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Fuellmich gesteht versehentlich: Es gibt noch gar keine Sammelklage gegen Drosten

von | Jan 26, 2021 | Aktuelles

Eingeständnis zur „Sammelklage gegen Drosten“

Wir haben bereits mehrfach über die Machenschaften von Pandemie-Leugner-Anwalt Fuellmich berichtet, der seit August letzten Jahres verkündet, eine „Corona-Schadensersatzklage“ und „Sammelklage“ gegen Dr. Drosten, das RKI, die WHO und die Corona-Maßnahmen durchführen zu wollen. Seine längst widerlegte Verschwörungserzählung? Dass die PCR-Tests „untauglich“ seien, um Infektionen nachzuweisen und deswegen die ganze Pandemie erfunden sei. Dieser Quatsch ist schon vor vielen Monaten entarnt worden und wird natürlich von keinem/r einzigen seriösen Wissenschaftler:in ernst genommen:

PCR-Tests sind sehr genau: Teile diesen Text, um die zentralen Lügen der Pandemie-Leugner zu widerlegen

Menschen, die Corona verharmlosen und die Pandemie leugnen wollen, suchen nach einer Erklärung, warum denn die vernünftige Mehrheit der Bevölkerung nicht auch ihren Fake News glaubt. Deswegen diese Verschwörungserzählung. Nun, Pandemie-Leugner:innen dürfen ja glauben, was sie wollen, selbst wenn es unwissenschaftliche Hirngespinste sind, aber Desinformations-Anwalt Fuellmich glaubt, er könne deswegen in einer „Sammelklage“ u.a. den „weltweit führenden Corona-Experten“ („Science“) Dr. Drosten auf „Schadensersatz“ verklagen. Dafür sammelte er bereits seit August 800€ (zzgl. Steuern) für diejenigen, die sich als Kläger:innen anschließen wollen.

„Dass die […] eingereichte Klage die hier angekündigte Sammelklage sein soll, hat nie irgendjemand von uns behauptet“

Das war vor fünf Monaten. Seit dem liest man alle paar Tage in allen Querdenker-Telegram-Gruppen über „Updates“ und viele angeblich eingereichte Klagen. Offenbar will man die anscheinend gut zahlende Mandantschaft bei Laune halten. Veröffentlichungen von ausgestellten Rechnungen suggerieren, dass so bereits über eine Millione Euro eingesammelt wurden. Immer wieder Interviews zur „Gigantische[n] Klage gegen Drosten & Co.“, zur „Sammelklage gegen Drosten, Wieler & Co“ und dass sie „dagegen juristisch vorgehen“ und „eine Sammelklage (CLASS ACTION) in den USA“ vorbereiten.

Im November hieß es in einem Interview: „Die ersten Klagen sollen diese Woche eingereicht werden“.

Auch auf der eigenen Website, die buchstäblich „Corona Schadensersatzklage“ heißt, hieß es Anfang Dezember völlig eindeutig bei „Wann soll es mit DER Klage losgehen“ [Hervorhebung durch us]: „Die Zeit der Vorbereitungen konnte im November erfolgreich abgeschlossen werden.“ und „Dort [in den USA] wird in Kürze eine erste Klage wegen der […] PCR-Tests eingereicht“. Im nächsten Satz steht auch, dass man eine „class action“ beantragt, also Sammelklage.

Bei den Klagen, die Fuellmich dann aber auf seiner Website präsentierte findet sich von Drosten, Schadensersatz für Deutsche oder Klagen gegen deutsche Maßnahmen keine Spur. Stattdessen wird in New York gegen Schulschließungen geklagt (die Rechtmäßigkeit der Schließungen von Schulen in den USA wurde aber schon längst vor Gericht bestätigt, Quelle), in Kanada klagt man angeblich unter anderem gegen den Papst und die Queen. Kein Scherz. Wir haben hier ausführlich darüber berichtet:

Alles Täuschung? US-„Sammelklage gegen Drosten“ entpuppt sich als heiße Luft

Anwalt und inzwischen Experte für das „Quatsch-Jura“ der Querdenker Chan-jo Jun hat den Sachverhalt hier satirisch nachgestellt:

