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Skandal: Windräder beeinflussen das Klima!! (sie verlangsamen Klimakrise)

von | Nov 22, 2022 | Faktencheck

Windräder verändern das Klima! So lautet der Vorwurf von Klimaleugner (wie der AfD) und der Versuch, einen Skandal zu inszenieren (welch Ironie!). Natürlich haben sie damit ausnahmsweise vollkommen recht. Leider nur überhaupt nicht so, wie sie denken. Windräder leisten einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Treibhausgase – und haben damit einen positiven Effekt auf das Klima, weil sie die Erderwärmung verlangsamen. Aber so war diese neueste Desinformation das natürlich nicht gemeint.

Windräder verändern das Klima – sie helfen, es zu retten

Windräder leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiegewinnung aus erneuerbaren und sauberen Quellen. Denn Wind gibt es für uns quasi einfach so – er muss nicht aufwändig gewonnen werden und verursacht keine schädlichen Treibhausgase, die die Erderwärmung weiter voran treiben. Hauptursache der Klimakrise ist die Verstärkung des Treibhauseffektes durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas, sowie durch die Abholzung von Wäldern und durch großflächige Massentierhaltung. In unserer heutigen Welt, in der viel zu viel Energie aus schmutzigen Quellen kommt, hat die Nutzung von Windkraftanlagen zur Stromgewinnung also einen eindeutigen Effekt aufs Klima. Und zwar einen positiven. Die Nutzung von aus Wind gewonnener Energie hilft dabei, den Klimawandel zu verlangsamen. So weit, so für vernünftige Menschen längst offensichtlich.

Klimalwandelverharmloser interpretieren Studie falsch

Aber wir würden nicht darüber schreiben, wenn es nicht doch jemand geschafft hätte, hier mal wieder in eine wissenschaftsfeindliche Fantasiewelt abzudriften. Und zwar mal wieder mit Hilfe der altbewerten Taktik, wissenschaftliche Studien einfach völlig verdreht zu präsentieren. Die Studie, die dafür missbraucht wird, hat sich angeschaut, ob und wie große Windkraftanlagen das Mikroklima beeinflussen. Sie stammt von 2018 und wurde zahlreiche Male zur Verbreitung von Fakes über Windräder genutzt – dabei widerspricht sie explizit den von den Klimawandelleugnern gemachten Behauptungen.

Die Studie beschäftigt sich mit dem Einfluss von Windkraftanlagen auf das Mikroklima, also das oberflächennahe, lokale Klima. Das Ergebnis: Windanlagen haben tatsächlich einen Einfluss auf das Mikroklima. In der Umgebung von Windkraftanlagen kommt es zu einer leichten Erhöhung der Oberflächentemperatur. Das liegt daran, dass Windräder die vorhandene Wärme durchwirbeln und sie so anders verteilt wird. Anders als bei Stromgewinnen durch fossile Brennstoffe steigt aber nicht die Wärme in der Atmosphäre insgesamt. In dem Moment, in dem die Anlagen abgestellt wird, sinkt die Oberflächentemperatur also direkt wieder auf das normale Niveau – während die menschenverursachten Treibhausgase sich zum Teil nur über Jahrhunderte abbauen und die Klimafolgen deswegen lange anhalten werden, selbst wenn wir heute alle Emissionen einstellen würden.

Das globale Klima bleibt von Windkraftanlagen also unberührt – Windkraftanlagen tragen nicht zu mehr Erderwärmung bei. Im Gegenteil: Auch die Autoren der Studie sehen in Windkraftanlagen ein wichtiges Element, um von fossilen Energiequellen wegzukommen und die Erderwärmung so zu verlangsamen. Aber wie groß ist der Einfluss von Windrädern auf das Mikroklima? Nun, würde man den gesamten Strombedarf der USA über Windkraft decken, ergäbe sich daraus eine lokale Erhöhung des Oberflächenklimas um 0.24 °C. Den gesamten Strombedarf, das ist so unglaublich, dass man es sich konkret vorstellen muss: Keine Gas-, Kohle und Atomkraftwerke mehr! Aktuell werden nur knapp 20% des Strombedarfs in den USA aus erneuerbaren Energien gewonnen, nur 9% aus Windkraft.

