12.030

Nächster Greta-Skandal: Wann zieht die Klimabewegung endlich die Reißleine?

von | Nov 13, 2023 | Aktuelles

Kommentar

Greta Thunberg teilt und empfiehlt Accounts, die Hamas-Terror relativierten und sogar feierten. Jetzt setzte sie sich in Amsterdam dafür ein, dass eine Person auf einer Demo auf ihrer Bühne sprechen durfte, die Hamas Massenmorde glorifiziert. Ein Mann entriss ihr das Mikrofon und sagte: „Ich bin wegen Klimaschutz hier, und nicht wegen ihrer politischen Ansichten!“ Als jemand, der sich selbst zur Klimabewegung zählte und Greta Thunberg stets vor rechten Fake News verteidigt hat, muss ich heute sagen: Die Klimabewegung sollte sich deutlich von ihr trennen.

Greta Thunberg schießt sich selbst ins Abseits

Hätte man mich vor ein paar Jahren nach meinem politischen Selbstverständnis gefragt, ich hätte wohl als Erstes gesagt: Klimaschützer. Vielleicht sogar Klimaaktivist. Ich war aktiv in einer Ortsgruppe der „Fridays for Future“-Bewegung, habe Demos mitorganisiert, Plakate gemalt, Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Heute bin ich immer noch der Ansicht, dass die Klimakatastrophe die größte Bedrohung für die Menschheit ist. Die Lage ist ja auch eher noch schlimmer geworden, die Mini-Fortschritte in der Klimapolitik reichen noch lange nicht aus. Und trotzdem kann ich immer weniger mit der Klimabewegung anfangen. Wie offensichtlich viele andere Menschen auch.

Das liegt zum einen daran, dass zuletzt die „Letzte Generation“ mit ihren spektakulären Aktionen zuletzt immer mehr für Ablehnung und Irritation gesorgt hatte. Doch auch die „Letzte Generation“ haben wir vom Volksverpetzer wie viele andere auch immer wieder in Schutz genommen, wenn sie von Konservativen und Rechten nur zu genüsslich voreilig kriminalisiert wurde. Doch für viele hat sich die Klimabewegung (und damit ist jetzt explizit auch „Fridays for Future“ gemeint) dann in den letzten Tagen endgültig ins Abseits geschossen. Greta Thunberg, die nach wie vor das Gesicht der Bewegung ist, hatte sich im Oktober, einige Tage nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel, Accounts empfohlen, die den Hamas-Terror relativierten oder sogar feierten. Für ihre Palästina-Solidarität ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt erhielt sie zu Recht jede Menge Unverständnis und Kritik. Doch falls ihr dachtet, Greta Thunberg und die Klimabewegung hätten daraus gelernt – dann gibt es jetzt wohl die nächste herbe Enttäuschung.

Greta und Rachdan

Am Sonntag sprach Greta Thunberg bei einer Klimademonstration in Amsterdam über den aktuellen Krieg im Gaza-Streifen. Dabei trug sie eine Kufiya, auch bekannt als „Palästinensertuch„. Diese muss im aktuellen Kontext wiederum ganz klar als Statement der Solidarität mit „Palästina“ gewertet werden. Auch in ihrer Rede selbst positionierte sie sich wiederum klar aufseiten Palästinas, erntete dafür aber auch Kritik unter den Zuhörenden. Ein Mann sprang sogar auf die Bühne und entriss ihr kurzzeitig das Mikrofon und sagte: „Ich bin wegen Klimaschutz hier, und nicht wegen ihrer politischen Ansichten!“

Greta Thunberg setzte sich dann offenbar auch persönlich dafür ein, dass Sara Rachdan sprechen konnte. Diese palästinensische Aktivistin geht in ihrer Propaganda noch weiter, glorifiziert auf ihrem Instagram-Account den mörderischen Hamas-Terrorismus als „Befreiung“ – genauso, wie es die Terrororganisation selbst tut. Auch die Terroristin Leila Khaled, die an mehreren Flugzeugentführungen beteiligt war und 2017 im Europaparlament den Staat Israel mit Nazideutschland verglich, verehrt Rachdan in einem Post. Auch andere im Post erwähnte Persönlichkeiten sind mindestens umstritten, wie der Schriftsteller Ghassan Kanafani, der auch Sprecher der extremistischen „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) war.

Man sieht also: Es geht dieser Person, die mit Greta auf der Bühne stand, nicht darum, innerhalb eines demokratischen Rahmens Kritik zu üben. Rachdan glorifiziert Terrorist:innen und verbreitet Hamas-Propaganda. Wer ernsthaft an Frieden im Nahen Osten und Gleichberechtigung für alle Palästinenser:innen interessiert wäre, verbreitet nicht den Hass der Terrororganisationen. Greta Thunberg supportet solche Personen und gibt ihnen buchstäblich eine Bühne.

