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Christkind: AfD-Wähler sind Nazis & sie wissen das ganz genau

von | Nov 1, 2019 | Aktuelles, Kolumnen, Schwer verpetzt

Keine Lust mehr auf sprachliche Samthandschuhe

Gestern kommentierte ein AfD-Anhänger unter einem Beitrag von mir, die AfD sei gar nicht gegen Flüchtlinge, und möchte Schutzbedürftigen diesen durchaus gewähren, aber sie sei einfach gegen „illegale Migranten“ und „Scheinasylanten“. Und ich habe mich gefragt, ob dieser Mensch das wirklich selbst glaubt. Belügen sich so viele selbst? Ist das nur die Außen-PR, um sich selbst zu verharmlosen oder wurde ich einfach nur getrollt? Die AfD beklagt doch täglich in Social Media nicht Menschen ohne Aufenthaltsstatus. Sie spricht von „Migranten“, sie spricht von „Muslimen“. Der Täter von Stuttgart war ganz legal in Deutschland und hatte einen legalen Flüchtlingsstatus in der Schweiz seit 2008. Die AfD fragt nicht bei jeder Straftat, ob derjenigen einen legalen Aufenthaltsstatus hat. Sondern welche Vornamen. Oder welche Hautfarbe.

Ein „Dunkelhäutiger“ also? Klingt sehr illegal. Für die AfD soll jeder „illegal“ sein, der keine weiße Hautfarbe hat. Der Faschist Höcke, „Mitte der Partei“ nach Gauland, schrieb in seinem Buch, dass er Massendeportationen durchführen möchte nach der „Machtergreifung“ (wieder Gauland) der AfD, notfalls mit Gewalt. Dabei werden wir „“leider ein paar Volksteile verlieren“.

„The new Hitler“: So berichtet das Ausland über Höcke

Die AfD spricht nicht von Asylbewerbern, nicht von Migranten, nicht von Aufenthaltsstatus, nicht von Religionen, sondern von Hautfarbe. Die AfD ist die Rassisten-Partei, die alles hasst, was nicht „weiß“ und „deutsch“ sein soll. Oder woher sonst kommt zum Beispiel die Hetze gegen Benigna Munsi?



AfD hetzt gegen Nürnberger Christkind

Nehmen wir jetzt einmal dieses aktuelle Beispiel vom neuen Nürnberger Christkind Benigna Munsi – und davon gibt es täglich dutzende.

Tun wir für einen Moment so, als würden wir den Rassismus der AfD ernst nehmen und ihr Hass wäre ein Argument. Die gebürtige Nürnbergerin Munsi, katholische Christin, im Kirchenchor, eine deutsche Mutter, ein Vater aus Indien, ist diesen Menschen nicht „deutsch“ genug. Hier regen sich irgendwelche Leute über eine tolle junge Frau auf. Kann das jemand erklären? Und vergessen wir mal den Irrsinn, dass Jesus, ein vor 2000 Jahren lebender Mann aus dem Nahen Osten, sicherlich weder blond noch hellhäutig war (Mehr dazu). Hier stört sicherlich kein „Aufenthaltsstatus“. Hier stört sicherlich nicht ihre Religion. Nein, hier stört ihre Haut- und Haarfarbe. Was soll das denn anderes sein als Rassismus?

AfD-Wähler*innen sind Nazis

Kommen wir zu meiner provokanten Überschrift zurück. „Man kann doch nicht alle AfD-Wähler*innen pauschal als Nazis abstempeln!“ werden viele sagen. Und ja, ich hab das jahrelang so gehandhabt. Nein, nicht jeder, der die AfD wählt ist ein Rechtsextremer oder Faschist. Die meisten sind Rassisten (denn unbewusste rassistische Vorurteile sind bei allen leider weiter verbreitet, auch bei uns!), aber auch nicht alle. Aber die AfD – und das ist doch schon lange kein Geheimnis mehr – ist eine Partei voller Rassisten, mit unzähligen Verbindungen in die rechtsextreme Szene und mit lupenreinen Faschisten. Und wisst ihr, wie man Mitläufer nennt, Menschen, die Nazis wählen, unterstützen und tolerieren? Man nennt sie auch Nazis.

