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Mit diesen 4 Fake News über die Klimakrise wollen dich AfD & Co verarschen

von | Jul 29, 2019 | Aktuelles, Analyse, Social Media, Umwelt/Klima

4 Fake news über die klimakrise

Lass dich nicht verunsichern: Die Klimakrise ist real und sie ist menschengemacht. Da gibt es keine Unsicherheiten, 99% aller Experti*innen, die zu dem Themenfeld forschen, ÖPNV müssen es bestätigen: Die Klimakrise ist real und wir müssen jetzt etwas dagegen tun. Denn bleibt alles, wie es ist, werden wir den Planeten derartig nachhaltig verändern, dass sogar das Überleben des Menschen an sich in Frage gestellt werden muss. Das sind keine News, das wissen wir seit 40 Jahren.

Doch immer wieder versuchen Klimafeinde mit Lügen, falschen Zusammenhängen oder Auslassungen oder pseudo-kritischen Fragen Unsicherheit über den Stand der Wissenschaft zu streuen. Meistens sind diese Lügen auf Organisationen, Gruppen und Lobbyisten zurückzuführen, die von der Öl- und Kohleindustrie und Milliardären bezahlt werden, die mit fossilen Brennstoffen Unmengen an Geld verdienen. Die aktuellen Fake News haben wir hier gesammelt.



1. Nein, 1975 gab es keine Rekordhitze von 40°C!

Eine 44 Jahre alte BILD-Schlagzeile soll angeblich „beweisen“, dass die derzeitige Rekordhitze in Wahrheit gar kein Rekord sei. Fleißig geteilt wird es auch von der AfD. Doch dabei handelt es sich einfach um eine reißerische – und falsche – Wettervorhersage. Die Maximaltemperaturen lagen damals bei 34°C. Mehr dazu:

Nein, 1975 gab es keine Rekordhitze von 40°C!

2. Falsche Anti-Klima-Grafik

Eine Anti-Klima-Grafik will behaupten, dass der Anteil von CO2 in der Atmosphäre verschwindend gering sei und dass deutsche Umweltmaßnahmen demnach sinnlos seien. Doch das ist ein Trick und gelogen. Denn nicht nur können geringe Anteile bereits gravierende Auswirkungen haben und ist der Mensch für einen viel höheren Anteil verantwortlich, es wird weggelassen, dass die Natur ihr eigenes CO2 absorbieren kann (das zusätzliche, menschengemachte nicht) und dass es ja nicht nur um CO2 geht. Ausführlich:

Faktencheck: So will dich diese Anti-Klima-Grafik verarschen

3. Der Co2-Anteil lag 1890 nicht bei 0,04%

Ein Ausschnitt aus einem Buch von 1890 soll ähnlich wie die BILD-Schlagzeile suggerieren, dass der Anteil von CO2 in der Atmosphäre schon immer bei 0,04% gelegen haben soll. Der Wert steht zwar wirklich in diesem Buch und das Buch ist auch wirklich so alt, aber das Buch liegt eben falsch. Wie Mimikama recherchiert hat, waren damals die Messmethoden noch nicht ausgereift, weswegen die Werte zwischen 0,04% und sogar 0,5% schwankten.

Darüber hinaus ist auch relevant, wo man misst, weshalb man globale Durchschnittswerte heranziehen muss, was früher auch nicht geschehen ist. Erst in den 1990ern hat man festgestellt, dass die Werte der vergangenen 800.000 Jahre niemals über 0,029% hinaus gegangen sind und erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts immer weiter ansteigen.

4. Unsinns-kettenbrief über diesen „Dialog“ mit einem Umweltschützer

Eine Geschichte über einen (angeblichen) Reaktorphysiker wird u.a. von der AfD weit verbreitet, die die angebliche Unwissenheit der „Umweltschützer“ über CO2 zeigen soll.

Dass die Geschichte wahr sein soll, ist höchst zweifelhaft, da dieser Text bereits seit 2010 geteilt wird, in unterschiedlichen Versionen. Mal ist „Robert Imberger“ von der TU Aachen (die es gar nicht gibt), mal von der FH Ulm, und in Aachen zumindest gibt es kein „Reaktorphysik-Studium“. Angeblich soll ein Robert Imberger die Echtheit der Geschichte bestätigen, doch das erklärt nicht, wieso die Geschichte bereits Jahre zuvor mit anderen Namen im Umlauf war.

In der ältesten Version von 2010 – und dem vermutlichen Ursprung – stammt die Geschichte vom Lobby-Verein EIKE e.V., die AfD-nahe Lobbyorganisation, die regelmäßig mit Lügen [Bundesumweltamt (Quelle) und andere Experten (Quelle)] den Stand der Wissenschaft zum Klimawandel angreift. So viel also bereits dazu zur Glaubwürdigkeit.

