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MDR veröffentlicht „Querdenker“-Fake News über Impfungen

von | Dez 1, 2022 | Faktencheck

Sind wir mal ehrlich: So wirklich überraschend ist es nicht, dass wir schon wieder über den MDR reden müssen und dass dieser eine Bühne für Desinformation bietet. Auffällig häufig fällt der öffentlich-rechtliche Sender von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit grober Vernachlässigung der journalistischen Sorgfaltspflicht auf. So durfte beispielsweise Sucharit Bhakdi, der für antisemitische Aussagen angeklagt wurde, vor zwei Jahren seine unwissenschaftlichen Verschwörungsmythen dort verbreiten. Erst vor wenigen Wochen bereitete der Sender pro-russischer-Propaganda eine Bühne, indem er unreflektiert Fake News und rassistische Vorurteile gegen ukrainische Geflüchtete verbreitete. Mit den Fakten wurde dabei auch „sehr kreativ“ umgegangen, wie wir berichteten:

Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Neonazis auf Podiumsdiskussionen? Warum nicht, sagt der MDR. Nicht repräsentative Umfragen so einsetzen, wie das Fähnchen gerade weht? Kein Problem für das Umfrage-Konzept „MDR fragt“. Mit AfD-Politiker:innen darüber reden, ob man nicht vielleicht doch das N-Wort öfter sagen sollte (ihr ahnt es, beim MDR unzensiert)? Dass das eine schlechte Idee ist, wurde den Verantwortlichen auch erst nach einem riesigen Shitstorm bewusst. Und dass sie den Faschisten Björn Höcke ohne hinreichende Richtigstellung seinen rechtsextremen und völkischen Unsinn propagieren ließen, fand im Vorfeld offenbar auch niemand problematisch.

https://twitter.com/Nightmare_Keks/status/1560628460904517632

schlechtes Framing nur noch unterboten vom Inhalt

Und trotzdem versuchten wir, nicht gleich vom Schlimmsten auszugehen, als uns folgende Headline anstrahlte:

Screenshot mdr.de

Okay, klar klingt das erstmal verdächtig nach einem Reitschuster-Artikel oder einem Telegram-Beitrag vom Wendler (Okay, dann gäbe es mehr Explosions-Emojis). Aber vielleicht ist es ja einfach nur ein ungünstiges Framing? Der durchschnittliche Zuschauer der Öffentlich-Rechtlichen ist halt auch schon etwas älter, vielleicht ist der Redaktion auch einfach nicht bewusst, wie wichtig Framing in der digitalen Welt ist? Gut, das mag vielleicht grundsätzlich wirklich stimmen, doch in diesem Fall reicht das nicht als Entschuldigung. Denn das verdächtig schwurbelnde Framing wird von der Qualität des Inhalts noch um ein Vielfaches unterboten.

Aber schauen wir einfach mal rein. Wegen was wurden Ungeimpfte denn eigentlich zu Unrecht beschuldigt? Welche krassen neuen Erkenntnisse liefert uns die MDR-Autorin? Sie muss sich ja gut auskennen mit Medizin, immerhin kommt sie aus der MDR Wirtschaftsredaktion. Und wie groß ist überhaupt noch der Unterschied zu klassischen Verschwörungserzählungen?

Große Ansagen, kleine Beweisführung

Der Blick in den Artikel ist für uns, die sich nun seit bald 3 Jahren mit Desinformation zur Corona-Pandemie beschäftigen, leider ein bisschen enttäuschend gewesen. Denn statt eigene Argumente für ihre, sagen wir, „mutigen Aussagen“ zu finden, reproduziert sie eigentlich nur wirklich die gleichen faktenfreien Unsinns-Argumente, mit denen Verschwörungsideolog:innen die ganze Zeit allen vernünftigen Menschen auf die Nerven gehen. Kurzfassung: Die Impfung schütze nicht vor Ansteckungen, und alle Maßnahmen, die mit dem Impfstatus zu tun haben, seien damit übertrieben gewesen. Außerdem seien Ungeimpfte arme „Sündenböcke“, auf die man sich damals „stürzte“.

Also: Die Behauptungen sind heftig, die Anschuldigungen reichen weit. Doch dabei hat die MDR-Autorin offenbar eine kleine Problematik übersehen: Wenn man solche Behauptungen aufstellt, dann wäre es besser, man könnte sie auch beweisen. Die Autorin versagt, die meisten ihrer Behauptungen zu belegen, teilweise verlinkt sie sogar Faktenchecks, die ihre zentralen Behauptungen in Wahrheit widerlegen. Man könnte ihr die Lektüre empfehlen, bevor sie einen „Querdenker“-Fake-News-Artikel verfasst.

Insbesondere, wenn man von allen Bürger:innen finanziert wird, diesen also auch ein bisschen zur Sorgfalt und Faktentreue verpflichtet ist. Belege dafür, dass sich auf die Ungeimpften „gestürzt“ worden sei. Es gab und gibt berechtigte Kritik an Impfgegner:innen, das als „stürzen“ zu framen, ist irreführend. Aber da lassen wir mal großzügig eine gewisse Subjektivität durchgehen (auch wenn wir für unsere Haltung pro Impfung buchstäblich Morddrohungen erhalten haben). Doch wie sieht es mit den eigentlichen Fakten aus, die man im journalistisch unterirdischen Artikel beim MDR vermisst?

Studien zeigen: Impfung wäre unsere beste Chance gewesen!

Die MDR-Autorin verwendet eine interessante Mischung der beiden Desinformations-Strategien „Cherry Picking“ und „Strohmann-Argument“. Aus der riesigen Menge an Studien, die die Wirksamkeit des Impfstoffes belegen, pickte sie sich die eine heraus, die das zwar auch tut, aber aus methodischen Gründen an Aussagekraft verlor. Auch sonst bleibt sie eher Recht vage, wenn es darum geht, konkrete wissenschaftliche Erkenntnisse zu benennen. Einzig den Virologen Alexander Kekulé zitiert sie gern und regelmäßig. Denn der sagt ja auch das, was zu ihrer Meinung passt und lässt sich doch so schön als „tapferer Widerständler“ zeichnen. Seinen Hang zur Selbstinszenierung haben wir schon 2020 aufgezeigt:

Aber vielleicht sollten wir ja auch vom Guten im Menschen ausgehen. Vielleicht hat die Autorin wirklich nur aus Versehen vergessen, die wissenschaftliche Lage genauer zu sondieren, echte Expert:innen zu konsultieren, die von ihr verlinkten Faktenchecks auch zu lesen oder politische Maßnahmen differenziert mit dem Stand der Wissenschaft zu ihrer Zeit zu betrachten. Passiert den Besten. Wollen wir aushelfen.

Sorry, MDR: Selbst eure eigenen Zahlen zeigen Wirksamkeit!

Die Kernaussage sei also „Ungeimpfte sind zu Unrecht beschuldigt worden“. Beschuldigt dafür, dass sie die Pandemie treiben würden: Dabei seien bereits im Winter 2021 rund 40% aller Erkrankten doppelt geimpft, erklärt die Autorin. Nachprüfen können das die Leser:innen ad hoc nicht, denn Quellen sind auch hier Mangelware. Aber selbst wenn die Zahlen stimmen sollten, hat die MDR-Autorin damit nur eins bewiesen: Dass die Impfung wirkungsvoll schützt!

Denn „im Winter 2021“ (wann auch immer genau das war) waren laut Impfdashboard bereits 55-60 Millionen Deutsche grundimmunisiert. Selbst wenn man „großzügig“ rundet, also knapp zwei Drittel der deutschen Bevölkerung, eher mehr. Auf jeden Fall deutlich über den 40% Erkrankten, die im MDR-Artikel selbst angegeben sind! Das zeigt also, dass die Impfung tatsächlich vor Ansteckungen und schweren Erkrankungen schützt. Dieses Fettnäpfchen hätte man übrigens umgehen können, wenn man den Volksverpetzer aktiv verfolgt. Okay, komisches Eigenlob, ich weiß. Aber wir haben buchstäblich im November 2021 über einen sehr ähnlichen Fake berichtet und aufgezeigt: Ungeimpfte waren damals sogar 9-Mal häufiger auf der Intensivstation!

Aus dem gleichen Monat einen Faktencheck, der zeigte: Ungeimpfte waren definitiv die Haupttreibenden der Pandemie.  Einer Studie der Berliner Humboldt Universität zu folge waren die meisten Neuinfektionen auf Ungeimpfte zurückzuführen. An 8-9 Neuinfektionen von 10 waren Ungeimpfte beteiligt (Quelle).

Die Kolleg:innen vom WDR hatten das seinerzeit auch schön grafisch aufgearbeitet. Die Autorin des MDR ignoriert das alles?

Das Strohmann-Argument mit der Ansteckung

Die Autorin täuscht ihre Leserschaft, indem sie so tut – was übrigens sicherlich nur rein zufällig gerade eine in „Querdenken“-Kreisen beliebte Fake News ist – als sei der Schutz vor Ansteckung die einzige Rechtfertigung für die Maßnahmen. Und sie wiederholt die Fake News, dass die Impfung nicht (bzw. nie) vor Ansteckung geschützt habe, woraus sie falsch schlussfolgert, dass es keine Grundlange für die Maßnahmen gegeben habe. Diese Fake News haben wir bei Volksverpetzer bereits widerlegt.

Wie bereits erwähnt haben das Thema auch die Faktenchecker von Tagesschau und BR aufgeklärt, und die Autorin hat diese Artikel sogar verlinkt – und dann offenbar nicht mal gelesen. Sie täuscht gar über den Inhalt der Faktenchecks. „Niemand hätte je behauptet, dass der Fremdschutz in den Zulassungsstudien untersucht wurde, so ihre [die der Faktenchecker] Argumentation.“ Im verlinkten Artikel bestätigen diese Faktenchecker aber – im Gegensatz zur MDR-Autorin mit gleich mehreren Studien: „Studien zeigen: Die Impfstoffe schützten zu Beginn der Impfkampagne auch weitgehend vor Übertragung.“ Das hätte man auch beim RKI lesen können. Auch wir haben seinerzeit darüber berichtet, dass diese Studien das zeigen:

Die Autorin nennt das – mehrere Studien – „Indizien“ und ignoriert anschließend diese Fakten und tut darauffolgend so, als hätte es diesen Übertragungsschutz nie gegeben. Und schlussfolgert dann daraus (falsch!), dass Maßnahmen nicht nur nicht nötig gewesen seien, sondern gleich irgendeine „Ächtung“ von Ungeimpften. Das ist wildes, falsches, faktenfreies Geraune. Denn selbst wenn der fehlende Übertragungsschutz durch die Impfung bei früheren Corona-Varianten nicht gegeben wäre: Auch ohne sorgt auch die Impfung weiterhin für Fremdschutz.

So unverschämt sind Strohmann-Argumente

Denn es gilt weiterhin – und ist unter anderem einer der wichtigsten Grundpfeiler dafür, dass wir in die Endemie übergehen können: Geimpfte kommen schlicht und ergreifend seltener auf die Intensivstation. Und letztlich ist es die Überlastung der Intensivstationen (zu lesen übrigens beim MDR), vor der die Wissenschaft am meisten warnt und die, laut MDR-Bericht, gerade wieder absehbar wird. Doch das spielt im desinformativen MDR-Artikel irgendwie nicht so eine große Rolle. Stattdessen wird bereits der nächste Strohmann aufgebaut. Bei dieser perfiden Art des Argumentierens wird zuerst so getan, als hätte die Gegenseite etwas behauptet, was diese aber gar nicht behauptet hat. Und dann wird an dieser angeblichen „Behauptung“ (die es eben so nie gab) die Gegenposition profiliert.

Im MDR-Artikel geht der Strohmann folgendermaßen: Angeblich gäbe es „die Behauptung, allein die Ungeimpften belasteten unser Gesundheitssystem“. Das ist Unsinn, offensichtlich. Doch es ist eben auch ein Strohmann. Denn es hat niemals irgendwer behauptet, allein die Ungeimpften seien an irgendetwas „Schuld“. Im wissenschaftlichen Diskurs sowieso nicht, denn da spielt „Schuld“ eher keine Rolle. Aber selbst in den manchmal hitzigen politischen Debatte fiel diese Behauptung so nicht oder vermutlich selten. Und dabei hat die Autorin extra einzelne, zugespitzte Zitate aus dem Kontext gerissen, die das vielleicht implizieren könnten. Doch selbst die haben nie ausgesagt, dass allein die Ungeimpften Schuld daran seien.

Doch der Witz ist: Für ein Strohmann-Argument ist das auch egal. Niemand muss das jemals wirklich gesagt haben. Es reichen da bestenfalls ominöse Verweise auf „viele Politiker, Wissenschaftler und Medien“. Viel wichtiger ist, dass man sich jetzt wunderbar über diese angebliche Aussage aufregen kann. Es sind ja tatsächlich nicht nur Ungeimpfte, die die Intensivstationen voll machten. Aber eben überproportional viele, wie wir in mehreren verlinkten Artikel bereits gezeigt haben. Und genau auf dieses Problem machten Politiker:innen und Wissenschaftler:innen aufmerksam, wenn sie von einer „Pandemie der Ungeimpften“ reden.

Aktuelle Situation zeigt: Impfung hilft nach wie vor bei Entlastung

Das waren die Fakten, die seinerzeit richtig waren (der Ansteckungsschutz bei neuen Varianten ist ja geschrumpft, wie Studien zeigen. Nochmal: Das hätte die MDR-Autorin in den von ihr verlinkten und ignorierten Faktenchecks lesen können). Schauen wir mal zwischendurch auf ein paar aktuelle Zahlen und Fakten. Laut RKI-Imfpquotenmonitor sind aktuell (01.12.2022) in der Altersgruppe 60+ ziemlich genau 90% grundimmunisiert, also zwei Mal geimpft. Nur 10% haben also keine oder nur eine Impfung. Auf Intensivstationen werden in dieser Altersgruppe momentan laut RKI-Monatsbericht 180 Menschen wegen Covid-19 betreut. Davon sind 45 ungeimpft – also genau 25%. Zweieinhalb mal so viele, wie zu erwarten wäre. Betrachtet man diese Statistik auf das ganze Jahr gerechnet, wird es noch deutlicher: Fast die Hälfte der Fälle, die auf der Intensivstation landeten, waren demnach ungeimpft. Und das bei 90% Impfquote (wobei man hier fairerweise einräumen muss, dass diese höchstwahrscheinlich zu Beginn des Jahres etwas niedriger lag).

Die plakativen Zahlenspiele mit Geimpften auf der Intensivstation sind also immer mit Vorsicht zu genießen. Klar steigt die Anzahl der Geimpften auf Intensivstationen an. Denn wenn mehr Leute geimpft sind, dann wird es auch bei mehr Leuten Impfdurchbrüche (also Infektionen trotz Grundimmunisierung) geben. Nur zeigen die Zahlen ganz eindeutig: Der Anteil an Geimpften auf der Intensivstation ist deutlich niedriger als der Anteil an Geimpften in der Normalbevölkerung. Es zeigt sich also: Die Impfung wirkt. Denn sie verhindert häufig, dass man auf die Intensivstation muss. Das haben die von der MDR-Autorin verächtlich ignorierten „Faktenchecker“ pausenlos betont. Auch wir.

Weitere „Missverständnisse“ um den Impfstoff

Okay, zurück zum MDR. Denn wir haben nun zwar gezeigt, dass es wirklich eine „Pandemie der Ungeimpften“ ist bzw. war (wenn auch nicht nur der Ungeimpften, aber Strohmann lässt grüßen). Doch das war nicht das einzige „Missverständnis“, welches im Artikel vorliegt. Denn die Autorin scheint nicht ganz zu beachten, dass sich Erkenntnisse zum Coronavirus über die Monate und Jahre verändert haben. Anfang 2021 gab es wirklich noch die berechtigte Hoffnung, dass es mit dem Impfstoff endlich den schnellen Ausweg aus der Corona-Pandemie geben würde. Wie gesagt: Studien aus Israel und dem Vereinigten Königreich legten das Nahe. Wenn man schnell und zügig durchgeimpft hätte, wäre damit vielleicht wirklich eine schnelle Eindämmung der Pandemie möglich gewesen.

Doch wir waren da gerade noch damit beschäftigt, uns wie Sophie Scholl zu fühlen oder auch die reale Gefahr des Querdenken-Terrors klein zu reden. Und auch damit, ein bisschen gute alte Korruption durch den Bundestag laufen zu lassen, von den chaotischen Zuständen bei der Impfstoff-Bestellung will ich gar nicht anfangen. Jedenfalls hat das Corona-Virus wenig Rücksicht darauf genommen, welche Befindlichkeiten die Ungeimpften sich jede Woche aufs Neue ausdachten und ist mutiert. Besonders eine neue Variante, bekannt als Omikron, setzte sich durch. Studien legen nahe, dass der Impfstoff (welcher ja für die ursprüngliche Virus-Variante entwickelt worden war!) gegen Omikron wenig wirkt. Das mag gut sein und ist auch wenig überraschend. Doch das ist keineswegs „von Anfang an“ klar gewesen, wie der scheinbare Hellseher Kekulé zitiert wird.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung:

Eine Gruppe von sechs Freund:innen sitzt im Wohnzimmer. Sie planen den Tag, eigentlich wollten sie raus gehen und Volleyball spielen. Doch leider regnet es in Strömen. Fünf von ihnen sind sich einig: „Dann bleiben wir heute eben drin und kochen was Schönes!“ Nur der sechste Freund schreit und tobt, er will einfach nicht akzeptieren, dass es draußen regnet. Seiner Meinung nach scheint ja die Sonne und er lässt sich bestimmt nicht von seinen von der Koch-Industrie unterwanderten Freund:innen sagen, was er tun und lassen soll und sie würden ihn diskriminieren!

Zeitsprung zum nächsten Tag. Das Wetter ist jetzt deutlich besser, es hat aufgehört zu regnen, die Sonne scheint. Jetzt sind sich natürlich alle einig: Sie wollen raus, Volleyball spielen. Nur der eine, „spezielle“ Freund, meckert immer noch rum. Er habe es ja von Anfang an gewusst, eigentlich regnet es gar nicht! Die Wahrheit habe er allein erkannt und jetzt erst sehen es die anderen und er wäre zu Unrecht diskriminiert worden.

Studie: Maßnahmen haben Millionen Leben gerettet

Ja, so in etwa funktioniert die Argumentationslogik von Querdenker:innen (und eben auch von diesem MDR-Artikel). Es mag sein, dass einige Maßnahmen mit den aktuellen Gegebenheiten nicht mehr sinnvoll sind und gelockert werden sollten. Und das ist auch der Fall, die Maßnahmen sind aktuell extrem sanft, man schaue nur auf die Weihnachtsmärkte. Aber das heißt doch nicht, dass frühere Maßnahmen fehl am Platz waren. Ganz im Gegenteil: Im Sommer zeigte eine Studie, dass die Impfung allein wohl 20 Millionen Leben gerettet hat. Im Umkehrschluss heißt das natürlich leider auch, dass mit höheren Impfquoten noch mehr Leben hätten gerettet werden können. Eine weitere aktuelle Studie zeigt, für jeden US-Dollar, den man in Impfungen investierte, hat man sich 10 Dollar in Gesundheitskosten gespart. Wegen weniger schwerer Infektionen und weniger Ansteckung.

Fazit: MDR Veröffentlicht dreiste „Querdenker“-Fake News

Es lässt sich also zusammenfassen: Nein, niemand hat gesagt, dass nur Ungeimpfte „Schuld“ an der Pandemie seien. Und es hat auch niemand so getan, als wäre der Impfstoff ein Wundermittel, der zu 100% wirkt und all unsere Sorgen nimmt. Wer das glaubt, ist leider der wirkungsvollen „Querdenken“-Autosuggestions-Kampagne auf den Leim gegangen. Aber dennoch wirken Impfungen. Und zwar nicht nur individuell, indem sie schwere Verläufe verhindern. Sondern auch gesellschaftlich. Denn sie reduzieren nach wie vor die Wahrscheinlichkeit, dass man auf die Intensivstation muss. Und sie haben auch das Ansteckungsrisiko gemindert, was wissenschaftlich belegt ist. Man muss auch ganz sachlich sagen: Jeder Mensch, der sich einfach aus Trotz oder „Widerstand“ freiwillig nicht impfen lässt, trägt dazu bei, dass das Problem ein bisschen größer wird.

Nun sind das alles Scheinargumente und Debatten, die wir schon hunderte Male mit Querdenkenden, Rechtsextremen und Verschwörungsideolog:innen geführt haben. Wir springen da mittlerweile auch wirklich nicht mehr über jedes Stöckchen. Aber wenn solche Aussagen komplett unkritisch ausgerechnet bei einem öffentlich-rechtlichen Sender getätigt werden, dann sehen wir das doch als ein gewaltiges Problem. Denn Öffentlich-Rechtliche werden von allen Bürger:innen finanziert und sollen eine wichtige Rolle in der Meinungsbildung spielen. Das wird nur leider viel zu oft missverstanden als eine scheinbare Verpflichtung, auch den absurdesten Positionen eine gleichberechtigte Bühne geben zu müssen. Die Autorin aus der Wirtschaftsredaktion des MDR hat eine völlige Massenkarambolage an faktenferner Desinformation, Manipulation und Fake News abgeliefert, für die sich der MDR schämen sollte.

Doch, Ungeimpfte haben andere gefährdet

Doch, Impfungen haben das Ansteckungsrisiko vermindert, doch Impfungen haben die Intensivstationen entlastet. Und deshalb haben Impfgegner:innen auch die Gesundheit ihrer Mitmenschen zumindest durch Unterlassung gefährdet, nicht zu Letzt, in dem sie Desinformation wie diese im MDR verbreitet haben, die andere von der Impfung abgehalten hat.

Der Artikel der offenbar ahnungslosen und fachfremden Autorin liest sich wie eine selbstgerechte Abrechnung einer „Querdenkerin“ und Revisionismus der Desinformation in der Pandemie. Doch er steht nicht in Telegram, sondern beim MDR. Und dass es ein „Kommentar“ ist, darf keine Ausrede dafür sein, dass Fake News verbreitet werden. Und wir alle müssen für diese Desinformation mit zahlen. Wer sich über diesen Fake-News-Artikel beschweren möchte, hier entlang.

Artikelbild: Screenshot, Canva