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Das Patriarchat – wie lange gibt es das schon? Eine Expertin klärt auf

von | Aug 28, 2023 | Analyse

Wie funktioniert archäologische Geschlechtsbestimmung überhaupt?

Archäologen und prähistorische Anthropologen arbeiten mit toten Menschen. Das ist ein Fakt, der sicherlich den meisten bekannt ist – abgesehen natürlich von denen, die Archäologen mit Paläontologen verwechseln (nein, Archäologen graben keine Dinosaurier aus, ja, haben wir alle schon x-mal gehört). Nicht immer ganz auf dem Schirm haben viele, dass die Arbeit mit toten Menschen aber auch bedeutet, dass man diese Leute nicht mehr danach fragen kann, wie sie sich selbst wahrgenommen haben.

Es ist auch anders als in der Pathologie, wo man ja häufig dann doch noch recht viel Gewebe hat und die Verstorbenen meist erst relativ kurz vorher verstorben sind – heutzutage ist das fast gleichbedeutend damit, dass man sich eine Vorstellung von der Persönlichkeit machen kann, indem man ihre sozialen Medien durchstöbert. Den Luxus haben Archäologen und prähistorische Anthropologen nicht. In den allermeisten Fällen arbeiten sie ausschließlich mit Skeletten und, ja, Asche und Knochenresten. Das kann zu Problemen führen, wenn es um die biologische Geschlechtsbestimmung einer toten Person geht, aus mehreren Gründen. Aber dazu gleich.

Zuerst einmal, methodisch wird das Geschlecht einer Person in einem Grab auf zwei Grundlagen bestimmt: die Beigaben, die der Person mit ins Grab gegeben worden sind, und die Knochen.

Heutzutage kann man auch noch die aDNA-Analyse (das a steht für „ancient“) in Anspruch nehmen, also gibt es eine dritte Möglichkeit, unabhängig das biologische Geschlecht einer Person zu bestimmen. Im Idealfall sollten alle drei Methoden ergänzend benutzt werden, also die Archäologen sollten anhand der Beigaben eine Einschätzung abgeben, prähistorische Anthropologen/Osteologen sollten die Knochen untersuchen und ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen (Herrmann u. a. 1990, 74) und ein Labor sollte eine aDNA-Analyse vornehmen.

Am Ende werden die Einschätzungen und Ergebnisse verglichen und – tja, dann kommt es drauf an, was sie sagen. Wenn sich alle einig sind, dann gut. Wenn nicht, wird das etwas schwieriger, dann muss entschieden werden, welche Methode die verlässlichsten Ergebnisse geliefert hat. Nichtsdestotrotz, das verlässlichste Ergebnis aus drei zu benutzen ist wissenschaftlich absolut zulässig, solange eine ausgewogene Begründung vorliegt.

Ideal vs. Realität

In der Praxis scheitert das häufig an der Realität. Das fängt schon mit dem Skelett selbst an. Um das verlässlich osteologisch einordnen zu können, braucht man am besten Becken, Schädel und Oberschenkelknochen, in dieser Reihenfolge. Sie sollten natürlich so gut wie möglich erhalten sein, denn je besser die Skeletterhaltung, desto sicherer die Einordnung.

Das hat man leider nicht immer. Es gibt nämlich gar nicht wenige Phasen in der Menschheitsgeschichte, in denen Brandbestattung (auch Kremation, Verbrennung) die vorherrschende Begräbnissitte war. Das war nicht ganz so effektiv wie heute, weil nicht dieselben Temperaturen erreicht werden konnten, was dazu führt, dass man am Ende den sogenannten „Leichenbrand“ hat, in dem Asche, Knochenreste und die Überreste von möglichen Beigaben, die mit auf dem Scheiterhaufen waren, vermischt sind. Und ja, es ist möglich, Leichenbrand noch osteologisch zu bestimmen, aber aus offensichtlichen Gründen ist die Einordnung natürlich wesentlich schwieriger und mit mehr Unsicherheiten behaftet, als wenn man ein komplettes Skelett hat (Herrmann u. a. 1990, ab Seite 256).

