89.500

Faktencheck: Die Zerstörung von „Die Zerstörung des Corona Hypes“

von | Jul 1, 2020 | Aktuelles, Analyse, Corona-Fake, Kommentar

Die Zerstörung von „Die Zerstörung des Corona Hypes“

Ich wollte eigentlich keine Corona Faktenchecks mehr machen, aber es geht nicht anders. So viele Nachrichten kamen wegen einem bestimmten Video bei mir an. Titel: „Die Zerstörung des Corona Hypes“. Nur wurde da nichts zerstört. Warum, das zeige ich hier. Das Video „Die Zerstörung des Corona Hypes“ eines Psychologie-Studenten beginnt mit einer Wette. Ich würde es nicht schaffen, das Video bis zu Ende anzusehen, ohne überzeugt zu sein, dass Corona ein „Hype“ sei. Diese Taktik, gefolgt von dem Anspruch, den Fokus auf die Daten zu legen, könnte eigentlich sinnvoll sein. Aber hier wirkt sie eher aufgesetzt.

Doch der Einladung, sachlich zu antworten, folge ich. Ich versuche mich größtenteils anhand des Videos entlang zu hangeln, aber es wiederholt sich auch vieles, nur aus einem anderen Mund. Quellen sind unten aufgeführt.

Das Video „Die Zerstörung des Corona Hypes“ beginnt mit Basisfakten. Sebastian, du sagst: Viren verändern sich ständig, Coronaviren sind seit Jahren bekannt und jeden Winter kommt es zu einer akuten Sterbewelle. Bereits hier müssen wir die Frage stellen, welchen Sinn diese Fakten haben. Viren sind ständig dabei sich zu ändern, das ist so. Aber was bedeutet das für uns? Es bedeutet aus evolutionärer Sicht zwei Dinge: Erstens gibt es Selektionsdruck auf Viren. Das bedeutet, dass Viren mit bestimmten Eigenschaften vermutlich länger überleben, weswegen bestimmte Mutationen von der Evolution eher förderlich sind.

Zweitens bedeutet es aber, dass eine Veränderung eines bisher bekannten oder völlig unbekannten Virus stattfinden kann, die genau das Gegenteil bewirkt. Also eine gefährlichere Form des Virus. Coronaviren mutieren zwar ständig, wie man auf Nextstrain sehen kann, haben aber einen nsp14 genannten Reparaturprozess, der bestimmte Mutationen während der Herstellung neuer Viren repariert. Dieser kann auch so wirken, das bestimmte antivirale Medikamente, wie Ribavirin nicht wirken. Coronaviren sind im Vergleich zur Grippe sehr stabile Viren.

Coronaviren sind seit Jahren bekannt, das stimmt. SARS-CoV-2 hingegen nicht.

Es gibt fundamentale Unterschiede zwischen den Coronaviren auf genetischer Struktur. Coronaviren sind extrem variabel und sie befallen sehr viele Tierarten, von Fledermäusen, Schweinen, Reptilien, Amphibien und so weiter. Die meisten Coronaviren sind aber speziell zugeschnitten auf die jeweilige Tierart und die Tierart lebt meist mit diesen Viren. Wir nennen das Reservoire. Flughunde und Pangoline beispielsweise zeigen keinerlei Anzeichen, dass die Coronaviren ihnen schaden würden. Auch viele Reptilien, wie beispielsweise Chamäleons, tragen eigene Coronaviren, angepasst auf die spezifische Genetik der Tiere in sich.

Ein Coronavirus eines Chamäleons oder Pangolins ist für den Menschen ungefährlich. Erst wenn eine Mutation entsteht, die es einem Virus erlaubt, auch menschliche Zellen zu attackieren, dann wird ein Virus für den Menschen gefährlich. Entscheidend ist: Von welchem Virus reden wir? Und befällt es Menschen? Coronaviren wurden vor einigen Jahren komplett neu geordnet, um die verschiedenen Viren in Unterfamilien zu bringen. Coronaviren gehören zwar dieser Familie an, aber gemeinsam haben sie nur, dass sie die Eigenschaften von Coronaviren haben.

Coronaviridae sind Teil der Gruppe Nidovirales, die sich durch die Struktur ihrer Replikase von allen anderen Virenarten abgrenzen. Charakteristisch ist die Darstellung der sog. namensgebenden Krone, den sog. Spike Proteinen. Diese sind aber im genetischen Code völlig unterschiedlich. Das Spike Protein muss an die Zellen andocken, daher ist es maßgeblich für die Infektion zuständig. Und die bekannten Coronaviren, die Sebastian anspricht, sind beispielsweise OC43, HKU1, 229E und NL63. Diese eher harmlosen Varianten treten tatsächlich bei uns Menschen auf. Sie sind aber VÖLLIG anders als die Viren, die uns jetzt gerade attackieren.

Alle Viren sind anders

229E und NL63 sind Alphacoronaviren, sie gehören somit in eine ganz andere Klasse als SARS-Cov-2. Zu 229E ist nur ein einziger Fall bekannt, bei dem eine akute Atemnot durch Schäden ausgelöst wurde. NL63 wiederum ist ein saisonal auftretendes Virus, von dem wir inzwischen wissen, dass es insbesondere bei Kindern zum Kawasaki Syndrom führen kann. Für Erwachsene ist es größtenteils harmlos, aber es wird mit Herzfehlern von Kindern nach Erkältung in Verbindung gebracht. Weil es für die meisten Personen mild verläuft, vermuten Forscher, dass der Schaden des Virus massivst unterschätzt wird.

