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USA, Israel & UK zeigen: Impfung enorm effektiv – das kann kein Impfgegner widerlegen

von | Sep 16, 2021 | Analyse

Impfung ist das beste Mittel gegen Covid

Nach eineinhalb Jahren Forschung und Entwicklung zu möglichen Medikamenten gegen Covid-19 gibt es nach wie vor kein einziges, welches an die Effektivität der Impfung herankommt. Vergleichen wir Medikamente, die gegen eine Covid-Erkrankung genommen werden mit der Impfung, denn viele Impfgegner:innen möchten lieber „Alternativen“ zur Impfung, die ihnen durch Fake News und unnötige Panikmache schlecht geredet wurde.

Dexamthason reduziert die Sterblichkeit bei beatmeten Patient:innen um 35% (Quelle). Bei nicht beatmeten Patient:innen hat es keinen Effekt. Es ist allerdings auch günstig – pro Pille kostet es nur wenige Euro.

Der Regeneron Antikörpercocktail zum Beispiel reduziert Tod um 70% (Quelle) – muss aber früh im Verlauf gegeben werden, um wirksam zu sein. Außerdem kostet er 2000$.

Die mRNA-Impfstoffe reduzieren auch gegen die Delta Variante die Tödlichkeit enorm. Sie reduzieren das Risiko für Tod und schweren Verlauf um über 90% (Quelle, Quelle) und durch eine dritte Booster-Dosis sogar nochmal besser (Quelle). In den selteneren Durchbruchs-Hospitalisierungen helfen dann noch zusätzlich die oben genannten Medikamente. Man kann ja auch beides nehmen. Bei einer durchgeimpften Bevölkerung wäre Covid endlich das, für das es die Leugner:innen schon die ganze Zeit halten: Eine mittelschwere Grippe.

Eine Dosis Biontech kostet den Staat darüber hinaus nur 20$. Also schlag der “Pharma-Mafia” ein Schnippchen – und lass dich impfen!

Warum denken Impfgegner:innen quer?

Impfgegner:innen nutzen meistens nur bestimmte Daten, die sie aus dem Kontext reißen, um ihren Mythos zu stützen, dass die Impfung gar nicht wirke. In manchen Ländern ist der Anteil von Geimpften auf Intensivstationen zum Beispiel höher als bei uns – wo über 90% der Intensivpatient:innen ungeimft sind (Quelle). Diese Daten sind aber durch drei Effekte verzerrt:

Einmal natürlich die Tatsache, dass es mittlerweile viel mehr Geimpfte als Ungeimpfte gibt. Es ist logisch, dass man das beachten muss. In einer zu 100% geimpften Gruppe wären natürlich alle Fälle von Hospitalisierung und Tod unter Geimpften. Die Impfung schützt ja nicht zu 100%, sondern „nur“ zu über 90%. Es wären nur eben nur viel weniger Menschen auf den Intensivstationen. Das ist ja gut, das ist ja genau das Ziel, warum wir impfen. Dann wären es so wenige, dass die Pandemie „vorbei“ wäre. Wir haben das hier bereits zerlegt:

Warum es ein gutes Zeichen ist, wenn unter Hospitalisierten viele Geimpfte sind

Es kommen aber noch weitere Effekte hinzu. Nämlich das Alter. Covid-19 ist für Ältere massiv viel tödlicher als für jüngere Menschen. Unter über 85-jährigen sterben fast 30% der Infizierten (übrigens viel mehr als jährlich in dieser Altersgruppe versterben, also eine Übersterblichkeit). Die Tödlichkeit von Covid-19 ist so groß, dass selbst mit Impfung das Risiko zu Versterben für über 85-jährige deutlich größer ist als für Ungeimpfte 55-65 Jährige (Quelle). Gleichzeitig sind aber auch die Impfraten unter Jüngeren viel kleiner.

Für Ältere ist Corona so tödlich, dass ihr Anteil auch mit Impfung überproportional ist – offensichtlich

Ein kleines Beispiel mit realen Zahlen: Stellen wir uns eine Gesellschaft vor, in der nur 100 geimpfte 85 jährige und 100 ungeimpfte 55 jährige leben. Ein typisch sächsisches Dorf eben. Spaß beiseite: In diesem Dorf gäbe es jetzt die meisten Todesfälle unter den Geimpften – weil diese eben so alt sind. Das ist aber nur der ANTEIL. Es sterben viel weniger, als wenn niemand geimpft wäre. Nur die mit weniger Risiko sterben ohnehin seltener. In den Daten würde völlig untergehen, dass jetzt dank der Impfung nur noch 3-5 statt 30 der 85 jährigen an Corona versterben – ein enormer Erfolg der Impfkampagne. Natürlich ist das nicht so krass, aber in Deutschland, Israel, USA und UK gehen die Zahlen auch in diese Richtung: Die meisten Ungeimpften sind jüngere Menschen mit ohnehin niedrigerem Risiko.