Da bleibt häufig keine andere Wahl, als die Geschlechtsbestimmung allein aufgrund von Beigaben vorzunehmen, denn aDNA-Analyse ist bei Leichenbrand auch eher schwierig. Feuer, auch wenn nicht so heiß wie heute, hat dann doch eine eher zerstörerische Auswirkung auf Zellen und DNA. In anderen Fällen haben Archäologen auch das Pech, dass vom Menschen gar nichts mehr übrig ist, weder Knochen noch andere organische Reste, vielleicht noch etwas, das man „Leichenschatten“ nennt. Da kann man dann noch sehen, dass da mal ein Mensch gelegen hat, das ist aber auch wirklich alles. Geschlechtsbestimmung? Nur auf der Grundlage von Grabbeigaben.

Osteologische Geschlechtsbestimmung

Aber gehen wir jetzt einfach mal vom besten Fall aus. Wirklich vom allerbesten Fall. Es gibt ein vollständiges Skelett, Becken, Schädel und Oberschenkelknochen sind alle erhalten. Ich zitiere hier jetzt einfach mal aus einem der Standardwerke:

Mit der Geschlechtsdiagnose erhält man die, neben dem Individualalter, zweite grundlegende biologische Information über ein Individuum. Sie beruht auf einer Bewertung des Geschlechtsdimorphismus von Form- und Größenmerkmalen am Skelett. Der Ausprägungsgrad dieser Merkmale unterliegt einer Variabilität, die sowohl die beiden Geschlechter als auch räumlich und/oder
zeitlich getrennte Populationen betrifft (Herrmann u. a. 1990, 73).

Okay, ich weiß, jetzt wird gleich der Einwand kommen, dass z.B. Intersexpersonen hier nicht berücksichtigt sind, deren Skelette ja theoretisch auch Merkmale beider Geschlechter aufweisen könnten, und dass der Geschlechtsdimorphismus ja sowieso nicht
wissenschaftlich haltbar ist.

Ja.

Aber.

Ich habe noch keine Literatur dazu gelesen und weiß auch nicht, ob es überhaupt schon Untersuchungen zu möglichen skelettalen Unterschieden zwischen biologisch eindeutigen Männer-/Frauenskeletten und Skeletten von Intersexpersonen gibt, die über Einzelfälle hinausgehen, denn so lange beschäftigen wir uns ja als Gesellschaft noch nicht mit dem Phänomen. Mal ganz davon abgesehen, dass es ein krasser Eingriff in die Selbstbestimmung einer Intersex- und auch jeder anderen Person wäre, das Skelett ohne Zustimmung zu untersuchen, vor oder nach deren Tod. (Und ja, ich weiß, auch das machen Archäologen ständig. Die ethische Vertretbarkeit und die Argumente für und wider archäologische Forschung an (prä)historischen Skeletten sind hier aber nicht Thema und ich empfehle, zu diesem Themenkomplex auch einmal Herrmann u.a. 1990 zu konsultieren, alternativ auch Abhandlungen zu bestimmten Fällen wie etwa Kjølberg 2014.)

Nach meinem Wissensstand wird Intersexualität v.a. genetisch, hormonell und anhand der Ausprägung der Geschlechtsmerkmale diagnostiziert. Zum Thema DNA-Analyse von prähistorischen Skeletten kommen wir weiter unten noch, aber was das Gewebe inklusive eventuell vorhandener oder nicht-vorhandener Geschlechtsorgane angeht, wenn man keine Mumie oder Moorleiche hat, ist das bei einem Skelett nun mal weg.

