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Querdenken-Chef Ballweg gibt Volksverpetzer Recht & fordert harten Lockdown

von | Jan 2, 2021 | Aktuelles

Wenn Querdenken auch mal Recht hat

Zum Ende des letzten Jahres geriet die extremistische Bewegung Querdenken in große Bedrängnis. Nicht nur begann bereits die Beobachtung durch den Verfassungsschutz (mehr dazu), weil man u.a. mit beobachteten Rechtsextremisten zusammengearbeitet hat (mehr dazu), die Bewegung selbst strebte inzwischen buchstäblich selbst die Abschaffung der Verfassung an (mehr dazu). Der Anschein verdichtete sich auch immer mehr, dass es sich bei „Querdenken“ von Gründer Ballweg weniger um eine politische Bewegung handelt, als viel mehr um ein gewerbliches Geschäftsmodell mit Gewinnerzielungsabsicht. Mehr dazu:

„Der Goldene Aluhut“ verklagt Ballweg nach riesigem Querdenken-Eigentor

Mit hohen Todeszahlen von knapp 1000 Toten am Tag durch Corona, deutlicher Übersterblichkeit bereits im November (Quelle), sowie mit den ersten Impfungen gegen das Virus verliert die faktenfreie Pandemie-Leugner:innen-Ideologie auch immer mehr an Boden, die Pandemie herunterzuspielen und für Profit zu instrumentalisieren. Zum Ende des Jahres blieb der groß angekündigte Widerstand dann plötzlich aus: Ballweg & Co kündigten eine Art Winterpause an und zogen sich zurück. Es wurde plötzlich vergleichsweise ruhig um die selbsterklärte Revolution.

Ballweg schließt sich Volksverpetzer-Forderung an:

In einem Video, das Querdenken an Silvester auf ihren Youtube-Kanal veröffentlicht haben, erzählt Michael Ballweg wieder viel üblichen Querdenken-Unsinn. In seiner Opferinszenierung, Whataboutismen und Schwurbel zirkelt er jedoch anscheinend einmal herum und landet plötzlich überraschenderweise bei einer (vielleicht nicht ganz so ernst gemeinten) Forderung, die wieder zufällig vernünftig ist: Er fordert einen „Mega-Lockdown“ und stellt (fast) fest, dass erst mit einer weit verbreiteten Impfung das Ende der Pandemie in Sicht ist.

Und entgegen der Hetze, Lügen und juristischen Einschüchterungsversuche von Pandemie-Leugner:innen gegen uns, können wir natürlich auch Lob aussprechen, wenn sie einmal Recht haben und ihrer „Regierungskritik“ auch zustimmen: Die „endlose Lockdown-Strategie“ der Länder funktioniert nicht. Ein „Lockdown light“, wie er seit Anfang November in Kraft ist, hilft nicht, um die Welle zu brechen. Dieser bricht zwar das exponentielle Wachstum, die Infektions- und Todeszahlen sind jedoch dauerhaft hoch. Die Notaufnahmen und Intensivstationen sind im ganzen Land die ganze Zeit am Limit. Das ist gefährlich.

Harter Lockdown = Mehr Freiheiten

Durch einen derartig laschen „Lockdown“, der diesen Namen nicht wirklich verdient, kaufen wir uns aber nichts: Wir nehmen Wirtschaftsschäden und viele Tote in Kauf – und mit einem „Lockdown“, der auch ohne neue Virusmutation bis März andauern müsste, auch viele Einschränkungen unserer Freiheiten. Und „unter Kontrolle“ kann man den Zustand auch nicht bezeichnen. Wer also mehr Freiheiten möchte, muss – auf den ersten Blick paradoxerweise – für einen harten Lockdown plädieren. Was wir bei Volksverpetzer bereits Ende November (auf Empfehlungen vieler Expert:innen, die wir darin zitiert haben) gemacht haben:

Wer mehr Freiheiten möchte, muss jetzt für einen harten Lockdown sein

Dafür haben wir uns ziemlich viele Hassnachrichten von Pandemie-Leugner:innen eingefangen. Umso erfreulicher, dass jetzt auch mal zwischen der ganzen Opferinszenierung und den vielen Falschnachrichten noch sinnvolle Feststellungen von Ballweg kommen: Zwischen viel vom ewig gleichen Geschwurbel steht die richtige Erkenntnis, dass ein harter, aber kurzer Lockdown viel effektiver die Fallzahlen senken könnte, sodass eine Infektionskettennachvollziehung möglich wird. Letztlich rettet das nicht nur mehr Menschenleben, sondern tut auch der Wirtschaft gut.

Seine Fans verwechseln das mit ihrem „Generalstreik“, ihrem Möchtegern-Aufstand, der unsere Bundesregierung stürzen soll, aber sollen sie das gerne glauben, wenn sie möchten. Und sie lesen es so, wie es wohl auch gemeint ist: Als ironisch. „Haha, wir ‚parodieren“ die Logik der ‚Maßnahmen-Befürworter'“ und denken sie konsequent zu Ende, um ihre Absurdität zu zeigen“. Macht ja nichts, wenn es völlig richtig ist.

Wenn querdenken mal versehentlich richtig denkt

Dass hinter den Pandemie-Leugner:innen nur eine starre Ideologie steckt, die eine logikunabhängige Opposition mit einer kritischen Einstellung verwechselt, heißt eben nicht, dass sie immer auch automatisch falsch liegen. Genau wie die AfD im Februar und März noch völlig richtig harte Lockdowns forderte, exakt solange, bis sie umgesetzt wurden, um dann in die Opposition zu wechseln, finden blinde Hühner auch mal ein Korn. Oder besser gesagt: Wenn man reflexhaft alle Maßnahmen kritisiert, liegt man halt auch mal richtig, wenn die Maßnahmen zu Wünschen übrig lassen. Selbst wenn man es ironisch meinen sollte.

In den Kommentarspalten der Querdenker wird die Unwirksamkeit des „Lockdown lights“ bemängelt. Klar, um Lockdowns per se anzugreifen. Wir sollten das aber zum Anlass nehmen, die Mängel auszubessern. Es ist nicht das erste Mal, dass das notorische Suchen von Lücken und Schlupflöchern der Querdenker dazu geführt hat, dass man Schwächen beheben konnte. In Baden-Württemberg wollten die Querdenker zum Beispiel mit massenhaften Verstößen gegen die Maskenpflicht erwirken, dass diese gekippt wird, weil eine Befreiung von der Maskenpflicht kein Attest erforderte. Doch anstatt dass sie Erfolg hatten, hat man die Maskenpflicht nun mal ausgebessert und nachjustiert. Danke, nehme ich an? Weitere Beispiele:

5 Fälle, in denen Querdenken versehentlich für Verschärfung von Maßnahmen sorgte!

Deshalb jetzt ein Satz, den man bei uns seltener liest: Hört (in dieser einen Sache) auf Michael Ballweg: Ein kurzer „Mega-Lockdown“ ist die bessere Alternative zum monatelangen Shutdown, der ohnehin nicht viel bringt. Sonst liefern wir – wie man sieht – nur Futter für realitätsferne Extremist:innen, die das Narrativ verbreiten können, ganz ohne Lockdown wären wir besser dran. Aber das wird – erst Recht mit der neuen Covid-Mutation – am Ende wirklich zur Katastrophe.

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Artikelbild: Screenshot


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