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Deutschland ist sicherer: Die AfD scheitert wieder grandios an der Realität

von | Nov 28, 2019 | Aktuelles, Kommentar, Social Media

Wieder ein Umfrage-Fail

Die AfD Dresden wollte wieder eine Pseudo-Umfrage starten und von ihren Anhänger*innen wissen, ob sie sich in Dresden „seit 2015“ unsicherer fühlten. Der ganze Zweck dieser nie und nimmer repräsentativen Umfrage (Dass die AfD solche Umfragen nur zur Meinungsmanipulation nutzt haben wir hier erklärt) ist natürlich völlig faktenfrei einen „Beweis“ zu finden, dass Schutzsuchende gefährlich und böse seien. Es ist ein einfaches, rassistisches Narrativ, dass die AfD hier pushen wollte. Doch leider hat sie die Rechnung ohne die normalen Bürger*innen gemacht.

Eine überwältigende Mehrheit findet nicht, dass sich ihr persönliches Sicherheitsgefühl in Dresden seit 2015 verschlechter habe. Wie denn auch, selbst wenn Schutzsuchende ach so gefährlich wären, hat Dresden gerade mal 0,6% davon aufgenommen (Quelle). In ganz Sachsen leben gerade mal 23.125 Asylbewerber, ca 3.100 davon in Dresden, das ist ein halbes Prozent der Einwohner*innen (Quelle). Hier sieht man auch wieder schön, warum Facebook-Umfragen relativ unbrauchbar sind: Jede*r kann daran teilnehmen.

Die Kommentierenden machen sich auch über den billigen Manipulationsversuch der AfD Dresden lustig und drehen den Spieß ganz einfach um:



Und die Fakten?

Die AfD hatte gehofft, in ihrer Anhängerschaft ein eindeutiges Stimmungsbild hervorzurufen, um das subjektive (und völlig falsche) Sicherheitsempfinden als Argument herzunehmen, dass Deutschland angeblich wirklich weniger sicherer sei. Im Sinne von: Wenn die (vermeintliche) Mehrheit so denkt, dann muss wohl daran etwas dran sein. Dass diese Menschen sich nur wegen der Fake News und Hetze der AfD unsicher fühlen, wird dabei natürlich gezielt weggelassen.

Solche Umfragen sind also völlig sinnlos, völlig egal, wie das Abstimmungsergebnis aussieht. Doch wie sieht die Realität in Deutschland aus? Dass es in Dresden quasi keine Schutzsuchenden gibt, haben wir ja schon festgestellt. Aber wie sieht es mit der Kriminalität in Deutschland aus? Glaubst du, dass da etwas dran ist? Die Antwort wird der AfD überhaupt nicht gefallen, deswegen versucht sie ja auch nur mit „subjektivem Sicherheitsempfinden“ zu argumentieren. Denn das objektive ist eindeutig.

Deutschland ist so sicher wie seit 1992 nicht mehr

Du liest sicher jeden Tag in Facebook von irgendeiner Straftat, Vergewaltigung, Schlägerei, sogar Mord. Und du meinst, früher wäre das nicht so gewesen. Aber was, wenn ich dir sage, dass es niemals, auch wenn wir zurück bis in die 1950er gehen, nicht im Schnitt mindestens einen Mord oder Totschlag in Deutschland pro Tag gegeben hat?

Das ist – leider – völlig normal. Was sich im Vergleich zu „früher“ verändert hat, sind zwei Dinge. Das erste ist, dass man heutzutage durch das Internet sofort von allem erfahren kann, während früher die meisten Fälle nicht über die Regionalzeitungen hinaus gekommen sind. Und jetzt kannst du von jeder Straftat sofort hören und wirst du auch, wegen Grund zwei: Weil es einige gibt, die jeden einzelnen Vorfall sammeln und verbreiten. Mit Absicht. In ganz Deutschland gab es 2018 5,5 Millionen Straftaten (Quelle)! Wenn du alle 6 Sekunden von einer neuen Straftat erfahren würdest, würdest du das ganze Jahr brauchen, um von allen zu erfahren.

Das sind verdammt viele Straftaten, und den absoluten Großteil erfährst du nie, und das ist nicht anders als früher. Und weißt du was? Diese 5,5 Millionen Straftaten sind die wenigsten Straftaten, die seit 1992 verzeichnet wurden. Wenn man dich stündlich mit Berichten von Straftaten zu müllen möchte, ist das sogar dann möglich, wenn die Anzahl der Straftaten auf einem historischen Tiefpunkt sind. Und dazu muss man nicht einmal welche erfinden. Du merkst vielleicht schon, wie man hier mit Absicht deine Wahrnehmung manipulieren kann. Denn „früher“ gab es kein Internet, keine Smartphones, keine Push-Nachrichten, keine Breaking News, nur die Zeitung von morgen.



Früher war nicht alles besser

Und die 1950er und 1960er Jahre waren alles andere als besser. Was? Als Vergewaltigung in der Ehe straffrei und Homosexualität strafbar war? Als Frauen eine schriftliche Erlaubnis ihrer Ehemänner brauchten, um Arbeiten zu können? Die Vergleichbarkeit der Straftaten muss ich hoffentlich nicht auch erklären, als die deutsche Bevölkerung fast 30 Millionen Menschen kleiner war als heute. Und sicher? „Aktenzeichen XY ungelöst“ gibt es nicht umsonst seit 1967.

Aber gehen wir mal nicht so weit zurück für „früher“, sondern mal zur Wiedervereinigung. 1993 gab es 5140 Tötungsdelikte (Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, auch Versuche). 2018 waren es 3094. Auf 100.000 Einwohner gab es 1993 6,35 Delikte, 2018 waren es 3,76. (Quelle)

Mord, inklusive Totschlag, via kriminalpolizei.de

Will man das wirklich zurückhaben? Wenn man nur Mord und Totschlag hinzunimmt kann man sich diese Grafik der Gewerkschaft der Polizei ansehen, die die Fälle bis 2015 aufgelistet hat. Sie schreibt auf ihrer Website:

„Mit der Wiedervereinigung springt die Kriminalität nach oben. Von 743 Mordfällen im Jahr 1990 verdoppelt sich die Fallzahl auf 1468 Fälle in 1993. Durch die zusätzlichen DDR-Bürger nimmt die Bevölkerung um 17074200 Personen um 27% zu (…) Gleichzeitig ist der Anstieg bei den Mordfällen 98% (…)

Die fünf neuen Bundesländer und Berlin verursachen 1993 36% aller vollendeten Morde und Totschläge, stellen aber nur 22% der Bevölkerung (…) Dass ausgerechnet die Ostdeutschen, die die Mordkriminalität nach der Wiedervereinigung wie man am Graphen erkennen kann regelrecht nach oben katapultiert haben, jetzt die Flüchtlinge von 2015 thematisieren, ist angesichts der eigenen Historie unangebracht.“

Der Proportionale Anstieg von Morden 1993 vs 2015

Aber seit 2015!

Jeder einzelne Mord und jede Tat sind schrecklich und unverzeihlich, keine Frage. Aber „früher“ war es nicht sicherer als heute. Die Kriminalität insgesamt ist 2018 zum zweiten Mal in Folge auf den niedrigsten Stand seit 1993 gefallen. Auch Mord und Totschlag sind im zweiten Jahr in Folge weniger geworden. In den Jahren 2000 bis 2007 1893 gab es jedes Jahr mehr Opfer als 2018. War aber 2007 etwa „alles besser“?

Natürlich ist dieser Mythos der Unsicherheit mit einem besonderen Ereignis gekoppelt. „Seit 2015“ heißt es gern. Meistens wird von einer „illegalen Grenzöffnung“ gesprochen, was natürlich auch eine Lüge ist, die das ganze nur weiter dramatisieren soll. Wie du eigentlich genau weißt, sind die innereuropäischen Grenzen die ganze Zeit schon offen. Illegal wäre es gewesen, sie zu schließen. Die Gerichte haben schon längst festgestellt, dass alles rechtens war:

2015 war vollkommen legal: Der rechte Mythos von der „illegalen Massenmigration“

Natürlich wird dieses erschaffene Unsicherheitsempfinden dazu instrumentalisiert, um gegen Schutzsuchende zu hetzen. Die Logik dahinter ist so simpel wie rassistisch: Früher keine Flüchtlinge = sicher. Heute Flüchtlinge = unsicher. Doch das mit dem „Früher“ und dem „unsicher“ hätten wir glaube ich schon geklärt. Viele weisen daraufhin, dass der Anteil der „Zuwanderer“ an den Straftaten größer geworden ist und glauben, damit etwas bewiesen zu haben.

Aber zum einen ist es einem Mordopfer, glaube ich, ziemlich egal, welchen Pass sein Mörder hat. Jeder Tote weniger ist gut. Oder ist das Sterben durch ein deutsches Messer viel angenehmer? Zum anderen: Natürlich ist der Anteil größer. Es sind ja auch in den letzten Jahren viel mehr geworden. Mehr zum Thema, wer wirklich anfälliger für Straftaten ist, haben wir hier einmal erklärt. Und eine Ergänzung zum Anstieg von Mord und Totschlag in den Jahren 2016 und 2017 haben wir im folgenden Artikel auch mal erklärt. Der geht zum größten Teil nämlich auf das Konto von zwei weißen, deutschen Massenmördern.

Starker Anstieg der Morde 2016: Fallt nicht auf diese AfD-Propaganda rein!

Die AfD will dich zum Rassisten machen!

Früher war nicht alles besser, im Gegenteil. Das friedliche Deutschland, das es früher gegeben haben soll, ist eine Fantasie. Eine Fantasie, die von der AfD dafür genutzt und befeuert wird, um Angst zu machen vor einer bestimmten Gruppe. Das sind nicht Asylbewerber, sondern Menschen mit anderer Hautfarbe. Es geht nicht um Aufenthaltsstatus, es geht nicht um Staatsbürgerschaft. Es geht um die Hautfarbe.

Wenn die AfD sich über jemanden aufregt, dann nicht, weil derjenige keine Aufenthaltsgenehmigung hatte, das wisst ihr doch. Benigna Munsi ist gebürtige Nürnbergerin, Deutsche und Christin. Und hat nicht einmal irgendetwas strafbares oder verwerfliches gemacht. Sie wurde zum Nürnbergerin Christkind gewählt. Die AfD hat sich trotzdem über sie aufgeregt (Mehr dazu). Was hat das noch einmal mit „Kritik an Flüchtlingspolitik“ zu tun?

Die Mitglieder der AfD sind Rassisten und sie möchten dir nicht nur einreden, dass heute angeblich unsicher sei, sondern auch noch dass „Dunkelhäutige“ daran Schuld seien, dass es heute angeblich nicht mehr so sicher ist. Dabei erfindet sie oft genug Straftaten oder behauptet einfach, den Schuldigen zu kennen. Wichtig ist: Wer sich bei der AfD „informiert“ bekommt nur die Straftaten zu Gesicht, die zu ihrer Propaganda passen. Das wurde von Experten nachgezählt:

Links: Realität, Rechts: AfD-Auswahl Mehr dazu, PKS = Polizeiliche Kriminalstatistik

Wenn Menschen gewaltsam sterben ist das immer eine Tragödie. Aber lasst eure Trauer nicht dazu manipulieren, dass ihr glaubt, „früher“ wäre alles besser gewesen. Oder dass bestimmte Menschen dafür verantwortlich wären, dass es „jetzt nicht mehr“ so sei. Wenn du kein Rassist sein willst, solltest du die Vorstellung begraben, dass Deutschland unsicherer geworden ist. Das wollen dir nämlich andere Rassisten einreden, um dich zu manipulieren. Und um dich zum verblendeten Mitläufer zu machen. Und das willst du doch nicht, oder? Wenn du weitere Fragen zum Thema Kriminalität hast, schaue hier vorbei.

Warum wollen dich Rassisten manipulieren?

Die Frage, die du dir gerade stellst: Warum sollten sie das tun? Natürlich, um dich und deine Stimme auszunutzen. Wenn sie dir erfolgreich eingeredet haben, dass Deutschland unsicher sei, dann wirkt es komisch, wenn alle anderen dem widersprechen. Dann kommt die AfD als Erklärung mit ihren Verschwörungstheorien von der „Lügenpresse“ und später auch vom „Austausch“. Wenn du ganz tief drin bist, erklären sie dir, dass Globalisten (= Juden) das alles planen. Es ist der Anfang eines Kaninchenbaus, an deren Ende du zu einem ganzen Nazi gemacht werden sollst.

Dann bist du ein treuer Anhänger, AfD-Wähler und vollends gehirngewaschen. Und das kann alles damit anfangen, dass man dir mit einer selektiven Darstellung (und ganz vielen Lügen!) eingeredet hat, Deutschland sei unsicher. Versteh mich nicht falsch, das soll nicht heißen, dass es keine Kriminalität gibt, dass man nichts dagegen machen soll oder dass nicht auch Schutzsuchende Straftaten begehen, die entsprechend geahndet werden sollen. Deutsches Recht soll gelten und jede Straftat soll angemessen verfolgt werden. Aber Deutschland ist nicht unsicherer. Deutschland ist so sicher wie seit 1992 nicht mehr. Junge deutsche Männer sind drei mal so kriminell wie anerkannte Flüchtlinge, wusstest du das (Mehr dazu)?

Die Sache ist einfach etwas komplizierter als das Märchen, dass Schutzsuchende Deutschland unsicher machen würden. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Und Abschiebungen lösen keine Probleme. Im Gegenteil, sie sind der Anfang einer Politik, an deren Ende ein großangelegtes „Remigrationsprojekt“ stehen soll, um Deutschland von „kulturfremden Menschen“ zu säubern und bei welchem „sich menschliche Härten und unschöne Szenen nicht immer vermeiden lassen werden“. Dafür sei Gewalt nötig, wörtlich eine Politik der „wohltemperierten Grausamkeit“. Das hat wortwörtlich Höcke gefordert, der laut Gauland zur Mitte der AfD gehört.

Und eine Umfrage wie die der AfD Dresden ist ein kleines Puzzleteil in ihrem Plan, dich zu ihrem hörigen Mitläufer zu machen. Doch zum Glück ging dieser Manipulationsversuch nach hinten los. Lass dich nicht verarschen!

Artikelbild: ShotPrime Studio, shutterstock.com