Ich weiß nicht, was Gauland oder Weidel wirklich glauben, wenn sie gegen Minderheiten hetzen. Gegen „Dunkelhäutige“. Ob Gauland wirklich Nazis cool findet oder ob er nur den starken faschistischen Flügel seiner Partei nicht verlieren will. Aber für das Land, für die Menschen, die täglich Rassismus erfahren macht das doch absolut gar keinen Unterschied. Er sagt Nazi-Dinge und hilft Nazis, an die Macht zu kommen. Und Juden und anderen, die im KZ gestorben sind, ging es nicht besser, nur weil ihr KZ-Wärter nur ein Mitläufer war. Wer in Thüringen AfD gewählt hat, hat den Faschist Höcke gewählt.

Mich interessieren eigentlich nicht wirklich die Gründe, warum das jemand getan hat. Nur insoweit, als dass ich verstehen kann, wie ich den Faschismus aufhalten kann. Und wisst ihr, was Studien regelmäßig zeigen, warum die AfD gewählt wird? Weil ihre Anhänger*innen rassistisch sind. Und ja, theoretisch klingt es gut, zu versuchen, diese Menschen zu erreichen und ihre Sorgen ernst zu nehmen. Aber sie sind hier nicht das Opfer. Wenn ich auf der einen Seite Menschen habe, die Menschen mit anderer Hautfarbe mobben, angreifen und aus dem Land werfen wollen und auf der anderen Seite diejenigen, die wegen ihres Aussehens und ihrer Herkunft angegriffen werden… dann sind letztere die, um die wir uns kümmern müssen. Deren Sorgen wir ernst nehmen müssen.

Diese Studie zeigt, warum Menschen die AfD wählen & was man dagegen tun kann

Keine Lust mehr auf Geduld mit Nazis

Wie kann es sein, dass den Täter*innen mehr Gehör geschenkt wird? Nein, wenn ich AfD-Wähler*innen als Nazis bezeichne, treibe ich sie damit nicht in die Arme der AfD. Dort sind sie doch schon längst. Wer diesen Unsinn erzählt, der gibt diesen Menschen eine Entschuldigung dafür, Nazis zu wählen. „Ihr habt mich Nazi genannt, jetzt muss ich leider Nazis wählen“. Wirklich? Ich werde auch andauernd „Linksfaschist“ und der „wahre Nazi“ genannt. Mein Bedürfnis, verfassungsfeindliche Parteien zu wählen, hält sich aber ziemlich in Grenzen. Sie wollen sich nur als Opfer aufspielen und das dürfen wir ihnen nicht lassen. Das machen sie doch in jedem Fall, völlig egal, wie wir sie nennen.

Das sind Ausreden. Das sind Scheindebatten. Solange wir uns nur auf die abgesicherten, mittelständigen Rassisten konzentrieren, schauen wir weg, was täglich mit den Menschen passiert, die deren Opfer werden sollen. Können wir bitte die Sorgen der Deutschen ernst nehmen, die täglich im echten Leben oder auf Social Media Hass entgegen gebrüllt bekommen? 90% des Hasses im Netz kommt von Rechts. Wohlgemerkt ständig von den vermeintlichen „Nicht-Nazis“, die AfD scharenweise wählen. Von genau der Partei, die ganz offen unlogischen Rassismus verbreitet. Jeden Tag. Das ist doch kein Geheimnis mehr!

Wir haben fünf Jahre lang versucht, deren „Ängste“ und „Sorgen“ ernst zu nehmen. Wie soll das weiter gehen? Sollen wir ähnlich wie einst von Hindenburg einen AfD-Kanzler aufstellen lassen, weil alles andere ja irgendwie gemein wäre? Sollen wir lieber das Nürnberger Christkind ausweisen, weil die Gefühle von ein paar Rassisten verletzt werden, weil die tolle junge Frau leider keine blonden Haare hat? Das muss jetzt ein Ende haben. Das Verharmlosen. Denn wenn wir keine rote Linie ziehen, die für alle Demokrat*innen tabu ist, wird das alles nur noch schlimmer werden.

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Artikelbild: marina_eno1, shutterstock.com