OC43 ist ein Coronavirus, von dem wir vermuten, dass es ein Nachfahre des Virus ist, welches die Grippewelle 1889-1890 ausgelöst hat. Eine Welle, bei der damals mehr als eine Million Menschen gestorben sind. Das ist ein wichtiger Punkt, für später. HKU1 ist auch ein Betacoronavirus, das relativ selten starke Schäden anrichtet. Es wurde auch erst 2005 sequenziert und in einer rückwärtigen Suche nach dem Virus konnten in ganz Australien beispielsweise 10 Personen gefunden werden, die schwere Symptome mit diesem Virus hatten.

Das sind alles insofern wichtige Ansätze, als dass wir verstehen müssen: Alle diese Viren sind anders. Einige davon benutzen ACE2 als Angriffsfläche, HKU1 aber ist ein Virus, das mit den Maushepatatitisviren verwandt ist und Neu5AC als Angriffsfläche benutzt. Sie gehören teilweise zu komplett verschiedenen Gattungen. Wir vergleichen somit völlig verschiedene Viren zu völlig verschiedenen Zeiten.

Viren verändern sich ständig und sind auch schon bekannt, ja. Das ist aber völlig egal.

Der entscheidende Teil des Coronavirus ist ein Teil der Namens: nCOV2019: NOVEL Coronavirus. Wenn eine Population mit einem neuartigen Virus in Kontakt kommt, hat sie keine starke Immunität. Dabei ist es völlig egal, ob wir bereits Vertreter dieser Art kennen, das neue Virus ist völlig anders und eine Immunität ist nicht gegeben. Wir bilden Antikörper gegen die Spike Proteine und Teile des Virus selbst. Diese sind aber von Virus zu Virus anders. Antikörper gegen OC43 und HKU1 sind andere Antikörper als die für SARS1, MERS oder SARS-cov-2.

Diese drei gehören zu einer eigenen Gruppierung der Coronaviren, die auch nach ihnen benannt wurde: Den Sarbecoviren. Es sind sehr spezielle Coronaviren, die sich stark von anderen unterscheiden Dieses Virus ist NEU. Wir haben keine spezifische Immunität. Wenn eine Population mit einem neuen Virus in Kontakt kommt, ist die Gefahr der völligen Auslöschung immer gegeben. Das mag sich dramatisch anhören, ist aber Realität. Wir kennen das Masernvirus heute als eher harmlos, es tötet nur eine Person von Tausend, also 0,1% im weltweiten Vergleich.

Aber 1529 haben die gleichen Masern, gegen die wir heute impfen, zwei Drittel der indigenen Bevölkerung Kubas ausgelöscht, sie haben die Inkas ausgelöscht, die Hälfte der Population auf Honduras und ein Fünftel der Personen auf Hawaii. Der entscheidende Faktor ist die Neuartigkeit des Virus. Menschen sowie Virus passen sich über Jahre ständig an, aber wenn ein neuartiges Virus angreift, ist die Gefahr der völligen Auslöschung immer gegeben.

Die Basisfakten sagen uns also gar nichts über die Gefahr aus. Von „Die Zerstörung des Corona Hypes“ keine Spur.

Als nächstes reden wir über die Grippewellen. Ja, die gibt es. Und ja, es gibt eine Übersterblichkeit. Diese wird statistisch die meisten Atemwegserkrankungen übrigens hinzugefügt. Serologisch sind diese Wellen meist unterdiagnostiziert. Erst ein Jahr später nutzt man ein statistisches Verfahren, um Grippetote zu schätzen. Sebastian holt eine Doku raus, die sich mit der Schweinegrippe beschäftigt. Hierbei greift die Doku Dr. Drosten an und macht einen gewaltigen Fehler, den auch Kritiker*innen heute begehen: Absolut richtiges Verhalten im Risikomanagement kritisieren.

Das Schweinegrippe-Virus H1N1, auf das sich die Doku bezieht, ist ein neuartiges Schweinegrippevirus gewesen. Das Virus, welches die spanische Grippe ausgelöst hat, war ebenfalls ein neuartiges Schweinegrippevirus. Die Reaktion von Drosten und auch allen Ländern, die sich vorbereitet haben, war somit absolut richtig. Nassim Nicholas Taleb beschreibt das so: Man kauft sich keine Versicherung, wenn das Haus bereits brennt. Aber man freut sich, wenn nur das Essen im Ofen verbrennt. Staaten und die WHO haben die Aufgabe der Risikovermeidung.

Auf das Präventions-Paradox hereingefallen

Pandemien haben ein Maximalrisiko, das gegen unendlich strebt und nicht perfekt einschätzbar ist. Einige Forscher wie Ioannidis oder Dr. Streeck oder Dr. Baghdi sagen: Hey, wir müssen erstmal Evidenz darüber sammeln, wie gefährlich das Virus ist, indem wir beobachten, bevor wir Entscheidungen treffen. Das zeigt, dass sie einen gigantischen Fehler machen: Entscheidungen unter unsicheren Bedingungen können NICHT anhand einzelner Daten getroffen werden.

Wir müssen das Geschehen an sich beobachten und seine theoretisch verteilten Möglichkeiten. Und dann eine Entscheidung aufgrund dieser Eigenschaften treffen. Stell dir das so vor: Sagen wir, du sollst das Verhalten einer Kolonie Ameisen beschreiben. Was tust du? Folgst du 20 einzelnen Ameisen und errechnest aus ihren Wegen einen Mittelwert? Natürlich nicht. Du analysierst andere Dinge. Du siehst dir an, wie der Fluss der Ameisen in und aus dem Bau stattfindet, du schaust dir an, wie der Bau aufgebaut ist, du siehst dir an, welche Verhältnisse die einzelnen Kammern haben und wie der gesamte Schwarm, nicht Einzelameisen, auf Gefahr reagieren.

