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Gasheizungen: So hilft dir BILD, deinen Nachbarn auszurauben

von | Mai 24, 2023 | Aktuelles

So erleichterst du deine recht(en) naiven, BILD lesenden Nachbarn mithilfe von Union und FDP um Zehntausende Euro – und über Wärmepumpen, Öl- und Gasheizungen. Wenn du diesen Text lieber als Video ansehen willst, hier entlang:

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Wir haben jetzt lange versucht, mit Argumenten Rechtskonservative, (Pseudo-)Liberale und sogar Rechtsextreme zu überzeugen. Es ist ja nicht so, dass uns nicht an ihrem Wohl liegt. Wir haben gezeigt, dass Wärmepumpen günstiger sind als Gasheizungen, dass mit Wasserstoff heizen eine ganz schlechte Idee ist, dass E-Autos weniger Wasser verbrauchen als fossile Autos.

Und vieles mehr. Aber das Problem ist, dass es jetzt einen Kulturkampf gibt, in dem die Fakten nicht mehr zählen. Wenn die fossile Presse schon umhergeht und Wärmepumpen als „Entfremdung“ von Feuer verkauft oder rechtsextreme Medien buchstäblich fantasieren, dass Wärmepumpen Häuser „Explodieren lassen“ (Behaupten die wirklich!), erkennt man, dass sich die Gegenseite in eine Alternativwelt verabschiedet hat.

Wie du mit Freund-Feind-Denken manipuliert wirst

Es wird eine Geschichte erzählt von zwei Lagern, die verfeindet sind. Um das klar zu sagen: Diese Geschichte ist falsch. So war es auch schon bei Corona, so war es auch bei so vielen anderen Themen. Wir haben stets versucht, die Lügen zu widerlegen, die aktiv deinem Leben schaden würden. Wir wollen euch helfen. Allen helfen. Von den Fakten kann man nur profitieren. Trotzdem wurden wir als „Feind“ gesehen. Man hat uns gedroht, angegriffen, Lügen über uns verbreitet, Morddrohungen geschickt.

Genauso ist es jetzt bei der Klimadiskussion. In dieser falschen Erzählung haben Menschen, die die Klimakatastrophe „ernst“ nehmen, angeblich finstere Absichten, sind Teil von „Netzwerken“ und wollen aus irgendwelchen Gründen dir alles wegnehmen und … und … außerdem haben sie sechs Geschlechter, wie widerlich ist das denn?!! Sie! Die Anderen! Sie sind böse und wir sind ihre Opfer und müssen zusammenstehen gegen die „Woken“. Das wird der Zielgruppe eingeprügelt. Das hat überhaupt nichts mehr mit der Diskussion darüber zu tun, wie wir mit den Problemen eben umgehen. Das sind Scheindebatten, Ablenkungen, um die Feindbilder zu zementieren. Welche Probleme soll dieses Freund-Feind-Denken lösen?

Letztlich geht es mir vor allem darum, dass ich verhindere, es bei mir nicht so aussieht wie im Ahrtal im vorletzten Jahr, als die Menschen dort schwer von einer Hochwasserkatastrophe getroffen wurden. Solche Katastrophen werden laut einer wissenschaftlichen Untersuchung durch den Klimawandel wesentlich wahrscheinlicher gemacht. Oder dass unsere Lebensmittelpreise wegen der Dürren steigen. Oder dass meine Kinder von mit fossilen Gewinnen finanzierten Söldnerarmeen ermordet werden, wie das aktuell in der Ukraine der Fall ist. Wirklich: Das russische Gasunternehmen Gazprom, das weite Teile der deutschen Gasinfrastruktur besessen hat, soll jetzt Söldner in der Ukraine bezahlen. Und ich soll jetzt brav weiter mit Gas heizen? Das ist doch irre!

Was wäre, wenn wir wirklich Feinde wären?

Aber was rede ich da, die rechten Kulturkämpfer glauben es mir sowieso nicht. Deshalb erzähle ich heute mal eine andere Geschichte. Wer glauben will, dass ich der Böse bin, der glaubt diese Geschichte vielleicht eher. 

