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10 gute Klima-News von 2023, die du vielleicht nie gehört hast

von , | Jan 23, 2024 | Analyse

2023 war kein ruhiges Jahr – es hat sich vieles grundlegend geändert. Zum Schlechten, aber auch zum Guten. Wir möchten an dieser Stelle einen Einblick in einige der positiven klimapolitischen Entwicklungen bieten. Unsere Analyse zeigt: Ganz viele Entwicklungen gehen bereits in eine gute Richtung, um den Klimawandel zu stoppen. Wir wüssten eigentlich, wie es geht. Und genau deswegen ist das ein Artikel für DICH: Obwohl es sehr wichtig ist zu wissen, wie drastisch der Klimawandel voranschreitet, brauchen wir auch mehr Climate Good News, um nicht die Hoffnung und schlussendlich die Motivation zu verlieren, um gemeinsam immer weiter für mehr Klimaschutz zu kämpfen. Lass dich von unseren Top 10 der positiven Klimanachrichten des vergangenen Jahres inspirieren. 

1. Batterien für E-Autos werden immer günstiger

Laut einer Prognose von “Goldman Sachs” werden die Batteriepreise in den nächsten Jahren drastisch sinken, und zwar noch schneller als erwartet.  So wird davon ausgegangen, dass die Preise pro Kilowattstunde Energie von aktuell ca. 155 US-Dollar auf 99 US-Dollar in 2025 und sogar 75 US-Dollar in 2030 sinken werden. Damit handelt es sich um eine Reduktion von 40% bis 2025.

Goldman Sachs

Das hat zur Folge, dass die Preise von Elektrofahrzeugen in Zukunft sinken könnten. In der Analyse geht Goldman Sachs von einer Preisreduktion von im Schnitt 11% pro Jahr bis 2030 aus. Diese Entwicklung hat auch einen gewaltigen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von E-Autos. So wird sich laut Prognose der Preisunterschied zwischen regulären Verbrennern und Elektroautos immer weiter reduzieren, bis Elektroautos schließlich günstiger sind als Verbrenner. 

Abhängig davon, wie gut E-Autos in der Bevölkerung in Zukunft nachgefragt werden, könnte ihr Anteil am Autoabsatz 2025 bei 12-21%, in 2030 bei 23-47% und 2040 schon bei 50-86% liegen. Lasst euch das auf der Zunge zergehen: wenn wir es schaffen, dass Klimaschutz im Wertesystem unserer Gesellschaft einen festen Platz findet, könnten bereits fast alle von uns, die Auto fahren, in 15 Jahren ein E-Auto besitzen und so einen wesentlichen Teil zum individuellen Klimaschutz beitragen! Dass die Preise der Batterien weiter sinken, ist dabei eine enorme Hilfe.

2. Windkraft und Solarenergie kostengünstigste Technologien

Eine Studie des Fraunhofer Instituts untersucht die aktuellen und zukünftigen Preisentwicklungen von erneuerbarer und fossiler Energieerzeugung und kommt zu dem Schluss, dass schon jetzt Onshore-Windkraftanlagen (also auf dem Land und nicht im Meer) und Photovoltaik-Anlagen am günstigsten sind.  

Quelle

Auch der Strom aus Offshore-Windkraftanlagen wird zukünftig im Preis sinken. Neu gebaute, konventionelle Kraftwerke werden dagegen Kosten verursachen, die nicht unter 7,5 Cent/kWh fallen werden. 

Ab 2030 werden die Kosten für die Stromerzeugung aus einem PV-Batteriesystem dann voraussichtlich niedriger sein als die eines Kombikraftwerks (also einer Kombination aus Gas und Turbinen). Du siehst: Erneuerbare Energien werden zunehmend attraktiver und sind weiterhin auf Erfolgskurs. Ihre sinkenden Kosten werden in der Zukunft Energieerzeugung aus fossilen Rohstoffen überflüssig machen.

3. Weniger Insektensterben durch PV-Anlagen

Eine Studie aus den USA zeigt: Solaranlagen können Insekten zurück aufs Feld holen. Die Forscher:innen untersuchten, welche Insektenarten sich an zwei Photovoltaikanlagen niederließen, die auf mit Blumen bepflanzten ehemaligem Ackerland errichtet wurden. Innerhalb des Forschungszeitraums von fünf Jahren hat sich die Gesamtzahl der Insekten verdreifacht, die Zahl der einheimischen Bienen hat sich sogar verzwanzigfacht. 