Wenn du Feuerameisen beispielsweise bedrohst, greift dich der gesamte Schwarm an. Andere Ameisenarten ignorieren dich auch, wenn du auf den Bau schlägst. Einzelne Ameisen können dich angreifen, entscheidend ist aber das Gesamtgeschehen. Wenn wir zu viele Einzelwerte benutzen, unsere Messmethode aber nicht für die Verteilung dieser Werte geeignet ist, dann versagt unsere Vorhersage. Und aus diesem Grund sind auch alle Vorhersagen, die man über COvid-19 Todesfälle trifft, fast zu jedem Zeitpunkt falsch.

das Pareto Prinzip

Was wir aber aus allen vorherigen Pandemien wissen, ist, wie sich die Risikoverteilung verhält, also wir können eine Aussage über die Art des Risikos treffen. Das sieht man an dieser Funktion: Das Risiko ist enorm hoch, ein großer Teil der Fälle liegt im Bereich links, um das herauszufinden brauchen wir eine enorme Anzahl von Fällen, um zu beweisen, dass wir Recht haben. Und selbst dann ist der Mittelwert der Funktion immer noch nicht der Erwartungswert. Es geht hier um die Verteilungsfunktion und ihre dicken Schwänze. Sogenannte Fat Tailed Distributions.

Das Pareto-Prinzip

Viele statistische Mittel sind darauf ausgelegt, eine ganz normale Normalverteilung zu haben. Viele Risiken, die katastrophal sind, haben aber keine solche Verteilung, wodurch unsere gesamte Mathematik nicht mehr funktioniert. Fast jeder kennt die 80/20 Regel, das pareto Prinzip. Um das Pareto Prinzip stichfest zu beweisen und daraus nun Maßnahmen abzuleiten, brauchen wir aber 10 hoch 14 Beobachtungspunkte, also eine Anzahl von Beobachtungen, die schlicht unmöglich ist. Deswegen sieht es manchmal komisch aus, wenn man ein Risiko bewertet.

Bei der Pandemie hat man die Veränderungen vorgenommen, die die Doku anspricht, um NICHT Todesfälle ordentlich zu bewerten. Polio, die Kinderlähmung, war in den absolut SELTENSTEN Fällen tödlich. 85% der Poliofälle waren asymptomatisch. Genau wie SARS-Cov2. Die Tödlichkeit des Virus war quasi kaum gegeben. Dennoch hat es massive Schäden angerichtet, indem es bei 5-10% der Kinder eine Schädigung des zentralen Nervensystems erzeugt hat und in 1% der Kinder eine entsprechende Lähmung. Wenn eine Lähmung auftrat, war die Sterblichkeit zwischen 2-20%, also im Bereich von 0.02-0.2% insgesamt.

SARS-COV-2 hat eine Sterblichkeitsrate zwischen 0.5 und 1%.

Die Änderung der Pandemiekriterien machen Sinn, damit man auch Probleme erkennt, die eben keine Todesfälle sind. Zum Vergleich: SARS-COV-2 hingegen hat eine Sterblichkeitsrate zwischen 0.5 und 1%. Polio war aber schrecklich und Poliomyeltitis Patient*innen wurden unter Quarantäne gestellt. Bei der Pandemie der Schweinegrippe hatten wir übrigens vor allem eines: Glück. Denn das Virus hatte ein abgeschwächtes Protein, das sog. Pb1-F2 Protein. In der Spanischen Grippe war genau dieses Protein der entscheidende Faktor, um so tödlich zu sein. Ansonsten war das Schweinegrippevirus dem Virus der spanischen grippe sogar ähnlich.

Aber das sog. PB1-F2 Protein war ein solches, welches nicht so gefährlich ist. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass genau dieses Protein in den in Schweinen gefundenen Influenza Viruen so gefährlich ist. Das wussten wir zum einen damals nicht, aber zum anderen war die Reaktion genau richtig: Denn es war durchaus möglich, dass das Virus damals ebenso gefährlich war. Denn es war neu, wurde aus einer Kreuzung zweier Viren aus Schweinen isoliert und kam dann zum Menschen. Die Gefahreneinschätzung von Dr. Drosten war auch damals bereits richtig. Denn wir bereiten uns bei Risiko auf die Maxima vor, nicht auf Mittelwerte.

In Holland gibt es die sog. Zuiderzeewerke, dieses Gebilde von Deichen und Dämmen ist gigantisch. Und es sorgt dafür, dass Holland nicht absäuft. Abgesehen davon, dass die halbe Niederlande ohne diese Deiche unter Wasser wäre, hat man bei ihrer Konstruktion etwas Intelligentes gemacht: Man hat sich statistisch auf das maximale Risiko vorbereitet, um Katastrophen abzuwenden. Alles andere ist dumm. Es gibt einen Ort, an dem man das NICHT getan hat: Fukushima Dai-Ichi, wo man nicht das sog. Maxima Prinzip angewendet hat. Und wir wissen, was dort passierte.

Wir brauchen NICHT Evidenz für Schaden, wir brauchen Evidenz für Unschädlichkeit.

Die Gefahr von Fat Tailed Distributions zeigt uns: nur ganz selten wird es extreme Wellen geben, Holland hat sich dagegen vorbereitet und keine Probleme, in Japan ist ein AKW hochgegangen. Und genau so verhält es sich mit der korrekten Maßnahme gegenüber neuen Viren: Wir bereiten uns auf die Maxima vor und warten nicht erst ab, bis wir gegenteilige Evidenz haben. Das sogenannte Vorsorgeprinzip, welchem wir in der EU eigentlich auch verpflichtet sind, VERBIETET das sogar, weil es schlicht dumm ist. Egal ob ein Streeck, Baghdi, Wodarg oder sonst wer etwas anderes sagt: Alles andere als eine Vorbereitung nach dem Vorsorgeprinzip ist fahrlässig.