Die geht so: Heute beschreibe ich, wie du deinen Nachbarn um eine fünfstellige Summe erleichtern kannst. Und zwar mit Gesetzen, für die besonders Union und FDP bewerben und die sie maßgeblich mit eingeführt haben. Alles, was du dafür tun musst, ist, möglichst erneuerbar zu heizen und dir keinen neuen Verbrenner zu kaufen. Und wichtig: Deine Nachbarn darin bestärken, das Gegenteil zu tun und die ganzen Fake-News über Wärmepumpen, Windräder und die Grünen, die von Rechten verbreitet werden, ihm einzureden.

Richtig gehört: Wir „Woken“ könnten richtig viel Geld verdienen, wenn möglichst viele unserer naiven rechtskonservativen Nachbarn an fossilen Heizungen und Verbrennungsmotoren festhalten. Je mehr, desto besser. Man will keine Verbote und Zwänge? Man will die ganzen fossilen Lügen glauben? Okay, dann lasst uns bewusst mal ganz egoistisch handeln und diese Paranoia ausnutzen.

So funktioniert der Emissionshandel 

Im Gegensatz zu ordnungsrechtlichen Gesetzen, die beispielsweise über Verbote von Verbrennungsmotoren oder fossilen Heizungen funktionieren würden, läuft der Emissionshandel über einen Marktmechanismus. Deshalb sind Union und FDP auch große Fans davon. Kein Zwang und so. Dabei wird vorher festgelegt, wie viel CO₂ ausgestoßen werden darf. Für die Ziele Deutschlands heißt das konkret eine Reduktion um über 30 % im Gebäudebereich. Der Markt führt dann dazu, dass der Preis so lange bis ins Unermessliche steigt, bis dieses Ziel erreicht wurde. Wir wissen, dass das funktioniert, so hat Deutschland in der Gaskrise im letzten Jahr streckenweise etwa 20 % Gas eingespart – vor allem durch die hohen Preise. Wenn es irgendwann zu teuer wird, hörst du auf oder suchst dir eine Alternative. (So viel zu „kein Zwang“ übrigens).

Aber das trifft dann die Verbraucher. Gaslieferanten, Kohlelieferanten oder Unternehmen der Mineralölindustrie müssen dann Verschmutzungsrechte in Form von Zertifikaten kaufen. 

Das heißt: Wenn die Zahl der Zertifikate knapper wird, ihre Preise steigen, aber niemand auf erneuerbare Energien umgestiegen ist, weil sie die fossile Propaganda geglaubt haben, dann steigt der Preis massiv an. Das Mercator Forschungsinstitut schreibt dazu: 

„Ohne umfassende Förderprogramme, Verbote oder Standards (die auch in den Bestand von Fahrzeugen und Gebäuden eingreifen) sind im Jahr 2030 Preise zwischen 200 und 300 € CO₂/t denkbar. Dies würde zu Preissteigerungen von Kraft- und Brennstoffen führen, die in ähnlichem Umfang wie in der Energiekrise 2022 liegen.“

Union & FDP wollen, dass du teuer mit Gas heizt

Und die fossilen Unternehmen werden diesen hohen Preis dann entsprechend an die Kunden weitergeben. Das führt laut Mercator Center zum Beispiel zu (diskontierten) Mehrbelastungen über einen Zeitraum von 20 Jahre von 16 000 € bei Gasheizungen, bzw. 23 000 € für Ölheizungen bei Einfamilienhäusern auf dem Land. Also: Tausende Euro mehr Kosten langfristig. Für Verbrenner-Autos sind es etwa 10 000 € über 20 Jahre. Auch ganz ohne Verbote wird – auch mit Plänen, die Union und FDP befürworten, fossil heizen und fahren verdammt teuer. Diese Zahlen machen sehr deutlich, warum es heute bereits keinen Sinn mehr macht, neue Verbrenner zu kaufen oder in Gasheizungen zu investieren. Der Unterschied im Kaufpreis wird bald locker wieder reingeholt. 

