36.290

„Jüdische Weltverschwörung“: Attila Hildmann verbreitet antisemitische Aussagen

von | Jun 7, 2020 | Aktuelles, Analyse, Social Media

Attila Hildmann verbreitet antisemitische Aussagen

Attila Hildmann verbreitet in der Corona-Krise die absurdesten Verschwörungsmythen und veranstaltet regelmäßig Demonstrationen, um gegen seine Hirngespinste zu demonstrieren (mehr dazu). Auch rief in der Vergangenheit schon zur Waffengewalt in seinem Telegram-Kanal auf, wie wir dokumentiert haben (Link).

Gefährlich: Attila Hildmann verbreitet Corona-Unsinn & ruft zu Waffengewalt auf

Attila Hildmann verbreitet pausenlos falsche und sich teilweise widersprechende Geschichten und Lügen und bedient sich niederster Beleidigungen und Diffamierungen, um sich vor Kritik zu schützen. Ein Video, das eine Antwort auf Rezo war, haben wir hier ausführlich behandelt (mehr dazu). Verschwörungsmythen, wie sie Attila Hildmann in seinem Desinformations-Kanal auf Telegram verbreitet, setzen grundsätzlich eine geheime Gruppe von Individuen voraus, die übermächtig, unfehlbar und perfekt kalkulierend jedes beliebige Ereignis herbeigeführt haben sollen.

Früher oder später landen deshalb Verschwörungsmythen oft im Antisemitismus. Die Märchen von „jüdischen Strippenziehern“ ziehen sich durch die meisten Verschwörungslegenden. Und auch wenn viele Antisemiten von „Zionisten“ statt „Juden“ sprechen, so meinen sie letztlich immer die gleichen. Und alles resultiert am Ende in Gewalt gegen Juden. Die AfD bedient sich oft des Antisemitismus (mehr dazu), ein AfD-Abgeordneter behauptete zum Beispiel einmal, der Zentralrat der Juden würde „den Islam“ nutzen, um „die deutsche Kultur zu schwächen“ (Quelle). Über Hitler und dem Holocaust müssen wir glaube ich dazu nicht mehr viel erklären.

Attila Hildmann: „Jüdische Weltverschwörung“ oder „zionistische Weltverschwörung“?

Insbesondere am Sonntag postete Attila Hildmann nun in seinem Telegram-Kanal massiv Umfragen mit Suggestivfragen und Bildern, die alle eindeutig antisemitische Verschwörungsmythen transportieren sollen. Wir haben viele Screenshots gesichert und archiviert (hier).

Er postet Bilder, die Bundeskanzlerin Merkel buchstäblich in die Nähe von „Juden“ rücken sollen. Er spricht von einem „Bösen Plan“ und macht ominöse Drohungen. Durch Suggestivfragen gibt er buchstäblich zu, eine „jüdische Weltverschwörung“ bzw. „zionistische Weltverschwörung“ zu imaginieren.

Diese Pseudo-Umfragen sind gezielt so gestellt, dass klar ist, was die antisemitische Botschaft sein soll. Teilweise hat man gar nicht der Möglichkeit, zu widersprechen. Attila Hildmanns Anhänger*innen haben z. B. nur die Wahl zwischen einer „jüdischen“ oder einer „zionistischen“ Verschwörung, eine andere oder gar keine steht nicht zur Auswahl. Er lässt sie darüber „abstimmen“, ob Bill Gates von „den Zionisten“ finanziert wird (Faktencheck über Mythen über Bill Gates hier). Oder er suggeriert, dass „Zionisten“ und Juden das gleiche sein könnten.

Holocaustleugnung? Und mehr Antisemitismus

Er fragt weiter, wer den Holocaust „finanziert“ haben soll und gibt neben dem antisemitischen Code „Zionisten“ nur (ebenso) absurde Auswahlmöglichkeiten wie „Japaner“ oder „Araber“.

Und es geht immer so weiter: Bei der nächsten Umfrage kann man nur den jüdischen Milliardär für einen Verschwörungsmythos von „finanzierter Antifa“, welcher auch Blödsinn ist, auswählen. Trump und Schwarzenegger sind ebenso absurde Vorschläge, aber sie dienen dazu, dass die dubiose Gruppe der „Zionisten“ als einzige mögliche Antwort übrig bleibt.