Wir brauchen NICHT Evidenz für Schaden, wir brauchen Evidenz für Unschädlichkeit. Und genau da liegt der schlimmste Denkfehler in der Bewertung von Pandemien. Pandemien haben ein Maximalrisiko, daher ist die maximale Vorsorge das einzige, was nach logischem Gedenken sinnvoll ist. Wir haben somit unterreagiert, statt überreagiert. Ich selbst habe auch manchmal den Fehler gemacht, einzelne Endwerte in Artikeln anzugeben. Da diese aber mit jeder Maßnahme sinken oder steigen, sind Einzelwertschätzungen sinnfrei, entscheidend ist: Das Vorsorgeprinzip und die Eigenschaften der Risikofunktion.

Als nächstes sagst du Sebastian: Du liebst Zahlen. Wunderbar. Das tue ich auch. Hast du ja eben gesehen, ein paar Grundlagen über Verteilungen von Wahrscheinlichkeiten haben wir ja eben gehabt. Du beginnst mit vier Zahlen, aber ignorierst die Wichtigste: Nämlich die Eigenschaften der Risikofunktion, die viel wichtiger sind, als die Medienschelte in deinem Video „Die Zerstörung des Corona Hypes“.

Fatale Denkfehler

Recht hast du, dass es eine Dunkelziffer an Infizierten gibt. Auch dass diese viel höher ist und dass die Sterbeziffer zu hoch ist, das stimmt. Denn die Case Fatality Rate, ich verweise auf mein letzen Video zum Thema, überschätzt die Todesziffer IMMER. Das ist ganz normal. Diese liegt in Deutschland bei 5%. Die reelle Wahrscheinlichkeit liegt aber, wie wir wissen, bei 0.5-1%, wenn wir die Metaanalysen zu dem Thema dazurechnen.

Dann begehst du aber einen fatalen Fehler: Du sagst, die Testmenge ist entscheidend zur Bewertung positiver Tests. Das ist aber Blödsinn. Du zeigst ja selbst, warum das nicht der Fall ist. Die Anzahl der positiven Tests, in Prozent, ist wichtig. Das stimmt auch, nur steigt diese mit der Zeit und sinkt erst jetzt wieder.

Hier liegt ein Problem: Wenn die Anzahl der Tests steigt und die Anzahl positiver Tests steigt, dann ist das ein klarer Fall für eine gigantische Dunkelziffer, nicht dafür, dass die Tests nun die Pandemie auslösen. Wenn ich nicht auf die Waage steige und trotzdem zu dick bin, weiß ich zwar nicht, wie viel ich wiege, aber im Spiegel sehe ich trotzdem das Problem. Das Problem existiert, auch wenn ich es nicht sehe.

Corona ist tödlicher als die Grippe

Wir würden erwarten, dass der Anteil der Tests die Menge senkt, wenn die Infektionszahlen nicht so hoch sind. Stattdessen sind sie aber gestiegen. Anfangs wurden aber auch nur Personen mit starken Symptomen getestet. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Kriterien waren: Hat Symptome, hatte Kontakt zu einer Person mit positiven Test oder war in einem Risikogebiet. Somit haben wir gar nicht genug testen können. Asymptomatische Personen wurden anfangs überhaupt nicht getestet. Wenn man die Kriterien nun ausweitet, wie geschehen, müsste nun eine deutliche Reduktion der positiven Fälle folgen: Aber das ist lange Zeit nicht der Fall.

Erst quasi mit dem Abflachen der gesamten Kurve kommt auch hier die Reduktion. Frühe Studien aus China auf der Straße mit zufälligen Tests haben aber schon gezeigt, dass wir von 50-80% asymptomatischen Personen ausgehen müssen. Das war auch der Grund für die Maßnahmen: Menschen können ohne Symptome das Virus spreaden. Die ganze Grafik, die du uns präsentierst, stützt deinen Punkt überhaupt nicht. Du behauptest, dass man nicht zwischen Positiv getestete und Symptomen unterscheidet.

Lieber Sebastian, das ist totaler Schwachsinn.

NATÜRLICH werden Asymptomatiker gezählt. Weil Symptome nicht nötig für Schäden sind. Die Diamond-Princess-Asymptomatiker hatten zu 50% Schäden an ihrer Lunge. Deswegen zählen wir diese mit und es ist korrekt. Wir haben inzwischen Studien, die an Asymptomatikern Schäden zeigen – an der Lunge, an Gefäßen. Es gab zwischenzeitlich eine erhöhte Schlaganfallrate unter jungen Menschen. Es gibt Studien, die das Virus in den Hoden nachweisen, weswegen wir langfristig auch auf eine Unfruchtbarkeitswelle zusteuern könnten. All das sind Fakten, die auch bei Asymptomatikern stattfinden können. Nur weil du nichts merkst, heißt das nicht, dass es keine Schäden gibt.

Die Zahl der Erkrankten ist maßgeblich, aber genau diese wurde auch angenommen. Es ist also Quatsch, wenn du sagst, es wurde immer mit einer Anzahl gerechnet, die einen Teil der Infizierten ausmacht. Asymptomatiker, leichte Fälle und schwere Fälle wurden aus China statistisch abgeschätzt. Und die Zahlen sind auch in dem Rahmen, was wir im Westen erlebt haben. Nicht exakt, aber so ziemlich in dem Rahmen. Deswegen hat man auch so gehandelt.

Fake: die Totenscheinlüge

Lieber Sebastian, häng dich mal nicht so aus dem Fenster mit dem Pathos. Wenn jemand mit dem Coronavirus stirbt, wird COVID-19, insofern derjenige an einer Atemwegserkrankung litt, eingetragen. Wenn du aus dem Fenster springst, würde das genau nicht passieren. Es würde helfen, wenn du dir einfach mal einen Totenschein ansehen würdest. Dort würdest du sehen, dass es einen Teil gibt, bei dem der Arzt den primären und sekundäre Todesgründe aufschreibt. Dort würde eine Primärerkrankung aufgeschrieben.

