungsdienst« der sächsischen NPD-Landtagsfraktion. Für alle drei fungierte die JLO als »Durchlauferhitzer« in ihren neonazistischen Polit-Karrieren. Diese Funktion soll zukünftig offenbar gestärkt werden. Das »Nationale Bündnis Dresden« begründete seine Auflösung Ende 2010 unter anderem damit, dass die JLO »zukünftig ihre Arbeit in Sachsen wieder intensivieren« und eine Rolle als »Vorfeldorganisation« übernehmen wird.

Björn Höcke

Über Björn Höcke muss man an dieser Stelle nicht mehr viel sagen. Es gibt viele Quellen, Journalisten, Rechercheteams, antifaschistische Gruppen und Stiftungen, die seine Reden und Äusserungen dokumentieren und analysieren. 2014/2015 stieß der Soziologe Andreas Kemper bei der Recherche und Analyse einer Rede von Björn Höcke auf Texte eines „Landolf Ladig“.

Seit der Sprachanalyse der Texte und der Reden Höckes und darin enthaltenen Übereinstimmungen von Begriffen, die nur bei diesen beiden Personen vorkommen, ist sich Kemper seitdem sicher, Höcke schrieb unter Pseudonym neonazistische und NS-verherrlichende Texte für die NPD-Postillen, die von Thorsten Heise herausgegeben wurden.  Die Texte sind auch beim Zentrum für politische Schönheit dokumentiert und nachzulesen.  Mittlerweile hält ein Verfassungsschutzgutachten die Identität Höckes mit Ladig für „nahezu unbestreitbar“. Seit Sommer 2019 prüft der Verfassungsschutz, ob der Flügel beobachtet werden soll. Er gilt seit Januar 2019 als Verdachtsfall.

Herkules-Kreis

Am 27.05.2016 wurde im hessischen Friedlos der Herkules-Kreis vom Flügel, Björn Höcke, gegründet.

Quelle Osthessen-TV

In Friedlos lebte der 2018 verstorbene Heiner Hofsommer, der darauf stolz war, „Entdecker“ des politischen Talents von Björn Höcke gewesen zu sein.

In internen Schreiben werden die Bündnispartner konkreter benannt. „‘Ein Prozent‘ versteht sich dagegen als Bürgerbewegung zum Wohle unseres Landes – konkret, vor Ort, für jeden“, heißt es dort. Damit ist die Ende 2015 gegründete Bewegung „Ein Prozent für unser Land“ gemeint, die neben anderen von Jürgen Elsässer („Compact“-Magazin) und dem Leiter des Instituts für Staatspolitik Götz Kubitschek als rechte Nichtregierungsorganisation konzipiert wurde. (bnr.de berichtete)

Auf der Internetseite des Flügels heißt es zur Gründung des Herkules-Kreises: „Auch wenn der Herkules Kreis überwiegend von AfD-Mitgliedern getragen wird, soll er vor allem jenseits der Partei wirken und für alle politisch Interessierten des freiheitlich-konservativen Milieus, unabhängig von Parteizugehörigkeit o.ä. offenstehen.

Quelle: „Geschlossene Gesellschaft mit Höcke

Wahrscheinlich aber hängt die Wahl des Ortes vor allem mit Heiner Hofsommer zusammen. Der 70-jährige ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete und Mitgründer der AfD in Hessen nimmt für sich in Anspruch, als Erster Höckes politisches Talent erkannt, Deutschlands derzeit populärsten politischen Rechtsausleger entdeckt zu haben. So schilderte er es stolz in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. An diesem Freitagabend ist Hofsommer nicht so gut auf die Presse zu sprechen. Mehrfach fordert er Reporter und Fotografen auf zu gehen. Es handele sich um eine „private Veranstaltung“.Den Weg zu der „privaten Veranstaltung“ findet derweil fast alles, was in Hessen politisch zwischen dem rechten Rand der CDU und der NPD angesiedelt ist. Der Frankfurter Stadtverordnete Wolfgang Hübner von den Bürgern für Frankfurt (BFF) ist ebenso mit von der Partie wie Axel von Baumbach aus dem nahen Kirchheim. Der Forstassessor war im März für die AfD in den Kreistag Hersfeld-Rotenburg gewählt worden, hatte das Mandat jedoch nicht angetreten, nachdem die FR seine Vergangenheit in der rechtsextremen Reichsbürgerbewegung publik gemacht hatte.

Ohne die Fesseln der Parteiraison und unabhängig von tagespolitischen oder parteitaktischen Erwägungen wollen wir ein Forum für geistige Freiheit schaffen, die wir so dringend brauchen, um die relevanten Zukunftsfragen unseres Landes beantworten zu können. Glücklicherweise haben wir mit Björn Höcke einen der profiliertesten, aber auch polarisierendsten konservativen Politiker Deutschlands für unsere erste Publikumsveranstaltung gewinnen können.

Aus Neuhof bei Fulda reist mit Jens Mierdel ein junger AfD-Kreistagsabgeordneter an, der zumindest in der Vergangenheit bei der vom hessischen Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“ mitgemischt hat. Auch ein Vertreter der relativ neuen Gruppierung „Bündnis Deutscher Patrioten“, die sich in den sozialen Netzwerken als eine Art Best-of rechter Deutungsmuster präsentiert, jedoch ohne den intellektuellen Anspruch anderer rechter Gruppen, ist vor Ort.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und Sie können diese Einladung gerne an Gleichgesinnte weitergeben.“ Übersetzt heißt das: einen Raum schaffen für potentielle Geldgeber und Entscheider aus Politik und Wirtschaft, die sich nicht trauen, offen zur AfD zu stehen. Seit der Gründung des Herkules-Kreises ist nichts mehr öffentlich bekannt geworden. Totgeburt oder konspirativer elitärer Zirkel, der sich im geheimen trifft?

Junge Alternative der AfD

Der Kasseler Stadtverordnete und JA-Vorsitzende Michael Werl schaffte es dieses Jahr (2019) in den hessischen Landesvorstand der Jungen Alternative. Die Junge Alternative wird vom hessischen Verfassungsschutz ebenfalls als Verdachtsfall geführt. Immer wieder werden Chats geleakt, die den Extremismusverdacht erhärten.

Quelle HNA: Gegen zwei führende Politiker der AfD in Stadt und Kreis Kassel werden schwere Vorwürfe erhoben. Sie wehren sich vehement gegen angebliche Belege, sie wären Neonazis. Michael Werl und Florian Kohlweg sollen auf Facebook rechtsextreme Ansichten vertreten und sich zum Nationalsozialismus bekannt haben. Das sollen Gesprächsprotokolle belegen, die linke Gruppen im Internet veröffentlicht haben. Werl und Kohlweg weisen sie als Fälschungen zurück.

Erst wenn etwas bekannt wird und nicht geleugnet werden kann, trennt man sich eher von den auffällig gewordenen Mitgliedern. Auch bei der AfD. Auch Michael Werl stand einige Zeit in Verdacht, sich in Chats als Nationalsozialist geoutet zu haben. Werl leugnet es und stellte Strafanzeige. Die Chats seien gefälscht. Staatsanwältliche Ermittlungen konnten den oder die Urheber der Chats nicht ermitteln oder eindeutig klären, ob es sich um Fälschungen handele oder nicht. In diesen Chats will Werl auch geäußert haben, dass er „Fuchs“ in der neonazistischen Burschenschaft Germania Kassel sei, in dessen Haus er 2 Jahre gewohnt hatte.

Junge Alternative Landesvorstand Hessen

Recherche von Gegen die AfD / Januar 2019: Noch vor wenigen Tagen (gemeint ist 2018/2019) ekelte sich Robert Lambrou, Landesprecher der AfD Hessen über die Äußerungen eines Höcke-Anhängers Carsten Härle, wirkt aber “unterstützend” bei der gestrigen Wahl gleich zweier Höcke-Anhänger im neuen Landesvorstand der Jungen Alternative Hessen mit.

Die Junge Alternative ist vor wenigen Tagen zum Verdachtsfall erklärt worden. Der Verfassungsschutz kann hier also mit nachrichtendienstlichen Mitteln die Jugendorganisation der AfD überwachen. Angesichts der Verstrickungen und Verflechtungen zum “Flügel” um Björn Höcke, zu der Identitären Bewegung, zum Institut für Staatspolitik und zur Patriotischen Plattform nicht verwunderlich, sondern geboten.

Die   des Björn Höcke vom 17. Januar 2017 fand wegen der Doppeldeutigkeit zum “Denkmal der Schande” viel Beachtung. Weniger Beachtung in der Öffentlichkeit fand der Umstand, dass Höcke diese Rede vor der Jungen Alternative hielt und ihr zurief: “Ich möchte, dass ihr euch im Dienst verzehrt. Ja, ich möchte euch als neue Preußen. Ich weise euch einen langen und entbehrungsreichen Weg. Ich weise dieser Partei einen langen und entbehrungsreichen Weg. Aber es ist der einzige Weg, der zu einem vollständigen Sieg führt, und dieses Land braucht einen vollständigen Sieg der AfD. ”.

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Am selben Tag, an dem das Bundesverfassungsgericht am Vormittag urteilte, warum es die NPD als bedeutungslos, als verfassungsfeindlich und als dem Nationalsozialismus wesensnah ansah. Jens Maier rief als Vorredner in die jubelnde Menge “Wer hat denn die NPD wirklich marginalisiert [also bedeutungslos] gemacht? […] Wir waren das von der AfD! Denn wir sind diejenigen, die den Patrioten in diesem Land eine echte Heimat bieten können. Viele haben die NPD deshalb gewählt, weil dies die einzige Partei war, die immer entschlossen zu Deutschland gestanden hat.

Dabei schwingt mit, was Dubravko Mandic (ehemals im Vorstand der Patriotischen Plattform) im März 2014 in einer Facebookgruppe der Jungen Alternative schrieb: Von der NPD unterscheiden wir uns vornehmlich durch unser bürgerliches Unterstützerumfeld, nicht so sehr durch Inhalte.

Anstatt nun aber auf dem  der Jungen Alternative die Auflösung der Jugendorganisation zu beschliessen, wurde dieser Antrag abgelehnt und ein neuer Vorstand gewählt:

Wer sind diese neuen Landesvorstände?

Und vor allem: Wird mit ihnen eine Distanzierung von der Identitären Bewegung oder vom Höcke’schen Flügel gelingen?

Wie weit reicht der Einfluss der neonazistischen Burschenschaft Germania in IB, AfD und Junge Alternative, und dessen Verbindungen zum Höcke-Flügel über das Burschenschaftsmitglied der Germania Torben Braga kein Zufall sein dürften?

Die Beziehungen zur Germania von Philipp Stein, Max Kolb und Jan Nolte MdB sind mittlerweile bekannt, bei Michael Werl sind Zweifel nicht ausgeräumt, und neu im Fokus: Pana und Mierdel.

Landessprecher Jens Mierdel

Jens Mierdel kommt aus dem Wahlkreis von Martin Hohmann, der wegen einer antisemitischen Rede 2003 im Bundestag (“Juden als Tätervolk”) in die Kritik geraten ist, und wegen der Personalie Jens Mierdel sich positiv zur Identitären Bewegung äußerte. “ Der Spitzenkandidat der AfD [Jens Mierdel] für den Landtagswahlkreis Fulda I war selbst bis 2015 Aktivist der Identitären Bewegung – wie er erst jüngst, nach mehreren entsprechenden Berichten der FR, gegenüber der Fuldaer Lokalpresse zu Protokoll gab. ” . Mierdel reiste 2016 auch zum “Herkules-Kreis” an – einer Vorfeld-Organisation, die 2016 gegründet wurde, und dessen Einladung zur Gründungsveranstaltung sich auf der Internetseite des Flügels findet : Hofsommer, Höcke, Lichert waren zugegen. Und mit dabei: Jens Mierdel. Das Ziel des Herkules-Kreises: einen geschützten Raum für eine geschlossene Gesellschaft mit dem freien Meinungsaustausch mit Höcke bieten – ohne dass die Öffentlichkeit mitbekommt, wer sich da mit Höcke aus Politik und Wirtschaft trifft. Andreas Lichert war in Halle an einem Hauskauf für die Identitären bevollmächtigt.

Die identitäre Vergangenheit von Jens Mierdel ist bereits seit 2016 bekannt und soll sich an Aktionen und Treffen der IB beteiligt haben.

Landessprecher Michael Werl

Nachdem Björn Höcke seine Dresdner Rede hielt, wollte die damalige Parteivorsitzende der AfD, Frauke Petry, Höcke loswerden. Sie warb für ihren Zukunftsantrag um Unterstützung für den bevorstehenden Parteitag in Köln – auf dem sie dann vom Höckelager entmachtet wurde. Zu dem Zukunftsantrag Petrys gab es einen Gegenantrag vom Höckelager, der die AfD weiterhin als Fundamentalopposition ansah. Unter den Unterstützern: Michael Werl.

Dabei geriet er vorher in die Schlagzeilen, weil er sich in einem Chat mit einem Neonazi als “Nationalsozialist” geoutet haben soll . Werl bestritt das, ebenso seine Mitgliedschaft in der neonazistischen Burschenschaft Germania, die der Auslöser für die Recherchen der Frankfurter Rundschau war , und recherchierten, dass Werl zwei Jahre im Verbindungshaus der Germania in Kassel gewohnt hatte. In diesem Zusammenhang wurden die Chatprotokolle zwischen Werl und Lars S. veröffentlicht , in denen Werl seine Mitgliedschaft bei der Germania als “Fuchs” erwähnte.

Kasseler Stadtverordnete zeigten sich ob der Enthüllungen bestürzt: “ Werl ist kein besorgter Bürger, sondern ein Bürger, der Besorgnis hervorruft.” Werl bestritt die Echtheit der Chatprotokolle. Die Frankfurter Rundschau legte nach und veröffentlichte Indizien, die für die Echtheit der Chatprotokolle sprechen könnten. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, stellte aber die Ermittlungen dann ein, weil sich der Urheber der Chatprotokolle nicht ermitteln liess . Die örtliche Antifa-Gruppe TASK wehrte sich gegen den Vorwurf der Fälschung  und kritisierte die lokale Berichterstattung dazu .

Michael Werl war vor seiner AfD-Mitgliedschaft Landesschriftführer der Republikaner in Hessen.

Stellvertretender Landessprecher Patrick Pana

Patrick Pana nahm ebenfalls an einer Veranstaltung “Junges Europa” der Burschenschaft Germania am 24.11.2018 teil.

An dem Nachmittag gab es drei Vorträge. Referenten waren: Benedict Kaiser, Antaios-Autor; Philip Stein, inaktiver Bursche der Germania und Inhaber des “Jungeuropa”-Verlages; Alain de Benoist, einer der wichtigsten Autoren der “Nouvelle Droite”, auf die sich Götz Kubitschek und Martin Sellner beziehen. Alles in allem ein Vernetzungstreffen junger IBler und AfDler. Mit dabei: Patrick Pana.

Burschenschaft Germania
Die Burschenschaft Germania Kassel ist ein Ableger der Burschenschaft Germania Marburg. Bekannte Burschenschafter der Germania Marburg sind Philipp Stein (einprozent) und Torben Braga (Pressesprecher der AfD Thüringen).

Der „neurechte“ Aktivist Philip Stein(links) von der Burschenschaft Germania Marburg mit Sebastian Spahn -Quelle IDM

Im April 2017 fand ein Treffen von Jungen Alternativen, Burschenschaftern und Identitären im Burschenschafthaus der Germania Marburg statt.

Wer die Verbindungen zur AfD, zur Identitären Bewegung und zu den völkischen Studentenverbindungen einsehen will sollte sich auch unsere Recherche zu „Nicht nur drei Likes“ anschauen.

Die Fakten & rechtsextremen Hintergründe, von denen „PanoramaGate“ ablenken soll

An dem Wochenende soll es zur Gründung einer Ortsgruppe der Identitären Bewegung in Marburg gekommen sein. Bekannt wurde das Treffen, weil vermummte Teilnehmer auf Fotografen losgingen.

Landeskongress der Jungen Alternative Hessen auf dem Haus der Marburger Burschenschaft Germania – Angriff auf Antifaschisten – Bildquelle Stadt, Land, Volk – https://stadtlandvolk.noblogs.org/post/2017/05/14/landeskongress-der-jungen-alternative-hessen-auf-dem-haus-der-marburger-burschenschaft-germania/

Aber auch die Germania Kassel machte mit rechtsextremen Bezügen Schlagzeilen. So posteten sie ein Hitlerzitat oder luden den ein oder anderen einschlägig bekannten Rechtsextremisten ein.

Kagida
Der Kasseler Pegida-Ableger hatte sich nach etwa 4 Monaten dann schon wieder totgelaufen. Damit hielt er sich immer noch länger als andere westdeutsche Pegida-Ableger. Ob es das „Erfolgsgeheimnis“ von Kagida-Gründer und Demo-Anmelder Michael Viehmann war, stadtbekannte Hooligans und Neonazis als Ordner einzusetzen?

Verbindungen Kagida und Thorsten Heise: Der aus Katlenburg stammende Gianluca Bruno ist bekannt für seine Teilnahme an einigen extrem rechten Kundgebungen.
Erstmals öffentlich wahrnehmbar trat G. Bruno – geboren am 29. Dezember 1993 – im Umfeld der AG Rhumetal, sowie der „Kameradschaft Northeim“ auf, die nach dem Umzug von Thorsten Heise ins thüringische Eichsfeld auch unter dem Namen „Kameradschaft Eichsfeld“ bekannt wurde. Privat versuchte Bruno sich eine Weile als Amateurrapper. Gemeinsam mit dem Nazi Pascal Schwarz (alias „MC Calle“) und weiteren bekannten Nazis aus Northeim trat er mäßig erfolgreich unter dem Label „Village Recordz“ (VR) auf.
Abseits dieses musikalischen Exkurses nahm er jedoch zunehmend gemeinsam mit Nazis aus dem Umfeld der Kameradschaft Northeim und der NPD an diversen Aufmärschen und Kundgebungen teil, unter anderem am 22.12.2014 bei einer Veranstaltung des PEGIDA-Ablegers „KAGIDA“ in Kassel und am 01.05.2015 am NPD-Aufmarsch in Erfurt. Am 11.01.2016 war Bruno außerdem gemeinsam mit Pascal Zintarra an einem Angriff von 215 Nazis und rechten Hooligans auf den linksalternativen Stadtteil Connewitz in Leipzig beteiligt (Recherche Connewitz-Angriff). Auch auf den Rechtsrockveranstaltungen des Nazikaders Thorsten Heise setzt sich der junge Nazi in Szene. So besuchte er am 13.06.2015 den jährlichen stattfindenden Eichsfeldtag in Leinefelde. Auch in den darauffolgenden Jahren, am 28.05.2016 sowie am 06.05.2017, nahm Bruno am Eichsfeldtag teil, gehörte zum Organisations-und Aufbauteam vor Ort und übernahm struktuelle und organisatorische Aufgaben als Ordner. Gianluca Bruno ist bei Kundgebungen und Demonstrationen dabei keineswegs nur Mitläufer, sondern fungierte zum Beispiel am 10. und 17. Januar 2016 bei den Kundgebungen „Northeim wehrt sich“ sogar als Redner und Anmelder.

Der Kasseler AfD-Chef Mattis will jedenfalls keine Neonazis gesehen haben – und unterstützte die montäglichen „Spaziergänge“. lange hörte man von Viehmann nichts mehr, seit er sein Glück in Dresden bei Pegida-Bachmann versuchte. Auch das war genau so wenig von Erfolg gekrönt, wie seine „Geschäfte“.

Thule-Seminar
Das Thule-Seminar galt lange vor Kubitschek und Elsässer (Compact-Magazin) als wichtigste Ideenschmiede der Neuen Rechten (Nouvelle Droite um Alain de Benoist) und als deutscher Ableger der französischen Bewegung – bis Kubitschek Pierre Krebs den Rang abgelaufen hatte.  Heute soll Krebs eine Druckerei gehören.

Quelle Apabiz: War das Thule-Seminar seit der Gründung 1980 eng mit dem ->Grabert-Verlag verbunden, kommt es 1983 offiziell zur Trennung. Die Stiftung Kulturkreis 2000 verbleibt beim Grabert-Verlag, der in seiner Tochter-Gesellschaft, dem Hohenrain-Verlag, weiterhin Beiträge des Thule-Seminars veröffentlicht. Eine direkte Untergliederung des Seminars ist der Ariadne Kunst- und Buchversand (gegründet 1988). Laut einer Selbstdarstellung versucht sich das Thule-Seminar 1995 neu zu strukturieren: Je nach finanziellem Einsatz kann man nach Absegnung durch den Vorstand Mitglied werden in einem Muninnkreis für reguläre und Fördermitglieder (Jahresbeitrag 250
DM), einem Huginnkreis für aktive Mitglieder (500 DM) oder einem Gunkirkreis (1500 DM). Die Mitglieder von Letzterem werden einmal im Jahr zu einer internen Sitzung auf eine Burg eingeladen. Alle Geldgeber gehören zu einem Konvent, der sich einmal im Jahr zu einem Kolloquium trifft.

Thorsten Heise

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Die Kristallisationsfigur der Neonaziszene. Der Göttinger baute die Kameradschaft Northeim auf, zog sich dann ins Eichsfeld zurück und baute dort die Eichsfelder Kameradschaft auf. Er ist Vize-Vorsitzender der NPD, organisiert Rechtsrockkonzerte und das Schild- und Schwert-Festival (Die Abkürzung ist aufschlussreich).

Er soll als Kopf von Combat 18 (Kampftruppe Adolf Hitler), dem bewaffneten Arm der verbotenen Organisation Blood & Honour, gelten.  Fotos zeigen ihn mit dem britischen Gründer des B&H, William Browning. Auch Stanley Röske zählt als wichtigste Figur zur C18-Szene.