Dann geht es weiter mit Geschichtsrevisionismus, in der weiter „Zionisten“ für alles verantwortlich gemacht werden und nebenbei die Bundesrepublik als „besatztes Gebiet“ [sic] bezeichnet wird. Weiter streut er Lügenmärchen über ein „Verchippungsprojekt ID2020“, was wir hier schon als Unsinn entlarvt haben (mehr dazu). Merke: Mit Fakten haben diese Dinge alle nichts zu tun.

Warum Umfragen? Um die Möglichkeit zu haben, die antisemitischen Erzählungen hinter der Umfrage zu verstecken, als Ausrede. Außerdem erhöhen Umfragen durch Interaktion die Reichweite und binden die Anhänger*innen in den Austausch mit ein. Dass diese suggestiven Umfragen keinerlei Aussagekraft haben, spielt dabei keine Rolle. Sie ersetzen aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit für Belege für diese ganzen Aussagen. Denn man braucht nichts beweisen, wenn einem suggeriert wird, die „Mehrheit“ würde diese Wahrheit für richtig halten.

„Zionisten“ = „Juden“

Dass „Zionisten“ einfach nur antisemitischer Code für „Juden“ ist, sieht man auch daran, dass für Attila Hildmann zum Beispiel der Zentralrat der Juden aus „Zionisten“ zu bestehen scheint, welcher kommentarlos in einem Foto mit Frau Merkel gezeigt wurde (Quelle). Beim zweiten Foto sieht man Frau Merkel mit der europäischen Rabbinerkonferenz (Quelle). Sind diese jetzt auch „Zionisten“? Auch die „Geheimloge“ B’nai B’rith, die Attila Hildmann erwähnt, ist eine von vor dem Holocaust geflohenen Juden gegründete Organisation, die sich für Toleranz, Humanität und Wohlfahrt einsetzt und eine halbe Million Mitglieder hat (Quelle). Sind diese jetzt auch diese „Zionisten“, die die Welt kontrollieren, neben dem US-Milliardär George Soros? Wo sind die Belege für irgendwas?

Man sieht, als Pseudo-Beweise für jene „Zionisten“ halten einfach nur jüdische Menschen her. Was und wer „Zionisten“ sein sollen und Belege dafür werden keine einzigen geliefert. Attila Hildmann verbreitet also inzwischen astreine, gefährliche antisemitische Mythen von „Weltverschwörungen“ durch Juden, wie sie auch Hitler als Rechtfertigung für den Holocaust genutzt hatte und auch heute unter modernen Rechtsextremen beliebt sind. Attila zitiert anscheinend auch direkt die AfD:

Gefährlicher Antisemitismus

Die meisten Läden und Shops haben Attila Hildmanns Produkte bereits ausgelistet wegen dessen wirrer Verschwörungsmythen, wie Kaufland, Vitalia und mehr (Quelle). Auf Amazon scheint er allerdings seine Produkte noch verkaufen zu können. Der Konzern sollte sich überlegen, ob er jemanden unterstützen möchte, der extrem antisemitische Mythen verbreitet. Hier sehen wir auch das Geschäftsmodell, das hinter der Hetze und den Verschwörungsmärchen steht: Man möchte die eigenen Produkte an die Verschwörungsgläubigen verkaufen.

Attilas Vorbild, der Reichsbürger Xavier Naidoo, hat gezeigt, dass er nicht davor zurückschreckt, seine Gegner*innen von Gericht zu ziehen. Das System, das er so verabscheut, hat nämlich bereits schon Leute verurteilt, die ihn einen Antisemiten genannt haben (Quelle). Wir sind leider nicht so wohlhabend wie die beiden, sondern nur ein kleiner, spendenfinanzierter Blog mit größtenteils Ehrenamtlichen. Wenn wir also hier das Wort Antisemitismus verwenden, dann tun wir das, obwohl es sein kann, dass Attila Hildmann das nutzen wird, um unsere Existenz zu zerstören und uns mundtot zu machen.

Wer derartigem Antisemitismus und derartigen Lügen etwas entgegen setzen möchte, kann in unseren Telegram Kanal kommen, um keine Faktenchecks und Aufklärungsartikel mehr zu verpassen und gegen Verschwörungsmythen, Lügen und Judenhass anzutreten.



Artikelbild: dpa-Zentralbild/dpa