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Wagenknecht via Faktencheck durch Klamroth live entlarvt

von | Mrz 1, 2023 | Aktuelles

In die Sendung „Hart aber fair“ wurde LINKE-Politikerin Sahra Wagenknecht eingeladen und dort tat sie, was sie ständig tut – russische Kriegsverbrechen relativieren und Desinformation streuen. Unter der Frage »Frieden mit Putins Russland: eine Illusion?« diskutierten am Montagabend Moderator Louis Klamroth und seine Gäste über Möglichkeiten für ein Ende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt brachte einen Konsens auf den Punkt: „Es geht nicht um Diplomatie oder Waffen, es geht um Diplomatie und Waffen, was denn sonst?“

Frau Wagenknecht, die für Forderungen und Desinformation im Sinne des Kriegstreibers bekannt ist, wiederholte viele ihrer bekannten Behauptungen. Frau Wagenknecht, ihr Manifest und ihre Demonstration, mit ihren Forderungen de facto für einen Sieg Putins und gemeinsam mit jeder Menge Rechtsextremer, waren in letzter Zeit schon oft bei Volksverpetzer Thema. Als Anti-Fake-News-Blog war sie mit ihrer Desinformation auch schon oft Thema.

Wagenknecht relativiert russische Kriegsverbrechen

In der Sendung „Hart aber fair“ war jedoch vor allem eine Szene in diesem Kontext relevant: Die Relativierung russischer Kriegsverbrechen durch Frau Wagenknecht. In einem Einspieler über sexualisierte Gewalt durch russische Soldaten schilderte eine Ukrainerin, wie sie sexuell missbraucht und verprügelt worden ist.

Eine Historikerin sprach dann davon, dass sexualisierte Gewalt „zweifellos“ beinahe zu einer „Epidemie“ in der Ukraine geworden sei. „Wir sehen sie in allen Gebieten, die vorübergehend von Russland besetzt sind.“ – Auch einer der Gründe, warum eine Kapitulation/eine Einstellung der Kampfhandlungen nicht zwangsläufig zu „Frieden“ führt. Über die Vergewaltigungen als Kriegswaffe haben wir schon berichtet.

Wagenknecht nahm das Wort „Vergewaltigungen“ nicht in den Mund, sprach von „Übergriffen“, die „schauerlich und grässlich“ seien, worauf Göring-Eckardt dazwischenrief: „Das ist Gewalt, kein Übergriff“. Wagenknecht relativierte die Gewalt. „Das ist doch Teil des Krieges, und das ist nicht nur in diesem Krieg so. Kriege sind immer mit Kriegsverbrechen verbunden.“ Und weiter:

„Die Uno-Menschenrechtskommissarin hat immer wieder darauf hingewiesen, auch in diesem Krieg: Kriegsverbrechen werden von beiden Seiten begangen, und wenn man sie beenden will, dann muss man diesen Krieg beenden.“

Da hat Frau Wagenknecht nicht Unrecht, aber warum sagt sie das nicht Putin?

LIVE DURCH KLAMROTH GE-FAKTENCHECKT

Dann schaltet sich Moderator Klamroth ein: Denn Wagenknecht verbreitet (mal wieder) Fake News. Hier der relevante Ausschnitt:

Klamroth blendete live einen Faktencheck ein und rechtfertigte sich für den Eingriff: „Jetzt haben wir ein Problem, weil es meine Verantwortung als Moderator ist, in dieser Sendung keine Falschmeldungen stehen zu lassen.“

Auch im Faktencheck zur Sendung stellte „Hart aber fair“ noch mal die Fakten klar:

„Indem sie nach dem Einspielfilm erst einmal allgemein darauf hinwies, dass Kriegsverbrechen in einem Krieg von beiden Seiten begangen werden, blendete Sahra Wagenknecht die im Film geschilderten Erkenntnisse der UN über Vergewaltigungen von ukrainischen Frauen durch russische Soldaten zunächst aus.

