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Die AfD verliert in Wahrheit massiv an Wählern im Osten – Wie Medien Stimmung für die AfD machen

von | Apr 22, 2019 | Analyse

AfD verliert 4 Prozentpunkte im Osten

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid kommt die AfD in Ostdeutschland auf 23 Prozent, die CDU nur auf 22%. Damit ist die AfD im Osten die stärkste Partei. Das ist besonders bedeutend, da in Brandenburg, Sachsen und Thüringen in diesem Jahr gewählt wird. Wo das Problem mit dieser (BILD-)Schlagzeile liegt? Das sind keine Nachrichten, das ist Wahlwerbung für die AfD.

Die Reaktionen waren Jubel und Selbstbestärkung bei der AfD, Kopfschütteln und Jammern auf der anderen Seite. Mit einer Prise Ost-Bashing natürlich. Dabei ist das keine Neuigkeit. Die AfD ist seit langem die stärkste Partei im Osten. Wenn man die Trends im Blick hat und zu wahlrecht.de (Quelle) blickt, sieht man, dass die AfD im September letzten Jahres auch schon „stärkste Partei im Osten“ war.

Danke an AfD-Watch



Im Osten nichts Neues

Im Gegenteil, der Abstand zur CDU betrugt damals sogar noch 5%. Die CDU ist seit September unverändert bei 22%, die AfD hat aber satte 4% im Osten verloren, die Grünen sind hingegen die großen Gewinner in den letzten Monaten und haben genau so viele Stimmen hinzugewonnen. „AfD verliert massiv an Wähler*innen im Osten“ ist eigentlich die treffendere Schlagzeile. Aber warum wird das so berichtet?

Ich will auf gar keinen Fall absichtliche Stimmungsmache für die AfD unterstellen, aber das ist der Effekt. Wahlumfragen beeinflussen nachweislich das Wahlverhalten. Solche Schlagzeilen hinterließen (auch bei mir) zunächst den Eindruck, dass die Zustimmung zur AfD im Osten Deutschlands zunehme und sie Wähler*innen hinzugewinnen würde. Dass sie in einem Aufwärtstrend steckt. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. In allen Bundesländern, und auch im Osten, verliert die AfD seit Sommer 2018 massiv an Zustimmung. Warum das so ist, habe ich auch hier erklärt:

Unter Bundestagsniveau: AfD fällt in Umfragen immer weiter ab

Es ist eben das „aufregendere“ Framing. Die Zeitungen werden mit Likes und Klicks aus der teilungsfreudigen rechten Blase belohnt, die die Schlagzeilen feiert – Obwohl es keinen Grund zum Feiern gibt. Und „die andere Seite“ teilt, um sich darüber zu ärgern. Dahinter steckt keine geheime rechte Agenda, sondern nur Wirtschaftlichkeit. Aber letztlich profitiert die AfD von so einer Darstellung. Sie ist nicht falsch, aber sie vermittelt den völlig falschen Eindruck.

Siehe auch:

Sensations-Umfrage in Sachsen: CDU & AfD stürzen ab, Grüne legen extrem zu

Artikelbild: Screenshots faz.de/welt.de/facebook.com