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Faktencheck: Nein, Gretas Mutter Malena Ernman ist keine Alkoholikerin

von | Sep 25, 2019 | Aktuelles, Kommentar, Social Media

Die große Lüge über Malena Ernman

Malena Ernman ist die Mutter von Greta Thunberg. Neben den unsäglichen Hetzkampagnen gegen Greta, über die wir schon berichtet haben (hier, hier und hier), wird auch sie hin und wieder Opfer einer Schmutzkampagne.

Besonders viral geht dabei in rechten Kreisen gerade ein Post, der eine feiernde Frau (Malena Ernman) mit verschiedenen anderen Personen zeigt. Besonders wichtig dabei: Jedes Mal ist in irgendeiner Form ein alkoholisches Getränk zu sehen.

Quelle: facebook.com

Kernaussage des Posts: Die Mutter von Greta Thunberg, Malena Ernman, habe in der Schwangerschafft Alkohol konsumiert. Das habe letztlich zu Gretas Krankheit geführt.



Säuferin Malena Ernman?!

„Es ist gar nicht so einfach, Fotos von ihr ohne Glas oder Pulle in der Hand zu finden“. Es ist tatsächlich sehr einfach, das zu widerlegen. Einmal schnell gegoogelt und zack, Dutzende Bilder ohne „Glas oder Pulle“

Wer auch immer diesen Text verfasst hat, muss also im Gegenteil ziemlich lange recherchiert haben, um diese „Beweismittel“-Bilder zu finden. Dennoch sieht es so aus, als würde die Mutter von Greta doch ganz gerne zu verschiedensten Anlässen ein paar Gläschen kippen. Immerhin sind es ja scheinbar 4 verschiedene Situationen, in denen sie „erwischt“ wurde?

Malena Ernman beim ESC

Eins vorneweg: Die Leute, die auf Teufel komm raus den Klimawandel nicht glauben wollen, weil sie ja so „kritisch“ sind, lassen sich von vier ungeprüften Fotos davon überzeugen, dass Malena Ernman ihrer Tochter in der Schwangerschaft durch Alkoholkonsum Schäden zugeführt hat? Das heißt, wir müssten einfach nur vier Bilder von schmelzenden Gletschern teilen und das zählt dann als endgültiger Beweis für den menschengemachten Klimawandel? Sagt das doch gleich.

Aber zurück zu den vier Bildern von Gretas Mutter. Wer ein bisschen recherchiert, findet problemlos heraus, dass diese Bilder alle im Kontext genau eines Events stattfanden. Die Kollegen von Mimikama haben das getan, ich erlaube mir an der Stelle, für die konkrete Beweisführung auf ihren Artikel zu verweisen.

Malena Ernman ist nämlich nicht nur die Mutter von Greta Thunberg. Sie ist auch eine Sängerin. Die sogar in Schweden gar nicht so unbekannt zu sein scheint. Jedenfalls gewann sie den schwedischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest  2009. Der Sieg wurde natürlich auch gefeiert, sicherlich floss auch der ein oder andere Tropfen Champagner. Und das ist nicht einmal ansatzweise verwerflich. Zumal es mehr als 6 Jahre nach der Geburt von Greta stattfand.

Wie also mit vier Bildern einer feiernden Frau belegt werden soll, dass diese während der Schwangerschaft getrunken haben soll, das bleibt wohl das Geheimnis der Verfasser des Posts. Ist ja auch egal, Hauptsache es geht gegen Greta Thunberg, Feindbild Nummer 1 der Rechten.

Aber selbst wenn es stimmen sollte. Selbst wenn Malena Ernman in der Schwangerschaft gesoffen hätte bis zum Abwinken. Selbst wenn sie damit ihrer Tochter schwere Schäden zugefügt hätte. Selbst wenn sie eine Rabenmutter, wie sie im Buche steht, wäre, dann wäre es ein tragischer Fall, ein Fall wie es Tausende gibt.

So what?! Was wirklich dahinter steckt

Wenn dieses „Mitleid“ mit Gretas „Asperger-Leiden“ nicht nur geheuchelt wäre, dann sollten die Verfasser ihre Energie lieber in Kampagnen stecken, die Alkoholmissbrauch bekämpfen. Dann sollten sie nicht stundenlang im Netz nach Bildern einer Schwedin suchen, die ihren Erfolg bei einem Wettbewerb feiert, sondern sich sozial engagieren. Aber das tun sie nicht. Und warum, das liegt auf der Hand.

Weil sie das alles nicht juckt. Wenn Greta nie demonstriert hätte, dann hätte sich kein Schwein für sie und ihre Lebensgeschichte interessiert. Es geht stattdessen, wie so oft, um Instrumentalisierung. Greta soll als krank, ihre Mutter Malena Ernman als niederträchtig dargestellt werden.

Letztendlich ist es ein Ablenkungsmanöver. Man möchte sich nicht mit dem unbequemen Thema Klimawandel auseinandersetzen. Deswegen versucht man einfach so lange, diese Diskussion ad hominem zu führen (also nicht Argumente gegen Gretas Inhalte, sondern gegen sie selbst als Person zu suchen), bis die Welle der Aufmerksamkeit abebbt und man sich wieder anderen Feindbildern wie Flüchtlingen widmen kann.

Fazit: Die Selbstoffenbarung.

Malena Ernman ist keine exzessive Trinkerin. Soviel ist klar. Rechte Internet-Helden haben diesen „Skandal“ entworfen, weil er in ihr Weltbild passt. Weil es wichtig ist, dass sie immer etwas gegen Greta Thunberg laufen haben. Egal ob das die Yacht ist, mit der sie nach Amerika reist. Oder ihr Frühstücksbrot, das in Plastik verpackt war. Oder eben ihre Mutter, die angeblich eine Säuferin ist.

Doch das Signal ist: Sie haben Angst. Angst vor Greta Thunberg. Oder sagen wir besser: Angst davor, sich auf Faktenebene mit einer 16-Jährigen auseinanderzusetzen. Weil sie wissen, dass Greta Recht hat. Sie trauen es sich nur nicht, das zuzugeben. Weil sie dann auch an sich selbst arbeiten müssten. Dann ist es doch einfacher, mit einem Klick das hasserfüllte Weltbild zurechtzurücken.
Das ist die erbärmliche Selbstoffenbarung der Rechten im Internet.

Artikelbild: Screenshot facebook.com