Skala statt Ja/Nein

Demnach müssen wir wohl oder übel auf der Basis dessen arbeiten, was wir wissen und mit relativer Sicherheit sagen können, bis wir bessere Daten haben. Und ich möchte explizit auf die Formulierung „Ausprägungsgrad dieser Merkmale unterliegt einer Variabilität“ aufmerksam machen, sowie die weiteren Hinweise der Autoren:

Bei der morphognostischen Geschlechtsdiagnose verschafft man sich deshalb zunächst einen Überblick über die Variabilität der geschlechtstypischen Merkmale innerhalb der zu bearbeitenden Skelettserie. Individuen mit jeweils charakteristisch weiblicher oder männlicher Ausprägung der Merkmale dienen dabei als Orientierung, um über einen Formenvergleich in einer morphologischen Reihe die Geschlechtsbestimmung der übrigen Individuen des Kollektives durchführen zu können. Die so ermittelte Variabilität geschlechtstypischer Merkmale ist nicht zwangsläufig identisch mit der tatsächlichen Variabilität dieser Merkmale bei den Geschlechtern einer Serie, da grazile Männer (Merkmalsausprägung eher im weiblichen Variationsbereich) oder robuste Frauen (Merkmalsausprägung eher im männlichen Variationsbereich) methodenbedingt einer Fehldiagnose unterliegen können (Herrmann u. a. 1990, 73). Ist der Geschlechtsunterschied morphognostischer Kriterien gering oder die Variabilität der geschlechtstypischen Merkmale nicht bekannt (z.B. Einzelfunde), ist eine metrische Geschlechtsdiagnose angezeigt.

Mit anderen Worten: Anthropologen und Archäologen sind sich absolut darüber im Klaren, dass Menschen, gerade wenn sie aus unterschiedlichen Gegenden/Zeiten stammen, unterschiedlich ausgeprägte Skelette haben können, z.B. durch genetische
Voraussetzungen und Ernährung im Kindes- und Jugendalter. Es sollte niemandem fremd sein, dass Mangelernährung im Kindesalter bspw. dazu führen kann, dass eine Person kleiner bleibt, als sie genetisch werden könnte, weil der Körper nicht genug Nährstoffe zum Großwerden hatte. Die Länge des Oberschenkelknochens ist z.B. also auch davon abhängig, ob die Person an Mangelernährung gelitten hat. Deshalb benutzt man, wann immer möglich, eine sogenannte „Referenzpopulation“, also andere Skelette aus derselben Population, mit denen man dieses bestimmte Skelett vergleichen kann, um zu sehen, ob diese Gruppe z.B. einfach generell kleiner war, als man erwarten würde. Hat man diese Referenzpopulation nicht oder besteht sie aus modernen Menschen aus derselben Gegend, können sich daraus Fehleinschätzungen ergeben.

Ein einzelnes Skelett ohne größeren Kontext wie ein Gräberfeld mit anderen Skeletten kann nur anhand von statistisch ermittelten Normwerten beurteilt werden. Eine moderne Population, selbst wenn sie aus derselben Gegend kommt, kann z.B. trotzdem im Mittel größer gewachsen sein, weil sich der Zugang zu Nahrung verbessert hat.

Deshalb gibt es für die Beurteilung solcher Geschlechtsmerkmale eine Skala und kein Ja/Nein-Feld. „Danach ist ein Merkmal sicher weiblich, eher weiblich, sicher männlich, eher männlich oder indifferent (nicht bestimmbar) ausgeprägt. Aus der Summe der Klassifikationen ergibt sich die Geschlechtsdiagnose […]. Bei fragmentiertem Material, etwa aus Kollektivgräbern, liegen Skelettabschnitte oft isoliert vor und erschweren die Diagnose. Hier kann in Kenntnis der Variabilität der Zusatz ‚Tendenz weiblich‘ oder ‚Tendenz männlich‘ erfolgen“ (Herrmann u. a. 1990, 74).

Ums noch schwieriger zu machen

Und wie hier bereits erwähnt, osteologische Geschlechtsbestimmung wird auch erheblich schwieriger, wenn man sich mit „Knochen
außerhalb des Verbunds“ beschäftigt. Klingt komisch, bezeichnet aber Knochen, die nicht mehr in der Position liegen, wie sie in einem Skelett liegen würden (also nicht mehr im Verbund), sondern verstreut sind. Diese „Skelette“ sind in den wenigsten Fällen auch nur ansatzweise vollständig. Der Grund dafür liegt im Regelfall in den Bestattungsriten (z.B. eine nachträgliche Verlagerung des Skelettes, bei der einfach nicht alle Knochen mitgenommen wurden), aber es kann auch unabsichtlich passiert sein, wenn z.B. Tiere oder Grabräuber (prähistorische oder moderne) Teile des Skelettes zerstört, verschleppt oder entfernt haben.