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Er soll Kassierer sein – was eine Organisationsform nahelegt. Blood & Honour ist verboten – sein bewaffneter Arm C18 jedoch nicht. Aus diesem Umfeld soll der mutmaßliche Mörder von Lübcke stammen.

Meldung 1995 zum Konzert mit C18 Band No Remorse

Nazitreffen verhindert

Das vom ehemaligen niedersaechsischen FAP-Landesvorsitzenden
Thorsten Heise fuer Samstag, den 16.12.1995, angekuendigte
Treffen von Neonazis konnte verhindert werden.
Die Autonome Antifa (M) hat das geplante Treffen und Konzert
mit der Nazi-Gruppe „No Remorse“ (GB) bereits eine Woche vorher
bekannt gemacht und damit den politischen Druck auf die
staatlichen Behoerden aufgebaut, der zum Verbot des
Nazitreffens gefuehrt hat. Die Absicht der Polizei, das ihr
bekannte Nazitreffen wie bereits am 21. Oktober diesen Jahres
erneut vor der Oeffentlichkeit geheim zu halten, ist nicht
aufgegangen. Damals konnten ueber 1.000 Neonazis zunaechst
ungestoert in Northeim und der Umgebung randalieren.
Fuer den 16.12.1995 hatte das Antifaschistische Buendnis aus
Autonomen, Gewerkschaftlern, Gruenen, PDS und anderen
Initativen zu einer Blockade von Heises Nazizentrum im
Northeimer Mittelweg aufgerufen, an der sich rund 100 Leute
beteiligten. Gleichzeitig wurden die Versuche von Thorsten
Heise im Ostharz einen Ausweichort fuer das Nazitreffen zu
finden beaeugt. Doch auch dort scheiterte Heise.
Die Blockade war Auftaktaktion einer Reihe gemeinsamer
Aktivitaeten des Antifaschistischen Buendnis. Am Neujahrstag
veranstaltet das Antifaschistische Buendnis um 17.00 Uhr am
Marktplatz/Gaenseliesel eine Kundgebung fuer Alexander Selchow,
der vor 5 Jahren von Nazi-Skins ermordet wurde. Im Fruehjahr
wird in Northeim ein Antifaschistischer Aktionstag gegen die
braunen Machenschaften des Thorsten Heise stattfinden.

Die Autonome Antifa (M) wird auch in Zukunft trotz der
anstehenden Prozesse entschlossen den neofaschistischen
Aktivitaeten in der Region entgegentreten.

Autonome Antifa (M) , 17.12.1995

Heise und Höcke kennen sich. Das bestreitet keiner der beiden. Sie wohnen nicht nur in den benachbarten, nur wenige Kilometer auseinanderliegenden, Orten Fretterode und Bornhagen, ihre Kinder gehen auf eine gemeinsame Schule. , Heise soll zudem Höcke 2006 beim Umzug ins Eichsfeld geholfen haben und an mehreren Sommerabenden in Höckes Garten gesehen worden seinHöcke hatte vor seinem Landtagsmandat als Lehrer in Bad Sooden-Allendorf (Werra-Meißner-Kreis) gearbeitet. Thorsten Heise soll man dort des Öfteren beim Einkaufen antreffen.

Höcke und Heise werden sich nun öfter sehen – und auch sprechen -, denn beide sitzen seit Juni diesen Jahres im Eichsfelder Kreistag in Heiligenstadt.
Bei Heise wurden in einer Razzia seinerzeit Tonbänder gefunden, die Hinweise zum NSU-Trio beinhalteten Das Trio erhoffte sich von Heise Fluchthilfe ins Ausland.  Höcke sitzt im NSU-Untersuchungsausschuss im Thüringischen Landtag.

Kameradschaft Northeim

Heise, der im Zeitraum 2015/16 als Redner auf den Kundgebungen des Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen immer wieder gerne über die „Kinderteller der Antifa“ herzog, wohnte bis zum Herbst 1993 noch bei seiner Mutter.

Quelle Ausgetobt: Der Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen (FKTN; später Volksbewegung Niedersachsen) war eine neonazistische Gruppierung, welche insbesondere in und um Göttingen aktiv war. Im Jahr 2015 als Pegida-ähnliche Veranstaltungsplattform konzipiert, welche verschiedene AkteurInnen der extremen Rechten vereinen konnte, stellte sie in ihrer Endphase eine klassisch neonazistische Kameradschaft dar. Ihr Themenschwerpunkt war zu Beginn insbesondere das Thema Asyl, wogegen sie Kundgebungen an wechselnden Orten in Südniedersachsen und Nordthüringen organisierte. Später verschob sich das Zentrum der Aktivitäten nach Göttingen und die Protagonisten um Jens Wilke aus Reckershausen arbeiteten sich vor allem an der Göttinger Antifa ab. In diesem Zusammenhang wurde auch die Gewalttätigkeit der Gruppe sichtbar: Gegen mehrere ihrer Mitglieder wurde wegen der Bildung einer bewaffneten Gruppe und schwerer Körperverletzung ermittelt. Weitere prominente Mitglieder waren unter anderem Lars Steinke und Jan-Philipp Jaenecke. Im Jahr 2018 ging der FKTN in der Partei „Die Republikaner“ auf. Aufgrund erfolgreicher antifaschistischer Interventionen in Kombination mit der gnadenlosen Selbstüberschätzung Jens Wilkes ist der FKTN heute praktisch nicht mehr existent.

Diese setzte ihn vor die Tür, als deren Wohnung in Nörten-Hardenberg nach Bekanntwerden als regionaler Nazi-Treffpunkt zum wiederholten Male Ziel antifaschistischer Interventionen wurde. Er zog daraufhin mit seiner damaligen Freundin nach Northeim. Sein dort erworbenes Haus, sowie das Gelände, wurden bald eine feste Größe für bundesweite Nazitreffen.

Am 24.02.1995 wurde die FAP verboten. Unter Mitwirken Heises entstand daraufhin das Konzept der Kameradschaften. Hierbei handelte es sich um regional organisierte, militante Nazigruppen mit einer bundesweiten Vernetzung. Am 24.01.1998 trat dann erstmals die Kameradschaft Northeim beim Aufmarsch gegen die Wehrmachtausstellung in Dresden öffentlich in Erscheinung.

24.01.1998 Dresden – Demonstration gegen die Wehrmachtsaustellung – Bildquelle nicht mehr feststellbar (Vermutlich Conne-Island)

In Dresden versammelten sich am 24.01.1998 unter dem Motto „Für Recht und Wahrheit“ die Kreisverbände der NPD Sachsen. Die einzige Ausnahme bildete der Kreisverband Muldental, dessen Anreise bereits am Bahnhof Wurzen ein Ende fand. Aus anderen Bundesländern nahmen nur wenige Kader teil (u.a. Steffen Hupka, Christian Worch).

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Der Aufmarsch in Dresden kann als regionale Veranstaltung der NPD Sachsen gewertet werden, der vom Landesverband gleichzeitig als Wahlauftakt angesehen wird.

Die ca. 1.200 anwesenden Nazis, die für die Ehre der Wehrmacht und der Waffen-SS marschierten, erhielten ihre Bilder, die auch sofort in den regionalen Medien verbreitet wurden, als sei es ein Umzug einer Trachtengruppe gewesen. Das einzige erkennbare Anzeichen einer Gegenöffentlichkeit war das Läuten der Glocken, das während der Rede des Bundesvorsitzenden der NPD, Udo Voigt, zu vernehmen war.

Die Anmeldung der NPD lag dem Ordnungsamt Dresden seit dem 10.12.1997 vor. Am 15.12.1997 wurde vom Dresdner Bündnis gegen Rechts eine Demonstration „Kein Platz dem deutschen Geschichtsrevisionismus – Verbrechen lassen sich nicht leugnen“ angemeldet.

Das Ordnungsamt kam seiner Auskunftspflicht über einen etwaigen Erstanmelder an diesem Tag weder gegenüber den Anmeldern des Bündnisses, noch aufgrund einer Anfrage einer Stadtratsfraktion nach. Erst während eines Gespräches am 8.1.1998 wurde gegenüber dem Anmelder (DGB Jugend) von einer NPD-Demonstration gesprochen. Eine nachträgliche Anfrage an das Ordnungsamt, warum die Informationen fast einen Monat zurückgehalten wurden, ist nicht erfolgt. Was aber folgte, war eine Verbotsverfügung gegen die Bündnisdemo, die sich maßgeblich auf angebliche Aufrufe zur Gewalt stützte, und sich ziemlich schnell als unhaltbar herausstellte

Doch das Ziel war erreicht: Die NPD marschierte in der Innenstadt, das Bündnis gegen Rechts außerhalb – und damit kaum wahrgenommen.

Dazwischen zeigten 3.000 Polizisten Präsenz, die dafür nachträglich mit Dank überschüttetet wurden. Antifas glänzten mit Abwesenheit. Ausgehend von dem Bild, das die Stadt Dresden am 24.1. bot, entsteht der Eindruck, daß niemand ein Interesse an der Verhinderung des Naziaufmarsches hatte.

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In Erinnerung bleiben da eher Aussagen des CDU-Abgeordneten Schimpff, man sei ‘89 nicht auf die Straße gegangen, damit heute kommunistische Propaganda verbreitet werden könne, oder daß einmal mehr die Behauptung bekräftigt wurde, einige Stücke der Exposition seien gefälscht.

Die einzig ersichtliche Auseinandersetzung, die sich im Nachhinein offenbart, ist die um die angebliche Ablehnung einer PDS-Abgeordneten als Rednerin auf der Bündnisdemo. Doch damit nicht genug: Sieben Tage nach dem Desaster um den NPD-Aufmarsch entspann sich ein weiterer Streit anhand der Feierlichkeiten um das Gedenken an die Opfer des allierten Luftangriffs 1945 auf die Stadt.

Das Bündnis gegen Rechts legte eine halbe Stunde vor dem öffentlichen Termin einen Kranz nieder, um sich gegen das Verhalten des OB Wagner zum 24. Januar abzugrenzen. Von Seiten der PDS-Stadtratsfraktion wurde dem Bündnis vorgeworfen, es nutze die Trauerfeierlichkeiten für eine politische Profilierung aus. Von derselben Stadtratsfraktion kam leider kein Aufschrei, als klar war, daß die Nazimarschroute an der ehemaligen jüdischen Synagoge vorbeiführt, und dabei Parolen über die Anständigkeit deutscher Soldaten skandiert werden.

Weiterhin drängt sich der Eindruck auf, daß niemand die Bedeutung eines Aufmarsches dieser Größenordung als ernsthafte Bedrohung wahrnimmt und daß sich keine politisch relevante Kraft aus dem lokalen Klüngel löst, um gegen die Nazis vorzugehen. Die einzig nachhaltigen Einwände bezogen sich auf eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (innerhalb der Verbotsverfügung: Antifas könnten den Marsch angreifen) und dem zaghaften Versuch des Bündnisses, innerhalb ihres Aufrufs auf die Motive der NPD hinzuweisen.

Heise heiratete am 12.06.1999 Nadine Quentin im alten Rathaus in Einbeck, welche seitdem auch seinen Nachnamen trägt.

Thorsten Heise und die Kameradschaft Northeim 02/2009 in Dresden – Bildrechte KB mit freundlicher Genehmigung

Hardcore Crew Cassel
Michel F., der schon bei der Gründung der Kameradschaft Sturm 18 in Erscheinung trat, und im NSU Untersuchungsausschuss sagte, er habe mit der Neonaziszene „gebrochen“, (21) half vor 5 Jahren beim Aufbau der Hardcore Crew Cassel. Sie feierte 1 Woche vor dem Aufmarsch der Rechten in Kassel am 20.7.2019, also am 13.7.2019, ihr 5-jähriges Bestehen mit einer „Geburtstagsfeier“.

Weitere Informationen zur Hardcore Crew Cassel: In der Mitte Deutschlands, in Kassel, existiert die Bruderschaft „Hardcore Crew“, die von Neonazis gegründet wurde und sich als Rockergruppe im Umfeld der Hells Angels aufstellt. Im Juli 2015 wurde ein geplanter Schusswaffendeal publik, der zwischen einem bayerischen Neonazi und dem Anführer der „Hardcore Crew“ abgewickelt werden sollte. Doch bei einigen der heute knapp 20 Gruppenangehörigen lässt sich keine neonazistische Vergangenheit und Gegenwart feststellen. Je stärker sich die Gruppe im Milieu um die Hells Angels etabliert, umso mehr gelingt es ihr, Personen ohne eindeutigen neonazistischen Hintergrund einzubinden. Ab wann fällt die „Hardcore Crew“ aus der Kategorie „neonazistische Bruderschaft“ heraus?

Die HCC gibt sich Rocker ähnlich, obwohl die HCC kein Rocker- und Motorradclub sind. (22) So wird nach außen hin aber vermieden, offen als Neonazi-Szenetreff aufzufallen – was spätestens dann aber ins Wanken gerät, wenn stadtbekannte Neonazis auftauchen, um in „Ruhe ihr Bierchen trinken zu wollen„. Waffengeschäfte des Aufbauhelfers Michel F. wurden bereits 2015 bekannt. (23) +(24) – Der NSU-Untersuchungsausschuss tagte aber von 2012 bis 2014.

Quelle BNR: Vom selbst ernannten Retter des Abendlands zum Bordellbetreiber: Der Kasseler Pegida-Funktionär Michael Viehmann (48) versucht sich jetzt als Rotlichtunternehmer – und hat sich dafür sehr illustre Partner gesucht. Der Fall zeigt erneut, wie fließend die Übergänge zwischen rechter Szene, Rockerclubs und Rotlichtmilieu in Nordhessen sind.

Viehmann, Mitglied im bundesweiten Organisationsteam der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung und im vergangenen Jahr wegen Volksverhetzung rechtskräftig verurteilt, eröffnete im Kasseler Stadtteil Fasanenhof das „Haus 30“, in dem Prostituierte ihre Dienste anboten. Brisant: Die andere Hälfte des unscheinbaren zweigeschossigen Doppelhauses hat die Stadt angemietet, um minderjährige unbegleitete Flüchtlinge unterzubringen.

Freier Widerstand Kassel

Die Kameradschaft war für Straftaten und Schmierereien gegen Migranten und politisch Andersdenkende verantwortlich.  Es bestand eine Verbindung zum Freien Widerstand Dortmund. Bei Demos half man sich gegenseitig aus.

David R. (3.v.l.) und der „Freie Widerstand Kassel“: Dresden im Februar 2009 – Bildquelle Recherche Nordhessen

Bei einer solchen Demos in Dortmund im Mai 2009 wurden Stephan E. und Markus H. verhaftet.

„Jetzt komme ich zur Stadt Kassel. Da gab es ursprünglich — wir reden jetzt über die späten Neunzigerjahre und die frühen Zweitausenderjahre — eher einzelne Splittergruppen, aber nicht unbedingt irgendeine dominierende Organisation. Das Label ,Freier Widerstand Kassel‘, das man aus der jüngeren Berichterstattung, z. B. unserer, kennen kann, ist erst Mitte der Zweitausenderjahre aufgetaucht. Da gab es anfangs einen recht hohen Anteil von Funktionären der NPD oder der Jungen Nationaldemokraten —JN , also der NPD-Jugendorganisation, die aber wiederum aus der Kameradschaftsszene kamen.

Das ist das Doppelte, das es da gern gibt. Erst seit 2010 sind sie deutlicher als Autonome Nationalisten konturiert. Es gab eine Zeit, in der der Freie Widerstand Kassel sehr aktiv dabei war, schwarze Listen im Internet, in internen Foren, zu veröffentlichen: schwarze Listen mit Namen und Daten bekannter Nazigegner in der Region, zum Teil inklusive Stadtplanauszügen, also mit Hinweisen, wie man zu ihren Wohnadressen kommt — ein unverhohlener Aufruf zur Gewalt.

Dem sind allerdings, soweit ich weiß, außer ein bisschen Psychoterror nie Taten gefolgt. Gleichwohl ist es massiv beunruhigend, wenn es Neonazis gibt, die ihre Energie da hineinstecken. 282 Funke, Sitzungsprotokoll UNA/19/2/11–19.02.2015, S. 56-58. 121 Eine Gruppierung, von der Sie hier natürlich schon das eine oder andere gehört haben und die auch in unserer Berichterstattung immer eine große Rolle spielt, ist Sturm 18. Die 18— auch das muss noch einmal gesagt sein — ist ein Zahlencode. Das ist bei Nazis sehr beliebt; das haben sie sich von den Hells Angels abgeguckt. Während die Hells Angels ihren Namen mit der Zahl 81 abkürzen —für HA , machen es die Nazis andersrum: Da steht die 18 fürAH, also fürAdolf Hitler, so, wie z. B. die 88 für,Heil Hitler!‘ und die 28— BH —für Blood & Honour stehen. Da gibt es diverse Zahlencodes. Hier ist es nun also die 18—besonders beliebt. Sturm 18 ist in etwa seit der Jahrtausendwende, also seit 1999/2000, auszumachen. Da gab es zunächst eine Vororganisation, gegründet von Stanley R. Er stammt aus Leipzig — glaube ich, ich bin nicht ganz sicher, jedenfalls aus den neuen Bundesländern , lebt aber seit geraumer Zeit im Raum Kassel. Sie wurde von ihm und möglicherweise von einem Herrn Michel F. gegründet, wurde aber später von dem medial einschlägig bekannten Bernd Tödter übernommen. Das wiederum ist eine Kameradschaft, die von ihrem Erscheinungsbild, ihrem Auftreten und auch von ihrer inneren Organisation her eher dem Klischeebild von Neonazis entspricht, sprich: meistenteils Skinheads, Bomberjacke und Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln. Zumindest bei der Führungsriege en tspricht das komplett dem, was man sich vorstellt. Irgendein Kollege von mir hat geschrieben: Wenn man einen Neonazi malen müsste, würde man das genau so tun, wie Bernd Tödter auftritt. Das ist eine Organisation, bei der es, anders als bei den Autonomen Nationalisten, die sich auch die innere Organisation ein bisschen bei den Linksautonomen abgeguckt haben — eher gleichberechtigt, ohne feste Führungsstrukturen ; ganz eindeutig ist: Da ist Bernd-Tödter-der unangefochtene Kameradschaftsführer, der Chef. , Was er sagt, ist Gesetz ; ist ein Satz, den Kameradschaftsmitglieder im Gerichtsverfahren wortwörtlich gesagt haben. Das ist sicherlich nicht übertrieben. Es ist auch eine Kameradschaft, die in der Szene durchaus als ,Säuferkameradschaft verschrien ist.

Stephan E. wurde daraufhin in einem Gerichtsprozess verurteilt – Markus H. nicht. Beide Kameradschaften wurden verboten. Aus der Dortmunder Kameradschaft ging die Partei die Rechte hervor, da Parteiverbote durch das Bundesverfassungsgericht größeren Hürden unterliegen, als ein Vereinsverbot durch das Innenministerium. Um die Kasseler Kameradschaft wurde es nach der Selbstenttarnung des NSU still. Bis heute sind die Verbindungen der Kasseler Neonaziszene nicht lückenlos aufgeklärt. Wichtige Akten wurden im Landesamt für Verfassungsschutz gesperrt, darunter die Akten zu Stephan E. und Markus H. Auch was die Person von Andreas Temme betrifft, sind Fragen offen. Temme führte den V-Mann „Gemüse“ alias Benjamin „Benny“ G., dem Halbbruder von Christian W.

Kameradschaft Sturm 18

Bildquelle und Informationen – Antifa Lübeck –  https://twitter.com/AntifaLuebeck/status/1163771595480956930/photo/1

Von Michel und Stanley R. gegründet und aufgebaut, zuletzt geführt von Bernd T. Bernd T. saß wegen Gewaltdelikte bis Sommer diesen Jahres im Gefängnis.

Quelle BNR: Ins Visier der hessischen Justizbehörden ist ein seit 2012 existierendes bundesweites Neonazi- und Rocker-Netzwerk in Gefängnissen gerückt. Dessen Initiator ist auch auf der Liste der Sicherheitsbehörden zu möglichen Kontaktpersonen zum NSU verzeichnet.

Neue Neonazi-Knasttruppe will nach dem Verbot der HNG die Lücke füllen

Seit gestern berichten die Medien über ein von den hessischen Justizbehörden „entdecktes“ Geheimnetzwerk von inhaftierten Neonazis, das streng hierarchische Organisationsstrukturen aufgebaut habe. Initiator der „AD Jail Crew“ („Aryan Division“) ist der langjährig bekannte Neonazi Bernd T. (Jg. 1974) aus dem hessischen Kassel. T., als Nummer 115 auf der 129-köpfigen Liste der Sicherheitsbehörden zu möglichen Kontaktpersonen des NSU, ist unter anderem wegen Tötung eines Obdachlosen vorbestraft und gegenwärtig in anderer Sache im hessischen Hünfeld inhaftiert.

Im Oktober 2012 gab T. – vom Knast aus – in einem Rocker-nahen Szene-Blatt kund: „Wir sind eine wilde Horde aus den verschiedensten Clubs aus dem gesamtdeutschen Raum (mittlerweile auch darüber hinaus), die EINES gemeinsam haben – z. Zt. der staatlichen Willkür ausgesetzt, da ALLE (noch) in Haft sitzen.“ T. weiter: „Da wir die Schnauze voll von sog. Gefangenenhilfsorganisationen haben … wurde die ‘AD‘ als Alternative von und für Brüder & Schwestern am 20.04.2012 in der JVA Hünfeld ins Leben gerufen.“ Als Kontaktadresse gab T. seine Haftadresse JVA Hünfeld an.

Im Kasseler Stadtbild fallen sie unangenehm pöbelnd auf. Bernd T. wollte die Kameradschaft Sturm 18 (18 steht für den ersten und achten Buchstaben im Alfabet = AH = Adolf Hitler) am 20. April 2014 als Verein beim Amtsgericht in das Vereinsregister eintragen lassen. (26) Auch bei Bernd T. fand die Polizei bei Hausdurchsuchungen Waffen.

