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Ich bin Augsburger & hier ist es sicher: Wie man euch manipuliert, Nazis zu werden

von | Dez 13, 2019 | Aktuelles, Kolumnen, Schwer verpetzt

Augsburg ist sicher

Verzeihung, ich habe eine etwas provokante Überschrift gewählt. Natürlich ist man nicht automatisch ein Nazi, wenn man fälschlicherweise glaubt, Deutschland oder Augsburg wäre unsicherer geworden. Es ist eine subjektive Einstellung, ein Gefühl. Und man kann nicht wirklich jemandem vorwerfen, wie er die Welt nun mal sieht. Aber es ist halt einfach schlicht und ergreifend falsch. Wer sich von dieser Tatsache beleidigt fühlt, ist auf eine Reihe von Faktoren hereingefallen – und wurde nicht zuletzt von waschechten Nazis manipuliert.

Das Video, auf das ich hier indirekt Bezug nehme, zeigt einen Augsburger, der „endlich Klartext“ spricht und – natürlich untermalt mit melodramatischer und nicht manipulierender Musik – von „Gesocks“ auf dem Königsplatz spricht und dass diese ganzen Zahlen, Statistiken und Experten ihn ja irgendwie anlügen würden. Interviewt wurde er allerdings von jemandem aus der AfD, der regelmäßig Rechtsextreme vor der Kamera hat und wohl diese Gesinnung streuen möchte – wer sein Propaganda-Video mit „Merkels Gesockspolitik ist unerträglich!“ überschreibt, den kann man schwer woanders verorten.

Doch ich muss dem armen Mann widersprechen: Ich bin selbst Augsburger, ich bin gestern Nacht erst über den Königsplatz gelaufen. Wie jeder Augsburger weiß, ist der Köningsplatz der zentrale Knotenpunkt der gesamten Stadt. Ein anderer Augsburger sagte zu mir: „Ich bin Augsburger seit 55 Jahren und am Kö[ningsplatz] hat sich schon immer Gesindel rumgetrieben…“ Der Bezeichnung als „Gesindel“ würde ich zwar widersprechen, aber ja: Niemand sagt, dass es keine Betrunkenen am Königsplatz gibt, niemand sagt, dass es keine Straftäter gibt. Die Frage ist doch: Ist es mehr geworden?



Deutschland so sicher wie nie

Gerade ältere Menschen, die heute dank Social Media jeden Tag von einer Gewalttat lesen können (plus jeder Menge Fake News), sind wohl aufrichtig schockiert. Und werden wohl der Meinung sein, dass das früher nicht so gewesen ist – denn früher haben sie nicht täglich von solchen Fällen gehört. Daran ist erst einmal nichts verwerflich. Aber was, wenn ich sage, dass es niemals, auch wenn wir zurück bis in die 1950er gehen, nicht im Schnitt mindestens einen Mord oder Totschlag in Deutschland pro Tag gegeben hat?

Das ist – leider – völlig normal. Was sich im Vergleich zu „früher“ verändert hat, sind zwei Dinge. Das erste ist, dass man heutzutage durch das Internet sofort von allem erfahren kann, während früher die meisten Fälle nicht über die Regionalzeitungen hinaus gekommen sind. Und jetzt kann man von jeder Straftat sofort hören –  und das wird man auch, wegen Grund zwei: Weil es einige gibt, die jeden einzelnen Vorfall sammeln und verbreiten. Mit Absicht. In ganz Deutschland gab es 2018 5,5 Millionen Straftaten (Quelle)! Wenn du alle 6 Sekunden von einer neuen Straftat erfahren würdest, würdest du das ganze Jahr brauchen, um von allen zu erfahren. Ein aktuelles Beispiel:

Dreiste AfD-Propaganda: Keine 43 „Messer-Taten“ am Wochenende!

Das sind verdammt viele Straftaten, und den absoluten Großteil erfährst du nie, und das ist nicht anders als früher. Und weißt du was? Diese 5,5 Millionen Straftaten sind die wenigsten Straftaten, die seit 1992 verzeichnet wurden (Ein Vergleich mit der Zeit vor der Wiedervereinigung macht aus offensichtlichen Gründen keinen Sinn). Wenn man dich stündlich mit Berichten von Straftaten zumüllen möchte, ist das sogar dann möglich, wenn die Anzahl der Straftaten auf einem historischen Tiefpunkt sind. Und dazu muss man nicht einmal welche erfinden.

