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Lomborg von Studien-Autor widerlegt: Waldbrände nehmen durch Klimawandel zu

von | Aug 3, 2023 | Faktencheck

Der Juli 2023 war wohl der heißeste Monat seit Jahrtausenden, die ersten drei Juli-Wochen waren wahrscheinlich die heißesten, die unser Planet seit 120.000 Jahren gesehen hat. Waldbrände nehmen durch den Klimawandel massiv zu. Das zeigen auch Daten zu Australien, Kalifornien, West-USA, Russland, Amazonas oder Mittelmeerraum. Die Daten zeigen bereits einen starken Anstieg der Feuer durch den Klimawandel. Der bekannte Klimawandel-Verharmloser Lomburg versucht das zu leugnen.

Durch kalifornische Waldbrände verbrannte Fläche in Tausenden von Quadratkilometern, 1972-2018. Die untersuchten Regionen sind oben links aufgeführt. (Angepasst von Williams et al., 2019), Quelle

Lomburg leugnet

In den letzten Wochen haben Hunderte von Bränden in Nordamerika und den Mittelmeerländern gebrannt. Der dänische Politikwissenschaftler und Definitiv-Nicht-Klimaforscher Bjørn Lomborg machte sich sofort auf, das zu relativieren. In der Wissenschaft ist er jedoch aufgrund seines Umgangs mit Statistiken und als einseitig kritisierten Bücher umstritten. In wissenschaftlichen Fachzeitschriften hat er bisher fast ausschließlich Kommentare und Meinungsartikel veröffentlicht.

Lomborg steht mit libertären und konservativen Think-Tanks in Verbindung, wie dem Competitive Enterprise Institute, der Hoover Institution, dem Environmental Assessment Institute, der Cooler Heads Coalition, dem Fraser Institute und dem Heartland Institute. Es sind Organisationen, die gezielt den menschengemachten Klimawandel verleugnen und diese Propaganda mit finanziellen und argumentativen Mitteln unterstützen.

„Die Klimaalarmisten machen uns Angst vor immer mehr Feuer. Aber Satelliten zeigen, dass die Welt immer weniger brennt“, schrieb der Desinformationsverbreiter auf der Social-Media-Seite, die früher als Twitter bekannt war. Wie kommt Lomborg auf diese Fake-Grafik und dazu, genau das Gegenteil zu behaupten?

Brandrodung geht massiv zurück, nicht Waldbrände

Erstmal kann man feststellen, dass die Grafik verzerrt ist. Die Y-Achse ist abgeschnitten, wodurch der Rückgang dramatisch aussieht. Guck selbst: Ein Rückgang von 3 % auf 2,2 % wird hier zu einem Abstieg von ganz oben nach ganz unten.

Tatsächlich ist der grundlegende Fehler aber ein anderer. Auch die NASA zeigt tatsächlich einen Rückgang in „Feuer auf Satellitenbildern“. Sie liefern allerdings im Gegensatz zu Klimawandelverharmloser Lomborg die Erklärung gleich mit: Der Rückgang an Feuer liegt vor allem am Rückgang der Brandrodung. Viele der Feuer in der Vergangenheit waren „Savannenfeuer“, wobei Grasflächen entzündet wurden, um Weideflächen freizuhalten. Also „Feuer auf Satellitenbildern“ ist also nicht gleich brennender Wald. 

Eigentlich liegen in den Daten gute Nachrichten, denn die Fläche an Brandrodung in Wäldern geht seit Jahren massiv zurück. Menschen bewirtschaften bestehende Felder und brennen keinen Regenwald für neue Flächen mehr ab. 

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Allerdings werden jetzt langsam die Folgen vom Klimawandel immer stärker. So brennt jetzt indirekt dadurch im Amazonas so viel durch Klima-Dürre, dass es die CO₂-Reduktion durch einen Rückgang der Entwaldung ausgleicht. 

Also: Unsere gesamten Bemühungen der letzten Jahrzehnte, die Brandrodung einzudämmen, werden umsonst gewesen sein, wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten. Die Daten zeigen bereits einen starken Anstieg der Feuer durch den Klimawandel.

