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Fail: AfD objektifiziert „deutsche Frauen“ für Rassismus – mit ungarischem Model in Spanien

von | Jun 23, 2019 | Aktuelles, Kommentar, Social Media

Frauen in der AfD (?)

Die AfD behauptet, sie hätte ein „Upskirting“-Verbot zuerst gefordert, nachdem die Regierung NRW jetzt die Umsetzung auf den Weg gebracht hatte. Das stimmt zwar nicht, denn der Landtag hatte das auf der Tagesordnung bevor die AfD schnell einen Antrag einbrachte (Mehr dazu hier), aber klar ist: Die AfD möchte sich als Vorreiter der Frauenrechte darstellen. Frauen unter den Rock gucken oder sie fotografieren – Das geht nicht! Und dann:

Die Facebook-Seite „Frauen in der Alternative“ ist höchst irritierend. Besonders ihr Verständnis von Emanzipation. Sie schreibt, dass Frauen sich so kleiden können, wie sie wollen und dass „sexy Frauen kein Freiwild“ sind. Und genau wie die Sache mit dem Upskirting gilt: Ja, aber…



Sexobjekte für die AfD e.V.

Ja, die AfD, die dafür bekannt ist, von „linlsgrünversifft“ und „Gendergaga“ zu faseln, und „Gender-Ideologie per Gesetz“ verbieten (Was soll das überhaupt bedeuten?) zu wollen, soll sich für Frauenrechte einsetzen? Die Partei, die in Sachsen Gleichstellungsbeauftrage abschaffen will oder implizit nur Mütter bei der Kinderbetreuung unterstützen möchte (Mehr dazu), das Recht auf Abtreibung und Scheidung angreift und den „Erhalt des Staatsvolkes als Staatsziel ins Grundgesetz“ aufnehmen möchte (Mehr dazu)?

Deswegen ist es auch kaum verwunderlich, dass auch die Seite „Frauen in der AfD“ Emanzipation nur im Kontext von Rassismus und der Objektifizierung versteht. Katja Thorwarth zweifelt in der Frankfurter Rundschau sogar an, dass der Account überhaupt von Frauen geleitet wird, analog zu den „Frauendemos“ der AfD, bei welchen über 80% der Teilnehmer Männer sind.  „Oder wie ist zu erklären, dass einer Leserin auf der Facebook-Seite der „Frauen“-AfD ständig weibliche Modell-Pos begegnen? [sic]“ Und in der Tat, die Seite „Frauen in der AfD“ zeigt immer wieder konventionell attraktive Frauenkörper – um angeblich für Emanzipation zu werben.

Die Doppelmoral & rassismus

Mit diesem Beitrag kommen wir mal auf das Inhaltliche zu sprechen: Einerseits wird laut gefordert, dass Frauen anziehen dürfen, was sie wollen und im Post davor wird es als „unverschämt“ empfunden, dass das Oberverwaltungsgericht untersagt hat, dass man Frauen verbieten dürfe, was sie anziehen dürfen. Natürlich ist das Problem mit Verschleierung etwas komplizierter als das, aber mit Verboten für die Freiheit der Frau zu kämpfen?

Und natürlich – es geht um den Sexismus der „geduldeten Gäste“, nicht den der „deutschen Männer“, die „gelernt“ haben, dass die deutschen Frauen kein „Freiwild“ sind. Ich denke, jede Frau wird hier nur müde lachen können. 2017 wurden 39.829 Sexualstraftäter gezählt – die meisten davon (natürlich) Deutsche. Hier gibt es also gute sexuelle Übergriffe und schlechte, denn einer Frau dürfte es egal sein, welche Hautfarbe der Mann hat, der sie misshandelt. Nur der Öffentlichkeit nicht, wie unsere Autorin Anke beschreibt:

#metoo: Doch leider waren meine Täter nur Deutsche

Ungarisches Model auf Gran Canaria

Und diese „sexy“ deutsche Frau, die ihren Po hier für die „Emanzipation“ präsentieren darf, ist übrigens Ungarin. Wir haben das Original-Foto in einer kostenlosen Foto-Datenbank gefunden:

Der Fotograf ist Adam Kontor und auch auf Instagram postet er viele Fotos. Und er ist Ungar. Die Frau ist augenscheinlich seine Frau, denn sie posieren oft zusammen und haben auch zwei gemeinsame Kinder. Beim jüngsten Foto steht auf ungarisch „Sechster Hochzeitstag“. Das Foto entstand auch laut Hashtags auf Instagram auf Gran Canaria in Spanien. Es ist nicht das erste Mal, dass nichtdeutsche Models für die AfD-Propaganda verwendet wurden:

AfD-Fail: Widerrechtlich genutztes Foto, Model ist Polin, Fotograf & Parship sind verärgert

Softporno für die AfD

Ich schließe mich der Einschätzung Thorwarths an: „Natürlich wird der Po der Blondine im roten Kleid politisch ausgeschlachtet und dies eben nicht im Bezug auf Frauenrechte, sondern um zum einen scheinbar den Softporno-Trieb der AfD-Wähler zu befriedigen“. Und allein die Vorstellung, dass Männer sich „zurückhalten“ müssen (und nur Deutsche Männer das können) ist absurd. Erst Recht während von „Frauen in der AfD“ gleichzeitig die real existierende sexuelle Gewalt von Deutschen geleugnet wird.

Und nein, natürlich ist Nacktheit nicht sofort sexistisch und eine Frau „darf“ sich auch „sexy“ präsentieren. Aber um auch meine Kolleginnen aus dem Team zu paraphrasieren: Eine dicke Frau würde nicht mit der gleichen Forderung begegnet werden, dass sie anziehen dürfte, was sie wolle. Oder eine „ältere“ oder nicht physisch eingeschränkte. Übrigens nicht nur ein Problem in der AfD. Für die AfD ist Freizügigkeit und Emanzipation nicht nur ok, wenn sie dabei etwas begaffen können. Sondern auch wenn die Gaffer bitte nur Deutsche sind.

Emanzipation wird nur im Kontext der Sexualisierung und Reduzierung auf ein Sexobjekt formuliert. Eine Freiheit, sich anzuziehen, wie man will nur, wenn es „sexy“ Frauen sind (nicht normschöne Frauen will ja eh keiner anscheinend), die bitte wenig anhaben. Ob es sich dabei um ungarische Stockfoto-Models handelt, nicht um „deutsche Frauen“ ist auch zweitrangig. Hauptsache, weiße hübsche Frauen zum Anschauen und Hetze gegen Nichtdeutsche. Jede andere Emanzipation ist „Gendergaga“.

Artikelbild: Screenshots facebook.com