Man merkt vielleicht schon, wie man hier mit Absicht die Wahrnehmung manipulieren kann. Denn „früher“ gab es kein Internet, keine Smartphones, keine Push-Nachrichten, keine Breaking News, nur die Zeitung von morgen. Die auch dann gekauft wurde, wenn keine reißerische Überschrift drauf stand.

Tötungsdelikte

Aber gehen wir mal nicht so weit zurück für „früher“, sondern mal in Richtung der Wiedervereinigung. 1993 gab es 5140 Tötungsdelikte (Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, auch Versuche). 2018 waren es 3094. Auf 100.000 Einwohner gab es 1993 6,35 Delikte, 2018 waren es 3,76. (Quelle)

Mord, inklusive Totschlag, via kriminalpolizei.de

Will man das wirklich zurückhaben? Wenn man nur Mord und Totschlag hinzunimmt kann man sich diese Grafik der Gewerkschaft der Polizei ansehen, die die Fälle bis 2015 aufgelistet hat. Sie schreibt auf ihrer Website:

„Mit der Wiedervereinigung springt die Kriminalität nach oben. Von 743 Mordfällen im Jahr 1990 verdoppelt sich die Fallzahl auf 1468 Fälle in 1993. Durch die zusätzlichen DDR-Bürger nimmt die Bevölkerung um 17074200 Personen um 27% zu (…) Gleichzeitig ist der Anstieg bei den Mordfällen 98% (…)

Die fünf neuen Bundesländer und Berlin verursachen 1993 36% aller vollendeten Morde und Totschläge, stellen aber nur 22% der Bevölkerung (…) Dass ausgerechnet die Ostdeutschen, die die Mordkriminalität nach der Wiedervereinigung, wie man am Graphen erkennen kann, regelrecht nach oben katapultiert haben, jetzt die Flüchtlinge von 2015 thematisieren, ist angesichts der eigenen Historie unangebracht.“

Der Proportionale Anstieg von Morden 1993 vs 2015

Kleiner Hinweis: Die Zahlen von 1993 sind nicht ganz vergleichbar, da die Mauertoten in jenem Jahr mit eingerechnet wurden. Der Abwärtstrend ist jedoch natürlich deutlich.

Wir leben in einem der sichersten Länder der Erde“

Nach dem tragischen Tötungsfall von Augsburg und dem Angriff auf einen Polizisten in München behauptete die AfD auf Facebook: „Unser Land versinkt in Gewalt.“ „Das ist grottenfalsch“, erklärt ein Professor für Deutsches, Europäisches und Internationales Straf- und Strafprozessrecht, Medizin- und Wirtschaftsstrafrecht, Dr. Dr. H.C. Michael Kubiciel von der Universtität Augsburg. Abgesehen von der Polizeilichen Kriminalstatistik, die einige Schwächen aufweist (Wir haben darüber geschrieben), verweist Kubiciel auf eine andere Statistik: Die der Sterblichkeitsrate durch Gewaltkriminalität.

Die Statistik lässt sich hier finden. Kubiciel erklärt: „Anfang des 20. Jh. lag die Tötungsrate bei Männern bei ca. 2,5 bis 3,0 pro 100.000, die Rate weiblicher Opfer bei 1,0 bis 1,5. Bis in die Gegenwart sank der Wert auf die im internationalen Vergleich sehr niedrige Opferrate von ca. 0,6 pro 100.000 (Männer und Frauen weisen keine gravierenden Sterblichkeitsunterschiede mehr auf).“ Auch bei einem leichten Anstieg in absoluten Zahlen „nach 2015“ bleibe die Tatsache: „Die Zahlen (ca 2700) bleiben ganz erheblich unter dem Stand von 1990 (mehr als 5000).“

Fakt ist: Die Kriminalität allgemein und die Tötungsdelikte (auch nicht vollendete!) sind abgesehen von leichten Schwankungen von Jahr zu Jahr auf einem historisch niedrigen Tief. Die Kriminalität insgesamt ist 2018 zum zweiten Mal in Folge auf den niedrigsten Stand seit 1993 gefallen. Auch Mord und Totschlag sind im zweiten Jahr in Folge weniger geworden. In den Jahren 2000 bis 2007 gab es jedes Jahr mehr Opfer von Tötungsdelikten als 2018. War aber 2007 etwa „alles besser“?

Augsburg ist auch sicher

„Wir hatten die letzten Jahre eine sehr geringe Kriminalitätsbelastung“, sagte Polizeipräsident von Schwaben Nord Michael Schwald bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für Augsburg. Die Kriminalität in Augsburg war 2018 auf dem zweitniedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. Nur 2017 war sicherer. Ein Blick in die PKS zeigt auch: In Augsburg gab es 2018 7 Tötungsdelikte, davon eines vollendet. Die Häufigkeitszahl auf 100.000 Einwohner lag in Augsburg 2018 bei 2,4. Zum Vergleich: 2015 lag sie bei 3,9 und 2014 sogar bei 4,3.

Im Vergleich unter den Großstädten über 200.000 Einwohner*innen ist Augsburg sogar die drittsicherste Stadt Deutschlands. Bei der Gewaltkriminalität unter Großstädten (über 100.000 Einwohner*innen) auf Rang 37 von 81. Unter „Gewaltkriminalität“ fallen Mord, Raub, Vergewaltigung oder gefährliche Körperverletzung (Quelle). Unter dem subjektiven Sicherheitsempfinden von Bayern scheint der wütende Mann aus dem Video auch nur einer kleinen Minderheit anzugehören, wie eine Umfrage der AZ zeigt:

Wo kommen jetzt die Nazis ins Spiel?

Wir haben also jede Menge Menschen, die durch Social Media und eine immer verzweifelter um Aufmerksamkeit kämpfende Presse viel mehr mit Gewalttaten ausgesetzt werden als früher, auch wenn diese de facto immer weiter zurückgehen. Und jetzt kommen Rechtspopulisten und Rechtsextreme ins Spiel. Denn diese finden für diese gefühlte Wahrheit eine einfache Erklärung: 2015. „Früher“ war es vermeintlich sicherer, jetzt vermeintlich nicht mehr, was ist ein Ereignis? Natürlich „die Ausländer“. Beziehungsweise die Aufnahme von Schutzsuchenden. Die übrigens vollkommen legal war (Hier entlang).

Dieser gedankliche Kurzschluss wird inzwischen bei allen diesen Menschen mitgedacht. Mit einer jahrelangen Propaganda-Kampagne hat die AfD diese Binsensweisheit inzwischen etabliert. Deswegen reicht heutzutage der (falsche) Hinweis auf nur eine Straftat oder auf die vermeintlich gestiegene Unsicherheit, um ihre rassistischen Anhänger*innen zu triggern. Und viele Menschen, die diese falsche, subjektive Wahrnehmung haben, fragen sich: Ist da etwas dran? Hier spielt die Presse wieder versehentlich das Spiel der Rechtsextremisten.

Während Herkunft für die meisten Straftaten keine Rolle spielt, so berichten die Medien immer öfter über die Staatsangehörigkeiten von Tatverdächtigen. Und zwar fast immer nur dann, wenn der Täter nicht Deutscher ist. Wenn keine Herkunft genannt wird, ist der Tatverdächtige meistens Deutscher. Das heißt, wenn man an Herkunft erinnert wird, dann immer im Kontext von Kriminalität und Ausländern. So kommt es, dass laut einer Studie die deutschen Medien nichtdeutsche Tatverdächtige 19-mal (!) krimineller darstellen, als sie eigentlich sind. Mehr dazu:

Studie: Presse nennt „ausländische“ Tatverdächtige überproportional oft – nicht weniger!

AfD gibt der Propaganda den Rest

Während die AfD also gleichzeitig die Lüge und Verschwörungstheorie verbreitet, die Presse würde absichtlich Nichtdeutsche weniger kriminell darstellen, obwohl das Gegenteil der Fall ist, macht sie es noch extremer selbst. Eine Forschungsgruppe der Hochschule Macromedia und der Universität Leipzig hat 242 Pressemitteilungen der AfD aus dem Jahr 2018 analysiert. Sie kommen zu dem Schluss, dass die 242 Pressemitteilungen, die sich mit strafbaren Handlungen befassen, ein völlig unrealistisches Bild zeichnen. In 95% aller Fälle, in denen die Nationalität eines Tatverdächtigen erwähnt wird, handelt es sich bei der AfD um einen Nichtdeutschen.

Die PKS zeigt, dass selbstverständlich der Großteil aller Tatverdächtigen deutscher Nationalität ist. Bei insgesamt 50,7% aller Tatverdächtigen wird die Herkunft des Täters nicht bestimmt. Doch im Tandem mit ihrer Rhetorik soll suggeriert werden, dass es sich ebenfalls um Nichtdeutsche handelt. Die Kommentierenden gehen jedenfalls regelmäßig davon aus, wie man jederzeit sehen kann. Und natürlich wird diese „gefühlte“ Wahrnehmung in ihren Facebook-Posts noch dramatisiert, indem Deutsche zu „Migranten“ gemacht werden, wenn diese einen Migrationshintergrund haben (oder nicht einmal dann, wie man in München sehen konnte).

München: Heldenhafter Eritreer überwältigt deutschen Messerstecher!

Ausländer nicht krimineller als Deutsche

Die AfD schlachtet also jeden Fall aus, der irgendwie in ihr rassistisches Narrativ passt und wird von denen geglaubt, die den subjektiven Eindruck haben, heute mehr von Straftaten zu hören als früher. Es ist gerade zu tragisch. Und die AfD versucht diese Unsicherheit in Wut zu verwandeln und dann auf die Regierung und Flüchtlinge zu kanalisieren. Um damit selbst Geld und Macht zu bekommen. Dabei wird auch ordentlich mit Zahlen getrickst. Schauen wir einmal die aktuellen Zahlen an, die die Bundesregierung gepostet hat:

https://www.facebook.com/Bundesregierung/photos/a.769938079764597/2649226888502364/?type=3&theater

Hier sieht man bereits mehrere Lügen der Nazis widerlegt: „Einwanderung“ (Obwohl das meiste davon Flucht war, aber gut) ist rückläufig, die Kriminalität ist rückläufig und natürlich sind mehr als zwei Drittel aller Tatverdächtigen Deutsche – hört man die AfD oder ihr ideologisch nahe stehende könnte man ja einen völlig anderen Eindruck bekommen. Jetzt versuchen einige natürlich, ihren Rassismus damit zu verteidigen, dass „Ausländer“ überproportional kriminell seien.

Leider macht der Vergleich der in Deutschland lebenden Ausländer und die in Deutschland von Ausländern verübten Straftaten überhaupt gar keinen Sinn. Denn weder haben wir für erstes genaue Zahlen, zweitens kann ein Ausländer ja auch nach Deutschland fahren und hier ein Verbrechen begehen und wieder heimfahren. Dein italienischer Nachbar kann rein gar nichts dafür. Wir müssen also in jedem Fall diejenigen abziehen, die hier gar nicht gemeldet sind:

Quelle: Bundeskriminalamt

Demnach hat bei den Straftaten (ohne ausländerrechtliche Verstöße) fast jeder vierte (23,7%) nichtdeutsche Tatverdächtige in der PKS gar keinen Wohnsitz in Deutschland! Aus diesem Grund sind „Ausländer“ im Vatikan laut Statistik sogar 100-mal krimineller als „Einheimische“ (Quelle). Oder Deutsche in Österreich ebenfalls überproportional kriminell (Quelle). Diese Feststellung ist ziemlich nichtssagend.

Anerkannte Flüchtlinge sind unterdurchschnittlich kriminell

Achja: Und auch die 10 Millionen „Nicht-Deutschen“ in Deutschland sind 4,3 Millionen EU-Ausländer, 2,8 aus dem sonstigen Europa, 2 Millionen aus Asien. Alles keine mehrheitlich muslimischen Länder oder Kontinente. Nur um klarzustellen, dass hier Straftaten von Franzosen oder Italienern zur Hetze gegen Flüchtlinge verwendet wird. Denn diese, die die PKS unter dem irreführenden Begriff „Zuwanderer“ zusammenfasst, machen ja anscheinend 8,6% der Tatverdächtigen aus.

Darunter fallen anerkannte Flüchtlinge, aber auch Geduldete, Kontingentflüchtlinge und Menschen mit „unerlaubtem Aufenthalt“. Diese Zahl kann man allerdings auch nicht mit den in Deutschland lebenden Flüchtlingen vergleichen, denn einmal ist unklar, wie viele abgelehnte Asylbewerber schon ausgereist sind und zum anderen fallen unter „unerlaubtem Aufenthalt“ nicht nur Schutzsuchende, sondern alle – Studenten, Touristen oder Arbeitnehmer und Geschäftsleute, aber auch professionelle Diebesbanden ohne gültige Visa. Mehr dazu hier.

