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Patienten mit Migrationshintergrund unbelegt: BILD streut erneut FAKE NEWS

von | Okt 13, 2021 | Aktuelles

BILD bringt Fake zu Covid-Patienten mit Migrationshintergrund erneut in Umlauf

Die BILD-Zeitung wird mit ihrem Vorgehen immer rücksichtsloser. Kaum ein Tag vergeht, an dem das Axel-Springer-Medium nicht damit auffällt, Falschinformationen – sprich: Lügen – zu verbreiten. Bei dem Fake, den wir hier behandeln, ist es besonders dreist: Dass 90 % der Covid-Patienten einen Migrationshintergrund hätten, wurde bereits im März 2021 als Fake News entlarvt.

BILD bringt eine längst widerlegte Meldung einfach nochmal, in der Hoffnung (oder in der Gewissheit), dass die meisten ihrer Leser:innen nicht merken, dass sie hinters Licht geführt werden.

Die Meldung von damals wird nun einfach nochmal in Umlauf gebracht, als ob sie niemals widerlegt worden sei und von Ahmad Mansour gestützt. Die BILD titelt also im Oktober 2021 „90 % der Corona-Intensivpatienten haben Migrationshintergrund“ und bringt damit schon wieder eine Meldung, die bereits im März 2021 als widerlegte Fake News in Umlauf gebracht wurde.

Hier der aktuelle BILD-Beitrag beim Format „ViertelNachAcht“:

Und hier die bereits widerlegte Schlagzeile der BILD aus dem Frühjahr:

Man kommt nicht drum rum, der BILD-Redaktion böswillige Absicht unterstellen zu müssen und hier einfach nur Stimmung gegen Menschen mit Migrationshintergrund schüren zu wollen. Aber wie funktionierte der Fake? Es folgt eine kurze Erklärung und die Widerlegung.

Herkunft von Covid-Patienten wird nicht erfasst, Wieler aus dem Kontext gerissen

Mansour stützt in BILD LIVE seine Argumentation auf die bereits erwähnte Meldung vom Frühjahr. Einem Chefarzt der Bethanien-Klinik, Thomas Voshaar, zufolge hätten 90 Prozent der Covid-Intensivpatienten einen Migrationshintergrund und laut RKI-Chef Lothar Wieler lägen „deutlich über 50 Prozent“ Menschen mit muslimischem Glauben auf den Intensivstationen. Mansour skandalisiert diese Falschbehauptungen und wundert sich darüber, dass man in der Öffentlichkeit nicht darüber spreche, als wäre das ein Tabu-Thema.

Dabei ist das alles bereits widerlegt worden. Correctiv fand bereits heraus, dass es zur Herkunft oder Religion von Covid-19-Patienten keine statistische Grundlage gibt. Laut RKI und der erwähnten Klinik wurden die Aussagen der zitierten Personen von der BILD aus dem Kontext gerissen (Quelle).

So schreibt Correctiv im Faktencheck:

„Wieler hatte nach einem Bericht der »Bild«-Zeitung bei einer Schaltkonferenz mit Chefärzten der Aussage eines der Ärzte zugestimmt, dass mehr als 90 Prozent der schwerstkranken Covid-Patienten einen Migrationshintergrund hätten und dass sie die Gruppe seien, die Corona-Warnungen offenbar nicht erreichten.“

Weiter heißt es:

Auf unsere Anfrage, ob die Bild Lothar Wielers Aussage korrekt wiedergegeben habe, schrieb uns eine Sprecherin des RKI jedoch per E-Mail: „Es handelte sich nicht um ein öffentliches »Expertengespräch«, sondern um einen persönlichen, informellen Austausch. Die Inhalte sind nach der Erinnerung von Herrn Wieler in einigen Teilen nicht korrekt wiedergegeben. Insbesondere erfolgten keine abschließenden Feststellungen, sondern nur Überlegungen. Das haben wir dem Bild-Journalisten auch so mitgeteilt.“

Die Aussage „Auf den Intensivstationen liegen aber deutlich über 50 Prozent aus dieser Gruppe“ sei aus dem Zusammenhang gerissen. „Diese Zahlen bezogen sich auf konkrete Berichte von Ärzten dreier Intensivstationen in drei Großstädten in Deutschland. Die Zahlen spiegeln nicht die Situation in ganz Deutschland wider.“

„Allerdings kann dazu gar keine statistisch begründete Aussage getroffen werden, wie wir bereits in einem Faktencheck vom 25. Februar recherchierten: Nationalitäten, Herkunft, Religion oder Geburtsorte werden bei Covid-Meldungen laut Bundesgesundheitsministerium nicht erfasst oder gemeldet.“

Fazit: BILD skandalisiert bereits entlarvte Fake News

Und das war es schon. Die BILD skandalisiert also eine Fake News über Covid-Patienten mit Migrationshintergrund, die sie selbst gestreut hat und die bereits widerlegt wurde. Mit voller Absicht.

Es gibt zwar einen aktuellen Artikel vom Tagesspiegel, der das Thema auch aufgreift und die Schlagzeile zu Wieler ebenfalls nochmal zitiert. Hier ist aber lediglich die Rede davon, dass dieser hohe Anteil an Patienten mit Migrationshintergrund angeblich auf einer einzigen Station festgestellt wurde und – wie bereits erwähnt – keine offiziellen Daten darüber erhoben werden, weshalb man da eben keine pauschale Aussage treffen kann, wie es die BILD macht, geschweige denn das Ganze zu skandalisieren. Ist das schon plumpe Stimmungsmache gegen Migrant:innen oder Clickbait für AfD-Wähler?

BILD einfach nur nützlicher Idiot der rechten Bubble?

Hinzu kommt, dass diese Meldung im Frühjahr zunächst von der rechtspopulistischen Erika Steinbach in Umlauf gebracht wurde:

Schon hier widerlegte Correctiv Erika Steinbach, die heutige Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus Stiftung. Trotzdem brachte BILD das Narrativ damals in Umlauf und nun erneut. Im Frühjahr griffen rechtspopulistische Medien wie Tichys EinblickPhilosophia Perennis oder SNA-News die Meldung ebenfalls auf, um damit generelle Stimmung gegen Menschen mit Migrationshintergrund zu machen. Es bleibt ein Rätsel, warum die BILD den nützlichen Idioten für die Neu-Rechte Bubble mimt.

Mit seriösem Journalismus hat das Ganze jedenfalls nichts zu tun, aber das ist ja auch kein Geheimnis.

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Artikelbild: Youtube, BILD

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