„Drinnen wie draußen – eine Gemeinschaft“

Quelle BNR: T. zufolge will seine Organisation  Kontakt zu Gefangenen in den Haftanstalten mehrerer Bundesländer aufgenommen haben; darunter sind die Städte Kassel, Fulda, Weiterstadt, Frankfurt, Leipzig, Dresden, Tonna, Hamburg, Kiel, Burg, Brandenburg, Magdeburg, Stuttgart. Gelsenkirchen, Butzbach, Torgau und Saarbrücken. Als „Zeichen der Verbundenheit“ dieser Neonazi-Rocker-Melange fungiert ein Adler im Sturzflug, der in seinen Krallen die Szene-Ziffer „14“ hält. Bis „auf ein paar Ausnahmen“ ist bei der Knast-Truppe „jeder willkommen“. In seinem Gründungsaufruf gab sich T. ganz pathetisch: „Drinnen wie draußen – eine Gemeinschaft!“

Der Hardcore-Neonazi T. ist Gründer der gewaltbereiten Kasseler Neonazi-Gang „Sturm 18“. 2002  forderte er  auf der Homepage des „Sturm 18“: „Zu den Waffen, Kameraden, und zwar gleich.“ Kurz danach stürmten SEK-Beamte die Wohnung T.s und beschlagnahmten eine Schreckschusswaffe mit durchgebohrtem Lauf und umfangreiches Neonazi-Propagandamaterial.

Im NSU Untersuchungsausschuss in Hessen war die Kameradschaft Sturm 18 auch Thema, nicht ohne Grund ist dies interessant auch für die Ermittlungen im Mordfall Lübcke.

„Jetzt komme ich zur Stadt Kassel. Da gab es ursprünglich — wir reden jetzt über die späten Neunzigerjahre und die frühen Zweitausenderjahre — eher einzelne Splittergruppen, aber nicht unbedingt irgendeine dominierende Organisation. Das Label ,Freier Widerstand Kassel‘, das man aus der jüngeren Berichterstattung, z. B. unserer, kennen kann, ist erst Mitte der Zweitausenderjahre aufgetaucht. Da gab es anfangs einen recht hohen Anteil von Funktionären der NPD oder der Jungen Nationaldemokraten —JN , also der NPD-Jugendorganisation, die aber wiederum aus der Kameradschaftsszene kamen. Das ist das Doppelte, das es da gern gibt. Erst seit 2010 sind sie deutlicher als Autonome Nationalisten konturiert. Es gab eine Zeit, in der der Freie Widerstand Kassel sehr aktiv dabei war, schwarze Listen im Internet, in internen Foren, zu veröffentlichen: schwarze Listen mit Namen und Daten bekannter Nazigegner in der Region, zum Teil inklusive Stadtplanauszügen, also mit Hinweisen, wie man zu ihren Wohnadressen kommt — ein unverhohlener Aufruf zur Gewalt.

Dem sind allerdings, soweit ich weiß, außer ein bisschen Psychoterror nie Taten gefolgt. Gleichwohl ist es massiv beunruhigend, wenn es Neonazis gibt, die ihre Energie da hineinstecken. 282 Funke, Sitzungsprotokoll UNA/19/2/11–19.02.2015, S. 56-58. 121 Eine Gruppierung, von der Sie hier natürlich schon das eine oder andere gehört haben und die auch in unserer Berichterstattung immer eine große Rolle spielt, ist Sturm 18. Die 18— auch das muss noch einmal gesagt sein — ist ein Zahlencode. Das ist bei Nazis sehr beliebt; das haben sie sich von den Hells Angels abgeguckt. Während die Hells Angels ihren Namen mit der Zahl 81 abkürzen —für HA , machen es die Nazis andersrum: Da steht die 18 für AH, also für Adolf Hitler, so, wie z. B. die 88 für,Heil Hitler!‘ und die 28— BH —für Blood & Honour stehen. Da gibt es diverse Zahlencodes. Hier ist es nun also die 18—besonders beliebt. Sturm 18 ist in etwa seit der Jahrtausendwende, also seit 1999/2000, auszumachen. Da gab es zunächst eine Vororganisation, gegründet von Stanley R. Er stammt aus Leipzig — glaube ich, ich bin nicht ganz sicher, jedenfalls aus den neuen Bundesländern , lebt aber seit geraumer Zeit im Raum Kassel.

Sie wurde von ihm und möglicherweise von einem Herrn Michel F. gegründet, wurde aber später von dem medial einschlägig bekannten Bernd Tödter übernommen. Das wiederum ist eine Kameradschaft, die von ihrem Erscheinungsbild, ihrem Auftreten und auch von ihrer inneren Organisation her eher dem Klischeebild von Neonazis entspricht, sprich: meistenteils Skinheads, Bomberjacke und Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln. Zumindest bei der Führungsriege entspricht das komplett dem, was man sich vorstellt. Irgendein Kollege von mir hat geschrieben: Wenn man einen Neonazi malen müsste, würde man das genau so tun, wie Bernd Tödter auftritt. Das ist eine Organisation, bei der es, anders als bei den Autonomen Nationalisten, die sich auch die innere Organisation ein bisschen bei den Linksautonomen abgeguckt haben — eher gleichberechtigt, ohne feste Führungsstrukturen ; ganz eindeutig ist: Da ist Bernd-Tödter-der unangefochtene Kameradschaftsführer, der Chef. Was er sagt, ist Gesetz ; ist ein Satz, den Kameradschaftsmitglieder im Gerichtsverfahren wortwörtlich gesagt haben. Das ist sicherlich nicht übertrieben. Es ist auch eine Kameradschaft, die in der Szene durchaus als ,Säuferkameradschaft verschrien ist.

Da wird sehr, sehr viel Alkohol getrunken, was in Kombination mit einer auch hier bestehenden massiven Gewaltbereitschaft natürlich äußerst gefährlich sein kann und in den betreffenden Stadtteilen — in dem Fall ist es die Kasseler Nordstadt, in der die meisten Mitglieder dieser Kameradschaft ansässig sind — regelmäßig für Angst und Schrecken sorgt.

In der Kasseler Nordstadt — das muss man dazusagen — befindet sich in der Holländischen Straße nicht nur der NSU-Tatort, sondern das ist generell auch ein Stadtteil mit einem hohen Migrantenanteil. Bernd Tödter stammt ursprünglich aus Bad Segeberg. Er war dort schon in Jugendtagen rechtsextrem aktiv.

Er ist 1993 verurteilt worden, weil er zusammen mit einem Verwandten in einem Obdachlosenheim, in dem er damals selbst gewohnt hat die Behörden haben die Wohnung, in der seine Familie gelebt hat, geschlossen, weil sie in einem derart maroden Zustand war, dass es nicht mehr ging , einen, ich glaube, 58 Jährigen zu Tode geprügelt hatte.

Er hat dafür eine Jugendstrafe von dreieinhalb Jahren bekommen. Seitdem hatte er etliche weitere Vorstrafen gesammelt: Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung, Nötigung — nicht alles, was man sich vorstellen kann, aber vieles. Eine andere Gruppierung, die in diesem Kontext natürlich interessant ist, auch wenn das alles etwas länger zurückliegt, ist Blood & Honour Sektion Nordhessen.

Es gab bis zum Verbot im Jahr 2000 in vielen Regionen Deutschlands Sektionen von Blood & Honour, auch in Nordhessen. Sektionschef war ein Herr namens Uwe A. Dem ist auch die Verbotsverfügung im Jahr 2000 zugestellt worden. Wie es danach weitergegangen ist, ob sozusagen im Untergrund irgendwelche Nachfolgeorganisationen bestanden haben, entzieht sich meiner Kenntnis.

Davon ist uns jedenfalls zunächst einmal nichts bekannt. Zu den Aktiven gehörte in der Zeit vor dem Verbot ein Herr namens Christian Wenzel, der sich nach 2002 von der rechten Szene losgesagt haben will und in der Vorzeit nicht nur bei Blood & Honour, sondern generell in der Kasseler Szene sehr aktiv war. Er will sich nach 2002 zwar zurückgezogen haben, hat sich aber auch danach — das ist nachweisbar — immer noch ein bisschen in diesem Kontext bewegt.

Es sei auch erwähnt, dass er 2011 aufflog, weil er sich, als er Wehrführer einer freiwilligen Feuerwehr in einem Kasseler Stadtteil geworden war, getraut hatte, einen anderen Rechten aus der Hooliganszene, einen ehemaligen FAP-ler namens Markus E. — der kommt später noch einmal vor, dann sage ich ein bisschen mehr dazu , beim Osterfeuer als Security zu engagieren. Es gab diverse weitere jüngere Feuerwehrleute,  fünf an der Zahl, die entweder selbst dem Freien Widerstand Kassel zuzurechnen waren oder zumindest mit ihm in Kontakt waren, also zum Dunstkreis gehörten. „

Die Hooliganszene beim KSV Hessen

Gewaltbereite Hooligans aus der Neonaziszene finden sich auch beim KSV Hessen. Bei entsprechenden Aktionen von HogeSa in Köln liefen auch sie mit. Bekanntester Hooligan ist Neonazi Markus E. alias „der Fussballfan“.

Malte Ahlbrecht angebunden an Heises Combat 18 Netzwerk

Quelle: Nachdem der 1994 geborene Ahlbrecht jahrelang im Umfeld der Neonazi Kameradschaften „AG Rhumetal“ und „Kameradschaft Northeim“ agierte, verschlug es ihn Mitte der 2010er Jahre in das Nahumfeld des bundesweit agierenden Neonazi Thorsten Heise, wo Ahlbrecht den endgültigen Schritt in die politisch organisierte Neonaziszene vollzog. Er wohnte mindestens im Jahr 2017 längere Monate im Anwesen von Heise in Fretterode und konnte getrost als einer der Neonazi-Ziehsöhne und Kader von Heises Netzwerk bezeichnet werden.

Ahlbrechts rege Tätigkeit in der Neonaziszene kann man beispielhaft an einigen gut dokumentierten Daten festmachen. Am 03.10.2014 nahm er an einem Naziaufmarsch der Partei „Die Rechte“ in Hamm teil. Aus seiner Reisegruppe heraus wurden später in Hannover Geflüchtete angegriffen. Auf dem alljährlichen „Eichsfelder Heimattag“ in Leinefelde 2015 übernahm er für den Anmelder Heise Organisations- und Ordnungsdienste, gemeinsam mit dem Neonazi Fabian Zufall. Auch am 01.08.2015 war er gemeinsam mit Zufall als Ordner am Naziaufmarsch in Bad Nenndorf tätig. Fast ein Jahr später, am 10.09.2016 besuchte er den NPD Wahlkampfabschluss in Göttingen, was als „Sturm auf die Antifa Hochburg“ angepriesen wurde. Erneut trat er 2017 auf dem „Eichsfelder Heimattag“ als Teil des Organisationsteams in Erscheinung, hier als Duo mit dem als Security abgestellten Jan Bogdahn.

Als Teil von Heises Kader-Umfeld, die Unterbringung in Fretterode und die zahlreichen Organisationsaufgaben, lässt die Einbindung in die bei Heise verbandelten militanten Strukturen der verbotenen Blood & Honour Struktur mit ihrem noch legalen Ableger Combat 18 nahe liegen. Auch die dokumentierte Gesellschaft des Eschweger Neonazis Jan Bogdahn, der mehrmalig mit Ahlbrecht aktiv wurde, lässt auf eine Einbindung in die Combat 18 Struktur schließen. Bogdahn wird eine aktive Kaderfunktion in der mittlerweile verbotenen deutschen Sektion von Combat 18 nachgesagt.

Im Fühjahr 2018 griffen in Fretterode vor Heises Anwesen die beiden Neonazis Gianluca Bruno und Nordulf Heise zwei freie recherchierende Journalisten an und verletzten sie nach einer Verfolgungsjagd mit dem Auto schwer mit einem Messer und Schraubenschlüssel. In den darauffolgenden Ermittlungen gegen Heises Umfeld wurde zunächst Malte Ahlbrecht verdächtigt, der zu diesem Zeitpunkt auch in Fretterode häufig zu Gast war. Der Ermittlungsdruck auf ihn wurde mutmaßlich sehr groß. Endlich stellte sich eine Verwechslung zwischen Ahlbrecht und Nordulf Heise heraus. Auch wenn Ahlbrecht die Tat nicht beging, ist die Verwechslung nur durch die extreme Nähe von Ahlbrecht in Heises Netzwerk zu Stande gekommen. Im selben Zeitraum liegt auch der Wegzug Ahlbrechts aus Fretterode.

Eine weitere Schlüsselfigur des Combat 18 Netzwerks ist Stanley Röske, ein Mittfünfziger Neonazi der jahrelang in der Region Kassel wohnte und wirkte. 2019 zog Röske nach Eisenach. Nachweislich haben Röske und Ahlbrecht seit Jahren engen Kontakt, mindestens seit 2014. Auch Röske ist als Leiter der Kasseler Combat 18 Struktur im Nahumfeld von Heise zu finden. Er hat Mitgliedsbeiträge der bundesweiten C18 Mitglieder eingesammelt und deren Finanzen verwaltet. Seit 2001 trat er im Raum Kassel auf, wohnte in Kaufungen. Röske gehört seit vielen Jahren dem Sicherheitsdienst „Frontline Security“ an und baute später einen Teil der „Oidoxie Streetfighting Crew“ mit auf. Röske gilt – so das Zitat eines C18-Aktivisten – als „Machtmensch, bzw. er wäre gern jemand der die Zügel in der Hand hielte“. Die politische Kooperation mit Röske wird nicht zuletzt zu Ahlbrechts Wahlheimat Kassel geführt haben und ist ein Hinweis auf die enge Anbindung in die bundesweiten und Kasseler Combat 18 Strukturen.

Kassel ist nicht zuletzt besonders interessant wenn es um das Blood&Honour Netzwerk und die heutige Combat 18 Struktur geht, in der Ahlbrechts Ziehvater Thorsten Heise eine zentrale Rolle spielt. Hier wurde 2006 der Mord an Halit Yozgat durch den Nationalsozialistischen Untergrund begangen, einer dem B&H Netzwerk nahestehenden Terrorgruppe. Bis heute ist die Unterstützung dieser Tat nicht aufgeklärt, die Täter stammen direkt aus den Thüringischen Nazistrukturen, in den auch Heise aktiv ist. 2019 erschoss in Kassel mutmaßlich der Neonazi Stephan Ernst den CDU Politiker Walter Lübcke, der ebenfalls über die langjährige Zusammenarbeit mit Stanley Röske ebenfalls zahlreiche Verbindungen ins B&H/Combat 18 Netzwerk hat. Röske und Ernst sind beispielsweise schon 2002 gemeinsam beim Angriff auf eine linke Demonstration aufgefallen.

Markus H.  war Mitglied der inzwischen verbotenen FAP, zu der auch Thorsten Heise schnell zum führenden Funktionär und Landesvorsitzenden aufstieg. Ob Stephan E. auch Mitglied der FAP gewesen ist, kann zumindest aktuell nicht ausgeschlossen werden, ist aber nicht belegt.

FAP Kassel / FAP Hessen 

Die Verbindungen von Dirk Winkel zum NSU sind fließend. Bildquelle:Broschüre Kampf der FAP – 1994/ Der Rechte Rand

Die neonazistische Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei wurde 1995 vom Bundesinnenministerium verboten. Neben dem Dortmunder, als SS-Siggi bekannt, Siegfried B., hatten auch AfD-Mitglieder wie Andreas Laasch oder Markus Mössle eine FAP-Vergangenheit. Auch Jirka B. – der heute für die Thüringer AfD-Landtagsfraktion unter Höcke Propaganda entwirft „sozial ohne rot zu werden“).
Markus E., Thorsten Heise und Markus H., der Stephan E. die Tatwaffe vermittelt haben will, waren Mitglieder der FAP.

Nach Panorama-Recherchen war Markus H., Jahrgang 1976, seit frühester Jugend in rechtsextremen Kreisen aktiv. So gab er in einem internen Forum an, bereits Anfang der 1990er Jahre an einem Treffen der inzwischen verbotenen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) teilgenommen zu haben. Auch war er in jungen Jahren Mitglied der 1995 verbotenen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP).

Vereine, Organisationen und Parteien können verboten werden. Nicht jedoch ihre „Mitglieder“. Sie finden immer wieder unter anderen Namen und Rahmenbedingungen Wiederbetätigungsmöglichkeiten. Die Kasseler Neonaziszene ist militant, gewaltbereit und gewalttätig. Es ist kein Zufall, dass in Kassel 2006 Halit Yozgat und 2019 Dr. Walter Lübcke regelrecht hingerichtet wurden. Die Verbindungen in neu Rechte und neonazistische Milieus bis hin zum NSU sind unübersehbar.

Nicht nur aus den Ermittlungen und Untersuchungsausschüssen zur Aufklärung des NSU-Mordes an Halit Yozgat weiß man, dass die Szene in Kassel um die Jahrtausendwende äußerst gewaltbereit war und eine starke Nähe zu Schusswaffen und militanter Gewalt hatte. Ausgestiegene berichten, dass führende Personen der militanten Kasseler Neonaziszene in Schützenvereine gingen oder zumindest gehen wollten, einzig zu dem Zweck, um dadurch an die begehrten Waffenscheine und Waffenbesitzkarten zu kommen, um sich ganz legal Schusswaffen beschaffen zu können. Genannt wird in diesem Zusammenhang vor allem der Kasseler Dirk W., ehemaliger lokaler Anführer der 1995 verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei FAP, der nach dem Parteiverbot 1994 eine Kameradschaftsstruktur anführte. Auch Markus H., der heute der Beihilfe zum Mord an Walter Lübcke angeklagt ist, zählte zu der Struktur. Ein Ausgestiegener erzählt weiter, dass im Rahmen von Treffen der NPD Ende der 1990er Jahre darüber geraunt worden sei, dass Dirk W. eine “Untergrundorganisation” aufbauen wollte und dass hierzu Schusswaffen in Bankschließfächern lagern würden. Überprüfen lässt sich diese Behauptung heute nicht. Doch man muss davon ausgehen, dass diese Gespräche über Untergrund und Waffen zumindest dem Verfassungsschutz bekannt waren, der zu dieser Zeit schon die Kasseler Neonaziszene mit Spitzeln durchsetzt hatte.

Die Verbindungsfrau Corryna Görtz

Corryna Görtz, aus Kassel gilt als Schlüsselfigur der rechtsextremen Szene.Ihr früherer Lebensgefährte Dirk W. war Landesvorsitzender der später verbotenen Nazi-Kleinstpartei FAP. Kontakte hatte Görtz u.a. auch nach Mackenrode und Karl Polacek, aber auch zur Wikingsjugend, zur FAP, zur Szene in Kassel.

Quelle NSU Watch: Als letzte Zeugin wurde Corryna Goertz geladen. Ihre Befragung stellte sich als äußerst interessant heraus. Sie ist sowohl innerhalb der hessischen als auch der thüringischen rechten Szene gut vernetzt. Das LKA Thüringen erstellte 1997 eine Liste mit rechtsextremen Gewalttäter*innen, auf der nur zwei Frauen standen: Beate Zschäpe und Corryna Goertz. Sie war aktiv in der Wiking Jugend, der HNG und in der Nationalistischen Front.

Quelle NSU Watch: Während ihrer Zeit in der rechten Szene hatte sie auch Kontakt zu Michael S., der als V-Mann „Tarif“ vom Bundesverfassungsschutz geführt wurde sowie mit dem bekannten Rechtsterroristen Thorsten Heise.

Quelle NSU Watch: Die Zeugin lebte von 1993 bis 1998 und dann erneut von 2003 bis 2006 in Hessen. Während des letzten Zeitraums befand sie sich zur Verbüßung einer Haftstrafe in der JVA Baunatal, in der Nähe von Kassel. Als ein Abgeordneter des Ausschusses sie fragte, ob sie jemals im Internet-Café von Halit Yozgat gewesen sei, bejahte die Zeugin dies.

Eine weitere unzureichend verfolgte Spur ist die Personalie Corryna Görtz. Die heute 51-jährige war Anfang der 1990er Jahre aus Thüringen in den Raum Kassel gezogen und ein Bindeglied der militanten Naziszenen in Thüringen und Nordhessen. Der ehemalige Neonazi Michael See, der lange Jahre mit ihr vertraut war, war sich in seiner Aussage vor dem hessischen NSU-Untersuchungsausschuss sicher, dass sie zu Böhnhardt, Mundlos und anderen Personen der Jenaer Szene Kontakt gehabt hatte. In einer „Bildmappe rechtsextremistischer Gewalttäter im Freistaat Thüringen“, die das Landeskriminalamt Thüringen 1997 als internes Fahndungsmittel erstellt hatte, ist Corryna Görtz neben Beate Zschäpe als einzige Frau aufgeführt.

V-Mann Führer Temme

Im Zuge der Recherche auch zur AfD und zum mutmaßlichen Lübcke Mörder Ernst, kommt man nicht am V-Mann Führer Temme vorbei.

Was wir über den V-Mann-Führer Andreas Temme wissen.

Analyse von Gegen die AfD 2019: Letzte Woche Donnerstag erfuhr man in Hessen, dass Temme „dienstlich“ mit dem Lübcke-Attentäter befasst gewesen war. Die Opposition reagierte empört, dass der Innenminister relevante Informationen nicht von sich aus mitteilte und ein Untersuchungsausschuss steht nun im Raum. Das Innenministerium reagierte noch am selben Abend mit einer Mitteilung: Angesichts der Ermittlungen zum Mord an Lübcke „sind wir insgesamt gut beraten, uns an die Fakten zu halten, anstatt durch haltlose Thesen Verschwörungstheorien zu bedienen“, teilte Ministeriumssprecher Michael Schaich mit.