AfDler und rechtsradikale Medien teilen Windräder-Fake

Klimakrisenleugner und -verharmloser verdrehen die Ergebnisse der Studie wieder mal dennoch und machen daraus Fake News, dass Windkraftanlagen angeblich schuld an der Erderwärmung seien. Trockene Böden und Dürre werden dann fälschlicherweise auf Windkraftanlagen zurückgeführt. Natürlich, um ihre Weltbilder, die wenig mit der Realität zu tun haben, aufrecht zu erhalten, muss halt ständig kräftig manipuliert und getäuscht werden. Artikel, die diesen Fake verbreiten, sind etwa in rechts-konservativen bis rechtsradikalen Online-Medien wie Epoche-Times, Tichys Einblick und Achgut erschienen, wurden aber auch etwa von dem AfD-Landtagsabgeordneten in Sachsen, Jörg Dornau, per Suggestivfrage auf Facebook verbreitet:

In der rechtsradikalen Parallelwelt ist das jetzt halt leider für die Leichtgläubigen eine Tatsache. Das ist natürlich aus vielen Gründen kompletter Unfug, auch weil die Studie ja gar nicht Veränderungen im Niederschlag, sondern in der Oberflächentemperatur untersucht. Und da hat sie lediglich zeitlich und räumlich beschränkte Veränderungen festgestellt.

Einer der Autoren der Studie sagt klar, dass Windkraft Energie aus fossilen Quellen deutlich überlegen sei:

„Wind schlägt Kohle bei allen Umweltmaßnahmen“ und fährt fort: „aber das bedeutet nicht, dass seine Auswirkungen vernachlässigbar sind. Wir müssen schnell von fossilen Brennstoffen wegkommen, um die CO2-Emissionen zu stoppen. Dabei müssen wir uns zwischen verschiedenen kohlenstoffarmen Technologien entscheiden, die alle soziale und ökologische Auswirkungen haben.“

Schade, dass die desinformierte Leserschaft dieser Fake-News-Blätter diese Tatsachen nie zu Gesicht bekommen wird. Mut zur Wahrheit und so.

Trockene Böden? Klimawandel it is!

Die Ursache für Dürre und trockene Böden sind, das überrascht in Wahrheit nur wenige, im Klimawandel zu finden. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hat sich im Winter 2020 mit der Frage beschäftigt, was Schuld an Dürre und Trockenheit in Deutschland sei und ob nicht doch die Windräder dahinter stecken könnten. (Wir wissen zwar nicht, welcher Partei der oder die Abgeordnete angehört, die den Auftrag erteilt hat. Aber wir haben da so einen Verdacht…) Naja wie denn auch sei, sowohl die Dokumentation zur Beantwortung der Frage, als auch der Überblick über die wissenschaftliche Literatur zu dem Thema kommen zu dem Ergebnis, dass Dürre und trockene Böden in Deutschland eine Folge des Klimawandels sind. In dem Dokument des Wissenschaftlichen Dienstes heißt es:

„Wissenschaftler führen die bestehende Dürreproblematik (in Deutschland) auf den Klimawandel zurück“

Dass rechtsextreme und verschwörungsideologische Kreise es mit der Klimakrise nicht so wahrheitsgetreu nehmen, das ist nicht neu. Deswegen wundert es nicht, dass der AfDler Dornau den oben besprochenen Fake streut. Man muss ja seine wacklige Ideologie aufrecht erhalten. Es würde auch nicht wundern (aber das ist reine Spekulation!), wenn die Anfrage an den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags aus der AfD kam. Die AfD macht gerne mit Unwahrheiten Stimmung für die Klimakrise und gegen den Klimaschutz. Das haben wir zum Beispiel hier schon einmal ausführlich analysiert. Die sehr sehr vielen Fakten, die ihnen dann nicht in den Kram passen, werden verschwiegen oder geleugnet.

Für die AfD und alle anderen, die nochmal eine kleine Erklärung für den Unterschied zwischen Erderwärmung und lokalen Wetterereignissen brauchen:

Also: Überraschung! Die Klimakrise ist für steigende Temperaturen und trockene Böden verantwortlich, Windräder sind ein gutes Mittel, um dieses Problem einzudämmen. Die AfD und ihre ideologischen Genossen der „alternativen“ Medienlandschaft lügen halt mal wieder rum. Alles beim Alten also.

Artikelbild: Canva, Screenshot