Gleiche Zahlentricks wie zuvor

Wie auch bei der Anti-Klima-Grafik zuvor wird wieder auf Tricks zurückgegriffen, um die Klimakrise zu leugnen. Wieder muss festgestellt werden: Auch kleine Mengen sind gefährlich. Ein beliebtes Beispiel ist Zyankali, das bei 3mg/kg Körpergewicht tödlich ist, also bei 0,0003 Prozent. Außerdem ist der Mensch definitiv für einen großen Teil des CO2 verantwortlich, das nicht von der Natur absorbiert wird und in der Atmosphäre „übrig“ bleibt. Denn von den Rekordwerten an CO2 mit 415 ppm ist der Mensch für 40% verantwortlich:

 

Außerdem hat Deutschland historisch einen viel größeren Anteil an den Emissionen als im Text suggeriert wird. Und immer noch einen doppelt so hohen Pro-Kopf-Ausstoß wie der Weltdurchschnitt (Mehr dazu).

Der grüne Kreis ist der Durchschnitt zwischen 1880 und 1900. Die Grafik visualisiert jeweils monatsweise positive und negative Abweichungen von diesem Wert. Die Farbe visualisiert den jährlichen Durchschnitt. Die ursprüngliche Idee für solche Visualisierungen hatte Ed Hawkins.

Ein „kleiner“ Temperaturanstieg hat schwere Folgen

Das Klimasystem der Erde ist aus unserer (!) Sicht enorm empfindlich. Der Mensch ist für ca. 40% mehr CO2 in der Atmosphäre verantwortlich, was entsprechend für eine Erwärmung (Treibhauseffekt) sorgt. Und schon ein „klein“ wirkender Durchschnittsanstieg von – sagen wir – 2°C wäre für unsere Bedürfnisse als Menschen fatal. Und wir haben die Erde jetzt bereits um circa 1,1°C aufgeheizt! Der „natürliche“ Treibhauseffekt hat in der Tat „große“ Auswirkungen: Ohne ihn wäre die Durchschnittstemperatur auf dem Globus etwa bei Minus 18°C, also 35-40° kälter als jetzt (Mehr dazu).

Vor allem würde spätestens dann ein nicht aufzuhaltender Teufelskreis starten: Durch die hohen Temperaturen würde „automatisch“ mehr CO2 freigesetzt werden und der Treibhauseffekt würde sich verselbstständigen und alles noch viel schlimmer machen. Es würde also nicht nur bei den 2°C bleiben. Und das 1° führt jetzt bereits zu Problemen. Deshalb will das Pariser Klimaabkommen den Anstieg ja auf 1,5°C begrenzen.

Um die Erderwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit auf 1.5 Grad zu begrenzen, darf nur noch eine ganz bestimmte Menge CO2 in die Atmosphäre gelangen. Rechnet man auf diese Menge drauf, was wir bisher in die Luft gepustet haben, dann ergibt sich daraus ein Gesamtbudget für die Menschheit. Man kann dann auch ausrechnen, wie viel welches Land sich aus diesem Budget „genommen“ hat. Im Fall von Deutschland stellt man fest, dass wir uns relativ zur Bevölkerung ziemlich ausgiebig am Budget bedient haben – ein Vielfaches mehr als der Rest der Welt. 

Auch stellt man sehr schnell fest, dass unser Budget sehr bald aufgebraucht ist. Nur noch 9 Jahre haben wir beim aktuellen Tempo übrig, danach schreiben wir rote Zahlen. Wir müssen jetzt dringend etwas tun. 

Fake-Grafiken von Lobbygruppen und der AfD

Deswegen lass dich nicht von solchen verzerrten, falschen und fragwürdigen Anekdoten, Pseudo-Beweisen und Milchmädchenrechnungen verarschen. Denn dahinter stecken Lobby-Gruppen, die von der Industrie bezahlt werden, um Verwirrung zu stiften. Denn je länger wir die Energiewende verzögern, umso mehr Geld können sie verdienen.

Deshalb teilen sie diese Bilder, Geschichten und Grafiken, um unbedachte Nutzer*innen zu verwirren und den Stand der Wissenschaft in Zweifel zu ziehen. Doch bleib skeptisch und betrachte alles, was von ominösen Quellen, EIKE oder der AfD stammt mit höchster Vorsicht. Denn sie profitieren davon, dich zu verarschen. Lass das nicht zu.

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Grafik: Philip Kreißel, Artikelbild: pixabay.com, CC0