Tatverdächtigenbelastungszahl

Nur bei einer Gruppe kann man gut vergleichen, wie sich ihre Anzahl an verübten Straftaten im Vergleich zu der hier lebenden Bevölkerung verhält: Anerkannte Flüchtlinge. Gemäß Ausländerzentralregister waren das (Stichtag 31.12.2018) 1.283.225 Personen. Hauptherkunftsländer: Syrien, Afghanistan, Irak. In Band 3 des PKS-Jahrbuchs werden auch die Tatverdächtigen nach Schutzstatus unterschieden, demnach wurden vergangenes Jahr 19.347 tatverdächtige Personen mit dem Status „Schutz- und Asylberechtigte bzw. Kontingentflüchtlinge“ erfasst.

Die „Tatverdächtigenbelastungszahl“ dieser Gruppe: 1.508 Tatverdächtige (auf 100.000 Personen). Ist das viel? Die „Tatverdächtigenbelastungszahl“ vergleicht die Anzahl der Verdächtigen auf 100.000 Personen, damit es vergleichbar ist. Wir haben diese mal für 2018 für Deutsche nach Altersgruppen aufgestellt: Demnach werden Deutsche in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen exakt (!) dreimal so häufig als Tatverdächtige ermittelt wie die Generation 30 plus.

Quelle: Bundeskriminalamt / eigene Berechnungen

Und siehe da: Anerkannte Flüchtlinge sind mit 1.508 vs 2026 weniger kriminell als Deutsche! Und sogar drei mal weniger kriminell als Deutsche unter 30. Ausführlicher:

Kriminalstatistik: Messer-Martin dreimal so kriminell wie Chorknabe Chalid?

Heimkoller?

Die Kriminalstatistik zeigt auch -und das wollen wir hier nicht verschweigen- dass Asylbewerber (abgelehnt oder im Verfahren) deutlich häufiger als Tatverdächtige registriert werden, wenn man sie mit der Gruppe der anerkannten Flüchtlinge vergleicht.

Das sollte allerdings nicht verwundern: schon aus Versicherungsgründen kommt in Massenunterkünften mit bis zu 1.500 Geflüchteten wie in Bayern wahrscheinlich jede Ohrfeige und jeder kaputte Klodeckel zur Anzeige. Bei möglicherweise rechtswidrigen Razzien in den Mehrbettzimmern werden auch kleinere Cannabisfunde polizeilich registriert – bei den laut offiziellen Schätzungen rund 4 Millionen Cannabis-Konsumenten in Deutschland sind solche Durchsuchungen der heimischen Wohnung nur mit richterlichem Beschluss möglich.

Fazit

Eine Mischung aus Social Media, einer Überberichterstattung von Kriminalität (und ausländischen Tatverdächtigen) im Vergleich zu früher und der gezielten Propaganda von Rassisten führt dazu, dass Menschen nicht nur glauben, Deutschland sei unsicherer als früher, sondern auch, dass dafür Flüchtlinge (oder „Migranten“) verantwortlich seien. Beides ist falsch. Das Verbreiten solcher Videos, mit der Absicht, Menschen mit einer subjektiven Meinung eines Passanten zu überzeugen hat einen bösen Hintergedanken:

Ihr sollt misstrauisch werden, nein, gar sofort von einer Lüge ausgehen bei der Regierung, den Behören, den Statistiken, der Wahrheit. Ihr sollt euch nur noch in rechtsextremen Kanälen informieren, wo man ungestört von der Realität die eigene Ideologie eintrichtern kann. Man will euch dazu manipulieren, dass ihr immer mehr Lügen von Nazis glaubt. Und letztlich selbst Nazis werdet. Und am Ende ist man so ideologisch verblendet, dass man dem Augsburger OB den Tod an den Hals wünscht, als dieser eine normale Traueranzeige veröffentlicht hat.

Völlig irre! AfD-Fans wünschen Augsburger Oberbürgermeister Gribl den Tod

Deswegen sind solche Videos weder wahr, noch konstruktiv, noch harmlos. Wenn man euch Angst einjagen will, damit dass Deutschland unsicher sei oder Augsburg wegen des tragischen Todes von letzter Woche, dann mit der Absicht, dass ihr ganz am Ende so voller Lügen und Hass seid, dass ihr selbst zu einem Nazi werdet. Deswegen teilt solche Videos nicht. Stellt euch der Lügen und Hetze entgegen. Wer trauert, muss das nicht dadurch machen, dass er Menschen aufgrund ihrer vermeintlichen Herkunft (und die ist in diesem Fall Augsburg) verteufelt.

Artikelbild: Screenshot youtube.com