FFF Deutschland distanzierte sich – doch das ist nicht mehr genug

Dass „Fridays for Future International“ eine sehr einseitige Sichtweise auf den Nahostkonflikt hat, der zur unreflektierten Reproduktion von antiisraelischer Propaganda neigt, ist keine Neuigkeit. Schon 2021 hatte der internationale Account der Klimabewegung einen Post geteilt, auf dem Israel entgegen jeglicher historischer Realität „Kolonialismus“ vorgeworfen wurde. Der deutsche Ableger von Fridays for Future distanzierte sich damals löblicherweise schnell. Doch dieser Post war kein Ausrutscher. Vor allem in den internationalen Fridays for Future-Gruppen gibt es offenbar Personen mit viel Einfluss auf die geposteten Social Media-Inhalte, die antisemitisches Gedankengut verbreiten. Eine davon ist Hassan Özbay aus Deutschland. Er ist zwar nach jahrelangen Skandalen offenbar aus den deutschen Strukturen ausgeschlossen worden, doch international weiterhin aktiv.

Und auch von den aktuellen Entgleisungen Greta Thunbergs distanzierte sich Luisa Neubauer, Gesicht der deutschen Fridays for Future-Bewegung. Es ist wichtig, dass Neubauer diese Distanzierung vornimmt und sich auch der deutsche Fridays for Future-Ableger um Abstand zur internationalen Dachorganisation und zu Thunberg bemüht. Dennoch sollten sie endlich einsehen: Solange man als Schwesterorganisation und unter dem gleichen Namen firmiert, muss sich auch Fridays for Future Germany der Verantwortung für den Antisemitismus der einflussreichen Aktivist:innen stellen. Die ständigen Distanzierungen drohen, zum Ritual zu werden, wenn nicht ernsthafte Konsequenzen durchgezogen werden. Auch der Verweis auf basisdemokratische Strukturen ist da keine Ausrede. Wenn Basisdemokratie Antisemitismus an die Spitze bringt, dann ist sie in der Form gescheitert.

Solidarität mit Palästina ist nicht das Problem

Mit diesem Artikel soll nicht gesagt werden, dass der Einsatz für leidende Menschen falsch ist. Ganz im Gegenteil, Kritik an der libanesischen Regierung, die palästinensischen Geflüchteten die Grundrechte einschränkt, oder an der Regierung von Ägypten, die gleich ganz jegliche Aufnahme von Flüchtlingen verweigert, ist aktuell noch viel zu leise. Ähnlich auch die schwierige Lage vieler Palästinenser:innen in Jordanien.

Und ja, auch an der teils verfassungswidrigen Siedlungspolitik der israelischen Regierung gibt es viel zu kritisieren. Genauso wie an der Regierung selbst. Und das tun die Israelis auch, beispielsweise protestierten über 100.000 Menschen noch im September gegen die Justizreform der Netanyahu-Regierung. Proteste einer Größenordnung, die in den wenigsten arabischen Staaten denkbar sind. Die Grenze wird jedoch dort überschritten, wo die Morde und der Terror der Hamas ignoriert, relativiert und gefeiert wird.

Fazit

Zum wiederholten Male ist jedoch Greta Thunberg mit Entgleisungen zum Nahostkonflikt aufgefallen und dem indirekten Support von Hamas-Terror – ohne angemessene Verurteilung dessen. Sie schadet damit der ganzen Klimabewegung. Wen es ärgert, dass die Rechte das ausnutzt, um die ganze Klimabewegung zu diskreditieren, dem geht es wie uns. Gerade wir bei Volksverpetzer waren stets unter den der ersten, die Greta vor Fake News von Rechts in Schutz nahmen.

Wenn wir hier Kritik üben, dann obwohl wir Gretas Einsatz für das Klima stets befürwortet haben. Wen es stört, dass die Klimabewegung dadurch an Glaubwürdigkeit verliert, der muss jedoch Greta Thunberg kritisieren, nicht uns. Es ist auch die Aufgabe der Klimabewegung, sich klar und deutlich von Thunberg zu distanzieren. Wenn man glaubwürdig für eine klimagerechte Zukunft eintreten will, sollte man die mobilisierten Massen nicht für eine antisemitische oder israelfeindliche Agenda missbrauchen. Wer große Mengen mobilisiert, trägt auch eine große Verantwortung. Daher die Bitte an die Klimabewegung: Nehmt Greta das Mikrofon weg. Damit ich auch eines Tages wieder ohne Bauchschmerzen auf eine Klima-Demo gehen kann.

Zum Thema:

Artikelbild: Peter Dejong/AP/dpa