Beruht die osteologische Geschlechtsbestimmung dann auf Merkmalen, die größere Variabilität haben, kann es z.B. passieren, dass ein kleiner Mann, von dem man leider nur mehr die Oberschenkelknochen hat, als Frau eingeordnet wird, und eine überdurchschnittlich große Frau als Mann. Oder die Knochen, die eigentlich zu einem Skelett gehören, werden als zwei unterschiedliche Skelette interpretiert. Oder Knochen, die zu unterschiedlichen Skeletten gehören, werden als eines betrachtet. Kann besonders bei Leichenbrand passieren, wenn halt nicht nur eine Person verbrannt wurde, sondern mehrere. Und das wirkt sich natürlich auf die osteologische Geschlechtsbestimmung aus. Bei einem relativ vollständigen Skelett kann man das Problem umgehen, indem man so viele Merkmale wie möglich mit einbezieht, aber bei einem nicht im Verbund gefundenen Skelett funktioniert das halt einfach nicht.

Und selbst wenn man die relevanten Skeletteile hat, bleibt immer noch eine Ungenauigkeit. Das Becken gibt im Normalfall die besten Hinweise darauf, ob man biologisch gesehen eine Frau oder einen Mann vor sich hat, denn das weibliche Becken ist von der Form her auf Schwangerschaft und Geburt ausgerichtet. Bei den meisten Frauen. Und deshalb findet sich hier auch der folgende Satz: „Die Bestimmungssicherheiten für eine morphognostische Geschlechtsdiagnose am Becken liegen bei 90-95%“ (Herrmann u. a. 1990, 77). Nicht bei 100. 90-95%. Bei 100 als weiblich bestimmten Skeletten werden also statistisch gesehen 5-10 Skelette fälschlich als Frau beurteilt, bei 100 als männlich bestimmten Skeletten sind 5-10 fälschlich als Mann bestimmte Frauen dabei. Das ist mit Abstand der Teil des menschlichen Skelettes, der mit der höchsten Sicherheit Rückschlüsse auf das biologische Geschlecht erlaubt.

Beim Schädel besteht z.B. schon eine Fehlerwahrscheinlichkeit von 16,8% (Herrmann u. a. 1990, 81). Diese Fehlerwahrscheinlichkeiten werden zwar von unterschiedlichen Forschern unterschiedlich angegeben, aber 100% sind es nirgendwo und es ist mir hier wichtig, darauf hinzuweisen, dass diese Probleme bereits in einem Werk von 1990 explizit benannt sind. Eben weil diese Restunsicherheit besteht, beruht eine osteologische Geschlechtsbestimmung, wann immer möglich, auf mehr als einem Skelettmerkmal.

aDNA-Analyse und Kontamination

Diese Restunsicherheit kann unter Umständen auch ausgeräumt werden, indem man neben der osteologischen Geschlechtsbestimmung auch noch eine aDNA-Analyse vornimmt. In Fernsehdokumentationen, wie sie z.B. bei Terra X laufen, wird aDNA-Analyse gerne als eine Art Wunderwaffe präsentiert, die endlich Klarheit schaffen kann. Das kann auch wirklich gut funktionieren, außer natürlich, wenn nur noch der Leichenschatten da ist. Aber ihr habt auch alle Krimis gesehen, wo die Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen mit Masken rumlaufen, um den Tatort nicht zu kontaminieren, oder?

Das ist bei einer Ausgrabung nicht anders, denn DNA ist organisch und ebenfalls organische Archäologen bringen ihre eigene DNA mit, mit der sie Proben kontaminieren können. aDNA-Proben müssen deshalb von Spezialisten unter spezifischen, streng kontrollierten Bedingungen entnommen und untersucht werden.