Was bisher zu Temme veröffentlicht wurde, haben wir mal zusammengetragen. Vorneweg sei erwähnt, dass alle offenen Fragen und Zweifel von Andreas Temme so ausgeräumt wurden, dass die Richter Temmes Einlassungen summa summarum für „sachlich, nachvollziehbar und plausibel“ hielten. Die Richter hielten es also für „plausibel“, dass Temme erst glaubhaft bestritt, das Internet-Cafe überhaupt zu kennen, dann glaubhaft leugnete, an dem Tattag überhaupt dort gewesen zu sein, um dann glaubhaft einzuräumen, er wollte nicht, dass seine schwangere Frau erfahren sollte, dass er in dem Internet-Café auf einem Flirt-Portal gesurft habe. Im Untersuchungsausschuss sagte der Grüne Wolfgang Wieland zu Temme: „Treten Sie mal einen Schritt neben sich und fragen Sie sich, ob Sie das alles selbst glauben würden.“

Hier also die Fakten:

Die Verbindung mutmaßlicher Lübcke Mörder Ernst + Thorsten Heise  + Identitäre + AfD

Auch wenn die Verbindungen von Ernst zu Thorsten Heise aktuell wieder Thema ist, so ist dies Thema in antifaschistischen Kreisen schon länger bekannt. Zumindest sind die Verbindungen nichts was einen wirklich wundern würde, wenn man sich mit dem Thema der Netzwerke von FAP  bis in die AfD genauer anschaut.

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Betrachtet man die Aussagen in der ersten Vernehmung von Ernst, so ergibt sich ein Bild wo eben auch die AfD ein Thema ist, und auch zur weiteren Radikalisierung von Ernst und der Szene in Kassel beigetragen hat. Das selbst hat Ernst in den Befragungen auch so gesagt, und belegt sind auch die Spende an die AfD Thüringen, sowie die Teilnahme in Chemnitz an der Demonstration der AfD.

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Wenn man die Radikalisierung betrachtet, so hat Ernst 2019 schon in der ersten Vernehmung klar gesagt was ihn wieder erneut getriggert hat. Es heißt aber nicht das Ernst nicht immer noch radikalisiert war, oder nicht mehr in der Szene aktiv gewesen ist. Dagegen spricht nur vieles, sondern eben auch die Tatsache das er sich Thorsten Heise noch 2011 getroffen hat.

Hätte Ernst es wirklich gemeint mit seinem Abschluss zur Szene hätte er sich mit dem Thema Zuwanderung nicht beschäftigt. Genauso wäre er in einem Aussteigerprogramm gewesen wie Exit oder eben anderer Derivate. Ein kompletter Abschluss zur Szene hat es zumindest nach unserer Erkenntnis und vielen anderen antifaschistischen Recherchegruppen nie gegeben. Er war nur nicht mehr auf dem Schirm der Behörden, dass kann auch ein taktischer Grund sein.

Quelle Wahlkampfspende AfD Thüringen: Es geht um 150 Euro, die der Neonazi augenscheinlich an die Bundespartei überwiesen hat. „WAHLKAMPFSPENDE 2016 GOTT SEGNE EUCH“, heißt es im Verwendungszweck. Laut den Erkenntnissen der Autonomen Antifa Freiburg soll das Geld für den besonders radikalen AfD-Landesverband Thüringen um den Landtagsfraktions- und Landesvorsitzenden Björn Höcke bestimmt gewesen sein.

„Eine solche Geldspende mitten in der Hochphase der rassistischen Stimmungsmache der Thüringer AfD unter Björn Höcke unterstreicht ein weiteres Mal, dass Neonazis sich von der AfD politisch und parlamentarisch vertreten fühlen“, kommentierte die Thüringer Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss von der Linkspartei den Vorgang.

Die Thüringer AfD will allerdings von einer solchen Zuwendung aus der Neonaziszene nichts wissen. Der Landesverband könne „ausschließen, dass es eine Spende des Herrn E. an die AfD Thüringen gegeben hat“, erklärte Pressesprecher Torben Braga. Ferner versicherte er, „dass keine Beziehung zu dieser Person“ bestehen würde und die AfD „jede Form von Gewalt aufs Schärfste verurteilen“ würde.

Ob wir Ernst abnehmen das er aus der Szene aussteigen wollte?

Schwer zu sagen, vieles spricht nicht dafür.

Warum hat er sich dann keine Hilfe gesucht?

Warum ist er nicht den Weg gegangen die andere Rechtsextreme Aussteiger auch genutzt haben?

Innerhalb der ersten Aussage (STRG + F Video) , sagte er zwar er hätte sich mehr und mehr um die Familie, und eben den Beruf kümmern wollen. Dagegen spricht aber klar die Unterstützung der AfD . Es ist bekannt das die rechtsextreme und neonazistische Szene die Lösung schon zu Kühnen Zeiten mit neuen Strategien versuchte. Einsickern und konservative Vereine unterwandern um so nicht mehr auf dem Schirm der Behörden zu erscheinen.

Der ehemalige AfD-Funktionär hatte bei der Wahl für den Hessischen Landtag kandidiert. Später habe er den heute in Untersuchungshaft sitzenden Ernst bei der Wahlparty in einem Stammlokal der AfD in Kassel gesehen, sagte der Zeuge gegenüber der Polizei. Auf Anfrage des NDR wollte sich der ehemalige AfD-Kreisvorsitzende dazu nicht äußern.

Ernst war schon 2014 und 2015 (Köln – Domplatte) klar, das er sich wieder selbst getriggert hat (Aussage Video STRG+F), gerade die AfD hat das Thema ab 2014 stark voran getrieben. Das ist die Tatsache  und Erkenntnis daraus!

Neben der Verbindung von Ernst zur AfD, ist auch die Tatsache der Treffen von Ernst mit Thorsten Heise höchst interessant. Das letzte Treffen fand im Juni 2011 statt, zumindest ist dies aus den Unterlagen des Verfassungsschutzes ersichtlich.

Stephan Ernst und die AfD Verbindungen

Nicht nur die Spende an die AfD Thüringen, sondern auch die weiteren Tätigkeiten von Stephan Ernst sind im Zusammenhang  dem ganzen Netzwerk um Thorsten Heise neu zu bewerten. Noch 2011 traf sich Ernst mit Heise, 2013 oder 2014 (Video Vernehmung) hatte er dann seine „neuerliche Erweckung“.

Fakt ist, Ernst hat nach 2011 sich weder  de-radikalisiert sondern die AfD , als Partei ab 2014 genutzt um eben als Bindeglied zwischen militanten Neonazis und eben der AfD zu fungieren.

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Dafür spricht einiges, unter anderem die Tatsache das Ernst bewusst den völkischem Flügel der AfD in Thüringen gespendet hat. Ernst vertrat genau die Positionen die die AfD und Höcke schon ab 2014 -15 nutzten.

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Weder radikalisiert sich Ernst „neu“ noch hat er vollends sich von der Szene jemals glaubwürdig getrennt. Nur zur Erinnerung, wann die ersten treffen zur Gründung der AfD stattfanden, die geschah schon Mitte 2012, dies vergessen nur sehr viele Menschen.

Quelle  Welt: Stephan Ernst, Hauptverdächtiger im Mordfall des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU), hatte offenbar enge Verbindungen zur AfD. Nach Recherchen des NDR soll Ernst die Partei im hessischen Landtagswahlkampf 2018 unterstützt haben. Er habe Wahlplakate aufgehängt und mehrere Treffen der Partei in Nordhessen besucht, sagten AfD-Mitglieder demnach gegenüber der Polizei aus. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Ernst bei einer AfD-Demonstration in Chemnitz 2018 teilgenommen hatte.

Im Video von STRG+F  das auch ein Interview mit Mike Sawallich enthält, wurde genau dies zum Thema „Man steigt nicht einfach aus, man zieht sich zurück“. Und genau dies hat Ernst auch so gemacht, denn dies ist eine Strategie die in rechtsextremen Kreisen gerne so absolviert wird, man zieht sich zurück um eben nicht mehr aufzufallen. Seine Werte, sein Denken, seine Handlungen hat Ernst nie auch nur abgelegt. Man könnte Ernst auch ganz einfach wie man ja gerne bei islamischen Tätern so gerne nutzt, als radikalisierter Schläfer bezeichnen.

Als Brandbeschleuniger gilt die AfD eindeutig, denn Ernst hat nicht umsonst die AfD unterstützt, sondern sie hat ihm das geliefert was er immer schon dachte.

Aktuelle Verbindungen der AfD in Göttingen zu Thorsten Heise

Die Göttinger Antifa hatte schon 2018 (bis 2020) die einzelnen Verbindungen zu Thorsten Heise, zur Identitären und zur AfD aufgezeigt. Wir werden hier Teilbereiche zitieren, aber auch eigene Erkenntnisse einbinden.

Göttingen ist rot. Das haben nicht nur Nazis von nah und fern immer wieder mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Ablehnung anerkannt, sondern spiegelt sich vor allem darin, dass sämtliche halbwegs ernsthaften Versuche neonazistischer Organisationen, hier Fuß zu fassen, in den vergangenen Jahren stets zurückgeschlagen wurden. Damit das so bleibt, braucht es nicht nur eine lebhafte antifaschistische Praxis und Kultur, sondern es gilt neue Organisierungsversuche frühzeitig zu erkennen und einzuordnen.

In Deutschland ist seit einiger Zeit ein Rechtsruck zu beobachten, der eine Bewegung in die politische Bedeutsamkeit gespült hat, die sich den Namen „Neue Rechte“ angeeignet hat. Das Aufkommen und der teils große Erfolg der AfD ist der sichtbarste Ausdruck dessen, aber auch daneben finden sich viele kleinere Grüppchen, etwa die Identitäre Bewegung, die im Fahrwasser der Rechtsaußen-Partei schwimmen. In Göttingen können wir uns glücklich schätzen, dass sich solche Auswüchse bisher vergleichsweise in Grenzen halten, aber auch hier sind wir vor dem Erstarken der Neuen Rechten mit Sicherheit nicht gefeit. Das zeigt sich unter anderem daran, dass es mittlerweile eine gute Handvoll neurechter Akteure in der Stadt gibt, die zunehmend politisch aktiv werden. Diese möchten wir euch im Folgenden mit ihrem politischen Werdegang vorstellen. Wir fokussieren uns dabei auf eine Gruppe junger AktivistInnen, von denen einige bereits mehrfach in Erscheinung getreten sind – Ober-Hampelmann Lars Steinke etwa – andere ihre Gesinnung aber bisher mehr oder weniger erfolgreich verbergen konnten. Die Gruppe eint, dass sie allesamt studieren (oder studiert haben) und sich vom stereotypen Bild des sozial abgehängten Neonazi mit Glatze und Gewalt-Neigung so nicht nur rein äußerlich, sondern sich auch hinsichtlich eines akademisch-intellektuellen Backgrounds unterscheiden wollen. Ideologisch bewegen sie sich dennoch in denselben Sphären, darüber kann auch ein elitäres Auftreten nicht hinwegtäuschen.

Diese Netzwerke gehen weit darüber hinaus das nur einzelne Personen hier beteiligt sind, sondern diese Personen sind im Konglumerat der AfD und der Identitären Bewegung beheimatet.

Die Einordnung der Aktivisten ist nicht ganz einfach. Viele sind Mitglieder der AfD und ihrer Nachwuchsorganisation, der Jungen Alternative. Sympathien gegenüber der Identitären Bewegung haben alle. Gleichzeitig gibt es gefestigte Beziehungen zu lokalen Neonazi-Größen der alten Schule aus der Region, etwa zum NPD-Kader Thorsten Heise. Ob die Gruppe lieber rechts-konservativer AfD-Nachwuchs oder doch Möchtegern-Kameradschaft sein will, ist ihnen selbst wohl noch nicht klar. Zudem pflegen nicht alle Kontakte untereinander, doch sie eint ihr extrem rechtes Weltbild.

Jetzt ist die Zeit zu handeln! Ob Junge AlternativeIdentitäre Bewegung oder was auch immer – das ist uns ganz egal. Für rechte Strukturen ist in Göttingen kein Platz. Erst vor wenigen Wochen waren gleich vier unserer ProtagonistInnen beim großen Neonazi-Festival „Schild und Schwert“ in Ostritz. Am Campus werden rechte Parolen gemalt. In der Innenstadt bewegen sich die AktivistInnen, als wüssten sie nicht, wo sie sind. Das hat jetzt ein Ende. Göttingen ist nicht eure Spielwiese! Wir fordern dazu auf, die neuen Neonazis wie die alten zu behandeln.

Antifa heißt Angriff! Göttingen bleibt rot!
Antifaschist*innen in Göttingen im Dezember 2018

Aktive Mitarbeiter der AfD mit Kontakten in die Rechtsextremen Szene

Aktive Mitarbeiter der AfD mit rechtsextremer Vergangenheit:  Auch heute noch sind Mitarbeiter in der AfD tätig, die eine direkte Vergangenheit in der FAP und Wikingjugend haben. Der Mitarbeiter von Björn Höcke, Jirka Buder,  bietet hier einschlägige Vergangenheit an. Im Laufe dieser Recherche werden wir dies im Einzelnen aufzeigen und diese Vergangenheit öffentlich machen. Aber auch der Bundesvize der AfD Malcomeß hatte direkte Kontakte zur Wikingjugend, auch dazu werden wir natürlich in dieser Recherche ausführlich berichten.

Jirka Buder

Mit Jirka Buder arbeitet in der  Thüringer AfD-Fraktion ein früherer Aktivist von inzwischen verbotenen Neonazi-Organisationen. Unteranderem produzierte er Lauyouts für indizierte Rechtsrock-Musik von Frank Rennicke und rechte Literatur.Heute entwirft er unter Björn Höcke Propaganda für die AfD.

Schon in 2017 hat Thüringen Rechtsaußen, aber auch Allgäu Rechtsaußen, über die Vergangenheit des direkten Mitarbeiters von Björn Höcke berichtet. Das dieser

Wikingjugend in den 1990er Jahren – Mit dabei Jirka Buder – Mitarbeiter der AfD Fraktion Thüringen – Bildquelle Thüringen Rechtsaußen – https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2017/05/09/epiose-15-von-der-wikingjugend-zu-hoecke-ehemaliger-neonazi-funktionaer-arbeitet-in-der-thueringer-afd-fraktion/

„Status 88“ – verbotene Organisationen: WJ, FAP und NF

Quelle Thüringen Rechtsaußen: Seit mindestens Frühjahr 2017 ist Jirka Buder als „Grafiker & Mediengestalter“ für die Landtagsfraktion tätig, ein paar Wochen steht sein Name bereits auf der Fraktionshomepage. Hat er die Grafik für die Veranstaltung am 1. Mai entworfen? Denkbar wäre es, denn das heutige AfD-Mitglied ist für Beobachter des bundesdeutschen Neonazis ein alter Bekannter. Anfang der 1990er Jahre war er im Trommlerzug der Neonazi-Partei „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP), der neonazistischen „Wiking Jugend“ (WJ) sowie der „Nationalistischen Front“ (NF) aktiv. Alle drei Organisationen wurden verboten. Wiederholt nahm er in den 1990er Jahren an Neonazi-Aufmärschen teil, unter anderem an der Beerdigung des Neonazis Rainer Sonntag im Juni 1991 in Dresden oder mit brennender Fackel in der Hand im November 1991 in Halbe.

1994 trat Buder aus der „Wiking-Jugend“ aus. Doch seinen Austritt begründete er nicht etwa mit deren neonazistischer Ausrichtung, sondern mit ihrer politischen Wirkungslosigkeit und mangelnder Innovation: „Man machte sich auch wenig Mühe, meine zahllosen Verbesserungsvorschläge ernsthaft zu überdenken“, klagte er. Und: „Der Erfolg der WJ erschöpft sich lediglich in der Tatsache, daß sie noch besteht. Wäre alles gut und richtig gelaufen, müßte der prägende Einfluß der WJ größer sein. Wo sind die 15 000 Jugendlichen, die nach den Worten des Altbundesführers durch die Schule der WJ gegangen sind?! – Auf der 40-Jahrfeier sah man sie…. Daran muß sich die WJ messen lassen.“

Nicht nur die Verbindung in die Wiking-Jugend ist im Bezug auf Jirka Buder interessant, sondern eben auch seine weiteren Verbindungen in die Rechtsextreme Szene.

Auch das Buder Mitarbeiter des Vize-Fraktionsvorsitzenden Peter Felser gewesen ist, zeigt nur im welchem Umfeld die AfD agiert und agiert hat. Es ist ein Netzwerk und zwar ein sehr altes Netzwerk. Man kennt sich aus der Rechtsextremen Szene in der eben auch Buder zuhause war und eben jetzt als Mitarbeiter in der thüringischen Fraktion nur da weitermacht wo er schon Ende der 80er Jahre schon gewesen ist.

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Hans-Holger Malcomeß

Hans-Holger Malcomeß leitet die Bundesgeschäftsstelle der AfD – eine Schlüsselposition.

Beate Zschäpe (3.v.r.) interessiert sich für das Angebot eines rechts-konservativen Büchertisches. – Bildquelle – https://www.antifainfoblatt.de/artikel/konservativer-r%C3%BCckenwind-f%C3%BCr-neonazi-terror

Er stand jahrelang in Kontakt zu Rechtsextremisten. Hier wäre eigentlich die AfD Bundespartei gefragt wie es sein kann dass Personen mit solch einer Vergangenheit, solche Schlüsselpositionen in der AfD erhalten.

Informationen der Antifa Dresden 1996:

Im folgenden dokumentieren wir einen Text der Nummer 13 des
„Autonomen Nachrichtendiest-Flugschrift der venceremos aus Dresden“

——–

Auch in Dresden sind feste Strukturen der Nationaldemokratischen Partei
Deutschlands (NPD) bzw. ihrer Jugendorganisation
Junge Nationaldemokraten (JN) vorhanden. Vorsitzender des NPD-Kreisverband
Dresden/Meißen ist Matthias Paul aus Weinböhla. Mit dem Verbot mehrerer
rechtsextremer Organisationen zwischen 1992 und 1994 entwickelten sich NPD
und JN zu den wichtigsten Organisationen innerhalb der rechtsextremen
Szene. Durch das Aufgreifen sozialer Themen (z.B. „Arbeitsplätze zuerst
für Deutsche“) und das geschickte Ausnutzen „rechtskonservativer“
Positionen (z.B. die Haltung der CSU zur Wehrmachtsausstellung), gelang es
der NPD / JN vor allem in den letzten Monaten ,die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit auf sich zu lenken. Viele Kader ( Führungspositionierte )
inzwischen verbotener Parteien wechselten in die NPD/JN-Reihen. Diese
Tendenz ist auch in Dresden festzustellen. So wechselte z.B. der ehemalige
stellvertretende Vorsitzende der Nationalen Offensive Sachsens, Dirk
Andrä, zur NPD. Die frühere Aktivistin der Dresdner Wiking-Jugend (WJ),
Katharina Handschuh, ist heute in der JN organisiert. Sie ist jedoch nicht
nur hier eines der führenden JN-Mitglieder.
So unterschrieb sie den Aufruf zur Großdemonstration der NPD am 1.März 1997
für München in ihrer Funktion als Bundesmädelbeauftragte der JN. Obwohl
sie diese relativ hohe Position inne hat, ist sie nicht im Vorstand der
JN, was wohl einen recht eindeutigen Schluß über die Rolle der Frau
innerhalb der JN zuläßt – nähere Ausführungen überflüssig. Schon im August
1994 fiel Katharina Handschuh auf, als sie zusammen mit Susanne Rost (ex-
WJ Dresden) und über 20 weiteren führenden Nazikadern in Berlin
festgenommen wurde. Aus einem Haus heraus griff diese Gruppe damals eine
Antifa-Demo und Presseleute mit Zwillen und Wurfgeschossen an.
Letzte größere eigenständige Aktion der NPD/JN war die Organisierung einer
Veranstaltung mit dem NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt und dem
Verantwortlichen der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ Udo Holtmann am 16.Mai
1997 in Dresden. Schätzungsweise 60, vorallem junge Leute folgten der
Einladung der hiesigen NPD in die Gaststätte „Borsbergeck“.

Bei der ersten Montagsdemo der „Dresdner Freitagsgespräche“ (DFG) am
16.Juni 1997 gegen die Einführung des Euro, waren auch NPD und JN
offiziell mit eigener Fahne zugegen, so z.B. Matthias Paul und Katharina
Handschuh. Die Dresdner bekamen dabei ein wenig personelle Unterstützung
von Kameraden aus Bayern (vermutlich aus dem Raum Bayreuth). Anwesend war
auch Jürgen Diestler, stellv. Bundesvorsitzender der JN. Initiator dieser
Demo war Hans-Holger Malcomeß, DSU-Mitglied und Hauptverantwortlicher der
DFG (mehr über ihn in venceremos September und Dezember 1996). Für
Malcomeß kann die Teilnahme von NPD/JN wahrscheinlich nicht überraschend
gewesen sein – man kennt sich halt aus alten WJ-Zeiten. So war Katharina
Handschuh z.B. noch 1994, als Malcomeß schon Mitglied der Jungen Union der
DSU war, im Gespräch für die Mitarbeit an Malcomeß‘ Schülerzeitung
„AhalbeTquadrat“.
Neben der NPD/JN erschienen auch Anhänger von Republikanern und Deutscher
Sozialer Union (DSU) auf der Demo. Wolfgang Schwarz, dummprolliger
Vorsitzender der Dresdner REPs, versuchte sich neben Malcomeß ebenfalls
als Redner. Die ca. 60 Demoteilnehmer setzten dem gesamten Trauerspektakel
noch die Krone auf, als sie über die Wilsdruffer Str. in Richtung
Hauptbahnhof marschierten.
Einschätzend kann gesagt werden, daß die Demo sehr aufschlussreich zeigte,
wohin sich die pro forma „demokratisch-rechtskonservative“ DSU hinbewegt –
weg von der strikten Abgrenzung nach ganz rechts und hin zu einer
„rechtskonservativen“ Partei mit rechtsextremistischen Schliff. Da wir die
DFG als „Seitenprojekt“ der DSU sehen (offiziell wird dies von Malcomeß
und DSU natürlich abgestritten), verstärkt sich der Eindruck, daß sie eine
Kontaktaufnahme mit Rechtsextremisten ermöglichen, ohne das
„rechtskonservative“ Antlitz der DSU zu beschädigen.

