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„Coronoia“-Anwältin Bahner: Zwangseinweisung, Ermittlungen – Was wirklich stimmt

von | Apr 14, 2020 | Aktuelles, Analyse, Corona

„Coronoia“-Anwältin Bahner in Psychiatrie eingeliefert

Die Rechtsanwältin Beate Bahner ist eine wichtige Figur für Corona-Verharmloser*innen und Verschwörungsmystiker: Die Heidelberger Anwältin hatte per Eilantrag an das Bundesverfassungsgericht gegen die Corona-Maßnahmen geklagt. Warum Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie notwendig sind, haben wir hier erklärt. Das Gericht lehnte den Antrag jedoch als unzulässig ab. Bahner spricht im Zusammenhang mit der gefährlichen Pandemie jedoch von „Coronoia“ und von „grässlichen Lügengeschichten“. Sie behauptet sogar, dass gar niemand an dem Virus gestorben sei (Quelle).

Ihr Antrag habe mehrere grobe Begründungen vermissen lassen. So habe sie weder erklären können, warum sie die Landesverfassungsgerichte übersprungen hat (die ja jeweils die Maßnahmen eingeführt haben), noch, inwieweit sie durch die entsprechenden Einschränkungen betroffen ist. Auch versuchte sie eine Demonstration gegen die Schutzmaßnahmen zu organisieren, welche wegen des Infektionsrisikos für unzulässig erklärt wurde (Quelle). Als Reaktion auf die Ablehnung erklärte Bahner, sie werde ihre Anwaltszulassung zurückgeben. Sie sprach sogar davon, dass die Corona-Maßnahmen die „menschenverachtendste Tyrannei“ seien, „die die Welt jemals gesehen hat.“ Sie verglich die Schutzmaßnahmen sogar mit der Ermordung der Juden im Dritten Reich. (Quelle).

Auf ihrer Homepage rief Bahner auch dazu auf, gegen die Maßnahmen zu verstoßen und bundesweit zu demonstrieren, um Widerstand zu leisten. Am Samstag hatte die Rechtsanwältin auf ihrer Webseite eine „Auferstehungsverordnung“ (Link) veröffentlicht und den Shutdown eigenmächtig für beendet erklärt. Aus diesem Grund nahmen die Behörden bereits zuvor Ermittlungen gegen die Anwältin auf, da sie öffentlich zu Straftaten aufrief (Quelle).

Psychiatrie

Die Ermittlungen der Behörden wegen des Verdachts, öffentlich zu einer rechtswidrigen Tat aufgerufen zu haben, haben jedoch nichts mit der Zwangseinweisung in die Psychiatrie zu tun, wie die Staatsanwaltschaft erklärt (Quelle). Sie stellt fest, „dass im Rahmen des gegen die Beschuldigte geführten strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens weder die Unterbringung der Beschuldigten in einer psychiatrischen Klinik noch eine sonstige strafprozessuale Zwangsmaßnahme veranlasst wurden.“

Was war passiert? Am Sonntag kündigte Bahner ihren Rückzug aus der Öffentlichkeit an. Kurz darauf soll sie Autos auf der Straße angehalten und die Insassen darum gebeten haben, die Polizei zu verständigen. Sie soll sich durch zwei mutmaßliche „Killer“ bedroht gefühlt haben und fremd- oder eigengefährdendes Verhalten gezeigt haben. Sie soll „sehr verwirrt“ gewirkt haben. Daraufhin wurde sie in eine Psychiatrie eingeliefert, wo sie sich laut eigener Aussage zumindest sicher fühle (mehr dazu, Quelle).

Eine Audiodatei von Bahner, die offensichtlich an ihre Schwester gerichtet war, wurde auf Telegram veröffentlicht. Sie steckt voller Anschuldigungen, Merkwürdigkeiten und Logikfehler. Sie klagt gegen den deutschen Staat, gegen „dunkle Mächte“ und gegen die Polizei, der sie übermäßige Polizeigewalt vorwirft (Quelle). Über die Verhältnismäßigkeit kann man als Außenstehende kein Urteil fällen. Sie sagt, sie habe die Polizei selbst gerufen, weil ein Auto ihre Tiefgarage blockierte. Ihr Zustand muss so verwirrt gewesen sein, dass die Polizei beschlossen, dass sie medizinische Hilfe brauche. Mit den Ermittlungen hatte das jedoch nichts zu tun.

Impfgegner & Rechtsextreme

Beate Bahner ist in den letzten Tagen von rechten und verschwörungsideologischen Medien extrem gefeiert worden. Sie ist derzeit Gegenstand vieler Verschwörungsmythen. Auf der Website von Beate Bahner befindet sich derzeit oben ein Link, der auf die Website“ impfkritik.de“ des Impfgegners und AIDS-Leugners Hans Tolzin verweist (Quelle). In dem Artikel wird es so dargestellt, als wäre Bahner wegen ihrer Klage in die Psychiatrie eingeliefert worden.

Trotz der Aussagen von Augenzeugen, Polizei und auch bestätigt durch die Audioaufnahme Bahners selbst, die in jenen Kreisen meistens nur selektiv zitiert wird, wird so getan, als seien die Corona-Maßnahmen verfassungswidrig und Deutschland würde keine vorübergehenden Schutzmaßnahmen gegen eine Pandemie treffen, sondern eine „Diktatur“ aufbauen, was natürlich jeglicher Grundlage entbehrt. Der tragische Vorfall wird jetzt von diversen Verschwörungsmystiker*innen instrumentalisiert, um die jeweilige Agenda zu fördern.

Durch selektive Wahrnehmung, Übertreibung (auch durch Bahner selbst) und Schüren von Panik soll Misstrauen gegenüber den Rechtsstaat und die gesellschaftliche Lage geschürt werden. Ziel ist es, dass man sich vermehrt bei eben jenen Verschwörungsideologen informiert, damit diese Klicks, Werbeeinnahmen machen und nicht selten verschiedene Alternativ-Produkte verkaufen können. Es bleibt zu hoffen, dass der Zustand Bahners sich bald bessert. Die Behörden weisen noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Teilnahme an öffentlichen Versammlungen zu Zeiten der COVID-19-Pandemie einen Straftatbestand erfüllen kann.

Warum die Maßnahmen Menschenleben retten haben wir hier beschrieben:

Um nicht der Wirtschaft zu schaden eine „Durchseuchung“ erreichen? Reiner Wahnsinn!



Artikelbild: Screenshot impfkritik.com