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Skandal! MIGRANT tritt vierjährigen DEUTSCHEN von Laufrad!!

von | Dez 19, 2019 | Aktuelles, Kolumnen, Schwer verpetzt

Mann tritt Vierjährigen vom Laufrad

Tut mir leid, dass ich schon wieder Clickbait-Fake News nutzen musste. Aber anscheinend kriegen Straftaten heutzutage ja nur viel Aufmerksamkeit in bestimmten Kreisen Deutschlands, wenn man beim mutmaßlichen Täter ein Stück dunkle Haut gesehen zu haben glaubt oder ein schändlicher „Migrationshintergrund“ existiert, wenn ein Vorfahre es wagte, nicht von Geburt an die deutsche Staatsbürgerschaft gehabt zu haben.

Nein, das arme Kind aus Dresden, das auf dem Heimweg aus der interkulturellen Kita auf dem Laufrad von einem Mann getreten wurde, ist Sohn einer Tunesierin. Und bei dem Mann, der daraufhin geflohen ist, mutmaßlich um einen Rassisten. Der Träger der Kita verurteilte die „rassistische Gewalttat“. Das Kind erlitt zum Glück nur leichte Verletzungen (Quelle).



Warum rede ich darüber?

Zur Zeit sind zwei falsche Narrative in der deutschen Öffentlichkeit erschreckend weit verbreitet: Erstens, dass der böse Migrant/Schutzsuchende/Mensch mit Migrationshintergrund (Das sind zwar alles völlig unterschiedliche Dinge, werden aber völlig austauschbar genutzt, mehr dazu) per se kriminell sei oder gar die meisten Straftaten in Deutschland begeht oder das Land unsicher macht. Alles davon ist faktisch falsch. Mehr dazu:

Ich bin Augsburger & hier ist es sicher: Wie man euch manipuliert, Nazis zu werden

Zweitens dass die „Lügenpresse“ mit Absicht diese nicht existente Tatsache herunterspielen und vertuschen würde, indem sie „die Herkunft“ der Täter immer wieder absichtlich verschweigen würde. Das setzt nicht nur voraus, dass die riesige, diverse, deutsche Medienlandschaft von dunklen, übermächtigen Kräften gelenkt werden würde, sondern dass die das aus irgendeinem Grund auch tun wollen würde. Und auch hier gilt wieder: Das Gegenteil davon ist wahr.

Also nicht die dumme Verschwörungstheorie, aber die deutsche Presse erwähnt nicht nur viel häufiger die Herkunft eines Tatverdächtigen (selbst wenn diese gar nichts mit der Tat zu tun hat) als früher. Sondern fast ausschließlich immer dann, wenn dieser eine nicht-deutsche Nationalität hat. Wird die Nationalität nicht genannt, ist es also entgegen rassistischer Binsenweisheiten sogar wahrscheinlich, dass der Täter Deutscher ist.

5 gute Gründe, die Nationalität* eines Tatverdächtigen zu ignorieren

Nicht-Deutsche 19-mal häufiger erwähnt

Deutsche begehen 69% der polizeilich erfassten Gewalttaten, kommen aber nur in 3 Prozent der Medienberichte vor. Nicht-deutsche Tatverdächtige hingegen kommen in 28% (Fernsehen) bzw. 41% (Zeitung) der Berichte vor. Das hat eine kürzlich veröffentlichte Studie herausgefunden (Mehr dazu).

Und das ist noch gar nichts im Vergleich zur Propaganda, der gewisse rechte und rechtsextreme Kreise in Social Media ausgesetzt sind. Beide oben erwähnten Narrative werden pausenlos eingetrichtert: In Pressemitteilungen der AfD kommen gar zu 95% nur „Ausländer“ bei der Erwähnung von Straftätern vor (Mehr dazu).

Was ist das Ziel dahinter?

Der Fall von Dresden mit dem armen Jungen ist zum Glück relativ glimpflich ausgegangen, wäre die Konstellation jedoch wirklich so, wie ich es im Titel geschrieben hatte, dann wären zuerst die rechtsextremen Hassgruppen voll davon, dann die Kommentarspalten und schließlich auch die Medienberichte. Ist ja auch klar, die Medien werden darüber berichten, wofür sich (scheinbar) viele Menschen interessieren.

