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Alle Beweise für den Antisemitismus in der AfD

von | Okt 13, 2019 | Aktuelles, Analyse

Jede Stimme für die AfD stärkt Antisemitismus

Nach dem rechtsextremen Terroranschlag von Halle versucht die AfD Schadensbegrenzung zu betreiben – mit wenig Erfolg. In Umfragen hat sie sofort Zustimmung verloren, fast alle, die nicht mit der rechtsextremen Partei sympathisieren, sind der Ansicht, dass sie den Terroristen mit zu verantworten habe (Quelle). Vor allem mit Bezug auf Antisemitismus – der Täter schließlich versucht, ein Massaker in einer Synagoge anzurichten – versucht die AfD jedoch, die Vorwürfe zurück zu weisen. Das macht sie mit einem geheuchelten Gegenangriff. Faschist Höcke zum Beispiel tut so, als seien die anderen Parteien antisemitischer als seine eigene. Wir haben das gestern aufgegriffen:

Der größte Heuchler in diesem Land ist der Faschist Höcke!

Auch Jörg Meuthen durfte im ZDF die Lüge verbreiten, die AfD habe „mit Antisemitismus nichts, aber auch wirklich nichts zu tun.“ Warum das nicht stimmt und wieso die AfD die Partei im Bundestag ist, wo Antisemiten am ehesten willkommen sind, belegen wir in diesem Artikel.



1. Juden wollen nichts mit der afd zu tun haben

Die Partei wird so ziemlich von allen Juden gemieden und verurteilt. Der Zentralrat der Juden und 16 andere jüdische Organisationen distanzierten sich in einer gemeinsamen Erklärung. Ihre Begründung: In der AfD haben „Judenhass und die Relativierung bis zur Leugnung der Schoa ein Zuhause“. Mehr dazu gleich. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung sagt über die AfD, sie habe „sehr viele judenfeindliche Positionen.“

Sogar die Regierung Israels, der man nicht unterstellen kann, besonders links zu sein, will mit der rechtsextremen AfD nichts zu tun haben. Als zum Beispiel alle NRW-Landtagsabgeordnete eine Israel-Reise unternehmen wollten, bestand Israel darauf, dass die AfD-Abgeordneten keinen Empfang bekommen würden und nicht am Programm teilnehmen dürften. Die Reise musste wegen der AfD abgesagt werden (Quelle). Das gleiche passierte mit einer Delegation aus Hessen (Quelle). Wenn die AfD Freund der Juden sein möchte: Die Juden wollen es auf jeden Fall nicht.

Achja: Und die Gruppe „Juden in der AfD“? Dieses Feigenblatt für die AfD ist parteiintern völlig unbedeutend und hat gerade einmal 24 Mitglieder – die meisten davon aus der ehemaligen Sowjetunion (Quelle). Alle jüdischen Organisationen distanzieren sich davon.

2. judenfeindliche positionen

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung erwähnt, dass die AfD das Schächten verbieten will. Es ist zwar als Drangsalierung von Muslimen gedacht, trifft aber auch Juden. In ihrem Grundsatzprogramm lehnt die Partei das Schächten ab. Auch gebe es „eine nicht ganz eindeutige Haltung der AfD zur Beschneidung“ sagt der Beauftragte (Quelle).

Unter afd anhängern sind die meisten antisemiten

Die meisten Anhänger der AfD haben antisemitische Positionen und damit ist die AfD Spitzenreiter unter allen großen Parteien. 55 % der AfD-Anhänger meinen laut einer Allensbach-Umfrage, Juden hätten auf der Welt zu viel Einfluss (Quelle). Das ist eine typisch rechtsextreme Verschwörungstheorie – die übrigens auch der Terrorist von Halle glaubt. Die Anhänger der AfD scheinen also mit Meuthen nicht einer Meinung zu sein.

3. Holocaustleugner und -verharmloser

Faschist Höcke hat das Holocaust-Denkmal in Berlin als „Denkmal der Schande“ bezeichnet und in Dresden eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert, was ebenfalls heißt, die Zeit des Nationalsozialismus und des Holocausts positiv zu betrachten, was man aus seiner Rede auch einfach herauslesen kann. Er ist Spitzenkandidat der AfD in Thüringen. Der Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon aus Baden-Württemberg, der offiziell als Holocaust-Leugner bezeichnet werden darf, ist immer noch in der AfD. Er schrieb in einem seiner Bücher: „Wie der Islam der äußere Feind, so waren die talmudischen Ghetto-Juden der innere Feind des christlichen Abendlandes.“

Er wurde trotz angestrebtem Ausschlussverfahren eben nicht aus der AfD geworfen, musste nur die Parteiführung der AfD-Fraktion in Stuttgart verlassen – was zeitweise sogar zu einer Spaltung der Fraktion führte. Klare Kante gegen Antisemitismus sieht anders aus. Auch die AfD-Politikerin Doris von Sayn-Wittgenstein, die einen Verein unterstütze, der den Holocaust leugnete, wurde zuerst noch zur Landesvorsitzenden gewählt, bevor sie aus der Partei ausgeschlossen wurde. Gegen den Willen der Basis, die das offensichtlich nicht störte.

