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So wurde Fridays for Hubraum Teil der rechten Propagandamaschine

von | Okt 30, 2019 | Aktuelles, Analyse

Warum eigentlich schon wieder FFH?

Nachdem kurz nach der Gruppengründung die Mitgliederzahlen rasant angestiegen waren, sind mittlerweile nur noch ein paar tausend User in der Gruppe „Fridays For Hubraum“ aktiv. Das hat sicher auch damit zu tun, dass es zu Beginn zu gigantischen Hasswellen kam, unter anderem wollten sich Mitglieder verabreden, um Auftragsmorde gegen Greta Thunberg zu planen. Die Admins haben lobenswert durchgegriffen und sämtliche Hasskommentare gelöscht. Doch seitdem sind die Interaktionsraten extrem niedrig. Sogar die “Agenda” der Gruppe (in der unter anderem der wissenschaftliche Konsens zum menschengemachten Klimawandel geleugnet wird), erhielt nur Reaktionen von 1,6% der Mitglieder der Gruppe.

Widerlich: So vulgär, extrem und rechts sind „Fridays For Hubraum“

Warum beschäftigen wir uns also noch mit dieser nicht mehr besonders relevanten Gruppe? Weil es offenbar verschiedene Medien anders sehen als wir und Interviews von den Köpfen hinter der Gruppe haben wollen. Gründer Chris Grau wurde beispielsweise für heute Abend in die „Münchner Runde“ eingeladen (Quelle).

Leider liefen bisherige Interviews eher so ab, dass kaum eigene Recherchen betrieben werden und einfach nur abgedruckt wird, was die Admins der Gruppe sagen. Außerdem ist der Fall ein gutes Beispiel für die extrem effektive Propagandamaschinerie der Rechten. Denn die Gruppe wird längst von rechten Akteuren unterwandert und als Bühne für Propaganda genutzt. Die Admins der Gruppe nehmen diese Hilfe jedoch dankbar an.



Interviews mit Antisemiten und Kreml-PR

Der Gründer der Gruppe, Chris Grau, hat nicht nur seriösen Medien Interviews gegeben, sondern auch sehr problematischen Figuren:

So gab er dem Autor Michael Mross ein Interview, der die Plattform MMNews betreibt. Diese wird vom jüdischen Online-Magazin Hagali als “strukturell antisemtisch” beschrieben (Quelle). Laut FAZ ist er jemand, der ähnlich wie der rechtsradikale Kopp-Verlag ein “Geschäft mit der Angst” betreibt (Quelle).

Auch der Kreml-PR-Abteilung RT Deutsch hat Chris Grau ein Interview gegeben. Während unabhängige Journalisten in Russland regelmäßig ermordet werden (z.B. hier, hier und hier), wird der Sender RT vom Kreml mit Steuergeldern unterstützt, auch um durch “asymmetrische Kriegsführung” auch unser Land zu destabilisieren. Unter anderem verbreiteten russische Medien irreführende Infos über eine erfundene Vergewaltigung (Quelle ). RT Deutsch bewarb auch ein Video einer Demo der rechtsextremen Identitären Bewegung auf Facebook. Auch unterstützte RT im Wahlkampf massiv Donald Trump, der wiederum jetzt durch seine Zölle den deutschen Autoexporten in alle Welt schadet (Quelle).

Natürlich hat Putin kein Interesse an einer ernsthaften deutschen Klimabewegung, da Deutschland aktuell massiv von Ölimporten aus Russland abhängig ist (Quelle). Sollten wir unsere Energie irgendwann selbst produzieren (schreckliche linksgrünversiffte Vorstellung, ich weiß), würden die entsprechenden Einnahmen wegfallen und Putin könnte sich womöglich gar nicht mehr seinen teuren Propaganda und Überwachungsapparat leisten, um damit die eigene Bevölkerung ausbeuten zu können (Die Regierung in Russland ist extrem korrupt und das Renteneintrittsalter in Russland liegt mittlerweile höher als die Lebenserwartung von Männern in manchen Regionen – Quelle).

Noch mehr Verschwörungstheorien und rechter Hass

Zwar werden mittlerweile Morddrohungen und Vergewaltigungswünsche gegen Greta Thunberg aus der Gruppe gelöscht. Doch es werden weiter Links zu rechtsextremen Seiten oder Verschwörungsportals gepostet, die man dann unmoderiert und unwidersprochen stehen lässt. Wir haben ein paar Screenshots zu Verlinkungen zu folgenden Organisationen gesammelt:

  • Bürgerrechtsbewegung Solidarität (Rechtsextreme Organisation aus der Schweiz) (Mehr Dazu)
  • Klagemauer TV, Fake News Anbieter, wo sich unterbezahlte Redakteure Falschmeldungen ausdenken (Mehr Dazu)
  • Pro-De-TV von Tim Kellner, einem vorbestraften rechten Influencer (Mehr Dazu)
  • Oliver Janich (Rechter Verschwörungs-YouTuber)
  • Video des Reichsbürgers Peter Fitzek (Mehr Dazu)
  • “New Swiss Journal” ein Onlinehetzer gegen den zahlreiche Verfahren liefen (Mehr Dazu)
  • Compact Magazin – Neurechte Zeitschrift mit Verschwörungstheorien
  • Inszeniertes (Quelle) Video des Pro-Trump PACs LaRouchePAC, dass angeblich Klimaschützer*innen wollen, dass man Kinder isst

Anstatt diese Verschwörungstheorien zu löschen, hat Admin Chris Grau die Falschmeldung über die Klimaschützer, die Kinder essen wollen, sogar auf seiner privaten Seite weiter verbreitet. Die Kommentator*innen machen sich über die “Dummheit” der vermeintlichen Klimaschützer*innen lustig. Nachdem sie selbst völlig unkritisch auf ein inszeniertes Video hereingefallen waren.

Fakten?

Die Admins nehmen es generell mit der Wahrheit nicht so genau.

In einem SZ-Interview behauptet der Gründer Chris Grau, dass leider Abgeordnete der rechtsextremen und faschistischen AfD nicht aus der Gruppe entfernt werden konnten, da er selbst von ihnen geblockt wurde (Quelle). Tatsächlich ist es sogar denkbar, dass AfD-Abgeordnete Zeit dafür hätten, das komplette FFH-Admin Team zu blocken, da sie nur sehr selten mal im Bundestag vorbeischauen (Mehr dazu). Wir haben seine Aussage aber getestet und: Man kann als Admin auch Leute aus einer Gruppe schmeißen, selbst wenn man geblockt wurde. Warum hier vom Gründer von FFH die Unwahrheit verbreitet wurde, ist unklar. Den Analysen von #DieInsider zufolge ist die Zahl der AfD-Abgeordneten in der Gruppe hingegen sogar gewachsen.

https://www.facebook.com/dieinsider/posts/495598450991969

Außerdem teilte der Gründer Chris Grau einen FAZ-Meinungs-Artikel aus dem Jahr 2007, in dem der menschengemachte Klimawandel von einem Automobil-Journalisten in Zweifel gezogen wird. Die Grundaussagen des Artikels beruhen auf keinerlei Faktengrundlage und wurden von Klimawissenschaftlern zerrissen (Quelle). Warum der Artikel trotz solcher Mängel nach wie vor Online ist, kann wohl nur die FAZ-Redaktion beantworten.

Dass man 12 Jahre zurückgehen muss, um in seriösen Medien noch unwissenschaftliche Einzelmeinungen zu finden, die den menschengemachten Klimawandel bezweifeln, spricht ja auch irgendwo für sich.

Fridays For Hubraum sind Klimawandelleugner

Der Gründer Chris Grau stellt die Expertise aller Klimawissenschaftler*innen der Welt in Frage. Sie sind sich in dieser Frage,  ob es den Klimawandel gibt und dass er menschengemacht ist, zu 99,9% einig. Trotzdem möchte die Gruppenleitung nicht als “Klimawandelleugner” bezeichnet werden. Grau setzte sich sogar dafür ein, dass man seine Gruppe auf Wikipedia nicht als Klimawandelleugner bezeichnet.

Gleichzeitig steht in der Agenda von FFH folgende, falsche Aussage:

“Wieweit der Mensch darauf Einfluss hat, bleibt unklar. Es wäre falsch, einer Seite das vollumfängliche Recht zuzusprechen. Es gibt im Bereich der Forschung Messungen, die einen kausalen Zusammenhang zwischen mittlerer Erdtemperatur und CO2, gänzlich ausschließen.“

Diese Aussage ist falsch. Es existiert keine wissenschaftlich anerkannten Messungen, die den Zusammenhang von CO2 und Temperatur ausschließen könnten. Die zugrunde liegenden physikalischen Zusammenhänge sind schon seit Ewigkeiten bekannt und werden zum Beispiel in diesem Video erklärt und das zugrundeliegende Prinzip wird experimentell bewiesen:



Wie geht es weiter mit Fridays For Hubraum?

Zurzeit planen die Betreiber der Gruppe ein Treffen mit dem Rechtspopulisten Peter Weber und dem BUVMO (Bundesverband Verbrennungsmotor e.V.)

Der BUVMO mag zwar nach einer wichtigen Organisation klingen. Aber in Wirklichkeit hat der Verein weder eine Website, noch Verbindungen zu irgendwelchen namhaften Organisationen, noch bekannte Mitglieder. Der Text auf seiner Facebook Seite scheint 1:1 beim Bundesverband für Elektromobilität (Quelle) abgeschrieben und dann geringfügig verändert worden zu sein. Hauptbeschäftigung des BUVMO scheint die Förderung von sogenannten eFuels zu sein, also künstlich produziertem Benzin.

Da von der Herstellung bis zur Nutzung von eFuels etwa 87% der eingebrachten Energie verloren gehen (Quelle), kosten laut dem Verband der deutschen Automobilindustrie dieser Kraftoff 4,50 € pro Liter (Quelle) vor Steuern. Da eine solch eine Antriebsform deutlich teurer als ein Diesel ist, und durch den hohen Energieaufwand immer höhere Kosten als reiner Strom haben wird, kann es wohl kaum im Interesse von FFH liegen, das auch noch im großen Stil mit Steuergeldern zu fördern.

Der andere Partner im Bunde ist Peter Weber. Er ist mit etwa 100 000 Followern auf seiner Seite ein eher mittelerfolgreicher Politik-Influencer. Er hat sich in der Vergangenheit praktisch ausschließlich damit beschäftigt, die Regierung im rechtspolitischen Duktus für ihre Flüchtlingspolitik zu kritisieren. Ob er Expertise im Bereich Klimawissenschaft oder Mobilität besitzt, konnten wir anhand seiner bisherigen Videos eher nicht bestätigen. Bundesweite Bekanntheit erlangte er vor allem dadurch, dass er (nach eigenen Angaben vollkommen unfreiwillig) eine Hasskampagne gegen seine Heimatgemeinde auslöste. Nachdem diese sein Konzert nicht unterstützen wollte, erhielten Lokalpolitiker Drohungen (Quelle).

Fazit

Fridays For Hubraum hat sich zu einer willigen Plattform für rechte Propaganda entwickelt, ihre Admins verstehen grundlegende Fakten über die Klimakrise nicht und verbreiten Falschmeldungen und Lügen darüber. Während seriöse Medien angesichts der Hasskommentare in der Gruppe den Gründern erstmal skeptisch gegenüberstehen, darf sich Chris Grau bei RT Deutsch über wohlwollende Fragen freuen. Während die Admins sich nicht als Plattform für Klimawandelleugner und Propagandisten verstehen wollen, so werden sie jedoch genau dazu missbraucht.

Rechte Influencer und Kreml-PR nutzen die Gruppe, um ihre eigene Propaganda platzieren zu können. Viele rechte Blogs und Gruppen stehen zu Recht am Rand der Gesellschaft, denn sie verbreiten Lügen und Hass. Die Admins der Fridays for Hubraum-Gruppe wären gut beraten, sich in aller Deutlichkeit von solchen Umtrieben zu distanzieren. Und nicht noch selbst deren Propaganda in der Gruppe zu dulden – oder gar unkritisch selbst zu verbreiten.

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Artikelbild: Screenshot facebook.com