Dresdner Antifas

———–

Schon 1998 (vgl. AIB # 43, S.26) berichtete das Antifaschistische Infoblatt sehr Umfangreich zu Hans-Holger Malcomeß und dessen Verbindungen zur rechtsextremen Szene und sein Werdegang in der Wikingjugend.

In 2017 berichtete darüber auch die Zeit, und fasste den Zeitraum 1990 – 2000 zusammen, eben auch seine Verbindungen zur Wiking-Jugend.

Im Oktober 1991 findet sich Hans-Holger Malcomeß’ Name im Programm des „ersten Kulturwochenendes der Wiking-Jugend im Gau Sachsen“. Malcomeß ist da erst 17 Jahre alt und Mitglied der Deutschen Sozialen Union (DSU). Die Wiking-Jugend (WJ) bietet ihm eine Bühne, er willigt ein. Zu diesem Zeitpunkt gilt die Organisation als einer der größten Verbände junger Neonazis in Deutschland, Aufbau und Struktur sind der Hitlerjugend nachempfunden – inklusive der regionalen Einteilung in Gaue und Horte, paramilitärischer Ausbildungscamps und eines „Bundesführers“. (…)

Malcomeß versucht seine Kontakte zur Wiking-Jugend gerne als „Nationalromantisch“ zu deklarieren.

Malcomeß erklärt der ZEIT auf Anfrage, die WJ habe damals zumindest in Dresden als „nationalromantisch“ und „erlebnisorientierte bündische Jugendbewegung“ gegolten, er habe „einige Veranstaltungen“ besucht. Allerdings sei ihm „nach einiger Zeit“ klar geworden, dass es sich um eine „sowohl straff zentralistisch als auch militaristisch ausgerichtete Struktur mit offenbar neonationalsozialistischer Orientierung“ gehandelt habe. Rückwirkend bezeichnet er seinen Vortrag als „Fehler“, er sei „auf Abstand“ zur WJ gegangen. Aber, weit gefehlt die Wiking-Jugend war eine durch und durch Neonazistische Organisation, sonst wäre sie auch nicht verboten worden.

Aber, weit gefehlt die Wiking-Jugend war eine durch und durch Neonazistische Organisation, sonst wäre sie auch nicht verboten worden.

Schwarz-braun ist die DSU

Vom Zeitpunkt ihrer Entstehung an, dem Januar 1990, stellte die nach DSU ein Sprungbrett für Rechtsextremisten in das sogenannte etablierte Parteienspektrum dar. Die nur im Osten vorhandene Partei entfaltete nach der Wende ihr Relevanz aufgrund der Tatsache, dass sie eine, von der DDR unbelastete Neugründung der Wendezeit war.

Ein Beispiel für ihre fehlende Abgrenzung zur extremen Rechten ist die Konstituierung der Dresdner Gruppe der Jungen Union (JU) der DSU als Jugendorganisation der DSU. Unter den zwölf Gründungsmitgliedern im Februar 1993 befanden sich drei Mitglieder der WJ. Später stieß u.a. auch noch Frank Kaden zur Jugendgruppe. »Mit dieser Personaldecke«, schreibt er, »hatte die WJ Mitspracherecht in allen Angelegenheiten der JU«. Das Verhältnis zur DSU beschreibt Kaden als »herzlich«, was darin gipfelte, daß die WJ ab Ende 1992 über einen eigenen Klubraum in den Räumlichkeiten der DSU Dresden-Ost verfügte1, welchen sie zur Durchführung eigener Veranstaltungen nutzte. Darüber hinaus versandte die JU der DSU Einladungen für Veranstaltungen der WJ. Die Beteiligung der WJ am Ordnungsdienst für eine Wahlkampfveranstaltung mit dem DSU-Oberbürgermeisterkandidaten Reinhard Keller im Mai 1994 stellt einen anderen Höhepunkt des gemeinsamen Wirkens dar. Aufgebaut wurden die Verbindungen zur DSU über Hans-Holger Malcomeß, ab Februar 1990 Mitglied der DSU und mehrmaliger Referent bei der WJ. (vgl. AIB # 43, S.26) Auch ideologisch waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Beteiligten marginal.

Nachdem die Dresdner DSU wegen ihrer strukturellen Überschneidungen mit Rechtsextremisten publizistisches Ziel einer lokalen Antifagruppe wurde, entstand eine Anti-Antifa-Sammelstelle. Diese wurde von Mitgliedern aus unabhängigen Kameradschaften, der WJ, den REP und »Freunden der DSU« gegründet. Sie hatte die Aufgabe, »Adressen, Fotos, Funktionen usw. von Antifa-Aktivisten zu speichern«. Inwiefern diese Ideen in die Praxis umgesetzt wurden, ist nicht bekannt. Fakt ist aber, daß vergangenes Jahr aus dem Umfeld ehemaliger JU der DSU- Mitglieder, unterzeichnet mit Antikommunistische Recherchegruppe (ARG), eine längere Abhandlung über linke Strukturen veröffentlicht wurde. Deren Ziel war es, die Vergabe von städtischen Fördergeldern an alternative Vereine zu beeinflussen. Nach dem Verbot der WJ bestanden die politischen und sozialen Verbindungen fort. So veranstalteten der heutige CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Grapatin und Malcomeß im Dezember 1996 eine große Geburtstagsparty. Der offiziellen Gästeliste ist zu entnehmen, dass sich (ehemalige) Mitglieder der WJ, der REP oder des Hofgeismarer Kreises ebenso dort tummelten, wie Anhänger der Jugendorganisationen der CDU und DSU. Neben seiner Abgeordnetentätigkeit ist Grapatin gegenwärtig als jugendpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Dresdner Stadtrat mitverantwortlich, daß Fördermitteln an linksorientierte Vereine gekürzt werden. Unter ihnen sind exakt auch jene, welche ARG in ihrem Pamphlet angriff.

Die 1990er Jahre

Die 90er Jahre auch bekannt als „Die Baseballschlägerjahre“ sollten vielen auch Älteren noch lebhaft im Gedächtnis sein. Ein starker Nationalismus nach der Wendezeit, rassistische Anschläge, der Beginn des NSU Terrors.

Heimattreue Deutsche Jugend

Die „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) war eine deutsche neonazistische Jugendorganisation mit schätzungsweise 400 Mitgliedern, die 2009 verboten wurde. Die HDJ hatte viele Mitglieder der neonazistischen Wiking-Jugend aufgenommen, als diese 1994 verboten wurde.

Geschichte

Die HDJ, die 1990 als Verein eingetragen wurde, ging aus einer Splittergruppe des rechtsextremen Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) – Der Freibund hervor. Der Freibund ist eine Organisation, die sich an den Strukturen und Traditionen der Bündischen Jugend orientiert, einer Jugendbewegung, die aus der Wandervogelbewegung in ihrer zweiten Phase nach dem Ersten Weltkrieg hervorgegangen ist.

Nach einem internen Streit, der von 1975 bis 1988 andauerte, wandte sich der Freibund weitgehend vom militanten Rechtsextremismus ab. In der Folge verließ der rechtsextreme Flügel um den ehemaligen BHJ-Bundesvorsitzenden Michael Will und den ehemaligen BHJ-Schatzmeister Hans Soltner** 1990 den Freibund und gründete Die Heimattreue Jugend e. V.. Die neue Organisation hatte ihren Schwerpunkt in Norddeutschland und hatte ihren Sitz in Kiel. Zu diesem Zeitpunkt war die Organisation weitgehend bedeutungslos und umfasste nur einen kleinen Kreis von Aktivisten.

** „Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) – Der Freibund,“ in Jens Mecklenburg (ed.), Handbuch Deutscher Rechtsextremismus (Berlin: Elefanten Press, 1996), 227-229.

Broschüre des Bundes Heimattreuer Jugend in der Sammlung des niederländischen Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis. – http://www.iisg.nl/collections/althans/bro4244-nl.php

Erneuerung

Mit dem Amtsantritt eines neuen Bundesvorstandes im Jahr 1999 begann eine Erneuerung der Organisation. Im Jahr 2000 wurde der Name in Heimattreue Deutsche Jugend geändert.** Der eingetragene Verein hatte seinen Sitz in Plön, operierte aber hauptsächlich von Berlin aus, wo sich das Postfach des Vereins und seiner Zeitung Der Funkenflug befand.

** Der vollständige Name lautet „Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) – Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e. V.“.

Im Sommer 2006 lenkten Berichte über ein Zeltlager der HDJ bei Fromhausen/Detmold, an dem auch Aktivisten der verbotenen Wiking-Jugend federführend beteiligt waren, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Organisation.

Bewertung der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ – https://www.landtag.nrw.de//portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD14-2640.pdf

Bewertung der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ – https://www.landtag.nrw.de//portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD14-2640.pdf

Bewertung der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ – https://www.landtag.nrw.de//portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD14-2640.pdf

Im Herbst 2006 rückte die HDJ weiter in den Fokus, als der HDJ-Aktivist und NPD-Politiker Tino Müller in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde und die Journalistin Andrea Röpke sowie zwei Kollegen am Rande einer HDJ-Veranstaltung in Blankenfelde (Brandenburg) angegriffen wurden.

Verbot der Organisation

Mit wachsender öffentlicher Aufmerksamkeit wurde die HDJ zunehmend von den deutschen Sicherheitsbehörden beobachtet. Im Oktober 2007 verbot das Bundesinnenministerium der HDJ das Tragen von Uniformen. Gegen mehrere Mitglieder der Organisation war zuvor Anzeige erstattet worden, weil sie bei öffentlichen Versammlungen gegen das im deutschen Demonstrationsgesetz verankerte Uniformverbot verstoßen hatten. Doch auch nach dem Uniformverbot erschienen Kinder und Jugendliche auf Fotos in einer HDJ-Publikation von 2008 in Uniform. Darüber hinaus wurden HDJ-Mitglieder aufgefordert, sich nicht an das Uniformverbot zu halten.

Im Juli 2008 forderten die Bundestagsfraktionen von FDP und Bündnis 90/Die Grünen die Bundesregierung auf, ein Verbot der HDJ zu prüfen; ein paralleler Antrag der Linksfraktion folgte im September 2008.

Am 9. Oktober 2008 wurden auf Veranlassung des Bundesinnenministeriums bundesweit fast 100 Mitglieder der Organisation durchsucht. Hintergrund der Durchsuchungen waren nach Angaben des Ministeriums „tatsächliche Anhaltspunkte dafür, dass die HDJ gegen die verfassungsmäßige Ordnung gerichtet ist“.

Am 31. März 2009 wurde die HDJ vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble mit sofortiger Wirkung wegen ihrer „im Kern nationalsozialistischen Ideologie“ und einer „aktiv kämpferischen, aggressiven Haltung“ verboten. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigte das Verbot im Jahr 2010, weil sich die Ziele der HDJ eindeutig gegen die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik Deutschland richteten (AZ.: BVerwG 6 A 4.09 – Urteil vom 1. September 2010).

Organisation

Der Verband wurde von einer Bundesleitung geleitet, die laut Satzung aus dem Bundesvorsitzenden (zuletzt Sebastian Räbiger) und seinem Stellvertreter (zuletzt Thomas Eichler), der Bundesmädelführerin (zuletzt Holle Böhm), dem Bundesschatzmeister, sowie weiteren leitenden Mitgliedern bestand: dem Bundesgeschäftsführer, dem Bundesfahrtenführer, den Leitstellenführern, dem Pressesprecher, den Pressesprechern der Familien- und Freundeskreise und dem Sprecher des Ehrenrates als Vertreter der Ehrenmitglieder.  Die Bundesleitung wurde alle drei Jahre auf dem jährlichen Bundesjugendtag gewählt.

Emblem der Heimattreuen Deutschen Jugend

Ab 2009 war die Mitgliederbasis der HDJ in sieben Landesverbände unterteilt: Preußen, Mecklenburg und Pommern (die Bezeichnung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern wurde bewusst vermieden, um einen Anspruch auf das bis 1945 zu Deutschland und seitdem zu Polen gehörende Hinterpommern zu erheben), Franken, Schwaben, Hessen, Sachsen, Hermannsland (nach der fälschlich eingedeutschten Bezeichnung für den Cherusker Arminius, der im Wesentlichen das Bundesland Nordrhein-Westfalen umfasste und vor allem in Ostwestfalen aktiv war) und Schleswig-Holstein. Seit Mai 2004 gibt es vier so genannte Leitstellen als übergeordnete Struktur: Nord, West, Mitte und Süd. Letztere war auch für die Mitglieder in Österreich und Südtirol zuständig. Mitglieder, in deren Nähe keine Ortsgruppe existierte, wurden den nächstgelegenen Ortsgruppen oder den zuständigen Leitstellen zugeordnet.

Dem Verein angeschlossen waren sogenannte „Familien- und Freundeskreise“ (FFK), die den Verein materiell und organisatorisch unterstützten. So wurden auch die Familien der Kinder und Jugendlichen in die Aktivitäten der HDJ eingebunden, wodurch sich der Kreis der Sympathisanten deutlich über die rund 400 sieben- bis 29-jährigen Mitglieder hinaus erweiterte. FFK-Mitglieder legten einen Treueeid auf die Organisation ab, der grundsätzlich auf Lebenszeit galt, und die HDJ integrierte Mitglieder nach Überschreiten der Altersgrenze auf anderen Ebenen.

Bis zu einem vom Bundesinnenministerium 2007 verhängten Uniformverbot trugen HDJ-Mitglieder bei Gemeinschaftsveranstaltungen eine Pflichtuniform, die die paramilitärische Ausrichtung der Organisation unterstrich. Die männlichen Kinder und Jugendlichen trugen ein graues Hemd oder die sogenannte Jungenschaftsjacke, die an die Kleidung der Bündischen Jugend der frühen 20er Jahre erinnert. Die Mädchen und jungen Frauen trugen eine „Mädelbluse“ und einen langen blauen Rock. Die Kleidung trug Abzeichen und Embleme im militärischen Stil.

Ideologie

Die HDJ bezeichnete sich selbst als „aktive, volks- und heimattreue Jugendbewegung für alle deutschen Mädchen und Jungen im Alter von 7 bis 29 Jahren „. Wichtigstes Ziel der Organisation war „ein selbständiges Deutschland in einem Europa der freien Völker „ , außerdem wurde „gegen die Anglisierung unserer Muttersprache“ gekämpft.

Fahnenzeremonien, Geländespiele, das Marschieren in Reih und Glied mit Fahnenträgern und Fanfarenzügen sowie das Tragen einer uniformähnlichen Zwangskleidung verliehen der HDJ einen paramilitärischen Charakter. Vor allem die Landsknechttrommel mit Flammenemblem (auch ein Symbol der Hitlerjugend) wurde von der HDJ verwendet. Die Mitgliedschaft in ihren Trommelgruppen war nach historischem Vorbild nur männlichen Mitgliedern vorbehalten.

Nach Einschätzung des Berliner Verfassungsschutzes handelt es sich bei dem Verein um eine neonazistische Organisation. Er „vermittelt systematisch ein rechtsextremistisches Weltbild, das auf dem Ideal der ‚Volksgemeinschaft‘ beruht. Das Konzept des Lebensbundes soll auch verhindern, dass ältere Mitglieder nach der Familiengründung die rechtsextreme Szene verlassen.“ Das Geschichtsbild der HDJ wurde als revisionistisch eingestuft, insbesondere das Festhalten an einem territorialen Revisionismus. Die Berliner Behörden sahen in ihrer Ideologie und Struktur eine Nähe zur verbotenen Wiking-Jugend. Das nordrhein-westfälische Innenministerium beschrieb die HDJ als eine „nationalistische Ideologie“, zu deren Weltbild auch ein „erklärtes Bekenntnis zum Neuheidentum“ gehöre.

Aktivitäten

Zur Zielgruppe der Organisation gehörten Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 29 Jahren. Nach außen hin vertrat die HDJ das Bild einer weitgehend unpolitischen Jugendorganisation. Ihr Hauptziel war es laut Satzung, „die Jugend zu hilfsbereiten, heimat- und vaterlandstreuen und dem Gedanken der Völkerverständigung aufgeschlossenen Kameraden zu erziehen“. Die Mitglieder der HDJ verabscheuten jedoch eine pazifistische Lebenseinstellung. Tolerantes Verhalten gegenüber Schwächen und Andersartigkeit wurde von der HDJ als minderwertig angesehen.

Der Verein organisierte Lager für Kinder und Jugendliche, die dort militärisch und ideologisch geschult wurden.1 Um „Körper und Charakter zu formen“, fanden regelmäßig militärische Übungen und lange Märsche wie der „Edelweißmarsch“, Messerprüfungen und ein 150 km-Marsch statt. Das größte und wichtigste Treffen war das jährliche Pfingstlager mit mehreren hundert Teilnehmern. Darüber hinaus fanden über das Jahr verteilt kleinere regionale oder altersbezogene Sommer- und Winterlager sowie Lager mit besonderen Schwerpunkten wie Fanfarenzüge und Fallschirmspringerlager statt. Im Rahmen solcher Zusammenkünfte waren völkisch-kulturelle Aktivitäten wie das Vortragen von Volksliedern und Tänzen ein zentrales Element.

Aufnahmen eines solchen Lagers sind in einer ARD-Panorama-Reportage aus dem Jahr 2008 zu sehen, die auch zeigt, dass die HDJ zu dieser Zeit in mehreren deutschen Städten aktiv unter Kindern rekrutierte.

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Auch politische Schulungen fanden in unregelmäßigen Abständen statt. Dazu gehörten Vorträge von Mitgliedern oder eingeladenen Referenten zu Themen wie Flucht und Vertreibung der Deutschen zwischen 1944 und 1948 oder die Luftangriffe auf Dresden. Darüber hinaus wurden gemeinsam mit anderen Anhängern der rechtsextremen Szene Mittsommerfeiern um die Sonnenwende sowie Gedenkfeiern für „Helden“ um den Volkstrauertag veranstaltet.

Seit 2001 organisiert die HDJ in Zusammenarbeit mit den Neonazi-Gruppen Gemeinschaft Deutscher Frauen und der Berliner Kulturgemeinschaft Preußen den „Märkischen Kulturtag“, eine konspirativ organisierte Veranstaltung in Brandenburg mit bis zu 250 Besuchern. Zu den Referenten gehörten bekannte Persönlichkeiten aus dem gesamten rechtsextremen Spektrum, wie die Geschichtsrevisionisten und Holocaust-Leugner Udo Walendy und Jürgen Rieger, der ideologische Vordenker der Wiking-Jugend Herbert Schweiger und der ehemalige Wiking-Jugend-Bundesvorsitzende Wolfram Nahrath sowie NPD-Funktionäre wie Ralph Tegethoff und Udo Pastörs.

Zwischen 2006 und 2009 betrieb die HDJ eine Website, auf der unter der Rubrik „Zitate des Tages“ Sprüche u.a. des NS-Funktionärs Theodor Oberländer zu finden waren.

Zeitung „Der Funkenflug“

Die Zeitung „Der Funkenflug – jung stürmisch volkstreu“ wurde über einen Zeitraum von acht Jahren als Hauptorgan des Vereins herausgegeben. Im Durchschnitt erschienen vier Ausgaben pro Jahr. Eine Ausgabe umfasste 24 Seiten. Neben Berichten über die Arbeit des Vereins und naturkundlichen Studien verherrlichte die Zeitung Angehörige der Wehrmacht und der Waffen-SS sowie Prominente des NS-Regimes wie die NS-Luftfahrtikone Hanna Reitsch oder den „Kriegshelden“ Hans-Ulrich Rudel, und ehemalige Angehörige der Waffen-SS beschworen die Tapferkeit deutscher Soldaten.

Die Zeitung enthielt häufig Erinnerungen, die die 1930er Jahre verherrlichten, und es gab zahlreiche direkte Verweise auf die Hitlerjugend. Der Bundesvorsitzende Sebastian Räbiger wählte die folgenden Worte als Leitsatz für das Jahr 2006: „Wenn dir dein Volk alles ist und du bereit bist, für das einzutreten, was du liebst, alles zu wagen und zu kämpfen, dann ist dein Platz bei uns!“ Ein Schlachtruf, der stark an nationalsozialistische Parolen wie „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ und „Nun, Volk, steh auf und Sturm bricht los“ (ursprünglich ein Zitat von Theodor Körner zu Beginn der Befreiungskriege, 1943 von Joseph Goebbels in seiner Sportpalastrede verwendet) erinnert.

Mit markigen Worten wie „Es lohnt sich nur für etwas zu leben, wofür es sich zu sterben lohnt“ und „Du, Heimattreuer, musst das WIR der Gemeinschaft höher stellen als das ICH des Einzelnen“ wurden die jungen Leser in das Weltbild der HDJ eingeführt (Funkenflug 2/2008). In der ersten Funkenflug-Ausgabe des Jahres 2008 gab es nur einen Buchtipp für das 1. Quartal 2008: „Der Mythos der Waffen-SS. Ruhm und Ehre für unsere deutschen Soldaten“ von Herbert Schweiger.

Rechtsextreme Verbindungen

Wiking-Jugend

Es bestand eine deutliche personelle Kontinuität zur „Wiking-Jugend“, der 1994 verbotenen Nachfolgeorganisation der Hitlerjugend.

Der letzte HDJ-Bundesvorsitzende Sebastian Räbiger war der letzte Vorsitzende der Wiking-Jugend (WJ) in Sachsen. Der prominente Neonazi-Anwalt Wolfram Narath, der die VJ von 1991 bis zu ihrem Verbot geleitet hatte, wurde anschließend Mitglied der Organisation und ein häufiger Redner bei HDJ-Veranstaltungen. (2009 wurde er schließlich der Anwalt der SSPX-Widerstandsfigur Richard Williamson). Andere ehemalige VJ-Führer, die auch in der HDJ aktiv waren, waren Manfred Börm, der für den Gau Niedersachsen zuständig war, oder Dirk Nahrath, der Leiter der VJ in Franken.

Flugblatt der Wikingerjugend mit den Emblemen der Organisation, der Odal-Rune und dem Adler. Vermutlich aus dem Jahr 1987.

Der letzte HDJ-Bundesvorsitzende Sebastian Räbiger war der letzte Vorsitzende der Wiking-Jugend (WJ) in Sachsen. Der prominente Neonazi-Anwalt Wolfram Narath, der die VJ von 1991 bis zu ihrem Verbot geleitet hatte, wurde anschließend Mitglied der Organisation und ein häufiger Redner bei HDJ-Veranstaltungen. (2009 wurde er schließlich der Anwalt der SSPX-Widerstandsfigur Richard Williamson). Andere ehemalige VJ-Führer, die ebenfalls in der HDJ aktiv waren, waren Manfred Börm, der für den Gau Niedersachsen zuständig war, oder Dirk Nahrath, der Leiter der VJ in Franken.

Die HDJ vermied direkte programmatische Bezüge zur Wiking-Jugend, um ein Verbot als deren Nachfolgeorganisation zu vermeiden. Die Verwandtschaft zur VJ sowie zu ihrem Vorbild, der Hitlerjugend (HJ), war jedoch offensichtlich. Zu den offiziellen Gründen für das Verbot der VJ gehörten die Ähnlichkeit zwischen den Dienstgraden „HJ-Reichsführer“ und „WJ-Bundesführer“ sowie die Bezeichnung „Gaue“ für die Verwaltungsgliederungen des nationalsozialistischen Deutschlands. Sowohl die Bezeichnungen „Bundesführer“ und „Bundesmädelführerin“ als auch die Bezeichnung „Gaue“ wurden von der HDJ auch in internen Einladungen verwendet. Noch deutlicher wurde der Bezug zum Nationalsozialismus, als im August 2006 während eines HDJ-Lagers bei Frommhausen/Detmold die Aufschriften „Führerbunker“ und „Germania“ auf Zelten zu sehen waren.

Die HDJ versuchte, die Odal-Rune rechtlich wieder zuzulassen und begründete dies mit der Darstellung der HDJ als Nachfolgerin des Bundes Heimattreuer Jugend. Die Odal-Rune wurde nicht nur vom BHJ, sondern auch von der Wiking-Jugend verwendet, und ihre Verwendung wurde nach deren Verbot verboten. Das Freizeithemd der HDJ, das den gleichen Aufdruck eines Adlers trug wie das Freizeithemd der VJ, zeigte auch optische Ähnlichkeiten zwischen den beiden Gruppen, und zwar in einem Maße, dass offenbar nur der Name der Organisation geändert wurde.

Verbindungen zur NPD

HDJ-Mitglieder waren häufig in der rechtsextremen NPD oder deren Jugendkader, den Jungen Nationaldemokraten, zu finden. Das bekannteste Mitglied der HDJ-Landesgruppe Mecklenburg und Pommern war der NPD-Landtagsabgeordnete Tino Müller. Im Juli 2006 fand in Schweden ein gemeinsames Treffen der HDJ mit dem Nordischen Hilfswerk, einer der wichtigsten Neonazi-Organisationen in Skandinavien, statt. Der NPD-Landtagskandidat und führendes Mitglied der „Mecklenburger Aktionsfront“ David Petereit nahm daran teil, ebenso wie ein führender Kopf der Szene der „Freien Kameradschaft“, Lutz Giesen. Im Sommer 2006 machten Mitglieder der HDJ Wahlkampf für die NPD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern.

Im Landesverband Preußen, dem ältesten regionalen Netzwerk der HDJ, das bereits zur Zeit der DHJ gegründet worden war, waren die NPD-Bundesvorstandsmitglieder Jörg Hähnel und Stella Palau aktiv. Mit Manfred Börm befand sich ein weiteres Mitglied des NPD-Bundesvorstands in den Reihen der HDJ. Neben ihnen nahmen auch andere NPD-Führungskräfte und -Mitglieder regelmäßig an Treffen und Veranstaltungen der HDJ teil, darunter Fußballturniere, die nach dem Hitlerjungen Herbert Norkus oder dem deutschen Freikorps-Mitglied Albert Leo Schlageter benannt waren und zuvor von der Wiking-Jugend organisiert worden waren. Die HDJ wiederum beteiligte sich regelmäßig an NPD-Veranstaltungen: dem jährlichen „Trauermarsch“ anlässlich der Bombardierung Dresdens, bei dem sie oft Sicherheitsdienste leistete; dem „Pressefest der Deutschen Stimme“, bei dem 2006 in Dresden das Fanfarencorps und eine Tanzgruppe der HDJ auftraten, oder Veranstaltungen der NPD und ihrer Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“, bei denen die HDJ mit Informationsständen vertreten war.

Kontakt zu anderen rechtsextremen Gruppen

Die HDJ arbeitete seit vielen Jahren mit der Deutschen Kulturgemeinschaft und den ihr nahestehenden Organisationen Freundeskreis Ulrich von Hutten e.V. und Notgemeinschaft für Volkstum und Kultur zusammen, die alle personelle Überschneidungen aufwiesen.23 Auch zu der rechtsextremen Partei Deutsche Partei – Die Freiheitlichen gab es Kontakte.

Auch über Deutschland hinaus unterhielt die HDJ Kontakte zu rechtsextremistischen Organisationen in Europa. So nahmen Vertreter der Organisation an einem Treffen mit dem Nordischen Hilfswerk und dem Nordiska Förbundet in Schweden, mit dem rechtsextremen Vlaams Nationaal Jeugdverbond (VNJ) in Belgien oder dem vom Bund freier Jugend organisierten „Tag der Volksjugend“ in Österreich teil. Im Falle einer Liquidation soll das Vereinsvermögen laut Satzung entweder an die Stille Hilfe für Südtirol oder an die Deutschen Freundeskreise in Ostdeutschland, zwei Vereine der deutschen Minderheit in Italien und Polen, fallen.

Persönliche Verbindungen bestehen zur Interessengemeinschaft Fahrt und Lager der Jungen Nationaldemokraten, die teilweise als Nachfolgeorganisation der HDJ angesehen wird.

„Hervorzuheben ist hier die Mitgliedschaft von AfD-Mitarbeitern in der verbotenen neonazistischen ‚Heimattreuen Deutschen Jugend‘ (HDJ), die eine starke Affinität zur Hitlerjugend hatte. An erster Stelle ist hier Felix Willer zu nennen. Willer war bis Januar 2018 Mitarbeiter des Parteisprechers Alexander Gauland und HDJ-Funktionär. Er war Leiter der „Abteilung HALT (Heimattreue Ausrüstung und Lagertechnik)“ Laurens Nothdurft, der bereits wegen seiner Verbindungen zur NPD erwähnt wurde, leitete zeitweise den HDJ-Verband. Schließlich hat auch Patrick Harr, der persönliche Referent des Landtagsabgeordneten André Poggenburg (der inzwischen aus der AfD ausgetreten ist), eine Vergangenheit als HDJ-Funktionär. Poggenburg ist sich seiner Vergangenheit zwar bewusst, hat aber kein Problem mit ihr. Er sei „nicht dafür, jemanden auf Lebenszeit zu stigmatisieren“. Patrick Harr sei ein ‚fleißiger Mann, der sich voll in die Sacharbeit einbringt.'“

Verbindungen zur AfD

Es wurde berichtet, dass mehrere HDJ-Mitglieder mit AfD-Politikern zusammenarbeiten. Im Jahr 2019 sickerte ein Dokument des Bundesamts für Verfassungsschutz mit dem Titel „Gutachten über tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung in der „Alternative für Deutschland“ (AfD) und ihren Unterorganisationen“ durch. Es enthält auch einen Abschnitt über Verbindungen zwischen der aufgelösten HDJ und aktuellen AfD-Politikern:

„Hervorzuheben ist hier die Mitgliedschaft von AfD-Mitarbeitern in der verbotenen neonazistischen ‚Heimattreuen Deutschen Jugend‘ (HDJ), die eine starke Affinität zur Hitlerjugend hatte. An erster Stelle ist hier Felix Willer zu nennen. Willer war bis Januar 2018 Mitarbeiter des Parteisprechers Alexander Gauland und HDJ-Funktionär. Er war Leiter der „Abteilung HALT (Heimattreue Ausrüstung und Lagertechnik)“ Laurens Nothdurft, der bereits wegen seiner Verbindungen zur NPD erwähnt wurde, leitete zeitweise den HDJ-Verband. Schließlich hat auch Patrick Harr, der persönliche Referent des Landtagsabgeordneten André Poggenburg (der inzwischen aus der AfD ausgetreten ist), eine Vergangenheit als HDJ-Funktionär. Poggenburg ist sich seiner Vergangenheit zwar bewusst, hat aber kein Problem mit ihr. Er sei „nicht dafür, jemanden auf Lebenszeit zu stigmatisieren“. Patrick Harr sei ein ‚fleißiger Mann, der sich voll in die Sacharbeit einbringt.'“

Am 6. März 2018 wurden Fotos veröffentlicht, die Andreas Kalbitz im Jahr 2007 in einem Lager der Neonazi-Gruppe zeigen.26 Kalbitz gab später zu, daran teilgenommen zu haben**.

** „Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) – Der Freibund,“ in Jens Mecklenburg (ed.), Handbuch Deutscher Rechtsextremismus (Berlin: Elefanten Press, 1996), 227-229.

Andreas Kalbitz (unter dem Tor mit weißem Hemd) beim Pfingstcamp 2007 der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ). – https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/afd-landeschef-besuchte-hdj-pfingstlager

Im April 2019 entließ die AfD Laurens Nothdurft, einen ehemaligen Vorsitzenden der HDJ, der der NPD nahe steht.

Tino Brandt

Tino Brandt (geboren am 30. Januar 1975 in Saalfeld) war von den 1990er Jahren bis Anfang der 2010er Jahre eine einflussreiche deutsche Neonazi-Persönlichkeit, bis ihn seine kriminelle Vergangenheit schließlich einholte.

Er war über weite Strecken seiner Karriere mit der neonazistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) verbunden und baute mehrere rechtsextreme Gruppierungen auf, darunter das Netzwerk „Thüringer Heimatschutz“ (THS). Die neonazistische Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“, der 10 Morde zugeschrieben werden, gehörte zur Jenaer Sektion des THS.

Seine Enttarnung als Agent des Thüringer Verfassungsschutzes im Mai 2001 löste bundesweit einen Sturm der Entrüstung aus.Im Dezember 2014 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und jungen Männern, Beihilfe zum sexuellen Missbrauch und Förderung der Prostitution in 66 Fällen angeklagt und zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Am 21. August 2019 befand das Landgericht Gera Brandt auch des großangelegten Versicherungsbetrugs für schuldig und verurteilte ihn zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten (einschließlich des Falles des Kindesmissbrauchs).

1990er Jahre

Frühe neonazistische Aktivitäten

Aufgewachsen in Rudolstadt, in der ehemaligen DDR, wurde Tino Brandt nach der deutschen Wiedervereinigung Anfang der 1990er Jahre in der rechtsextremen Szene aktiv und avancierte schnell zu einem der wichtigsten Neonazis in Thüringen. Schon als Student rief er in seiner Heimatstadt „national befreite Zonen“, also Sperrgebiete für Ausländer und Antifaschisten, aus. Ab 1992 trat er häufig als Mitorganisator und Anmelder von rechtsextremen Kundgebungen auf.

Im Mai 1993 zog Brandt nach Bayern, zunächst nach Landau an der Isar und später nach Regensburg, um einen Kader für die Neonaziorganisation „Nationaler Block“ (NB) aufzubauen. Der NB war der bayerische Ableger der „Gesinnungsgemeinschaft der neuen Front“, gegründet von Deutschlands bekanntestem Neonazi der 1980er und 1990er Jahre, Michael Kühnen.

Michael Kühnen (rechts) und Gary Lauck (links), interviewt von Michael Schmidt in den 1990er Jahren.

Der NB wurde fast unmittelbar nach Brandts Ankunft vom bayerischen Innenministerium am 7. Juni 1993 verboten. Dennoch knüpfte Brandt umfangreiche Kontakte zu bayerischen Neonazi-Organisationen und verteilte u. a. Informationsmaterial über den „Freundeskreis Freiheit für Deutschland“, eine rechtsextreme Organisation, die kurz darauf, im August 1993, verboten wurde. In dieser Angelegenheit leitete die Staatsanwaltschaft Bochum (Nordrhein-Westfalen) ein Ermittlungsverfahren wegen „Volksverhetzung“ gegen Brandt ein.**

** Vgl. Akte der Staatsanwaltschaft Bochum 33 Js 566/92. Es ist nicht bekannt, wie dieses Verfahren ausgegangen ist. (nicht geprüft)

In Regensburg begann Brandt eine Lehre in einem Supermarkt und wohnte in einem Wohnheim des Kolpingwerks. Durch die Verbreitung neonazistischer Propaganda geriet er in den Fokus lokaler Antifa-Gruppen, die Flugblätter verteilten, in denen Brandts rechtsextremer Hintergrund angeprangert wurde. Nachdem Brandt Strafanzeige erstattet hatte, kam es zu einem Verleumdungsprozess, bei dem zwei Personen, die Flugblätter verteilt hatten, zu einer Geldstrafe verurteilt wurden. Brandts Berufsausbildung wurde kurz vor dem Prozess aus unbekannten Gründen abgebrochen.

Fast zwei Jahrzehnte später, im November 2011, fragte die Landtagsabgeordnete Maria Scharfenberg die bayerische Staatsregierung, ob Brandt während seiner Regensburger Zeit für den bayerischen Verfassungsschutz tätig gewesen sei. Nach Angaben des für seine rassistischen Äußerungen bekannten bayerischen Innenministers Joachim Hermann war Brandt bereits Anfang der 1990er Jahre vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet, aber nicht kontaktiert worden. Es habe jedoch ein Informationsaustausch zwischen den Inlandsgeheimdiensten von Thüringen und Bayern stattgefunden.

Tätigkeit für den Thüringer Verfassungsschutz

Nach der nicht einmal ein Jahr dauernden Episode in Bayern zog Brandt zurück nach Thüringen und wurde prompt als Informant vom „Landesamt für Verfassungsschutz Thüringen“ (LfVS), dem Thüringer Verfassungsschutz, angeworben. Über den gesamten Zeitraum seiner Tätigkeit (1994-2001) erhielt Brandt Zahlungen in Höhe von insgesamt über 200.000 DM (ca. 100.000 €). Brandt gab gegenüber der Thüringer Allgemeinen an, dass er das Geld vor allem zur Finanzierung seiner rechtsextremistischen Projekte verwendet habe.

Am 14. Mai 1994 organisierte er ein Rechtsrockkonzert in Rudolstadt, an dem etwa 350 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen. Im selben Jahr gründete er die „Anti-Antifa Ostthüringen“ (AAO), eine kurzlebige „anti-antifaschistische“ Neonazi-Gruppe. Aus der Anti-Antifa-Struktur ging 1996/1997 ein loser Zusammenschluss von Neonazi-Gruppen unter dem Namen „Thüringer Heimatschutz“ (THS) hervor, dessen Hauptorganisator Brandt war.

Bei diesen Gruppen handelte es sich um sogenannte „Freie Kameradschaften“, d.h. autonome Neonazi-Zellen ohne offizielle Mitgliederlisten, die auf das gemeinsame Ziel eines „Nationalen Widerstands“ hinarbeiteten. Brandt war Kontaktperson und zusammen mit Ralf Wohlleben und André Kapke aus Jena Mitinitiator und Mitorganisator von Anti-Antifa und THS. Offiziell war er der Pressesprecher der Organisation, deren im Jahr 2000 eingerichtete Website auf ihn registriert wurde. Brandt galt als Kopf des Netzwerks, der entscheidend zur bundesweiten Vernetzung der Thüringer Neonazi-Szene beitrug.

Der Jenaer Sektion des THS, der Kameradschaft Jena, hatten mehrere Mitglieder der neonazistischen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) angehört,9 darunter das Mordtrio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe, denen 10 Morde zwischen 2000 und 2007 zur Last gelegt werden.10 Die einzige Überlebende des Mordtrios, Beate Zschäpe, sagte später, dass Brandt im Zentrum der Jenaer Kameradschaftsszene stand.

In Thüringen diente der THS als Bindeglied zwischen der militanten Neonaziszene, der rechtsextremen NPD und ihrem Jugendverband, den „Jungen Nationaldemokraten“. Zeitweise waren vier der elf NPD-Kreisvorsitzenden Mitglieder der THS und der THS hatte bis zu sieben Sitze im NPD-Landesverband. Zwischen 1999 und 2001 umfasste die Organisation nach Schätzungen des Thüringer Verfassungsschutzes einen Kreis von 120 bis 170 Personen. Im Zuge des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den NSU-Morden stellte sich heraus, dass in den 1990er Jahren bis zu 40 der 140 THS-Mitglieder Informanten deutscher Geheimdienste waren.

1996 gründete Brandt mit seinen Mitstreitern den „Deutschen Freundeskreis“, dessen Haupttätigkeitsfeld die Anwerbung und Vernetzung von rechtsextremen Jugendlichen im Raum Saalfeld und Rudolstadt war. Ab Mitte der 1990er Jahre arbeitete er als kaufmännischer Angestellter für den rechtsextremen Nation Europa Verlag im nordbayerischen Coburg, wohin er später umzog. Daneben war er weiterhin Korrespondent der von Frank Schwerdt herausgegebenen neonazistischen Berlin-Brandenburger Zeitung und baute mit dem Aufkommen des Internets seine Rekrutierungsaktivitäten im rechtsextremen „Thule-Netz“-Mailboxsystem unter dem Pseudonym „Till Eulenspiegel“ aus.

Während seiner Tätigkeit für den rechtsextremen Verlag Nation Europa setzte er seine Aktivitäten als Organisator rechtsextremer Veranstaltungen und den Aufbau lokaler neonazistischer Kaderstrukturen fort. Er war an der Organisation eines Kongresses der „Gesellschaft für freie Publizistik“ beteiligt, dem wichtigsten rechtsextremen Think Tank in Deutschland. In Coburg gründete er ein weiteres Netzwerk, den „Fränkischen Heimatschutzbund“, nach dem Vorbild des THS.

Eine Gruppe von Mitgliedern des „Fränkischen Heimatschutzbundes“ Coburg im Mai 2012.- Bildquelle: https://www.endstation-rechts-bayern.de/2012/05/hof-hat-gezeigt-wir-wollen-die-nazis-nicht/_rlo0323/

Im Oktober 1999 begab sich eine Gruppe von 17 Personen aus dem Umfeld von NE und dem „Hilfskomitee Südliches Afrika„, darunter Brandt, auf eine Reise nach Südafrika, wo sie unter anderem an Schießübungen teilnahmen.**

** Dirk Reinartz, „Ballern am Kap,“ Nation Europa, 9/2014, 24-26.

Die Episode wird in einer Ausgabe von Zuerst! von 2014 beschrieben:

Anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des zweiten Burenkrieges machte sich eine 17-köpfige Besuchergruppe aus mehreren deutschen Städten auf den Weg zum Kap. Das Hauptziel des Besuchs war eine Gedenkveranstaltung am Voortrekker-Denkmal in Pretoria am 9. Oktober 1999.

Die Gruppe war bereits zwei Tage zuvor in Südafrika gelandet und hatte zunächst den aus Deutschland dorthin ausgewanderten rechtsextremen Publizisten Claus Nordbruch sowie den inzwischen verstorbenen Heinz-Georg Wilhelm Migeod besucht.

Tino Brandt auf einem Schießstand östlich von Johannesburg. Quelle: Nation Europa 9/2014.

Tino Brandt auf einem Schießstand östlich von Johannesburg. Quelle: Nation Europa 9/2014.

1999 wurde Brandt erster Landespressesprecher und im April 2000 stellvertretender Landesvorsitzender der Thüringer NPD. Er musste sein Amt aus „technischen Gründen“ niederlegen, da gegen ihn drei Verfahren wegen „Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ bei der Staatsanwaltschaft Gera anhängig waren und mehrere Hausdurchsuchungen in seiner Wohnung stattfanden.

2000er Jahre

Kontakte zum NSU

Im Sommer 2000 war Brandt auch federführend an der Gründung des bayerischen Landesverbandes der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) beteiligt. Im selben Jahr übergab ein Mitarbeiter des LfVS Brandt 2.000 DM, die er an einen Mittelsmann der flüchtigen Mitglieder der neonazistischen Terrorzelle NSU übergeben sollte, damit diese sich falsche Pässe besorgen konnten. Das LfVS rechtfertigte dieses Vorgehen später mit der fadenscheinigen Ausrede, man wolle herausfinden, wen man suche, während die Spende gleichzeitig Brandts Ansehen in der Neonazi-Szene stärken sollte. Brandt übergab das Geld nicht wie geplant direkt, sondern an einen anderen Mittelsmann. Die NSU-Mitglieder besorgten sich anschließend falsche Ausweise, wobei nicht bekannt ist, ob sie die LfVT-Gelder tatsächlich erhalten hatten.