Um diesen enormen Bias zu vermeiden, muss man eigentlich immer Zahlen aus der gleichen Altersgruppe vergleichen. Und auch hier muss man darauf achten, dass diese Gruppen klein sind. Einfach nur zu sagen “über 50 jährige” ist viel zu grob, wie wir in dem Beispiel gesehen haben.

Nicht nur mit Anteil an Infektionen vergleichen – Impfung senkt nämlich auch Infektionen!

Ein weiterer Effekt kann ebenfalls Ergebnisse beeinflussen: In einigen Berichten wird mit Infektionszahlen gerechnet. Also es wird verglichen: Wie viele Infizierte unter Geimpften und wie viele Infizierte unter Ungeimpften sind dann letztlich verstorben. Dabei muss man sich aber klar machen: Die Impfung verhindert auch Infektionen! Dadurch sind diese Zahlen natürlich verzerrt, da sie nur Geimpfte zeige, die überhaupt eine Infektion erlitten haben. Die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren ist aber deutlich geringer, wenn man geimpft ist. Außerdem ist zwischen Geimpften die Virusweitergabe reduziert. Das sieht man bereits in den Daten in Deutschland: Eine höhere Impfquote scheint den R-Wert zu reduzieren:

Das ist ein Effekt, der enorm groß ist: Bei einem nur geringfügig höheren R-Wert stecken sich über die Zeit viel mehr Menschen an. Das alles verschweigen dir Leute, die dich über die Wirksamkeit der Impfung belügen wollen. Frag sie doch das nächste mal nach diesen Tatsachen.

Beispiel: Großbritannien

Mit diesem Wissen bewaffnet können wir jetzt diese Schlagzeile einer Fake News Website hier ohne Probleme debunken: “im August betreffen 73% der Todesfälle Geimpfte bei 71% Impfquote.“

Das wirkt ja fast so, als wäre die Impfung sogar schädlich. Aber es ist hochgradig irreführend formuliert. Die Tricks der Impfgegner:innen sind schon perfide, die schrecken vor keiner Manipulation zurück, um ihre Lügen zu streuen. Schaut man sich nämlich den verlinkten Report der britischen Regierung an, stellt man erst mal fest: Das bezieht sich gar nicht auf alle Daten, sondern nur auf sequenzierte Proben! Das ist aber nur ein Teil aller Infektionen. Welcher Fall nun sequenziert wird, kann alle möglichen Ursachen haben.

Es gibt doppelt so viele Infektionen unter Ungeimpften als unter Geimpften – und dabei sind über 90% geimpft!

Schaut man sich die Zahlen auf Seite 21 genauer an, zeigen sie wirklich schön die oben genannten Verzerrungen:

Einmal ist die Impfrate in den ü50-Jährigen in Großbritannien enorm hoch, weit über 90%.Auch im Rest der Bevölkerung ist es mit 71% deutlich höher als zum Beispiel in Deutschland. Trotzdem gibt es insgesamt doppelt so viele Infektionen unter Ungeimpften als unter Geimpften. Das zeigt schonmal, dass die Impfung die Zahl der Infektionen massiv verringert.

Zweitens: Die Daten zeigen eine klare Konzentration der Fälle auf Ungeimpfte unter 50-jährige: 212,989 hatten dort eine Infektion. Ungeimpfte über 50-Jährige gibt es kaum, dort gibt es nur 6700 Infektionen. Es ist klar, dass dies zu einer massiven Verzerrung führt. Denn wir erwarten ja unabhängig von der Impfung, dass viel mehr Menschen ü50 Jahre sterben. Das nennt man auch Simpsons Paradox.

Man muss also etwa gleich alte Menschen vergleichen, um zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen. Die Daten aus dem Dokument teilen aber nur in über 50 und unter 50. Sie sind also völlig ungeeignet, eine Effektivität der Impfung zu beurteilen, denn wir müssen davon ausgehen, dass auch in den über 50 jährigen, die etwas älteren, nochmal öfter geimpft sind, wodurch die Impfeffektivität unterschätzt wird. Versuchen wir es trotzdem abzuschätzen.

Selbst bei diesen unzuverlässigen Daten bei über 50-jährigen: Selbst Infizierte haben niedrigere Todesrate nach Impfung

Dabei kommt man laut dem Report auf folgende Werte unter über 50 jährigen:

  • Infiziert sich ein Ungeimpfter, hat er eine Todesrate von 6,5%,
  • Infiziert sich ein Geimpfter nur Todesrate von 2%

Also das ist schonmal ein Unterschied um den Faktor >3. Nicht schlecht, aber irgendwie immer noch niedriger als das, was Wissenschaftler:innen sagen. Einmal liegt das natürlich daran, dass wir hier eine riesige Gruppe von 50-85 miteinander in einen Topf werfen und TROTZDEM finden wir hier also schon einen Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften. Wirklich an dieser Stelle nochmal die Betonung, wie nutzlos diese Daten sind: Es ist völlig unklar, wo unter den 50-85 jährigen nun diese Infektionen genau stattfinden.

Selbst schlecht vergleichbare Zahlen zeigen: Impfung wirkt sehr gut – in Wahrheit über 90% Effektivität

Und außerdem gibt es noch eine Verzerrung:

Drittens: Die Zahlen betrachten ja nur Personen, nachdem sie sich bereits infiziert haben. Geimpfte infizieren sich aber deutlich seltener, wie wir bereits gesehen haben. Schaut man sich die Zahlen an, sieht man, dass es auch unter den ü50 jährigen mindestens doppelt so viele Infektionen unter Ungeimpften gibt, wie ihrem Bevölkerungsanteil entspricht.

Rechnet man das alles mit ungerundeten Zahlen durch, kommt man etwa auf Faktor 7 bei der Risikoreduktion. Selbst mit diesen enorm schlechten Zahlen, in denen jeder von 50 bis 85 in einer Gruppe gemessen wurde und ohne irgendwelche Korrekturen. Heißt sogar die Zahlen, die dieser Fake Artikel hier heranzieht, belegen eindeutig, dass die Impfung wirkt.

Für Geimpfte ist Covid-19 ähnlich wie die jährliche Grippe

Ein Glück gibt es wissenschaftliche Studien, die genau diese Verzerrungen im Details aus viel genaueren Rohdaten rausrechnen können. Und direkt Leute im gleichen Alter vergleichen. Die zeigen dann eine Effektivität gegen Hospitalisierung von über 90% in USA und UK (Quelle, Quelle). Ähnliche Zahlen gibt es auch aus Israel, wie dieser ausführliche, datenbasierte Artikel durchrechnet.

Damit wird Covid-19 dann ähnlich wie die jährliche Grippe handhabbar. Die Pandemie ist – unter Geimpften – vorbei. Ein Problem sind weiter die Ungeimpften, die sich wesentlich öfter anstecken und das Virus dann wiederum an Geimpfte Ältere weitergeben.

Fazit: Die Pandemie ist – unter Geimpften – vorbei

In diesem Artikel habt ihr mehrere Faktoren kennengelernt, die es zu beachten gilt, wenn man sich Daten anschaut, die vermeintlich Impf-Effektivität belegen oder widerlegen. Man muss sich am besten gleich große Gruppen gleich alter Personen anschauen UND noch berücksichtigen, dass sich Geimpfte seltener anstecken. Mit diesen Zahlen kommt man auf eine Risikoreduktion >90% zu Hospitalisierung und Tod. Mit diesen Zahlen kann man dem Winter als Geimpfter ziemlich entspannt entgegensehen.

Ein Booster kann besonders bei alten Menschen und Vorerkrankten nochmal zusätzliche Sicherheit bieten, da die Wirkung in dieser Gruppe mit der Zeit nachlässt und Corona dort so tödlich ist, dass sogar 90% Reduktion des Risikos eventuell nicht ausreicht, um größere Zahlen auf den Intensivstationen zu verhindern. Merke: Größere, aber weitaus kleinere als vor den Impfungen. Und wir werden definitiv hohe Zahlen bekommen, denn die Ungeimpften verbreiten das Virus nach wie vor ungebremst. Die sind noch in der Pandemie – und können vermeidbare Impfdurchbrüche verursachen. Hier ist die Politik gefragt.

Der Rest von uns kann die nächsten Monate allerdings entspannt entgegensehen. Geimpft sind wir enorm gut geschützt und schützen auch andere, indem wir die Verbreitung abbremsen. Wer die Fakten kennt, lässt sich von Artikeln und Impfgegner:innen mit plakativen Zahlen nicht verunsichern. Zeige deinen Freunden und Verwandten diesen Artikel, damit ihr euch viel besser vor Corona schützen könnt – und vor Fake News.

Artikelbild: hedgehog94/Screenshot

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI.