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Einfach schnell viel Geld verdienen!

von | Feb 28, 2023 | Aktuelles

Du willst schnell viel Geld in Social Media machen? Dir ist die Wahrheit oder Anstand nicht so wichtig? Kein Problem! Mit diesen einfachen Tricks wirst auch du noch heute zum Großverdiener: Verbreite einfach Lügen über Impfungen oder Corona! Zumindest haben es so die Extremist:innen rund um „Querdenken“ gemacht:

Wie das funktioniert, haben Wissenschaftler:innen der University of Oxford herausgefunden. Die haben nämlich unlängst eine Studie durchgeführt, in der sie untersuchten, wie Fake-News Kampagnen im Gesundheitsbereich funktionieren und wie sie versuchen, Geld einzunehmen. Nämlich: 85 % der untersuchten Websites versuchten, irgendwie Geld zu generieren. Die wichtigsten Ergebnisse stellen wir euch hier vor. 

Fast alle Fake-News-Websites wollen an dein Geld!

Die Forscher:innen analysierten dafür Daten von 59 Websites, die an der Verbreitung von Fehlinformationen über die Impfungen gegen Covid beteiligt waren. Dabei handelte es sich um diejenigen englischsprachigen Websites, die die meisten Fake-Informationen über die Covid-Impfung verbreiteten. Die Forscher:innen stellten fest, dass 85 % der Websites einen Versuch unternehmen, Profit zu generieren.

Wir sehen also: Fast allen, die Fakes über die Covid-Impfungen verbreiten, geht es gar wohl nicht darum, euch zu „informieren“. Ihr Ziel ist nicht, dass „die Wahrheit ans Licht kommt“, wie sie so gerne sagen. Tatsächlich wollen sie an euer Geld!

Die Fake-News Gruppen wenden hauptsächlich drei Strategien an, um an Geld zu kommen: 

1. Die Celebrities

Bei den „Celebrities“ – den Promis – dreht sich alles um eine Person. Diese geriert sich als herausragende Persönlichkeit, als Marke an sich. Um die Aufmerksamkeit ihrer Followerschaft zu gewinnen und aufrechtzuerhalten, erweckt sie den Eindruck einer intimen Beziehung zwischen sich und ihrem Publikum. Das geschieht etwa durch das Teilen persönlicher Emotionen, direkter Ansprache. Oft nutzen sie Videobotschaften oder Live-Talks, um möglichst nahbar zu erscheinen.

„Im Bereich der öffentlichen Gesundheit ist die wahrgenommene Intimität entscheidend für den Aufbau von Beziehungen. Sie lässt Einzelpersonen vertrauenswürdiger erscheinen als beispielsweise Pharmaunternehmen“, heißt es in der Studie. 

Diese „Promis“ verdienen Geld zum Beispiel, in dem sie zu Spenden aufrufen, Zugang zu exklusivem Content vermarkten oder eigene Produkte rausbringen. 

Unser liebstes Beispiel aus der deutschsprachigen Querdenkerwelt: Daniele Ganser. Ganser ist Profi in der Selbstvermarktung als Verschwörungs-Star. Er tritt stets freundlich und nahbar auf und generiert sich gekonnt als Opfer von Medien und Wissenschaftsbetrieb. Mittlerweile hat er sogar eine eigene Community gegründet, bei der man für viel Geld Mitglied werden kann und ihm dann in einem Live-Talk Fragen stellen kann. Hier erfährst du mehr über ihn:

2. Die (pseudo-)sozialen Bewegungen

Um ihre Fakes zu verbreiten und damit Geld zu generieren, inszenieren sich manche Akteure als (pseudo-)sozialen Bewegungen. Sie nutzen Netzwerke von Online-Foren und Kommentarspalten auf Facebook, Twitter und Co., um ihre Botschaften zu verstärken. Die Forscher vergleichen diese Taktik mit der von anderen Bewegungen wie dem Islamischen Staat, rassistischen Gruppierungen und der Neuen Rechten. 