Uns ist an dieser Stelle wichtig, noch einmal deutlich zu machen, dass die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, klargestellt hat, dass sämtliche gesammelten Aussagen, Stellungnahmen und Berichte keine Hinweise oder Belege von Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten ergeben haben. Vielmehr kommt die UN zu dem Schluss, dass Misshandlungen und Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen durch russische Soldaten eindeutig eine militärische Strategie darstellen.“

Und: Ja, es gab Misshandlungen von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten, das ist richtig. Aber: „Der Bericht von Matilda Bogner kommt zu dem Schluss, dass ukrainische Kriegsgefangene “systematisch“ von russischen Truppen misshandelt werden. Eine “systematische“ Misshandlung russischer Soldaten durch ukrainische Truppen konnte die UN nicht feststellen.“

Warum diese Szene so wichtig war

Ja, selbstverständlich ist es gut, wenn Desinformation und Relativierungen wie von einer Frau Wagenknecht auch live in einer Sendung durch Herrn Klamroth sofort widersprochen werden. Dafür gab es auch viel Lob in den sozialen Medien. Carlo Masala lobte es:

„Gestern waren wir Zeuginnen einer der wenigen Male, bei der die Strategie „wirf einfach nur scheinbare Fakten in den Raum, weil niemand in der Lage ist, diese zu überprüfen“ nicht aufgegangen ist. Das war ein sehr schöner Moment. Und als klar wahr, dass Unwahrheit gesprochen wurde, kam das Totschlagargument: „Aber Asow hat doch 2014“.

Das wiederum ließ sich nicht überprüfen. Und dass es ein Moderator gemacht hat, hat auf die Zuschauerinnen eine völlig andere Wirkung, als wenn wir Expertinnen das machen. Es ist einfach autoritativer. Mag man bedauern, ist aber so. Deshalb mein aufrichtiger Dank an #Klamroth. Und alle anderen sollten sich daran ein Beispiel nehmen.“ [sic]

Carlo Masala

Viele bemerkten jedoch das grundlegende Problem: Selten kann man ad hoc einen Faktencheck einblenden. Fakten checken braucht Zeit, lügen oder Halbwahrheiten verbreiten geht ganz schnell. So schrieb Jörg Kachelmann:

„#HartAberFair hat nochmal ein Problem gezeigt, dem ich in meiner Fernsehzeit auch immer wieder begegnet bin. Man kann als Moderator absolut dreisten Lügen nicht sinnvoll begegnen, wenn man seine neutrale Rolle nicht verlassen kann. Man verliert immer gegen kalt vorgetragene Menschenverachtung. Die einzige Lösung wäre, die vorgesehene Rolle zu verlassen und dem Gast zu sagen, was sie da macht. Da dies aber nicht vorgesehen und gewünscht ist, wird es für AfD-Leute wie gestern immer ein Gewinn sein, zu einer solchen Sendung eingeladen zu werden.“ [sic]

Jörg Kachelmann

Und andere stellen richtig fest:

Und Stephan Anpalagan macht die richtige Feststellung: Es „offenbart ein gigantisches Problem unserer Medienwelt: Viel zu oft genug kommt man mit einer kaltschnäuzigen Lüge durch.“ [sic]

Das Problem mit Talkshows

Wer gut reden kann und es mit der Wahrheit gerne auch mal nicht so genau nimmt – oder einfach nur kein Interesse an einem diskursiven Konsens hat – für den sind Talkshows wie „Hart aber fair“ gut. Denn einen Faktencheck nach der Sendung erreichen viel weniger Personen, und möglicherweise weniger als diejenigen, die eine mögliche Desinformation gehört und geglaubt haben.

Am Montag war Klamroth gut vorbereitet – es war auch nicht so schwer, da Frau Wagenknecht seit einer ganzen Weile sich im Kreis dreht und die immer gleichen (und oft falschen) talking points wiederholt. Und es ist gut, dass gerade diese Szene zeigt, wie man es besser machen kann. Aber sie ist eben die Ausnahme. Dass es hier einigermaßen geklappt hat, ist nicht normal. Und wir sollten uns Gedanken machen, ob derartige Formate dem Kampf gegen Desinformation und demokratischen Meinungsaustausch nützlich sind oder nicht.

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Artikelbild: Screenshot