Aber bei deinem Beispiel mit der Krebserkrankung würde AUCH die Lungenentzündung aufgeschrieben werden. Mein Vater hatte eine Krebserkrankung, eine Nierenfunktionsstörung und am Ende hat er eine Lungenentzündung durch eine Grippe bekommen, die eine bakterielle Superinfektion ausgelöst hat. Die Todesursache war die Superinfektion. Natürlich spielen hier andere Sachen eine Rolle, aber mein Vater würde noch leben, hätte er diese Erkrankung nicht gehabt.

Das wird auf dem Teil, den nur der Arzt zu sehen bekommt, eingetragen. Wenn du überfahren würdest, wäre deine Todesursache: Ein Unfall. Nicht Corona. Die primäre Todesursache wäre der Unfall, die sekundäre Begleiterscheinung Corona.

Über 90% der Toten sterben AN Corona

Aber wir sollten vielleicht lieber auf die Studien der Pathologen hören. Denn mehr als 90% der obduzierten Personen wurden nun als AN Corona verstorben eingetragen. Dieser Hoax, den du verbreitest, der ist schon seit Monaten out und wenn du dich mit Zahlen beschäftigst, dann hättest du das wissen müssen. Unwissenschaftlich ist nur, wie du hier arbeitest. Ich hoffe, deine Professoren bringen dir das nochmal bei. Denn dein Statement, was jetzt kommt, ist komplett daneben: „Eine massive Überschätzung der Sterberate von Covid19.“ Das ist eben nicht haltbar. Denn du hast ja selbst gesagt, du bist Zahlenfreak. Dafür versagst du aber massiv.

Als nächstes holst du nämlich die Übersterblichkeit raus. Zuerst gucken wir statt auf deinen Graph, mal NICHT auf Deutschland. Denn hier hatten wir ja einen Lockdown und wir haben Maßnahmen. Wir schauen stattdessen auf die USA, Italien, Brasilien und vor allem: Das Vereinigte Königreich. Wir sehen in nahezu JEDEM Land zwischenzeitig eine Übersterblichkeit auf EuroMOMO, die oftmals sieben bis 10 Standardabweichungen über der Norm liegt.

Covid-19 tödlicher als Grippe: Dr. Drosten widerlegt Verharmloser mit einer Grafik

Weiterer Anfängerfehler: Der Lockdown verhindert auch andere Infektionskrankheiten!

Was du jetzt aber vergisst: Der Lockdown verhindert nicht nur Covid19. Sondern er verhindert auch ANDERE Infektionskrankheiten. Das hast du nicht bedacht, oder? Denn jede andere Infektionskrankheit ist ebenso betroffen. Deswegen haben wir auch weniger Grippetote, weniger Hepatitistote. Wir haben sogar weniger Morde, weniger Totschlag, wir haben weniger Kunstfehler in Operationen. Wir haben 27% weniger Verkehrstote, und so weiter und so fort. Jetzt anzunehmen, dass du bei einer so stark durch Störvariablen verunreinigten Zahl Aussagen treffen kannst, ist ein Anfängerfehler, den ein Zahlenmensch nicht machen sollte.

Du beschäftigst dich doch mit Zahlen, beschäftige dich doch mal damit, wieso das RKI und auch die amerikanische CDC meist erst ein Jahr später Übersterblichkeit aus Atemwegserkrankungen berechnen? Dann wirst, du denke ich, auch mal fündig werden. Übrigens, COVID19 hat bereits 540% mehr serologisch bestätigte Tote in Deutschland erzeugt als die Grippewelle 2017/2018, die du anführst. Generell sind Infektionskrankheiten bei der Todesursache, weil oftmals „Krebs“ eingetragen wird, wie du schon gesagt, ja unterrepräsentiert.

Und jetzt kommt der Knaller: Covid19 ist nicht tödlicher als Influenza? 0.2% Prozent? Kannst du lesen?!

Kommen wir zum Thema Ausbreitung und Reproduktionszahl: Nein, deine Grafik beweist nicht das, was du behauptest. Ich habe eine Analyse der Daten vom Max-Planck Institut in den Quellen verlinkt. Dort werden die Daten auf den „Fit“ mit mehreren Modellen untersucht. Dabei wurden Drei Change Points, Scheitelpunkte in der Kurve, gefunden. Das Modell mit drei Change Points erreicht mit einer Leave-One-Out-Modellierung den kleinsten Score.

Das bedeutet nichts anderes, als dass deine Grafik nicht das bedeutet, was du denkst. Sondern dass die „Zahlenmenschen“, der du ja sein willst, über eine Modellierung mit multiplen Variablen TATSÄCHLICH einen Effekt gefunden haben. Was soll man da noch sagen? Juhu? Kommen wir zu deinen Teststatistiken, bei denen es interessant wird. Ist es so, dass es falsch Positive Tests gibt? Ja, das ist so. Aber wo du einen Fehler machst, ist bei der Annahme, dass 1. Nur der Test von Drosten verwendet würde, 2. Dieser an einem echten Virus nochmal validiert werden müsste und 3., dass die Teststatistiken nur einen einzelnen Test beinhalten.

Fakten: Falsch-Positiv-Rate viel niedriger als behauptet

PCR Tests für SARS-COV2 testen normalerweise mehr als ein Gen. Das E Gen ist in Betacoronaviren durchaus üblich. Deswegen ist das erste Gen genau dieses: Das E Gen. Es taucht in der verwendeten Form allerdings nur bei SARS-1 auf, weswegen hier keine Reaktion denkbar ist. Eine Kreuzreaktion ist aber denkbar, indem wir wir nun vielleicht doch ein ähnliches Gen bei einer der Humanen Betacoronaviren finden. Dafür gibt es eine Lösungen und diese heißen: S Gen, rdrp Gen, N Gen und ORF1ab Gen. Denn das sind weitere Genloci, die man testen kann. Wenn einer dieser Loci nun eine falsch positiv Rate von 2% hat, ist das doof.