„Einige Anti-Impf-Gruppen sind Teil eines breiteren Phänomens verschwörungsgetriebener Bewegungen, die sich auf ein ähnliches Spielbuch zum Sammeln von Unterstützung stützen, das die Nutzung von Plattformen zur großflächigen Verbreitung ihrer Botschaft einschließt”, erklären die Forscher:innen.

Diese Gruppen verdienen zum Beispiel Geld damit, dass sie eine Art Mitgliedschaft anbieten und vor allem ihre Anhängerschaft auf das gemeinsame Ziel einschwören, zu dem jede:r seinen Teil beitragen kann und muss.

Unsere liebsten Beispiele aus der deutschsprachigen Querdenkerwelt: Die Bewegung „Querdenken“ selbst, wie es leibt und lebt! In zahlreichen Telegramkanälen schwören sich unzählige Nutzer:innen regelmäßig auf den großen gemeinsamen Kampf ein. Es wird ein echtes Wir-Gefühl generiert, das sich vor allem aus der Abgrenzung gegen alle anderen speist.

Und aus diesem Wir-Gefühl lässt sich wunderbar Geld machen. Hier findest du einen Artikel von uns darüber, wie die Telegram-Mobilisierung und Hetze von Querdenken und Co. funktioniert.

3. Die Junk News-Seiten

Um ihre Fakes zu verbreiten, erwecken diese Fake-News-Verbreiter den Eindruck gewöhnlicher und vor allem seriöser Nachrichtenplattformen. Tatsächlich aber präsentieren sie verzerrte, polarisierende oder schlicht falsche Inhalte. Die Forscher:innen bezeichnen diese Taktik als Junk-News Taktik.

Junk-News Seiten („Müll-Nachrichten“) zeichnen sich durch Fake News oder zumindest stark verzerrte oder sensationsgeile Nachrichteninhalte aus. Oft verdienen sie ihr Geld dadurch, dass sie Werbung auf ihren Seiten schalten. Denn je mehr Klicks eine Seite bekommt, auf der Werbung geschaltet wird, desto mehr Geld gibt es für die Betreiber:innen. Nachrichten, die einen starke emotionale Botschaft vermitteln, aber gegebenenfalls völlig unwahr sind, werden so zu echte Goldgruben.

„Die Junk-News-Websites fungieren dann selbst als Mittel, um über Online-Werbung auf die verlinkten kommerziell orientierten Websites aufmerksam zu machen”, erklären die Forscher:innen.

Einige Beispiele aus der deutschsprachigen Fake-News-Welt: Der Desinformationsblog Reitschuster beispielsweise. Hier werden unter seriösem Deckmantel fröhliche Fakes verbreitet. Darüber haben wir hier ausführlich berichtet. Auch der Rechtsaußen Blog „Achse des Guten“ fällt in diese Kategorie: Der hat auch lange gute Einnahmen durch das Schalten von Werbung gemacht – und war dann so richtig unzufrieden, als manche Unternehmen dort keine Werbung mehr schalten wollten.

Und wie macht man jetzt Geld daraus?

Wie gesagt, 85 % der untersuchten Websites, die Fake News streuten, versuchten, irgendwie Geld zu generieren. Die meisten taten das, indem sie um Spenden warben. Direkt danach kam der Versuch, Informationsprodukte oder anderen Merch zu verkaufen. Werbeanzeigen und Mitgliedschaften waren die am seltensten angewandten Taktiken. 

„Querdenker“ und Impfskeptiker sind Profis im Geld anwerben – und übrigens auch darin, dieses Geld dann verschwinden zu lassen und sich im Streit darüber, wo es hingekommen ist, gegenseitig mit Schlamm zu bewerfen. Vielleicht mag man damit Geld verdienen, aber man zerstört sich seine Reputation – und trägt indirekt zu viel Leid und sogar Tod bei. Können wir wirklich nicht empfehlen.

Artikelbild: Canva