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Sonneberg unter den Top 10 der Corona-Todes-Spots

von | Jul 17, 2023 | Aktuelles

Mit Robert Sesselmann hat die dort gesichert rechtsextreme AfD im Landkreis Sonneberg zum ersten Mal in Deutschland einen Landratsposten besetzt. Thüringen allgemein und Sonneberg speziell wählt nicht nur zu großen Teilen rechtsextrem – dort starben prozentual so viele Menschen an Corona, wie kaum woanders in Deutschland. Sonneberg ist in den Top 10 der tödlichsten Orte gewesen.

Sonneberg auf Platz 8 der tödlichsten Orte Deutschlands

Zuerst angesprochen hatte das der Journalist Lars Wienand auf Twitter im Anschluss an die letzten Landratswahlen in Thüringen und den tragischen Erfolg der Rechtsextremist:innen in Sonneberg. Er hatte das als Anlass genommen, noch einmal einen genaueren Blick auf die Corona-Zahlen zu werfen und stellte fest, dass insbesondere der Landkreis des neuen AfD-Landrats Sesselmann zu den Top 10 der Landkreise und Städte mit den höchsten Corona-Sterberaten zählt. Diese liegt in Sonneberg (Stand 12.07.23) bei 1,3 Toten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, was dreimal so hoch sei wie der bundesweite Durchschnitt. Und landet da auf Platz 8.

Die Corona-Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache, vornehmlich in Kombination mit den Ergebnissen der letzten Bundestagswahlen wie auch den aktuellen Entwicklungen in Thüringen.

Laut offizieller Corona-Statistik landet der Kreis Sonneberg nach absteigender Letalitätsrate auf dem achten Platz – von insgesamt 411 eingetragenen Landkreisen und Städten. Das alleine ist schon alarmierend. Schauen wir uns weitere Zahlen an, verdichtet sich das Bild noch, dass eine hohe Letalität häufig mit rechten politischen Ansichten korreliert.

Macht die AfD krank?

Alleine der Blick auf die Top 20 der höchsten Corona-Sterblichkeitsraten verrät, dass diese mit einer Ausnahme von Sachsen-Anhalt nur in Thüringen und Sachsen liegen – die beiden Bundesländer mit dem höchsten AfD-Wähler:innenanteil.

Ein Vergleich der Übersterblichkeit in Regionen mit unterschiedlicher Impfquote. Ganz vorne dabei: Sachsen, Brandenburg und Thüringen.

Das ist das Jahr 2021. Die y-Achse zeigt die Übersterblichkeit, die x-Achse bildet die Impfquote der deutschen Bundesländer ab. Man sieht einen massiven Zusammenhang, wie die Hochschule Jena zeigt (HS Jena). Die niedrige Impfquote erklärt demnach fast 90 % der Übersterblichkeit. Auch Longitudinalstudien kommen zu dem Ergebnis, dass die Impfung die Übersterblichkeit senkt (Studie). Die „Querdenker:innen“ hingegen müssen extra 90 % der Daten weglassen, um zu anderen Ergebnissen zu kommen (Hier hat das RWI Essen so eine Fake News widerlegt).

WIE DAS ALLES ZUSAMMENHÄNGT

Macht AfD Wählen krank? Na ja, zumindest gibt es wissenschaftlich nachgewiesen einen Zusammenhang zwischen mehr AfD-Stimmen und höheren Inzidenzen. Und besonders stark zeigt sich das jetzt eben in den AfD-stärksten Bundesländern Thüringen und Sachsen.

Ausgerechnet bei der Partei, die pausenlos Lügen und Panik über Corona und Impfungen verbreitete. Falschinformationen zu Corona und Hetze gegen die Pandemie-Maßnahmen standen bis vor Kurzem noch auf der Tagesordnung der Partei. Genau wie das Schüren von Angst gegen Impfungen bzw. Misstrauen in die Wissenschaft. Dazu haben wir auch schon einen Artikel geschrieben, den du dir nochmal genauer anschauen kannst:

Zufall? Vermutlich nicht. Geboosterte sterben zu 99,2 % seltener an Corona, also auf Deutsch: Ungeimpfte sterben rund 100-mal häufiger. Das könnte eine Erklärung für die Korrelation zwischen AfD-Wählen und Corona-Todesrate sein. Auch innerhalb von Europa gibt es solche Effekte, dass niedrige Impfquoten mit hoher Übersterblichkeit korrelieren. Bulgarien und Rumänien haben eine hohe Übersterblichkeit, während Schweden und Belgien mit wesentlich höheren Impfquoten kaum noch Übersterblichkeit aufweisen. Die WHO schätzt, dass Impfungen über eine halbe Million Leben gerettet haben – alleine in Europa. Alleine im ersten Jahr hat die Impfung 20 Millionen Leben gerettet.

Dass die rechtsextreme AfD in Sonneberg das erste Mal einen Landrat stellt, wo besonders viele Menschen dem Coronavirus zum Opfer fielen, auch weil sie sich unterproportional wenig geimpft haben, ist demnach nur eine Bestätigung der Korrelation.

CDU HAT AFD UNTERSTÜTZT

Noch etwas: Suhl, Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg bilden zusammen den Wahlkreis in Thüringen für die Bundestagswahl, für den die CDU vor zwei Jahren den Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen ins Rennen geschickt hatte. Falls die Hoffnung bestand, dass man damit Wähler:innen von der AfD zurückgewinnt: Stattdessen ist genau das Gegenteil passiert: Die CDU hatte besonders dort Stimmen verloren, die AfD hingegen Wähler:innen gewonnen. Hinzu kommt, dass durch die Kandidatur Maaßens vonseiten einer Partei der (angeblich) demokratischen Mitte rechtsextremes Gedankengut normalisiert bzw. legitimiert wurde. Mehr zur Situation damals haben wir hier geschrieben:

Auch die kürzlichen Entwicklungen in Thüringen sind ein Indiz darauf, dass die CDU den Rechtsruck im Osten noch beschleunigt.

FAZIT

In Sonneberg speziell und in Thüringen allgemein ist nicht nur die rechtsextreme AfD sehr stark, sondern auch der Coronavirus. Das alles ist leider nicht überraschend, aber trotzdem sind die Zahlen beängstigend und läuten bei uns jegliche Alarmglocken. Eine starke AfD bringt nicht nur massive Probleme, weil sie das Klima unter den Parteien und in der Bevölkerung vergiftet und das Vertrauen in die Demokratie zerstört. Sie korreliert wortwörtlich mit gesundheitlichen Gefahren und einer höheren Sterberate.

Es ist dringend nötig, dass die Politik jetzt mit aller Kraft gegen den anhaltenden Rechtsruck hält. Keine Zusammenarbeit, kein Entgegenkommen mit Faschisten. Klare Grenzen sind aufzuziehen, statt sich selbst noch an rechtem Gedankengut zu bedienen. So werden rechte Denk- und Verhaltensweisen dann hoffentlich nicht weiter ENTtabuisiert, sondern bewegt Menschen wieder dazu, ihre festgefahrene Haltung abzulegen und sich demokratischen Werten anzunähern. Das rettet nicht nur die Demokratie, sondern hilft vielleicht auch der Gesundheit der Menschen direkt.

Artikelbild: Martin Schutt/dpa