Die Ergebnisse der Studie machen doppelt Hoffnung: Zum einen beweisen sie einmal mehr, dass Solaranlagen, wenn sie geschickt geplant aufgestellt werden, keineswegs die “Natur verbauen”, sondern einen wichtigen Beitrag zu mehr Biodiversität beitragen können. Und zum anderen profitieren sogar angrenzende Ackerflächen von der Rückkehr der Insekten, weil sie dort bei der Bestäubung helfen. Sie können dadurch sogar produktiver bewirtschaftet werden. 

Biodiversität weltweit zu erhalten, ist eine essentielle Voraussetzung für erfolgreichen Klimaschutz. Denn gesunde Ökosysteme speichern massive Mengen an Treibhausgasen und mildern die Folgen von extremen Wetterereignissen. Dass Insekten auf Flächen mit PV-Anlagen zurückkehren, ist also ein doppelter Gewinn für den Klimaschutz. 

4. Klimafreundliches High-Tech erhöht Glückswerte 

Wir haben es wahrscheinlich alle schon geahnt: Hochgeschwindigkeitszüge sind nicht nur praktisch und bequem zu fahren, sondern schonen das Klima und haben sogar positiven Einfluss auf unsere Glückswahrnehmung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Hochgeschwindigkeitszügen und Glück untersucht hat. Von den High Tech Zügen profitiert so ziemlich jede:r in der Bevölkerung. Man kommt schneller von A nach B, hat weniger Stress im Stau und tut nebenbei noch einiges fürs Klima. Noch dazu wird durch die Herstellung von mehr Hochgeschwindigkeitszügen die Wirtschaft angekurbelt. Aus gutem Grund sollte es sich die FDP also dreimal überlegen, ob sie wirklich bei Investitionen in Deutschlands Bahnnetz kürzen will. Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs VCD findet deutliche Worte:

“Statt ein Konzept vorzulegen, das die Transformation des Verkehrssektors beschleunigt, bringt das Finanzministerium die Verkehrswende durch widersinnige Kürzungen ins Stocken.“

Quelle

Doch nicht nur bei Investitionen in die Bahn patzt die FDP. Auch der Heizungsgesetz-Fail 2023 ist einfach nur auf die Liberalen zurückzuführen. Doch wir haben euch ja Climate Good News versprochen und die gibt es auch zum Thema Wärmepumpe! Tatsächlich sind laut einer Studie des Bundesverbands für Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Wärmepumpen der Heizenergieträger, mit dem die Deutschen am zufriedensten sind. Auf Platz zwei steht die Fernwärme (und Gas). Du siehst: Klimafreundliches High-Tech kommt in der Bevölkerung gut an, macht uns glücklich und das Klima auch. Wir wollen mehr davon. 

BDEW-Studie (S. 62)

5. Noch nie gab es so wenig Stromausfälle wie jetzt

Wir haben genug Strom. Lass dir von niemandem das Gegenteil einreden. Deutschland kann auch nach dem Atomausstieg die Stromversorgung sicherstellen. 

Immer wieder stellen das die Gegner von erneuerbarer Energie jedoch in Frage. Weshalb wir selbst für den Winter keinen Atomstrom brauchen, könnt ihr hier nachlesen:

Das vielleicht aber noch einleuchtendere Argument ist jedoch auch ein ziemlich einfaches: noch nie gab es so wenig Stromausfälle wie jetzt. Seit 2014 werden, von 2 Jahren abgesehen, nur SAIDI-Werte unter 13 erreicht, SAIDI steht für “System Average Interruption Duration Index”, also für wie viele Minuten der Strom durchschnittlich weg ist. Das waren 2022 gerade mal 12,2 Minuten. Mit diesem Wert steht Deutschland international übrigens auf einem Spitzenplatz. Es gibt nur wenige Länder, wo der Wert niedriger ist.

Statista

6. EU bei vielen grünen Technologien weltweit führend

Eine EU-Studie zeigt: unter 28 untersuchten grünen Technologielösungen schneidet die EU in vielen Bereichen sehr gut ab. So zum Beispiel in der Windkraft. Auf Innovations-Indikatoren hin untersucht, steht die EU bei Windrotoren an der Spitze. Auch die Wärmepumpenindustrie kann sich sehen lassen. Ein großer Teil der Innovatoren hat seinen Sitz in der EU, und fünf Unternehmen gehören zu den 10 weltweit führenden Patentanmeldern.

