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Nach Klage-Niederlagen: Pandemie-Leugner fangen an, an Fuellmich zu zweifeln

von | Mrz 16, 2021 | Aktuelles

Druck auf Pandemie-Leugner Fuellmich wächst

Vor wenigen Tagen berichteten wir über aktuelle Entwicklungen eines der derzeit umtriebigsten Desinformations-Verbreiter:innen der Pandemie-Leugner:innen-Szene, Reiner Fuellmich. Nach der völligen Radikalisierung von prominenten Personen der Szene wie Attila Hildmann oder Bodo Schiffmann, die sich teilweise völlig auf rechtsextreme und antisemitische Rhetorik radikalisiert haben und anscheinend beide aus Deutschland geflohen sind und der relativen Ruhe anderer Personen und Gruppen, wie der Spitze der Querdenken-Bewegung, die nach Vorwürfen von Spendenskandalen und Kontakten zu Reichsbürgern extrem ruhig geworden sind, ist Anwalt Fuellmich einer der wichtigeren Fake-News-Verbreiter:innen geworden.

Seit mindestens August kündigte der Anwalt Fuellmich mit pseudowissenschaftlichen Argumenten an, die Pandemie durch juristische Verfahren beenden zu können. Dafür sammelte er geschätzt über eine Million Euro ein, um diverse Verfahren zu finanzieren. Besonders versprach er eine “Sammelklage” auf “Schadensersatz” gegen Dr. Drosten und Co. Wir berichteten von Anfang an von den juristisch fragwürdigen Argumenten und den aussichtslosen Klageplänen (mehr dazu).

Auch Monate später gab es noch nicht die versprochene Sammelklage gegen Dr. Drosten, wie wir im Januar berichteten: Stattdessen sollen verbündete Anwälte in Kanada und den USA andere Klagen einreichen, die peripher mit PCR-Tests zu tun haben. Das seien laut Fuellmich “Pflöcke”, die nötig seien, um Druck auszuüben. Dass es sich nicht um die angekündigte Klage handelte, störte niemanden großartig. Man glaubte anscheinend immer noch, durch pseudowissenschaftliche Argumente belegen zu können, dass PCR-Tests nicht die juristische Grundlage für Maßnahmen sein könnten. Das ändert sich jetzt.

Klage-Niederlagen – Gericht bestätigte wissenschaftlichen Konsens

Nun kam heraus, dass zwei Verfahren, die vom Team von Fuellmich geführt worden sein sollen, abgewiesen wurden. Eine Sammelklage in Kanada sei direkt abgewiesen worden, was wir nicht unabhängig verifizieren konnten und auch ein Verfahren in New York City wurde abgewiesen. Fuellmich erklärte dazu lediglich, es sei eine “seltsame Begründung” gewesen sei und kündigte den Gang in höhere Instanzen an. Was er seinen Anhänger:innen aber verschwieg, machten wir öffentlich: Das Gericht erklärte (hier) ausführlich mit vielen wissenschaftlichen Quellen, was wir Volksverpetzer seit Monaten versuchen, den Pandemie-Leugner:innen zu erklären: PCR-Tests weisen zuverlässig Corona-Infektionen nach. Alle Details hier:

Wer genauer alle Fakten und Erklärungen zur Zuverlässigkeit von PCR-Tests sucht, das haben wir hier bereits aufgeschrieben:

Und hier noch juristische Hintergründe:

Unruhe in Pandemie-Leugner-Chats – wird das gezahlte Geld zurückverlangt?

Das sorgte letztlich doch für größere Verunsicherung in den Telegram-Chats der Pandemie-Leugner:innen, die seit Monaten nur noch mit Durchhalteparolen abgespeist werden, um an ihren realitätsfernen Weltanschauungen festzuhalten.

Einige fordern mehr Erklärungen von Anwalt Fuellmich. Und werden anscheinend ungeduldig. Viele verlieren ganz den Glauben daran, dass man überhaupt juristisch Erfolge feiern kann, wenn sie doch ohnehin ständig erzählt bekommen, dass die Gerichte mit der großen Verschwörung unter einer Decke stecken sollen: “Das sieht leider mehr und mehr nach Rohrkrepierern auf [sic]”.

“Das Geld ist nun weg!”

“Seit über einem halben Jahr angekündigt” und “komisch, dass diese Pflöcke aus schallenden Niederlagen bestehen.”

Viele verlieren ganz den Glauben an Fuellmich und seine angekündigten Pläne: “Das ist alles ein großer Beschiss…” und “Fuellmich ist am Ende, oder?”

Auch Gruppen, die erklärtet keine Freunde unseres Blogs sind, lassen die undurchsichtige Kommunikation skeptisch werden – und sie fangen (endlich) an, die richtigen Fragen zu stellen:

Auch fragen sich einige, warum Fuellmich kein Wort mehr zu seiner Klage für Herrn Wodarg gegen unseren Blog verliert, außer uns weiter gelegentlich zu beleidigen. Er erhielt nämlich einen Hinweis des Gerichts, die für Jurist:innen vernichtend ist: Das Gericht wies ihn daraufhin, dass man andere nicht wegen Dingen verklagen kann, die nur “sinndeutend” zusammengefasst wurden. Sondern nur für wörtlich gesagte Dinge.

Denn: Keine der einzigen Dinge, wegen welcher wir verklagt werden, haben wir so geschrieben. Ausführlich unsere Stellungnahme zu der “verunfallten” Klage gegen uns:

Freundlicher Hinweis an die Leute, die Fuellmich Geld gespendet haben: Er hatte erklärt, wer sein Geld zurück haben möchte, kann es zurückbekommen. Vielleicht wird es endlich Zeit?

Funkstille bei Querdenkern?

Anscheinend ist aber Fuellmich nicht der einzige, der derzeit etwas ruhiger zu sein scheint. In vielen Querdenker-Telegram-Chats wird festgestellt, dass viele Kanäle, die zuvor monatelang pausenlos Desinformation streuten, plötzlich ruhig sind.

Die Antwort hier ist natürlich, dass sich viele verschwörungsideologischen Kanäle abgesprochen haben, ein paar Tage “unangekündigt” still zu sein, um eine (weitere verbotene) Demonstration umso lauter zu bewerben und dafür Spannung zu erzeugen. Es sorgt aber eben auch für Verunsicherung, wie man sieht.

Die Pandemie-Leugner:innen-Szene ist in einer Krise. Mit dem (durchaus holprigen) Impfstart ist das Ende der Pandemie in Sicht, bei zig Millionen problemlosen Impfungen verfängt Panikmache über die Unsicherheit schlecht. Viele haben sich völlig radikalisiert und sind in die rechtsextreme Szene aufgegangen, die von Anfang an diese Bewegung unterwandert und beeinflusst hat. Und immer deutlicher wird, dass der Rest der Welt sich nicht von Fake News beeindrucken lässt.

Auf der Straße entlädt sich noch unter dem Vorwand von Corona Hass, Ignoranz und Gewalt, besonders aus der rechtsextremen Szene. Aber die Bewegung scheint langsam an einem Scheideweg zu stehen: Vollendung der Radikalisierung in der rechtsextremen Szene oder Ausstieg?

Artikelbild: Screenshot

  1. Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI