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Kriminalität: Wie jedes Gespräch mit einem AfD-Wähler abläuft

von | Aug 3, 2019 | Analyse, Kommentar

Fakten gegen Hetze

Derzeit werden einige jüngste Schreckenstaten von Rechtsextremen dazu instrumentalisiert, um gegen Nichtdeutsche zu hetzen und Rassismus weiter zu schüren. Wer sagt, dass die Täter ihre gerechte Strafe erhalten sollen, der ist kein Rassist. Aber wer sich nur die schrecklichen Taten herauspickt, an welchen Nichtdeutsche beteiligt sind und diese nutzt, um falsche und verkürzte Schlussfolgerungen zur „Willkommenspolitik“ oder Einwanderung zu ziehen, schon.



1. Man ignoriert die meisten Straftaten

Die AfD schreibt auf Twitter zum Mord in Stuttgart: „Deutschland kommt nicht zur Ruhe, erneut gibt es einen Mord in aller Öffentlichkeit.“ Aber es gab sogar zwei. Aber der andere weniger interessant, nicht? In Kassel wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Mann auf offener Straße erschossen (Quelle). Die AfD verschweigt fast ausnahmslos jede Straftat, die nicht von einem (vermeintlich) Nichtdeutschen verübt wurde, das ist Fakt. Obwohl das nur der größte Teil aller Straftaten ist. Mehr dazu:

Rassistische Hetze: Wo sind die empörten Wutbürger zum Mord in Kassel?

2. Deutschland ist viel sicherer geworden

Über Nichtdeutsche Straftäter wird öfter berichtet, weil es mehr Menschen interessiert, weil sie sie instrumentalisieren, weil sie glauben, dass diese mehr Straftaten begehen, weil mehr darüber berichtet wird. Danach wird behauptet, dass das so sei, weil Deutschland so unsicher geworden sei. Deutschland ist aber so sicher wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, das bestätigt auch die Polizei, die eine Erklärung hat, warum viele Menschen das nicht so empfinden. Mehr zu den Fakten:

Die Zerstörung vom „Es ist alles so unsicher geworden“-Mythos

3. Die Augenwischerei mit der Überproportionalität

Wenn dieser Mythos aus der Welt geschafft wurde, wird versucht, mit einem statistischen Trick zu argumentieren: Nichtdeutsche seien schließlich überproportional kriminell. Das ist aber ziemlich nichtssagend, da in die Statistik jeder Nichtdeutsche einfließt, wie Touristen, Geschäftsreisende, Internetkriminalität uvm. Deshalb sind Deutsche in Österreich auch überdurchschnittlich kriminell oder alle Berliner. Zumindest laut Statistik. Und dann kommt noch eine unterschiedliche Demographie hinzu, die verzerrt. Mehr dazu:

Abrechnung mit „Aber Nichtdeutsche sind überdurchschnittlich kriminell!“

4. Wären sie gar nicht erst hier…!

Die letzte Zuflucht ist dann das wahnwitzige und sogar faschistische Argument, dass alle Straftaten von Nichtdeutschen verhindert hätten werden können, wenn sie gar nicht erst im Land gewesen wären. Dass das weder Straftaten von Touristen usw verhindert, noch von allen Deutschen, die wohlgemerkt die allermeisten Straftaten verüben, wird einfach übersehen. Ebenso wie die Tatsache, dass hier anscheinend vorgeschlagen wird, dass bis zu 10 Millionen Bewohner Deutschlands aus dem Land geworfen werden sollen, größtenteils EU-Ausländer, größtenteils hier geboren und wovon circa 98% nie straffällig geworden sind. Sinnvoll sieht anders aus. Mehr dazu:

Die verrückteste „Lösung“, die Rassisten gegen Kriminalität vorschlagen

5. Wir wollen auch recht und gesetz

Aber seien wir ehrlich, meistens kommen wir gar nicht so weit in einer Diskussion. Irgendwann kommen nur Unterstellungen, Lügen, Leugnungen und Beleidigungen. Das waren nur nacheinander die „Argumente“, die ich in den letzten Tagen gehört habe, mit der versucht wurde, die rassistische Instrumentalisierung und Auswahl dieser Straftaten zu rechtfertigen. Und „Lösungsvorschläge“, die nichts mit Kriminalität zu tun haben. Denn die meisten, die so argumentieren, wollen eigentlich einfach nur (dunkelhäutige) Ausländer und Schutzsuchende nicht in Deutschland haben. Und das mit Kriminalität zu begründen klingt nach einem rationalen Argument.

Wenn ich argumentiere, dass es das nicht ist, heißt das nicht, dass ich dagegen bin, dass sie bestraft werden. In deren Köpfen ist Abschiebung die einzige und einzig richtige Maßnahme gegen Kriminalität, dabei gibt es so etwas wie ein Gesetz und ein Gleichheitsgrundsatz. Jeder ist vor dem Gesetz gleich. Oder was meint ihr, wie wir deutsche (und alle anderen) Straftäter verurteilen? Es gibt sinnvolle, nicht rassistische Maßnahmen, um Kriminalität und Schreckenstaten von psychisch Kranken zu verhindern. Abschiebung gehört nicht dazu.

Wir wollen keinen rassismus

Es ist schade und traurig, dass Rechtsextremisten wie die AfD derart schamlos die Opfer verhöhnen, wenn sie nicht nur diejenigen ignorieren, deren Täter Deutsche waren, sondern sich wie im Falle des Jungen von Frankfurt einfach einen Namen ausdenken, um damit viele Lügen zu verbreiten. Wie muss sich die arme Mutter dabei fühlen? Wir alle wollen eine gerechte Strafe für die Täter und sinnvolle Maßnahmen, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Was wir nicht wollen ist Rassismus.

Artikelbild: pixabay.com, CC0