Schon auf der Grabung müssen Maßnahmen getroffen werden, wenn man später aDNA-Analysen vornehmen will, sonst besteht einfach die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Proben bereits während der Grabung verunreinigt werden und dann nicht mehr für die Analyse taugen. Neben der Kontamination durch Ausgräber-DNA sollte zum Beispiel auch darauf geachtet werden, dass die Knochen nicht mit Regenwasser in Kontakt kommen oder mit modernem Leitungswasser gewaschen werden, wenn man neben aDNA-Analysen auch Radiokarbondatierungen vornehmen will (Herrmann u. a. 1990, 48). Dabei gelangt nämlich moderner Kohlenstoff in die Knochen, der dann in der Folge die Ergebnisse verfälschen kann.

Im Feld

Aus Erfahrung, beides kann auf der Grabungsfläche schwierig werden. Menschliche Knochenreste tauchen nicht immer da auf, wo man sie erwartet, und es kann schon mal vorkommen, dass jemand, der Scherben aus einer Abfallgrube wäscht, auf einmal einen Teil eines menschlichen Schädels in der Hand hat. Die Technik ist heute zwar ziemlich gut, sodass auch Verunreinigungen ausgefiltert und aDNA aus Altgrabungen (also Grabungen, die schon lange her sind) analysiert werden können, aber es besteht immer die Chance, dass die Proben einfach nicht gut genug sind, um irgendwas mit Sicherheit sagen zu können (Herrmann u. a. 1990, 46).

Auch wenn die Skelettteile an und für sich gut erhalten sind und man aDNA extrahieren kann, kann es immer noch sein, dass im Laufe des Konservierungsprozesses Methoden angewendet worden sind, welche die Proben unbrauchbar machen (Herrmann u. a. 1990, 30). Das ist tatsächlich gar nicht so unwahrscheinlich, gerade bei Altgrabungen, weil die Konservierungsmethoden, die man im letzten Jahrhundert angewendet hat, oft keine Rücksicht auf die Möglichkeit einer späteren aDNA-Analyse genommen haben. Warum auch, wenn es die noch gar nicht gab oder einfach das Geld nicht da war, um eine bessere Methode zu wählen?

Kostenfaktor

Denn natürlich sind solche Analysen teuer, weil man dazu ein Labor benutzen muss. Es ist also schlicht und ergreifend auch eine Geldfrage, ob die Ausgrabung genügend Geld hat, um sich das leisten zu können. Wenn man als Ausgrabungsleiter die Wahl hat zwischen mehr Leute anstellen und dadurch hoffentlich mit der Grabung fertigzuwerden, bevor die Bagger anrücken, oder für ein paar Skelette aDNA-Analysen zu kaufen, wird die Wahl eher auf die zusätzlichen Ausgrabungskräfte fallen.

Denn entgegen dem Bild, das Fernsehdokumentationen vermitteln, sind die meisten Grabungen heutzutage Notgrabungen, keine Forschungsgrabungen. Notgrabungen finden immer dann statt, wenn die Gefahr besteht, dass eine Fundstätte bspw. durch Baumaßnahmen unwiederbringlich zerstört werden wird.

Als Ausgrabungsleiter gilt es dann, so schnell wie möglich so viel wie möglich zu dokumentieren, bevor es zu spät ist. Nicht gerade die Situation, wo man sich einen Kopf drüber macht, ob man aDNA-Analysen haben will. Das ist bei Forschungsgrabungen anders, weil sie, wie der Name schon sagt, spezifisch der Forschung dienen. Die werden aber heutzutage nur dann genehmigt, wenn wirklich sehr, sehr gute Gründe dafür sprechen. Archäologen heute arbeiten nämlich eher nach dem Prinzip „solange es im Boden ist, ist es sicher“. Denn alles, was gegraben wird, ist weg. Das kann man nicht zurückbringen, nur rekonstruieren. Deshalb hoffen und warten Archäologen auf weniger invasive Methoden, um ihre Forschungsobjekte nicht im selben Atemzug, in dem sie sie erforschen, auch zu zerstören.