Nur sind diese Preissteigerungen eben politisch gewollt – auch von Union und FDP. Aber irgendwie erzählt dir das keiner. Den meisten Unternehmen in der Industrie ist das auch vollkommen klar. Beispielsweise will der größte Heizungsbauer Deutschlands ganz aus dem Gasboiler-Geschäft aussteigen und wechselt auf Wärmepumpen. Keine Öl- und keine Gasheizungen mehr – weil: „Das wird sehr teuer werden“, sagt der Geschäftsführer. Auch die meisten Autokonzerne stellen den Verkauf von Verbrennern ein – weit vor dem Ausstiegsdatum, welches die EU beschlossen hat. Auch ausländische Unternehmen werden einen CO₂-Preis zahlen müssen, wenn sie in der EU verkaufen. Es ist eigentlich allen klar, dass der Ausstieg kommt. Dass fossile Technologien keine Zukunft mehr haben. Nur den Wählern wird noch etwas anderes erzählt. Und dabei kräftig in die Fake- und Kulturkampfkiste gegriffen.

So profitieren WIR von den Trödlern – und denjenigen, die auf fossile Propaganda reinfallen

Unermesslich hohe Preise – klingt erstmal doof. Und schon nach Zwang irgendwie. Nur im Gegensatz zur Gaskrise ist das Geld dann nicht in den Taschen der fossilen Industrie. Denk dran: Exxon, BP, Shell, RWE oder Vattenfall haben alle Rekordgewinne im letzten Jahr gemacht. Die fünf größten Ölfirmen weltweit verzeichneten Rekordgewinne und machten einen aufsummierten Profit von über 200 Milliarden Dollar. Nein, hohe Preise durch Emissionshandel werden umverteilt. Der Plan der FDP sieht zum Beispiel ein Klimageld vor, was dann wieder an die Bürger ausgezahlt wird. 

Laut Mercator sind das über die nächsten 20 Jahre bis zu 5000 Euro pro Person für Durchschnittsverdiener in Singlehaushalten und bis zu 20 000 Euro für Haushalte in Einfamilienhäusern. Geld, das du vom Staat zurückbekommst! Für die meisten Menschen heißt das, dass der Emissionshandel keine Mehrbelastungen darstellt – denn das Geld kommt ja wieder zurück. Das schreibt auch Mercator: „Vorübergehend kann dieser Betrag die Mehrkosten durch die CO₂-Bepreisung teilweise oder sogar vollständig kompensieren.“ Wer smart handelt, den treffen die hohen Kosten nicht so sehr.

Denn das ganze geht auch davon aus, dass die meisten Menschen sich fiskalisch vernünftig verhalten und keine neuen Verbrenner kaufen und Gasheizungen einbauen, auf denen sie dann hocken bleiben, sondern stückchenweise und über die nächsten Jahre hinweg auf erneuerbare Technologien umsteigen. Und sich vor den hohen Kosten retten.

Warum reden BILD & CO. Allen ein, dass sie weiter billig Gasheizungen nutzen könnten?

Nur reden Union und FDP und Medien wie der Axel-Springer-Verlag mit WELT und BILD ihren Wählern und Lesern aktuell wirklich das dümmste ein, was man sich vorstellen kann: Dass sie einfach weiter Gasheizungen (mit nicht vorhandenen Wasserstoff) oder Verbrennern (mit nicht vorhandenen E-fuels) weiter betreiben könnten. Dass Wärmepumpen dir nachts auflauern und dich überfallen, oder was die sich als Nächstes ausdenken. Nur: Sowohl Wasserstoff als auch E-fuels gibt es halt noch gar nicht in Marktreife. Da fehlen noch Milliarden an Investitionen, die auch irgendjemand bezahlen muss. Im Zweifel halt die Endkunden. Du. Und sie kommen sowieso viel zu spät. Bis man mit Wasserstoff heizen kann, ist der Gaspreis schon ins Unermessliche gestiegen. 

Es könnte sein, dass Wasserstoff dann irgendwann günstiger ist – weil der erneuerbare Strom für die Herstellung in großen Mengen zur Verfügung steht. Aber dann haben wir ja schon günstigen Strom. Es gibt dann wenig Grund den aufwendig umzuwandeln mit viel Verlusten, wenn wir auch direkt Wärmepumpen damit betreiben können. 

Wer jetzt darauf reinfällt, zahlt später unser Klimageld!

Das heißt: Naive Leute, die auf den fossilen Kulturkampf und die Fake-News hereinfallen, finanzieren dann bald unser Klimageld, weil sie auf Propaganda von Axel-Springer & Co. hereingefallen sind. Und sie finanzieren die potenziellen Wasserstoff- und Efuels-Investitionen der Industrie. Das gute für uns: Je höher der CO₂-Preis am Markt ausfällt, desto mehr Geld steht dann logischerweise fürs Klimageld zur Verfügung. Mehr Geld für uns.