Wenn wir aber nun mehrere testen, und das sieht fast jeder Test auf dem Markt übrigens vor, dann kommen wir zum Thema bedingte Wahrscheinlichkeiten. Eine bedingte Wahrscheinlichkeit ist das, wenn wir eine Wahrscheinlichkeit unter der Bedingung einer anderen annehmen. Also, wenn wir eine falsch Positivrate von 2% haben bei jedem dieser Gene, dann müssten wir eine bedingte Wahrscheinlichkeit von 2% mal 2% Prozent haben. Also eine falsch Positive Messung bei beiden ist nicht etwa 4%, sondern 0,04%. Fehler bei PCR Tests gibt es durchaus, vor allem dann, wenn es Schnelltests sind.

Diese werden aber kaum verwendet, sondern teilautomatisierte Tests in sog. Roche Light Cyclern. Die falsch positive Rate ist also viel niedriger als du behauptest. Denn: Es geht hier um bedingte Wahrscheinlichkeiten, nicht sich addierende Wahrscheinlichkeiten. Zu deiner Verteidigung: Es gibt durchaus Labore, die einen Test benutzen, bei dem nur das E Gen getestet wird. Das hat auch die WHO zwischendurch empfohlen, damit die Testkosten in einigen Ländern gesenkt werden könnten. In Deutschland ist das aber nicht üblich. Die genauen Testergebnisse verschiedenster Kits wurden von der FIND Foundation überprüft und finden sich ebenso in den Quellen unten.

Spezifität und Sensitivität

Deine Analyse über Spezifität und Sensitivität gefällt mir fast. Fast, weil sie ein Problem hat: Du benutzt sie im Moment auf eine Weise, bei der du erstens die gleiche Spezifität für Teiltests annimmst und zweitens auf eine Durchseuchung. Das ist aber falsch, da du davon ausgehen musst, dass es eine entsprechende Selektion für Coronatests gab. Der Ansatz, den du dort benutzt, der gilt wie in meinem letzten Video beschrieben für Tests auf die IFR. Für die Diagnostik ist Durchseuchung eben nicht so einfach nutzbar.

Denn du hast zu einem großen Teil bereits vorselektierte Personen, die Symptome oder Kontakte hatten. Warum ist das wichtig? Weil die Population, die einen PCR Test bekommt, nicht randomisiert ist. Sondern sie ist vorselektiert. Dein größter Fehler dann aber ist es, anzunehmen, dass jeder die gleichen Tests benutzt. Die Kits, die in Deutschland benutzt werden, sind andere Kits als in Tansania, andere Kits als in den USA und vor allem andere Kits als diejenigen, die in China benutzt wurden.

Du wirfst sie alle in einen Topf, was keinen Sinn macht. Siehst du dir die Daten der FIND Foundation an, siehst du auch, warum das so ist: Die Kits unterscheiden sich zwischen Spezifitäten von 96-100%, die meisten Kits, die getestet wurden, haben aber eine Spezifität von: 100%. Wenn man nun billige Frühtests aus China benutzt, mag deine Skepsis richtig sein. Aber davon sind wir sehr weit entfernt. Und selbst dann sind es keine 1-Gen Tests, sondern meist Mehrgentests, womit wir beim Thema bedingter Wahrscheinlichkeit sind.

Kommen wir zur Maskenpflicht, weil hier deine Arroganz zu triefen beginnt.

Du stellst die Frage: Muss man da noch irgendwas zu sagen? Ja. Wir holen wieder Nassim Nicholas Taleb. Am Anfang der Pandemie wurde gesagt, Masken schützen nicht, wenn man angehustet wird, und das stimmt. Was man aber vergisst, ist, welche Effekte eine Maske allgemein auf eine Pandemie haben kann. Du deutest an, man müsste zu Masken nichts mehr sagen. Doch, doch das muss man. Nassim Taleb deutet ein paar bedeutende Fehler an, die auch du, der angeblich zahlen liebt, gemacht hat.

1. Die sich aufaddierenden Effekte zu ignorieren

Wenn die Wahrscheinlichkeit auch nur minimal verringert wird, würden sich diese Effekte aufaddieren. Wenn wir beispielsweise sagen würde, eine Maske verringert die Ansteckungsgefahr um 25%. Dann hätten wir eine beidseitige Reduktion der Wahrscheinlichkeit der Übertragung, wodurch wir nun eine Reduktion um die Wahrscheinlichkeit der Transmission zum Quadrat bekommen. Aus unseren 75%, also 0,75², werden damit 56%. Reduziert sich die R0 um diesen Faktor, heißt das: alleine Masken halbieren die Wahrscheinlichkeit.

Das ist insofern interessant, weil wir ja eine R von knapp bei 1 hatten, als es mit den Masken losging. Eine Maskenpflicht dieser Art kann alleine durch Compounding Effects somit die Pandemie beenden. Muss ich dazu noch was sagen? Deinem Statistiklehrer vermutlich schon. Die WHO schätzt eine deutlich stärkere Reduktion als 25%. Einen Quadratexponenten ausrechnen wirst auch du denke ich schaffen. Aber nochmal: Masken allein könnten die Pandemie besiegen. Und weißt du, welches Land das macht und schafft? Japan, Taiwan, Singapur. Alle tragen Masken.

2. Die Nichtlinearität von Wahrscheinlichkeiten gegenüber der Aussetzung von Viren

Das gilt aber vor allem, weil Punkt zwei uns sagt: Die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, steigt mit der Wahrscheinlichkeit, einem Erreger ausgesetzt zu sein. Sie ist aber nicht linear, sondern stark abhängig von der Dose Response Kurve. Jede dieser Kurven hat einen konvexen Boden und steigt dann exponential an. Je mehr Erreger, desto höher die Wahrscheinlichkeit der Infektion oder schweren Infektion. Je höher diese Wahrscheinlichkeit nun ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Weitertragens.