Studien-Autor widerspricht Lomburg

Sogar der Autor der Studie, die Lomburg zitiert, widerspricht Lomborg: Prof. Louis Giglio sagt genau das: „Globale Zeitreihen von verbrannter Fläche sind irreführend, da sie von Afrika dominiert werden, wo die meisten verbrannten Flächen liegen und das Abbrennen von Flächen („Savannen“ Anm. d. Red.) seit Jahrtausenden Teil der natürlichen Umwelt sind.“

„Der Beitrag kleinerer brandgefährdeter und dicht besiedelter Regionen wie Kalifornien und Teile Australiens, wo die Brandintensität und die verbrannte Fläche zunehmen, ist verschwindend gering.“

Giglio und sein Kollege Dr. Mike Humber, beide von der University of Maryland, erklärten, dass etwa 67 % der weltweit verbrannten Flächen auf Afrika entfallen und dass der Rückgang der Brandflächen in den letzten 15 Jahren vor allem auf natürliche Wetterschwankungen mit mehr Regen sowie auf die Ausdehnung der Anbauflächen zurückzuführen ist.

Dr. Grant Williamson, ein Experte für Buschfeuer an der Universität von Tasmanien, sagte: „Die Behauptung von Dr. Lomborg, dass die weltweit verbrannte Fläche abnimmt, ist irreführend, wenn sie nicht im Zusammenhang mit der weltweiten Feueraktivität gesehen wird.“

„Insgesamt hat die Feueraktivität weltweit abgenommen, aber diese Veränderung findet vor allem in den tropischen Savannen statt, die am anfälligsten für Brände sind und einen übergroßen Einfluss auf die globale Gesamtfläche haben. Der Rückgang in diesen Systemen ist auf die veränderte Landnutzung durch den Menschen zurückzuführen, wie die Zunahme der landwirtschaftlichen Aktivitäten und die Verlagerung der Bevölkerung in die Städte.

Es ist klar, dass in den gemäßigten und borealen Wäldern, einschließlich Europas, Australiens und Nordamerikas, die verbrannte Fläche zunimmt, die Brände häufiger und intensiver werden und extreme Brandwetterlagen immer häufiger auftreten.“

Also: Lomburg verharmlost (mal wieder) mit Desinformation den Klimawandel. Nicht das erste Mal:

Lomborg ist ein Dauer-Schwindler

Lomborg verbreitet regelmäßig Verharmlosung des Klimawandels. Wir haben ihn schon einmal hier zerlegt, als er bei BILD – wo denn sonst – auf die Titelseite kam. 

Er hat auch schon eine Rüge durch das Dänische Komitee für unredliches Verhalten in der Wissenschaft erhalten. Kein Wunder, dass die Klimawandelleugner-AfD ihn gern zitiert:

Klimaschutz schützt auch den Wald

Oft wird angeführt, dass ja auch mit Klimawandel gar nicht die Temperaturen von mehreren hundert Grad nicht erreicht wären, die für ein „Entzünden“ der Wälder nötig wäre. Das stimmt. Allerdings sorgt laut Studien der Klimawandel für längere Feuersaisons und trockenere Böden, was die Chance erhöht, dass mehr Wald verbrennt. Hitze ist nicht die Ursache für Brände, aber befördert diese indirekt, wie wir hier schon erklärt haben:

Daher ist es auch wichtig, nicht auf Leute hereinzufallen, die vorschlagen, Bäume zu pflanzen, anstatt auf fossile Brennstoffe, Verbrennungsmotoren etc. zu verzichten. Denn einmal müssten wir eine sehr, sehr große Fläche bepflanzen, um überhaupt einen nennenswerten Effekt zu erreichen. Und zweitens gefährden Waldbrände und Dürre durch den Klimawandel massiv bestehende Wälder. Um die zu schützen, muss jetzt gehandelt werden. Es hilft daher vor allem eines, um Wälder zu schützen: Das Ende von fossiler Energie. Genau das wollen Fake-Verbreiter wie Lomburg nämlich vertuschen.

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