Weltweit führend ist die EU darüber hinaus bei der Innovation von Wärme- und Kältenetzen. Diese Netze spielen eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung, da etwa 50 % des Energieverbrauchs in der EU für die Heizung und Kühlung von Gebäuden und Industrien verwendet werden, wobei 75 % dieser Energie aus fossilen Brennstoffen stammen. 

In der Grafik kannst du sehen, wie hoch die Leistung der EU bei der Patentierung von grünen Technologien ist. In den ersten vier Bereichen, Heiz- und Kühlnetze, Biomethan, Permanentmagnete und Windrotoren – macht die EU mehr als die Hälfte aller hochwertigen Erfindungen weltweit.

Quelle

7. Investment-Boom in grüne Technologien

Startups im Bereich grüne Technologien spielen auch in Deutschland eine immer größere Rolle. Zu nennen sind deutsche Startups wie Tier, Flix, Volocopter, Enpal oder 1komma5°, jede:r von euch dürfte den ein oder anderen Namen kennen. Noch 2018 waren unter Startup-Gründern die FDP die beliebteste Partei – mittlerweile sind es die Grünen

Investitionen in erneuerbare Energien sind weltweit auf einem Höchststand. Es sind bereits ein Vielfaches mehr als noch vor 20 Jahren. Auch am Kapitalmarkt spielen FDP-Themen wie CCS oder Wasserstoff kaum eine Rolle. 

Quelle Grafik

Die Investitionen in Wärmepumpen-Start-Ups in der EU stiegen von 11 Mio. EUR im Jahr 2021 auf fast 70 Mio. EUR im Jahr 2022. Das war ein Anstieg um 630 %, verglichen mit einem Anstieg um 151 % in anderen Ländern. Insgesamt wurden 2022 mehr 150 Mio. € in Wärmepumpen Start-Ups investiert.

Quelle 

8. Grüne Energie braucht weniger Ressourcen

Wusstest du schon, wie viele Milliarden Tonnen an fossilen Brennstoffen wir weltweit jährlich fördern? Es sind 15 Milliarden Tonnen an Kohle, Öl und Gas, die aus dem Boden kommen. Eine Zahl so groß, dass man sie sich einfach nicht vorstellen kann. Wir können sie aber vergleichen. Und zwar mit der Zahl an Ressourcen, die wir für grüne Energie fördern müssen. 

Dabei wird dann schnell klar, dass grüne Energie unterm Strich viel weniger Ressourcen benötigt, als wenn wir weiterhin auf fossile Energien setzen. Und das, obwohl die Gesamtmengen an Gestein, die für kohlenstoffarme Technologien gefördert werden müssen, viel höher sind als die endgültige Menge, die wir verwenden. Die Mineralien oder Seltenen Erden, die wir für grüne Energie brauchen, bekommen wir nämlich nicht einfach so. Wir müssen viel mehr Gestein abbauen, als das wir am Ende Mineralien erhalten – es entstehen also viele “Abfallprodukte”. 

Diese Mengen sind aber immer noch viel geringer als der derzeitige Bedarf an fossilen Brennstoffen. Mit anderen Worten: Die Energiewende wird den gesamten Materialbedarf senken. Gehen wir von einem Null-Emissions-Szenario in 2050 aus, also ein Szenario, in dem der globale Energiesektor kein CO² mehr ausstößt, brauchen wir für dieses Szenario 2040 ca. 43 Millionen Tonnen, Stahl und Aluminium ausgenommen (was die Zahlen aber nicht erheblich beeinflusst).