Durch diese Senkung des Weitertragens senken wir die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Person im Modell überhaupt in die Nähe einer Person begibt, die COVID19 hat. Masken können also noch deutlich mehr beitragen, indem sie dazu beitragen, dass die Wahrscheinlichkeit, einer Person mit COVID19 zu begegnen, nun deutlich sinkt, weil nicht nur weniger Leute dem Erreger ausgesetzt sind, sondern auch viele Personen nur sehr kleinen Mengen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit senkt, einer Person zu begegnen, die diese Menge hat.

3. Fehlende Daten dafür, dass Masken keine Effekte auf die Verteilung der Pandemie haben

Nassim führt hier an: Es ist auch nicht klar, dass eine geschlossene Tür einen Einbruch verhindert, trotzdem sind wir uns sicher, dass eine Stahltür besser ist als eine Holztür. Die alleinig statistische Reduktion der Wahrscheinlichkeit reicht für die Begründung aus. Die Studien, die oftmals als Gegenargument angeführt werden, haben übrigens oftmals bereits erkrankte Personen in ihrem Zuhause getestet und dann getestet, was passiert, wenn diese gesunden Personen entweder unter Quarantäne gestellt werden oder zuhause eine Maske tragen.

Das Ergebnis ist, Personen, die zuhause bleiben, wenn ein Angehöriger krank ist, reduzieren Kranke in Schulen und Arbeitsplatz, aber Masken nicht. Das ist insofern wichtig, als dass wir dieses Szenario gar nicht besprechen. Diese Studien beweisen: Social Distancing wirkt. Übrigens, die Annahme, dass man das beweisen müsste, ist empiristischer Blödsinn. Die einzige Möglichkeit, sich mit einem Virus anzustecken, ist das Virus abzukriegen. Reduziert man diese Wahrscheinlichkeit, reduziert man auch die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung. Das ist schlicht Mathematik.

4. Nicht zu verstehen, dass sich statistische Signale aufaddieren

Oftmals wird sich nun auf Anekdoten berufen. Wichtig ist aber zu verstehen: Diese Signale und Anekdoten gibt es. Ein Salon, bei dem die Angestellten als Infizierte keine ihrer 140 Gäste angesteckt haben, weil sie eine Maske getragen haben und im Vergleich Tönnies und eine Party in einem Restaurant, wo keine Masken derart getragen wurde, sind statistische Signale, die uns ganz klar zeigen, wohin die Reise geht. Diese Cluster sind exemplarisch für die Eigenschaften von Clustern.

Also, muss man dazu noch was sagen? Ja, garantiert. Siehst du ja, was man dazu sagen muss.

Kommen wir zum nächsten unliebsamen Thema: Quarantäneverweigerer.

Hier hatte ich vor mehr zu sagen, habe es aber aus dem Skript gelöscht. Es gibt ein Grundprinzip: Wenn du Infiziert bist, bleibst du zuhause. Du schadest Menschen nicht. Es gibt keine Rechtfertigung, das nicht zu tun. Mein Vater wurde von jemandem infiziert, der zuhause hätte bleiben müssen. Jemand, der in Sachsen dort weggesperrt worden wäre, hätte meine Mutter, deine Mutter oder sonst wen infizieren können. Wir gehen hier in Deutschland VIEL zu locker mit diesen Pathogenen um.

Mir ist es egal, ob es Grippe, Masern, Windpocken oder COVID19 ist: Das Anstecken und Gefährden anderer Menschen ist tödlich und ich bin seit langem der Überzeugung, dass es entsprechend geahndet werden sollte. Ich kann nicht nachvollziehen, wie ich einen infizierten, der den Tod anderer Menschen in Kauf nimmt, noch verteidigen kann. Derjenige gehört bis die Infektion gebannt ist, weggesperrt, wenn derjenige seine Verantwortung nicht wahrnimmt. Es gibt Nachbarschaftshilfe, es gibt Zoom/Skype, es gibt sogar Entschädigungen, es gibt Krankengeld und es gibt Lieferservices.

Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum ein Infizierter für die Zeit von 14 Tagen nicht dort bleiben sollte. Ein Land, was es richtig macht, ist Singapur. Dort wurden Quarantänebrecher bereits zu Haftstrafen verurteilt und ich halte das für absolut richtig. Und Singapur ist eine Demokratie und Rechtsstaat. Nur eben mit weniger Ego. NIEMAND hat das Recht, andere zu infizieren. Der einzige Ort, an dem man jemanden aber unter Sicherheitsmaßnahmen unterbringen kann, ist die Psychiatrie. Ärzte, Pfleger, Sicherheit. Das alles gibt’s in U-haft und im Knast allgemein nicht.

Das Infektionsschutzgesetz anscheinend nicht gelesen

Aber nochmal: Wann ist die Pandemie zu Ende? Die Pandemie ist zu Ende, wenn wir keine Fälle mehr haben. Das ist simpel zu verstehen, oder? Ansonsten hast du das Infektionsschutzgesetz anscheinend auch nicht richtig gelesen, denn das was du behauptest, ist nicht der Fall. Der Immunitätsnachweis war so gedacht, dass Personen, die durch reinen Kontakt bis zum negativen Test in Quarantäne gesteckt werden sollten, was das Infektionsschutzgesetz so vorsieht, diese Maßnahme umgehen können. Der Zugang zum Arbeitsplatz oder Einrichtungen würde dir dann so oder so verweigert, weil du in Quarantäne wärst.