Wenn wir „Feinde“ wären, dann wäre es eigentlich in unserem Interesse, die Trödler zu bestärken: „JA. Kauf dir einen neuen Verbrenner, es gibt bestimmt BALD Efuels“, „Bitte kauf dir keine Wärmepumpe, die ist super gefährlich und explodiert“!! (Ich muss jedes Mal lachen). Denn wenn wir ihnen was Schlechtes wollten und es uns nur ums Geld ginge, wäre es ja gut, wenn mehr Leute auf die fossilen Lügen hereinfallen. Je mehr Leute auf die Grünen schimpfen und sich aus Trotz noch abhängiger von Fossilen machen, desto besser für uns. Wir kriegen dann mehr Klimageld und lachen sie wegen ihrer hohen Kosten aus! 

Wir sind aber eben nicht eure Feinde

Aber verbreiten wir diese Lügen, um dann zu profitieren? Nein, die Lügner vom Axel-Springer-Verlag verbreiten sie. FDP und CDU-Politiker verbreiten sie. Also, wer sind hier eure „Gegner“? Wer möchte euch helfen und setzt sich für eure Interessen ein? Nicht vergessen, dass BILD und WELT zum Axel-Springer-Verlag gehören, der zum einen dem Milliardär Mathias Döpfner gehört, der seine Zeitungen für gezielte Beeinflussung der Öffentlichkeit im Wahlkampf nutzt („Please stärke die FDP“) oder auch zu Teilen KKR, eines der weltweit größten private equity Firmen, die noch in fossile Energie investieren. Die profitieren dann auch ganz gehörig davon, wenn Menschen noch möglichst lange warten mit dem Umstieg auf Erneuerbare. 

Diese Leute versuchen uns als „Feindbild“ aufzubauen, damit du die Wahrheit nicht erfährst. Wir wollen dich aufklären, dir helfen. Geld zu sparen. Und nebenbei den Planeten zu retten. Alle steigen aus fossilen Energien aus, die großen Unternehmen wissen das, aber DU sollst dazu gebracht werden bis zuletzt noch die fossile Kasse zu füllen und dann den steigenden CO₂-Preis zu bezahlen – den Union und FDP selbst am dringendsten fordern. Und den teuren Wasserstoff sollst du auch bezahlen. Fake News und Desinformation würden dich zum Zahlschaf der Nation machen. 

Anstatt auf reale und marktreife Technologien zu setzen, die es schon gibt. Solarenergie und Wärmepumpen werden jedes Jahr besser und billiger. Der CO₂-Preis steigt am Anfang noch langsam, also es muss nicht überstürzt gehandelt werden. Das muss nicht dieses Jahr noch passieren. Aber lass dich nicht von fossiler Propaganda verarschen. Je früher du aus fossiler Energie aussteigen kannst -, desto besser für deinen Geldbeutel. Und halt auch für den Planeten, aber hey, okay!

Emissionshandel ist eine gute Sache. Man sollte halt ehrlich damit sein

Und liebe Union, liebe FDP – der Emissionshandel ist eigentlich ein klasse Instrument für den Klimaschutz. Gut, dass ihr euch da dafür einsetzt. Er funktioniert aber nur reibungslos, wenn auch den Wählern klar ist, dass er funktioniert. Und wie er funktioniert, Ihr müsst euch entscheiden: Seid ihr für Klimaschutz? Wenn ja: Dann sollte man seine Wähler aber vielleicht nicht mit Desinformation in die Kostenfalle laufen lassen. Sonst könnte man noch denken, ihr denkt eher daran, dass es fossilen Konzernen besser geht, und nicht den Bürgern. 

Also, bitte, versucht nicht, auf Kosten unseren Mitmenschen Kasse machen. Wir wollen, nicht, dass es anderen schlecht geht, weil sie auf Lügen hereingefallen sind. Verbreitet Fakten und haltet dagegen, wenn fossile Desinformation verbreitet wird. Wer das auch nicht will, teilt vielleicht dieses Video oder unseren dazugehörigen Artikel. Zivilcourage eben.

Artikelbild: Volksverpetzer, canva.com