Natürlich ist der jetzige Vorfall nicht wirklich unter den Tisch gefallen. Es wird durchaus in einigen Berichten thematisiert, zum Glück. Denn rassistische Angriffe, sofern es sich um einen gehandelt hat (wovon wohl auszugehen ist), dürfen einfach nicht Normalität in diesem Land werden. Sie müssen stets vehement angeprangert und geächtet bleiben.

Diese Propaganda, die alle Menschen, die irgendwie „nicht deutsch aussehen“ (= nicht weiß sind), zum Feind, zu „den Anderen“ macht, erzeugt erst dieses Klima, in welchem sogar Kinder (!!) zur Zielscheibe von verbitterten Rassisten werden. Und wir erinnern uns: Rassisten haben in Deutschland dieses Jahr schon mehrmals gemordet und es versucht. Lübcke, Halle, Wächtersbach, Essen. Alles 2019. Es ist bereits losgegangen.

Politisch motivierte Kriminalität

Die AfD und andere Hetzer versuchen, Menschen anderer Hautfarbe zu Menschen zweiter Klasse zu degradieren. Ein Mensch mit einem „Migrationshintergrund“ (und dazu gehöre technisch gesehen sogar ich, als weißer Deutscher mit deutschen Vorfahren!), der eine Straftat begeht, ist für sie schlimmer zu verurteilen als jeder andere.

Deswegen schweigt die rechte Filterblase den Vorfall aus Dresden auch vollkommen aus. Wie die Recherchegruppe DieInsider uns berichtetet, sind die meisten größten deutschen, rechten Gruppen ohne Erwähnung des Vorfalls. Die großen AfD-Accounts haben den Vorfall bis jetzt nicht erwähnt. Wozu auch? Kann man ja nicht instrumentalisieren.

Und das liegt nicht nur daran, dass hier zum Glück nichts schlimmeres passiert ist. Wenn ein Mann zwei Frauen mit einem Messer ersticht, eine mit Benzin übergießt, sie anzündet und dann eine spektakuläre Flucht mit Verfolgungsjagd hinlegt, wie in Göttingen im September, dann war das den Hetzern auch ziemlich egal. Denn er ist ja leider nur ein weißer Deutscher gewesen. Mehr dazu:

Zwei Frauen ermordet: Die AfD will dir diese Messer-Morde verschweigen

Rassismus wird salonfähig. Und gefährlich

Menschen, die nicht weiß sind, sind ganz normale Menschen. Es ist absurd, dass ich das noch mal klarstellen muss heutzutage. Die meisten sind auch Deutsche. Und nicht weniger Deutsch als alle anderen. Es gibt keine Deutschen zweiter Klasse. Wer etwas anderes behauptet ist bestenfalls Rassist und schlimmstenfalls ein Nazi.

Niemand sagt, dass Menschen dunkler Hautfarbe oder anderer Staatsangehörigkeit keine Straftaten begehen. Aber das ist auch ein absurder Anspruch. Menschen sind Menschen, und dazu gehört auch ihre dunkle Seite. Wenn wir die rassistische und falsche Theorie verbreiten, dass „Herkunft“ eine Rolle spielt (und nicht Faktoren wie Alter, Männlichkeit und Armut), dann erzeugen wir nicht nur mehr Gewalt wie in Dresden, wir versagen dabei, diese zu verhindern.

Doch ich sehe, wie die falschen Narrative immer weiter ausarten. Und immer mehr Herzen vergiften. Die Medien, eingeschüchtert durch die ständigen „Lügenpresse“-Vorwürfe (und manchmal mit eigener, rassistischer Agenda!), liefern den Rassisten inzwischen die Feindbilder. Einfach, weil es mehr Aufmerksamkeit und damit mehr Geld gibt. Doch das ist fatal.

Wir brauchen mehr Menschen, wir brauchen alle aufrechten Deutschen, die sich diesen falschen Narrativen entschlossen entgegenstellen. In den Kommentarspalten, in den Leitartikeln, am Stammtisch. Eine Ideologie, die dazu führt, dass man unschuldige Vierjährige tritt, kann nur falsch sein.

Artikelbild: Joe Therasakdhi, shutterstock.com