Sowohl Brandt als auch der „Nation Europa“-Redakteur Peter Dehoust hatten Mitte der 2000er Jahre konkrete Verbindungen zum NSU.1 Dehoust hatte ein Grundstück an Brandt verpachtet, der dort Sommercamps und Sonnwendfeiern organisierte und das auch für Schießübungen genutzt wurde. Auf dem Grundstück hielten sich regelmäßig rund 20 Personen auf, darunter auch NSU-Kernmitglied Uwe Böhnhardt.** Zudem stellte sich heraus, dass nicht nur Brandt, sondern auch der „Nation Europa“-Mitherausgeber Peter Dehoust den NSU finanziell unterstützt hatte, als dieser für seine geplante Flucht ins Ausland Mittel benötigte. Ein prominenter Neonazi aus Jena, André Kapke, teilte einem Verbindungsbeamten des Verfassungsschutzes mit, dass er auf der Suche nach Geld für das Trio gewesen sei. André Kapke hatte sich daraufhin an Dehoust gewandt und soll von der Kasse des Nation Europa Verlags 1.500 Euro erhalten haben.***

** Christian Fuchs and John Goetz, Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (Hamburg: Rowohlt, 2012), 84.

*** Fuchs and Goetz, Die Zelle, 118.

Enttarnung als Informant des Thüringer Verfassungsschutzes im Mai 2001

Am 12. Mai 2001 berichtete die Thüringer Allgemeine, dass das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz (LfVS) den Neonazi Tino Brandt über mehrere Jahre (1994-2001) als Informanten geführt habe.** Journalisten der Zeitung hatten ein Treffen Brandts mit seinem Verbindungsmann beim Verfassungsschutz beobachtet.*** Sowohl Brandt als auch die NPD bestritten zunächst diese Vorwürfe. Auch der damalige Innenminister Christian Köckert (CDU) und der Präsident des LfVS, Thomas Sippel, spielten das Thema herunter. In einem Artikel des Magazins Der Spiegel vom 21. Mai 2001 wurde aufgedeckt, dass Brandt seit 1994 unter dem Decknamen „Otto“ für das LfVT in Thüringen gearbeitet hatte.

** „Verfassungsschutz continues to pay right-wing leaders,“ Thüringer Allgemeine, May 12, 2001. (not checked)

*** „Der aktivste NPD-Funktionär Thüringens steht beim Verfassungsschutz auf der Gehaltsliste,“ Thüringer Allgemeine, May 12, 2001. (not checked)

Anlass für die Beendigung der Zusammenarbeit soll eine Veranstaltung der Jenaer Burschenschaft Jenensia am 1. Dezember 1999 gewesen sein, bei der der Coburger Rechtsextremist Peter Dehoust als Referent auftrat. Dehoust leitete damals den rechtsextremen Verlag Nation Europa, für den Brandt zuvor gearbeitet hatte. Bei der vom LfVS überwachten Veranstaltung stellte die THS, zu der auch Brandt gehörte, den Sicherheitsdienst. Der Skandal um Dehousts Auftritt in Jena führte dazu, dass sich eine Gruppe von Burschenschaftern und „Alten Herren“ von der Burschenschaft Jenensia abspaltete und angeblich unter Beteiligung Brandts die rechtsextreme Burschenschaft Normannia zu Jena gründete.

Über den gesamten Zeitraum seiner Tätigkeit für das LfVT (1994-2001) erhielt Brandt über 200.000 DM (ca. 100000 Euro), d.h. ein wöchentliches Honorar von ca. 800 DM, für seine Arbeit.8 Außerdem wurden ihm Reisekosten und technische Geräte wie Telefone und Computer erstattet.16 Brandt lieferte Informationen über geplante oder bereits begangene gewalttätige Übergriffe von Neonazis auf politische Gegner und untereinander, Einschätzungen von Demonstrationen und Aufmärschen, identifizierte Personen auf eingereichten Fotos und gab später Auskunft über interne Stellungnahmen und Beschlüsse der NPD. Im Mai 2001 stellte die Thüringer Allgemeine fest, dass Brandt das Geld vor allem zur Finanzierung rechtsextremistischer Aktivitäten verwendet hatte.22

Wenig später legte er seine Ämter nieder und trat aus der NPD aus, um „die Partei nicht (mehr) zu belasten“. Pressesprecher Ralf Wohlleben erklärte, dass „weder der Landesvorstand der NPD Thüringen noch der Parteivorstand Kenntnis von den Aktivitäten Tino Brandts hatten. Es ist auch kein einziger Pfennig aus dem Gehalt in die Parteikasse geflossen.“ Brandt bestätigte dies in einer ZDF-Sendung und erklärte, dass er die Mittel der Agentur für seine politischen Aktivitäten außerhalb der NPD, insbesondere für den THS, verwendet habe. So seien beispielsweise die Produktion von Flugblättern für eine breit angelegte Werbekampagne und andere Werbemaßnahmen des THS finanziert worden. Der NPD-Anwalt Hans Günter Eisenecker legte nach seiner Enttarnung freiwillig ein Mandat zur Verteidigung Brandts nieder.**

„Der V-Mann und die NPD: Ist das Verbotsverfahren in Gefahr?,“ Der Tagesspiegel, Januar 24, 2002. (not checked)

Teile der rechtsextremen Szene, etwa aus dem Umfeld des Internetportals Die Kommenden, versuchten in der Folgezeit, Brandt als homosexuell zu denunzieren und ihn damit in der überwiegend homophoben Neonazi-Szene weiter zu diskreditieren.

Laut Martina Renner, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, reisten Mirko Hesse und Tino Brandt Ende 2001 in die USA, um als Leumundszeugen für den verurteilten Neonazi-Mörder Hendrik Möbus aufzutreten, der nach einer weiteren Haftstrafe in Deutschland in die USA geflohen war. Anschließend wurde Möbus von William Luther Pierce III. in West Virginia untergebracht, dem Chef der White Supremacist National Alliance und Autor der Turner-Tagebücher, die zu einer Art Bibel für US-amerikanische White Supremacists geworden sind. Die Aussagen von Brandt und Hesse gegenüber den US-Behörden sollten sicherstellen, dass Möbus Asyl erhält und sich so weiterhin der deutschen Justiz entzieht.

Hesse, Gründer einer niedersächsischen Hammerskins-Gruppe, kannte Möbus bereits, da seine eigene Plattenfirma „Hate Records“ für kurze Zeit als Mutterlabel des Labels der Möbus-Brüder, Darker Than Black Records, fungiert hatte.

VS-Informant und Neonazi Mirko Hesse – https://www.antifa.cz/sites/default/files/Mirko_Hesse.jpg

Während Brandt damals unter dem Decknamen „Otto“ für den Thüringer Verfassungsschutz arbeitete, war Hesse unter dem Decknamen „Strontium“ als verdeckter Ermittler für das Bundesamt für Verfassungsschutz tätig. Nach dem so genannten „Schäfer-Gutachten“, dem Gutachten über das Verhalten der Thüringer Behörden und Staatsanwaltschaften bei der Verfolgung des NSU-Kerntrios, das u.a. vom ehemaligen Vorsitzenden Richter am Bundesgerichtshof, Dr. Gerhard Schäfer, erstellt wurde:

Die BfV-Quelle gab an, Mirco Eberlein und Brandt hätten sich an die Stern-Redaktion gewandt, um ein Interview für einen angeblich exklusiven Artikel über den Möbus-Prozess zu geben; gleichzeitig wollte Brandt über seine vom LfVT finanzierte Reise in die USA berichten.

Krise im Verfassungsschutz Thüringen

Obwohl Brandt nach eigenen Angaben Anfang 2001 seine Tätigkeit für den Verfassungsschutz eingestellt hatte, kam es nach seiner „Abschaltung“ zu sieben Folgetreffen mit dem LfVS.27 Nach dem Ende von Brandts Zusammenarbeit mit dem LfVS und der fast zeitgleichen Enttarnung eines weiteren Neonazi-Informanten, Thomas Dienel, gingen dem LfVS offenbar die Quellen aus. Zu diesem Zeitpunkt setzte sich Brandts langjähriger Verbindungsmann im LfVS nachdrücklich für die Reaktivierung Brandts als Informant ein, und wieder fanden fast wöchentliche Treffen in Coburg statt.

Die Enttarnung von Brandt und Thomas Dienel als Informanten führte zu einer internen Krise des Thüringer Verfassungsschutzes und zur Ablösung seines Präsidenten Helmut Roewer. Nach der erneuten Enttarnung wurden schwere Vorwürfe gegen den neuen Leiter des Amtes, Thomas Sippel, und Innenminister Christian Köckert erhoben. Sippel hatte nach seinem Amtsantritt versprochen, keine führenden Köpfe der Neonazi-Szene zu beschäftigen oder einzustellen. Es wurde jedoch bekannt, dass zu diesem Zeitpunkt noch sechs bis sieben NPD-Führer mit Mitteln des Verfassungsschutzes in Thüringen lebten. Der PDS-Landtagsabgeordnete Carsten Hübner fragte deshalb, welchen Sinn das Programm für Aussteiger des Verfassungsschutzes mache, wenn auch Aktivisten erhebliche Summen erhielten, „ohne die Szene zu verlassen und offenbar auch ohne verwertbare Informationen zu liefern.“

Zudem wurde bekannt, dass sowohl Köckert als auch Sippel gelogen hatten. Köckert behauptete, Brandt sei bereits im Jahr 2000, also noch unter Roewer, „abgeschaltet“ worden und er als Arbeitgeber habe keine Kenntnis von dem Neonazi als inoffiziellem Mitarbeiter gehabt. In einer Dienstaufsichtsbeschwerde vom Juni 2000, geschrieben von einem Abteilungsleiter des Verfassungsschutzes an einen hohen Beamten im Innenministerium, wird dieser Fall jedoch ausdrücklich genannt, und zwar nachdem der Umgang des Geheimdienstes mit Dienel aufgedeckt worden war. Auch der Landtagsabgeordnete Bodo Ramelow (PDS) konnte nachweisen, dass Köckert seit Roewers Beurlaubung von Brandts Spitzeldiensten gewusst hatte. Zudem hatte Roewer Brandt eigentlich fallen gelassen, doch der damals amtierende Verfassungsschutzpräsident und baldige Vizepräsident Peter Nocken reaktivierte Brandt de facto nach Rücksprache mit dem Erfurter Innenstaatssekretär Georg Brüggen, dem späteren Chef der sächsischen Staatskanzlei.

Roewers Nachfolger Thomas Sippel hingegen hatte versichert, die Zusammenarbeit mit Brandt Ende Januar 2001 endgültig beendet zu haben, wobei er die sieben konspirativen „Nachsorgegespräche“ mit Brandt nicht erwähnte.27 Darüber hinaus wurde der Verdacht geäußert, dass Nocken einem ebenfalls als Informant tätigen Blood and Honour-Aktivisten Informationen über eine bevorstehende Hausdurchsuchung weitergegeben hatte, da das Haus nach Angaben des Verfassungsschutzes „klinisch sauber“ vorgefunden wurde.

Im Jahr 2007 wurde bei einer Hausdurchsuchung ein Mitschnitt eines Gesprächs zwischen Brandt und dem militanten Neonazi Thorsten Heise gefunden. Im Verlauf des Gesprächs spricht Brandt offen über seine Tätigkeit als verdeckter Ermittler. Das Band wurde jedoch erst 2012 ausgewertet.**

** Stefan Aust and Dirk Laabs, Homeland Security. Der Staat und die Mordserie des NSU (München: Pantheon Verlag, 2014), 119ff.

2010er Jahre

Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs und ähnlicher Delikte

Auf die Sexualdelikte Brandts war die Staatsanwaltschaft bei Ermittlungen gegen ihn wegen Versicherungsbetrugs gestoßen (siehe unten). Im Dezember 2014 wurde Brandt vom Landgericht Gera wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, Beihilfe zum sexuellen Missbrauch und Förderung der Prostitution in 66 Fällen im Zeitraum von Mitte 2011 bis Mitte 2014 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

In weiteren 91 Verdachtsfällen wurde das Verfahren eingestellt, weil sich das Gericht auf die schwereren Verdachtsfälle konzentrierte. Brandt gab vor Gericht zu, sich an einem Kind und mehreren männlichen Jugendlichen unter 18 Jahren vergangen zu haben. Brandt trat auch als Stricher auf und hatte seit 2011 von den Opfern „Provisionen“ von bis zu 60 Prozent ihrer Einnahmen verlangt. Außerdem soll er den Jungen mehrere Wohnungen, unter anderem in Rudolstadt und Bad Blankenburg, zur Verfügung gestellt haben. Brandt hatte zu den Opfern, die aus prekären Verhältnissen stammten, freundschaftliche Beziehungen aufgebaut und gepflegt. Brandt hatte die Missbrauchsopfer teilweise selbst mit seinem Auto zu den Terminen mit den Freiern gefahren und ihnen Honorare bis zu 450 Euro in Rechnung gestellt.

Die Ermittlungsbehörden hatten auch sieben Klienten identifiziert, denen Brandt Kinder und Jugendliche vermittelt hat.2 Neben Brandt gab es drei weitere Neonazi-Kader, denen Kindesmissbrauch und sogar Mord vorgeworfen wurde, so die Linkspartei-Politikerin Katharina König. Brandt verbüßte seine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Tonna.

Strafverfolgung wegen Betrugsdelikten

Aus der Antwort vom März 2012 auf eine parlamentarische Anfrage von Martina Renner von der Thüringer Landtagsfraktion Die Linke geht hervor, dass gegen Brandt seit 1994 35 Mal ermittelt wurde, unter anderem wegen Volksverhetzung, Landfriedensbruchs, Sachbeschädigung, Betrugs und Bildung krimineller Vereinigungen. Die Mehrzahl der Verfahren wurde eingestellt. Achtmal wurde Brandt angeklagt, aber letztlich nicht verurteilt.

Im September 2012 meldete Brandt Privatinsolvenz an, die Forderungen der Gläubiger belaufen sich laut einem Bericht der Thüringer Allgemeinen auf einen siebenstelligen Betrag. Darüber hinaus ermittelt die Staatsanwaltschaft nach einer Hausdurchsuchung im März 2012 gegen Brandt und 13 Personen aus seinem Umfeld wegen bandenmäßigen Betrugs. Sie sollen sich durch Versicherungsbetrug mit fiktiven Arbeitsunfällen in ihrem Unternehmen Geld beschafft haben. Nach einem Bericht der Saalfelder Polizei soll dabei ein Schaden von rund 1,86 Millionen Euro entstanden sein. Mehrere Angeklagte legten Geständnisse ab und gaben an, Brandt sei der „Organisator und Drahtzieher“ gewesen und habe große Teile des Geldes für sich selbst genommen.

Im April 2018 sollten sich Brandt und die 13 Mitangeklagten wegen Versicherungsbetrugs im großen Stil und versuchten Betrugs vor Gericht verantworten. „Die Anklage stützt sich auf Informationen, die die Behörden bei Durchsuchungen von Häusern und Büros im thüringischen Rudolstadt und im benachbarten sächsischen Leipzig gesammelt haben. Bei den Durchsuchungen wurde auch eine Reihe von Waffen gefunden“, heißt es in einem Artikel der Deutschen Welle.

Im August 2019 wurde Brandt vom Landgericht Gera wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt. Nach Informationen, die CORRECTIV vom Landgericht Gera zur Verfügung gestellt wurden, wurde Brandt damals wegen beider Delikte zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. Er wurde am 16. Januar 2020 aus der Haft entlassen, da die Haft aus dem Versicherungsbetrugsverfahren verbüßt worden war. Gegen das Urteil im Kindesmissbrauchsverfahren war inzwischen Revision eingelegt worden.

Hendrik Möbus

Hendrik Möbus (geboren am 20. Januar 1976 in Sondershausen) ist ein deutscher Neonazi, Musiker und verurteilter Mörder, der als Gründer der inzwischen aufgelösten German Heathen Front (Deutsche Heidnische Front) bezeichnet Möbus wird als „maßgeblicher Protagonist“ der National Socialist Black Metal (NSBM)-Szene beschrieben, einem explizit neonazistischen Subgenre des Black/Death Metal.**

** Christian Dornbusch and Hans-Peter Killguss, Unheilige Allianzen: Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus (Unrast, 2005), 168.

Klaus Farin, ein deutscher Spezialist für Jugend- und Subkulturen, sieht Möbus‘ musikalische Aktivitäten als einen Versuch, die Black Metal-Szene zu politisieren und in Richtung Rechtsextremismus zu lenken.

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In der Person von Möbus laufen mehrere Fäden des zeitgenössischen Neonazismus zusammen. Zunächst ein satanistischer Black-Metal-Fan, später ein heidnischer Neonazi, hat Möbus mehrere extreme subkulturelle Bereiche durchlaufen. Seit Mitte der 1990er Jahre förderte Möbus den grenzüberschreitenden Austausch zwischen Neonazi-, Neopagan- und NSBM-Gruppen: darunter Neonazis aus Norwegen (Varg Vikernes und die Heathen Front) und den USA (Nathan Patt vom White Order of Thule und William Pierce von der National Alliance). In jüngster Zeit sind seine Kontakte zum neonazistischen Asow-Bataillon in der Ukraine und zu Mitgliedern der amerikanischen Atomwaffen-Division bekannt geworden. Neben der Ideologie scheint das NSBM das verbindende Element dieser Kontakte zu sein, ein Genre, das Möbus maßgeblich beeinflusst hat.

Nach Recherchen von Belltower News rekrutiert die Azov-nahe Misanthropic Division Mitglieder aus der internationalen NSBM-Szene in ihren Reihen, und Möbus fungiert als Verbindungsperson, ebenso wie Alexei Levkin, Sänger der Band M8l8th und Organisator des NSBM-Festivals Åsgårdsrei, und Famine, Sänger der französischen Black-Metal-Band Peste Noire.

Frühe Jahre

Hendrik Möbus wurde 1976 im thüringischen Sondershausen als Sohn des späteren Thüringer CDU-Landtagsabgeordneten Walter Möbus geboren. In seiner Kindheit kam er mit Ahnenforschung, deutscher Geschichte, Volkskunde und Märchen in Berührung, und trotz der in der DDR vorherrschenden atheistischen Ausrichtung ging er in die Kirche und konnte sich dort mit religiösen Themen vertraut machen.** Schon in seinen frühen Teenagerjahren war er eher rebellisch. Im Alter von 13 Jahren ließ er sich einen Irokesenschnitt schneiden,*** und begann durch das Einschalten westdeutscher Radiosender, Musik zu hören, die in der DDR verpönt war, wie Punk, Oi! und Metal.**

** Michael Moynihan and Didrik Søderlind, Lords of Chaos: The Bloody Rise of the Satanic Metal Underground (Venice, CA: Feral House 1998), 149.

*** Von Billerbeck and Nordhausen, Satanskinder, 17.

Der junge Hendrik Möbus in Auschwitz mit einer Fahne des Keltenkreuzes, die in Deutschland verboten ist.

Hendrik Möbus sowie sein Bruder in Auschwitz mit einer neofaschistischen Keltenkreuz Fahne, die in Deutschland verboten ist.

Nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland, 1990/1991, lernte Möbus Black-Metal-Bands wie Mayhem, Beherit und Darkthrone kennen, deren Album A Blaze in the Northern Sky ihn 1992 zur Gründung einer eigenen Band inspirierte. Im Alter von 16 Jahren gründete er die Band „Absurd“, die sich zunächst eher an Oi!, Rock Against Communism (RAC) und Horror-Punk-Bands wie „Der Fluch“,**** orientierte und für ihren Dilettantismus belächelt wurde. Möbus spielte Schlagzeug und nannte sich auf den ersten Absurd-Veröffentlichungen „Randall Flagg“, nach einer Figur aus Stephen Kings Roman The Stand. Er galt als das auffälligste Mitglied der Clique um die Band.***** Möbus hatte sich „die Haare auf einer Seite abrasiert, schmückte sich gerne mit Ketten, schweren Stiefeln und Stachelkragen“ und trug Ohrringe mit satanischen oder anarchistischen Symbolen.

**** Moynihan and Søderlind, Lords of Chaos, 150.

***** Von Billerbeck and Nordhausen, Satanskinder, 16.

*** Von Billerbeck and Nordhausen, Satanskinder, 17.

Mord in Sondershausen

1993 ermordeten die drei Bandmitglieder von Absurd ihren Klassenkameraden, einen 15-jährigen Jungen namens Sandro Beyer. Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen und wurde in der Presse oft als „Satansmord“ dargestellt, da das Trio mit dem Satanismus in Verbindung gebracht wurde.

Hendrik Möbus um 1992/93 – Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=QEXGngqOtY0

Ein genauerer Blick auf den Fall zeigt jedoch, dass die drei Beyer getötet hatten, weil er zu viel über die Aktivitäten der Gruppe wusste und die Gruppe keinen anderen Ausweg sah, als sich ihres Klassenkameraden zu entledigen. Der Mord erfolgte nicht nach einem satanischen Ritual, sondern sie erdrosselten Beyer einfach mit einem Stromkabel und verscharrten ihn auf einer nahe gelegenen Baustelle. Die Ermittler fanden später eine Liste, in der Beyer Namen von Filmen gesammelt hatte, die die Gruppe gesehen hatte, die meisten davon entweder zensiert oder dem Jugendschutz unterworfen, wie Splatter- und Horrorfilme oder Filme, die die NS-Zeit verherrlichen.******

****** Baur, “Satansmord.”

Möbus wurde vor dem Jugendgericht wegen gemeinschaftlich geplanten Mordes, Freiheitsberaubung und Nötigung zu acht Jahren verurteilt. Über den Mord äußerte er sich erstmals in einem Briefwechsel mit dem amerikanischen Journalisten Michael Moynihan, in dem er Beyer als „Volksparasit“ bezeichnete und über die neonazistische Gesinnung sprach, die er während seiner Haftzeit entwickelt hatte. *******

******* Moynihan and Søderlind, Lords of Chaos.

Absurd & Darker Than Black Records

Im Jugendgefängnis entstanden neue Aufnahmen von Absurd, die heimlich herausgeschmuggelt und veröffentlicht wurden, zunächst als Selbstveröffentlichungen auf Kassette, ab 1995 dann als echte CDs und Vinyls. Auf diesen Platten verwendete Möbus das Pseudonym Jarl Flagg Nidhögg, in Anlehnung an den nordischen Fürstentitel Jarl und den Drachen Nidhöggr aus der nordischen Mythologie. Auf späteren Aufzeichnungen von Absurd und in Interviews verwendete er die Abkürzung JFN, oder alternativ XVIXIV, wobei römische Zahlen für die Buchstaben JFN standen. Die Verwendung von Pseudonymen wurde zu einem Markenzeichen von Möbus, der sich zeitweise auch Joe Ramone, Messiah, Randall the Vandal oder Hagen von Tronje genannt hatte. Während die Musik und Texte für Absurd zunächst nicht von Möbus geschrieben wurden, verfasste er Songtexte für die Bands Abigor, Tha-Norr, Graveland, Siren, Funeral Winds, Liar of Golgotha und Wolfsburg. 1994 gründeten Hendrik und sein Bruder Roland (Wolf) außerdem ihr eigenes Plattenlabel, Darker Than Black Records, das heute zu den größten NSBM-Verlagen in Deutschland gehört.

German Heathen Front – „Deutsche Heidnische Front“ (DHF)

Nachdem Möbus 1998 auf Bewährung entlassen wurde, gründete er die „Deutsche Heidnische Front“ (DHF), einen Ableger der „Heathen Front“, die auf den Black-Metal-Musiker Varg Vikernes, einen norwegischen Neonazi, zurückgeht, der 1993 ebenfalls wegen Mordes zu 21 Jahren Haft verurteilt worden war.

Varg Vikernes im Gefängnis

Die DHF verstand sich als Alternative zu anderen heidnischen Gruppen, allerdings mit einer besonders völkischen Ausrichtung. Die Gruppe bezeichnete sich selbst als „indogermanische, heidnische Gruppierung“, deren Ziel es war, nach einem angeblich rekonstruierten „germanischen Glauben“ zu leben.

Die Mitglieder glaubten, dass ihre Handlungen durch die nordische Mythologie gestützt wurden und dass sie wahre Spiritualität lebten. Damit stand die DHF in der Tradition der Verehrung pseudogermanischer Glaubensvorstellungen und Traditionen, ähnlich wie die NSDAP, die Völkische Bewegung oder die Thule-Gesellschaft. Die DHF solidarisierte sich ausdrücklich mit einer bereits bestehenden rassistischen und neuheidnischen Vereinigung, der Artgemeinschaft, die in der Nachkriegszeit von dem ehemaligen SS-Mitglied Wilhelm Kusserow gegründet wurde.

Die Ideologie der DHF war zunächst unverblümt nationalistisch, rassistisch und antisemitisch. Als eines der Hauptziele wurde die „Sicherung der Existenz aller germanischen Völker“ formuliert. Außerdem hielt sich die Gruppe an die „Vierzehn Worte“ des amerikanischen Rechtsextremisten David Eden Lane.

Algiz-Runen und Wotans Auge auf der Fahne der „Deutschen Heidnischen Front“.

Bis zum Jahr 2000 bestand die DHF hauptsächlich aus Thüringer Aktivisten. Im Jahr 2001 ging ein Wechsel in der Leitung mit dem Versuch einher, das Image der Gruppe aufzupolieren, um eine größere Reichweite zu erzielen. Zu diesem Zweck versuchte die Gruppe, nach außen hin gemäßigter aufzutreten, propagierte aber weiterhin ariosophische und nationalistische Ansichten.14 Diese äußerten sich „vor allem in einer Überbewertung der nordischen (arischen) Rasse“. In dieser Zeit gab die DHF die Zeitschrift Tuisto heraus, die unregelmäßig erschien und sich als Magazin für „Kultur, Geschichte und Neopaganismus“ verstand.

Nach eigenen Angaben bestand die DHF aus freien Zellen, den so genannten „Gauen“ (in Nazi-Deutschland Gau genannt). In diesen Gauzellen feierten Mitglieder, Anhänger und Freunde der DHF „alte Feste an traditionellen Orten, um germanische Mythologie und heidnisches Brauchtum zu pflegen “ , insbesondere Feste im Zusammenhang mit der „Sonnenanbetung“. So fand beispielsweise 2002 eine Sommersonnenwendfeier auf der Burgruine Rothenburg statt, die zuvor von der SS für rituelle Zwecke genutzt worden war.

Es ist nicht klar, wann Hendrik Möbus aus der Organisation ausstieg, aber die DHF stellte ihre Aktivitäten nach eigenen Angaben 2005 ein.

Vorzeitige Entlassung und Flucht in die USA

Neben seiner Tätigkeit in der DHF begann Möbus nach seiner vorzeitigen Entlassung auf Bewährung wieder mit der Band Absurd aufzutreten und seine Kontakte in der Black-Metal- und rechtsextremen Szene zu vertiefen. 1999 erschien die Absurd-EP Asgardsrei, die zu einem NSBM-„Klassiker“ wurde. Ihre Bedeutung in der Szene zeigt sich darin, dass sie mehrfach von verschiedenen Labels neu aufgelegt wurde.15 Zusammen mit seinem Bruder Ronald betrieb Möbus weiterhin das expandierende Plattenlabel Darker Than Black.

Dass Möbus gegenüber seinen neonazistischen Überzeugungen insgesamt unnachgiebig war, zeigte sich sehr schnell. Nur zwei Wochen nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis sagte er in einem Interview mit der Berliner Zeitung: „Ich weiß nicht, ob man in der Nazizeit bestraft worden wäre, wenn man einen Volksschädling zerstört hätte. „Bei einem Konzert von Absurd in Behringen, das Möbus mit seinem Bruder organisiert hatte, zeigte er auf der Bühne den Hitlergruß und rief „Sieg Heil!“.

Juristische Konsequenzen waren unausweichlich, und bereits im Juli 1999 wurde er vom Landgericht Erfurt wegen des Tragens eines Hakenkreuzaufnähers bei einem Musikkonzert und des Hitlergrußes zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Weitere Verurteilungen folgten: Ende 1999 verurteilte ihn das Amtsgericht Tiergarten zu eineinhalb Jahren, das Amtsgericht Eisenach zu acht Monaten Haft. Der eigentliche Grund für den Widerruf der Bewährung von Möbus war jedoch die Verhöhnung seines Mordopfers Sandro Beyer, da sich herausgestellt hatte, dass noch während der Haftzeit von Möbus die Musikkassette „Thüringer Heidenwahn“ erschienen war, die als Titelbild den Grabstein von Beyer zeigt.

Das Kassettencover von Absurds Thüringer Pagan Madness zeigt das Grab des ermordeten Sandro Beyer.

Möbus legte gegen das Urteil Berufung ein und floh Ende 1999, mitten im Verfahren, in die Vereinigten Staaten. Unter seinem eigenen Namen reiste er nach Washington und wurde zunächst von Nathan Pett (auch bekannt als Nate Zorn), einem führenden Mitglied der weißen supremacistischen und esoterischen Nazigruppe White Order of Thule, beherbergt.1819 Als die Ermittler sein Versteck überprüften, war Möbus bereits wieder verschwunden.

Logo des White Order of Thule

In der Folge wurde Möbus von William Luther Pierce III in West Virginia untergebracht, dem Vorsitzenden der White Supremacist National Alliance und Autor der Turner-Tagebücher, die zu einer Art Bibel für US-amerikanische White Supremacists geworden sind. Möbus half Pierce, sein Label „Resistance Records“ und seinen NSBM-Versandhandel namens „Cymofane“ auszubauen. Außerdem schrieb er unter dem Pseudonym „Hagen von Tronje“ (nach der Figur aus der Nibelungensage) für Pierces Zeitschrift „Resistance“ und versuchte so, den NSBM den Lesern näher zu bringen. Das Antifaschistische Infoblatt (AIB) berichtete ausführlich über diese Episode:

Der vom Bürgerrechtler Leonard Zeskind als „Chefideologe der rechtsextremen Szene in den USA“ bezeichnete Pierce betrieb einen erfolgreichen Versandhandel und die Plattenfirma „Resistance Records“, eines der weltweit größten Labels für rechtsextreme Musik. Seine Farm, die etwa 300 Meter von der Hauptstraße in Marlington entfernt liegt, gleicht einer Festung: Stacheldraht, Zäune, Kameraüberwachung und bewaffnete Männer am Eingang. Möbus arbeitete auf diesem Hof unter dem Namen „Hans Schmidt“ und versuchte, die Rechtsrockszene für NSBM empfänglich zu machen. Diese Tätigkeit endete im August 2000, als er verhaftet und in Handschellen abgeführt wurde. Sein Schützling sei ein „echter Nationalsozialist“ gewesen, der zehn Wochen lang für ihn gearbeitet habe, erklärte Pierce nach der Verhaftung von Möbus, der für den amerikanischen Neonazi neue Vertriebskanäle in ganz Europa aufgebaut hatte.

William Luther Pierce

Pierce unternahm erhebliche Anstrengungen, um seinem deutschen Schützling zu helfen, während dieser in den USA inhaftiert war. Die National Alliance (NA) startete eine Internetkampagne mit dem Slogan „Free Hendrik Möbus“, bei der T-Shirts zur Unterstützung der Sache verkauft wurden.

Kampagne „Free Hendrik Möbus“ der Nationalen Allianz

Darüber hinaus half Pierce Möbus bei der Beantragung von Asyl in den USA, wobei er seine langjährigen und engen deutschen Kontakte aktivierte, die das AIB wie folgt beschrieben hat:

Immer wieder nahmen Vertreter der NA an Veranstaltungen der NPD und der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) in Deutschland teil. Umgekehrt reisten damalige NPD-Funktionäre wie Alexander von Webenau zur „Führungskonferenz“ der NA im April 1997, und Pierce selbst gehörte ein Jahr später zu den Ehrengästen einer NPD-Veranstaltung in Passau. So ist es nicht verwunderlich, dass sich zum Zeitpunkt des Möbus-Aufenthaltes bei Pierce ein weiterer deutscher Neonazi, Henrik Ostendorf aus Bremen, auf dem Hof aufhielt, wo er für den Bürodienst zuständig war. Ostendorf war auch der Übersetzer einer Rede des NPD-Funktionärs Jürgen Distler bei einer von der NPD angeregten und von der NA organisierten Solidaritätskundgebung für Möbus in Arlington.

Laut Martina Renner, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, reisten auf Einladung Ostendorfs zwei weitere Neonazis aus Deutschland, Mirko Hesse und Tino Brandt, in die USA, um als Leumundszeugen für Möbus zu fungieren. Die Aussagen von Brandt und Hesse gegenüber den US-Behörden sollten dafür sorgen, dass Möbus Asyl erhält und sich so weiterhin der deutschen Justiz entzieht.

Hesse, Gründer einer niedersächsischen Hammerskins-Gruppe, kannte Möbus bereits, da seine eigene Plattenfirma „Hate Records“ für kurze Zeit als Mutterlabel des Labels der Möbus-Brüder, Darker Than Black Records, fungiert hatte.

Hesse arbeitete damals als verdeckter Ermittler für das Bundesamt für Verfassungsschutz unter dem Decknamen „Strontium“, Brandt für den Thüringer Verfassungsschutz unter dem Decknamen „Otto“. Nach Angaben des AIB:

Als eine der zentralen Figuren der Neonazi-Musikszene hatte Hesse innerhalb von vier Jahren rund 21.000 Rechtsrock-CDs produziert, die er zum Teil auch vertrieb. Darunter war auch die CD „Ran an den Feind“ der später als kriminelle Vereinigung verbotenen Neonazi-Band „Landser“. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei in Hesses Wohnung eine geladene halbautomatische Pistole. Im Jahr 2002 wurde er unter anderem wegen Volksverhetzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Gewaltverherrlichung zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele fragte schon damals, wo die Grenze gezogen wird „zwischen den Aktivitäten, die von Rechtsextremisten selbst gefördert werden, und denen, die vom Verfassungsschutz angeregt und finanziert werden.“

Auch die Verbindung zu Tino Brandt ist ziemlich brisant:

Unter dem Decknamen „Otto“ stand Tino Brandt von 1994 bis zu seiner Enttarnung im Jahr 2001 auch auf der Gehaltsliste des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz. Die rund 200.000 D-Mark, die er für seine Dienste erhielt, investierte Brandt nach eigenen Angaben überwiegend in die rechte Szene. Dazu gehörte das Netzwerk „Thüringer Heimatschutz“ (THS), aus dem das Terrornetzwerk „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) hervorging. Mit Unterstützung des Geheimdienstes trug Brandt maßgeblich zur bundesweiten Vernetzung des THS bei. 1999 wurde Brandt Landespressesprecher, im Jahr 2000 stellvertretender Landesvorsitzender der Thüringer NPD. Kurz darauf war er maßgeblich an der Gründung des Thüringer Ablegers der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) beteiligt.

Doch das war nicht das Ende von Brandts miserabler Erfolgsbilanz. Im Dezember 2014 wurde Brandt wegen 66 Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, der Beihilfe zum sexuellen Missbrauch und der Vermittlung von Prostitution im Zeitraum von Mitte 2011 bis Mitte 2014 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der Informant des Verfassungsschutzes und verurteilte Täter Tino Brandt.

Trotz des Einsatzes von Brandt und Hesse als Fürsprecher wurde Möbus‘ Asylantrag abgelehnt. Er wurde schließlich im August 2001 nach Deutschland abgeschoben, offenbar mit gebrochenem linken Ellbogen, und dort inhaftiert. Es erschienen mehrere Websites, die sich für seine Freilassung einsetzten, und befreundete Bands wie Abyssic Hate bekundeten ihre Unterstützung. Während seiner Inhaftierung schrieb Möbus weiterhin Texte für Absurd.

Die Verflechtungen zwischen Neonazi und Verfassungsschutz waren jedoch nicht unbemerkt geblieben und führten zu einer parlamentarischen Anfrage, die von der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linkspartei) gestellt wurde. Das Ergebnis war wenig zufriedenstellend und passt in das Muster der fadenscheinigen Ausreden, Auslassungen oder des Rückgriffs auf den Quellenschutz durch deutsche Inlandsgeheimdienste, wenn sie mit Beweisen für eine Mittäterschaft an rechtsextremen Aktivitäten konfrontiert werden. Nach Angaben des AIB:

Sie [Renner] kritisierte: „Das Bundesinnenministerium behindert offenbar bewusst die Aufklärung einer möglichen Beteiligung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) an der Flucht eines wegen Mordes verurteilten Neonazis in die USA.“ Denn in seiner Antwort auf die Fragen Renners verweigerte das Innenministerium die Beantwortung von Fragen zur Rolle des BfV und seiner Informanten bei der Flucht von Möbus mit Hinweis auf den Quellenschutz

In Anbetracht dessen könnten die Informanten in diesem deutsch-amerikanischen Netzwerk auch Fragen nach der Rolle der Geheimdienste bei der Verbreitung des Buches „The Turner Diaries“ aufwerfen. Das 1978 geschriebene Buch beschreibt einen „Rassenkrieg“ in Nordamerika und propagiert eine „reine“ revolutionäre Ideologie und die Aufgaben der Kader in einer Untergrundorganisation namens „The Order“. Pierce schrieb das Buch unter dem Pseudonym „Andrew Macdonald“. Mitte der 1990er Jahre gelangte das Buch auch nach Deutschland, doch die deutsche Übersetzung wurde 2006 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index [der verbotenen Schriften] gesetzt und galt als Blaupause für das Terrornetzwerk „National Socialist Underground“ (NSU). Offenbar hat das deutsch-amerikanische Neonazi-Netzwerk nicht nur deutschen Neonazis zur Flucht verholfen, sondern auch den Weg für die „Turner Diaries“ in die deutsche militante Neonazi-Szene geebnet, die sich von dem Buch zu neonazistischen Anschlägen und Morden inspirieren ließ.

Mit seiner Auskunftsverweigerung und dem vorgetäuschten „Quellenschutz“ auf Renners Fragen ist das Innenministerium offenbar nicht gewillt, die Rolle dieses Netzwerks klandestiner Neonazi-Strukturen aufzuklären. Ein solches Netzwerk könnte auch Möbus noch unterstützen, der vor zehn Jahren [2007] aus der Haft in Deutschland entlassen wurde. Er zog nach Berlin, baute dort seinen rechten Versand- und Etikettenhandel aus und ist europaweit als Konzertveranstalter tätig.

Leben nach dem Gefängnis

Nachdem Möbus 2007 endgültig aus der Haft entlassen wurde, verkehrte er weiter mit Rechtsextremisten und trat wieder mit seiner Band Absurd auf. Zwischen 2008 und 2011 wurden mehrere Alben, an denen Möbus mitgewirkt hatte, auf den bundesweiten Index der verbotenen Tonträger gesetzt. Am 16. Oktober 2009 wurden bei einer Razzia in Berlin 12.000 Tonträger beschlagnahmt. Einer der mutmaßlichen Dealer war Hendrik Möbus. Die Hausdurchsuchungen betrafen Darker than Black Records und den angeschlossenen Versandhandel Merchant of Death. Im Januar 2011 verhängte das Amtsgericht Tiergarten eine zehnmonatige Bewährungsstrafe gegen Möbus.

Veranstaltungsplakat für das Asgardrei Festival 2019

Heute lebt Möbus in Berlin und arbeitet nach eigenen Angaben als Musikjournalist.28 Gerüchten zufolge soll er die treibende Kraft hinter dem 2007 entstandenen, umstrittenen Black-Metal-Magazin Ablaze gewesen sein. Eine Zeit lang betrieb er ein Weblog namens „Enemy of the World“ (www.weltenfeind.net). Außerdem betreibt Möbus mit einem Geschäftspartner ein Musiklabel und eine Konzertagentur.

Seit 2017 ist er Sänger in einer neuen Besetzung der Band Absurd.18 Im Dezember 2017 trat er mit Absurd auf dem ukrainischen NSBM-Festival Asgardrei auf, benannt nach dem gleichnamigen Kultalbum seiner Band von 1999. Das seit 2012 jährlich stattfindende Festival gilt als Propagandaveranstaltung des neofaschistischen Asow-Bataillons und zieht jedes Jahr mehr als 1.000 Besucher an. Die erste Ausgabe der Veranstaltung fand in Moskau statt, aber laut einem Beitrag auf der Website Militant Zone:

Im darauffolgenden Jahr mussten die Macher des Festivals aus dem Land fliehen, um der politischen Verfolgung zu entgehen. Im Jahr 2014 zog die ukrainische Revolution viele mutige Seelen nach Kiew, das zur Wiege einer neuen Bewegung wurde, die im Folgenden als Militant Black Metal bezeichnet wird.

Das Festival ist eng mit Alexei Levkin, Bandmitglied der NSBM-Band M8L8TH, und seiner Website „MilitantZone“ verbunden.

Unterdessen propagiert Möbus weiterhin weißes suprematistisches Gedankengut, zum Beispiel im Rahmen eines Vortrags auf der Konferenz „Pact of Steel“ 2018 in der Ukraine, die jedes Jahr im Vorfeld des Asgardrei-Festivals stattfindet. Zusammen mit Olena Semenyaka, Fróði Midjord und anderen hielt Möbus einen Vortrag über „Der weiße Kriegsgott: Roman von Ungern-Sternberg „.

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Video: Hendrik Möbus hält einen Vortrag über „Der weiße Kriegsgott: Roman von Ungern-Sternberg“ im Rahmen der Konferenz „Pakt aus Stahl“ in der Ukraine.

Möbus wiederum scheint eine wichtige Kontaktperson für ukrainische Neonazis in Deutschland zu sein. Ein Bild zeigt Möbus zusammen mit Olena Semenyaka bei der Neonazi-Veranstaltung „Jugend im Sturm“ in Kirchheim (Thüringen) am 7. Juli 2018 vor dem Infostand der Neonazi-Partei Der III. Weg.

Semenyaka ist der außenpolitische Ansprechpartner des Asow-Regiments, einer bewaffneten Miliz von Neonazis, die im Ukraine-Konflikt kämpften und heute Teil der ukrainischen Nationalgarde sind. Ebenfalls auf dem Bild zu sehen: Jerome Döring, ein Leipziger Neonazi, Inhaber eines Webshops und Softwareentwickler.

Olena Semenyaka, Hendrik Möbius und Jerome Döring bei der Neonazi-Veranstaltung „Jugend im Sturm“ in Kirchheim, Thüringen, am 7. Juli 2018. –  https://pixelarchiv.org/event/2018.07.07.kirchheim/1/067.jpg

Verbindung zur Atomwaffen Division

Es stellte sich auch heraus, dass Möbus Kontakt zu Personen aus der US-amerikanischen Neonazi-Terrorgruppe Atomwaffen Division (AWD) hatte. Das AWD-Mitglied Kyle M., ein Anhänger der NSBM-Szene, stand offenbar über Facebook mit Möbus in Kontakt und hatte sogar Möbus‘ Musikgeschäfte auf Facebook verlinkt.36 Der Spiegel berichtet:

M. hatte auch Kontakt zu anderen deutschen NSBM-Musikern. Auf Videos ist er mit Mitgliedern einer rechtsextremen Metal-Band aus dem Berliner Raum zu sehen. Es scheint, dass die Musik einer der Kanäle ist, über die sich Rassisten und Rechtsterroristen der AWD international vernetzen. Einer der führenden Köpfe der Atomwaffen Division, Kaleb Cole, gilt ebenfalls als Unterstützer der NSBM-Szene und soll einschlägige Konzerte in Europa besucht haben.

Teil 3 der Recherche folgt.

Artikelbild: Screenshot

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