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Rechte Lügen sorgen schon wieder dafür, dass eine Kita bedroht wird!

von | Dez 8, 2023 | Faktencheck

Die Kita Finkenau in Lokstedt feiert Weihnachten wie jedes Jahr auch: „Adventskalender, Adventskränze, Weihnachtsbäume und in einigen Kitas sind sogar Wichtel eingezogen. Zudem gibt es Dekoration wie Tannenzweige, Kugeln und Lichterketten“, erklärte die Kita in einem Schreiben. Wegen der immer gleichen Masche rechtsradikaler Fake-Verbreiter im Netz, darunter natürlich auch wie immer die BILD, wurde die Einrichtung, in der sich Kinder sicher fühlen sollte, massiv Ziel einer Hetzkampagne. Die Kita spricht von „massiven rassistischen Drohungen, persönlichen Beleidigungen, Anschuldigungen und Erpressungsversuchen“. Auch die Polizei musste schon einschreiten, um die Kita zu schützen. Und wieder beteiligte sich die CSU und Bayerns Ministerpräsident Söder ebenfalls daran.

Wie du immer wieder von rechten belogen wirst

Es passiert alle paar Monate wieder: Irgendeine Kita wird von einem rechten Mob aufgrund eines absichtlichen Missverständnisses zum Ziel auserkoren, um ihren rechten Kulturkampf zu führen. Durch Lügen und Überspitzungen wird der Mob aufgepeitscht, in der Hoffnung, rechte Märchen von „Cancel Culture“ oder „Islamisierung“ zu inszenieren. Die Leidtragenden wie immer die Kinder und die Kitas. Es ist schon zigmal passiert. Und jedes Mal waren es Lügen, und jedes Mal hat die BILD mit gezündelt.

2019 wurde ein „Schweinefleischverbot“ an einer Kita in Leipzig erfunden, die Polizei musste die Kinder vor dem rechten Mob schützen. Es gab massive Morddrohungen, der Leipziger OB musste sich vor die Kita stellen. 2020 erfanden Rechte und wieder die BILD ein „Kostümverbot“ an einer Kita in Thüringen. Ja, auch hier waren es wieder Lügen. Erst im Mai wurde gegen eine Kita in Hessen zum Muttertag gehetzt – und dass rechte Kulturkämpfer es aufgriffen, sorgte wiederum für weiteren Hass und Hetze. Es ist eine lange Reihe an Vorfällen, wo Sätze aus dem Kontext gerissen werden, wo Sachen dazu erfunden wurden – alle mit dem Ziel, dich auf die immer gleichen, falschen, rechten Feindbilder aufzuhetzen. Und jedes Mal entsteht eine Gefahr für Kinder.

Kita Finkenau feiert weihnachten wie immer

Diesmal traf der rechte Mob und deren Lügen die Kita Finkenau. Wie bereits erwähnt, feiert die Weihnachten, wie jedes Jahr, auch mit Weihnachtsbeschmückung. Sie erklären es selbst: „Wie bei uns seit über 47 Jahren üblich, entscheiden die Teams (gemeinsam mit den Kindern), wie sie die Einrichtung schmücken wollen.“ Wo ist das angebliche Problem? Na ja, wie fast jedes Jahr wollte man abgesehen von Tannenzweigen, Kugeln und Lichterketten offenbar nicht extra einen Weihnachtsbaum aufstellen. Das ist auch ganz normal: „In der Kita Mobi, die seit 10 Jahren besteht, gab es seither ca. 3-mal einen Weihnachtsbaum.“

Laut Kita Finkenau erklärt auch, wie der rechte Shitstorm entstand: Eine „vielleicht unglücklichen Formulierung zur kultursensiblen Haltung der Kita“ führte zur Falschmeldung, dass sie „aus religiösen Gründen“ auf einen Weihnachtsbaum verzichten wollten. Die Kita sagt, sie sind „weltoffen“ und erklären neben der christlichen Traditionen ihren Kindern „auch andere kulturelle Gepflogenheiten“, aber ob sie einen Weihnachtsbaum aufstellen, was sie sonst in der Regel auch nicht machen, habe nichts damit zu tun.

So landete es aber in den Medien, die sich mal wieder am rechten Hetz-Spiel beteiligten. Zunächst hatte das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, dann sprang sofort die BILD auf, die, wie jeder weiß, gezielt versucht, mit Lügen die Öffentlichkeit zu manipulieren, damit die Deutschen so abstimmen, wie das ihr Boss Döpfner will und gezielte Kampagnen fährt, von denen vor allem die rechtsextreme AfD profitieren dürfte.

Polizei muss Kinder schützen, die CSU hetzt mit

Wozu führen diese rechten Lügen? Sicherlich nicht dazu, dass über ein angebliches Problem von Toleranz aufmerksam gemacht wird. Nein, die Kita und letzten Endes die Kinder sind einer Bedrohung ausgesetzt. Die Elternvertreter der Kita kritisierten in einem offenen Brief die „Instrumentalisierung einer kitainternen Entscheidung“ und verurteilten „jede Form der Anfeindungen gegen die Einrichtung und die Mitarbeiter*innen.“ Auch die Polizei musste anrücken, nachdem ein Mann, angeheizt durch die rechten Lügen, sich Zugang verschafft hat und selbst einen Weihnachtsbaum aufstellte. Die Polizei musste dafür sorgen, dass die „Geschenke“ nicht die Sicherheit der Kinder gefährden, wie t-Online berichtet. Die Kita hat Anzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt.

Skrupellos nutzte auch die CSU und Markus Söder die Hetzkampagne gegen die Kita aus, um weiter den rechten Mob anzuheizen. Kommunikationsberater Johannes Hillje erklärte auf Twitter: „Die Kita Finkenau hatte ihr Statement mit der Widerlegung der Falschmeldung mancher Medien schon längst veröffentlicht (links), als die CSU den „Cancel Culture„-Vorwurf nochmal an ihre über 200.000 Follower weiterverbreitete (rechts) und bis jetzt stehen lässt.“

Auch der bayerische Ministerpräsident Söder selbst, der inzwischen dazu übergegangen ist, unterschiedslos jede Menge rechtsradikale Fake News zu verbreiten, schaltete sich ein und legitimierte den rechten Shitstorm und die Bedrohungen. Früher hatte diese Rolle, derartige rechte Lügen zu verbreiten, die das Kindeswohl gefährden, noch die rechtsextreme AfD. Jetzt kopiert die CSU diese Methoden. Der Post mit der Falschmeldung wurde auf Twitter bereits mit einer Community-Richtigstellung versehen. Bisher gab es keine Reaktion oder Entschuldigung der Konservativen. In Bayern, wo die CSU regiert, fehlen übrigens 70.000 Kita-Plätze.

Rechte Falschmeldungen bedrohen kitas

Es passiert immer wieder und funktioniert immer nach dem gleichen Muster: Eine Formulierung oder eine Tatsache wird verzerrt und aus dem Kontext gerissen, ein rechter Mob bedroht eine Kita, die Medien, allen voran BILD, machen mit. Jetzt kommt hinzu, dass auch Konservative mit anheizen. Den Schaden hat die Kita und die Kinder. Weil ihnen sonst keiner hilft, müssen sie selbst Schlüsse ziehen:

„Der Vorgang hat zutage gebracht, dass es zu Unklarheiten und Missverständnissen im Umgang mit religiösen Festen kommen kann. Wir werden in Zukunft zusammen mit den Teams daran arbeiten hier für noch mehr Klarheit zu sorgen.“

Artikelbild: shutterstock.co