Es würde dir vielleicht helfen, einfach mal die Paragraphen zu lesen, genauer, Paragraph 28 bis 31 des Infektionsschutzgesetzes, auf die sich das Ganze nämlich bezieht. Dort steht nämlich schon ewig, schon seit das Gesetz existiert, das Maßnahmen dir gegenüber getroffen werden dürfen. Genauer: Eine Behandlung darf nicht angeordnet werden, aber Schutzmaßnahmen. Genauer: §29 Beobachtung und §30 Absonderung.

Der Immunitätsausweis hätte dir somit nur geholfen, diese Maßnahmen, die sowieso bereits angeordnet werden, zu umgehen. An den Maßnahmen aber nicht. Und NATÜRLICH wird einer Infizierten Person die andere anstecken kann, der Zugang zum Arbeitsplatz und Bildungseinrichtungen verweigert. Die Person sollte entweder Wohnung oder Krankenzimmer nicht verlassen dürfen. Das ist SINN DER MASSNAHME. Und nichts Neues. Neu war nur, dass man mit einem Ausweis drum rum kommt. Also lieber Sebastian, das mit der einfachen Juristerei lassen wir dann wohl auch.

Fake! KEIN „Impfzwang“ – Wie ihr über das Infektionsschutzgesetz belogen werdet

Das Video „Die Zerstörung des Corona Hypes“ ist eine Inszenierung voller Fehler

Dann kommt als nächstes deine Meinung zur Kommunikation. Sind wir doch mal ehrlich: Wie menschenverachtend ist das? Gar nicht. Genau das Gegenteil. Diese Kommunikation dient der Effektivität. Unternehmen und PR Firmen tun doch nichts anderes und auch du benutzt gezielt deine Kommunikation, um die Dinge lächerlich wirken zu lassen. Dein ganzes Video ist eine Inszenierung, die dem Dokument, das du kritisierst, in nichts nachsteht.

Das einzige, was NICHT menschenverachtend ist, ist dafür zu sorgen, dass diese Pandemie aufhört. Diese Pandemie zerstört unseren Lebensstil, töten hunderttausende Menschen, vernichtet die Grundlage des Lebens für viele. Nicht die Maßnahmen, das Virus. Und weißt du was? Das Ziel der Maßnahmen hätte sein müssen: Eindämmung. Vollständige, gnadenlose Eindämmung. Weil nur das wirklich das Virus aufhält. Wir waren nicht brutal und hart genug.

Dieser Versuch der Kommunikation war ein Versuch, Menschen durch sich selbst zu kontrollieren. Aber ist, wie man bei dir und vielen sieht, ja daneben gegangen. Stattdessen hätten wir eine gnadenlose Durchsetzung der Sperren gebraucht. Dann ginge es uns nämlich wirklich wie Neuseeland oder Japan. Wo das Virus quasi ausgerottet ist. Stattdessen jammern wir und Menschen sterben.

Fazit: Immer die gleichen Fehler von Maßnahmen-Gegnern

Kommen wir zum Ende und den Experten: Da ist alles gesagt. Deren Meinungen spiegeln die gleichen Fehler wieder, die auch begangen hast. Das ist nicht schlimm, muss aber bedacht werden. Es sind immer wieder die gleichen Fehler und Annahmen, die begangen werden. Der Vergleich mit der Grippe ist zum einen nicht zulässig, weil COVID-19 deutlich schlimmer auch als heftigere Grippewellen ist. Die Daten dazu sind klar. Viel schlimmer ist aber, dass wir eine tödliche Krankheit wie die Grippe eben auch einfach akzeptieren und da zeigt sich, was für eine dämliche Situation wir haben.

Hier ist mein Take: Wer Grippe hat, isoliert sich. Wer Grippeinfizierte im Haus hat, hat zuhause zu bleiben und nicht zur Arbeit oder Schule zu kommen. Wer Grippe hat, hat nicht einkaufen zu gehen. So simpel sollte das Leben sein. Es ist eben nicht nur eine Verharmlosung von COVID19 die hier stattfindet, sondern gleichzeitig auch die der Grippe. Denn es ist eben nicht so, dass wir weniger Maßnahmen treffen sollten wegen COVID19, wir sollten stattdessen viel mehr Maßnahmen für Eindämmung der Grippe jedes Jahr treffen.

Quellen:

Reparaturprozesse Coronaviren: https://www.pnas.org/content/115/2/E162

Nidovirales: https://en.wikipedia.org/wiki/Nidovirales

Coronaviridae: https://de.wikipedia.org/wiki/Coronaviridae

NL63 und Kawasaki Disease: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/kawasaki-disease/symptoms-causes/syc-20354598

NL63: https://de.wikipedia.org/wiki/Humanes_Coronavirus_NL63

OC43: https://en.wikipedia.org/wiki/Human_coronavirus_OC43

HKU1: https://en.wikipedia.org/wiki/Human_coronavirus_HKU1

Nassim Taleb:

https://forecasters.org/blog/2020/06/14/forecasting-for-covid-19-has-failed/

https://forecasters.org/blog/2020/06/14/on-single-point-forecasts-for-fat-tailed-variables/

https://statmodeling.stat.columbia.edu/2020/06/17/some-forecasting-for-covid-19-has-failed-a-discussion-of-taleb-and-ioannidis-et-al/#.Xuo_8FKD5KA.twitter

https://www.nature.com/articles/s41567-020-0921-x

H1N1, spanische Grippe: https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S1931312807002168

H1N1 PB1-F2: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5797944/

Max Planck Institut: https://arxiv.org/pdf/2004.01105.pdf

FinddX: https://www.finddx.org/covid-19/sarscov2-eval-molecular/molecular-eval-results/

Nassim taleb über Masken: https://medium.com/incerto/the-masks-masquerade-7de897b517b7

Artikelbild: Screenshot youtube.com


Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: