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Viersen-Mörder KEIN Türke: Das kommt davon, wenn man zu früh hetzt

von | Jun 13, 2018 | Aktuelles

Die AfD hatte sich so gefreut: Wieder eine Tat eines Moslems oder eines „Nordafrikaners“, die man instrumentalisieren kann, um den Menschen entgegen aller Tatsachen Angst zu machen. Doch genau wie in Münster stellte es sich heraus, dass die AfD zu früh gehetzt hat: Der Mörder ist wohl der 17-jährige Freund des Opfers, der weder Türke noch „Nordafrikaner“ ist.

Die Kommetarspalten quollen über vor Hass: In kurzer Zeit sollte schon das zweite junge Mädchen von „denen da“ umgebracht worden sein: Nach dem tragischen Fall von Susanna, den die AfD und die deutsche Presse instrumentalisierten (Wir berichteten) der Fall von Viersen: Wieder ein Mord an einem minderjährigen Mädchen. Jeder Hinweis auf die unglaublich niedrigen und seit Jahren sinkenden gewaltsamen Todesfälle von minderjährigen Mädchen wurden ignoriert oder geleugnet. Auch der Einwand, dass andere weibliche Todesopfer heuchlerisch ignoriert werden, wenn sie deutsche Täter hatten änderte nichts an dieser Meinung.

Dumm nur, dass sich in den weiteren Ermittlungen herausstellte, dass der zunächst Tatverdächtige „nordafrikanischen Aussehens“ gar nicht der Täter war und freigelassen wurde. Ja, liebe AfD, deshalb sind es auch TATVERDÄCHTIGE und nicht Täter. Man könnte die AfD in Schutz nehmen und sagen, die Polizei hätte schließlich auch zunächst einen türkischstämmigen Mann verdächtigt, was die AfD zu dieser Annahme verleitete.

ABER: Niemand hat die AfD gezwungen, schon zu hetzen, bevor alle Tatsachen geklärt sind. Selbst schuld, wenn sie schon aus laufenden Ermittlungen Schlüsse ziehen und selbst Urteile fällen! Solange die Polizei keine offiziellen Angaben macht, ist alles andere Spekulation und schlimmstenfalls Fake News. Die Ermittlungen sind übrigens immer noch nicht abgeschlossen!

Die Hetzmaschine der AfD

Wer trotz aller Statistiken und Hinweise immer noch glaubt, die Narrative der AfD hätte irgendetwas mit der Realität zu tun, sieht es hier prächtig: Die Geschichte vom kriminellen, mordenden Moslem wird erzählt (und leider von so vielen gelaubt!), obwohl es hier gar keinen gab. Wie kann man besser nachweisen, dass die AfD immer die gleichen Dinge erzählt, unabhängig davon, wie die Realität aussieht, als hier?

Die AfD möchte, dass wir Angst vor den „anderen“ haben. Die AfD hat nicht mehr zu bieten als „Wir schützen dich vor den bösen Ausländern“. Deshalb ist ihr alles daran gelegen, diese so kriminell und gefährlich wie möglich darstellen zu lassen. Und das hat nichts mehr mit der Realität zu tun: Deutschland ist so sicher wie seit 1993 nicht mehr!

Täter und Opfer in 80 Prozent der Fälle vorher bekannt

Bei Sexualdelikten haben sich Täter und Opfer in 80 Prozent der Fälle vorher gekannt. Genau wie vermutlich beim Fall in Viersen. Genau wie bei Susanna. Statistisch gesehen ist die eigene Wohnung gefährlicher als ein Park bei Nacht. Silvia Zenzen vom Bundesverband Frauen gegen Gewalt erklärt, dass die Herkunft keine Rolle spielt: „Die Frauen, die zu uns in die Beratungsstellen kommen, die Zahlen, die wir haben, spiegeln das nicht wider.“

Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt wurden nicht importiertso Zenzen: „Unsere Beratungsstellen gibt es seit 40 Jahren. Und das Thema war schon virulent, bevor so viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Das ist doch nicht durch andere Kulturen zu uns gebracht worden. Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem kulturellen Problem zu tun haben. Es geht hier um Machtverhältnisse. Es geht darum, wie Macht in der Gesellschaft verteilt ist. Patriarchalische Machtverhältnisse haben wir weltweit.“

Die AfD hetzt an der Realität vorbei, wie man hier wieder einmal sieht. Die Zahlen und Statistiken sprechen eine andere Sprache und die Tatsachen auch. Wenn die AfD den Anstand besitzen würde, das Ende der Ermittlungen abzuwarten, bevor sie ihre Propaganda-Maschinerie anwirft, hätte sie sich diese Peinlichkeit erspart. Aber nein, es geht nicht darum, richtig zu liegen. Es geht nur darum, zu hetzen. Die AfD hat zum Zeitpunkt des Schreibens die Hetzpost immer noch nicht gelöscht.

Artikelbild: Screenshots Facebook, Danke an Melanie Amann für den Hinweis