Defensive Reaktion auf unsere Recherchen

Auf die Feststellung, dass bisher keine der präsentierten Klagen jene versprochene „Corona-Sammelklage gegen Drosten wegen Schadensersatz“ sei, reagierten offenbar sogar Pandemie-Leugner:innen selbst irritiert:

Denn so sehr man Fakten und diejenigen, die präsentieren auch beleidigen und bedroht, ändert es nichts daran, dass die Klagen nicht gegen Drosten gehen und nicht gegen die Maßnahmen in Deutschland. Und nach fünf Monaten Ankündigungen fragen sich anscheinend auch einige, die viel Geld dafür gezahlt haben: Wann kommt diese denn endlich? War alles nur heiße Luft?

Anwalt Fuellmich reagierte auf die Vorwürfe auf seiner Website: Und er erklärte – wirklich wahr – dass es die seit Monaten angekündigte Sammelklage gegen Drosten, für die er Geld sammelt, noch gar gibt. Im Gegenteil er schreibt wörtlich: „Dass die […] in New York eingereichte Klage die hier angekündigte Sammelklage sein soll, hat nie irgendjemand von uns behauptet“. Ein überraschend ehrliches Eingeständnis.

Was Fuellmich angeblich machen will

Aber seien wir fair, auch zu Leuten, die diffamierende Lügen über uns verbreiten (und gegen die wir juristisch vorgehen wollen). Er hat nach unseren Recherchen wirklich nie ausdrücklich gesagt, dass die „Corona Sammelklage“ und die „Schadensersatzklage gegen Drosten und Co“, wie es überall steht und alle paar Tage erwähnt wird, eine derjenigen ist, die er bzw. andere Anwälte, mit denen er zusammenarbeitet, angeblich überall ständig einreichen. Zumindest wenn man solche Sätze ignoriert:

Wie wir in unserem letzten Artikel und auch hier eindrücklich dargestellt haben, erzeugt er jedoch nur ständig diesen Eindruck. Er spricht seit Monaten davon, dass die „Vorbereitungen abgeschlossen“ seien, dass Dinge beantragt werden, dass „in Kürze“ Klagen eingereicht werden sollen usw. Wenn man dahinter nicht leere Versprechungen oder sogar Betrug sehen will, muss man sich ernsthaft fragen: Worauf wartet man? Wenn alle Fakten über PCR-Tests vorhanden sind und alle „Vorbereitungen abgeschlossen“, warum wird „Drosten und Co“ denn jetzt nicht endlich einfach auf Schadensersatz verklagt?

Fuellmich erklärt in seiner Verteidigung, wie auch schon in den vielen Videos seit Monaten, dass das „juristische Pflöcke“ sein sollen. Er stellt es so dar, als würden irgendwelche Klagen gegen Schulöffnungen in New York eine notwendige Vorbereitung, um juristisch gegen Drosten vorzugehen. Aber nicht nur juristische Laien fragen sich an dieser Stelle zu Recht: Warum?

Alles nur Ausreden? Alles Verzögerungstaktik?

Ein neutraler Beobachter, insbesondere mit ein wenig juristischem Fachwissen, stellt schnell fest: Diese ganze Argumentation ergibt überhaupt keinen Sinn. Was für Auswirkungen soll es denn haben, wenn in New York (wider Erwarten) Schulen wieder geöffnet werden dürften, ob Deutsche in Deutschland Schadensersatz vom Deutschen Dr. Drosten erhalten? Wenn PCR-Tests unzuverlässig wären, wären sie das nicht auch in Deutschland? Und wenn nicht: Wie soll man dann jemals erfolgreich klagen können?

