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Völlig irre! AfD-Fans wünschen Augsburger Oberbürgermeister Gribl den Tod

von | Dez 12, 2019 | Aktuelles, Kommentar, Social Media

Rechte sind bereits vollkommen ideologisch verblendet

Die rechtsextremen Demagogen versuchen inzwischen völlig rücksichtslos auch das letzte bisschen Propaganda aus jedem einzelnen tragischen Todesfall zu pressen. Der neueste Aufreger der AfD ist der tragische Vorfall aus Augsburg. Die Nazis von der AfD halten die Bezeichnung „tragischer Vorfall“, die der Augsburger OB Gribl verwendete, für den tragischen Vorfall nämlich für nicht skandalisierend genug. So betäubt von der täglichen Eskalation und Sensationslust in Social Media durch die AfD-Propaganda ist ihnen der Begriff  anscheinend nicht brutal genug. Für normal denkende Menschen schwer nachzuvollziehen.

So verblendet in ihrem Hass hat sich auch AfD-Fraktionsvorsitzende Weidel völlig selbst vergessen und allen Ernstes die Stadt Augsburg für eine Traueranzeige (!) verhöhnt und verspottet. Vollkommen respektlos machte sie sich über Trauernde und Angehörige des Opfers lustig – unter großem Applaus ihrer rechtsextremen Anhänger*innen. Wir haben hier berichtet:

Respektlos! Weidel (AfD) verhöhnt Traueranzeige der Stadt Augsburg

Auch ein unseriöser, rechter Blogger stimmte in diese Propaganda mit ein und behauptet gar, der Vorfall würde so vom CSU-Oberbürgermeister Gribl „verniedlicht“ werden.



AfD-Anhänger*innen wünschen Gribl den Tod

Als Stichwortgeber fungierte der Artikel dann in diversen rechtsextremen Gruppen, um über Gribl den typischen Nazi-Hass zu entladen, wie die Recherchegruppe DieInsider berichtet (Hier weitere Screenshots).

Die AfD-Anhänger*innen beschimpfen völlig enthemmt den Oberbürgermeister, nennen ihn „Arschloch“ und „Nazi“, fordern seinen sofortigen Rücktritt, viele wünschen ihm immer wieder, dass auch er getötet werden soll. Manche möchten sich „seinen Namen merken, für später!!!![sic]“. Man solle „mit ihm dasselbe machen“. Es ist beinahe schon komisch, so absurd ist diese Nazi-Weltanschauung. Weil ihrer Meinung nach Gribl nicht extrem genug um das Opfer trauere, soll er das gleiche Schicksal erleiden? Sie wünschen anderen den Tod, weil diese ihrer Meinung nach nicht genug um einen Tod trauern. Es ist völlig irre.

Was war es denn sonst?

Was stimmt denn an der Bezeichnung „tragischer Vorfall“ nicht, die Gribl nannte? Absolut gar nichts. Manche lesen wohl „Unfall“ und verstehen nicht, dass das ein anderes Wort ist. Die AfD-Anhänger*innen sind jedoch durch die tägliche Propaganda so trainiert, dass Mordfälle maximal dramatisiert und übertrieben werden müssen – also ausschließlich in Fällen, in denen der Täter irgendwie in das Feindbild „Migrant“ gepresst werden kann. Die Täter waren schließlich alle gebürtige Augsburger und fast alle Deutsche. Handelt es sich bei dem Mörder hingegen um einen Nazi, wird verharmlost und geleugnet, wie wir im Falle von Lübcke berichteten (Hier). Brutale deutsche Mörder werden von diesen Heuchlern einfach ignoriert (Mehr dazu).

Durch Weidel und den rechten Blogger wird unterstellt, Gribl würde mit diesem Begriff irgendetwas „verharmlosen“ wollen – was frei erfunden und absurd ist. Hat „tragischer Vorfall“ im AfD-Vokabular eine andere Bedeutung? Was ist denn die „alternative“, „politisch (un)korrekte“ Bezeichnung, die man sich wünscht? Der Blogger verwendet „brutal niedergeschlagen“, „Totschlag“ und „Mord“. Doch diese Begriffe sind zwar „skandalöser“, „extremer“ – aber eben auch nicht richtig. Wurde er denn „brutal“ niedergeschlagen?

Wenn man etwas vorsichtig formuliert, dann ist das keine Verharmlosung, sondern Sachlichkeit und Rücksichtnahme auf Fakten. Bei allem Mitgefühl zum Opfer (und diese Nazis haben sicherlich keines, wenn sie es anscheinend kaum abwarten können, dass es wieder passiert), aber maximale verbale Eskalation ist kontraproduktiv. Was ist der Unterschied zwischen Totschlag, Mord oder Körperverletzung? Es gibt einen Grund, warum dies verschiedene Bezeichnungen sind. Hier werden sie austauschbar verwendet. Das ist aber falsch.

Der tragische Vorfall von Augsburg

Zum einen ist nicht abschließend geklärt, was denn vorgefallen ist – und welcher juristische Begriff korrekt ist. Allein deshalb ist eine vorsichtige Umschreibung angebracht. Würde Gribl „Mord“ sagen, dann würde er der Justiz das Urteil vorwegnehmen – und falsch liegen. Es gebührt Haltung und Würde – und nicht ein blindes, verbales Vorpreschen. Aber Rechtsextreme verstehen das natürlich nicht. Zu den Fakten: Ein Mord war das  nicht, denn das müsste „eine besonders verwerfliche Art der vorsätzlichen Tötung“ gegeben sein.

Die Haftbefehle sprechen daher vom „dringenden Verdacht des Totschlags“ beim Hauptverdächtigen. Das ist allerdings bisher der Tatverdacht. In der Pressekonferenz sagte die Polizei, das spätere Opfer ging auf die Gruppe zu, wurde danach umringt, erhielt dann einen Schlag gegen den Kopf und „das führte zum Tod.“ Für die Verurteilung als „Totschlag“ ist entscheidend, ob eine vorsätzliche Tötung vorliegt, oder billigend in Kauf genommen wurde. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass der Fall eine „vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge“ ist (Ausführlich dazu).

Man sieht, will man bei der Wahrheit bleiben, ist es einfacher, einen strafrechtlich nicht belasteten Begriff wie „Mord“ zu nutzen, sondern den Fall als das zu bezeichnen, was er ist: Ein tragischer Vorfall. Es ist ein Vorfall, es ist auch tragisch. Das ist faktisch richtig. Warum ist das Aufregung wert? Warum ist das gar Todeswünsche wert?! Dass AfD-Anhänger*innen sich jetzt von semantischen Tricks (und Missverständnissen anscheinend) dazu aufhetzen lassen, OB Gribl genau diese Sachen an den Hals zu wünschen, wegen derer sie die „richtige“ Art der „Trauer“ fordern, ist absurd. Was im Übrigens selbst eine Straftat darstellt. Zeigt aber auch, dass sich dieser Teil der Bevölkerung völlig von Sachlichkeit, Realität und Anstand entfernt hat.

Artikelbild: pixabay.com, CC0