Du siehst: Würden wir Kohle, Öl und Gas im Boden lassen, würden wir viel weniger Ressourcen als heutzutage noch verbrauchen. Noch dazu kommt: mit fossiler Energie müssen wir 15 Milliarden Tonnen jedes einzelne Jahr abbauen, immer wieder aufs Neue. Das ist bei den Erneuerbaren anders: ist die Photovoltaik-Anlage einmal auf dem Dach festgeschraubt, liegt sie da erst mal für gute 20-25 Jahre und selbst dann ist noch nicht Schluss

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Wichtig ist aber: verbessern wir nicht die Recyclingfähigkeit von Materialien für E-Autos und gestalten deren Materialnutzung effizienter, wird der Materialbedarf für Fahrzeuge steigen, während wir oben gesehen haben, dass er bei der Energiewende sinkt. Das bedeutet konkret: Wir brauchen nicht nur eine Energiewende, sondern auch eine Verkehrswende, weniger Autos und mehr Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel. 

9. Nach Energiewende brauchen wir weniger Energie

Klingt erst einmal seltsam, stimmt aber: mit zunehmender Elektrifizierung unseres Energiebedarfs sinkt unser Energiebedarf im Vergleich zum fossilen Zeitalter, er könnte bis zu 40% niedriger sein. Fachleute sprechen von “effizienter Elektrifizierung”. Doch wie genau geht das? Das hängt vom Sektor ab, für den Energie benötigt wird.

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Im Verkehrssektor ist es zum Beispiel so, dass Elektrofahrzeuge etwa viermal so effizient sind wie Benzinfahrzeuge. Bei einem Benzinauto werden nur 20 % der Energie in Bewegung umgewandelt. Bei Elektroautos sind es rund 80 %.

Im Gebäudesektor sehen wir ebenfalls massive Effizienzgewinne nach Elektrifizierung. Der größte Energieverbraucher in Gebäuden in gemäßigten Klimazonen ist die Raumheizung. Die Umstellung auf elektrische Wärmepumpen in diesem Bereich spart extrem viel Energie ein, denn Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme der Luft oder Erde. Nur ein kleiner Teil der Heizenergie kommt dabei aus Strom, der Großteil aus der Umgebung. 

10. 50% der Welt hat den Fossil Fuel Peak schon erreicht

Wir schließen die Aufzählung mit einer besonders positiven Nachricht: Die Hälfte aller Länder der Welt hat den Fossil Fuel Peak bereits seit fünf Jahren oder mehr überschritten, das heißt, ab jetzt geht die Förderung fossiler Energie in diesen Ländern stetig bergab. Die meisten dieser Länder setzen nun auf grüne Energie. Und das nicht nur in der EU oder Nordamerika: Die Energiegewinnung aus fossilen Rohstoffen geht in vielen Ecken der Erde zurück. Insgesamt ist der Fossil Fuel Peak in 107 Ländern vor fünf Jahren oder mehr überschritten worden, sie stehen für einen Anteil von 38% des globalen Energiebedarfs. 

“Die wenigsten Menschen sind sich darüber im Klaren, wie weit der Stromsektor vieler Länder bereits in eine Phase des Rückgangs der fossilen Brennstoffe eingetreten ist. In vielen Ländern geschah dies gleichzeitig mit der steigenden Stromnachfrage. Der Erfolg von Solar- und Windenergie ist so groß, dass selbst in vielen wichtigen Schwellenländern der Höhepunkt bald erreicht ist. Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära des Rückgangs fossiler Energieträger im globalen Energiesektor.”

Dave Jones, Global Insights Lead, Ember
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Quelle

Der globale Fossil Fuel Peak, so wird geschätzt, wird bis 2025 erreicht sein, danach geht es unaufhaltsam bergab. Klar ist aber auch, dass wir mit den heutigen Bemühungen noch weit vom 1,5-Grad Ziel entfernt sind. 

fazit: wir dürfen nicht aufgeben

Du siehst: viele Entwicklungen, die wir derzeit beobachten, und viele Zukunftsprognosen geben Hoffnung und Mut, immer weiter für mehr Klimaschutz zu kämpfen. Dazu kannst du selbst ebenfalls beitragen. Etwa, indem du für mehr Klimaschutz auf die Straße gehst, öffentliche Verkehrsmittel nutzt oder auf eine PV-Anlage umsteigst. Klar ist aber auch: Wir als Individuen haben begrenzte Möglichkeiten, nicht jede:r kann sich eine PV-Anlage leisten oder darüber entscheiden. Resignation ist aber keine Wahl, gerade jetzt, wo viele positive Entwicklungen für den Klimaschutz zu beobachten sind, dürfen wir nicht aufgeben. Die Zukunft könnte gut werden. 

Artikelbild: Screenshot, canva.com