Fuellmich erwähnte in einigen Interviews, dass er in Deutschland so den Rechtsweg gegen Drosten nicht gehen könne oder wolle und deutete an, dass deutsche Gerichte mit der (für die Logik der ganzen Sache notwendige) Verschwörung der Eliten unter einer Decke stecken würden. Aber ist das nicht ein Eingeständnis, dass das ganze Gerede von Schadensersatz von Dr. Drosten von Anfang an aussichtslos sei? Wenn ganz Deutschland, nein, die ganze Welt in einer Diktatur steckt, und alle Medien und alle Politiker:innen gekauft, warum ausgerechnet die Gerichte nicht?

Widersprüchliche Annahmen und Fakes

Das ganze juristische Konzept ist ohnehin eigentlich eine reine Fiktion: Fachleute haben längst das Offensichtliche festgestellt, dass nach deutschem Recht Dr. Drosten nicht für die Maßnahmen verantwortlich gemacht werden kann und Urteile in anderen Ländern offensichtlich wegen der Jurisdiktion keine Auswirkungen in Deutschland haben können. Auch wir haben darüber schon berichtet (mehr dazu).

YouTube player

Und die viel wichtigere Frage: Wenn PCR-Tests wirklich nutzlos wären, warum kann man das nicht in einer Studie feststellen und nur vor Gericht? Und woher kommen dann eigentlich die 50.000 Toten, wenn die Pandemie nur Fake wäre? Und die deutliche Übersterblichkeit 2020? Diese ganze Inszenierung steht auf sehr vielen, sehr wackligen Beinen, für die man viele unbelegte und widerlegte Behauptungen glauben muss. Alles was Fuellmich hat, ist die ständige Wiederholung, dass man ihm einfach vertrauen soll und dass am Ende alles klappen und Sinn ergeben wird.

Seit 5 Monaten Gerede und keine erfolgreiche Klage?

Fest steht: Nach fünf Monaten Ankündigung und Geld sammeln gibt es noch gar nicht DIE „Corona Schadenersatz-Sammelklage“ gegen Drosten, wie Fuellmich selbst zugibt. Im Grunde erzählt er nur seinen Anhänger:innen, dass Klagen gegen Schulöffnungen und den Papst irgendwie Teil eines internationalen Masterplans sein soll, der ganz bestimmt irgendwas mit PCR Tests widerlegen zu tun haben soll und das eine Art Domino-Effekt auslösen würde. Ob alle behaupteten Klagen überhaupt eingereicht werden und rechtshängig werden ist allerdings fraglich.

Fuellmich hatte auch Ende November angekündigt, den Volksverpetzer im Namen von ebenfalls Pandemie-Leugner Wolfgang Wodarg zu verklagen. Es soll u.a. um einen Artikel von uns u.a. über Wodarg aus dem März 2020 (!) gehen und eine lachhaft hohe Schadensersatz-Summe. Nach außen tut Fuellmich aber ebenfalls so, als könnte man damit irgendwie PCR-Tests widerlegen. Nach inzwischen über zwei Monaten Wartezeit wurde uns die Klage bis heute jedoch nicht zugestellt. Ein Anruf bei Gericht vor einigen Tagen offenbarte, dass die von der Klägerseite zu zahlenden Gerichtskosten noch nicht als eingegangen vermerkt seien. Und wir deshalb auch erstmal noch keine Zustellung erwarten müssen.

Wir fragen uns: Ist das alles nicht in Wahrheit ein großes Spiel auf Zeit? Kann Herr Fuellmich auch nur eine erfolgreiche oder zumindest rechtshängige Klage gegen die Corona-Maßnahmen oder „Drosten und Co“ vorweisen? Ging es vielleicht gar nie um alle diese Klagen, deren Aussichtschancen ohnehin verschwindend sind, sondern nur, wie auf der Seite selbst erklärt – um Androhungen?

Und vielleicht nebenher dabei, eine Millionen Euro damit zu verdienen? Vielleicht an dieser Stelle interessant zu wissen: In Göttingen ist ein Verfahren gegen Fuellmich bezüglich Verstoßes gegen die Abgabenordnung anhängig, sprich: Wegen Steuerhinterziehung.

Zum Thema:

Querdenker-Anwalt teilt aus Versehen Studie, die belegt, dass PCR-Tests sehr genau sind

Artikelbild: Screenshot youtube.com

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: