Für die Bundestagswahl 2021 warb die FDP noch für Klimaschutz mit Innovationen und Marktinstrumenten. Davon ist nicht mehr viel übrig, heute bekämpft sie Innovationen made in Germany. Erfolgreiche deutsche Innovationen werden mit Desinformation verteufelt und ausgebremst, an wettbewerbsschwachen Technologien wird ideologisch festgehalten, aufstrebende, deutsche Industriezweige torpediert. Die Welt lacht darüber, wie Deutschland dank der Wirtschafts-Esoterik der FDP mit Absicht bei allen Zukunftstechnologien immer weiter zurückfällt.
Ideologiegetrieben, innovationsfeindlich
Vor der Wahl wurde heftig gestritten, wie effektiv die Klimaschutz-Pläne der verschiedenen Parteien letztendlich sein würden. Die Springer-Presse ätzte gegen den WDR, weil die beim WDR beheimatete Quarks-Redaktion die Umsetzung der FDP-Pläne für so unrealistisch hielt, dass sie das in ihrem Ranking der Wahlprogramme berücksichtigte.
Nun stellt sich heraus, dass die Quarks-Redaktion mit ihrer Einschätzung leider goldrichtig lag: Die FDP hat sich vom Konzept der hohen CO₂-Bepreisung längst verabschiedet, sie hat letztes Jahr trotz scharfer Kritik von Ökonomen fossile Treibstoffe auf Staatskosten verbilligt, anstatt dem Markt die Technologieentscheidung zu überlassen – Ideologie anstatt Marktwirtschaft?
Für “Technologien”, aber nur die, die es noch nicht gibt
Grundsätzlich ist es natürlich eine legitime Position, Emissionen in Zukunft durch den Einsatz neuer technischer Lösungen senken zu wollen. Die Glaubwürdigkeit dieser Position implodiert nur eben komplett, wenn selbige technische Neuerungen zugunsten von alten Wirtschaftsstrukturen bekämpft werden, sobald sie marktreif sind.
So agitiert der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Oliver Luksic, seit Jahren gegen E-Autos. Er behauptete, sie seien technisch unterlegen und nicht klimaschonend, verbreitete Falschmeldungen und fehlerhafte Berechnungen zu deren ökologischem Impact und forderte weniger staatliche Förderung. Heute soll er sich als Staatssekretär im FDP-geführten Verkehrsministerium ausgerechnet um die Lade-Infrastruktur kümmern. Na, was soll da schon schiefgehen? Die vermeintliche Innovations-Partei erscheint hier auf einmal so innovativ wie ein Wurzelbürsten-Versand, Luksic bevorzugt laut eigener Auskunft die vollkommen abwegige Idee von sogenanntem „Öko-Sprit“ für Dieselfahrzeuge, für den wir Landflächen größer als ganz Deutschland benötigten.
Auch beim Gebäudeenergiegesetz atmet die FDP-Position den Geist von ein paar Hinterwäldlern, die Toiletten mit Wasserspülung für gefährliche Zauberei halten. Lang ist die Liste der durchsichtigen Verzögerungsversuche, um so lange wie möglich fossile Heizungen im Bestand zu halten.
Ideologischer Kampf gegen die Wärmepumpe
Hier findet längst ein ideologisierter Kampf gegen die in diesem Bereich vielversprechendste technische Errungenschaft statt, die Wärmepumpe. So versucht unter anderem Christian Dürr, der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, wiederholt in deutschen Talkshows, den Menschen Angst vor neuer Technik zu machen, so als sei er der Abgesandte einer Eso-Sekte.
Am 13.07.2023 saß er mal wieder bei Markus Lanz und verbreitete dort grandiosen Unfug zu den Wirkungsgeraden dieser Heizsysteme. In einem konfusen Monolog unterstellte er „Wolkenkuckucksheime bei der elektrischen Seite“, weil das mit Wind und Sonne dann halt schon irgendwie funktionieren müsse und die Geräte im Winter schlechter funktionierten als im Sommer.
Schade, dass es im Sommer so heiß ist, dass man keine Heizung braucht
No Shit Sherlock. Schade, dass es im Sommer so heiß ist, dass man keine Heizung braucht, sonst wären Wärmepumpen noch besser als ohnehin schon: Sie machen aus 1 kWh Strom etwa 4 kWh Wärme (man spricht dann auch von einem Coefficient of Performance oder COP von 4), und das ist sowohl für das Klima als auch für das Sparen von Energie sensationell gut. Dürr lügt dann dreist, der COP läge im Winter bei 1, also eine kWh Strom erzeuge dann nur eine kWh Wärme.
Das ist so weit weg von der Wahrheit, man fragt sich unweigerlich, wann die FDP Technologie-Feindlichkeit zu ihrem neuen Markenkern erklärt hat. Selbst bei schlechter Dämmung ist an sehr kalten Tagen mit dem doppelten COP 2 zu rechnen, und das eben an sehr wenigen Tagen. Selbst eine 2-wöchige üble Kältewelle mit Temperaturen um die minus 10 Grad fällt nicht groß ins Gewicht, weil an den restlichen 170 Tagen der kalten Jahreshälfte normale Temperaturen herrschen.
FDP wirbt für Wasserstoff – den es weder gibt noch sich je durchsetzen wird
Die Wärmepumpe heizt aber selbst an diesen extrem kalten Tagen klimafreundlicher als eine Gasheizung, da unser Anteil von CO₂-armem Strom über 50 % des Strommixes ausmacht. Und als wäre dieser Auftritt nicht schon so vollkommen absurd, wird das Ganze noch mal um eine Größenordnung bizarrer, wenn man sich die von der FDP ins Feld geführten Alternative der Wasserstoffheizung ansieht: Wasserstoff wächst nicht am Baum, wir müssen ihn erst mal energieaufwändig herstellen und dann wieder mit Brennstoffzelle umwandeln, wobei sehr viel Energie verloren geht.
So viel, dass eine Wasserstoffheizung (die zudem noch extrem teuer ist), für das Beheizen eines ungedämmten Hauses etwa 6-mal so viel grünen Strom benötigt hat, als wenn die Wärmepumpe zum Einsatz kommt. Das wäre also noch schlechter als die theoretische Wärmepumpe in der Antarktis mit COP 1, von der Dürr zuvor faselte. Mehr dazu, warum Wasserstoff eine Scheinlösung ist:
Ach, und wie war das mit der „knappen“ erneuerbaren Energie? Wie viel mehr Windkraft und Photovoltaik müssen wir installieren, wenn genug Leute auf die FDP hören und für die gleiche Heizleistung 6-mal so viel Strom aus dem deutschen Netz ziehen und was würde das mit dem Strompreis machen? Und was würde das für die Unternehmen bedeuten, die auf Wasserstoff angewiesen sind wie in Zukunft Stahlwerke, chemische Industrie und der Schwertransport?
“Lösungen”, die weder ökonomisch noch ökologisch Sinn ergeben
Wie auch beim E-Auto fehlt großen Teilen der FDP grundlegendes Wissen über physikalische Wirkungsgerade, sodass sie ständig über Lösungen redet, bei denen enorme Mengen Abwärme sowohl die ökologische als auch ökonomische Bilanz ruinieren.
Wenn ihr einen Liter Diesel tankt, dann macht der Verbrennungsmotor aus drei Vierteln davon Abwärme. Nur ≦ 25 % der im Kraftstoff gebundenen Energie wird genutzt, um das Auto vorwärtszubewegen. Diesen Wert kann man entweder verbessern, indem man elektrisch fährt oder aber verschlechtern, indem man mit E-Fuels fährt.
Es wird zur Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die sich selbst als wirtschaftsliberal und innovationsliebend verstehende Partei selbst die vielversprechendsten Innovationen ausbremst. Und das zum Wohle von ein paar wenigen Unternehmen. Das ist ja nicht mal im Sinne der Marktwirtschaft, in der veraltete Geschäftsmodelle halt von neuen ersetzt werden. Die Idee, sie so lange wie möglich künstlich am Leben zu erhalten, atmet eher den Geist von Apparatschiks in der Sowjetunion.
Eher wie in der Sowjetunion
Und das gefährdet nicht nur Klimaziele, das wird auch immer mehr zur Gefahr für Unternehmen in Deutschland, die in den Märkten der Zukunft Fuß fassen wollen.
Im Vertrauen darauf, dass die Regierung den Heizungsmarkt im Sinne ihrer Klimaziele reguliert, hat die deutsche Industrie ihre Produktionskapazitäten zuletzt stark ausgebaut und im Eiltempo neue Fabriken errichtet oder bestehende ausgebaut. Nachdem das Gesetz nun 3 Monate lang immer weiter aufgeweicht wurde und viele Kunden nun doch wieder neue Gasheizungen bestellen, klagen die Hersteller über einbrechende Absatzzahlen.
Deutschland liegt ohnehin schon weit hinten im europäischen Vergleich eingebauter Wärmepumpen pro 1000 Haushalte, selbst deutlich wärmere Länder wie Italien und Portugal haben hier deutlich mehr erreicht als wir. Ohne steigende Nachfrage im eigenen Land werden deutsche Hersteller es schwer haben, sich auf diesem extrem wichtigen Zukunftsmarkt zu behaupten.
Deutsche Industrien stürzen ab
Auch die ehemals deutsche Vorzeigeindustrie Fahrzeugbau konnte bislang wenig Profit aus der fragwürdigen Schützenhilfe der FDP schlagen: Im größten PKW-Markt der Welt (China) befindet sich unter den 10 meist verkaufen E-Autos kein einziges deutsches Modell. Der chinesische E-Auto-Hersteller BYD hat im ersten Quartal 2023 Volkswagen als Marktführer abgelöst.
Und das ist nur ein Hersteller. Wenn die Produktion da richtig losläuft, wird Tesla dagegen wie eine Kleinserie aussehen, weil der chinesische Staat hier ganz klare Anreize setzt, anstatt den Menschen parallel Blödsinn über Wasserstoff- oder E-Fuels einzureden.
Und das ist echt irre. Deutschland ist immer noch ein ziemlich innovatives Land, mit richtig guten Leuten in Forschung und Ingenieurwesen, die in Zukunft genauso gute Autos, Batterien oder Wärmepumpen herstellen können wie China und die USA. Dazu brauchen die aber auch das richtige Umfeld. Medien und Parteien, die der Bevölkerung einreden, all diese Dinge, die aktuell weltweit boomen, funktionierten nur in Deutschland nicht, bremsen das alles fatal aus.
Die Ganze Welt lacht über das rückständige Deutschland
Während Deutschland auf einem der letzten Wärmepumpen-Plätze rum krebst und die FDP Angst davor schürt, die würden bei Kälte nicht funktionieren, wird die Statistik angeführt von Finnland und Norwegen. Finnland! Da fahren Kinder morgens auf Skiern über zugefrorene Flüsse in die Schule! Aber nee, in einem furchtbar peinlichen Anflug von Erklärbärigkeit will Christian Wüst von der FDP uns erklären, dass Deutschland zu kalt dafür sei. Alle anderen Länder können das. Die Schweizer Stadt Winterthur plant jetzt schon, bis 2033 ihr halbes Gasnetz zurückzubauen.
Konservative und „Liberale“ haben angeblich immer ganz große Angst, dass die anderen Länder uns wegen unserer Alleingänge auslachen. Diese anderen Länder werden in 10 Jahren einen großen Teil ihrer fossilen Importe abgeschafft haben. Die werden primär dann einen Grund zum Lachen haben, wenn Deutschland dann immer noch teure Mengen Erdgas und Erdöl verbrennen muss, weil ein paar Lobby-Parteien jedes Gesetz mit so viel fossilen Hintertüren versehen haben und die Hersteller der neuen Lösungen alle im Ausland sitzen. In der FDP setzen sich nämlich im Zweifel die Fossil-Lobbyisten durch. Und leider nicht diejenigen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken wollen.