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Wie man mit der AfD reden kann, ohne sie zu stärken

von | Aug 16, 2018 | Analyse

Die AfD so alt aussehen lassen, wie sie ist.

Was passiert, wenn du ein Interview zur besten Sendezeit mit einem Vorsitzenden einer rechtsextremen Partei machst, ihn aber nichts über Flüchtlinge fragst? Das hat Thomas Walde beim Sommerinterview gemacht. Der AfD-Chef Gauland hatte große Schwierigkeiten, irgendwelche Lösungen zum Klimawandel, Digitalisierung oder Rente zu präsentieren. (Unser Bericht)

Die AfD meckert im Nachhinein, dass es „unfair“ und „einseitig“ gewesen sei. Aber ist es wirklich „unfair“, den Chef der drittgrößten Partei Deutschlands mit 92 Sitzen im Bundestag zu den wichtigsten politischen Themen zu befragen? Falls die Rechtsextremen irgendwann einmal an einer Regierung beteiligt sein sollten, müssen sie sich auch um echte Probleme kümmern.



Die AfD als die Scharade demaskieren, die sie ist

Die AfD ist eine Ein-Themen-Partei. Sie möchte über Schutzsuchende und Asyl reden, denn dort kann sie politisch punkten. Aber wenn sie keine Antworten auf die Fragen hat, die die Deutschen wirklich beschäftigen, warum wird sie dann überhaupt gewählt? Im Deutschlandtrend nennen die Deutschen Gesundheitswesen (69%) und Rente (64%) als wichtigste Themen. Asyl ist nur bei 39%.

Ist es unfair, der AfD die gleichen Fragen zu stellen, wie anderen PolitikerInnen? Die AfD ist nicht unfair behandelt worden, sondern hat ausnahmsweise mal keine Sonderbehandlung erhalten. Die bekam sie die letzten Jahre von der Presse nämlich, was ihr zu ihren enormen Wahlerfolgen verholfen hat. Das ist katastrophal. Man kann von der Partei halten, was man will, aber eine Partei ohne Plan von den wichtigsten politischen Themen kann nicht gut sein.

Nicht über Scheinprobleme reden

Wenn wir über Asyl und Migration reden, spielen wir das Spiel der Rechtsextremen. Erst Recht, wenn wir deren Framing und Begriffe verwenden, und sei es nur, um sie zu kritisieren. Am Ende diskutieren wir nämlich, ob es in Ordnung ist, Menschen das Leben zu retten. Probleme rund um Asyl sollen natürlich nicht totgeschwiegen werden.

Aber weder sind sie das wichtigste politische Thema für die Deutschen, noch gibt es derzeit irgendeinen Grund, das Thema derart aufzurollen. Der „Bamf-Skandal“ entpuppt sich als viel Lärm um nichts. Derzeit kommen kaum neue Schutzsuchende an. Auch Bayerns 500 Mann starke Grenzpolizei hat bisher gerade mal einen einzigen „illegal Eingereisten“ aufgegriffen.

Der AfD die Lieblingsthemen wegnehmen

Gauland hat es im Sommerinterview selbst zugegeben. Seine Partei ist nur hier, wo sie sind, weil sie sich über die Flüchtlingspolitik aufregen. Selbstverständlich fokussieren sie sich dann auf diese Themen. Das heißt aber nicht, dass das der Rest des Landes auch tun muss. Muss ein Journalist die AfD zu ihren Lieblingsthemen Fragen stellen, eben weil es ihr einziges Thema ist? Oder eben nicht, weil jeder genau weiß, was die Rechtsextremen dazu wieder sagen werden?

Die AfD und ihre Anhänger soll und kann man nicht totschweigen. Manchmal darf man sie auch ignorieren, wenn sie wieder Grenzen des Anstands überschreiten, um in die Schlagzeilen zu kommen. Aber wenn wir über Asyl und Migration reden wollen, können wir das auch in einem nicht-rassistischen Diskurs und mit nicht-menschenfeindlicher Sprache machen.

Aber wenn die AfD irgendwann eine seriöse Partei sein möchte, dann soll sie auch mal über etwas anderes Reden als Flüchtlinge. Und bis dahin darf man ihr auch mal ihr Lieblingsthema wegnehmen. Wenn sie das nicht aushält, entlarvt sie sich einfach nur selbst als nicht ernst zunehmende Ein-Themen-Partei, die nicht einmal gute Antworten auf die Themen hat, die sie hat.

Artikelbild: Metropolico.org, CC BY-SA 2.0