Es gibt unzählige weitere Verbinungen der AfD in die rechtsextreme Szene, zu Pegida, zu vom Verfassungsschutz beobachteten Organisationen wie der NPD, der Idenitäteren Bewegungen und vielen mehr – und dort wird regelmäßig der Holocaust geleugnet und antisemitische Parolen und Verschwörungstheorien verbreitet. Die ziehen sich jedoch bis weit in die AfD, wie man bereits sehen kann. Der Attentäter von Halle ist auch Holocaust-Leugner gewesen (Quelle). Und wir möchten daran erinnern, dass die AfD während einer Holocaust-Gedenkstunde demonstrativ sitzen geblieben ist:

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4. Die AfD ist rechtsextrem. Rechtsextremismus ist antisemitisch

Benjamin Winkler von der Amadeu Antonio Stiftung analysierte in einem Thread:

„Die AfD kultiviert Menschenhass. Menschen werden objektiviert, vor allem Minderheiten werden kollektiv negative Eigenschaften zugeordnet. Dieses Denken, auch als Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bezeichnet, ist eine der Ursachen für den Hass und die Gewalt von Halle.“ Und weiter: „Im antisemitischen Narrativ stehen immer im Geheimen agierende Kreise dahinter, welche alles lenken und organisieren. Genutzt werden Codierungen wie „Globalisten“ oder einzelne, meist jüdische Namen wie „Geore Soros“. Man will nicht „Jude“ sagen, weil das nicht so gut klingt.“ Kein Wunder, dass in AfD Kreisen antisemitische Verschwörungstheorien über Greta Thunberg zu beliebt sind:

Antisemitischer Fake: KEIN Foto von Greta Thunberg mit George Soros!

Winkler weiter: „Die AfD weiss genau, dass sich Antisemitismus prima als verkürzte Kritik an gesellschaftlichen Prozessen eignet. Und sie weiß auch dass sie mit diesem uralten Mythos Massen emotionalisieren und mobilisieren kann. Wir brauchen daher dringend eine erweiterte Auffassung von dem, was Antisemitismus ist. Es ging und geht dabei um mehr als bloßen Judenhass. Es geht um die Auffassung, dass letztendlich alles Schlechte und Krisenhafte in der Welt auf die Figur des „Juden“ zurückzuführen sei.“

Wer in weiten Teilen offen rechtsextrem ist, sich menschenfeindlicher Narrative bedient und von geheimen Eliten spricht, die die Weltgeschickte lenken, wer den NS verherrlicht oder verharmlos, der ist mitten drin im Antisemitismus und bereitet den Boden für diese Ideologie. Und für Taten wie die des Terroristen von Halle.

Die 50 schlimmsten Aussagen der AfD: Dieses Video entlarvt die AfD mit ihren eigenen Worten

5. So reagieren AfDler nach Halle

Während einige AfD-Politiker halbherzig den Antisemitismus verurteilten und sich gegen Rechtsextremismus aussprachen (natürlich nicht ohne unzusammenhängend Linksextremismus zu erwähnen), zeigten andere noch offener, wie egal ihnen der Anschlag war – und verbreiteten Lügen und Verschwörungstheorien über den Attentäter.

Ernsthaft? AfD Sachsen verbreitet Fake News über den Halle-Terroristen

Der Sprecher der AfD Sachsen störte sich darüber hinaus wohl daran, dass man nach dem versuchten Massaker in einer Synagoge über Antisemitismus spricht und nennt Juden absichtlich „Semiten“. Der Begriff wird heute fast ausschließlich als rassistischer Begriff verwender (Quelle).

In den Kommentarspalten wimmelte es auch nur so vor antisemitischen Aussagen und volksverhetzenden Aussagen. Daran störte sich wohl auch niemand. Der Bundestagsabgeordnete Brandner reagierte darüber hinaus mit solchen Retweets:

Die AfD ist antisemitisch

Die AfD hat aber auch „mit Antisemitismus nichts, aber auch wirklich nichts zu tun“? Die anderen Parteien seien „Heuchler“, Faschist Höcke? Die AfD ist die Partei, in der wie in keiner anderen Antisemiten und Holocaust-Leugner Platz haben. Sie hat die judenfeindlichsten AnhängerInnen von allen und schafft es nicht mal richtig, den Opfern des Holocausts zu gedenken, sondern will lieber positiv über das dritte Reich reden – einen „Vogelschiss“, wie es Gauland nannte. 

Juden möchten mit der AfD rein gar nichts zu tun haben. Eine Partei, die in weiten Teilen offen faschistisch ist und bereits jetzt teilweise vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die AfD ist nur nach außen gegen Antisemitismus, um sich selbst zu verharmlosen (Mehr dazu) und um so gegen Muslime hetzen zu können. Denn sie spricht bei Antisemitismus ausschließlich über Islamisten. Und tut so, als gäbe es keinen deutschen Antisemitismus. So mancher Springer-Chef macht es genau so.

Wahnsinn! Springer-Chef Döpfner verbreitet Lügen & gibt Merkel Schuld an Halle-Terror!

Antisemitismus ist immer noch vor allem ein Nazi-Problem

Halle dürfte der beste Gegenbeweis sein, dass es nicht nur auch rechtsextremen Antisemitismus gibt, er auch noch brandgefährlich ist. Ein Neonazi wollte ein Massaker in einer Synagoge anrichten – und natürlich auch Muslime töten, weshalb er auch in einer Dönerbude um sich schoss. Doch rechtsextremer Antisemitismus ist auch noch das wahre Problem: Fast 90% aller antisemitischen Straftaten wurden von Rechtsextremen begangen.

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Wer die AfD wählt, stärkt den Antisemitismus. Dabei helfen keine Hinweise auf die Mini-Gruppe der „Juden in der AfD“ oder der geheuchelten Vorwürfe und Verurteilungen der Vorsitzenden. Wenn die AfD es ernst meinen würde mit der Verurteilung des Antisemitismus, müssten nicht nur eine ganze Reihe an Holocaust-Leugnern aus der Partei geworfen werden, sondern ihr gesamter völkisch-nationalistischer Flügel, bis einschließlich ihres Spitzenkandidaten für Thüringen, dem Faschisten Höcke.

Artikelbild: ColorMaker, shutterstock.com