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Fail: AfD-Politiker fragt sich, warum Klima-Aktivisten nicht Vulkanausbruch protestieren

von | Jan 14, 2020 | Aktuelles, Social Media, Umwelt/Klima

Dieser Scherz-Versuch ging nach hinten los

Die AfD und andere Rechtsextreme versuchen täglich, aktuelle Fälle und Meldungen für ihre Propaganda zu instrumentalisieren. Das tun sie fast ausschließlich über Emotionen (und meistens ohne Fakten) wie Wut oder Belustigung. Wichtig ist dabei zu wissen: Es handelt sich meistens nur um Versuche, um dadurch Aufmerksamkeit für ihre rassistischen und wissenschaftsfeindlichen Feind- und Weltbilder zu erzeugen und so den Diskurs zu „kapern“. Gestern scheiterte wieder so ein Versuch, der gegen den Versandhändler OTTO gerichtet war.

OTTO hat alles richtig gemacht, was bei Umweltsau schief gelaufen ist

Eine andere bedrohliche Situation hat ein Berliner AfD-Politiker versucht auszuschlachten: Der unmittelbar bevorstehende Ausbruch des Vulkans „Taal“ auf den Philippinen, der hunderttausende Menschen in der Gefahrenzone bedroht. Bereits 40.000 wurden in Notunterkünfte evakuiert, viele Flüge wurden wegen der Aschewolken abgesagt (Quelle). Der Politiker Pazderski, der sich heute vom Vorsitz der Berliner AfD zurückzog (Quelle), hielt diese menschliche Tragödie wohl für die ideale Gelegenheit, um sich über Klima-Aktivist*innen lustig zu machen.



Niemand versteht verwirrenden AfD-Post

Pazderski schrieb auf sein Sharepic „Was ist denn hier los? Weit und Breit [sic] keine „Klima-Aktivisten“?“ Im Gegensatz zur üblichen AfD-Propaganda, die verzweifelt versucht, Klimaaktivismus, der sich auf einen inzwischen 100%igen Klimakonsens (Mehr dazu) stützt, verstehen viele nicht einmal, wofür sie hier von der AfD kritisiert werden sollen. Offenbar möchte Pazderski sich darüber lustig machen, dass Klima-Aktivist*innen nicht gegen einen Vulkanausbruch protestieren?

Noch dazu schreibt er „Klima-Aktivisten“ im Anführungsstrichen und impliziert damit, dass es sich gar nicht um echte Klima-Aktivist*innen handelt? Also fragt er sich scherzhaft, warum Fake-Aktivist*innen nicht einen Vulkanausbruch, der nichts mit dem menschengemachten Klimawandel zu tun hat… bestreiken? Protestieren? Erwartet er Demos gegen einen Vulkanausbruch? Soll Luisa Neubauer einen Aufsichtsratposten im Vulkan annehmen?!

Natürlich war es ein Scherz der AfD, aber es ist völlig unklar, was die AfD mit diesem Beitrag kritisieren wollte. Selbst wenn man aus Sicht der AfD nicht an den real existierenden, menschengemachten Klimawandel glaubt, in was für einer Welt sollten sich Klima-Aktivist*innen über eine Naturkatastrophe beklagen? Oder glaubt die AfD, Vulkanausbrüche wären menschengemacht? Dementsprechend groß ist die Belustigung unter den Nutzer*innen:

Der Versuch einer Entzifferung der AfD-Propaganda

Es könnte sein, dass die AfD damit indirekt behaupten möchte, dass Vulkane, nicht Menschen für den Klimawandel verantwortlich wären. Das ist übrigens falsch, da CO2-Emissionen von Vulkanausbrüchen nur etwa ein hundertstel der Emissionen von Menschen ausmachen (Quelle). Inwieweit es Sinn machen würde, dagegen dann zu protestieren, erschließt sich jedoch auch nicht. Vielleicht möchte die AfD gleichzeitig unterstellen, der Klimawandel sei nicht real, die Aktivist*innen seien auch nur Fake, aber so „dumm“, dass sie sogar einen Vulkanausbruch protestieren würden. Es aber nicht tun. Aber tun könnten.

Ich befürchte, hier liegen viele Ebenen von AfD-„Logik“ und Jahre von Manipulation mit Fake News zugrunde. Ich gehe davon aus, dass die AfD inzwischen Klima-Aktivist*innen selbstverständlich für uninformiert und irrational hält und sie dafür „kritisieren“ möchte, dass sie sogar einen Vulkanausbruch protestieren könnten. Oder so ähnlich. Vielleicht ist es auch eine Anspielung auf die Waldbrände von Australien, weil in rechten Kreisen die Lüge verbreitet wird, der Klimawandel hätte keinen Einfluss auf diese gehabt. Hatte er aber nachweislich (Quelle).

Die AfD behauptet, diese seien ausschließlich die Ursache von Brandstiftungen gewesen. (Und ignoriert, dass der Klimawandel die Bedingungen geschaffen hat, dass „Brandstiftungen“ wie unerlaubte Lagerfeuer oder weggeworfene Zigaretten zu viel größeren Waldbränden führten als üblich) Dann wäre Australien aber immer noch eine von Menschen verursachte Katastrophe gewesen und der Vulkanausbruch.. ach, lassen wir das besser. Es erinnert an den Fall, in welchem Beatrix von Storch in einem Interview mit Tilo Jung zuerst leugnete, dass es eine Temperaturveränderungen gibt, und dann behauptet, die Temperaturveränderung sei eigentlich nur die Schuld der Sonne. Deshalb wolle sie „die Sonne verklagen“. Und nein, die Sonne ist im Vergleich zum Einfluss des Menschen ein viel zu kleiner Klimafaktor (Hier nachlesen).

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Die Posts der AfD zum Klima (oder den meisten anderen Themen) haben selten etwas mit Logik oder Fakten zu tun und dieser AfD-Fail ist wieder ein exzellentes Beispiel dafür.

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